Campi Flegrei: Starker Erdbebenschwarm am 18.08.24

Der Solfatara-Krater. Foto: Marc Szeglat

Süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde von starkem Erdbebenschwarm erschüttert  -Mehr als 160 Beben innerhalb von 24 Stunden

Die Campi Flegrei (Phlegräischen Felder) in Süditalien kommen immer noch nicht zur Ruhe und wurden erneut von einem starken Erdbebenschwarm erschüttert, der gestern Mittag begann und bis heute Morgen andauerte. Insgesamt wurden mehr als 160 Beben detektiert. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und einen Erdbebenherd in nur 300 m Tiefe. Das Epizentrum wurde im Bereich der Küstenstraße Via Napoli lokalisiert und lag wenige Hundert Meter südlich des Solfatara-Kraters, ganz in der Nähe der Luftwaffenakademie, wo sich während der Bronzezeit ein Lavadom manifestierte. Vier weitere Erschütterungen in dem Areal brachten es auf Magnituden im Zweierbereich. Viele der schwächeren Erschütterungen verteilten sich zudem in und um die Solfatara.

 

Schwarmbeben löste keine Panik aus und die Menschen blieben ruhig

Obwohl der Schwarm bei Anwohnern, die das Geschehen online regelmäßig verfolgen, Sorgen auslöste, blieben Panikreaktionen und ein großes mediales Echo bislang aus. Die Erdbeben lagen alle unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze von M 3,0 und es liegen keine entsprechenden Meldungen vor, obgleich das stärkste Erdbeben aufgrund seines flach liegenden Hypozentrums als leichter Stoß hätte gespürt werden können. Doch so ein Stoß reicht dann halt doch nicht mehr aus, um große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nichtsdestotrotz gab das INGV Napoli mehrere Warnmeldungen heraus und wies auf eine Telefonnummer hin, unter der Bürger Schäden melden können.

Die Erdbeben spielten sich in Tiefen ab, die darauf hindeuten, dass sie im Zusammenhang mit Vorgängen im Hydrothermal der Caldera stehen. Sehr wahrscheinlich bauten sich Spannungen im Gestein ab, die durch Druckbeaufschlagung durch magmatische Fluidansammlungen im Hydrothermalsystem zustande kamen. Sie könnten auch direkt durch Fluidbewegungen entstanden sein. Auf jeden Fall sind das Indizien dafür, dass weiterhin eine größere Menge magmatischer Fluide aus größerer Tiefe aufsteigt und dass die Hitze eines Magmenkörpers in Tiefen von mehr als 4 Kilometern das Hydrothermalsystem weiter aufheizt. Nach wie vor sind wissenschaftliche Prognosen darüber, ob die Tätigkeit letztendlich in einer Eruption gipfeln wird, unmöglich. In meinen Augen besteht weiterhin die Gefahr, dass es auch kurzfristig zu phreatischen Eruptionen im Bereich Solfatara/Pisciarelli kommen könnte.

Kamtschatka: Sehr starkes Erdbeben Mw 7,0

Sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,0 erschütterte Küstenregion im Osten Kamtschatkas – Tsunamialarm ausgelöst

Datum 18.08.2024 | Zeit: 19:10:29 UTC | 52.965 ; 159.976 | Tiefe: 5,3 km | Mw 7,0

Gestern war ein ereignisreicher Tag für die russische Halbinsel Kamtschatka, die im fernen Osten Sibiriens liegt und mit dem Zirkumpazifischen Feuergürtel assoziiert wird. Zunächst brach der Vulkan Shiveluch im Norden Zentralkamtschatkas aus. Kurz darauf folgte ein schweres Erdbeben der Magnitude 7,0. Laut Angaben des EMSC ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 51 Kilometern (Hypozentrum) und hatte sein Epizentrum 91 km östlich der Provinzhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky. Es lag offshore vor der Ostküste der Halbinsel, was zur Auslösung eines Tsunamialarms führte. Allerdings blieben größere Wellen aus, da das Hypozentrum zu tief lag. Andere Erdbebendienste verorteten das Erdbeben in einer Tiefe von 34 Kilometern, was ebenfalls zu tief ist, um Tsunamis zu erzeugen. Tsunamis entstehen normalerweise nur bei flach liegenden Erdbebenherden in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern oder weniger, da für die Entstehung großer Tsunamis ein vertikaler Versatz entlang einer großen Störung notwendig ist, der bis zum Meeresboden reicht und dort Wellen auslöst.

