Kamtschatka: Erdbeben und Vulkanausbruch

Erdbeben Mb 5,9 vor der Ostküste von Kamtschatka – Vulkan Karymsky eruptierte

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 20:15:42 UTC | Lokation: 55.715 ; 162.084 | Tiefe: 10 km | Mb 5,9

Gestern Abend ereignete sich vor der Ostküste von Zentralkamtschatka ein Erdbeben der Magnitude 5,9. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 62 km süd-südwestlich von Ust’-Kamchatsk Staryy verortet. Diese Daten stammten vom GFZ. Das EMSC lieferte leicht abweichende Daten und ermittelte eine Magnitude Mw 5,5 und eine Tiefe des Erdbebenherds von 11 km. Dort wird auch ein zweites Beben gleicher Magnitude, aber in 50 km Tiefe angezeigt.

Tektonisch betrachtet stehen die Beben mit der Subduktionszone vor der Ostküste Kamtschatkas in Verbindung. Entlang des etwa 2250 Kilometer langen Kurilen-Kamtschatka-Graben taucht die pazifische Platte unter die Ochotskische-Platte ab, die dem eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Dabei entstehen Spannungen, die sich in Erdbeben entladen.

Diese Erdbebenzone ist Teil des Zirkumpazifischen Feuerrings, entlang dem sich auch zahlreiche Vulkane aufreihen. so manifestierten sich die Erdbeben in relativer Nähe zu der zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas und auch der Karymsky liegt nicht weit entfernt. Dieser Vulkan eruptiert aktuell und eruptierte gestern, knapp 3 Stunden nachdem sich das Erdbeben ereignete. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 4900 m Höhe. Ob das Erdbeben als Trigger angesehen werden kann, ist ungewiss, denn der Karymsky eruptierte bereits zuvor kleinere Aschewolken.

Auch die Vulkanologen von KVERT berichteten über die Eruption und teilten mit, dass sich die Aschewolke eine Entfernung von 36 Kilometern zurücklegte und eine Gefahr für niedrig fliegende Flugzeuge darstellte. Der Alarmcode steht auf „Orange“. Mit weiteren Ausbrüchen muss gerechnet werden.

Die Vulkane der Zentralgruppe sind weitestgehend ruhig geblieben und reagierten definitiv nicht auf den Erdstoß. Der Bezymianny ist weiter effusiv tätig, genauso der etwas abseits liegende Shiveluch. Hier scheinen 2 Lavadome aktiv zu sein und emittieren Dampfwolken.

Erdbeben am 8.7.2024: Griechenland

Erdbeben M 4,8 im Südwesten Griechenlands schreckt Menschen auf

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 14:41:05 UTC | Lokation: 37.824 ; 21.148 | Tiefe: 10 km | Mw 4,8

Gestern Nachmittag ereignete sich im Südwesten der griechischen Halbinsel Peleponnes ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,8. Der Erdbebenherd lag laut Angaben vom GFZ Potsdam in 10 Kilometern Tiefe. Die Tiefe wird als „Fixed“ markiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben gehandelt hat, dessen Tiefe nicht exakt ermittelt werden konnte. Daher kommen diese Tiefenangaben ungewöhnlich häufig vor, und einige Leser stellten sich bereits die Frage, wie das statistisch betrachtet sein kann.

Das Epizentrum der Erschütterung wurde 9 km westsüdwestlich von Gastoúni verortet und lag kurz vor der Küste im Ionischen Meer. Die Insel Zakynthos liegt ebenfalls nicht weit entfernt. In dieser Region gab es bereits häufig Erdbeben. Eine der stärksten Erschütterungen der letzten Jahre im Bereich von Zakynthos manifestierte sich im Oktober 2018 und hatte eine Magnitude von 6,8. Die Erdbeben stehen mit Störungen im Zusammenhang, die parallel der Hellenischen Subduktionszone verlaufen. Sie markiert die Plattengrenze zwischen Afrika und Europa.

