Erdbeben-News 27.02.23: Türkei Mw 5,2

Zentral-Türkei mit Erdbeben Mw 5,2

Datum: 27.02.23 | Zeit: 09:04:51 UTC | 38.25 N ; 38.29 E | Tiefe: 5 km | Mw 5,2

Im türkischen Erdbebengebiet an der Ostanatolischen Verwerfung bebte es mit einer Magnitude von 5,2. Dieser Wert stammt vom EMSC. Örtliche Erdbebendienste ermittelten eine Magnitude von 5,6. Das Hypozentrum befand sich in der geringen Tiefe von 5 km. Das Epizentrum wurde 11 km südlich von Malatya verortet. Der Erdstoß war stark genug, um weitere Häuser, die wohlmöglich vorgeschädigt waren, zum Einsturz zu bringen. Ein Grund dafür, dass sich das Erdbeben so stark auswirkte, dürfte in der geringen Herdtiefe zu finden sein. Das Epizentrum befand sich mehrere Hundert Kilometer westlich der Epizentren der beiden Starkbeben, die die Katastrophe am 6. Februar maßgeblich auslösten.

Der aktuelle Erdstoß scheint zu bestätigen, was ich schon früher mutmaßte: Ein großer Teil der Ostanatolischen Verwerfung scheint unter Spannung zu stehen. Diese hatten sich in den letzten Monaten ein wenig im Bereich des Van-Sees gelöst, doch auch nicht unbedingt genug, als dass dort das Risiko eines weiteren Starkbebens wesentlich geringer wäre als in anderen Regionen entlang der Verwerfung. Die Situation bleibt angespannt.

Angespannt ist auch die politische Situation in der Türkei: wie sich kürzlich herausstellte, ging die Regierung einen fatalen Deal ein, indem sie Bausündern Absolution erteilte, nachdem sie eine Ablöse gezahlt hatten. Diese staatliche Geldgier rächte sich jetzt und müsste eigentlich der Führung der Türkei den politischen Kopf kosten. Aber wie es für pseudodemokratische Autokratien typisch ist, wird die Schuld auf andere abgewälzt. Gespannt blickt man da gen Nordanatolische Verwerfung, an der es unter Garantie ähnlich verpfuschte Bauten wie im Südosten des Landes gibt. Nach den jetzigen Erkenntnissen infolge der Katastrophe müsste man eigentlich reagieren, und freigekaufte Gebäude, die nicht den Bauvorschriften entsprechen, abreißen. Wir wissen aber alle, dass das nicht geschehen wird. Stattdessen setzt man auf das Prinzip Hoffnung, wohlwissend, dass das Big One irgendwann kommen wird!


Weitere Erdbeben-Meldungen:

China: Erdbeben Mb 5,1

Datum: 26.02.23 | Zeit: 23:58:04 UTC | 41.74 N ; 79.93 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Auch in anderen Teilen der Erde gibt es moderate bis starke Erdbeben. So bebte es kurz vor Mitternacht in der chinesischen Region Xinjiang mit einer Raumwellen-Magnitude von 5,1. Die Herdtiefe wird vom EMSC mit 10 km angegeben. Das Epizentrum befand sich 68 km nordwestlich von Aksu.


Sant-Cruz-Inseln: Erdbeben Mb 5,5

Datum: 27.02.23 | Zeit: 09:50:42 UTC | 11.24 S ; 166.31 E | Tiefe: 80 km | Mb 5,5

Bei den pazifischen Santa-Cruz-Inseln ereignete sich ein Beben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag 80 km tief und damit in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 323 km nordwestlich von Sola (Vanuatu) verortet. Damit ist auch klar, wo in etwa die Inselgruppe liegt. Sie befindet sich zwischen Vanuatu und den Salomonen.


Island: Erdbeben Mb 3,2 unter Katla

Datum: 27.02.23 | Zeit: 14:36:19 UTC | 63.601 ; -19.153 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,2

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla bebte es mit einer Magnitude von 3,2. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m. Das Epizentrum lag 3.5 km NW of Hábunga. Der Vulkan gilt statistisch seit Jahren als überfällig, doch es wird mehr und mehr klar, dass sich Vulkane nicht an Statistiken halten.

