Vulkane der Philippinen am 29.06.23

Auf den Philippinen ist der Vulkan Mayon seit Mitte Mai in einer effusiven Eruption begriffen. Außerdem zeigen die Vulkane Taal und Kanlaon vulkanische Unruhe, über die ich heute berichten möchte.

Mayon mit Domwachstum und Lavaströmen

Seit meinem letzten Update zum Mayon sind keine signifikanten Änderungen eingetreten. Der Lavadom im Gipfelkrater wächst weiterhin und Kollaps-Ereignisse lassen Vulkanasche bis zu 1 km über Kraterhöheaufsteigen. Vom Dom gehen 2 Lavaströme aus, die durch die Gullies von Mi-isi und Bonga fließen. Sie sind 2,1 km und 1,3 km lang. Gestern gingen vom Dom 7 pyroklastische Ströme ab, während es von der Lavafront 2 waren. Außerdem kam es zu 296 Steinschlagereignissen, die von den Seismometern registriert wurden. Die Ablagerungen der Abgänge reichen bis auf einer Länge von 3,3 km die Schluchten hinab. Es gab 1 vulkanotektonisches Erdbeben. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich auf 595 Tonnen am Tag. Es wurde eine Wärmestrahlung mit 294 MW Leistung registriert. Der Vulkan ist weiterhin aufgebläht und Magma steigt auf.

Prognosen zum weiteren Verlauf der Eruption sind nur bedingt möglich. Im Augenblick scheint der Dom nur langsam zu wachsen und die Länge der Lavaströme stagniert. Es scheint sich ein Gleichgewicht zwischen Domwachstum und Abbau des Materials durch die Abgängen an Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen eingestellt zu haben. Dennoch könnte es zu größeren Kollapsereignissen kommen, die dann größere pyroklastische Dichteströme hervorbringen könnten, die eine Gefahr für die Anwohner der Gegend darstellen. Die dem Vulkan am Nächsten gelegenen Gebäude wurden bereits evakuiert.

Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es zu phreatischen bzw. phreatomagmatischen Eruptionen kommen wird. Die Gefahr wächst mit den Niederschlagsmengen zum aktuellen Beginn der Regenzeit auf den Philippinen. Darüber hinaus könnte es im weiteren Eruptionsverlauf zu Paroxysmen kommen, so wie sie 2018 am Mayon auftraten.

Kanlaon mit Inflation

Ein weiterer Vulkan der Philippinen könnte sich auf einen Vulkanausbruch vorbereiten. Hierbei handelt es sich um den Kanlaon. Gestern wurde ein vulkanotektonisches Erdbeben registriert, was nun nicht sonderlich beunruhigend ist. Mehr Grund zur Sorge bereitet die Inflation, die sich durch Bodenhebungen manifestiert. Außerdem ist der Schwefeldioxidausstoß mit fast 1000 Tonnen am Tag erhöht.

Erhöhter Schwefeldioxid-Ausstoß am Taal

Der große Calderavulkan Taal stößt wieder sehr viel Schwefeldioxid aus. Gestern lag der Flux bei 7400 Tonnen, die überwiegend aus dem Kratersee auf Volcano Island aufsteigen. Das Seewasser war von Turbulenzen aufgewühlt. eine voluminöse Dampfwolke stieg bis zu 2400 m hoch auf. Es wird partielle Inflation registriert. Die Gefahr phreatischer Eruptionen ist groß.

Vulkane Siziliens am 28.06.23

Gestern war Rapport-Tag am INGV und es wurden die Bulletins zu den Vulkanen Ätna, Stromboli und Vulcano für den Beobachtungszeitraum 19/06/2023 – 25/06/2023 veröffentlicht. Hier eine Zusammenfassung des Geschehens. Außerdem gab es ein Erdbeben am Ätna.

Erdbeben M 3,1 im Osten des Ätnas

Datum 27.06.23 | Zeit: 22:12:46 UTC | 37.706 ; 15.100 | Tiefe: 2,8 km | Mb 3,1

Update 29.06.23: Erst heute wird auf der Karte des INGV ersichtlich, dass es gestern -wie vermutet- nicht nur das gemeldete Beben M 3,1 gegeben hatte, sondern zahlreiche schwächere Beben, die nicht beim EMSC gelistet waren. Der Schwarm umfasste über 30 einzelne Erschütterungen und passt zu den Vorkommnissen der letzten 4 Wochen. Ich gehe davon aus, dass sich die Magmen-Akkumulation unter dem Ätna steigert. Der Vulkan bereitet weitere Eruptionen vor.

