Kilauea mit Zunahme der Seismizität am 22.11.23

Kilauea auf Hawaii steigert Erdbebentätigkeit – Magmeninflation nahe der Caldera

Nicht nur auf Island dringt Magma in den Untergrund ein, sondern auch am Kilauea auf Hawaii. Zugegeben, hier vergleiche ich Apfel mit Birnen, aber die Prozesse sind ähnlich und führen in beiden Lokationen letztendlich wahrscheinlich zu Vulkanausbrüchen. Auf Hawaii sammelt sich allerdings weitaus weniger Schmelze im Untergrund als auf Island. Auch sind nach aktuellem Stand des Geschehens keine Ansiedlungen gefährdet, weder durch Erdbeben noch durch einen potenziellen Vulkanausbruch. Doch was ist geschehen? Seit Oktober messen Seismometer auf Hawaii immer wieder Schwarmbeben, die von aufsteigendem Magma verursacht werden, die entlang eines Gangs südlich der Gipfelcaldera in den Untergrund eindringen. Gestern wurden gut 240 Erschütterungen entlang des Dykes registriert. Bereits in den letzten Tagen nahm die Erdbebentätigkeit zu.

Die Bodenhebung fluktuierte, ganz so, als wollte das Magma durchbrechen, doch der finale Magmenaufstieg stoppte im letzten Moment. Die Gesamtsituation ist nicht neu und in den letzten Jahren kam es immer wieder zu Magmenakkumulationen, die letztendlich in Eruptionen endeten, die sich im Halema’uma’u-Krater abspielten und auf diesen begrenzten. Neu ist hingegen, dass sich die Erdbeben auch in den oberen Bereichen der beiden Riftsysteme erstrecken und dass somit nicht klar ist, dass sich der erwartete Vulkanausbruch auf den Krater beschränken wird. Tatsächlich gab es in der letzten Woche eine signifikante Erdbebentätigkeit über weite Teile des Südwestrifts, wie man auf der Erdbebenkarte sehen kann.

Am Uēkahuna-Gipfel und am Sand Hill stellen die Neigungsmesser eine Versteilung der Flanken fest. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich eine Eruptionsspalte entlang der oberen Vulkanflanke öffnen wird. Vorsichtshalber sperrte man gestern die „Chain of Kraters Road“ die im Nationalpark verläuft.

Die Vulkanologen vom HVO schreiben zur Situation, dass ein Ausbruch jeder Zeit ohne weitere Vorwarnungen erfolgen könnte, obwohl es noch keine klaren Anzeichen dafür gäbe, dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen würde. Ich liebe diese klaren wissenschaftlichen Aussagen, die auch im Widerspruch zur Straßensperrung stehen!

Grindavik am Abend des 21.11.23

Anzahl registrierter Erdbeben gering – Bodenhebung bleibt hoch

Hier noch ein kleines Update zu den heutigen Geschehnissen auf der isländischen Reykjaneshalbinsel: Die Anzahl der registrierten Erdbeben hat in den letzten 24 Stunden deutlich abgenommen, wobei IMO schreibt, dass der starke Sturm die Messungen beeinflusst. Die Vibrationen des Windes, der sich über den Boden überträgt, verschleieren die Signale der Mikrobeben, so dass hiervon die meisten im Rauschen des Windes untergehen. Im Tagesverlauf wurden nur 280 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2.7 und manifestierte sich bei Sýlingafell. Was der starke Wind nicht beeinträchtigte, waren die GPS-Messungen, und die geben weiterhin Anlass zur Sorge, denn die Bodenhebung zwischen Svartsengi und Eldvörp ist weiterhin sehr hoch. Seit der letzten Messung addierten sich 2 mm. Man könnte auch sagen, der Boden geht hoch wie ein Hefeteig. Auch an den benachbarten Stationen hob sich der Boden, wobei sogar der Thorbjörn langsam wieder ins Positive dreht. Während die Bodenhebung am Fagradalsfjall stagniert, hebt sich der Boden an der Südküste weiter. Die Bodendeformationen sind insgesamt sehr hoch und es erstaunt, dass es noch nicht zur Eruption gekommen ist. Offenbar fehlt die eine oder andere Komponente für einen gelungenen Vulkanausbruch.