Der Erdstoß war weithin spürbar. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus mehr als 400 Kilometern Entfernung vor. Menschen, die in der Nähe des Epizentrums wohnten, meldeten deutlich wahrnehmbare Erdbewegungen, die 5 Sekunden andauerten, sowie ein lautes Grollen. Meldungen über größere Schäden blieben aber aus. Wahrscheinlich kam es aber an einigen Gebäuden zu Rissbildungen.

Es wurde übrigens mehrere schwächere Nachbeben registriert, so dass auf der Erdbebenkarte vom EMSC ein Cluster zu erkennen ist.

Erdbeben vor Kreta

Dieses Erdbeben war aber nicht der einzige Erdstoß, der sich in den letzten Stunden in Griechenland ereignete. Seit einigen Tagen kommt es besonders häufig vor Kreta zu mittelstarken Erdbeben. So gab es gestern Mittag ein Beben Mb 4,1 vor der Südostküste der beliebten Urlaubsinsel. Zwei Beben mit den Magnituden 3,1 und 3,0 manifestierten sich direkt vor der Südküste. Das stärkere Beben ereignete sich heute.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 7. Juli

Neues Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Studie entdeckt neue Bruchzone

Es herrschen weiterhin unruhige Zeiten in den süditalienischen Campi Flegrei: Gestern wurde der Calderavulkan von einem weiteren Schwarmbeben erschüttert. Es bestand aus über 30 Einzelbeben geringer Magnituden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,0 und lag an der Küste südöstlich der Solfatara. Mehrere Beben gab es auch wieder im Golf von Pozzuoli, genauer, vor der Küste von Bagnoli. Dort gab es zuletzt einige Beben mit Magnituden größer 2.

In den letzten Tagen wurde auch eine weitere Studie zum Bradyseismos veröffentlicht, die eben in dieser Zone eine bisher unidentifizierte Verwerfung lokalisierte. Sie wird La Pietra genannt und zeichnete sich für das Erdbeben Mb 4,2 vom 27. September 2023 verantwortlich. Aufgrund der Ausdehnung der identifizierten seismologischen Strukturen schätzten die Autoren der Studie, dass unter ähnlichen Spannungsbedingungen ein Erdbeben mit einer maximalen Magnitude von etwa 5 auftreten könnte.

Die Studie wurde unter der Leitung von Professor Zollo durchgeführt. Die Wissenschaftler entwickelten eine neue Technik, um die Seismizität der letzten zehn Jahre zu kartieren. Diese Technik kombiniert seismologische Daten, geophysikalische Parameter und geologische Informationen des Untersuchungsgebiets, wodurch hochpräzise Erdbebenpositionen ermittelt und aktivierte Störungszonen der inneren Caldera aufgedeckt werden konnten.

Die Methode ermöglichte es, den genauen Ursprungsort von etwa 9000 Erdbeben zu bestimmen und ist deutlich genauer als herkömmliche Methoden. Dank dieser hohen Auflösung konnten verschiedene Bruchzonen während der aktuellen seismischen Krise identifiziert werden. Großmaßstäblich zeigt sich eine fast elliptische Verteilung der Seismizität, während auf kleineren Skalen komplexere und variablere seismische Brüche sichtbar wurden.

Die präzise Lokalisierung der Erdbeben während der aktuellen bradyseismischen Krise ergab eine maximale Tiefe der Epizentren von etwa 3-4 km. Größere Erdbeben ereigneten sich in der Regel in größeren Tiefen. Die räumliche Verteilung der Seismizität stimmte gut mit bekannten Oberflächenverwerfungen überein, die im Laufe der tausendjährigen Geschichte des Vulkans aktiviert wurden.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,4 am 7. Juli

Kilauea wurde von spürbaren Erdbeben Mb 4,4 erschüttert – Epizentrum nahe der Ostküste

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 06:47:45 UTC | Lokation: 19.338 ; -155.122 | Tiefe: 13 km | Mb 4,4

Heute Morgen um 06:47:45 UTC (6. Juli, 20:47 Uhr HST) manifestierte sich auf Big Island, Hawaii, ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,4. Das Hypozentrum lag in 13 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 km südlich von Mountain View lokalisiert, einer Gemeinde auf der Südostflanke des Kilaueas, die ich gut kenne, da ich 2016 dort residierte. Das Beben war in einem großen Umkreis spürbar, und dem EMSC – von dem die oben aufgeführten Daten stammen – liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von gut 100 Kilometern vor.