Der Erdstoß in der Nähe der Großstadt Petropavlovsk blieb nicht ohne Folgen, aber insgesamt kam die Region glimpflich davon. Es wurden nur leichte Gebäudeschäden gemeldet. An gut einem Dutzend Häusern entstanden Risse, und Fliesen sowie Fassadenteile lösten sich und stürzten auf die Straßen. Es gab keine menschlichen Opfer. Man hatte Glück, dass das Beben nicht flacher lag, denn erdbebensicher gebaut sind dort wohl die wenigsten Gebäude. Das Gegenteil ist eher der Fall. Bei meinem Besuch vor etwa 12 Jahren hatte ich nicht den Eindruck, dass die meisten größeren Gebäude in einem guten Zustand waren.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifikplatte unter die eurasische Kontinentalplatte in Verbindung, auch wenn zwischen Kamtschatka und Eurasien noch die kleinere Ochotsk-Platte liegt. Die Subduktionszone wird durch den Kurilen-Kamtschatka-Graben markiert, der vor der Ostküste der Halbinsel verläuft und an seiner tiefsten Stelle 10.542 Meter unter dem Meeresspiegel liegt.

Vulkanausbruch am Shiveluch ereignete sich vor dem Erdbeben auf Kamtschatka

Die Subduktion ist auch für die Schmelzbildung und somit für den Vulkanismus auf Kamtschatka verantwortlich. Gestern brach tatsächlich auch der Shiveluch im Norden Zentralkamtschatkas aus, und viele Medien vermuteten einen direkten Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vulkanausbruch. Die Eruption schleuderte Vulkanasche bis in eine Höhe von fast 9000 Metern und erzeugte vulkanische Gewitter in der Eruptionswolke. Wahrscheinlich kam es infolge von Explosionen zum Domkollaps. Erste VONA-Warnungen gab das VAAC Tokio um 12:37 UTC heraus, während sich das Erdbeben erst um 19:10:29 UTC ereignete. Die Eruption begann also mehr als sechs Stunden vor dem Erdbeben. Es kann daher ausgeschlossen werden, dass das starke Erdbeben die Eruption ausgelöst hat. Bereits in der Nacht zum Samstag ereignete sich gegen 2:00 Uhr UTC ein Erdbeben der Magnitude 5,2 westlich von Petropavlovsk. Da sich dieser Erdstoß jedoch in einer Tiefe von 162 Kilometern ereignete, ist ein Zusammenhang ebenfalls unwahrscheinlich.

Taiwan: Starkes Erdbeben Mw 6,1

Taiwan erneut von schweren Erdbeben getroffen – keine unmittelbaren Schadensmeldungen

Datum 15.08.2024 | Zeit: 23:35:53 UTC | 23.747 ; 121.772 | Tiefe: 14 km | Mw 6,1

Taiwan, ein Inselstaat vor der Küste Chinas, wurde gestern Abend um 23:35:53 UTC (Lokalzeit 07:35:53 Uhr am Freitagmorgen) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 14 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 31 km südöstlich von Hualien City an der Ostküste verortet.

Die Daten anderer Erdbebendienste wichen leicht von denen der Europäer ab. So hatte das Beben nach USGS-Angaben eine Magnitude von 6,3 und einen Erdbebenherd in 11 Kilometern Tiefe.

Wenige Stunden zuvor hatte es in der gleichen Region ein Beben der Magnitude 5,3 gegeben. Zwei weitere Vorbeben lagen im Viererbereich.

Obwohl sich das Beben offshore ereignete, gab es keinen Tsunami-Alarm. Berichte über größere Schäden oder Opfer liegen ebenfalls nicht vor, obgleich der Erdstoß in einem großen Umkreis gespürt werden konnte. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor, die meisten stammen aus der Hauptstadt Taipeh an der Nordküste, wo das Erdbeben Gebäude schwanken ließ. Von solchen Schwankungen sind besonders Hochhäuser betroffen, in deren oberen Stockwerken sich Bewegungen am deutlichsten wahrnehmen lassen.