Obwohl es heute aus seismologischer Sicht ein ungünstiger Beobachtungstag ist, bette ich hier einen neuen LiveStream ein, der die Daten einer Erdbebenmessstation in Echtzeit überträgt.

Ansonsten gab es natürlich auch heute wieder Berichte über Grindavik in der lokalen Presse. In einem dieser Artikel kam Rafn Sigmarsson zu Wort. Der junge Mann ist ein Rettungshelfer des Þörbjörn-Teams in Grindavík. Seiner Meinung nach sind die Schäden in der Stadt weitaus geringer als viele Leute annehmen würden. Zwar sind viele Häuser in der Nähe des Hauptrisses zerstört bzw. stark beschädigt, doch je weiter die Häuser vom Riss entfernt liegen, desto geringer sind die Schäden. Die meisten Häuser hatten sogar keine sichtbaren Beschädigungen. Nach diesen Worten dürfte die Hoffnung vieler Bewohner der Stadt steigen, dass sie vielleicht doch nicht alles verlieren werden. Wenn denn der Vulkan still bleiben sollte.

Ätna mit Aktivitätssteigerung am 21.11.23

Ascheeruptionen am Ätna – Neuer Paroxysmus droht

Der Ätna auf Sizilien steigert langsam seine Aktivität. Heute Mittag sind auf den Livecams frequente Ascheeruptionen zu beobachten, die von Neuen Südostkrater ausgehen. Nachts sah man schöne Strombolianer, die auch auf Fotos dokumentiert wurden. MIROVA detektiert nachts eine schwache Wärmestrahlung und auf dem letzten Sentinel-Satellitenfoto vom 18. November sind thermische Anomalien zu erkennen. Am ausgeprägtesten waren sie zu dieser Zeit in der Bocca Nuova, aber auch am Neuen Südostkrater konnte man im Infrarotbereich einen kleinen Hotspot ausmachen. Während die Erdbebentätigkeit weiterhin gering ist, fluktuiert der Tremor richtungssuchend. So ein wirres Zackenmuster sieht man dort nicht alle Tage, und es schaut so aus, als würde Ätna tief ein- und ausatmen, um Luft für den nächsten Paroxysmus zu tanken. Man könnte das Zackenmuster auch so erklären, dass der Vulkan schon mehrmals zu einem Paroxysmus ansetzte, der Gasdruck aber noch nicht ausreichte, um durchzustarten. Aber vielleicht überrascht uns der höchste Vulkan des geologischen Europas noch mit was völlig anderem und erzeugt am Ende wieder eine Episode mit subterminalen Lavaströmen. Doch daran glaube ich weniger, denn alles spricht für einen weiteren Paroxysmus in den nächsten Stunden bis Tagen.

Der Ätna ist zwar der höchste Vulkan Italiens, aber bei weitem nicht der einzige. An klaren Tagen kann man vom Ätnagipfel aus die Liparischen Inseln sehen, die ebenfalls vulkanischen Ursprungs sind. Während die Zeichen auf Vulcano auf leichter Entspannung stehen, emittiert der Stromboli eine moderate Wärmestrahlung. Sie stammt von glühender Tephra, die durch strombolianische Eruptionen im Kraterbereich abgelagert wird. Der letzte Lavastrom bildete sich vor gut 6 Wochen. Seitdem beobachtet man am Stromboli seine normale Aktivität. Laut LGS-Bulletins, die inzwischen wieder online sind, ist die seismische Tätigkeit in Bezug auf VLP-Erdbeben hoch. Das gleiche gilt für den akustischen Druck einiger Explosionen, der fast 3 bar erreicht. Es könnte sein, dass wir hier demnächst auch wieder eine Aktivitätssteigerung sehen werden, aber zuerst kommt wahrscheinlich der Ätna!

Island: deutlicher Rückgang der Erdbebentätigkeit

Seismizität hat nachgelassen –  Neue Gefahrenkarte

Heute Nacht wurden die wenigen Erdbeben entlang des magmatischen Gangs detektiert, seitdem dieser in den Erdboden eindrang. Ob dies auf einen tatschlichen Rückgang der Seismizität zurückzuführen ist oder ob wegen des starken Windes nicht alle Erdbeben detektiert werden konnten, bleibt ungeklärt. Obwohl Letzteres wahrscheinlich einen Einfluss hat, werden wir Gewissheit erst haben, wenn der Wind nachgelassen hat. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich entlang des Gangs, und man kann zwei Bereiche ausmachen, an denen sich die Beben knubbeln: beim Hagafell und entlang der alten Kraterreihe Sundhnúkur. Diese führt nahe am Fagradalsfjall vorbei und in den IMO-Tabellen wird dieser als Bezugspunkt zur Verortung der Beben angegeben. Die letzten GPS-Messungen zeigten eine anhaltende, starke Bodenhebung im Bereich von Svartsengi.