 

Erdbebennews 25.02.23: Türkei

Erdbeben im türkischen Vulkangebiet

Datum: 24.02.23 | Zeit: 14:02:00 UTC | 37.98 N ; 34.04 E | Tiefe: 5 km | Mb 4,5

Die Erdbebenhäufigkeit entlang der Ostanatolischen Verwerfung hat in den letzten Tagen nachgelassen, doch wirklich zur Ruhe ist die Erde dort noch nicht gekommen. Immer noch gibt es moderate bis starke Nachbeben, die dann eine Serie schwächerer Erschütterungen mit sich bringen. Gestern kam es zu mehreren Beben im 4-er-Bereich, in deren Folge noch mindestens ein stark beschädigtes Gebäude ganz einstürzte. Die Opferzahlen sind mittlerweile auf über 50.000 gestiegen.

Von besonderem Interesse ist, dass es jetzt auch vermehrt Erdbeben abseits der Hauptstörungen gibt. So kam es in den letzten Tagen zu mehreren Erdstößen in der Region von Konya. Ein Beben der Magnitude Mb 4,5 manifestierte sich einige Kilometer nordöstlich des Vulkanfelds von Karapınar. Dort ist zwar kein Vulkan ausgebrochen, aber es bildete sich ein Senkloch. Es hat einen Durchmesser von gut 35 m und ist 12 m tief. Wahrscheinlich ist infolge des Erdbebens ein unterirdischer Hohlraum eingestürzt. Ob der Hohlraum vulkanischen Ursprungs war oder mit den Dolinen im nahegelegenen Kalksteingebiet zusammenhängt, vermag ich aus der Ferne nicht zu beurteilen. Im Zweifel für den Angeklagten und so postuliere ich mal, dass ein Hohlraum vulkanischen Ursprungs einstürzte.

Das Beben wurde übrigens 20 km nordöstlich von Emirgazi verortet. Das Hypozentrum befand sich in nur 5 km Tiefe. Es gab weitere Beben in dem Gebiet. Eines brachte es sogar auf Mw 5,2, das sich aber erst heute Vormittag ereignete, als die Meldung zum Senkloch schon veröffentlicht war. Also muss bereits das schwächere Beben den Kollaps ausgelöst haben.

Ein Ende der seismischen Aktivität entlang der Ostanatolischen Verwerfung ist noch nicht in Sicht, selbst wenn Häufigkeit und Stärke der Nachbeben langsam nachlassen.

Erdbeben-News 23.02.23: Tadschikistan

Erdbeben Mw 6,8 in Tadschikistan

Datum: 23.02.23 | Zeit: 00:37:40 UTC | 38.06 N ; 73.22 E | Tiefe: 20 km | Mw 6,9

Die raue Bergwelt Tadschikistans wurde heute Nacht um 00:37:40 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,8 erschüttert. Die Herdtiefe wurde auf 20 km bestimmt. Das Epizentrum lag 66 km west-südwestlich von Murghob, einem kleinen Ort mit 10.800 Einwohnern. Das Erdbeben war in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge schrieb, dass er den Erdstoß deutlich stärker als andere Erdbeben zuvor gespürt hat. Er befand sich in 162 km Entfernung zum Epizentrum. Über Schäden liegen keine Meldungen vor, obwohl der Erdstoß stark genug war, um welche zu verursachen. Grund dürfte die dünne Besiedlung der Region sein.

Eingangs schrieb ich von der rauen Bergwelt Tadschikistans, womit das Pamir-Gebirge gemeint ist. Es ist nach dem Himalaya das zweithöchste Gebirge der Welt, dessen höchster Gipfel des Bergs Kongur 7649 m hoch ist. Das Pamir Gebirge grenzt im Südwesten an das afghanische Hindukush-Gebirge und ist im Süden über mehrere Bergketten hinweg mit dem Himalaya verbunden. Im Osten schließt sich das Becken der Taklamakan-Wüste an, die nach der Sahara die zweitgrößte Sandwüste der Welt ist. Eine Gegend also, die von zahlreichen Superlativen bestimmt wird.