Vorsichtshalber wurde die Geschwindigkeit der U-Bahnen reduziert, doch der Verkehr wurde nicht vollständig eingestellt. Im Gegensatz zu Deutschland funktionierte der Smartphone-Warndienst des Katastrophenschutzes, und die Menschen erhielten Warnungen. Panik brach nicht aus, aber besonders in Bergregionen unterbrachen Autofahrer ihre Fahrt aus Sorge, es könnten Erdrutsche abgehen. Die Erdrutschgefahr ist aufgrund tagelang anhaltender Regenfälle in Taiwan bereits erhöht.

Die Behörden warnten vor möglichen Nachbeben, die in den kommenden Tagen eine Magnitude von 5,5 erreichen könnten. Seit dem schweren Beben am Freitagmorgen wurden in der Nähe von Hualien bereits etwa ein Dutzend kleinere Erschütterungen registriert.

Taiwan liegt am Zirkumpazifischen Feuergürtel, entlang dem es besonders viele Vulkanausbrüche und Erdbeben gibt. Die tektonische Situation des Inselstaates ist komplex, doch im Wesentlichen wird vor der Ostküste Taiwans die Philippinenplatte unter jene Eurasiens subduziert, was Spannungen verursacht, die sich in Erdbeben entladen. Auf der Höhe von Hualien City mündet zudem der Ryukyu-Graben in das Störungssystem ein, was diese Region für Erdbeben besonders anfällig macht.

Island: Polizeichef sorgt sich um Norden von Grindavik

Erdbebenaktivität hält an und schürt Sorgen um den Norden von Grindavik – Apell des Polizeichefs

Die Erdbebenaktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ist auch heute deutlich erhöht: Innerhalb von 48 Stunden wurden von IMO 157 Erschütterungen detektiert. Die meisten Beben konzentrieren sich auf das Svartsengigebiet und hier auf einen Bereich nördlich von Grindavik und südlich von Thorbjörn. Aber auch westlich des Orts bebt es. Die Bodenhebung scheint heute nachgelassen zu haben, was allerdings auch wieder eine der berühmten Messungenauigkeiten sein kann. Erst wenn mehrere Tage lang vergleichbare Werte ermittelt werden, kann man davon ausgehen, dass es ein neuer Trend ist. Sollte sich dieser Bestätigen, kommen zwei Szenarien in Betracht: Entweder lässt der Magmenstrom aus der Tiefe nach, weil das tiefe Reservoir erschöpft ist, oder weil der Gegendruck im oberen System zu groß wird. Letztere Möglichkeit würde auf eine baldige Eruption hindeuten.

In den Medien sind heute zwei Personen prominent gewesen, die beide die gleiche Besorgnis geäußert haben. Bei der einen Person handelt es sich um IMO-Bodendeformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson, der bestätigte, dass sich die Seismizität auf hohem Niveau befindet. Er zeigte über die Nähe der Epizentren zum Norden von Grindavik besorgt und befürchtet, dass es hier zu einer Spaltenöffnung kommen könnte. Bei der anderen Person handelt es sich um den regionalen Polizeichef Úlfar Lúðvíksson, der meinte, es wäre unverantwortlich, in Grindavik zu übernachten, und rät allen Bewohnern der Stadt, diese spätestens am Abend zu verlassen. Bevor nicht eine erneute Notlage ausgerufen wird, hat der Polizeichef nicht die Befugnis, die Stadt zu räumen, was er allerdings am liebsten machen würde. Insbesondere hält er es für unvertretbar, wenn sich Kinder in der Stadt aufhalten und Leute im Norden von Grindavik übernachten. Die meisten Anwohner hätten sich inzwischen zwar ein anderes Nachtquartier gesucht, dennoch hätten letzte Nacht mehr als 30 Personen auf 20 Häusern verteilt in Grindavik genächtigt. Vier dieser Häuser lagen in einem besonders gefährdeten Gebiet im Norden, dort, wo sich am ehesten eine Spalte öffnen könnte.

Bereits gestern äußerte sich Benedikt in einem MBL-Artikel über die anhaltende Bodenhebung an der Askja. Zwar wäre diese dieses Jahr nicht so hoch wie in den beiden Vorjahren, aber sie würde konstant anhalten und das Ausbruchsrisiko stiege auch hier.

