Erdbeben im Afar-Dreieck

Erdbeben Mb 4,5 in Grenzregion Eritrea-Äthiopien

Datum 19.10.23 | Zeit: 05:30:48 UTC | Lokation:  14.591 ; 40.622 | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Gestern gab es ein Erdbeben der Magnitude 4,5 im Afar-Dreieck, genauer, in der Grenzregion zwischen Eritrea und Äthiopien. Das Hypozentrum lag flach, in einer Tiefe von bis zu 10 km. Das Epizentrum wurde vom EMSC 130 km ost-nordöstlich von Ādīgrat verortet. Obwohl es in den letzten 24 Stunden stärkere Erdbeben in anderen Regionen der Erde gab, schreibe ich über dieses Erdbeben, weil es im Kontext von Vnet wichtig ist: es ereignete sich im Bereich des auslaufenden Ostafrikanischen Riftvalleys, in einem Bereich, in dem es viele Vulkane gibt. Einer von ihnen ist der Erta Alé, der Anfang dieser Woche durch intensive Lavastromtätigkeit auf sich aufmerksam machte. Im Jahresverlauf sahen wir in der Region des Afar-Dreiecks und in seinem Grenzbereich bereits mehrere Erdbeben, die ich als Anzeichen erhöhter seismischer Tätigkeit interpretierte, die sich auch auf die Aktivität des Vulkans auswirken könnte. Diese Hypothese scheint sich immer mehr zu bestätigen, denn der Erta Alé legte dieses Jahr eine gute Performance hin, selbst wenn sich bis jetzt kein permanenter Lavasee etablieren konnte.

Die Tätigkeit des Schildvulkans hat in den letzten Tagen offenbar wieder nachgelassen, denn obwohl noch kein neues Satellitenfoto verfügbar ist, zeigt MIROVA nur eine geringe Thermalstrahlung an, die entweder von Lavaspattering der Hornito-Aktivität zeugt, oder von der Restwärme der erwähnten Lavaströme stammt. Eigentlich müsste in den nächsten Stunden ein neues Satellitenbild erscheinen, dann lässt sich hoffentlich genaueres sagen.

Der Erta Alé ist nicht der einzige Vulkan der Region, denn er liegt in einem vulkanischen Rücken, der sich über mehrere 100 km Länge erstreckt. Entlang des Rückens reihen sich mehrere flache Schildvulkane und Eruptionsspalten aneinander. Meiner Meinung nach sieht man hier einen Ozeanischen Rücken, der trockengefallen ist.

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 19.10.23

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert den Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 19.10.23 | Zeit: 04:00:45 UTC | Lokation: 40.8272 ; 14.1435 | Tiefe: 2,7 km | Md 2,2

Nach zwei Tagen mit geringer seismischer Aktivität zog diese heute wieder an. Heute Nacht begann ein neuer Schwarm bzw. der anhaltende Schwarm intensivierte sich wieder und es ereigneten sich bis Mittags 14 Erschütterungen. Drei hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Hypozentren lagen in Tiefen von weniger als 3 km und befanden sich somit im Bereich der Gesteinsschichten, in denen das Hydrothermalsystem des Vulkans sitzt. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,2 und hatte einen Erdbebenherd in 2,7 km Tiefe.

In der Region ist man aktuell so sensibilisiert, dass jeder Schwarm mit Argusaugen betrachtet wird und Pressemeldungen erzeugt. Darüber hinaus springen immer mehr Fernsehsender auf das Thema an und suchen vor Ort Protagonisten für ihre Berichte. Angefeuert wird das Medieninteresse auch davon, dass die zuständigen Behörden angekündigt haben, neue Evakuierungspläne ausarbeiten zu wollen. Die alten Pläne sind offenbar nicht mehr up to date und reichten nicht aus, um so viele Anwohner des Gefahrengebiets in kurzer Zeit zu evakuieren. Außerdem wurden jahrelang keine entsprechenden Maßnahmen geübt. Natürlich ist es da nicht verwunderlich, dass die Menschen immer besorgter reagieren und dann die mainstream-Medien auf die Thematik anspringen. Zurecht fragt man sich, warum neue Pläne ausgearbeitet werden, wenn die Geschehnisse am Vulkan ausschließlich mit dem Bradyseismos zusammenhängen und keine Ausbruchsgefahr besteht.

