Island: Erdbeben Mb 3,1 nahe Krýsuvík

Thermalgebiet Setlún bei Krýsuvík. © Marc Szeglat

Spürbares Erdbeben Mb 3,1 bei Krýsuvík auf Island – Epizentrum weiter südlich als sonst

In den letzten Wochen berichtete ich bereits öfters über die Erdbebentätigkeit bei Krýsuvík, die mit der beschleunigten Subsidenz zusammenhängt, die infolge der vorherigen Bodenhebung stattfindet: Zwischen 2022 und 2023 hatte sich der Boden infolge einer Magmenintrusion gehoben, doch seitdem die eruptive Tätigkeit vom Fagradalsfjall nach Sundhnúkur shiftete, ließ der steigende Druck bei Krýsuvík nach und der Boden begann, sich zu senken. Besonders betroffen war eine Region nordöstlich vom Kleiftarvatn. Das Erdbeben heute manifestierte sich aber südlich der üblichen Erdbebenzone. Das Epizentrum wurde 1 Kilometer nördlich des Bauernhofes Krýsuvík verortet, nach dem das gesamte Gebiet benannt wurde, und lag südlich des Thermalgebietes Setlún.

Ob das Beben auf einen Regimewechsel in der Gegend hindeutet, ist ungewiss, doch wahrscheinlich ereignete es sich ebenfalls infolge der Subsidenz. Es folgte ein kleiner Schwarm weiterer Beben, so dass auf der Shakemap ein kleiner Bebencluster zu erkennen ist.

Auf der Reykjanes-Halbinsel gab es in den letzten Tagen insgesamt 51 Beben, die aber nicht nur bei Krýsuvík ausgemacht wurden, sondern auch an anderen Spaltensystemen einschließlich dem Offshore-Bereich bei Reykjanestá. Auch am Fagradalsfjall gab es einige Beben.

Auf ganz Island wurden 137 Erschütterungen festgestellt. 26 der Beben wurden im Bereich des Mýrdalsjökull lokalisiert und die meisten der Beben lagen unter dem subglazialen Vulkan Katla. Das stärkste Beben hier hatte eine Magnitude von 2,2.

Der Erdbebenschwarm nahe des Grotjarvatn bei Borganes hält weiterhin an und es gibt täglich einige schwache Erschütterungen. Bodendeformationen werden momentan aber nicht mehr gemessen.

Dies gibt es nach wie vor im Svartsengisystem, wo alle verfügbaren GPS-Messstationen eine Bodenhebung infolge von Magmeninflation anzeigen. Die Zone der Bodenhebung erstreckt sich in Ost-West-Richtung dabei von der Eldvörp-Kraterreihe bis zum Ostrand des Fagradalsfjall. Am schnellsten hebt sich der Boden im Bereich der Blauen Lagune, die sich weiterhin im Zentrum der Bodenhebung befindet.

Ätna: Ungewöhnlicher Rückgang der Erdbebentätigkeit

Ungewöhnlich starker Rückgang der Seismizität am Ätna – Ruhe vor dem Sturm?

Am Ätna auf Sizilien ist es aus seismischer Sicht aktuell ungewöhnlich ruhig und die Shakemap des INGV zeigt kein einziges Erdbeben mehr an. Das letzte Erdbeben wurde am 20. August registriert. Da die Erdbeben immer 10 Tage lang auf der Shakemap eingetragen bleiben, ist es erst heute ersichtlich geworden, dass überhaupt keine Erschütterungen mehr stattfinden.

Das Ende jeglicher seismischer Aktivität könnte mit der anhaltenden Eruption im Gipfelbereich des Vulkans im Zusammenhang stehen, die den Druck im Vulkaninneren so weit reduzierte, dass es auch nicht mehr zu tektonischen Erdbeben kommt. Indirekt hat man damit einen Beweis dafür, dass am Ätna auch tektonische Erdbeben entlang von Störungszonen von aufsteigendem Magma ausgelöst werden. Die Spannungen im Gestein reduzierten sich seit Eruptionsbeginn um –55 Nanostrain. Andererseits konnte man vor den letzten Paroxysmen ebenfalls einen Rückgang der Seismizität erkennen, so dass die ausbleibenden Beben die Ruhe vor dem Sturm markieren könnten.
Der Tremor bewegt sich weiter im roten Bereich und zeigt in den letzten Stunden eine leicht rückläufige Tendenz. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit 1265 MW Leistung, die von den Lavaströmen zeugt.