Campi Flegrei mit Schwarmbeben Mitte August

Weiteres Schwarmbeben rockte süditalienische Caldera Campi Flegrei – Bodenhebung bleibt konstant hoch

Nachdem es einige Tage lang keine besondere Bebenaktivität von den Phlegräischen Feldern zu melden gab, sieht das heute anders aus, denn gestern ereignete sich ein weiterer Schwarm mit Beben, die sich im Hydrothermalsystem der Caldera manifestierten. Der Schwarm bestand aus mehr als 20 Erschütterungen mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Einzelbeben brache es auf eine Magnitude von 1,4 und hatte ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara verortet und lag einige Hundert Meter außerhalb des Kraters. Bereits am 11. und 12. August war die Erdbebenaktivität überdurchschnittlich hoch. Das heißt allerdings nicht, dass es an anderen Tagen keine Erdbeben gegeben hätte, doch deren Anzahl liegt dann meistens im einstelligen Bereich und entspricht dem, was man in der aktuellen Hebungsphase -die bereits seit 2005 andauert- als normal betrachtet.

Mit der erneuten Zunahme der Schwarmbebenaktivität steigt auch wieder das Risiko für stärkere Erschütterungen mit Magnituden im Viererbereich oder sogar darüber.

Auf Wochensicht gab es in der Caldera zwischen dem 5. und 11. August 70 Erdbeben mit geringer Magnitude. Das Stärkste brachte es gerade einmal auf M 1,5. Die Bodenhebung blieb konstant und lag an der Messstation RITE bei 20 mm im Monat. Seit Anfang des Jahres kamen 135 mm Bodenhebung zusammen. Die geochemischen Parameter zeigten im Beobachtungszeitraum keine größeren Schwankungen. Der allgemeine Trend der Druckbeaufschlagung des Systems setzt sich fort. Einzig die Gastemperatur der Hauptfumarole bei Pisciarelli reduzierte sich um 1 Grad auf durchschnittliche 94 Grad Celsius.

In den Sozialen Medien wurden in den letzten Tagen Fotos vom kleinen Bootshafen in Pozzuoli geteilt, der in Ufernähe mehr und mehr trockenfällt, was der anhaltenden Bodenhebung geschuldet ist. Sie hebt den Boden auch in Küstennähe immer weiter an, so dass er über die Wasserlinie gerät. Tatsächlich erobern immer mehr Grünpflanzen den Randbereich entlang der Kaimauer, der früher unter Wasser lag. Ein Indiz dafür, dass der Boden nicht nur bei Ebbe oberhalb des Meeresspiegels liegt.

USA: Moderates Erdbeben erschütterte Los Angeles

Erdbeben der Magnitude 4,3 erschütterte Los Angeles – Schrecksekunden für Anwohner der Region

Datum 12.08.2024 | Zeit: 19:20:24 UTC | 34.083 ; -118.179 | Tiefe: 11 km | Mb 4,3

Der Großraum Los Angeles (USA) wurde gestern Abend (mittags Ortszeit) von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,3 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 11 Kilometern Tiefe. Das EMSC lokalisierte das Epizentrum 7 km nordöstlich des Stadtzentrums von Los Angeles, also etwa in der Gegend von Hollywood und dem Griffith-Observatorium. Es folgten zwei Nachbeben mit Magnituden im Zweierbereich. Berichte über größere Schäden liegen nicht vor, doch der Erdstoß wurde in einem Umkreis von 150 Kilometern um das Epizentrum deutlich gespürt und schreckte zahlreiche Anwohner auf, die teilweise ihre Häuser verließen, aus Angst, es könnte sich um das Vorbeben eines stärkeren Erdstoßes handeln, der jedoch bisher ausblieb.

Das Erdbeben stand tektonisch gesehen in Verbindung mit der San-Andreas-Verwerfung. Die große Blattverschiebung verläuft einige Kilometer nördlich von Los Angeles und gilt als die Geißel Kaliforniens: Auch wenn Seismologen nicht vorhersagen können, wann sich ein starkes Erdbeben ereignen wird, so sehen sie doch eine 99,7-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten 14 Jahren zu einem Erdbeben der Magnitude 6,7 kommen wird. Die Wahrscheinlichkeit für ein Beben der Magnitude 7,5 oder mehr wird mit 46 Prozent angegeben. Die Besorgnis der Bevölkerung ist also begründet.

Das Erdbeben störte mehrere TV-Live-Sendungen; so war es unter anderem während einer NBA-Übertragung zu sehen. Auch eine Nachrichtensprecherin geriet durch die Erschütterungen im Studio ins Stocken und kommentierte, dass es wohl ein leichtes Erdbeben gewesen sei.