Die Daten des USGS weichen etwas von jenen des EMSC ab. Hier wird die Magnitude mit 4,1 angegeben. Das Epizentrum wurde 14 km südlich von Fern Forest lokalisiert, einem Ort, den man zum Beispiel auf dem Weg zum Puʻuʻōʻō-Krater durchquert. Laut USGS lag das Hypozentrum in nur 7 Kilometern Tiefe, was die große Wahrnehmungszone erklärt. Das Beben manifestierte sich auf der unteren Südostflanke des Vulkans Kilauea, die für ihr langsames Gleiten in Richtung Ozean berüchtigt ist.

Innerhalb von 10 Minuten folgten drei Nachbeben im gleichen Gebiet mit Stärken von 2,0, 2,6 und 3,3, wodurch ein kleiner Erdbebencluster entstand. Das HVO warnt vor weiteren Nachbeben.

Das Erdbeben hatte keine sichtbaren Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa oder Kīlauea. Die meisten Erdbeben in dieser Region werden durch abrupte Bewegungen der Südflanke des Kīlauea verursacht, die sich über die ozeanische Kruste nach Südosten bewegt. Ort, Tiefe und die im Rahmen des heutigen Erdbebens aufgezeichneten Wellenformen entsprechen den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Ablösungsverwerfung an der Südflanke.

Die Erdbebenaktivität im Gipfelbereich und in den Riftzonen des Kilauea ist immer noch erhöht, aber bei weitem nicht mehr so hoch wie Anfang der Woche, als es über 500 Beben an einem Tag gab. Gestern wurden ca. 120 Erschütterungen detektiert. Viele der Beben ereigneten sich entlang des oberen Südostrifts. Zum ersten Mal seit langem gab es auch ein Beben am Puʻuʻōʻō-Krater. Es hatte eine Magnitude von 2,2 und manifestierte sich unter der Südflanke des Kraterkegels.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 07.07.24

Erdbebenaktivität und Bodenhebung auf Reykjanes gehen weiter – Keine Abschwächung in Sicht

Gestern gab es im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel weitere Erdbeben, die sich an mehreren Lokalitäten unterschiedlicher Spaltensysteme ereigneten. Während die Seismizität bei Svartsengi und Sundhnukur weiterhin niedrig ist, rappelte es vor allem im Hengill-System nahe Þrengsli und Bláfjallaskáli, aber auch bei Krysuvik und Fagradalsfjall. Einige Beben gab es auch offshore im Gebiet von Eldey. Ob die Bebentätigkeit rein tektonisch zustande kommt oder ob es einen Zusammenhang mit der anhaltenden Magmenakkumulation unter Svartsengi gibt, ist spekulativ. Ich persönlich mag natürlich die Variante mit dem magmatischen Einfluss, bei der sich durch die anhaltende Bodenhebung infolge der Magmenakkumulation die Spannungen im Boden weitläufig ändern und dadurch die Risssysteme aktiviert werden.

Entgegen dem Trend der GPS-Messwerte von vor zwei Tagen, als sich eine leichte Reduzierung der Bodenhebung ablesen ließ, ist davon im Diagramm nichts mehr zu erkennen. Die IMO-Forscher schreiben dazu in ihrem letzten Update vom Freitag, dass es keine Anzeichen einer Abschwächung der Hebungsrate gebe. Der Magmenzustrom in das Reservoir unter Svartsengi beläuft sich nach wie vor auf 4 bis 6 Kubikmeter pro Sekunde. Damit liegt es über dem Niveau, das vor der letzten Eruption erreicht wurde. Die IMO betont ausdrücklich, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung gebe, und widerspricht damit auch den Spekulationen des isländischen Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson (Thorvaldur Thordarson), der nach Ende der letzten Eruption mehrmals in Interviews bezweifelte, dass es bei Sundhnukur noch weitere Eruptionen geben werde. Er sah eine stetige Reduzierung des Magmenaufstiegs und postulierte das Ende der Aktivität für den Spätsommer. Laut IMO gibt es hierfür keine Anzeichen. Dennoch könnte die nächste Eruption länger auf sich warten lassen, als es zuvor der Fall war, denn es gibt den Trend, dass eine immer höhere Magmenakkumulaton nötig ist, damit die nächste Eruption in Gang kommt.