Das INGV berichtet indes über den Fortgang der Eruption. Am aktivsten ist der Förderschlot auf 2980 m Höhe, der sich am Fuß der Bocca Nuova befindet und einen Lavastrom fördert, der in südwestlicher Richtung fließt. Er teilt sich in mehrere Arme. Die am weitesten fortgeschrittene Lavafront befand sich gestern auf einem Höhenniveau von 2.350 m, unmittelbar oberhalb der Schlote von 1610 und dem Mt. Pecoraro. Damit liegt die Lavafront bereits ein gutes Stück unterhalb der Seilbahnstation an der Montagnola, die sich auf ca. 2500 m Höhe befindet. Allerdings ist der Lavastrom von dort aus nicht zu erreichen, da er sich weiter westlich befindet. Am besten gelangt man zu ihr, wenn man vom Astronomischen Observatorium aus aufsteigt.

Auch der Südostkrater bleibt aktiv und eruptiert strombolianisch. Die Explosionen verstärken sich phasenweise und schmeißen glühende Tephra bis über den Kraterrand hinaus aus. Der Förderschlot auf 3200 m Höhe bleibt aktiv. Sein Lavastrom erreicht die Basis des Kraterkegels. Der Schlot auf 3100 m Höhe ist inaktiv geworden.

Rissbildung am Ätna könnte stärkeren Vulkanausbruch ankündigen

Rissbildung im Subterminal-Bereich: Droht ein größerer Flankenausbruch am Ätna?

Am Ätna auf Sizilien hat sich im subterminalen Bereich vor den Gipfelkraterkegeln mindestens ein größerer Riss gebildet, der unter dem aktuellen Lavastrom aus der Bocca auf 2980 m herläuft. Das zeigen Aufnahmen des Digital-Creators Pio Andrea Peri, die bei Sicilia Live geteilt wurden. Außerdem ist die Erdbebentätigkeit in den letzten Tagen spürbar zurückgegangen, ein Phänomen, das wir in der letzten Zeit vor Paroxysmen gesehen haben.

Erst gestern berichtete ich darüber, dass der italienische Zivilschutz die Ätna-Warnstufe auf F1 gesetzt hat, was Anwohner und Besucher des Vulkans dazu auffordert, im Gipfelbereich besonders achtsam zu sein. Zuletzt wurde eine F-Warnung vor Lavafontänen ausgegeben, kurz bevor es zum starken Paroxysmus Anfang Juni kam, in dessen Folge ein pyroklastischer Strom entstand, der durch das Valle del Bove floss und etliche Wanderer gefährdete. Damals wurde allerdings die Warnstufe F2 ausgegeben.

Die heute dokumentierte Fraktur ist untypisch für einen möglicherweise bevorstehenden Paroxysmus und deutet eher auf starke Bodendeformationen hin, die durch die Intrusion eines Magmenkörpers entstehen. Generell ist es auch nicht auszuschließen, dass sich Risse infolge starker Subsidenz (Bodenabsenkung) bilden. Schließlich ist der Ätna weiter in Eruption begriffen und stößt Lava aus. Die deutlich fallenden Spannungen im Gestein legen nahe, dass auch der Boden absinkt und weniger Magma aus der Tiefe aufsteigt, als an Lava eruptiert wird. Dennoch halte ich es für möglich, dass der vorherige Trend des Spannungsabbaus schnell ins Gegenteil umschlagen kann, wenn sich der Magmanachschub aus der Tiefe verstärkt. Schließlich finden an Vulkanen äußerst dynamische Prozesse statt, die sich so schnell ändern können wie in kaum einem anderen geologischen Environment unseres Planeten.

Das INGV hat sich heute noch nicht mit einem Update zu Wort gemeldet. Den Livedaten ist zu entnehmen, dass sich der vulkanische Tremor weiterhin im roten Bereich bewegt und die bekannte Tätigkeit der letzten Tage anhält.

Meiner Meinung nach deutet der Riss eher auf eine signifikante Verstärkung der Aktivität hin als auf ihr baldiges Ende. Ein Paroxysmus könnte allerdings zum Ende der aktuellen Tätigkeitsphase führen.

