Erdbeben am Herdubreid könnten Askja-Eruption vorausgehen

Der kleine Viti Kratersee in der Askja-Caldera. © Marc Szeglat

Erdbeben am Herdubreid halten an

Heute ging der Erdbebenschwarm nördlich von Herdubreid auf Island weiter. Er hat sich zwar etwas abgeschwächt, aber dennoch gibt es viele schwache Beben. In den letzten 48 Stunden wurden 631 Erschütterungen in die Tabellen von IMO aufgenommen. 12 Erschütterungen hatten Magnituden zwischen 2 und 3. In den Tabellen werden nicht alle erfassten Erdbeben angezeigt, sodass die tatsächliche Zahl der Beben höher sein dürfte. Es handelt sich schon um ein bemerkenswertes Schwarmbeben, reicht aber noch nicht ganz an die heftigen Erdbebenschwärme heran, die wir in den letzten Jahren z.B. am Fagradalsfjall, Bardarbunga, oder Eyjafjallajökull Tage vor den Eruptionen sahen. Bei massiven Bodenhebungen infolge von Magmenaufstieg zur Oberfläche streuen die Erdbeben meistens über einen größeren Bereich, als wir es momentan am Herdubreid sehen. Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob das Schwarmbeben mit Magmenintrusion zusammenhängt und vielleicht sogar einen Vulkanausbruch ankündigt.

Kündigt das Schwarmbeben einen Ausbruch der Askja an?

Der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson meinte in einem Interview mit dem isländischen Fernsehsender RUV, dass das Schwarmbeben bemerkenswert ist und möglicherweise andeutet, dass der Zentralvulkan Askja für eine Eruption bereit ist. Herdubreid liegt in Sichtweite der Askja (die Distanz beträgt 24 km), die ihre Finger weit ausstreckt: sie reichen bis in das Gebiet um den Wasserfall Dettifoss, der gut 90 km nördlich der Askja liegt. Der isländische Wissenschaftler sprach weiter davon, dass sich unter der Askja eine erhebliche Menge Magma angesammelt hat. Ich kann mir 2 Methoden vorstellen, wie Bodenhebung und Inflation an der Askja die Erdbeben am Herdubreid auslösen: entweder migriert ein magmatischer Gang vom Magmenkörper unter der Askja zum Herdubreid, oder der Magmenkörper ändert das Spannungsfeld im größeren Umkreis der Askja, so dass tektonische Störungszonen aktiviert werden. Auf jeden Fall startete der Prozess der Magmen-Akkumulation in dem Gebiet bereits im Jahr 2012. Mit jedem Schub frischen Magmas steigert sich die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs, wobei sich eine Eruption am Herdubreid selbst nicht ausschließen lässt. Ob der nächste Ausbruch an der Askja explosiv, oder effusiv sein wird, lässt sich nicht prognostizieren. Der Vulkan erzeugte in der Vergangenheit sowohl große Lavafelder, als auch mächtige Aschewolken.

Erdbebenaktivität im Wochenrückblick

IMO veröffentlichte heute auch die Zusammenfassung der Erdbebentätigkeit im Beobachtungszeitraum 17-23 Oktober. Es wurden insgesamt rund 2520 Erdbeben registriert, was deutlich mehr als in der Vorwoche ist, als ca. 900 Erdbeben festgestellt wurden. Das stärkste Erdbeben war das Beben am Herdubreid mit Mb 4,1. Dort gab es auch das intensivste Schwarmbeben. Viele Beben gab es ebenfalls bei Grimsey und Reykjanes. Am Grímsvötn wurden 20 Erdbeben und am Vulkan Hekla 5 Beben registriert.

Erdbeben-News 24.10.22: Island

Der Schwerpunkt meiner Erdbeben-Berichterstattung liegt heute wieder auf Island. Es gab aber auch interessante Erdbeben in anderen Regionen. Dazu zählt ein Erdbeben Mb 5,1 im nördlichen Peru und ein Erdstoß Mb 3,9 in Frankreich.