Schutzanlagen bei Svartsengi werden weiter verstärkt

Bei Grindavik und Svartsengi bereitet man sich indes auf den nächsten Ausbruch vor und verstärkt die Schutzanlagen. Besonders in den Bereichen bei Svartsengi, wo zum Ende der letzten Eruption Lava über die Deiche floss, ist man dabei, diese zu erhöhen. Die Ingenieurin Hörn Hrafnsdóttir meinte gegenüber MBL, dass die Deiche dort um 4 bis 9,5 Meter erhöht werden würden. Die Gesamthöhe der Anlagen liegt dann zwischen 10 und 21 Metern. Ende nächster Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Trotzdem wird es immer schwieriger und aufwendiger, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune vor Lavaströmen zu schützen, da sich auf der Außenseite der Deiche immer mehr Lava auftürmt.

Ein gute Nachricht gibt es noch: Der wurde Grindavíkurvegur ist zumindest bis zur Blauen Lagune wieder befahrbar. Die Straße wurde durch den Ausbruch streckenweise von Lava überflutet. Über dem Lavastrom wurde nun eine neue Schotterpiste angelegt.

Island: Scharmbeben und Bodenhebung am 05.07.24

Schwarmbeben an 2 Lokationen im Gebiet der Reykjaneshalbinsel – Stärkste Erschütterung Mb 3,4

Heute gab es an zwei verschiedenen Orten der Reykjaneshalbinsel Schwarmbeben und Erschütterungen mit Magnituden größer 3. Zuerst bebte es heute Morgen um 07:17:44 UCT im Hengill-Spaltensystem. Das Beben der Magnitude 3,1 manifestierte sich 1,7 km von Þrengsl und hatte ein Hypozentrum in 6,2 km Tiefe. Þrengsl liegt in der Nähe des Geothermalkraftwerks Hellisheiði. Das Beben war Teil eines Schwarms. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Beben hier im Zusammenhang mit den Heißwasserbohrungen stehen. Gegen Mittag gab es dann zwei Beben mit den Magnituden 3,4 und 3,1, die sich offshore vor Reykjanestá an der Westspitze der Reykjaneshalbisnel eigneten und ca. 30 Kilometer von Eldeyjarboði verortet wurden. Auch hier gab es eine Reihe schwächerer Beben, von denen mehrere Magnituden im Zweierbereich aufwiesen.

Bereits gestern manifestierte sich ein Erdbebenschwarm bei Krysuvik. Einige Erdstöße wurden im Bereich vom Fagradalsfjall detektiert. Insgesamt gab es innerhalb von 48 Stunden 162 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge. Die seismische Tätigkeit entspricht in etwas dem, was wir in den vergangenen Monaten oft gesehen habe, wenn der Vulkan bei Svartsengi/Sundnukur wieder auflädt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlief in den letzten Tagen nicht so stetig ab, wie wir es von früher gewohnt sind. Zunächst kam es zu einer Reduzierung der Hebungsrate, welche sich jetzt wieder zu beschleunigen scheint, aber noch nicht wieder ganz zu dem Niveau der Vorwoche zurückgekehrt ist. Dennoch hob sich der Boden seit Eruptionsende um gut 80 mm. Bis das letzte Voreruptionsniveau erreicht ist, muss sich der Boden um weitere 50 mm heben. Ab dann wächst das Eruptionspotenzial deutlich an, wobei es theoretisch auch vorher zu einem Ausbruch kommen könnte.

