Shishaldin mit Vulkanausbruch- News vom 05.08.23

Hoch aufsteigende Aschewolken und extrem hohe Thermalstrahlung am Vulkan Shishaldin

Gestern gab es eine intensive explosive Eruptionsphase am Vulkan Shishaldin in Alaska, bei der Vulkanasche bis zu einer Höhe von 9400 m aufgestiegen ist. Kurzzeitig registrierte MIROVA eine extreme Thermalstrahlung von mehr als 11000 MW. Diese hohe Thermalstrahlung deutet auf eine große Menge an Schmelze oder extrem heiße Gase in pyroklastischen Strömen hin, die bei der Eruption freigesetzt wurden. Der Vulkanausbruch wurde bereits vor mehreren Tagen durch erhöhte Seismizität, Tremor und kleinere Ascheemissionen angekündigt.
Der 2857 m hohe Stratovulkan ist von Gletschern bedeckt und liegt abgelegen auf der Insel Unimak. Sie gehört zum vulkanischen Inselbogen der Aleuten. Der Shishaldin befindet sich in relativer Nähe zum Erdbebengebiet von Point Sand, wo es vor 3 Wochen einen Erdstoß der Magnitude 7,2 gegeben hatte. Es gab auch vorgestern ein Nachbeben mit der Magnitude 5,6. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erdbeben das Ausbruchsverhalten des Vulkans beeinflusst haben.

Das AVO berichtete in seinen Updates zum Vulkan, dass um 9:00 Uhr AKDT (17:00 UTC) eine Aschewolke vom Shishaldin beobachtet wurde, die eine Höhe von 9 km über dem Meeresspiegel erreichte. Zuvor war eine mehrstündige Zunahme der Eruptionsaktivität festgestellt worden, woraufhin der VONA-Farbcode für die Luftfahrt auf Rot erhöht wurde. Basierend auf den Erfahrungen früherer Eruptionszyklen gingen die Vulkanologen davon aus, dass erhebliche Ascheemissionen mehrere Stunden lang anhalten würden, was sich auch bewahrheitete. Außerdem warnte man vor pyroklastischen Strömen und Laharen. Erst am Abend entspannte sich die Situation, als der Ascheausstoß und der Tremor deutlich nachließen.

Der Vulkan Shishaldin wird vom AVO mit einem lokalen Netzwerk aus Seismometern, Infraschallsensoren, Webkameras und einem telemetrischen geodätischen Netzwerk überwacht. Zusätzlich zum lokalen Überwachungsnetzwerk nutzt das Vulkanobservatorium von Alaska nahegelegene geophysikalische Netzwerke, regionale Infraschall- und Beleuchtungsdaten sowie Satellitenbilder, um Ausbrüche zu erkennen.

Der Name des Vulkans Shishaldin stammt übrigens aus der Sprache der Unangan, einer indigenen Gruppe in der Aleuten-Region.

Ol Doinyo Lengai: Neue Fotos am 05. August

Kraterübersicht Ol Doinyo Lengai. © Jochen Felkl

Vereinsmitglieder bestiegen Ol Doinyo Lengai und brachten Bilder mit

Die beiden VGeV-Mitglieder Sandra und Jochen befinden sich derzeit auf Safari in Tansania und nutzten die Gelegenheit, den Ol Doinyo Lengai zu besuchen. Vorgestern unternahmen sie einen kurzweiligen Aufstieg zum Krater. Die Tour begann gegen 23 Uhr und endete am nächsten Vormittag. In den Morgenstunden ließ Jochen seine Drohne kreisen und dokumentierte schwache Eruptionen der einzigartigen Lava des Vulkans. Es waren zwei Hornitos des zentralen Komplexes aktiv. Während aus einem Hornito nur schwache Rotglut über der Öffnung sichtbar war, klaffte in der Spitze eines anderen ein größeres Loch, aus dem man Lava brodeln sah. Die Aktivität verursachte eine schwache Wärmeanomalie, die auch auf einem Sentinel-Foto im Infrarotbereich sichtbar ist. Die beiden Abenteurer berichteten auch von anhaltender Trockenheit in der Region um den Vulkan.

