Island: Erdbeben im Süden nehmen zu

Zahlreiche Erdbeben erschüttern mehrere Lokationen im Süden von Island – Auch Katla betroffen

Im Süden von Island ereigneten sich an unterschiedlichen Orten zahlreiche Erdbeben. Allen voran sind wieder die Störungssysteme auf der Reykjanes-Halbinsel betroffen gewesen, es bebte aber auch im Bereich von Selfoss und bei den Gletschervulkanen Eyjafjallajökull und Katla. Unter ganz Island wurden 178 Erdbeben detektiert.

Unter Reykjanes bebte die Erde innerhalb von 2 Tagen 134 Mal. Das ist zwar ein Stück von dem entfernt, was wir während Schwarmbeben beobachten konnten, die vor allem in der Anfangsphase der magmatischen Aktivität unter der Halbinsel auftraten, liegt aber deutlich über langjährige Durchschnittswerte. Der Schwerpunkt der Bebenaktivität liegt im Bereich des Magmatischen Gangs, der sich am 10. November 2023 im Svartsengi-Gebiet bildete und eine Rifting-Episode auslöste. Die Erdbeben erstrecken sich bis in den Norden von Grindavik. Erdebbencluster bildeten sich aber auch unter Fagradalsfjall, Krysuvik und Reykjanestá. Im Hengill-System gab es einen Erdstoß mit M 2,4, der ein Epizentrum südwestlich vom Thingvallavatn hatte.

Im Süden von Island konzentrierten sich die Erdstöße im Bereich von Selfoss, wo die South-Iceland-Seismic-Zone verläuft. Hier könnten durchaus starke Erdbeben auftreten. Weiter östlich liegen die Gletschervulkane Eyjafjallajökull und Katla, unter denen seit Montag 19 Erschütterungen festgestellt wurden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1. Während es keine Indizien dafür gibt, dass unter Eyjafjalakökull mittelfristig ein Vulkanausbruch stattfinden könnte, sieht es mit der Katla anders aus. Hier rechnen einige isländische Vulkanologen mit einem Ausbruch innerhalb von 2 Jahren. Allerdings kommen solche Spekulationen bereits seit 15 Jahren immer wieder auf.

Realistisch hingegen sind die Einschätzungen, dass es in den nächsten Tagen/Wochen zu einem erneuten Ausbruch entlang der Sundhnukur-Spalte bei Svartsengi kommen wird. Die Erdbeben hier sind Ausdruck der anhaltenden Bodenhebung infolge einer Magmenansammlung in 4-5 Kilometern Tiefe, deren Zentrum sich im Bereich Blaue Lagune/Geothermalkraftwerk Svartsengi befindet und sich mehrere Kilometer weit ausdehnt. So hebt sich auch der Boden im Bereich der vulkanischen Erhebung Thorbjörn, der zu Anfang der Geschehnisse im Jahr 2020 im Zentrum der Bodenhebung lag.

Update 17:00 Uhr: Erdbebenaktivität bei Svartsengi hat sich im Tagesverlauf intensiviert. Vulkanausbruch köntne nur noch Stunden entfernt sein.

USA: Erdbeben M 5,2 erschüttert den Süden von Kalifornien

Starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 nahe Bakersfield in Kalifornien – Beckeneffekt verstärkte Erschütterungen

Datum 07.08.2024 | Zeit: 04:09:55. UTC |  35.114 ; -119.070 | Tiefe: 10 km | Mw 5,2

Im Süden Kaliforniens manifestierte sich an der berüchtigten San Andreas-Fault ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 Kilometer südwestlich der Kleinstadt Arvin lokalisiert. Das größere Bakersfield lag 29 Kilometer nördlich des Epizentrums. Diese Daten stammen vom USGS. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 5,4.

Es gab und gibt zahlreiche Nachbeben, das stärkste brachte es auf Mb 4,8 und ereignete sich in einem Zeitabstand von weniger als einer Minute zum Hauptbeben. Berichte über größere Schäden oder Verletzte liegen nicht vor.