Merapi: Fotografen gelingt einzigartige Aufnahme

Fotografen geling einzigartige Aufnahme – Meteorit scheint in den Merapi-Krater zu stürzen

Am indonesischen Vulkan Merapi gelang dem Fotografen Gunarto Song die einzigartige Aufnahme, wie ein Meteor scheinbar in den Krater des Vulkans stürzte und eine Leuchtspur hinter sich herzog. Zweck der Langzeitbelichtung ist es gewesen, rotglühende Lavaspuren aufzunehmen, was dem Fotografen aber mit dieser Aufnahme offenbar nicht gelang. Dabei ist der Merapi durchaus aktiv, denn erst gestern wurden Aufnahmen anderer Fotografen veröffentlicht, denen es gelang, die Rotglut am Merapi aufzunehmen.

Wie das VSI berichtet, wurden gestern 135 seismische Signale aufgezeichnet, die von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen ausgelöst wurden. Es ist davon auszugehen, dass einige der größeren Schuttlawinen nachts rotglühende Spuren hinterließen. Darüber hinaus wurden fast 100 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt, deren Anzahl seit Wochen deutlich erhöht ist und die darauf hindeuten, dass es massive Bewegungen magmatischer Fluide im Untergrund gibt, die von Magmenaufstieg zeugen.

Laut dem Wochenbericht des PVMGB wurden in der vergangenen Woche am Merapi ca. 100 Schuttlawinen registriert, die eine maximale Reichweite von 2000 m hatten. Sie gingen durch verschiedene Abflussrinnen ab.

Am 25. August 2025 wurde zudem eine Drohnenbefliegung durchgeführt, bei der Luft- und Wärmebildaufnahmen entstanden. Die Auswertung der Luftbilder ergab, dass das Volumen des Südwestdoms um etwa 78.400 m³ auf nun 4.179.900 m³ anwuchs. Das Volumen des Zentraldoms blieb mit 2.368.800 m³ nahezu unverändert. Die Wärmebildanalyse zeigte außerdem einen leichten Temperaturanstieg beider Dome: Im Südwestdom erhöhte sich die Temperatur um 0,8 °C auf 247,8 °C, im Zentraldom um 0,2 °C auf 218,8 °C.

Die Bodendeformationsmessungen mittels EDM und GPS bestätigten den leicht deflationären Trend der letzten Monate, obgleich dieser nicht ins Gesamtbild hoher Seismizität und wachsenden Doms passt.

Übrigens gibt es einen Unterschied zwischen Meteor, Meteoroid und Meteorit. Während der erste Begriff die beobachtete Leuchterscheinung beschreibt, bezeichnet der zweite den Himmelskörper, der diese Erscheinung beim Eintritt in die Atmosphäre auslöst. Ein Meteorit ist schließlich das, was von einem Meteoroiden übrigbleibt, wenn ein Fragment den Boden erreicht. Meteoroiden bestehen entweder aus Gestein oder aus einer Nickel-Eisen-Legierung; es gibt auch Mischformen aus Stein und Metall. Die beobachtete Leuchterscheinung hatte gute Chancen, den Boden zu erreichen – möglicherweise sind bereits Meteoritenjäger unterwegs.

Island: Status der Bodenhebung am 29. August

Bodenhebung unter Svartsengi auf Island geht weiter – beschleunigte Subsidenz bei Krýsuvík

Die Nachrichten von der isländischen Reykjaneshalbinsel haben heute die Bodendeformationen in den Bereichen der Spaltensysteme von Svartsengi und Krýsuvík zum Thema, wo gegenläufige Bewegungen festgestellt werden. Während sich der Boden bei Svartsengi vergleichsweise schnell hebt, beschleunigte sich die Absenkung des Bodens bei Krýsuvík, was für das seit Wochen anhaltende Schwarmbeben verantwortlich ist.

Die Subsidenz im Nordosten des Krýsuvík-Spaltensystems hat seit Anfang Juli deutlich zugenommen und beträgt gut 35 mm. Wahrscheinlich ist es diese Bodenabsenkung, die die zahlreichen Erdbeben hier auslöst. Bevor die Eruptionsserie im Svartsengi-System losging, rechneten einige Vulkanologen in Krýsuvík mit einem Ausbruch, weil sich der Boden zu heben angefangen hatte. Im Krýsuvík-Gebiet liegt das Thermalgebiet von Setlun, was durchaus sehenswert ist, auch wenn es hier keine hoch speienden Geysire gibt wie etwa im Haukadalur.