Das Geothermalkraftwerk steht weiter im Zentrum der Bemühungen, die sensible Infrastruktur zu schützen. Es werden nicht nur Schutzwälle um das Kraftwerk erreichtet, sondern auch Strommasten umgesetzt und Umspannwerke geschützt. Das Kraftwerk versorgt nicht nur Zehntausende Menschen mit Strom, sondern liefert auch für gut 25.000 Menschen Trinkwasser. Der Brunnen liegt in einem besonders gefährdeten Gebiet, und daher soll in den nächsten Tagen damit begonnen werden, an sicherere Stelle einen neuen Trinkwasserbrunnen zu bohren. Die Arbeiten sollen gut 3 Wochen dauern. Das verdeutlich, wie empfindlich die Errungenschaften der Zivilisation sind und wie wir Menschen doch von den Naturgewalten in Schach gehalten werden können.

Die neue Gefahrenkarte von IMO weist nun ein etwas differenzierteres Bild auf und unterteilt die Region entlang des magmatischen Gangs in 3 Gebiete mit unterschiedlichen Gefährdungsstufen. Das gelb eingezeichnete Areal umfasst die Zone mit erhöhter Erdbebengefahr. Die rote Zone weist die Gegend aus, in der das Ausbruchsrisiko als hoch eingeschätzt wird. Die zentrale, lilane Zone weit die Stelle mit der größten Wahrscheinlichkeit einer Spaltenöffnung aus. Svartsengi liegt am Rand dieser Zone. Offenbar geht man weiter von einem 15 km langen Dyke aus und nicht, wie am Sonntag berichtet, von einem Gang, der mittlerweile 5 km länger geworden sein sollte.

Island: großflächige Bodenhebung am 20.11.23

Interferogramm bestätigt schnelle Bodenhebung unter Svartsengi – Nachlassen der Bebentätigkeit beobachtet

Heute wurden im Tagesverlauf deutlich weniger Erdbeben entlang des magmatischen Gangs registriert als es in den letzten Tagen der Fall war. IMO meldet nur ca. 700 Beben anstatt der gut 1500 Erschütterungen der letzten Tage. Auf den Diagrammen zur Bebenhäufigkeit ist das Ausdünnen der Bebenpunkte sehr anschaulich. Nachdem es zum ersten Mal zu einem deutlichen Rückgang der Seismizität gekommen war, das war am Samstag, hatte es noch geheißen, dass der erwartete Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht. Inzwischen ist man mit den Prognosen deutlich vorsichtiger geworden, dennoch hält man einen Ausbruch immer noch für sehr wahrscheinlich. Nur auf den Zeitrahmen mag man sich nicht mehr festlegen, obwohl das Nachlassen der Bebentätigkeit seit heute Nachmittag signifikant und auffällig ist. Nicht ausgeschlossen ist, dass der starke Wind aktuell die Registrierung der schwachen Erdbeben behindert, so dass es in Wirklichkeit mehr Beben gibt als dargestellt werden.

Tatsächlich ist die Bebentätigkeit entlang des Dykes am intensivsten, obwohl sich der Boden westlich des Mittelteils des Dykes am stärksten hebt. Das ist bei Svartsengi. Am Wochenende betrug die Bodenhebung 30 mm, was in einem neuen Interferogramm schön visualisiert wird. Was ich erstaunlich finde ist die Größe des betroffenen Areals! Hier müssen sich gewaltige Mengen von was auch immer ansammeln.

Da die Hebung praktisch unter Ausschluss von Erdbeben stattfindet, halten die Vulkanologen die kurzfristige Ausbruchswahrscheinlichkeit bei Svartsengi für relativ gering. Man sieht die Quelle der Bodenhebung in 4 bis 5 km Tiefe und keine Anzeichen dafür, dass Magma in flachere Gefilde vordringt. Sofern es sich tatsächlich um Gesteinsschmelze handelt und nicht um magmatische Fluide. Wäre auch echt blöd wenn es das Kraftwerk nebst Blaue Lagune verschlingen würde, insbesondere da man gerade Schutzwälle gegen die Lava errichtet, die aus Richtung des Gangs kommen soll.

Früher im Jahr detektierte man ebenfalls eine starke Bodenhebung im Bereich der Askja, und praktisch jeder Geowissenschaftler hätte darauf gewettet, dass wir dort den nächsten Ausbruch auf Island sehen, bis dann im Juli der dritte Ausbruch am Fagradalsfjall los ging. Inzwischen ist Askja aus dem Fokus des Interesses gerückt, nicht zuletzt, weil die Bodenhebung gegen Ende des Sommers praktisch stoppte, nachdem sich der Boden um 68 cm gehoben hatte. Das zeigt deutlich, wie unberechenbar die Vorgänge im Erdinneren sind, und selbst wenn sie sich nur ein paar Hundert Meter tief unter unseren Füßen abspielen, können wir immer noch nicht genau sagen, was vor sich geht, geschweige denn zuverlässige Prognosen abgeben. So bleibt es rätselhaft an den Vulkanen der Welt, und diese Unbestimmtheit ist ja auch ein Teil der Faszination geschuldet, die der Vulkanismus auf viele Menschen ausübt.

Übrigens wurde eine neue Gefahrenkarte herausgebracht, doch davon morgen früh mehr.

Ulawun eruptiert hohe Aschewolke am 20.11.23

Staat: Papua Neuguinea | Koordinaten: -5.05, 151.33 | Eruption: Ascheeruption

Ulawun in Papua Neuguinea ausgebrochen – Vulkanasche in 15 km Höhe

Während wir gespannt in Richtung Island und Ätna blicken, ist im fernen Papua Neuguinea der Vulkan Ulawun ausgebrochen. Das VAAC Darwin registriert eine Wolke aus Vulkanasche in einer Höhe von 15 km. Damit stellt sie eine Gefahr für den Flugverkehr dar. Flugzeuge, die in diese Aschewolken fliegen, könnten ernste Probleme bekommen. Zum einen können die Cockpitscheiben sandgestrahlt werden, so dass die Piloten nichts mehr sehen, zum anderen besteht die Gefahr eines Triebwerkausfalls. Daher gilt für den Flugverkehr die Alarmstufe „Rot“.

Kurios ist, dass in Medienberichten zu lesen ist, dass japanische Vulkanologen vor einem möglichen Tsunami warnen. Es ist zwar richtig, dass ein großer Erdrutsch, der in den Ozean kracht, einen Tsunami auslösen kann, aber der Ulawun liegt ca. 9 km von der Küste entfernt, so dass es schon zu einem gewaltigen Flankenkollaps kommen müsste, damit die Gesteinsmassen das Meer erreichen. Außerdem handelt es sich zwar um eine hoch aufsteigende Aschewolke, doch diese kommen am Ulawun relativ häufig vor. Berichte über eine ungewöhnlich starke Eruption liegen bis jetzt nicht vor. Alles, was man weiß, basiert einzig auf erwähnter VONA-Meldung.

Bereits in der letzten Woche gab es Ascheemissionen vom Ulawun, sodass der aktuelle Ausbruch nicht völlig überraschend kam.
Ganz ungefährlich sind die Eruptionen am Ulawun nicht. In den 1970er Jahren kam es zu einer Serie starker Eruptionen, bei denen pyroklastische Ströme entstanden. Die Glutlawinen erreichten besiedelte Gebiete und töteten mehr als 1000 Menschen.

Seit 2019 kommt es vermehrt zu Eruptionen, die mit dem aktuellen Ausbruch vergleichbar sind. Infolge stärkerer Eruptionen wurde auch ein Ort evakuiert und 7000 Menschen wurden vertrieben.

Ulawun ist ein 2334 m hoher Stratovulkan auf Papua und liegt nahe der Küste der Bismarcksee. Dort gibt es weitere Inselvulkane, von denen Manam und Kadovar in den letzten Jahren am aktivsten waren. Außerdem gab es dieses Jahr in der Region mehrere starke Erdbeben, die sich auf die Aktivität des Vulkans ausgewirkt haben könnten.