Los Angeles ist Austragungsort der Olympischen Spiele 2028, die autofrei stattfinden sollen. Mir persönlich ist es ein Rätsel, wie man dies in dieser Metropolregion managen will. Noch interessanter dürften Notfallpläne zur Evakuierung und Versorgung von Olympiateilnehmern, Zuschauern und der Bevölkerung sein, sollte sich das erwartete starke Erdbeben ausgerechnet zu dieser Zeit ereignen. Viele der achtspurig ausgebauten Autobahnen verlaufen im Stadtgebiet über brückenartige Galerien und stellen im Falle eines starken Bebens eine der Schwachstellen dar. Im Großraum Los Angeles leben fast 18 Millionen Menschen.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 10.08.24

Erneutes Schwarmbeben in den Campi Flegrei – Bodenhebung konstant

In den letzten Tagen war es relativ still um den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei, da die Erdbebenaktivität zwar erhöht war, jedoch keine besonders starken Erdbeben oder Schwärme auftraten. Dennoch gab und gibt es für die Bevölkerung der Region um Pozzuoli keinen Grund zum Aufatmen, denn die Prozesse, die hinter der erhöhten Aktivität stecken, gehen unvermindert weiter und lösten gestern Abend doch einen weiteren Erdbebenschwarm aus.

Der Erdbebenschwarm erreichte seinen Höhepunkt um 19:13 UTC, als es das stärkste Erdbeben der Serie gab. Es hatte eine Magnitude von 1,5 und ein Hypozentrum in 1,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag im Süden des Solfatara-Kraters. Südlich davon und im Allgemeinen um die Solfatara manifestierten sich auch viele der 27 anderen Erdbeben, die seit gestern registriert wurden. Sie hatten allesamt Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielten sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Trotzdem veröffentlichte die Kommune Pozzuoli ein Statement zum Geschehen und wies die Bevölkerung darauf hin, wo eventuell Schäden gemeldet werden können. Vielleicht rechnete man mit stärkeren Ereignissen.

Dass solche stärkeren Erdbeben in den Campi Flegrei jederzeit auftreten können, haben die letzten Monate bewiesen, in denen es mehrere Erschütterungen im Viererbereich gab, die leichte Schäden an der Infrastruktur auslösten.

Das INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 29.07. bis 04.08.2024 bestätigte, dass es in dieser Woche 40 schwache Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,2. Das Interessanteste ist jedoch, dass die Bodenhebung weiterhin bei 2 Zentimetern pro Monat liegt und somit auf einem konstant hohen Niveau bleibt. Es steigen also ununterbrochen magmatische Fluide aus größerer Tiefe auf, heben den Boden an und sorgen für einen Spannungsaufbau, der sich mittelfristig in weiteren Erdbebenserien abbauen wird. Man muss sich auf moderate bis starke Erdbeben einstellen, denn es sind auch durchaus Beben möglich, die oberhalb des Viererbereichs angesiedelt sind.

Im Juli gab es insgesamt 668 Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,0. Seit November 2005 summierte sich die Bodenhebung auf 131 Zentimeter. Der durchschnittliche Kohlendioxidausstoß lag im Juni und Juli bei 5000 Tonnen pro Tag, was ein bemerkenswerter Wert ist. Die Gastemperatur an der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei unveränderten 95 Grad. Die Werte zeigen, dass die Situation angespannt bleibt. Bisher lässt sich nicht abschätzen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Japan: Erdbeben Mw 7,1 auf Kyushu

Starkes Erdbeben erschüttert japanische Südinsel Kyushu – aktive Vulkane und Atomkraftwerke in der Nähe

Datum 08.08.2024 | Zeit: 07:42:55 UTC | 31.837 ; 131.449 | Tiefe: 20 km | Mw 7,1

Heute Morgen wurde der südöstliche Küstenbereich der japanischen Insel Kyushu von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,1 erschüttert. Laut Angaben des EMSC lag das Hypozentrum in 20 Kilometern Tiefe, das Epizentrum befand sich 9 km süd-südöstlich von Miyazaki.

Meldungen über größere Schäden oder Todesopfer liegen bisher nicht vor. Dies könnte auf die erdbebensichere Bauweise moderner Gebäude in Japan und die vergleichsweise große Tiefe des Erdbebenherdes zurückzuführen sein. In weniger gut entwickelten Ländern entlang des Pazifischen Feuergürtels hätte die Magnitude jedoch wahrscheinlich zu erheblichen Schäden geführt. Das Erdbeben war in einem weiten Umkreis spürbar, und selbst das europäische EMSC erhielt Wahrnehmungsmeldungen aus Japan.