Anders sieht die Situation bei Svartsengi aus, wo die Bodenhebung auf vergleichsweise hohem Niveau anhält, auch wenn sie nicht mehr die sehr hohen Werte von vor einem Jahr erreicht. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang des Monats hob sich der Boden bereits wieder um 120 mm. Bedenkt man, dass sich der Magmenspeicher bei der letzten Eruption bestenfalls zu drei Fünftel entleerte, kann es bei gleichbleibender Hebesrate in gut 2 Monaten zur nächsten Eruption kommen. Ende Oktober/Anfang November wäre es dann wieder so weit.

Die Seismizität bei Svartsengi ist relativ gering, mit nur sporadisch stattfindenden Einzelbeben, ganz so, wie wir es von vorherigen Hebungsphasen kennen. Anders sieht es da im Moment etwa unter der Katla im Süden Islands aus, wo eine erhöhte Seismizität registriert wird. In den letzten 48 Stunden wurden 27 Beben festgestellt. Drei der Beben werden zwar in den Tabellen zum Myrdaljökull-Gebiet angezeigt, manifestierten sich aber tatsächlich bei der Hekla. Die Daten zur Bodenhebung der subglazialen Katla-Caldera schwanken teilweise stark, doch es scheint sich ein leichter Trend einer Bodenhebung herauszukristallisieren.

Vulcano: Leichte Zunahme der Erdbebentätigkeit

Fumarolenfeld am Rand der Fossa. Im Hintergrund sieht man den Stromboli. © Marc Szeglat

Leichte Zunahme der Seismizität im Bereich von Vulcano – 5 schwache Beben in 2 Tagen

Auf, oder vielmehr unter Vulcano ist die Erde wieder etwas unruhiger geworden, als es im letzten Monat der Fall gewesen war: Für die zweite Monatshälfte listet das INGV 7 schwache Erschütterungen, von denen sich 5 innerhalb von 2 Tagen zwischen dem 26. und 28. August zutrugen. Drei der Beben manifestieren sich vor der Südküste, zwei unter der nördlichen Inselhälfte. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität, die Hypozentren in 5 bis 7 Kilometern Tiefe.

Während des Sommers zeigten die meisten geophysikalischen Parameter rückläufige Werte. So sank nicht nur der Gasausstoß, sondern auch die Fumarolentemperaturen am Kraterrand: Lagen sie vor einem Jahr noch bei ca. 320 Grad, fielen sie im Jahresverlauf auf Werte zwischen 280 und 200 Grad ab. Ähnlich verhielt es sich mit den Gaskonzentrationen, die an den meisten Messstationen wieder auf dem Niveau abfielen, wie sie vor der Krise gemessen wurden, die im Jahr 2021 begann. Doch im INGV-Bulletin für den Monat Juli, das Anfang August veröffentlicht wurde, lassen zwei Daten aufhorchen: Zum einen nahm der Schwefeldioxid-Ausstoß der Kraterfumarolen leicht zu, zum anderen erhöhte sich die elektrische Leitfähigkeit des Grundwassers. Die Werte nahmen nur leicht zu, doch sie könnten zusammen mit der leichten Steigerung der Seismizität Frühindikatoren eines sich anbahnenden Magmenaufstiegs sein. Grund für Alarmismus gibt es bislang aber nicht und Urlauber können das Bad im Fango am Strand von Porto die Levante genießen.

Vulcano ist ein Inselvulkan vor der Nordküste Siziliens und Namensgeber aller Vulkane. Der römischen Legende nach ist Vulcano der Sitz des Gottes Vulcanus, des Gottes des Feuers und der Schmiede. Bei den Griechen hieß er Hephaistos und war ein Halbgott. Manche Legenden siedelten den Feuergott auch unter Stromboli an. Dieser Vulkan liegt in Sichtweite von Vulcano und ist daueraktiv. Seine Tätigkeit beschränkt sich aktuell auf den Kraterbereich und kann als ungefährlich betrachtet werden, doch davon später mehr.

Erneute Eruptionen vom Shinmoedake gefährden Flugverkehr

Der Shinmoedake des Kirishima-Vulkankomplexes in Japan eruptierte Aschewolke und gefährdete den Flugverkehr

Einige Wochen war der Shinmoedake in Japan ruhig, doch gestern begann er wieder, Ascheeruptionen hervorzubringen. Der stärkste Ausbruch förderte die Asche bis auf 6700 m Höhe. Das VAAC Tokio sah hierin eine Gefahr für den Flugverkehr und brachte seitdem 7 VONA-Warnungen heraus. Zuletzt erreichte die Vulkanasche noch eine Höhe von 2700 m und verteilte sich schnell, so dass der Alarm für den Flugverkehr wieder aufgehoben werden konnte.