Originalmeldung: Gestern Abend manifestierte sich an der Ostflanke des Ätnas ein Erdbeben der Magnitude 3,1. das Hypozentrum befand sich in nur 3 km Tiefe. Das Beben war stark genug, um von den Anwohnern gespürt zu werden. Das Epizentrum wurde 12 km nordwestlich von Acireale verortet. Damit befand sich das Epizentrum zwischen Zafferana und Milo und am auslaufenden Ostrand des Valle del Bove. Etwas weiter nördlich ereignete sich Ende Mai ein Schwarmbeben, das einige mediale Aufmerksamkeit bekam. Vor dem aktuellen Erdbeben ereigneten sich mehrere schwächere Erdbeben bei Zafferana, so dass man von einem kleinen Schwarm sprechen kann. Die Seismizität in der Gegend war bereits in den letzten Tagen erhöht. Zusammen mit dem Schwarmbeben vom 4. Juni im Westen des Vulkans, wurden in diesem Monat gut 170 Beben am Ätna registriert. Das ist zwar kein Spitzenwert, aber solides Mittelmaß und zeigt, dass der Vulkan aus dem Tief der letzten Monate langsam raus kommt.

Die Vulkanologen vom INGV schrieben in ihrem Bulletin, dass es eine geringe Seismische Aktivität infolge von Rissbildung gibt. der vulkanische Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf mittelhohem Niveau.

der aktivste Krater der letzten Tage war die Bocca Nuova. Hier kann man auf Satellitenaufnahmen im Infrarotbereich eine kleine Wärmeanomalie ausmachen. Der Krater dampfte und es gab einige Infraschallereignisse, die auf tiefsitzende Explosionen hindeuteten. Entgasungen wurden auch am Neuen Südostkrater festgestellt, doch dieser Krater ist recht kalt. Während der Schwefeldioxid-Ausstoß vergleichsweise gering war, blieb der Kohlendioxid-Ausstoß erhöht, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Ansonsten waren die geophysikalischen Parameter am Ätna unauffällig.

Stromboli mit Lavaspattering

Der Stromboli ist in den letzten Wochen ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung geraten, dabei gibt es eine rege strombolianische Aktivität aus dem Gipfelkrater. Mehrere Schlote sind aktiv und es gibt pro Stunde zwischen 11 und 17 Explosionen. Die Stärke der Eruptionen variiert nach den unterschiedlichen Schloten: im Nördlichen Kratersektor sind sie schwach bis moderat, im zentralen Sektor sind sie mittelstark bis stark und es wurde Lavaspattering beobachtet. Diese geht oft Lavastromtätigkeit voran, wobei in den letzten Monaten das Spattering überwiegend aus dem nördlichsten Schlot beobachtet wurde und nicht im Zentralbereich stattfand.

Die Tremoramplitude war vergleichsweise gering, es gab aber 2 Spitzen bis auf mittelhohe Werte. Am 19. Juni gab es ein schwaches Erdbeben im Bereich der Nordküste. Die restlichen Parameter zeigten keine Auffälligkeiten.

Vulcano mit Aktivitätsabnahme

Auf der Insel Vulcano scheint sich die Situation nach der Magmenintrusion vor 2 Jahren langsam etwas zu entspannen. Die Fumarolen-Temperatur am Kraterrand ist mit 349 Grad noch hoch, zeigt aber eine rückläufige Tendenz. Der Gasflux liegt an den meisten Messstellen ebenfalls noch über den langjährigen Normalwerten, lässt aber ebenfalls nach und hat sich vielerorts auf nur leicht erhöhte Werte eingependelt.

Zusammenfassend lässt sich für die Vulkane Siziliens sagen, dass sich aus den geophysikalischen Parametern keine unmittelbar bevorstehenden ungewöhnlichen Eruptionen ableiten lassen. Mittelfristig gesehen ist das Ausbruchspotential für den Ätna am größten, da sich weiter langsam Magma im Untergrund akkumuliert und die Schwarmbeben von Ende Mai/Anfang Juni größere Intrusionen nahelegten.