Ganz spurlos ist das Ereignis dennoch nicht an den Menschen der Region vorbeigegangen: Das Erdbeben führte zu drei Verletzten und einem Erdrutsch in der Präfektur Kagoshima. Außerdem wurde Tsunamialarm ausgelöst und die Küstenregionen wurden evakuiert. Große Wellen blieben jedoch aus; dennoch wurden bis zu 50 Zentimeter hohe Wellen im Hafen von Miyazaki registriert.

Am Flughafen von Miyazaki zerbrachen Fensterscheiben. Ein Flughafenangestellter äußerte sich gegenüber der Japan Times, dass der Erdstoß ziemlich stark gewesen sei und etwa 30 Sekunden gedauert habe. Der Flugbetrieb wurde vorübergehend eingestellt und Flüge wurden gestrichen.

Auch der Zugverkehr war betroffen. Neben regionalen Verbindungen wurden zwei Schnellzüge auf den Linien Kyushu Shinkansen und Minami Kyushu Shinkansen gestoppt. Mehrere Atomkraftwerke wurden inspiziert.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Philippinenplatte am Ryukyugraben in Verbindung, der östlich von Kyushu verläuft und sich bis nach Okinawa erstreckt. Diese Subduktion ist auch für die Vulkane in der Region verantwortlich. Am nächsten zum Epizentrum liegt der Vulkan Kirishima, gefolgt von Sakurajima und den Vulkaninseln des Ryukyu-Archipels, von denen nur der Suwanose-jima derzeit aktiv ist. Es ist durchaus möglich, dass einige Vulkane auf das Erdbeben reagieren werden.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,0 bei Kreta

Mehrere moderate bis starke Erdbeben südlich griechischer Urlaubsinsel Kreta

Datum 07.08.2024 | Zeit: 08:23:54 UTC |  34.909 ; 24.910 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Vor der Südküste der griechischen Urlaubsinsel Kreta ereigneten sich heute Morgen drei Erdbeben, die man als moderat bis stark einstufen kann. Laut GZF-Potsdam hatten sie die Magnituden Mw 5,0 (19 km Tiefe), Mw 4,6 (19 km Tiefe) und Mb 4,4 (10 km Tiefe) und waren weithin spürbar. Andere Erdbebendienste ermittelten leicht abweichende Magnituden, die meistens schwächer ausfielen. So brachte es der stärkste Erdstoß beim EMSC auf eine Magnitude von 4,8 in 15 Kilometern Tiefe.

Die Epizentren der Beben reihten sich von Süd nach Nord wie Perlen auf einer Schnur auf. Das stärkste Erdbeben lag unmittelbar vor der Küste und wurde 16 km südsüdöstlich von Moíres verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion lag 51 Kilometer entfernt.

Die Erdbeben konnten in einem Umkreis von gut 100 Kilometern deutlich gespürt werden und dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Einige Bebenzeugen teilten mit, dass sie das Haus verließen. Laut Medienberichten sind Anwohner und Urlauber aber mit dem Schrecken davon gekommen: Opfer oder größere Schäden gab es nicht. Trotzdem können leichte Schäden wie Risse in Häusern und Straßen entstanden sein.

In diesem Jahr gab es vor Kreta bereits mehr als 1000 Erschütterungen. Darunter befanden sich 12 Beben mit Magnituden ab 4.

Die Beben vor Kreta stehen mit der Plattenkollision von Eurasien und Afrika zusammen und ereignen sich an der bedeutenden Subduktionszone des Hellensichen Grabens. Infolge der Subduktion bildet sich vor Kreta ein Akkretionskeil, in dem u.a. Gesteine zu finden sind, die typischerweise im Erdmantel gebildet werden oder metamorph entstehen können. Hierzu zählt Serpentinit, der auch als Schmiegelstein bekannt ist, da sich seine Oberfläche sehr glatt anfühlt. Solche Gesteine findet man in Aufschlüssen an der Südküste Kretas, ganz in der Nähe der aktuellen Epizentren. Die Gegend ist auch für ihre einmaligen tektonischen Falten bekannt, die hier aufgeschlossen sind. Sie finden sich z.B. an der Küste bei Agios Pavlos.