Shinmoedake

Laut einem JMA-Update zum Kirishima manifestierte sich auch heute Morgen eine stärkere Eruption. Sie begann um 4:53 Uhr (Ortszeit) und dauerte bis in den Nachmittag. Die Eruptionswolke stieg bis zu 5.500 Meter über den Kraterrand auf. In Teilen der Präfekturen Kagoshima und Miyazaki kam es zu kräftigem Ascheregen. In der Stadt Miyakonojo war die Schicht so dicht, dass Fahrbahnmarkierungen kaum noch zu erkennen waren. Auch aus den Städten Kirishima, Iwakuni und Kanoya wurde Ascheniederschlag gemeldet.

Die Vulkanologen stellten zudem fest, dass sich der Berg während des Ausbruchs leicht zusammenzog – ein Hinweis auf Bewegungen im Magmasystem.

Die Behörden warnen eindringlich davor, sich dem Kraterbereich zu nähern. Größere Vulkanblöcke können in einem Umkreis von bis zu drei Kilometern niedergehen, pyroklastische Ströme könnten Entfernungen von bis zu zwei Kilometern erreichen. Darüber hinaus können Windströmungen Vulkanasche und kleinere Schlackenpartikel weit ins Umland tragen.

Schon 2011 hatte der Shinmoedake durch seine Explosionen große Druckwellen erzeugt, die Fensterscheiben zerbersten ließen. Auch diesmal wird vor solchen Luftstößen gewarnt.

Die Eruptionswarnstufe 3 bleibt daher weiterhin in Kraft. Sie bedeutet, dass der Zugang zum Berg gesperrt ist. Die Meteorologische Behörde – die auch für nichtmeteorologische Naturgefahren zuständig ist – rät den Menschen in den betroffenen Regionen, die Anweisungen der örtlichen Behörden genau zu befolgen und Gefahrenzonen strikt zu meiden.

Ätna: Zivilschutz gibt F1-Alarm heraus

Zivilschutz verhängt F1-Alarm über Ätna-Gipfelregion – Erhöhte Achtsamkeit gefordert

Der italienische Zivilschutz hat heute Vormittag die Alarmstufe F1 für die Ätna-Gipfelregion ausgerufen. Der Zivilschutz hat sein eigenes Alarmsystem und teilt seine Stufen von F0 bis F3 ein, wobei F3 die höchste Alarmstufe ist. Im Grunde genommen reagiert der Zivilschutz hiermit auf die anhaltende Tätigkeit, wie wir sie bereits seit über 2 Wochen am Ätna sehen. Der Vulkan ist effusiv und explosiv tätig, wobei die Aktivität in ihrer Intensität fluktuiert, aber bis jetzt insgesamt als moderat eingestuft werden kann. Nach wie vor ist es gut möglich, dass die Aktivität in einen Paroxysmus gipfelt.

Dementsprechend fordert die Alarmstufe F1 Besucher und Bewohner des Vulkans zur erhöhten Wachsamkeit auf. Die Bürgermeister der Kommunen, in deren Bereich sich die Aktivität abspielt, haben bereits in der vergangenen Woche Dekrete verhängt, nach denen sich Touristen der Lava nur noch bis auf 50 m annähern dürfen. Das Besteigen der Gipfelregion ist verboten.

Paradoxerweise ist der Ätna in kommunale Tortenstücke unterteilt, die sich zum Gipfel hin verjüngen. Daher haben verschiedene Bürgermeister etwas mitzureden, wenn es um Zugangsberechtigungen in der Ätna-Gipfelregion geht. Das bedingt, dass man mit einem Bein bereits in einem Sperrgebiet steht, während das andere noch in einer grünen Zone fußt.

Mit der Warnung wurde allerdings ein Foto veröffentlicht, das eine beginnende Fraktur in der Lava zeigt. Wahrscheinlich handelt es sich nur um ein Symbolbild, doch es könnte auch so interpretiert werden, dass sich eine Flankeneruption anbahnen könnte, was in den sozialen Medien für Aufregung sorgt.

Das INGV berichtet, dass die Tätigkeit bei variabler Intensität anhält und sowohl strombolianische Eruptionen erzeugt werden als auch Lavaströme unterwegs sind. Der Tremor bewegt sich weiter im roten Bereich. Die Tremorquellen liegen in Höhen zwischen 2900 und 3000 m unter dem Südostkrater, wo sich offenbar Magma angesammelt hat. Die anhaltende Eruption führt zu einer Entspannung von -50 Nanostrain, gemessen an der DRUV-Dilatometerstation.