Vulkan Shindake mit Erdbeben – News vom 27.06.23

Erhöhte Erdbebenaktivität am japanischen Vulkan Shindake löst Ausbruchswarnung aus

Die Japanische Meteorologiebehörde (JMA) erhöhte die Warnstufe des Vulkans Shindake auf Stufe „2“, da eine erhöhte Seismizität Sorge vor einem möglichen Vulkanausbruch schürt. Der Mount Shindake liegt auf der Vulkaninsel Kuchinoerabujima, die ihrerseits im Norden des südjapanischen Ryukyu-Archipels liegt und zur Präfektur Kagoshima gehört.

Die Erhöhung der Warnstufe bedingt ein Aufstiegsverbot zum Vulkankrater. Innerhalb von einem 1 km Radius um den Krater darf man sich nicht aufhalten. Zuvor galt die Alarmstufe „1“, während der erhöhte Wachsamkeit geboten war, aber noch keine Aufstiegsbeschränkungen galten.

Grund für die Erhöhung der Warnstufe war eine deutliche Zunahme der Seismizität unter dem Vulkan. Seit dem 17. Juni wurde gut 100 vulkanotektonische Erdbeben registriert, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen ausgelöst wurden. Bei dem Fluid handelt es sich wahrscheinlich um Magma, das sich nun in einem Magmenkörper akkumuliert.

Die japanischen Vulkanologen befürchten, dass sich ein Ausbruch vergleichbar der letzten größeren Eruption des Vulkans im Jahr 2015 ereignen könnte. Damals entstand ein pyroklastischer Strom, der auf die Hauptsiedlung der Insel zuhielt. Damals wurde die Insel komplett evakuiert.

Kleinere Eruptionen ereigneten sich im Jahr 2019. Auch damals fürchtete man sich vor größeren Ausbrüchen. Die Insel wurde bereits im Vorjahr evakuiert, da erhöhte Seismizität festgestellt wurde. Damals lebten 147 Menschen auf der Insel. Sie besteht im Wesentlichen aus 3 jungen Stratovulkanen, von denen der Shindake am aktivsten ist.

Die Insel liegt wenige Kilometer südlich der große submarinen Kikai-Caldera, die im Jahr 2018 für Schlagzeilen sorgte, weil man am Meeresgrund einen Lavadom entdeckte. Sollte sich dieser Vulkan reaktivieren, dann könnten große Unterwassereruptionen erfolgen.

Weiter nördlich liegt der Sakurajima, der zuletzt vergangene Woche in den VONA-Meldungen des VAAC vertreten war. Heute gab es Meldungen vom Inselvulkan Suwanose-jima, der südlich der Insel Kuchinoerabujima liegt. Aschewolken erreichten eine Höhe von 2500 m und drifteten in südöstliche Richtung.

Vulkan Semeru am 27.06.23

Pyroklastischer Strom am Semeru auf Java

Gestern Abend um 19:10 Uhr Lokalzeit ging am Semeru ein pyroklastischer Strom ab. Er legte eine Strecke von 5 km zurück und glitt in Richtung Besuk Kobokan über die Südostflanke des Vulkans. Der Dichtestrom entstand, als es an der Front des Lavastroms, der vom Dom ausgeht und durch die Scharte in der Kraterwand fließt, kollabierte. Das Ereignis kam nicht überraschend, denn es war bereits in den letzten Tagen zur Bildung kleinerer pyroklastischer Ströme gekommen. In meinem letzten Update wies ich bereits darauf hin, dass sich das Gefahrenpotential erhöht hat, da der Dom verstärkt wächst und es zu weniger strombolianischen Explosionen kommt. Der Eruptionscharakter hat sich verschoben und tendiert mehr in Richtung effusiver Eruption. Gestern wurden nur 17 explosive Eruptionen registriert. weiterhin wurden 12 Tremorphasen detektiert. Das Seismische Signal des pyroklastischen Stroms dauerte 633 Sekunden.