Generell ist es in diesem Teil des ostafrikanischen Rifvalleys immer noch sehr trocken. Das erlebte ich selbst während meines Kenia-Aufenthaltes in der letzten Woche, als ich eine komplett vertrocknete Vegetation am Lake Magadi vorfand. Von meinem Grundstück im Süden des kenianischen Riftvalleys aus erkundete ich, ob es einen Weg vom Lake Magadi zum Nordufer des Lake Natron gibt, um von dort weiter bis zum Lengai zu gelangen. Satellitenkarten zeigten Wege bis zum Nordufer des Lake Natrons, wo sich die Grenze zwischen Kenia und Tansania befindet. Allerdings gibt es keine Wege, die weiter führen, vermutlich um illegale Grenzübertritte zu verhindern.

Jedoch kam ich erst gar nicht so weit, da ich bereits am Lake Magadi von recht aufdringlichen Masai gestoppt wurde. Sie erklärten, dass dieses Land im Besitz der Masai-Community sei und bestanden darauf, dass nur mit einem Masai-Führer weitergefahren werden dürfe. Sie boten mir touristische Sehenswürdigkeiten wie Flamingos und heiße Quellen am Lake Magadi an, doch ich lehnte dankend ab. Daraufhin blockierten sie meine Weiterfahrt und versuchten, Geld zu erpressen. Ich weigerte mich natürlich, darauf einzugehen, und beschleunigte den Wagen trotz der Blockade langsam, sodass der Blockierer zur Seite springen musste. Natürlich warf er mir eine Handvoll Steine hinterher. Alles in allem war es eine sehr unschöne Erfahrung, die mein Vorhaben scheitern ließ.

Vulkan-News 04.08.23: Mayon

Mayon stößt viel Schwefeldioxid aus

Auf den Philippinen ist der Mayon weiterhin effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom. Ein Rückgang der Aktivität ist nicht festzustellen, im Gegenteil, momentan sieht es so aus, als würde der Vulkan erst langsam zur Hochform auflaufen. Gestern wurde der höchste Schwefeldioxid-Ausstoß seit Eruptionsbeginn gemessen. Er belief sich auf 3445 Tonnen am Tag. Heute waren es nur 1316 Tonnen, dafür wurden 282 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt. Dazu gesellten sich 10 Tremorphasen. Es kam zu 180 Steinschlägen und 5 Abgängen pyroklastischer Dichtewolken. 23 Mal stiegen Aschewolken auf. Volumenangaben zum Dom gibt es in den Bulletins von PHILVOLCS nicht, dafür wird aber die Länge der 3 Lavaströme kommuniziert, die vom Dom abgehen. Sie fließen durch die Schluchten Mi-isi, Bonga, und Basud und haben Längen von 2,8 km, 3,4 km und 600 m. Besonders der Strom in der Bonga-Schlucht legte an Länge zu.

Die Überwachung des Vulkans wird von PHILVOLCS durchgeführt. Hierbei handelt es sich um das „Philippine Institute of Volcanology and Seismology“, eine staatliche Institution, die nicht nur für die Vulkane des Archipels verantwortlich ist, sondern auch für die Überwachung und Erforschung von Erdbeben und damit verbundenen geologischen Phänomenen. Die Hauptaufgaben von PHILVOLCS umfassen die vulkanische und seismologische Überwachung, wofür ein umfangreiches Netzwerk an Beobachtungsgeräten, allen voran an Seismometern errichtet wurde. eine wichtige Aufgabe von PHILVOLCS  ist die Öffentlichkeitsarbeit und die Frühwarnung vor Vulkangefahren. Dies hilft, Leben und Eigentum zu schützen, indem rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können.

Insgesamt ist die Hauptaufgabe von PHILVOLCS die Sicherheit der Menschen auf den Philippinen vor den Gefahren von Vulkanen und Erdbeben zu schützen, indem sie Überwachung, Forschung und Bildungsmaßnahmen durchführt, um das Verständnis für diese Naturphänomene zu verbessern und Risiken zu minimieren.