Island: Drei grüne Sterne

  • Mb 4,1 unter Herdubreid
  • Mb 3,6 unter der Katla
  • Mb 3,0 nahe Fagradalsfjall

Wer sich die Shakemap von Island heute anschaut, dem fallen sofort 3 grüne Sterne an unterschiedlichen Lokalitäten ins Auge. Grüne Sterne markieren Erdbeben mit Magnituden ab 3. Hier liegt üblicherweise die Schwelle für die Wahrnehmbarkeit von Erdbeben, was auf Island aber nicht zwangsläufig heißt, dass diese Erdbeben auch wahrgenommen werden, da ja nicht überall Menschen wohnen. Über das stärkste Erdbeben Mb 4,1 habe ich gestern bereits berichtet: es manifestierte sich am Herdubreid, wo der Erdbebenschwarm mittlerweile mehr als 1000 Erschütterungen umfasst. Laut IMO war das Beben M 4,1 die stärkste Erschütterung am Herdubreid, seitdem die Beben erfasst werden. Auch die Experten fragen sich, was dort los ist und ob nicht ein magmatischer Gang intrudiert? In der Gegend gibt es kein öffentlich zugängiges GPS-Netzwerk, dass die Bodenhebung misst. Sehr wahrscheinlich muss man dort erst etwas installieren, oder INSAR-Daten abwarten, um eine mögliche Bodenhebung festzustellen.

Ein weiteres Sternchen sehen wir heute auf dem Gletscher Myrdalsjökull. Dahinter verbirgt sich ein Erdstoß Mb 3,6, der sich in nur 100 m Tiefe unter der Katla-Caldera ereignete. Oft werden solche flach liegende Erdbeben Eisbruch zugeordnet. Zu bedenken gilt aber, dass die Tiefe von Erdbebenherden normalerweise unter dem Meeresspiegel angegeben wird, so dass hinter dem Erdstoß auch eine andere Ursache als Eisbruch stecken könnte. Zudem wurden im Erfassungsgebiet des Myrdalsjökull 14 weitere Beben festgestellt. Bereits in der letzten Woche wurde vermutet, dass hinter der gesteigerten Bebentätigkeit unter dem Gletscher ein sich anbahnender Gletscherlauf stecken könnte, doch bisher ist er ausgeblieben. So ist nicht auszuschließen, dass die Beben im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen.

Das Dritte Sternchen sehen wir auf der Reykjanes-Halbinsel leuchten. Dahinter steckt ein Erdbeben Mb 3,0. Das Hypozentrum lag 6,2 km tief. Das Epizentrum wurde 4,2 km westlich vom Fagradalsfjall ausgemacht. Damit liegt es in der Ebene auf dem Weg zum Thorbjörn-Vulkan und der Blauen Lagune und nicht weit von Grindavik entfernt. In de Region gibt es tektonische Spalten, die durch Magmen-Akkumulation aktiviert werden könnten.

Kurzum, auf Island gibt es mehrere Baustellen die seismisch aktiv sind und wo die Beben mit dem Vulkanismus assoziiert sein könnten. Es bleibt spannend!


Weitere Meldungen:

Chile: Erdbeben Mb 5,1

Im Norden von Peru ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 123 km. Das Epizentrum wurde 59 km östlich von Juanjuí verortet.


Frankreich: Erdbeben Mb 3,9

An der Küste der Bretagne manifestierte sich ein Erdbeben Mb 3,9. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 9 km westlich von Auray. Beim EMSC gab es 2 Wahrnehmungsmeldungen.