Das Erdbeben ereignete sich um 21:09 Uhr Lokalzeit. Bei uns in Europa war es 04:09 UTC. Es wurde in einem großen Umkreis von mehr als 300 Kilometern gespürt und versetzte die Anwohner Südkaliforniens in Schrecken. Auch in der Innenstadt von Los Angeles, die gut 140 Kilometer vom Erdbebenzentrum entfernt liegt, wackelten die Häuser. Einige Bebenzeugen berichten von einem lang anhaltenden Erdstoß, den man bis zu 45 Sekunden lang spüren konnte. In einem Zeitungsinterview erklärte der Leiter des Southern California Seismic Network am Caltech, Geophysikprofessor Allen Husker, dass es keine Überraschung sei, dass so viele Menschen im Großraum L.A. die Erschütterungen des Erdbebens spürten. Demnach sollen die Erdbebenwellen durch die besondere Geometrie des Los Angeles Basins verstärkt worden sein. Bei diesem Becken handelt es sich um eine gut 10 Kilometer tiefe Depression im Grundgestein, die mit lockeren Sedimenten aufgefüllt ist. Die Erdbebenwellen werden von den Seitenwänden des Beckens reflektiert, weshalb man ein Erdbeben lange spüren kann. Dieser Effekt macht Erdbeben, die sich näher an Los Angeles ereignen, noch gefährlicher, als sie es ohnehin sind. Außerdem kommt hinzu, dass das Nachbeben Mb 4,8 ebenfalls im Großraum L.A. zu spüren war und dass sich die Erdbebenwellen beider Erdstöße überlagerten.

Das Erdbeben ereignete sich in einem weiten Farmland abseits von Gebäuden, weshalb wohl keine größeren Schäden entstanden. Es löste aber Steinschläge aus, und Medien berichten darüber, dass auf der Interstate 5 ein Felsbrocken von der Größe eines SUVs landete. Die Autobahn musste gesperrt werden. Vor zwei Wochen fuhr ich tatsächlich auf dieser Strecke und machte mir ein Bild von der San-Andreas-Verwerfung, die in dieser Region zutage tritt und sich für das Erdbeben verantwortlich zeigt. Ihr Verlauf wird von mehreren Bergrücken markiert, entlang derer man typische Strukturen entdecken kann, die auf die große Störungszone hindeuten. Aus der Luft kann man auch die Störung selbst erkennen, die durch die Carrizo Plains zieht. Hierbei handelt es sich um weitläufiges Grasland, das sich einst durch das gesamte Central Valley in Kalifornien zog. Heute ist das Gebiet um Bakersfield eines der größten agrarwirtschaftlich genutzten Ländereien der USA: Neben Zitrusfrüchten baut man Mandeln, Pistazien und Baumwolle an und betreibt intensive Milchwirtschaft. In Bakersfield, wo ich übernachtete, leben viele Migranten aus Mittelamerika, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeiten.

Philippinen: Starkes Erdbeben Mw 6,9 am 2. August

Erdbebenserie mit zwei Erschütterungen im Sechserbereich erschüttern Philippinen – Menschen fliehen auf Straßen

Datum 02.08.2024 | Zeit: 22:23:03 UTC |  8.229 ; 126.603 | Tiefe: 30 km | Mw 6,9

Gestern Abend begann um 22:23:02 UTC eine starke Erdbebenserie vor der Ostküste der philippinischen Insel Mindanao. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 6,9 und hatte ein Hypozentrum in 30 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 30 km nordöstlich von Lingig verortet, einem Ort, in dem 6.400 Menschen leben. Es folgte eine Serie starker Nachbeben mit Magnituden im Fünferbereich, die anhielten, bis es um 04:20:26 UTC zu einem weiteren starken Erdbeben der Moment-Magnitude 6,3 kam. Dieses Beben lag mit einer Tiefe von 10 Kilometern relativ oberflächennah. Die Daten stammen vom GFZ Potsdam. Andere Erdbebendienste veröffentlichten leicht abweichende Werte.