MIROVA verzeichnete heute Morgen um 09.00 UTC eine starke thermische Anomalie mit einer Leistung von mehr als 1200 MW. Das deutet darauf hin, dass der Hauptlavastrom aus dem Förderschlot auf 2980 m Höhe weiterhin aktiv ist. Bilder von gestern zeigen, dass seine Front ziemlich weit hinunter reicht und sich geschätzt dem Höhenniveau der oberen Seilbahnstation annähern könnte. Allerdings verläuft der Lavastrom weiter westlich, so dass für die Infrastruktur derzeit keine Gefahr besteht.

Campi Flegrei: Fluide migrieren Richtung Solfatara

Fluidmigration in den Campi Flegrei – Gastemperatur und Gasausstoß der Solfatara gestiegen

Bereits in meinem letzten Update zu den Campi Flegrei wies ich darauf hin, dass der Kohlendioxid-Ausstoß und die Gastemperaturen im Bereich der Solfatara gestiegen sind. Nun äußerte sich der INGV-Direktor Mauro de Vito gegenüber der Presse, dass sich der unterirdische Fluidstrom verändert und dass die Gase der Solfatara noch nie so heiß waren wie heute.

Bocca Grande der Solfatara

Auffällig ist, dass die Gastemperaturen im Bereich der Pisciarell-Fumarole, die an der äußeren Basis des Solfatara-Kraters liegt, in den letzten Wochen vergleichsweise niedrige Gastemperaturen zeigten und der Gasausstoß während des Sommers niedriger als zuvor war. Zwar stieg der Gasausstoß auch hier wieder leicht an, die Temperaturen zeigten sich mit 94 Grad stabil. Im Frühsommer wurden noch 96 Grad gemessen. Dafür steigerte sich der Gasausstoß der Solfatara signifikant und die Gastemperaturen erhöhten sich auf 165 Grad, wobei es schwierig ist, die Werte zwischen den beiden stärksten Fumarolen in der Solfatara und Pisciarelli zu vergleichen, weil die Temperatursensoren unterschiedlich weit von den Fumarolenmündern entfernt liegen.

Aus den Daten leitet Mauro de Vito ab, dass es eine Änderung des unterirdischen Fluidstroms gab und dass die Gase und Flüssigkeiten von der Pisciarelli-Fumarole im Osten der Solfatara in Richtung Bocca Grande im Solfatara-Krater wanderten. Dabei handelt es sich jedoch um oberflächennahe Prozesse im oberen Kilometer, die nicht das tiefere geothermische System der Caldera betreffen, in dem kein Energieverlust erkennbar ist. Meine Spekulation ist, dass es bei den stärkeren Erdbeben im Frühsommer zu einer Änderung des Fluidstroms kam, weil ein Aufstiegsweg unter Pisciarelli verschoben und teilweise blockiert wurde.

Besonders die hohen Gastemperaturen beunruhigen den INGV-Direktor, der meinte, dass die beschriebenen Phänomene keineswegs darauf hindeuten, dass sich die Situation entspannt. Im Gegenteil, die Phlegräischen Felder zeigen weiterhin eine hohe Aktivität mit leicht steigender Tendenz.

Auffällig ist zudem, dass im Jahr 2025 bisher mehr Erdbeben mit einer Magnitude über 3,0 registriert wurden als in den Jahren zuvor, einschließlich 2024. Trotz zeitweiser Schwankungen in der Erdbebentätigkeit und der Bodenverformung bleibt die Bodenhebungsrate mit etwa 15 Millimetern auf hohem Niveau, auch wenn zu Spitzenzeiten eine doppelt so schnelle Hebung stattfand.

Auf dem Bild oben, das ich im Mai machte, sieht man neben den dampfenden Fumarolen des Solfatara-Kraters ein weiteres Phänomen, das für Süditalien typisch ist: Einmal vom Menschenhand errichtetes bleibt so lange stehen, bis es von alleine zerfallen ist. Mir ist einfach schleierhaft, warum man zerfallene Holzzäune und Bänke nicht rückbaut, obwohl der Zugang zur Solfatara seit 7 Jahren gesperrt ist! Das lässt mich einfach nur kopfschüttelnd zurück.