Island: Erdbeben Mb 4,1 am Herdubreid

Erdbeben Mb 4,1 erschüttern den Tafelvulkan Herdubreid

Datum: 22.10.22 | Zeit: 23:11:01 UTC | Lokation: 65.21 ;  -16.36 | Tiefe: 7,8 km | Mb 4,1

Seit Tagen ist die Erdbebentätigkeit unter Island erhöht. So gibt es mehrere Bebenspots entlang der Hauptstörungszonen, auf denen sich auch die großen Zentralvulkane Islands befinden, unter denen es ebenfalls vermehrt bebt. Daher ist es unklar, inwieweit die Erdbeben tektonisch bedingt sind und welche der Erdbeben möglicherweise mit dem Vulkanismus zusammenhängen.

Gestern Abend manifestierte sich um 23:11:01 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,1 beim Herdubreid. Das Hypozentrum lag fast 8 km tief. Das Epizentrum wurde 4,1 km nördlich des Tafelvulkans lokalisiert. Der Erdstoß konnte in der nordisländischen Stadt Akureyri gespürt werden. Zwei weitere Beben hatten Magnituden im 3er-Bereich. Die Beben waren Teil eines Schwarms, der bislang aus 375 Erschütterungen besteht, die in den IMO-Tabellen aufgeführt werden. Auf der Seite von IMO ist von mehr als 600 automatisch erfassten Erdbeben die Rede.

Herdubreid in monogenetisch und entstand unter dem Eis

Herdubreid war in den letzten Jahren immer wieder Schauplatz von Schwarmbeben und man vermutete dass sie durch eine Magmen-Akkumulation verursacht wurden. Der Tafelvulkan entstand während der Eiszeit unter der Gletscherbedeckung, wodurch die abgeflachte Form zustande kam. Der Krater liegt auf einer 200 m hohen Anhöhe im Süden des Plateaus. Forscher vermuten, dass dieser Teil des Vulkans während der letzten Eruptionen über dem Eis lag. Sie gehen auch davon aus, dass der Vulkan in nur einer einzigen Eruptionsphase entstand, er also monogenetisch ist. Somit ist ein neuer Ausbruch des Herdubreids unwahrscheinlich, es könnten aber Eruptionen in seiner Nähe entstehen. Während die bis zu 1000 m hohen Hänge überwiegend aus Palagonit bestehen, ist das Material des oberen Teils des Vulkans basaltischer Herkunft. Bei Palagonit handelt es sich um ein vulkanisches Glas, dass ebenfalls aus basaltischer Lava besteht, sich aber aufgrund der schnelle Abkühlung unter Wasser, bzw. Eis gebildet haben muss.

In der nordischen Mythologie gilt Herdubreid als Sitz des Donnergottes Thor. Der Tafelvulkan gehört zum System des Zentralvulkans Askja, der seit letztem Jahr durch Inflation auffällt und möglicherweise dabei ist, sich auf eine Eruption vorzubereiten.

Weitere Erdbeben gab es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurden innerhalb von 48 Stunden 82 Erschütterungen registriert. Die Bebentätigkeit ist ebenfalls im Süden von Island erhöht.

Erdbeben-News 22.10.22: Kalifornien

Erdbebenserie in Kalifornien

Derzeit gibt es viele schwache Erdbeben in Kalifornien. Sie erstrecken sich zum großen Teil parallel zur San-Andreas-Störung, doch es gibt auch Beben die Abseits der dominierenden Transformstörung liegen. Auffällig ist diesbezüglich ein kleiner Schwarm wenige Kilometer nordöstlich von Geyserville. Dort manifestierten sich in den vergangenen Tagen 16 Erschütterungen mit Magnituden im 2er Bereich und sehr flach liegenden Hypozentren. Wie der Name des Ortes schon vermuten lässt, gibt es in der Region heiße Quellen und Geysire. Das Örtliche Gaskraftwerk nutzt zusätzlich Geothermie. Die flachen Hypozentren lassen einen Zusammenhang der Erdbeben mit dem Hydrothermalsystem von Geyserville vermuten. Die Epizentren wurden 17 km östlich von Cloverdale verortet.