Obwohl die Beben stark genug waren, um theoretisch große Schäden zu verursachen, gibt es bisher keine Meldungen über Schäden oder Opfer. Laut PHIVOLCS und dem US-amerikanischen Tsunami-Warnsystem wurde kein Tsunami-Alarm ausgelöst.

Die Erdstöße wurden in einem großen Umkreis von der Bevölkerung gespürt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von etwa 500 Kilometern um die Epizentren vor. Viele Menschen wurden aus dem Schlaf gerissen und flohen in Panik auf die Straßen, wo sie die Nacht im Freien verbrachten, aus Angst vor weiteren starken Beben.

In lokalen Medien wird der Katastrophenschutzbeauftragte Ian Onsing aus der Gemeinde Lingig zitiert, der berichtete, dass das Hauptbeben ziemlich stark war und etwa 10 bis 15 Sekunden dauerte. Bodenbewegungen konnten deutlich gespürt werden. Ein weiterer Katastrophenschutzbeauftragter aus der Gemeinde Hinatuan bemerkte Bodenbewegungen, die bis zu 30 Sekunden anhielten. Einheitlich wird von vielen Nachbeben berichtet.

Tektonisches Umfeld der Philippinen

Das Erdbeben stand in Verbindung mit der Subduktion am Philippinengraben. Dabei handelt es sich um eine 1.325 km lange Tiefseerinne, die bis zu 10.540 m tief ist und den Verlauf der kontinentalen Naht zwischen der ozeanischen Philippinenplatte und Eurasien markiert. Die schwerere ozeanische Krustenplatte gerät unter die leichtere Kontinentalplatte und taucht bis in den Erdmantel ab. Dabei schmilzt das ozeanische Krustenmaterial teilweise und bildet Magma, das hinter der Subduktionszone aufsteigt und an den Vulkanen der Philippinen eruptiert wird. Da der Philippinengraben bis zur indonesischen Insel Halmahera reicht, ist er auch für Vulkanausbrüche in dieser Region verantwortlich. Die Erdbeben entstehen, wenn es zu Verhakungen und Spannungen durch die Plattenbewegungen kommt. Gelegentlich können die Erdbeben auch Vulkanausbrüche triggern.

Die Philippinen werden überdurchschnittlich oft von Erdbeben und Vulkanausbrüchen, aber auch von anderen Naturkatastrophen wie Stürmen, Überflutungen und Erdrutschen heimgesucht. Auch der anthropogene Klimawandel wirkt sich im Bereich der Inseln stärker aus als anderswo. Der Meeresspiegelanstieg schafft ebenfalls zahlreiche Probleme.

Italien: Erdbeben ML 5,0 bei Cosenza

Erdbeben ML 5,0 erschüttert Region von Cosenza – Menschen flüchten auf die Straßen

Datum 01.08.2024 | Zeit: 19:43:20 UTC | 39.482 ; 16.784 | Tiefe: 21 km | ML 5,1

Am Donnerstag, dem 1. August 2024, ereignete sich in der süditalienischen Region Cosenza in Kalabrien ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Beben manifestierte sich um 21:43:20 Uhr Lokalzeit. Das Epizentrum wurde vom EMSC 13 km südlich von Mirto in der Region Cosenza verortet. Laut Angaben vom INGV lag es im Ort Pietrapaola, 50 Kilometer östlich von Cosenza. Das ebenfalls bekannte Crotone befindet sich 53 Kilometer südöstlich. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 21 Kilometern, was die Auswirkungen an der Erdoberfläche etwas abschwächte.

Das war das stärkste Beben in Kalabrien in den letzten zwölf Jahren, doch größere Schäden gab es nicht und es kamen auch keine Personen zu Schaden. Dennoch konnte man den Erdstoß praktisch in ganz Süditalien spüren und viele Menschen flüchteten sich auf die Straßen und trauten sich auch nicht mehr in ihre Häuser zurück.

Nach dem Hauptbeben registrierte das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie zwei Nachbeben der Stärke 2,3 und 3,1 in Pietrapaola und Bocchigliero.