Piton Fournaise weiterhin aktiv

Der Piton de la Fournaise auf La Réunion ist nun seit gut 5 Wochen aktiv, was für diesen Schildvulkan im Indischen Ozean recht lange ist. Tatsächlich wird seit einigen Tagen wieder eine schwache Aufblähung des Vulkans infolge von Magmen-Inflation registriert, so dass der Vulkanausbruch noch ein Weilchen andauern könnte, oder sich sogar wieder verstärkt. Das OVPF meldete vorgestern, dass es am neu gebildeten Schlackenkegel schwachen Lavaauswurf gibt. Lavaströme fließen durch Tubes und treten in 1200 bis 2000 m Entfernung zum Krater an der Oberfläche aus. Die Lavafronten reichen bis auf das 1000 m Höhenniveau herab. Damit hat sich die Lavafront im Vergleich zum weitesten Vorstoß ein Stück weit zurückgezogen, was auf einen verringerten Lava-Ausstoß hindeutet.


Manam eruptierte in PNG

In Papua Neuguinea ist der Manam wieder aktiv gewesen und eruptierte eine Aschewolke, die sich inzwischen wieder verzogen hat. Der Vulkan ist immer wieder sporadisch aktiv und in der Lage Paroxysmen zu erzeugen.


Kawah Ijen mit Rauchwolke

Gestern wurde eine Rauchwolke am Kawah Ijen gesichtet, die offenbar zunächst für eine Eruptionswolke gehalten wurde. Das VAAC gab daraufhin Alarm und erhöhte die Warnstufe auf „orange“ wo sie auch heute noch steht. Mir war gestern eine ungewöhnlich hohe Thermalstrahlung bei MIROVA aufgefallen. Sie war moderater Natur und hatte eine Leistung von 14 MW.

 

Vulkan Fagradalsfjall am 04.08.23

Fagradalsfjall Eruption schwächelt

Dass die Intensität der Eruption am Litli-Hrútur in den letzten Tagen kontinuierlich schwächer wurde, ist keine Neuigkeit mehr. Seit gestern Mittag hat sich der Aktivitätsrückgang jedoch deutlich beschleunigt, und es scheint so, als ob das eintreten würde, was viele bereits vermutet haben: Die Eruption neigt sich ihrem (vorläufigen) Ende zu. Auf der RUV-Livecam ist der Krater nun herangezoomt, und man sieht noch etwas Lava aus dem fast geschlossenen Krater spattern. Es scheint nicht so, als wäre noch viel Lava in den Röhren unterwegs. Gestern Mittag registrierte MIROV noch eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 109 MW. Heute wurde nur eine schwache Wärmeanomalie festgestellt, die aber durch eine leichte Bewölkung gedimmt worden sein könnte. Entlang des Magmatischen Gangs gab es vereinzelte Erdbeben, ein Schwarm, der auf einen Magmenaufstieg hindeuten würde, ist jedoch ausgeblieben.

Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde sich die Eruption tatsächlich ihrem Ende nähern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten Monaten eine neue Eruption auf Reykjanes geben wird, ist vergleichsweise hoch, denn schon zu Beginn der Eruptionsserie in 2021 machten Vulkanologen deutlich, dass die Reykjanes-Halbinsel in eine neue Tätigkeitsphase eingetreten ist und man in den nächsten Jahrzehnten mit einer verstärkten eruptiven Tätigkeit rechnen muss. Bis jetzt beschränkten sich die Eruptionen auf die Gegend des Fagradalsfjall, und es wurde keine Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass auch andere Spaltensysteme aktiv werden. Konkret könnten sich zukünftige Eruptionen in der Gegend von Svartsengi und der Blauen Lagune abspielen, oder auch an der Westspitze der Halbinsel, unweit des Flughafens von Keflavik. Sogar nahe Reykjavik könnte es zu Eruptionen kommen.

Darüber hinaus sind auf Island auch Eruptionen an anderen Vulkanen möglich. Neben Askja und Katla sind auch Vulkanausbrüche am Grimsvötn und Hekla möglich. Es bleibt spannend auf Island.

Video vom Kollaps der Kraterwand

Das Video unten stammt von Jochen Felkl, dem Kassenwart der Vulkanologischen Gesellschaft e.V., der zusammen mit den Vereinsmitgliedern Thorsten Böckel, Carsten Peters, Martin Rietze und Thomas Spinner (in alphabetischer Reihenfolge) am Fagradalsfjall waren. Jochen hatte das Glück, dass seine Drohne gerade in der Luft war, als es zum Kollaps der Kraterwand kam, und konnte den spannenden Augenblick dokumentieren. Auch sonst ist sein Video sehr gelungen.

Vulkan Stromboli am 03.08.23

Vulkan: Stromboli | Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Aktivitätssteigerung mit Lavastrom am Stromboli

In den letzten Wochen zeigte sich der liparische Inselvulkan Stromboli von seiner charmanten Seite und begeisterte die Touristen mit seiner Show täglicher Eruptionen, die von den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern aus beobachtet werden können, wobei der höher gelegene Aussichtspunkt nur in Begleitung eines Bergführers zugänglich ist. Gestern wandelte sich die Show ein wenig, als eine weitere Komponente hinzukam: Ein Lavastrom begann zu fließen und bewegte sich auf der Außenseite des Kraters in Richtung Sciara del Fuoco. Die Aktivität wurde von intensiver Schlackenwurftätigkeit aus mindestens 2 Schloten im nördlichen Kraterbereich begleitet.

Das INGV brachte bereits mittags eine Sondermeldung heraus und wies auf das Phänomen hin. Es wurden keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen Parameter festgestellt. Dennoch zeigt der Tremor-Graf, dass dieser einen Peak durchlief, der bis in das obere Drittel des gelben (moderaten) Bereichs anstieg. Vor dem Beginn der Lavastrom-Tätigkeit bewegte sich die Tremoramplitude im unteren Drittel des gelben Bereichs. Der Tremor ist inzwischen wieder am Fallen, und das INGV bestätigte, dass das Ereignis heute Morgen nachgelassen hat. Der Lavastrom ist dabei abzukühlen.

Am Stromboli kommt es immer wieder zu Lavaüberläufen, die dann oft phasenweise stattfinden und mit einer generellen Aktivitätssteigerung in Verbindung stehen, bei denen auch größere Lavaströme und Paroxysmen entstehen können. So eine Phase sahen wir am Stromboli zuletzt im Frühjahr. Es wurden größere Lavaströme generiert, die einen Teil der nördlichen Kraterwand zum Einsturz brachten, was pyroklastische Ströme erzeugte. Diese wurden nicht allein durch den Kollaps der Kraterwand verursacht, sondern ereigneten sich im Zusammenhang mit Abbrüchen an der Lavafront, wodurch heißes Material inklusive Gas involviert war. Einige Pyroklastische Ströme flossen bis aufs Meer hinaus. Daher gibt es eine Sperrzone vor der Küste im Bereich der Sciara del Fuoco, in der sich keine Boote aufhalten dürfen.

Zusammenfassung:

  • Gestern begann Lava am Stromboli überzulaufen.
  • Im oberen Bereich der Sciara del Fuoco entstand ein Lavastrom.
  • Die Aktivität wurde von Lavaspattering und strombolianischen Eruptionen begleitet.

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall am 02.08.23

Eruption am Fagradalsfjall auf Island schwächt sich ab

In den letzten Tagen hat die sichtbare Aktivität am isländischen Vulkan Fagradalsfjall weiter nachgelassen, dennoch bleibt der Vulkan effusiv aktiv: Im neu entstandenen Krater am Litli-Hrútur brodelt Lava, und es werden kleine Lavafontänen generiert. Der Krater hat sich seit meinem letzten Update weiter geschlossen. Durch die Verengung der Öffnung konzentrieren sich die explosionsartigen Entgasungen auf einen kleineren Bereich, wodurch die Lava etwas höher ausgeworfen werden kann. Im Kraterbereich ist keine oberflächlich fließende Lava sichtbar. Sie fließt durch Tunnel ab, die überwiegend in Richtung des Meradalir-Tals verlaufen. Dort, und teilweise auch im Osten des Lavafelds, tritt die Lava am Ende der Tunnel aus und bildet eine vergleichsweise schwache Lavafront. In der vergangenen Woche schritt die Lavafront im Meradalir-Tal um ca. 300 m voran. MIROVA registriert eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 235 MW. Im Vergleich zu der ersten Eruptionswoche ist das ein relativ schwacher Wert.

Die Universität Island hat neue Daten zur Eruption veröffentlicht. Demnach betrug der Lavafluss in der letzten Juli-Woche durchschnittlich 5 Kubikmeter pro Sekunde. Geht man von einer linearen Abnahme der Aktivität aus, dann wird die Förderrate aktuell zwischen 3 und 4 Kubikmeter pro Sekunde liegen. Das Lavafeld bedeckt eine Fläche von ca. 1,5 Quadratkilometern und hat ein Volumen von knapp 16 Millionen Kubikmetern. Das Lavafeld ist bis zu 30 m mächtig.

Chemische Analysen von Lavaproben ergaben, dass sich die Schmelze im Eruptionsverlauf leicht veränderte und aus einem Magmenreservoir stammt, in dem sich das Magma im Zuge der Differentiation im Laufe der Zeit verändert. Das Reservoir wird aktuell nicht mit frischem Magma aus dem Erdmantel versorgt. Insofern unterscheidet sich die aktuelle Eruption von dem langlebigen Ausbruch im Jahr 2021, bei dem es im Geldingadalir-Tal zur Bildung des Kegels mit pulsierender Tätigkeit kam. Der jetzige Ausbruch beim Litli-Hrútur ähnelt also der Eruption vom letzten Jahr, die das Meradalir-Tal mit Schmelze füllte. Die aktuelle Eruption war zu Beginn stärker als der Ausbruch im letzten Jahr und dauert auch bereits länger. Sollte kein neues Magma aus größerer Tiefe aufsteigen und das leerlaufende Reservoir auffüllen, dann ist das Ende des Vulkanausbruchs möglicherweise nicht mehr allzu fern.

Zusammenfassung:

  • Der Krater am Litli-Hrútur schließt sich weiter.
  • Die Förderrate hat abgenommen und liegt bei ca. 4 Kubikmeter pro Sekunde.
  • Das Lavafeld bedeckt eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern.
  • Es wurden bis jetzt ca. 1,6 Millionen Kubikmeter Lava gefördert.
  • Der Chemismus des Magmas deutet an, dass sich der Magmenkörper (Dyke) entleert, ohne Nachschub zu bekommen.

Fagradalsfjall-Eruption mit Explosionen am 29.07.23

Am Fagradalsfjall sind Methangas-Explosionen zu hören gewesen

Die Eruption am Fagradalsfjall hält an, ohne dass es in den letzten Stunden am Krater signifikante Änderungen gegeben hätte: immer noch sprudelt Lava im neuen Krater am Litli-Hrútur und es gibt Phasen, in denen die kleinen Lavafontänen aktiver zu sein scheinen. In diesen Phasen steigen größere Gasblasen auf und lassen die Lava weiterspritzen, als es sonst üblich ist. Im Sichtfeld der Livecam ist keine oberflächlich fließende Lava mehr zu sehen und auch das kleine Lock im Deckel der Lavatube, das am rechten Bildrand sichtbar ist, wird immer kleiner. Die Lavaströme sind gedeckelt und fließen durch Tubes. Entsprechen stark zurückgegangen ist die Thermalstrahlung, die bei MIROVA angezeigt wird. Sie liegt unter 500 MW Leistung.

Es gibt Berichte, dass im Eruptionsgebiet Explosionen zu hören sind. Sie werden allerdings nur indirekt vom Vulkanausbruch verursacht, denn was da explodiert ist Methan-Gas, das infolge der Moosbrände und der Lavaströme entsteht, die über dem Boden fließen, der organische Substanen enthält. Durch die große Hitze wird ein Teil der organischen Materie in Methan umgewandelt, anstatt zu verbrennen. In Hohlräumen zwischen der Lava bilden sich Methangasblasen, die sich mit Sauerstoff vermischen und dann durch die Brände entzündet werden und explodieren. Ähnliches konnte ich bereits bei der Leilani-Eruption auf Hawaii beobachten.

Darüber hinaus gibt es in den sozialen Medien Berichte von kleinen Tornados und Staubteufeln, die sich über dem heißen Lavafeld bildeten.

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs ist weiter rückläufig. Auf der Reykjanes-Halbinsel wurden in den letzten 2 Tagen nur noch 35 schwache Erdbeben registriert. Dafür gab es unter dem vatnajökullischen Gletschervulkan Bardarbunga zwei Erdbeben im Dreierbereich.


Touristenkapazitäten bei Landmannalaugar sollen erweitert werden

Eine weitere Neuigkeit aus Island betrifft nicht den Vulkanausbruch, sondern das Landmännerbad, das bei Touristen seit jeher sehr beliebt ist. Da sich der Touristenstrom gen Island in den letzten Jahren massiv steigerte, wird nun diskutiert, die Kapazitäten bei Landmannalaugar deutlich auszubauen. Der Campingplatz soll erweitert werden, und sogar ein Hotel mit Schwimmbecken gebaut werden. Ich befürchte damit verliert das Kleinod massiv an Attraktivität bei allen, die eben das Naturerlebnis lieben. Der Ausbau der Infrastrukturen auf Island ist nicht mehr aufzuhalten. Erst vor 2 Monaten wurde bekannt, dass mehrere Hochlandrouten asphaltiert werden sollen und ein Luxushotel bei anderen heißen Quellen geplant ist.

Vulkan Ebeko eruptiert am 28.07.23

Ebeko auf Paramushir Island zeigt sich munter

In den letzten Tagen gab es mehrere Eruptionen des Kurilenvulkans Ebeko, der auf der Insel Paramushir liegt. Explosive Eruptionen förderten Aschewolken, die ungewöhnlich hoch aufstiegen: Laut VAAC Tokio erreichten sie Höhen von bis zu 4600 m. Zuletzt driftete die Asche in südöstliche Richtung. Der VONA-Alarmstatus steht auf „orange“.

Das Foto wurde von KVERT am 23. Juli veröffentlicht und enthüllt bei genauerem Hinsehen einen kleinen vulkanischen Blitz nahe dem Kraterrand. Ähnliche Beobachtungen machte auch Vulkanfotograf Martin Rietze bei seinem Besuch des Ebeko. Der Feuerberg eruptierte weitaus öfter als es aus den VONA-Meldungen ersichtlich war. Obwohl Martins Besuch auf den Kurilen schon einige Jahre zurückliegt, ist es wahrscheinlich, dass es auch jetzt häufigere Eruptionen gibt, als von den Satelliten festgestellt werden. Offiziell wurden in diesem Jahr 99 VONA-Meldungen zum Ebeko herausgegeben.

Vulkan und Insel liegen vor der Südspitze von Kamtschatka. Auf der sibirischen Halbinsel sind weitere Vulkane aktiv.

Einer dieser Vulkane ist der Klyuchesvskoy im Zentrum Kamtschatkas. Von diesem Vulkan geht eine moderate Thermalstrahlung aus, die von MIROVA registriert wird. Die maximale Leistung der Wärmestrahlung betrug heute 95 MW. Nachdem der Klyuchevskoy bereits Anfang des Monats strombolianisch aktiv war, sieht es so aus, als ob er seine Aktivität wieder aufgenommen hat. KVERT bestätigt die Eruption und schreibt dazu, dass es nicht nur strombolianische Explosionen gibt, sondern auch einen Lavastrom, der entlang der Apakhonchich-Rutsche am südöstlichen Hang des Vulkans fließt.