Ein weiteres Superlativ ist die Tektonik des Gebirges, dessen Orogenese mit der des Himalayas und allen anderen Gebirgsketten der Region verknüpft ist: das Faltengebirge des Pamir entstand infolge der Plattenkollision des Indischen Subkontinents mit der Eurasischen Platte. Entlang einer großen Ost-West-verlaufenden Störungszone, dem bogenförmig verlaufenden Main-Pamir-Thurst im Norden des Gebirges, gab es sogar Subduktion. Es gibt mehrere große Störungszonen, die parallel zum Main-Pamir-Thurst verlaufen und ihren Charakter verändern: Im Mittelteil des Bogens sind diese Störungen als Auf- bzw. Abschiebungen angelegt und zu ihren Rändern gehen sie in Blattverschiebungen über. So wird das Pamir-Gebirge in mehrere Blöcke aufgeteilt. Das aktuelle Beben manifestierte sich an einer dieser Störungszonen, die die Grenze zwischen Zentralpamir und Südpamir darstellt.

Erdbeben-News 21.02.23: Island

Erdbeben Mb 4,9 am Bardarbunga

Datum: 21.02.23 | Zeit: 08:41:00 UTC | 64.673 ; -17.515 | Tiefe: 3 km | Mb 4,9

Heute Morgen wurde Island von einem Erdbeben der Magnitude 4,9 erschüttert. Dieser Wert stammt vom IMO. Das EMSC kam auf eine Magnitude von 5,1. Laut den Isländern lag das Epizentrum 3,7 km nördlich des subglazialen Calderavulkans Bardarbunga. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 3 km angegeben. Bei den Europäern kommt man hingegen auf eine Herdtiefe von 10 km und ein Epizentrum nordwestlich des Vulkans, aber schon außerhalb der Eisbedeckung des Vatnajökulls. Der Vollständigkeit halber habe ich beide Datensätze angegeben, wobei die IMO-Daten wahrscheinlich genauer sind. Es gab einige Nachbeben.

Erdbeben lag im Einzugsbereich der Askja

Im gesamten Erfassungsbereich des Vatnajökulls haben die Seismografen in den letzten zwei Tagen 39 Erschütterungen registriert. Viele davon ereigneten sich im System Askja-Herdubreid. Auf dem letzten Sentinel-Foto von gestern erkennt man zwischen Wolken hindurch, dass die Eisschmelze am Öskjuvatn weiter anhält. Mehr als die Hälfte der Seeoberfläche ist eisfrei. Neue Berichte von den örtlichen Vulkanologen liegen noch nicht vor. Die Signale, ob nun eine Eruption bevorsteht oder nicht, sind immer noch nicht eindeutig interpretierbar. Eisschmelze und hohe Inflation zeugen von einer vermeintlichen Magmenintrusion, doch es fehlen weiterhin Schwarmbeben, die einen finalen Magmenaufstieg signalisieren. Ohne weitere Daten ist nicht auszuschließen, dass die Bodenhebung durch magmatische Fluide im Sinne von Tiefenwasser/Gas verursacht wurde. Die Eisschmelze könnte von einem meteorologischen Phänomen verursacht worden sein. Dessen ungeachtet könnte sich der Vulkan auch jederzeit dazu entschließen, mit einer Eruption durchzustarten. Das Erdbeben am Bardarbunga, lag gut 70 km von Askja entfernt und könnte ein auslösendes Moment darstellen, denn die Erschütterungen haben sich bestimmt bis in den Magmenkörper der Askja fortgepflanzt und könnten Entgasungen hervorrufen, die eine Eruption triggern könnten.

Am Rande sei erwähnt, dass die Seismizität am Reykjanes-Ridge in den letzten Tagen weiter zugelegt hat. 71 Beben wurden dort innerhalb von 48 Stunden registriert.

Update: Heute Nachmittag gab es am Reykjanes-Ridge einen Erdstoß Mb 3,1 in 12 km Tiefe. Die Gesamtzahl der Beben erhöhte sich auf 79.


Weitere Erdbebenmeldungen:

USA: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 21.02.23 | Zeit: 05:35:26 UTC |  57.04 N ; 153.30 W | Tiefe: 20 km | Mw 5,5

Auf Kodiak Island südlich von Alaska kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 5,5. Der Erdbebenherd lag 20 km tief. Das Epizentrum wurde 99 km süd-südwestlich von Kodiak verortet.


Iran: Erdbeben Mb 5,3

Datum: 21.02.23 | Zeit: 06:05:35 UTC | 27.80 N ; 55.38 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,3

Im Süden des Irans bebte es mit einer Magnitude von 5,3. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 112 km nordwestlich von Bandar Abbas lokalisiert.

Erdbeben-News 20.02.23: Türkei

Erdbeben Mw 6,4 erschüttert Erdbebengebiet in der Türkei

Datum: 20.02.23 | Zeit: 17:04:29 UTC | 36.13 N ; 36.04 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,4

Am späten Nachmittag ereignete sich heute in der türkisch-syrischen Erdbebenregion an der Ostanatolischen Verwerfung ein weiteres starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,4. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 14 km südwestlich von Antakya (Türkei) verortet. Die Grenze nach Syrien ist nur wenige Kilometer entfernt. Das Beben war vergleichsweise stark und man kann kontrovers diskutieren, ob es sich um ein Nachbeben handelt oder um ein weiteres Hauptbeben. Obwohl das Beben mit den anderen Erdbeben in Verbindung stand, tendiere ich dazu, es als Hauptbeben zu bezeichnen, da es sich mehr als 100 km von den Epizentren der beiden anderen Hauptbeben entfernt ereignete. Den Menschen vor Ort dürfte es auch egal sein, wie der Seismologe das Beben einstuft, denn es dürfte weiter beschädigte Gebäude zum Einsturz gebracht haben.

Nachdem sich die Bebensituation in den letzten Tagen etwas beruhigt hatte, sehe ich jetzt wieder eine höhere Wahrscheinlichkeit für weitere starke Erdbeben in der Region. Besonders zwischen den Epizentren des Bebens von heute und dem Initialbeben vom 6. Februar könnte es weitere Spannungen entlang des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung geben, die noch nicht von den schwächeren Nachbeben abgebaut wurden. Auch im weiteren Verlauf des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung, der in den Zypern-Bogen übergeht, besteht die Gefahr eines weiteren Starkbebens. Ob sich die Spannungen bis in die Transformstörung des Toten Meeres übertragen können, ist spekulativ. Doch auch hier würde ich Erdbeben nicht ausschließen wollen, was man für Regionen entlang großer Störungszonen freilich nie kann, denn das Risiko starker Erdbeben ist praktisch immer da.

Erdbeben-News 20.02.23: Italien

Erdbeben Mw 4,4 bei Alicudi in Italien

Datum: 20.02.23 | Zeit: 01:11:18 UTC | 38.63 N ; 14.15 E | Tiefe: 30 km | Mw 4,4

Wenige Kilometer nordwestlich der Liparischen Insel Alicudi bebte es heute Nacht mit einer Magnitude von 4,4. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 30 km. Das Epizentrum wurde 74 km nordwestlich von Capo d’Orlando (Sizilien) verortet. Es folgten 5 Nachbeben mit Magnituden im 2-er-Bereich. Diese lagen deutlich flacher und reichten bis zu einer Tiefe von 10 km hinauf. Das bislang letzte Erdbeben der Serie ereignete sich heute Morgen und es ist nicht ausgeschlossen, dass es weitere Nachbeben geben wird.

Tektonische Einordnung des Erdbebens

Alicudi ist die westlichste und zweitkleinste der 7 bewohnten Liparischen Inseln, die im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien liegen. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs, doch nur die Vulkane Stromboli und Vulcano gelten als aktiv. Die Tektonik der Liparischen Inseln hängt im Wesentlichen mit der Subduktion der Afrikanischen Platte unter jener Eurasiens zusammen. Die Inseln bildeten sich in einer Beugungszone auf der Europäischen Platte hinter der Subduktionszone: da das Abtauchen der Afrikanischen Platte nicht ohne Reibung vonstatten geht, beugt sie die Europäische Platte, in der sich Risse bilden. Eine weitere Rolle spielt die Subduktion der schmalen Ionischen Platte, die vom Südosten her unter Kalabrien und dem äußersten Ostrand Siziliens abtaucht. Entlang der westlichen Grenze der Ionischen Platte verläuft eine große Blattverschiebung (Tindari-Letojanni-Malta Störungssystem) auf der sich die aktiven Vulkane Vulcano und Ätna aufreihen. Alicudi liegt allerdings abseits dieser Störungszone und im Bereich des WNW-OSO-orientierten Sisifo-Alicudi-Verwerfungssystems, das nördlich von Vulcano in die dominierende Blattverschiebung mündet. Die aktuellen Erdbeben dürften sich am Sisifo-Alicudi-Verwerfungssystem ereignet haben. Die Intrusion eines Dykes lässt sich als Bebenauslöser auch nicht ganz ausschließen, doch dafür ist das Hauptbeben eigentlich zu stark und die Gesamtzahl der Beben zu klein.

Betrachtet man die weiter gefasste Shakemap, dann erkennt man, dass sich auch im Ostteil des Tyrrhenischen Meeres einige Erdbeben ereigneten. Diese manifestierten sich typischerweise in größerer Tiefe von mehr als 100 km und liegen im Bereich der flach abtauchenden Ionischen Platte. Auffällig ist, dass es zwischen den Clustern bei Malta, den Liparischen Inseln und Zentralitalien relativ wenige Erdbeben gibt. In dieser Region bauen sich die Spannungen des Untergrunds nicht durch viele kleine Erdbeben ab, sodass die Gefahr besteht, dass sie sich aufsummieren und irgendwann in einem stärkeren Erdbeben entladen werden.

Erdbeben-News 19: Februar 2023: Türkei

Nachbeben Mb 5,2 erschüttert Zentraltürkei

Datum: 18.02.23 | Zeit: 19:31:32 UTC | 38.02 N ; 36.65 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

Morgen ist es zwei Wochen her, dass die beiden Starkbeben mit den Magnituden 7,8 und 7,5 den Südwesten der Türkei erschütterten. Die Beben manifestierten sich an den beiden Westarmen der Ostanatolischen Verwerfung und wirkten sich bis nach Syrien aus. Hunderte Nachbeben folgten. In der Türkei wurden 200.000 Gebäude stark beschädigt oder stürzten wie Kartenhäuser zusammen und begruben Zehntausende Menschen unter sich. Die vorläufige Opferbilanz: Mehr als 46.000 Tote und über 80.000 Verletzte. Alleine in Syrien sollen Millionen Menschen ihre Unterkunft verloren haben und Hunderttausende sind bereits geflohen. Es droht eine weitere humanitäre Katastrophe, deren Ausmaß bis jetzt entweder noch nicht absehbar ist, oder von unseren Politikern falsch eingeschätzt wird, denn ich kann keine Maßnahmen erkennen, wie man sich bei uns erfolgreich auf immer weiter steigende Flüchtlingszahlen einstellt. Im Gegenteil, die meisten Kommunen sind bereits mit den ukrainischen Kriegsflüchtlingen überlastet und da sie mit deutschen Staatsbürgern quasi gleichgestellt sind, drohen Verteilungskämpfe in praktisch jedem sozialen Bereich, einschließlich Kita- und Schulplätzen!

Obwohl in der letzten Woche Anzahl und Stärke der Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung nachgelassen haben, gibt es immer noch viele davon. Das Stärkste gestern hatte eine Magnitude von 5,2 und einen Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Das Nachbeben manifestierte sich am nördlichen Arm der Verwerfung, an dem es das Beben Mw 7,5 gegeben hatte. Das Epizentrum wurde 13 km östlich von Göksun verortet. Dort in der Nähe wurde letzte Woche auch von einem vermeintlichen Vulkanausbruch berichtet, dessen Ursache immer noch nicht geklärt ist. Ich halte es für wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Schlammeruption gehandelt hatte.

Auf der Shakemap erkennt man, dass praktisch die gesamte Ostanatolische Verwerfung von den Nachbeben betroffen ist. Man kann sich die Frage stellen, ob es Nachbeben sind, oder eigenständige Beben, die durch die starken Erschütterungen im Südwesten ausgelöst wurden.

Im Katastrophengebiet werden immer noch vereinzelt Überlebende aus den Trümmern geborgen, doch im Wesentlichen geht es mittlerweile darum, die Toten zu bergen und die Trümmer zu beseitigen. Es wird Monate bis Jahre dauern, um die Schäden zu beseitigen. Bleibt zu hoffen, dass die neuen Gebäude erdbebensicher gebaut werden, ansonsten erlebt man in einigen Jahrzehnten die nächste Katastrophe dort. Einstweilen drohen Seuchen und Unruhen. Themen, die uns in den nächsten Wochen bestimmt weiterhin beschäftigen werden.


Weitere Meldungen:

Chile: Erdbeben Mw 5,3

Datum: 19.02.23 | Zeit: 02:40:41 UTC | 19.98 S ; 71.09 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,3

Vor der chilenischen Küste bebte es mit Mw 5,3. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 102 km westlich von Iquique. Entlang der chilenischen Subduktionszone gibt es aktuell viele Beben.


Kreta: Erdbeben Mb 4,8

Datum: 18.02.23 | Zeit: 17:32:57 UTC | 35.76 N ; 25.48 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,8

Gestern Nachmittag bebte es nördlich von Kreta mit einer Magnitude von 4,8. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 57 km nord-nordöstlich von Heraklion verortet. Zwischen Kreta und dem Ägäischen Vulkanbogen ereigneten sich mehrere schwache-moderate Erdstöße.


Ionisches Meer: Erdstoß Mw 4,5

Datum: 18.02.23 | Zeit: 20:14:32 UTC | 37.38 N ; 20.80 E | Tiefe: 10 km | M3 4,5

Gestern Abend gab es dann noch ein Erdbeben Mw 4,5 vor der Ostküste Griechenlands, genauer im Ionischen Meer. Südlich der Insel Zakynthos bebte es mit Mw 4,5. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 45 km südlich von Zakynthos festgestellt. Es gab mehrere Nachbeben.

Erdbeben-News 18.02.23: Costa Rica

Erdbeben Mb 5,2 erschüttert Vulkan Poas

Datum: 18.02.23 | Zeit: 08:24:12 UTC | 10.22 N ; 84.17 W | Tiefe: 8 km | Mb 5,2

Heute Morgen erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,2 das lateinamerikanische Land Costa Rica. Das Erdbeben ereignete sich nicht in der Küstenregion, sondern im Landesinneren, genauer auf der Linie des Vulkangürtels. Dem nicht genug manifestierte sich der Erdstoß an der unteren Ostflanke des Vulkans Poas. Das Hypozentrum lag vergleichsweise flach in einer Tiefe von 8 km. Das Epizentrum wurde 33 km nord-nordwestlich der Landeshauptstadt San José verortet. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Die Daten stammen auch vom Europäischen Erdbebendienst. Die Erdbebenwarte von Costa Rica gibt eine Magnitude Mw 5,3 für den Erdstoß an. Die Daten könnten noch korrigiert werden, da die Meldung frisch eingegangen ist.

Meldungen über Schäden liegen noch nicht vor, theoretisch war das Beben stark genug um leichte Gebäudeschäden zu verursachen. Denkbar sind Fassadenrisse, herabgestürzte Dach- und Fassadenteile und beschädigte Fahrbahnen.

Tektonische Situation der Erdbebenregion in Costa Rica

Vordergründig wird die tektonische Situation Costa Ricas durch die Subduktion der Cocos-Platte und die Platte der Karibik geprägt, wobei sich die Vulkankette im Landesinneren aufspannt. Sie verläuft parallel zum Mittelamerika-Graben in einer Entfernung von ca. 250 km zu dieser Subduktionszone. Da sich das Beben aber in geringer Tiefe ereignete, kann es sich nicht an einem Stück des subduzierten Ozeanbodens ereignet haben. Der Poas befindet sich im zentralen Bereich der Vulkankette, der sich wiederum im costa-ricanischen Zentraltal befindet. Nordöstlich des Tals liegt die Siquirres-Matina Fault. Im Südwesten wird das Zentraltal durch mehrere Blattverschiebungen begrenzt, die ebenfalls parallel zum Mittelamerika-Graben verlaufen. Diese dominierenden Störungszonen zeichneten sich aber nicht für das aktuelle Beben verantwortlich. Wahrscheinlich manifestierte es sich an einer kleinen lokalen Störungszone, die den Nordosthang des Poas durchzieht. Hierbei handelt es sich um die Angel-Störung. Es ist denkbar, dass die Störung durch eine Änderung des Spannungsfeldes infolge von Magmenaufstieg ausgelöst wurde. In diesem Fall müssten wir bald eine Bodenhebung am Poas sehen. Es könnte auch sein, dass das Beben einen Vulkanausbruch triggern wird. Die letzte größere Aktivitätsphase der Poas ereignete sich 2017.

Hier findet ihr Karten und eine genaue Beschreibung der tektonischen Situation.

Erdbeben-News 17. Februar 2023: Island

Erdbeben Md 3,5 am Herdubreid

Datum: 17.02.23 | Zeit: 09:26:38 UTC | 65.202 ; -16.320 | Tiefe: 3.4 km | Md 3,5

Nachdem es in den letzten Wochen seismisch gesehen relativ ruhig auf Island war und den Menschen dort eher das schlechte Wetter zu schaffen machte, ist seit einigen Tagen eine Zunahme der Erdbebenaktivität unter Island zu beobachten. Ein besonderes Augenmerk richten die Geowissenschaftler mit ihren Beobachtungen auf den Calderavulkan Askja, der ja in den letzten Tagen auf Vnet regelmäßig in den Schlagzeilen stand, weil ein Schmelzen der Eisbedeckung auf dem Öskjuvatn festgestellt wurde, was vermutlich durch Magmenaufstieg verursacht wird. Diese Eisschmelze hält weiter an. So ist es alarmierend, dass die Seismizität auch hier in den letzten Tagen leicht anzog, aber noch weit von einer seismischen Krise entfernt ist, die man vor einem Vulkanausbruch erwarten würde. Da kam es heute Morgen ein wenig beunruhigend, dass am Herdubreid ein Erdbeben der Magnitude 3,5 registriert wurde. Das Epizentrum wurde 3,4 km nord-nordöstlich vom Tafelvulkan verortet und lag in 3,4 km Tiefe. Es gab eine Handvoll schwächere Nachbeben. Bereits im letzten Jahr sorgten langanhaltende Schwarmbeben für Spekulationen, ob hier Magma in einen Gang intrudieren könnte, der vom Reservoire unter der Askja ausgeht. Tatsächlich wurde auch in einem Areal abseits des eigentlichen Herdubreids eine Bodenschwellung festgestellt. Zu einem Ausbruch kam es dort bislang nicht. Die Erdbebenaktivität könnte auch von einem veränderten Spannungsfeld durch Magmenintrusion unter der Askja ausgelöst worden sein.

Erdbeben gab es auch an anderen Stellen unter Island. Besonders die Beben unter der Reykjanes-Halbinsel alarmieren örtliche Wissenschaftler. So wurde gestern von der isländischen Zeitung Morgenbladidd (mbl) ein Interview veröffentlicht, das man mit Ármann Höskuldsson, Forschungsprofessor an der Universität von Island, führte. Der Professor sagte, dass das Reykjanes-System aktiv ist und es jederzeit zu weiteren Eruptionen kommen könnte. Er hofft, dass man vor dem nächsten Vulkanausbruch wieder durch eine erhöhte Seismik gewarnt wird. Im Umkehrschluss interpretiere ich das so, dass das Aufleben der Erdbebentätigkeit in der Region noch nicht direkt als Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch interpretiert wird. Vor den letzten beiden Fagradalsfjall-Eruptionen war die Erbebenaktivität auch wochenlang um ein vielfaches intensiver als es jetzt der Fall ist.

Am Rande sei erwähnt, dass es ebenfalls Erdbeben unter der Katla und der Hekla gab. Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch sehe ich aber auch hier nicht.

Nach dem momentanen Stand der Dinge halte ich eine Eruption im Bereich Askja-Herdubreid in den nächsten Wochen für am wahrscheinlichsten. Das bestätigt auch Geowissenschaftler Ármann Höskuldsson in einem weiteren mbl-Interview, das heute erschien. Er nahm gestern an einem Überwachungsflug über die Askja teil und warf mehrere Thermometer in den See. Die Auswertung der so gewonnen Daten wird aber noch über das Wochenende dauern. Ármann meinte aber auch, es könne noch Wochen oder Monate dauern, bis es zu einer Eruption der Askja kommt. Im Jahr 2012 erlebte man übrigens eine ähnliche Situation, als im Februar das Eis schmolz. Allerdings blieb eine Eruption aus.

Auf der Seite von IMO erschien gerade ein Artikel, in dem auch ein Meteorologisches Phänomen für die Eisschmelze ins Spiel geworfen wird. Askja gibt also weiter Rätsel auf!