Viele Bewohner verbrachten die Nacht im Freien, in ihren Autos oder in schnell aufgestellten Zelten. Der Katastrophenschutz und die Feuerwehr überwachen das Gebiet, und Inspektionen wurden durchgeführt, um mögliche Schäden zu identifizieren. Fabio Ciciliano, der Leiter der Abteilung für Katastrophenschutz, berief um 23 Uhr einen Krisenstab ein, um die Lage zu beurteilen und die Koordination der Maßnahmen mit den örtlichen Behörden sicherzustellen. Domenico Costarella, Direktor des Katastrophenschutzes Kalabriens, bestätigte, dass die Situation derzeit unter Kontrolle ist und keine Notrufe eingegangen sind.

Die Bürgermeisterin von Pietrapaola, Manuela Labonia, berichtete von einer ruhigen Lage, obwohl die Bürger weiterhin vorsichtig sind. Die Feuerwehrteams aus Crotone und Cosenza wurden in das betroffene Gebiet entsandt, um zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten. Roberto Occhiuto, Präsident der Region Kalabrien, betonte die schnelle Reaktion der regionalen Behörden und die Zusammenarbeit mit dem Nationalen Katastrophenschutzdienst, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Situation zu überwachen.

In der Region gab es seit dem Jahr 1184 sechs starke Erdbeben mit Magnituden über 6, die hohe Opferzahlen verursachten. Dementsprechend unruhig ist man dort, wenn die Erde bebt.

Großtektonisch betrachtet hängen die Erdbeben bei Cosenza/Crotone mit der Kollision des Adriatischen Sporns mit Eurasien zusammen. Beim Adriatischen Sport handelt es sich um einen Teil der Adriaplatte, die Afrika vorgelagert ist und im Bereich der Adria bis zu den Alpen vordringt. Am Ostrand der Platte bildet sich der Apennin und es gibt zahlreiche Störungszonen. An einer dieser Störungszonen manifestierte sich der Erdstoß.

Island: Schwarmbeben bei Reykjanestá am 31. Juli

Neuer Erdbebenschwarm vor der Küste bei Reykjanestá – Neue Gefahrenkarte veröffentlicht

Heute Nacht manifestierte sich vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein kleiner Erdbebenschwarm, der aus 17 Einzelbeben bestand. Das Isländische Meteorologische Institut (IMO) verortete die Epizentren in einem Gebiet, das etwa 1 Kilometer vor der Küste bei Reykjanestá lag. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und ein Hypozentrum in 5,6 Kilometern Tiefe. Die Beben stehen vordergründig mit dem Reykjanes-Störungssystem in Verbindung, das hier in der Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens auf Land trifft und über den Meeresspiegel aufsteigt. Vor den Eruptionen und Intrusionen der letzten Monate wurde in dieser Region häufig eine Zunahme der Erdbebenaktivität beobachtet, was nahelegt, dass sie im Zusammenhang mit der Bodenhebung im Bereich von Svartsengi steht. Dadurch werden auch überregional Spannungen im Boden erzeugt, die die Störungszonen auf und vor der Halbinsel aktivieren können.

Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 80 Erdbeben auf Reykjanes. Laut Wissenschaftlern hat die Seismizität auch entlang der Sundhnukur-Kraterreihe zugenommen, und es wird damit gerechnet, dass ein neuer Vulkanausbruch in den nächsten Tagen beginnen könnte. Zwischen 16 und 19 Millionen Kubikmeter Magma haben sich seit Ende der letzten Eruption zusätzlich im Speichersystem unter Svartsengi angesammelt, und der Druck dürfte ausreichen, damit die Schmelze final aufsteigt. Allerdings konnte beobachtet werden, dass sich von Eruption zu Eruption immer mehr Magma ansammeln musste, damit es zu einem Ausbruch kam. Sollte dies auch diesmal der Fall sein, könnte die neue Eruption noch einige Tage länger auf sich warten lassen.