Die Warnstufe „3“ wird aufrechterhalten, aber bedauerlicherweise nicht verstärkt. BPBD-Sprecher Lumajang Rosyid erklärte gegenüber der lokalen Presse, dass sich die Bewohner der Region Besuk Kobokan dem Vulkan nicht nähern sollten. Die Sicherheitsentfernung beträgt 13 km. Insbesondere soll man die Täler und Flussläufe im Südosten des Vulkans meiden. Hier sind in den letzten Jahren immer wieder pyroklastische Ströme abgegangen, die bewohntes Gebiet erreichten. Besonders gefährdet sich die Sandschürfer, die Schotter und Sand in den Flusstälern am Vulkan abbauen.

Der Abgang des pyroklastischen Stroms wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen. Auf einem Screenshot ist zu erkennen, dass der Dichtestrom aus einer tief hängenden Wolkendecke hervorbrach und die Basis des Vulkankegels erreichte. Solche Situationen sind besonders gefährlich, da praktisch keine Zeit zur Flucht bleibt, wenn man den Dichtestrom erst bemerkt, wenn er aus den Wolken angeschossen kommt. Generell ist es schwierig vor pyroklastischen Strömen zu flüchten. Wenn man nur in Ausläufern der Glutwolke gerät, können ggf. dicke Steinmauern eines soliden Gebäudes schützen. Bestenfalls bleiben nur Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen.

Vulkan Mayon mit Steigerung am 26.06.23

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Steigerung von Seismik und Inflation am Mayon

Auf den Philippinen beunruhigt der Vulkan Mayon durch eine signifikante Steigerung von Bodenhebung und Seismizität. In den letzten 24 Stunden registrierte das Netzwerk an Messinstrumenten um den Vulkan auf Luzon 102 vulkanotektonische Erdbeben. Am Vortag wurden 24 Erschütterungen registriert. Heute Morgen gab es dann einen starken Schwarm, als innerhalb von 2 Stunden 100 weitere Beben festgestellt wurden. Einige der Erdbeben ereigneten sich direkt im Lavadom und standen im Zusammenhang mit der Extrusion der Lava dort. Parallel zur Zunahme der Häufigkeit von Erdbeben nahm auch die Bodenhebung sprunghaft zu. Besonders im südwestlichen Bereich kam es zu einer Versteilung der Flanke. Die Daten deuten darauf hin, dass ein neuer Schub Magma aufsteigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Material in den nächsten Stunden und Tagen das Domwachstum beschleunigen, wodurch das Risiko steigt, dass es zur Generierung größerer pyroklastischer Ströme kommt. Es könnte auch zu einer paroxysmalen Episode kommen, falls die frisch aufgestiegene Schmelze dünnflüssig genug sein sollte.

Aktuell fließen zwei hochviskose Lavaströme durch die Abflussrinnen Mi-isi und Bonga. Sie sind 1,3 km und 1,2 km lang. Von ihnen und vom Dom gehen Schuttlawinen ab. Innerhalb von 24 Stunden wurden 263 solcher Ereignisse registriert. Außerdem entstanden einige kleinere pyroklastische Dichteströme. Ihre Ablagerungen finden sich in einer Entfernung von bis zu 3,5 km vom Krater.

Die Forscher von PHIVOLCS weisen darauf hin, dass über dem Vulkan Mayon weiterhin die Alarmstufe 3 (erhöhte Tendenz zu einem gefährlichen Ausbruch) herrscht, dass aber eine plötzliche Änderung der Überwachungsparameter festgestellt wurde, die genau beobachtet wird. Es wird dringend empfohlen die Gebiete innerhalb der ständigen Gefahrenzone mit einem Radius von 6 Kilometern weiterhin zu evakuieren und die Gemeinden innerhalb des 7- und 8-Kilometer-Radius stets in Bereitschaft zu halten. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen auch den Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da die Asche von Eruptionen für Flugzeuge gefährlich sein kann. Das Institut DOST-PHIVOLCS beobachtet den Mayon-Vulkan weiterhin genau, und jede neue Entwicklung wird allen betroffenen Akteuren mitgeteilt.

Vulkane Indonesiens – News vom 25.06.23

Momentan stehen in Indonesien vier Vulkane auf Alarmstufe „orange“. Hierbei handelt es sich um die Feuerberge Anak Krakatau, Karangetang, Merapi und Semeru. Fünfzehn Vulkane stehen auf Alarmstufe „gelb“. Unter diesen Vulkanen befindet sich der Lokon, bei dem eine Zunahme der Seismizität festgestellt wurde.