Island: Bodenhebung bei Svartsengi beschleunigt

Erdbebenaktivität stabil – Bodenhebung bei Svartsengi beschleunigte sich

Letzte Nacht manifestierten sich laut IMO 530 Erdbeben entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes. Das waren gut 60 Beben mehr als im vergleichbaren Zeitraum am Sonntag. Da es immer Fluktuationen in der Aktivität gibt, kann man sagen, dass die Erdbebentätigkeit auf hohem Niveau stabil ist. Auch die Bodenverformungen halten an und die Ausbruchswahrscheinlichkeit gilt weiterhin als hoch.

Am wahrscheinlichsten erscheint eine Eruption entlang des magmatischen Gangs zu sein. Aber auch jenseits der Dyke-Intrusion gibt es magmatische Aktivität im Untergrund. Zuletzt beschleunigte sich die Landhebung im Bereich des Geothermalkraftwerks Svartsengi wieder. Vor der Entstehung des Dykes befürchtete man, dass sich hier eine Eruption anbahnen könnte. Magma soll sich in flachen, linsenförmigen Schichten sammeln, die der Fachmann auf Neudeutsch Sills nennt. Diesbezüglich äußerte sich gestern Abend Vulkanologe Þorvald Þórðarson auf MBL, dass sich der Boden in dem Areal nun 5,5 Mal schneller hebt, als es noch von der Dyke-Intrusion der Fall war. Der Magmenzufluss sei etwa um den Faktor 10 größer geworden. Anfang November betrug der Zustrom 5–7 Kubikmeter pro Sekunde, jetzt seien es etwa 50 Kubikmeter. Das Magma bildet einen Sill in etwa 4,5 km Tiefe. Leider wurde in der letzten Zeit nicht kommuniziert, wieviel Schmelze man nun insgesamt im Untergrund des Systems vermutet, aber mir dünkt es, dass wir langsam auf Dimensionen zusteuern, wie man sie vor der Bardarbunga-Eruption in 2014 hatte. Der mehrmonatige Ausbruch brachte ca. 1,2 Kubikkilometer Lava hervor und schuf das größte Lavafeld, das auf Island seit der Laki-Eruption entstanden war.

Inzwischen gibt es wissenschaftliche Diskussionen, dass man den Vulkanismus auf Reykjanes neu bewerten muss. Insbesondere steht zur Diskussion, dass die fünf Spaltensysteme nicht als eigenständige Vulkansysteme betrachtet werden müssen, sondern dass sie untereinander verknüpft sein könnten. Die Verbindung könnte eine gemeinsame Magmenquelle in größerer Tiefe darstellen, die die Systeme mit Schmelze versorgt. Während vorangegangener Eruptionsphasen kam es häufig zu Eruptionen der verschiedenen Systeme. Auch jetzt sind ja bereits zwei unterschiedliche Spaltensysteme involviert, denn die drei Eruptionen beim Fagradalsfjall gehören zu einem anderen System als die aktuellen Geschehnisse bei Svartsengi. Der magmatische Gang verläuft überdies diagonal durch beide Systeme. Da stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, von unterschiedlichen Systemen zu sprechen?

für die Menschen vor Ort sind diese wissenschaftlich ambitionierten Gedankengänge von untergeordneter Wichtigkeit. Ob so oder so, die Gefahr einer Eruption bleibt bestehen. Die Grindavikings bangen weiter um ihre Existenzgrundlage. Heute dürfen wieder 120 Stadtbewohner zu ihren Häusern um Wertgegenstände zu bergen.

Ätna strombolianisch tätig – News vom 20.11.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Strombolianisch

Tremor am Ätna fluktuiert – Warnung vor strombolianischen Eruptionen

Auf Sizilien ist der Ätna strombolianisch aktiv. Gestern Abend konnte man die sporadisch stattfindenden Eruptionen auf der Livecam verfolgen, wobei es immer wieder Phasen erhöhter Aktivität gab. Zeitweise war minutenlang ein roter Lichtschein über dem Krater zu beobachten gewesen. Der Tremor fluktuiert, so dass auf dem zugehörigen Graphen eine Zackenlinie entsteht. Die Peaks reichen dabei bis in den roten Bereich herein. Das INGV brachte gestern gegen 17:30 UTC eine Warnung vor den Eruptionen heraus und setzte den VONA-Alarmstatus auf „Gelb“. Seitdem hat sich wenig verändert. Größere Aschemengen wurden bis jetzt nicht ausgestoßen.

Oft sind länger anhaltende strombolianische Phasen Vorzeichen eines sich zusammenbrauenden Paroxysmus am Ätna. Den jüngsten dieser heftigen Ausbrüche gab es am 12. November. Vor 8 Tagen spekulierte ich über den Beginn einer neuen paroxysmalen Phase, und ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass wir in nächster Zeit weitere dieser Ausbrüche sehen werden. Wissenschaftliche Indizien dafür sind mir allerdings nicht bekannt. Meine Spekulation fußt auf das typische Verhalten des Vulkans, wobei man anmerken muss, dass es in Abständen von mehreren Wochen bis Monaten immer wieder zu einzelnen Paroxysmen kam. Allerdings, ohne dass es nach mehreren Tagen noch bzw. wieder Strombolianer gab.

Die Erdbebentätigkeit ist in diesem Monat bisher niedrig, was eigentlich gegen eine größere Phase paroxysmaler Eruptionen spricht. Die letzten Schwarmbeben sind bereits einige Monate her. Dennoch könnte sich unter dem Vulkan Magma akkumulieren. Es gibt quasi immer einen schwachen Magmenzufluss unter dem Vulkan.

Die Forscher vom INGV zeigen sich bedeckt und bringen aktuell nur noch Monatsbulletins heraus. Daran änderte auch der letzte Paroxysmus bis jetzt nichts. Es sieht so aus, als würde es keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen Parameter geben. Trotzdem dürfen wir gespannt sein, wie es weitergeht am Ätna.

Vulkan Popocatepetl bleibt am 19.11.23 aktiv

Tremor und Explosivität hoch – Popocatepetl steigerte Aktivität

Seit einigen Tagen wird unter dem mexikanischen Vulkan Popocatepetl ein sehr hoher vulkansicher Tremor registriert. CENAPRED berichtet, dass er gestern eine Gesamtdauer von 1221 Minuten hatte. Das entspricht 21,26 Stunden. Er hielt also praktisch den ganzen Tag über an. Tremor wird von Magmenbewegungen im Untergrund erzeugt und zeugt davon, dass sich der Vulkan auf eine größere Eruption vorbereiten könnte. Schon jetzt wird eine Steigerung der Aktivität festgestellt, denn der Popocatepetl eruptierte mehrere Aschewolken, die laut VAAC bis auf eine Höhe von 6700 m aufgestiegen sind und in südwestlicher Richtung drifteten. In Orten unterhalb der Aschewolke kam es zu Ascheniederschlag. Zudem wurden 30 Asche-Dampf-Exhalationen festgestellt. Auf den ersten Blick eine vergleichsweise geringe Anzahl, aber ähnlich wie bei dem Tremor hielten die Exhalationen lange an, so dass stundenlang Dampf ausgestoßen wurde.

Auf dem letzten Sentinel-Satellitenfoto vom 17. November erkennt man im Infrarotspektrum nur eine schwache thermische Anomalie, die auf einen hohen Magmastand im Förderschlot hindeutet, aber kein Indiz für Domwachstum liefert. Im normalen Lichtspektrum sieht man sehr schön eine Aschewolke, die in Richtung Süden zieht. Schon lange wurde kein Observierungsflug der Vulkanologen mehr unternommen, so dass der genaue Zustand des Kraterbereichs unklar ist, denn der starke Tremor deutet auf mögliches Domwachstum hin.

Popocatepetl liegt ca. 60 Kilometer südlich der mexikanischen Hauptstadt. Im Falle großer Eruptionen kann eine größere Menge Vulkanasche in der Hauptstadtregion niedergehen. Mehr als einmal kam es durch Ascheregen bereits zu Beeinträchtigungen in der Stadt, von denen besonders der internationale Flughafen betroffen war. Von daher ist es besonders wichtig, den Vulkan im Auge zu behalten und Prognosen über sein Ausbruchsverhalten zu treffen.

Weiter im Süden, genauer in Ecuador, liegt der Sangay. Auch dieser Vulkan steigerte in den letzten Stunden seine Aktivität. Das VAAC meldet Vulkanasche in 7600 m Höhe.