Ganz im Nordwesten des US-Bundesstaates gab es mehrere Erdbeben nahe Eureka. Sie ereigneten sich an der Mendocino-Fracture-Zone, die eine Verlängerung der San-Andreas-Störung darstellt und bei Eureka nach Westen abknickt.

Erdbeben-Aktivität unter Grimsvötn am 21.10.22

Grimsvötn mit erhöhter Erdbebenaktivität

Datum: 20.10.22 | Zeit: 18:34:33 UTC | Lokation: 64.40 N ; -17.29 | Tiefe: 0,8 km | Mb 2,9

Unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn ist die Seismizität weiter erhöht. Die Steigerung der Erdbebentätigkeit begann in der letzten Woche, als es einen kleinen Gletscherlauf gab. Dabei floss Schmelzwasser ab, dass sich aufgrund der erhöhten Geothermie im Bereich von Grimsvötn unter dem Gletscher Vatnajökull gesammelt hatte. Zu diesem Zeitpunkt lagen die meisten Erdbeben nahe der Oberfläche und könnten mit Eisbruch im Zusammenhang gestanden haben. Das ist jetzt nicht mehr der Fall, denn die Hypozentren der schwachen Erdstöße haben sich größtenteils in Tiefen jenseits von 5 km verlagert. Daher nehme ich an, dass die Beben im Zusammenhang mit der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund zusammenhängen. Es besteht die (geringe) Möglichkeit, dass die Druckentlastung durch das abgeflossene Schmelzwasser Magmenaufstieg begünstigt. Doch noch sehe ich keinen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch des Vulkans. IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 39 Beben im Bereich des Vatnajökulls. 7 Beben manifestierten sich am Grimsvötn und am assoziierten Thermalgebiet Grimsfjall. Die restlichen Erschütterungen verteilten sich auf den Bardarbunga, der ebenfalls unter dem Gletscher liegt, sowie auf Askja und Herdubreid nördlich des Vatnajökulls. Die beiden Vulkane Askja und Grimsvötn stehen auf Alarmstufe „gelb“ und könnten sich auf Eruptionen vorbereiten.

Über den Grimsvötn-Vulkan

Grimsvötn ist ein subglazialer Vulkan unter dem Vatnajökull, der der größte Gletscher Europas ist. Grimsvötn ist ein Zentralvulkan und bildet zusammen mit dem Bardarbunga ein Vulkansystem zweier benachbarter Zentralvulkane. Zwischen ihnen erstreckt sich der Spaltenvulkan Gjalp. Der Grimsvötn streckt seine Fühler bis weit in den Südwesten Islands aus, denn seine Spalten reichen fast bis zur Katla. So zählt auch die Laki Spalte zum Grimsvötn. Sie sorgte im Jahr 1783 für eine verheerende Eruption. Man geht davon aus, dass sich Grimsvötn direkt über den Island-Mantelplume befindet. Schon erstaunlich, wie auf Island die Vulkane zusammenhängen.

Starkes Erdbeben erschüttert Panama am 20.10.22

Erdbeben Mw 6,8 südlich von Panama

Datum: 20.10.22 | Zeit: 11:57:11 UTC | Lokation: 7.66 N ; 82.37 W | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Vor der Südküste von Panama manifestierte sich heute Mittag ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,8. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 10 km. Der Epizentralpunkt wurde 78 km süd-süd-östlich von Guarumal lokalisiert. Bis zur costa-ricanischen Hauptstadt sind es 315 km. Das Erdbeben ereignete sich um 11:57:11 UCT. Vor Ort war es 06:57:11 Uhr. Es gab mehrere moderate Nachbeben.

Beim EMSC liegen Wahrnehmungsberichte vor. Nach denen war der Erdstoß in 66 km Entfernung (also an der Küste von Panama) deutlich zu spüren gewesen und dauerte ca. 45 Sekunden. Erdbeben dieser Magnitude können schon beachtliche Schäden verursachen und kleine Tsunamis auslösen. Da die Bebenzeugen an der Küste aber nichts über Schäden berichteten, könnten die Menschen der Region Glück gehabt haben. Sobald nähre Informationen vorliegen, erfolgt hier ein Update.

Tektonische Situation vor Panama

Als Land Mittelamerikas ist die Pazifikküste des kleinen Staates Teil des Zirkumpazifischen Feuergürtels. Obwohl die Vulkane Panamas bei uns wenig bekannt sind, so gibt es mindestens ein Vulkan, der in den letzten 10.000 Jahren aktiv gewesen war. Dabei handelt es sich um den Baru, dessen letzte Eruption im 16. Jahrhundert stattfand. 3 weitere Feuerberge gelten als inaktiv, bzw. erloschen. Neuere Studien gehen davon aus, dass es vor gut 20 Millionen Jahren mehrere aktive Vulkane in Panama gab, die dabei halfen die Landbrücke zwischen Nordamerika und Südamerika zu bauen. Bislang ging man von rein tektonischen Prozessen aus, die sich hierfür verantwortlich zeigten. Womit wir beim Thema wären: Vor der Südküste Panamas stoßen die Coos und Nazca-Platten zusammen und bilden eine dextrale Transformstörung die fast senkrecht auf einer Subduktionszone steht, die parallel zur Küste verläuft. Beide Platten tauchen entlang dieser Subduktionszone unter die Karibische Platte, auf der sich Panama befindet. Die aktuellen Erdbeben ereigneten sich am Schnittpunkt aller 3 Platten. Dieses tektonische Setting lässt sich am Relief des Ozeanbodens erahnen, welches in der Shakemap sichtbar ist.

Erdbeben in Thailand verursacht leichte Schäden

Thailand: Erdbeben M 4,2

Datum: 19.10.22 | Zeit: 21:36:32 UTC | Lokation:  18.84 N ; 99.16 E | Tiefe: 2 km | Mb 4,2

Im Norden von Thailand gab es gestern Abend ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 19 km östlich von Chiang Mai ausgemacht. Trotz der vergleichsweise geringen Magnitude wurden an Häusern Schäden in Form von Rissen entdeckt. Dass es zu Schäden kam, dürfte seine Ursache in der geringen Tiefe des Erdbebenherds haben. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor.

Laut Aussage der lokalen Erdbebenwarte manifestierte sich das Erdbeben an der Mae-Tha-Verwerfung, die sich horizontal nach rechts verschoben habe.

Außerdem wurde in den Provinz Long ein kleines Schwarmbeben registriert. Es bestand aus 8 Erschütterungen. Das stärkste Beben hier hatte eine Magnitude von 3,9.

Erdbebentätigkeit auf Island bleibt hoch

Viele Erdbeben unter Island

Island liegt auf der Spreizungszone des Mittelatlantischen Rückens und zählt daher zu den Bebenspots der Erde. Hinzu kommt ein ausgeprägter Vulkanismus, der seine Ursache nicht nur in der Divergenz der Erdkrustenplatten findet, sondern zusätzlich von einem Hotspot (Mantelplume) gespeist wird. Daher sind die Erdbeben auf Island teils tektonischen Ursprungs, zum Teil aber auch vulkanisch-bedingt. Zwar unterscheiden sich vulkanotektonische Erdbeben in ihrer Frequenz von tektonischen Erschütterungen, dennoch ist es auch für den Seismologen nicht einfach diese immer zu unterscheiden. So ist die Ursache für die zahlreichen Erdbeben unter Island nicht immer klar.

Aktuell registrierte IMO 262 Erdbeben innerhalb von 48 Stunden, die sich überwiegend entlang bekannter Störungszonen manifestierten, die im Zusammenhang mit dem Mittelatlantischen Rücken stehen, der durch Island verläuft. Besonders prominent ist ein Schwarmbeben bei Grimsey vor der Küste von Nordisland. Bei der involvierten Störungszone handelt es sich um die Tjörnes-Fracture-Zone. Weitere Erschütterungen ereigneten sich auf der Reykjanes-Halbinsel und im Süden von Island. Die Beben dort liegen entlang der South-Iceland-Seismic-Zone (SISZ). Sie ist das südliche Pendant zur Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ). Bei beiden Störungszonen handelt es sich um Transformstörungen, an denen der Mittelatlantische Rücken um gut 100 km nach Osten versetzt wird. Während es sich bei der SISZ um eine sinistrale (linkshändige) Blattverschiebung handelt, versetzt die TFZ nach rechts (dextral). Es wird angenommen, dass der Mantelplume unter Island durch seine Aufwölbung für den Versatz des Mittelatlantischen Rückens mitverantwortlich ist. Entlang des Mantelplume steigt Schmelze aus dem Erdmantel auf. Sein Zentrum wird unter dem Grimsvötn-Bardarbunga-System des Vatnajökulls vermutet. So ereignete sich 2014 am Bardarbunga die mächtigste Eruption auf Island seit Jahrhunderten. In den letzten Tagen gibt es unter dem Grimsvötn vermehrt Erdbeben, von denen auch die benachbarte Askja heimgesucht wird.

Bodenverformung der Vulkane

Von Mai bis Anfang Oktober gab es am Grimsvötn eine Bodenhebung von 8 cm. Im Monatsverlauf reduzierte sie sich um 3 cm. An der Askja wurden an einigen Messstationen seit August letzten Jahres bis zu 40 cm Bodenhebung festgestellt. Leider ist die Kommunikation zu den Anlagen Anfang des Monats ausgefallen. Unter der Katla (Myrdalsjökull) gibt es auch noch Seismizität. Nur an der Messstation AUST ist eine nennenswerte Bodenhebung von 6 cm festzustellen. Allerdings gilt hier die Einschränkung, dass die Bodenhebung gerade die Absenkung kompensiert, die dort im April gemessen wurde, so dass Netto nichts übrig bleibt. Die Situation unter Katla würde ich als unklar einstufen, während die Anzeichen weiterhin dafür sprechen, dass Grimsvötn und Askja für eine Eruption bereit sein könnten.

Erdbeben-News 19.10.22: Ascension Insel

Erdbeben Mw 5.6 in der Region der Ascension Insel

Datum: 19.10.22 | Zeit: 15:03:03 UTC | Lokation: 7.77 S ; 13.64 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Heute Nachmittag wurde die Region der Ascension Insel von einem Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert. Das Beben manifestierte sich am Mittelatlantischen Rücken, genauer, zwischen Südamerika und Afrika. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben. Das Epizentrum wurde 1502 km südlich von Harper (Liberia) verortet. Der Erdstoß stand im Zusammenhang mit der Divergenz entlang des Mittelatlantischen Rückens, der hier die Naht zwischen Afrika und Südamerika markiert.


China: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 19.10.22 | Zeit: 04:35:36 UTC | Lokation:  37.76 N ; 92.40 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,4

Südöstlich der chinesischen Wüste Taklamakan manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 5,5. Es hatte einen Erdbebenherd in 10 km Tiefe und ein Epizentrum, das 333 km südlich von Dunhuang lokalisiert wurde. Die Taklamakan bildete sich in einem Becken eines riesigen Schmelzwassersees aus der letzten Eiszeit. Auch heute noch werden unter den Sanddünen große Wasservorkommen vermutet.


Island: Schwarmbeben an der TFZ

Datum: 19.10.22 | Zeit: 10:26:04 UTC | Lokation: 66.67 ; -17.98 | Tiefe: 14 km | Mb 3,8

Vor der isländischen Nordküste hat sich der Erdbebenschwarm bei Grimsey an der Tjörnes-Fracture-Zone wieder deutlich verstärkt. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 164 Erschütterungen. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 3,6.

Auch in anderen Regionen von Island werden viele Beben registriert. Unter den Bebenspots befinden sich Grimsvötn und Askja.