Anak Krakatau mit Erdbeben

Sortiert man die Vulkane nach dem Alphabet, dann führt Anak Krakatau den Reigen der Vulkane Indonesiens an, obwohl er momentan nicht der Interessanteste ist. Anfang letzter Woche gab es einige Explosionen nebst Aschewolken am Anak Krakatau. Die Seismizität zeigte sich leicht erhöht, ist momentan aber wieder zurück gegangen. Trotzdem könnte es jederzeit zu neuen weiteren Eruptionen kommen.

Karangetang mit Domwachstum

Spannender als am Anak Krakatau geht es am Karangetang zu, der auf der Insel Siau liegt. Der Lavadom im Südkrater wächst und es gehen zahlreiche glühende Schuttlawinen und Steinschläge ab. Am Samstag wurden insgesamt 206 Abgänge registriert. Die seismischen Signale dauerten bis zu 165 Sekunden und hatten Maximal-Amplituden von bis zu 40 mm. Außerdem sah es auf einem Livecamfoto so aus, als wäre ein pyroklastischer Dichtestrom entstanden. Die Anzahl vulkanisch-bedingter Erdbeben ist gering, trotzdem steigt Magma auf, dass sich im Dom akkumuliert. Die Gefahr, dass gefährliche pyroklastische Ströme entstehen ist groß.

Merapi mit zahlreichen Schuttlawinenabgängen

In den letzten Tagen steigerte der Merapi seine Aktivität ebenfalls und die Situation ähnelt der am Karangetang. Die Seismizität nahm leicht zu und gestern wurden 28 Hybriderdbeben und 4 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Es gingen 196 Schuttlawinen ab, die nachts sichtbare Spuren der Rotglut hinterließen. Gesteinsbrocken rollte bis zu 1800 m weit. Es besteht die Gefahr, das pyroklastische Dichteströme entstehen. Während die Morphologie des zentralen Lavadomes unverändert ist, beobachteten die Vulkanologen vom VSI Veränderungen am südwestlichen Dom. Die letzten Messungen Mitte Mai ergaben, dass die südwestliche Kuppel ein Volumen von 2.372.800 Kubikmeter hat. Das Volumen der mittleren Kuppel belief sich auf 2.337.300 Kubikmeter. Es wird eine Bodendeformation von 5 mm pro Tag gemessen.

Semeru mit wenigeren Explosionen

Am Semeru auf Java ist die Anzahl der täglichen Explosionen deutlich zurückgegangen: wurden im Mai täglich noch um 100 Explosionen festgestellt, liegt der Wert nun bei maximal 40. Dafür hat die Seismizität zugenommen und es wird harmonischer Tremor festgestellt. Es bewegt sich also Magma im Untergrund und es versucht aufzusteigen. Der flache Lavadom wächst langsam und von ihm geht ein zäher Lavastrom aus. Am Freitag entstand ein pyroklastischer Strom, der 867 Sekunden lang anhielt. Er entstand durch Kollaps an der Lavafront.

Lokon mit Steigerung der Seismizität

Der Lokon liegt auf der Insel Sulawesi und brach zuletzt im Jahr 2011 größer aus, wobei es auch danach mehrere phreatische Eruptionen gab. In der letzten Woche kam es offenbar zu einer seismischen Krise, die durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein könnte. Wie das VSI in einer Pressemeldung erklärte, begann am 12. Juni vermehrt Dampf aus dem Krater aufzusteigen. Während er normalerweise höchstens 150 m hoch aufsteigt, waren es plötzlich 400 m.  Zwischen 18.35 und 21.00 Uhr WITA wurde beständiger Tremor registriert, der mit Fluidbewegungen im Untergrund im Zusammenhang stand. Die Amplitude des Tremors bewegte sich zwischen von 1 – 25 mm. Es setzte eine Serie von Erdbeben ein, von denen 12 als „heftig“ beschrieben wurden. Ich vermute, dass sie Magnituden hatten, die von den Anwohnern von Tomohon gespürt werden konnten. Die Vulkanologen schrieben, dass visuelle und instrumentelle Daten auf einen Druckanstieg an der Oberfläche hindeuteten. Es kam zu explosionsartigen Entgasungen.