Laut KVERT geht auch die extrusiv-effusive Eruption des Vulkans Shiveluch weiter: Im Explosionskrater des Sheveluch wird Lava herausgedrückt, begleitet von starker Gas-Dampf-Aktivität und manchmal einem Aufglühen des Lavadoms. Im Bereich des Karan-Doms wird ebenfalls eine starke Gas-Dampf-Aktivität beobachtet, die wahrscheinlich mit einer Vorbereitung für das Wachstum des Lavadoms verbunden ist.

Der Shiveluch liegt ein wenig nördlich der zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas, zu der u.a. der vorher erwähnte Klyuchevskoy zählt. Alle drei aufgeführten Vulkane gehören zum Pazifischen Feuerring. Entlang der Plattengrenze des Pazifiks liegen die aktivsten Vulkane der Welt.

Vulkan Erta Alé am 27.07.23

Nachdem ich 3 Tage lang auf Gamedrive in der Masai Mara war und Löwen, Elefanten und Gnus fotografierte, nun wieder eine Lebenszeichen in Form eines Vulkan-Updates von mir.

Pitkrater der Erta  Alé mit Lava aufgefüllt

Aus der äthiopischen Wüste Danakil gibt es neue Berichte vom Schildvulkan Erta Alé, in dessen Südkrater jahrzehntelang ein Lavasee brodelte. Nun waren einheimische Vulkanführer vor Ort und berichteten von einem komplett aufgefüllten Pitkrater. Im Bereich des ehemaligen Kraters erhebt sich ein Hornito, aus dem Lava spattert. Videoaufnahmen belegen die Aktivität. Für mich sieht es auf dem Video allerdings so aus, als würde es sich um den Nordkrater handeln und nicht um den Südkrater. Doch in den letzten Monaten waren beide Krater aktiv und es wurde von Hornitos und Lavaüberläufen berichtet.

Während man auf den Satellitenbildern der letzten 2 Wochen nur kleine bis moderate Wärmeanomalien erkennen kann, ist auf einem Infrarot-gefilterten Bild vom 7. Juli eine große Anomalie im Nordkrater zu sehen. Auch der Südkrater war zu dieser Zeit aktiv und man erkennt moderate Wärmeanomalien. Sehr wahrscheinlich wurde der Pit zu diesem Zeitpunkt vollends aufgefüllt.

Der Vulkanguide berichtete, dass nicht nur der Pit aufgefüllt wurde, sondern dass die Lava auch über das Gebiet des früheren Kraters hinausfloß. Vom Hornito ausgehend könnten Lavaströme nun wieder größere Entfernungen zurücklegen. Das Gesicht des Vulkans ändert sich dadurch deutlich.

Beide Krater liegen in einer ellipsoiden Caldera die 1800 x 800 m misst. Im Jahr 2018 kam es zu einer größeren Eruption, bei der der Lavasee überfloss und große Lavaströme eruptierte, die im Nordosten des Vulkans die Basis des Erta Alé erreichten.

Die Schmelze des Vulkans stammt von einem Hotspot, über den es neue Erkenntnisse gibt, über die ich zu seinem späteren Zeitpunkt bloggen werde. Außerdem liegt der Erta Alé in einem aktiven Rift, das hier einem ozeanischen Rücken gleicht. Eine Situation also, die jener am Fagradalsfjall auf Island nicht ganz unähnlich ist.

Fagradalsfjall mit wenigen sichtbaren Lavaströmen.

Während die Wunden in der Kraterwand des Vulkans weitestgehend verheilt sind und im Krater ein Lavapond brodelt, zeigte sich heute auf der Livecam kaum Lava, die an der Oberfläche strömt. Die Lavaströme scheinen in Tubes zu fließen.

Der Zugang zum Eruptionsgebiet wurde weiter eingeschränkt. Heute war der Vulkan nur zwischen 13 und 18 Uhr zugänglich, da man vormittags Transportarbeiten durchführte.