IMO veröffentlichte gestern Nachmittag eine Aktualisierung der Gefahreneinschätzung. Im Großen und Ganzen hat sich gegenüber der vorherigen Gefahrenkarte nichts geändert, doch man betont die Möglichkeit, dass sich im Nordosten von Grindavik Intrusionen bilden könnten oder sich sogar Eruptionsspalten öffnen könnten. Offenbar wird weiterhin davon ausgegangen, dass sich die eruptive Tätigkeit entlang von Sundhnukur in den Süden des Systems verlagern wird.

Trotz der vergleichsweise hohen Ausbruchsgefahr wird der Betrieb der Blauen Lagune aufrecht gehalten. Die Leitung des Ressorts argumentiert, dass man in der Gegend inzwischen zahlreiche Gasmesssensoren aufgestellt hat. Doch, was wenn sich das aufsteigende Magma mal einen anderen Weg als bisher suchen sollte?

Erdbeben unter Katla
Tatsächlich manifestierten sich nicht nur Erdbeben im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch im Süden von Island und hier speziell unter dem subglazialen Vulkan Katla. Sieben Stück wurden innerhalb von 2 Tagen festgestellt. Man kann zwar noch nicht von einer seismischen Krise sprechen, aber vielleicht steigert sich die Aktivität ja weiter.

Tonga: Erdbeben Mw 6,0 am 29.07.24

Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert Inselreich Tonga – Epizentrum nahe Vulkan

Datum: 29.07.2024 | Zeit: 13:07:13 UTC | Lokation: -20.341 ; -174.095 | Tiefe: 12 km | Mw 6,0

Der pazifische Inselstaat Tonga wurde heute Mittag um 13:07 Uhr UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich offshore, mit einem Epizentrum, das vom EMSC 64 km südöstlich von Pangai lokalisiert wurde. Das Hypozentrum lag in 12 Kilometern Tiefe. Wie so oft gibt es von den verschiedenen Erdbebendiensten leicht abweichende Daten. Beim GFZ wurde das Hypozentrum mit 14 Kilometern Tiefe angegeben und die Magnitude mit 5,8.

Obwohl der Erdstoß stark genug war, um wahrgenommen zu werden und sogar Schäden hervorzurufen, liegen hierzu keine Meldungen vor.

Pangai liegt auf der Insel Lifuka und ist der administrative Hauptort der Haʻapai-Inselgruppe, zu der auch die Vulkane Tofua und Hunga-Tonga-Haʻapai gehören. Es ist nicht auszuschließen, dass das Erdbeben diese Vulkane beeinflusst, obwohl ich das eher für unwahrscheinlich halte, obgleich Tofua im Frühjahr thermische Anomalien aufwies und Dampf ausstieß.

Der Hunga-Tonga-Haʻapai brach zuletzt 2022 groß aus und war für die stärkste Eruption seit dem Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 verantwortlich. Jüngste Studien haben ergeben, dass sich dieser Ausbruch auf das globale Klima auswirkt.

Doch zurück zum Erdbeben. Tektonisch betrachtet manifestierte es sich westlich des Tongagrabens am Tongarücken, auf dem sich die Inseln des Archipels aufreihen. Hier kollidiert die Pazifische Platte mit jener von Australien.

Nördlich von Tonga liegen die Fidschi-Inseln, wo es ebenfalls bebte. Die Erschütterung hier brachte es auf Mb 5,3 in der sagenhaften Tiefe von fast 600 Kilometern. Zwischen den beiden Beben gibt es keinen direkten Zusammenhang, außer der geografischen Nähe und dem tektonischen Setting. Bei dem Fidschi-Beben handelte es sich um ein Mantelbeben, das sehr wahrscheinlich an einem Stück subduzierter pazifischer Kruste stattfand, das bis tief in den Erdmantel abgetaucht ist ohne plastisch zu werden.