In ihrem Bericht weisen die Wissenschaftler auf potenzielle Gefahren hin, die derzeit vom Lokon ausgehen. Am wahrscheinlichsten halten sie einen plötzlichen phreatischen Ausbruch, der durch magmatische Wärmestrahlung verursacht wird, die mit hydrothermalem Wasser in Kontakt kommt. So einer Eruption könnte ein phreatomagmatischer Ausbruch folgen. Eruptionen können mit dem Ausstoß von glühendem Material in der Größe von Lapilli bis hin zu Blöcken und dickem Ascheregen einhergehen.

Basierend auf den Ergebnissen der Beobachtungen sowie der Analyse visueller und instrumenteller Daten vom 13. Juni 2023 um 10.00 Uhr WITA liegt das Aktivitätsniveau von G. Lokon immer noch auf Stufe „gelb“. Empfehlungen für diese Aktivitätsstufe lauten wie folgt: Anwohner und Touristen dürfen sich nicht innerhalb eines Umkreises von 1,5 km um den Tompaluan-Krater nähern und dort keine Aktivitäten durchführen. Wenn es zu einem Ausbruch kommt und Asche fällt, wird den Menschen empfohlen, drinnen zu bleiben und außerhalb des Hauses eine Atemmaske und Brille zu tragen. Flusstäler in Vulkannähe sollten gemieden werden.

Vulkan-News 24.05.23: Klyuchevskoy

Strombolianische Eruptionen am Klyuchevskoy bestätigt

Bereits vor 2 Tagen spekulierte ich über strombolianische Eruptionen am russischen Vulkan Klyuchevskoy, der im Zentrum der sibirischen Halbinsel Kamtschatka liegt. Gründe der Spekulationen waren eine thermische Anomalie die von MIROVA gemeldet wurde und ein kleiner Lichtpunkt am Gipfel des Vulkans, der auf einem Livecambild zu sehen war. Inzwischen bestätigte das zuständige Observatorium die Aktivität des Vulkans und lieferte auch ein Livecambild, auf dem eine strombolianische Eruption zu sehen ist. Auch heute konnte ich wieder Leuchterscheinungen auf der Cam beobachten. MIROVA detektiert eine moderate Wärmestrahlung mit 12 MW Leistung. Auf einem Sentinel-Foto von gestern kann man eine thermische Anomalie im Infrarotspektrum sehen. Gegenüber der initialen Eruptionsphase scheint die Aktivität deutlich nachgelassen zu haben. Der aktuelle Eruptionsverlauf erinnert an die letzte Phase strombolianischer Eruptionen im November 2022. Diese Episode dauerte nur wenige Tage und größere Eruptionen blieben aus.

Der Klyuchevskoy ist nicht der einzige aktive Vulkan auf Kamtschatka. In Sichtweite liegt der Shiveluch, von dem VONA-Meldungen vorliegen. Demnach stiegen gestern Aschewolken auf, die eine Höhe von 4600 m erreichten und nach Südwesten drifteten. Diese Aschewolken stammten allerdings nicht von aktuellen Eruptionen, sondern von älteren Ablagerungen, die durch starken Wind aufgewirbelt wurden. Auf einem Sentinel-Thermalbild erkennt man nur einige wenige Hotspots. Das Domwachstum scheint eher gering zu sein und Explosionen bleiben aus.

Kamtschatka ist eine Region mit intensivem Vulkanismus. Hier treffen zwei tektonische Platten aufeinander, was zu einer Reihe von aktiven Vulkanen führt. Die vulkanische Aktivität in Kamtschatka ist geprägt von regelmäßigen Ausbrüchen und einer Vielzahl von vulkanischen Formen wie Schichtvulkanen, Domen und Calderen. Die Region beherbergt mehr als 150 Vulkane, darunter der oben genannte Klyuchevskaya Sopka, der höchste Vulkan Russlands. Die reiche vulkanische Aktivität zieht Wissenschaftler und Abenteurer gleichermaßen an und macht Kamtschatka zu einem faszinierenden Ziel für Vulkanologen und Naturliebhaber.