Im letzten IMO-Update vom 2. Juli heißt es noch, dass ca. 4-6 Kubikmeter Mama pro Sekunde in das unterirdische Schmelzreservoir unter Svartsengi einströmen. Jetzt würde ich eher von 3-4 Kubikmetern pro Sekunde ausgehen. Dennoch lädt das System wieder auf und in einigen Wochen könnte eine neue Eruption starten.

Island: Schwarmbeben unter Langjökull

Schwarmbeben erschüttert Gletschervulkan unter dem Langjökull – Stärkste Erschütterung Mb 3,3

Datum: 03.07.2024 | Zeit: 03:47:32 UTC | Lokation: 64.624 ; -20.531 | Tiefe: 7 km | Mb 3,3

Unter dem isländischen Gletscher Langjökull ereignete sich heute Nacht gegen 3:47 Uhr ein kleines Schwarmbeben. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in 6,6 Kilometern Tiefe. Das zweitstärkste Beben hatte immerhin eine Magnitude von 2,9. Die Beben manifestierten sich unter dem Seitengletscher Geitlandsjöklull und wurden 17,7 km südsüdwestlich von Eiríksjökull verortet. Insgesamt wurden 17 Erschütterungen registriert.

Wie unter den meisten isländischen Gletschern verbergen sich auch unter dem Langjökull Vulkane. Maßgeblich sind zwei Vulkansysteme bekannt: Im Nordwesten liegt unter dem Eis die Caldera des Zentralvulkan Hveravellirs verborgen. Zu diesem Vulkan gehören mehrere Spaltensysteme und Vulkane außerhalb des Vulkans, darunter auch das gleichnamige Thermalgebiet, das zwischen Langjökull und Hofsjökull liegt. Die Finger des Langjökull-Vulkansystems reichen in Form von Risssystemen bis weit in den Süden, denn auch das bekannte Thermalgebiet Haukadalur mit seinen Geysiren zählt hierzu.

Unter dem südwestlichen Geitlandsjöklull verbirgt sich der Zentralvulkan Prestahnúkur, der das markanteste vulkanische Merkmal des Geitland-Vulkansystems darstellt. In der Region dieses Vulkans gab es die aktuellen Erdbeben. Es ist nicht das erste Schwarmbeben dort, über das ich in den letzten Monaten berichten durfte. Isländische Vulkanologen vermuten, dass die Vulkane unter dem Langjökull erwachen könnten. Allerdings lässt sich bis jetzt nicht sagen, über welchen Zeitrahmen sich dieses Erwachen hinzieht. Falls es zu Eruptionen kommen sollte, könnte das noch Jahrzehnte weit entfernt sein.

Unter der Reykjanes-Halbinsel wurden seit gestern kaum noch Erdbeben registriert. Dieser Umstand könnte allerdings dem schlechten Wetter mit starken Niederschlägen und Winden geschuldet sein, die das Erfassen schwacher Erschütterungen erschweren. Die Bodenhebung zeigt eine Flatline an, was allerdings ebenfalls auf Fehlmessungen zurückzuführen sein könnte. Verlässliche Daten gibt es wohl erst wieder bei Wetterberuhigung.

Campi Flegrei: Caldera kommt auch im Juli nicht zur Ruhe

Neue Erdbebenserie erschüttert die Campi Flegrei Anfang Juli – Bodenhebung geht weiter

Der süditalienische Calderavulkan wurde heute Nachmittag wieder von mehreren Erdbeben erschüttert: Die vier stärksten Beben hatten Magnituden zwischen 2,9 und 2,5. Die Erdbebenherde streuten zwischen 3,2 und 2,2 Kilometern. Die Epizentren lagen vor der Ostküste des Golfs von Pozzuoli, in einer Gegend, in der es bis jetzt nicht ganz so viele Erdbeben gegeben hat. Obwohl die Magnituden der Beben kleiner als 3 waren und somit unter der eigentlichen Wahrnehmungsschwelle lagen, wurden sie von den Anwohnern der Caldera gespürt. Dieser Umstand dürfte den geringen Tiefen der Hypozenten geschuldet gewesen sein. Insgesamt hat es seit Gestern 34 Erschütterungen gegeben. Die Beben lagen im unteren Bereich des Hydrothermalsystems und könnten von ihren Magnituden her bereits von Rissbildung bzw. Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen zeugen und wurden nicht nur von sich bewegenden Fluiden in lockeren Ablagerungen ausgelöst.