Im aktuellen Wochenbericht vom INGV berichten die Wissenschaftler von 50 Beben, die während des Beobachtungszeitraums festgestellt wurden. Man weist noch einmal auf die zusätzliche Bodenhebung von 1 cm hin, die sich zwischen dem 21. und 23. September manifestiert. Der monatliche Wert belief sich weiterhin auf 15 mm Bodenhebung. Die restlichen geophysikalischen Parameter blieben unverändert. Die Durchschnittstemperatur der Gase der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad, gemessen in 5 m Entfernung zur Fumarole. Weiterhin ist das Becken des eigentlichen Schlammsprudels trocken und es fehlt an Kondensat und Niederschlag.

Erdbeben Mw 6,4 in Alaska – News vom 17.10.23

Starkes Erdbeben in großer Tiefe erschütterte die Aleuten in Alaska

Datum 16.10.23 | Zeit: 11:35:31 UTC | Lokation: 52.525 ; -176.921 | Tiefe: 188 km | Mw 6,4

Gestern manifestierte sich ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,4 am Aleuten Inselbogen, der zum US-Bundesstaat Alaska gehört. Das Hypozentrum lag in der Asthenosphäre, genauer, in 188 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 707 km west-südwestlich von Unalaska verortet. Die Insel Adak lag allerdings deutlich näher am Epizentrum, denn da Beben manifestierte sich vor der Nordküste der Insel. Diese ist Erdbeben-erprobt, denn in den Jahren 1957, 1964 und 1977 gab es hier bereits starke Erschütterungen. Aufgrund der Tiefe hat sich das Erdbeben an der Oberfläche schwächer ausgewirkt, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Dennoch ist der Erdstoß für uns von Interesse, da es sich bei den Aleuten um einen vulkanischen Inselbogen handelt und mehrere aktive Vulkane liegen im Wirkungskreis des Erdbebens. Einer der bekanntesten Vulkane im Westen des Inselbogens ist der Semisopochnoi. Dieser Inselvulkan war zuletzt im Mai dieses Jahres aktiv und eruptierte kleinere Aschewolken. Der VONA-Status stand zu dieser Zeit auf „Orange“. Inzwischen ist er wieder auf „Grün“ herabgestuft. Sollten in der nächsten Zeit Eruptionen einsetzten, könnten sie von dem Erdbeben getriggert worden sein.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifischen Platte unter der Nordamerikanischen Platte im Zusammenhang. Die Pazifische Platte taucht vor den Aleuten unter die Platte Nordamerikas ab und verschiebt sich im Untergrund in Richtung Norden. Der Erdstoß ereignete sich aller Wahrscheinlichkeit nach einem Stück dieser subduzierten Erdkruste, das trotz der großen Tiefe noch nicht plastisch verformbar war und durch die Spannungen brach.

Campi Flegrei mit Erdbeben am 16.10.23

Erdbeben Md 3,6 im Osten der Solfatara

Datum 16.10.23 | Zeit: 12:36:21 UTC | Lokation: 40.8268 ; 14.1423 | Tiefe: 1,9 km | Md 3,6

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde nach einigen Tagen der relativen Ruhe, während der eine normale Erdbebentätigkeit beobachtet wurde, von einem Erdstoß der Magnitude 3,6 erschüttert. Mit dieser Magnitude zählt das Beben zu den stärkeren der aktuellen Hebungsphase, an der das Phänomen des Bradyseismos Schuld haben soll. Das Hypozentrum befand sich in 1,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde am Ostrand der Solfatara verortet. Das Erdbeben war Teil eines seismischen Schwarms, der bis jetzt aus 23 Erschütterungen bestand.

Der Erdstoß ereignete sich um 10:36:21 UTC, also um 12:36:21 Uhr Lokalzeit. Der Erdstoß lag über der Wahrnehmbarkeitsschwelle und konnte von den Anwohnern der Gegend wahrgenommen werden. Beim EMSC beschreibt ein Bebenzeuge, der sich in 4 km Entfernung zum Epizentrum befunden hat, dass sein Schreibtisch wackelte und Flaschen auf diesem rumgehüpft sind.

Das Erdbeben reiht sich in einer Sequenz stärkerer Erdbeben ein, die für viel Aufregung in der Gegend geführt haben. Nicht zuletzt die große mediale Aufmerksamkeit, die die Geschehnisse in der Campi Flegrei genossen, treibt die Angst vor einer möglichen Eruption des Calderavulkans. Einige Vulkanologen vertreten die Meinung, der Vulkan könnte sich auf einen Ausbruch vorbereiten, während andere sagen, dass Erdbeben und Bodenhebung durch Bradyseismos verursacht werden. Stellt sich die Frage, woher die magmatischen Fluide stammen, die als Motor des Bradyseimsos angesehen werden?

Liest man den letzten Wochenbericht des INGV zur Campi Flegrei, sticht eine Passage hervor, die nicht gerade beruhigend auf die Anwohner wirken dürfte, denn neben der „normalen“ Bodenhebung von 15 mm pro Monat, hob sich der Boden im Zuge der starken Erdbebenserie um einen weiteren Zentimeter an, sodass die Hebungsrate zumindest kurzfristig bei 25 mm im Monat liegt. Das spricht dafür, dass die Beben durch eine massive Intrusion magmatischer Fluide in oberflächennahen Gesteinsschichten ausgelöst wurden. Es bliebt spannend am Vulkan!

Erneut starkes Erdbeben in Afghanistan

Erdbeben Mw 6,3 erschüttert erneut den Westen Afghanistans

Datum 15.10.23 | Zeit: 03:36:02 UTC | Lokation: 34.669 ; 62.151 | Tiefe: 10 km | Mw 6,3

In der afghanischen Herat-Region kommt die Erde nicht zur Ruhe. Heute Nacht ereignete sich ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 nahe der zweitgrößten Stadt des Landes. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 36 km nord-nordwestlich von Herat lokalisiert. Mindestens eine Person starb, mehrere Menschen erlitten Verletzungen. Es gab ein moderates Nachbeben. Die Erdbebenserie in der Nähe der Herat-Störungszone begann am 7. Oktober mit zwei Erschütterungen der Magnituden 6,4 und 6,2. Am 11. Oktober gab es ein Beben Mw 6,3 und nun folgte eine gleichwertige Erschütterung. Dazwischen ereigneten sich mehrere moderate Beben und auch heute gab es bereits mehrere Nachbeben.

Mit weiteren starken Erdbeben in der Region muss gerechnet werden. Vermutlich stehen weitere Segmente der Herat-Störung unter Spannung, so dass es auch an anderen Stellen entlang des Systems zu starken Beben kommen kann. In den letzten Jahrzehnten gab es im Osten Afghanistans vergleichsweise wenige starke Erdbeben. Die Tätigkeit konzentrierte sich überwiegend auf andere Störungszonen weiter westlich.

Im allgemeinen ist die Tektonik Afghanistans durch die Interaktion von mehreren tektonischen Platten geprägt, insbesondere der Eurasischen Platte, der Indischen Platte und der Arabischen Platte. Treibende Kraft ist die Kollision von Eurasien und Indien. Dieser Prozess begann vor etwa 50 Millionen Jahren und setzt sich bis heute fort. Die Kollision dieser beiden Platten hat zur Bildung des Himalaya-Gebirges und des Hochlands von Tibet geführt.

Außerdem entstand so auch das Hindukusch-Gebirge, das ein Teil des Himalaya-Gebirgssystems ist. Diese Bergkette bildete sich durch die Kollision der Indischen Platte mit der Eurasienplatte und erstreckt sich von Nordostafghanistan über Pakistan und bis in den Norden Indiens.

Afghanistan wird von verschiedenen tektonischen Verwerfungen durchzogen, darunter die Chaman-Verwerfung im Südwesten und die Haupt- und Panjsher-Verwerfungen im Hindukusch. Diese Verwerfungen tragen zur seismischen Aktivität in der Region bei.

Erdbeben auf Island am 15.10.23

Erdbeben unter Bardarbunga und Fagradalsfjall

Datum 14.10.23 | Zeit: 16:13:10 UTC | Lokation: 64.655 ; -17.523 | Tiefe: 5,9 km | Md 3,6

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 3,6. Es hatte ein Hypozentrum in knapp 6 km Tiefe, was für die Erdbeben der letzten Monate in dieser Region relativ tief ist. Das Epizentrum wurde 1,6 km nördlich der Caldera lokalisiert. Im Gebiet des Gletschers gab es auch mehrere schwache Erschütterungen, die meisten davon im Einzugsbereich des zweiten großen Vulkans unter dem Vatnajökull, gemeint ist der Grimsvötn. Vereinzelte Beben gab es auch im Bereich der Askja, die beim IMO ebenfalls in dem Kartenabschnitt des Vatnajökulls liegt. Insgesamt wurden im Kartenausschnitt 29 Erschütterungen festgestellt.

Seismisch wesentlich aktiver war die Region der Reykjanes-Halbinsel, wo man innerhalb von 48 Stunden 175 Beben feststellte. Viele der Erschütterungen manifestierten sich im Einzugsbereich des Fagradalsfjall und der nahe gelegenen Ortschaft Grindavik. Die beiden signifikantesten Schwärme folgen dem Verlauf der tektonischen Spalten, die eng mit den Eruptionsspalten auf Reykjanes assoziiert sind. Außerdem gibt es eine großflächige Bodendeformation. An der Messstation GOHN wird heute eine Bodenhebung von 37 mm angezeigt.

Die Vermutung liegt nahe, dass das aufsteigende Magma, das sich in ca. 10 km Tiefe unter dem Areal ansammelt, die Spannungen des Untergrunds erhöht und so die Erdbeben entlang der tektonischen Spalten auslöst. Bis jetzt kann man nicht mit Sicherheit sagen, wann und wo es einen weiteren Vulkanausbruch geben wird, doch ich halte die Wahrscheinlichkeit für recht groß, dass wir in den nächsten Monaten einen neuen Ausbruch am Fagradalsfjall erleben werden.

Eigentlich könnte jederzeit eine neue Gang-Intrusion stattfinden, bei der Magma bis in 5 km Tiefe aufsteigt, was für gewöhnlich zu starken Schwarmbeben führt und letztendlich in einer Eruption gipfelt.

Analyse der Afghanistan-Erdbebenserie

Reduzierte Opferzahlen und neue Geowissenschaftliche Erkenntnisse zu den Afghanistan Erdbeben

Kurz vor meiner Abreise nach Sizilien manifestierten sich am 7. Oktober im Westen von Afghanistan zwei Erdbeben mit den Magnituden Mw 6,4 und 6,2, über die ich noch berichtet hatte. Direkt nach der Naturkatastrophe wurden 15 Todesopfer bestätigt und ich spekulierte über steigende Opferzahlen. Meine Spekulationen stellten sich dann als richtig heraus, denn die Opferzahlen kletterten bis auf 2400, um dann gestern auf ca. 1000 revidiert zu werden. Offenbar ist man in dem von den Taliban beherrschten Land nicht einmal mehr in der Lage, seine Toten zu registrieren.

Am 11. Oktober hatte sich ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 ereignet, das weitere Zerstörungen verursachte. Insgesamt sollen mehr als 600 Häuser in dreizehn Dörfern zerstört worden sein. Es gab mehrere moderate Nachbeben. Eins ereignete sich auch heute und hatte eine Magnitude von 4,8.

Das GFZ-Potsdam brachte am 11.10. 23 eine Pressemeldung heraus, in der die neuen Erkenntnisse zu den Erdbeben veröffentlicht wurden. Demnach manifestierten sich die Erdbeben an der Herat-Störungszone, was meine erste Analyse des Geschehens bestätigt.

Laut einer ersten Analyse der Geowissenschaftler vom GFZ, bei der seismische und geodätische Daten verwendet wurden, zeigt, dass die Erdbeben ein 10-20 Kilometer langes Segment des ca. 700 Kilometer langen Herat-Verwerfungssystems aufgerissen haben, welches das Hindukusch-Gebirge von Westen nach Osten durchquert. Darüber hinaus hat sich die Erde in einem Gebiet von 20 mal 30 Kilometern um das Epizentrum um rund 40 Zentimeter angehoben. Die Analyse der beiden Hauptbeben deutet darauf hin, dass es sich bei beiden Erdbeben um Schubereignisse handelt, die von einer Nord-Süd-Kompression verursacht werden.

Die Region im Westen Afghanistans galt lange als seismisch wenig aktiv, umso mehr wurde man in der Region von den starken Erschütterungen überrascht. Es waren die ersten starken Erdbeben in der Region, seitdem man um 1900 herum mit der Erdbebenaufzeichnung angefangen hatte. Ich denke, dass man nun mit weiteren starken Erdbeben entlang des betroffenen Störungssystems rechnen muss.

Bodenhebung auf Island bestätigt – News vom 14.10.23

INSAR Aufnahmen bestätigen Bodenhebung auf Reykjanes

Die Erdbeben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen weiter und es gab neue Schwärme bei Reykjanestá, Fagradalsfjall und Krýsuvík. IMO zeigt aktuell 85 Beben in der Region an. Doch die eigentliche Meldung besteht darin, dass neue INSAR-Satellitendaten bestätigen, dass sich der Boden im Gebiet des Fagradalsfjalls um gut 3 cm angehoben hat. In der Karte wurden Satellitendaten zusammengefasst, die zwischen dem 7. August und dem 6. Oktober 2023 gesammelt worden sind. Bei den Daten handelt es sich um sehr genaue Radar-Distanzmessungen zwischen Satelliten und der Erdoberfläche, die kleinste Abweichungen feststellen können. Sie sind genauer als die üblichen GPS-Messungen und können ein größeres Gebiet unabhängig von Messstationen erfassen. Die Daten werden dann in einer Karte zusammengefasst, auf der Bodendeformationen farblich dargestellt werden. Man erkennt, dass von den Bodenhebungen ein recht großes Areal betroffen ist, das sich von der Südküste der Reykjanes-Halbinsel bis fast an die Nordküste erstreckt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Bodenhebung vor der Südküste noch Unterwasser fortsetzt. Das Zentrum des betroffenen Areals liegt im Nordwesten des Fagradalsfjalls, ungefähr dort, wo sich auch der Boden vor der letzten Eruption im Juli hob.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass die Bodenhebung durch Magma zustande kommt, das sich in ca. 10 km Tiefe akkumuliert, und halten es für wahrscheinlich, dass sich bald wieder ein magmatischer Gang in flacheren Bereichen der Erdkruste bilden wird. Wie immer kann man jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es dann auch wieder zu einer Eruption kommen wird – schließlich könnte der Gang auch in der Erdkruste stecken bleiben – doch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vulkanausbruchs wird als relativ hoch eingeschätzt.

Starke Erdbeben in Afghanistan am 07.10.23

Zwei starke Erdbeben Mw 6,4 und Mw 6,2 erschüttern Afghanistan und richten Schäden an

Datum 07.10.23 | Zeit: 07:12:54 UTC | Lokation: 34.677 ; 61.945 | Tiefe: 35 km | Mw 6,4

Heute Morgen wurde der Westen von Afghanistan von mehreren starken Erdbeben erschüttert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 6,4 und ein Hypozentrum in 35 km Tiefe. Das Epizentrum lag 33 km südöstlich von Qarah Bāgh. Weitere Erdstöße hatten die Magnituden 6,2 und 5,9. Dieses Beben hatte einen Erdbebenherd in nur 6 km Tiefe und könnte sich an der Erdoberfläche stärker ausgewirkt haben, als die stärkeren Erschütterungen in größerer Tiefe. Außerdem gab es mehrere schwächere Nachbeben. Insgesamt wurden 9 Erdstöße festgestellt.

Medienberichten zufolge gab es mindestens 15 Todesopfer und mehrere Dutzend Verletzte. Gebäude stürzten ein und Fassadenteile stürzten auf Straßen. Unter den Bewohnern der Grenzregion Herat brach Panik aus und die Menschen flüchteten ins Freie. Es kam zu Stromausfällen und dem Zusammenbruch der Kommunikationsnetzte.

Die Erdstöße waren auch im Nachbarland Iran zu spüren gewesen.

Im letzten Jahr wurde Afghanistan ebenfalls von einem starken Erdbeben heimgesucht. Damals starben mehr als 1000 Menschen. Man muss befürchten, dass auch jetzt die Opferzahlen noch steigen werden.

Die Herrschenden Taliban sind mit der Bewältigung von Naturkatastrophen maßlos überfordert, denn trotz ihres aggressiven Auftretens können die Drogenbarone nicht viel, außer andere Menschen in Angst und Schrecken zu versetzten. So ist man auf humanitäre Hilfe angewiesen, die unter den dort herrschenden Bedingungen kaum zu leisten ist.

Tektonisch gesehen befindet sich Afghanistan unter gehörigem Druck, da das Land im Grenzgebiet dreier tektonischer Platten liegt: Hier drücken die Indische und Arabische Platte gegen die Platte Eurasiens und falten das Hindukusch-Gebirge auf. Es gibt mehrere bedeutende Störungszonen, an denen sich immer wieder starke Erdbeben ereignen. Die aktuelle Bebenserie manifestierte sich im westlichen Hindukuschgebiet und dürfte mit der Herat-Störungszone assoziiert gewesen sein.