Weitere Meldungen:

Mayon mit langsamen Domwachstum

Auf den Philippinen ist der Mayon weiterhin aktiv und fördert einen Lavadom, von dem zwei zähe Lavaströme ausgehen. Sie fließen in den Schluchten von Mi-isi und Bonga und sind 2,5 km und 1,8 km lang. Gestern gingen 308 Steinschläge bzw. Schuttlawinen ab. Sie legten Strecken von bis zu 3,3 km zurück. Es entstand ein pyroklastischer Dichtestrom. Vulkanasche stieg mehrere 100 Meter hoch auf. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug 744 Tonnen am Tag. Die Warnstufe bleibt auf „3“.


Popocatepetl mit weiteren Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl ist weiter aktiv und fördert Vulkanasche bis auf 6700 m Höhe. Sie driftet in Richtung Südwesten. Aufnahmen zeigen, dass auch glühende Tephra gefördert wird. CENAPRED berichtete gestern von 2 Explosionen, 58 Asche-Dampf-Exhalationen und 189 Minuten Tremor. Der Vulkan ist wieder auf dem Aktivitätsniveau, wie vor seiner Steigerung Anfang Mai. Damals wurden bereits die ersten Evakuierungen angeordnet, weil man eine Eskalation der Situation befürchtete.

Vulkan Ubinas am 24.06.23

Peruanischer Vulkan Ubinas beginnt mit neuen Eruptionen

Gut 4 Jahre ist es her, dass der Ubinas zuletzt eruptierte. Nun meldet das zuständige Observatorium INGEMMET, dass der Vulkan mit neuen Eruptionen begonnen habe. Bis jetzt gibt es hauptsächlich bis zu 1000 m hohe Asche-Emissionen, die aus dem Gipfelkrater in 5672 m Höhe aufsteigen. In einem Statement des peruanischen Zivilschutzes heißt es, dass es in den nächsten Tagen explosive Eruptionen geben könnte, die Vulkanasche über zwei Kilometer hoch aufsteigen lassen. Im unmittelbaren Gefahrenbereich des Vulkans leben über 1700 Menschen, die im Falle einer Aktivitätssteigerung evakuiert werden müssen. Dieser Personenkreis wurde dazu aufgefordert, sich auf entsprechende Maßnahmen vorzubereiten.

Bereits seit Mitte Mai deuten die geophysikalischen Parameter an, dass sich der Ubinas auf eine Eruption vorbereiten könnte. Die Seismizität steigerte sich signifikant. Vorher wurden täglich um 10 vulkanische Erdbeben registriert, gestern waren es mehr als 100 Erschütterungen. Am Donnerstag wurde der Spitzenwert von 160 Beben erreicht. Die Beben setzten sich überwiegend aus langperiodischen Erdbeben und vulkanotektonischen Beben zusammen, die direkt mit Magmenbewegungen im Untergrund zusammenhängen. Außerdem wurde eine leichte Bodenhebung von 2 mm registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß verdoppelte sich von 400 auf 800 Tonnen pro Tag.

Die Messwerte zeigen zwar deutlich, dass sich magmatische Fluide unter dem Vulkan sammeln, deuten meiner Meinung nach jedoch noch nicht auf eine wirklich starke Eruption hin. Vielmehr steht man noch am Beginn einer Aufheizungsphase, die langfristig zwar zu starken Eruptionen führen kann, jetzt aber noch nicht wirklich Grund zur Beunruhigung liefert.

Tatsächlich stehen die geophysikalischen Daten bei der peruanischen Bergbaubehörde online, doch seitdem die Website teilweise neu gestaltet wurde, sind diese nicht einfach zu finden. Ich habe die dortige Vulkanseite direkt aus der Liste der Observatorien verlinkt. Dort gibt es auch eine Webcam.

Aktivität am Sabancaya

Auf der Website findet man nun auch Daten zum zweiten aktiven Vulkan in Peru. Gemeint ist der Sabancaya. Auch dort zeigen die Messwerte einen ansteigenden Trend. Seit April hob sich der Boden um 5 Millimeter. Der Schwefeldioxid-Ausstoß stieg in den letzten 2 Wochen deutlich an und belieft sich zu Spitzenzeiten auf 14.000 Tonnen am Tag. Interessanterweise verhielt sich die Höhe der Aschewolken umgekehrt proportional dazu und betrug an einigen Tagen nur 500 m über Kraterhöhe anstatt der üblichen 1500 m. Doch das könnte auch starkem Wind geschuldet gewesen sein, der die Eruptionswolken niederdrückte.