Katla: Erdbeben und möglicher Gletscherlauf

Mehrere Erdbeben erschütterten isländischen Gletschervulkan-Katla – Anzeichen für einen Gletscherlauf

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ereigneten sich heute zwölf schwache Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum nahe der Erdoberfläche. Die Erdbeben könnten im Zusammenhang mit einem Gletscherlauf stehen. Wie IMO mitteilte, gibt es neben den Erdbeben weitere Anzeichen eines Gletscherlaufs, da die elektrische Leitfähigkeit des Wassers von Flüssen erhöht ist, die den Gletscher Myrdalsjökull entwässern. Hierbei handelt es sich um den Gletscher, der den subglazialen Vulkan verbirgt. Die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skálm nahe der Straße V412 ist sogar ungewöhnlich hoch. Daher wird empfohlen, sich von den Quellen am Múlakkíslar und am Kátlujökull fernzuhalten.

Die Erhöhung der Leitfähigkeit kommt durch die Beimischung von geothermischem Wasser im Schmelzwasser der Flüsse zustande. Gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV erklärte ein Naturkatastrophenexperte, dass dies wahrscheinlich kein Hinweis auf einen bevorstehenden Ausbruch ist, obwohl IMO heute Morgen ebenfalls erhöhte Gaswerte meldete und Berichte über Schwefelgeruch in Flussnähe vorliegen.

Böðvar Sveinsson, Experte für Naturgefahren beim Isländischen Wetteramt, erklärt, dass derzeit keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch bestehen. Er deutet darauf hin, dass das Jökulhlaup wahrscheinlich bereits im Abklingen ist. Die aktuelle Unruhe und die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit geothermischen Aktivitäten. Diese Jökulhlaups treten fast jährlich auf, oft bedingt durch Regenfälle und höhere Temperaturen, die die Wasseroberfläche in die Kavernen fließen lassen.

Obwohl das Risiko eines Ausbruchs gering ist, wird empfohlen, bei Reisen in die Region vorsichtig zu sein. Insbesondere sollte man sich von den Quellen von Flüssen wie Kötlujökull fernhalten, da dort Schwefelverschmutzungen auftreten können. Auch entlang des Laugavegin-Wanderwegs könnte man auf Schwefelverschmutzungen stoßen. Urlauber und Bevölkerung werden dazu aufgefordert, längere Aufenthalte in der Nähe der Gletscherquellen des Mýrdalsjökull zu vermeiden und Vorsicht walten zu lassen, ohne in Panik zu verfallen.

Eine erhöhte Erdbebenaktivität gibt es auch im Bereich von Selfoss in Südisland und natürlich auf der Reykjanes-Halbinsel. In Bezug auf das Eruptionsgebiet Svartsengi hat sich seit gestern nichts wesentlich verändert.

Update 17:30 Uhr:
Inzwischen wurde der Gletscherlauf bestätigt und erste Flüsse traten über die Ufer.

Campi Flegrei: Erdbeben M 4,0 am 26. Juli 2024

Mittelstarkes Erdbeben M 4,0 versetzt Bewohner der Campi Flegrei erneut in Angst

Heute Mittag ereignete sich im Südwesten der italienischen Caldera Campi Flegrei ein Erdbeben der Magnitude 4,0. Das Epizentrum lag offshore im Golf von Pozzuoli und vor der Küste von Bacoli. Das Hypozentrum wurde vom INGV in 4 Kilometern Tiefe verortet.

Das Beben erschütterte die Region um 13:46:21 Uhr Lokalzeit und konnte von den Anwohnern deutlich wahrgenommen werden. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem 20 Kilometer durchmessenden Umkreis um das Epizentrum vor. Laut Medienberichten reagierten zahlreiche Bewohner verschreckt und flüchteten aus Angst vor einem stärkeren Erdbeben auf die Straßen. Erdbeben der Magnitude 4 erzeugen bereits einen deutlich spürbaren Ruck, besonders, wenn das Hypozentrum flach liegt, wie es aktuell der Fall gewesen ist. Daher werden solche Erschütterungen oft als stark beschrieben, obwohl sie nach der offiziell gültigen Einordnung eher als mittelstark gelten. Erdbeben dieser Magnitude können leichte Gebäudeschäden wie Risse verursachen. Da die Gebäude in Pozzuoli vielfach vorgeschädigt sind, können auch Fassadenteile abfallen und die Bausubstanz weiter geschwächt werden.

Unbestätigten Angaben aus Sozialen Medien zufolge soll es an der Küste auch zu einem Felssturz gekommen sein.

Das Erdbeben ereignete sich an einer bekannten Bruchzone im Golf, an der es in den letzten Monaten bereits häufiger gebebt hat. Stärke und Tiefe der Erschütterung deuten auf einen Sprödbruch von Gesteinen hin, der sich sehr wahrscheinlich infolge der Bodenhebung ereignete. Als Auslöser der Bodenhebung kommt eine Magma-Ansammlung in 4-5 Kilometern Tiefe in Frage. Es handelte sich nicht um eine Erscheinung, die sich auf das Hydrothermalsystem beschränkte.

Natürlich kam das Beben nicht alleine. Laut EMSC gab es an der gleichen Störung einen weiteren Erdstoß der Magnitude 2,4. Ein Erdbebenschwarm entstand allerdings nicht.

Das INGV veröffentlichte auch einen neuen Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 15. bis 21. Juli 2024. Dort ist zu lesen, dass es in dieser Woche 70 Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,6 und manifestierte sich im Bereich von Pisciarelli im Nordosten der Solfatara. Die Fumarolentemperaturen lagen bei 95 Grad. Die Bodenhebung betrug weiterhin 20 mm im Monat.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21. Juli

Bodenhebung auf Reykjanes hält an – Schwellenwert überschritten

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel setzen sich Bodenhebung und Erdbebenaktivität fort. In den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 92 Erschütterungen. Diese verteilten sich auf mehrere Spaltensysteme, wobei der Schwerpunkt auf Krýsuvík und Fagradalsfjall lag. Auffällig ist, dass in letzter Zeit auch vermehrt Erdbeben entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auftreten und es sogar unter Grindavík bebt. Ein neues Interferogramm zeigt, dass sich der Boden bei Svartsengi weiterhin hebt, was durch die GPS-Messungen bestätigt wird.

Die Bodenhebung wird durch anhaltende Magmenakkumulation unter Svartsengi verursacht. IMO berichtete, dass bereits Mitte der Woche der Schwellenwert von 13 Millionen Kubikmetern Magma erreicht wurde, der sich seit dem Ende der letzten Eruption am 29. Mai im Magmenkörper angesammelt hat. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine neue Eruption deutlich an. Bisher begannen Eruptionen und Intrusionen in der Regel, wenn sich unter Svartsengi zwischen 13 und 19 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt hatten. Geht man davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt, sollte ein neuer Ausbruch innerhalb der nächsten drei Wochen beginnen.

In ihrem letzten Update schrieben die Vulkanologen auch davon, dass sich die Eruptionsspalten immer weiter Richtung Süden verlagerten und man eine wachsende Wahrscheinlichkeit dafür sieht, dass sich die Aktivität in Richtung Grindavík verlagert. IMO veröffentlichte eine neue Gefahrenkarte und hob den Gefahrenstatus für die Zone 4, in der Grindavík liegt, an.

Daraufhin reagierte der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson in einem MBL-Statement und meinte, dass es noch kein Magma unter der Stadt gäbe.

Derweil bereitet man sich in der Region auf den nächsten Ausbruch vor und erhöht die Deichanlagen um Grindavík. Diese Maßnahmen wirken natürlich nur, solange sich eine Eruptionsspalte außerhalb der Stadt öffnet. Sollte sich eine Spalte bis in die Stadt hinein erstrecken, verhindern die Deiche den Abfluss der Lava und würden die Situation noch verschlimmern.

Erdbeben an anderen Standorten auf Island

Nicht nur im Bereich von Reykjanes bebt es, sondern auch in anderen isländischen Regionen wie Askja, Katla und Vatnajökull. Der stärkste Erdbebenschwarm manifestierte sich ganz im Norden der Tjörnes-Fracture-Zone. Die stärkste Erschütterung erreichte hier eine Stärke von M 3,3.