In der Vorwoche wies die Caldera eine normale Seismizität auf, ohne dass es irgendwelche Highlights gegeben hätte. Zwischen dem 24. und 30. Juni wurden 69 Erschütterungen registriert. Die Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die meisten Beben manifestierten sich im Bereich der Solfatara.

Grundsätzlich stehen die Erdbeben mit dem Aufstieg magmatischer Fluide im Zusammenhang, die aus größerer Tiefe aufsteigen und sich im Hydrothermalsystem sammeln. Ein Teil der Gase und Flüssigkeiten tritt an der Oberfläche aus. Der Rest verbleibt im Untergrund und verursacht die anhaltende Bodenhebung. Laut des jüngsten INGV-Bulletins lag sie auch in der letzten Woche bei 2 Zentimetern pro Monat. Nahezu unverändert zeigten sich auch die anderen geophysikalischen und chemischen Parameter. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad.

Übrigens, wo wir schon bei den Vulkanen Süditaliens sind: Unter dem Gipfel des Strombolis ereignete sich am 30. Juni ein weiterer schwacher Erdstoß.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 1. Juli

Erdbeben M 3,3 unter Bardarbunga – Bodenhebung auf Reykjanes verstärkt

Unter dem isländischen Gletschervulkan Bárðarbunga gab es gestern Vormittag ein Erdbeben der Magnitude 3,4. Das Epizentrum lag in nur 1100 Metern Tiefe. Heute Morgen ereignete sich in nur 600 Metern Tiefe ein Erdstoß der Magnitude 2,7. Zudem wurden noch eine Handvoll schwächerer Erschütterungen festgestellt. Doch nicht nur unter dem Vatnajökull bebte es in der Region, sondern auch im Bereich des Tafelvulkans Herðubreið, der zum Askja-System gehört. Die Bodenhebung der Askja fluktuiert, zeigt aber langfristig eine weiterhin steigende Tendenz. Die Bodenhebung an der Messstation OLAC liegt bei 78 Zentimetern.

Bodenhebung bei Svartsengi beschleunigte sich

Einen steilen Anstieg verzeichnet die Bodenhebung bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Seit dem Ende des Ausbruchs an der Sunhnuhur-Kraterreihe beschleunigte sich die Bodenhebung signifikant und liegt jetzt bei Werten, die größer sind als vor der letzten Eruption. Betrachtet man die Bodenhebung an der Messstation GRRV, die nördlich von Grindavík steht, sieht man den steilsten Kurvenverlauf seit Februar.

Sollte sich der Boden mit gleichbleibender Geschwindigkeit heben, dann müsste in 2-3 Wochen das Niveau wie vor der letzten Eruption erreicht sein. Ab diesem Zeitpunkt steigt das Eruptionsrisiko deutlich an, wobei es nicht auszuschließen ist, dass eine Intrusion oder Eruption bereits vorher einsetzt. Doch die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass von Eruption zu Eruption mehr Bodenhebung nötig ist, bevor es zu einem Ausbruch kommt. Von daher halte ich es für wahrscheinlich, dass wir frühestens zum Monatsende einen neuen Vulkanausbruch im Bereich von Svartsengi sehen werden, wobei der Ausbruchsort wieder bei Sundhnukur liegen dürfte.

Inzwischen hat man sich im Raum Grindavík wohl an die Eruptionen gewöhnt und man arbeitet an der Verstärkung der Schutzanlagen. Für Touristen ist die Stadt weiterhin gesperrt. Der Badebetrieb in der Blauen Lagune geht unbeirrt weiter, sodass Touristen zur Reisezeit momentan vergleichsweise wenig von der Naturkatastrophe beeinflusst werden.