Vulkan Nyiragongo am 23.06.23

Nyiragongo bleibt auf Alarmstufe gelb

Der Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo ist der aktivste Virunga Vulkan. Er ist für seine Lavaseetätigkeit bekannt, die jäh im Mai 2021 endete, als der Lavasee zum wiederholten Male auslief und das Umland mit seinen Lavaströmen verwüstete. Da Lavaseetätigkeit an sich normalerweise als relativ ungefährlich gilt, sieht es am Nyiragongo anders aus, da der Lavasee im Schlot des Vulkans meistens nach einigen Jahren durch einen Riss in der Flanke ausläuft. Daher wird die Tätigkeit des Vulkans genaustens überwacht. Zuständig ist das Vulkanologische Observatorium von Goma (OVG), das die Öffentlichkeit gestern darüber informierte, dass der Alarmstatus des Vulkans auf „gelb“ bleibt. Im Bulletin heißt es: „Die im Zeitraum vom 12. bis 18. Juni 2023 erfassten Instrumentendaten deuten darauf hin, dass die Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo weiterhin aktiv sind. Die Alarmstufe des Vulkans Nyiragongo bleibt auf „gelb“, das heißt, dass weiterhin erhöhte Wachsamkeit am Vulkan nötig ist“.

Der Nyamuragira ist der zweite aktive Feuerberg der Virunga-Vulkankette und förderte im Mai einen Lavastrom, der auf der Außenflanke des Vulkans floss. Auch in der Gipfelcaldera war viel Lava vorhanden. Aktuell zeigen Satellitenaufnahmen keine thermische Signatur an diesem Vulkan. Auf den letzten wolkenfreien Aufnahmen vom 16. Juni erkennt man aber, dass sich etwas Lava im Krater des Nyiragongos akkumulierte. Aktuell berichtet das OVG von starken Entgasungen und einem leichten Anstieg der Schwefeldioxid-Konzentrationen, während relativ wenig Kohlendioxid aus den Rissen um den Vulkan ausströmt.

Im Bulletin wird auch auf ein Erdbebend er Magnitude 5,1 eingegangen, das sich am 15. Juni in der Region Rwindi ereignete und bis nach Goma hin zu spüren gewesen war. Die lokale Seismizität konzentrierte sich auf eine Störung, die die beiden Vulkane miteinander verbindet. Es wurde eine leichte Kompression von Brüchen festgestellt, was auf Deflation hindeutet.

Aufstieg zu den Vulkanen Nyiragongo und Nyamuragira bleibt gesperrt

Was das Bulletin nicht hergibt, sind Informationen über die Zugänglichkeit des Nyiragongo. Diesbezüglich habe ich erst gestern schlechte Nachrichten von Vnet-Leser Andreas bekommen, der letzte Woche in Goma weilte und den Vulkan besteigen wollte. Leider bekam er keine Genehmigung von Seiten der Nationalparkverwaltung, obwohl ein Guide vorher noch sagte, dass es möglich ist. Die Ursache hierfür liegt nicht etwa in der Aktivität des Vulkans begründet, sondern in der desolaten politischen Sicherheitslage in der Region. Rebellen machen das Umland von Goma unsicher und vertrieben Tausende Menschen, die in einem großen Flüchtlingslager bei Goma untergebracht wurden. Auch die touristische Infrastruktur, die man in den Jahren vor Corona und der weiteren Destabilisierung der Region mühsam aufgebaut hatte, wurde inzwischen zerstört. Ich befürchte, dass uns Vulkanbegeisterten der Zugang zu diesen beiden faszinierenden Vulkanen noch lange verwehrt werden bleiben wird. Ein Trend, der immer weiter um sich greift und nicht nur Vulkanregionen betrifft. Viele faszinierende Reiseziele haben wir in den letzten Jahren durch Kriege, Rebellionen, politische Missstände verloren, die oft der weiterzunehmenden Armut und der sich öffnenden Schere zwischen Arm und Reich geschuldet sind. Momentan wird die Welt leider kleiner als größer. Hinzu kommen noch ausufernde Restriktionen an vielen Vulkanen, die eine legale Annäherung an Eruptionsorten erschweren. Wo Reisen noch möglich sind, explodierten die Preise. Das gilt insbesondere für „ exotische“ Reiseziele die nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind.