Taal: Steigerung der Seismizität am 11.12.24

Taal steigerte Seismizität und Reduziert Gasausstoß – phreatische Ausbrüche drohen

In den letzten Tagen steigerte der philippinische Taal-Vulkan seine seismische Aktivität bei gleichzeitiger Verringerung des Gasausstoßes. So wurden gestern 10 Tremorphasen detektiert, die zwischen 3 und 4 Minuten andauerten. Der Schwefeldioxidausstoß reduzierte sich auf etwa 1700 Tonnen am Tag. Der Durchschnittswert lag in diesem Jahr bei mehr als 4000 Tonnen. Vulkanischer Tremor wird von Fluidbewegungen magmatischen Ursprungs ausgelöst. Es muss also nicht Magma sein, das den Tremor auslöst, sondern es können auch hydrothermale Tiefenwässer und Gase sein, die für die langanhaltenden Erdbebensignale verantwortlich sind. Nun liegt die Vermutung nahe, dass das entgasende Magma im Speichersystem des Taal-Vulkans nicht über Nacht weniger geworden ist. Es muss also eine andere Ursache für den verringerten Schwefeldioxidausstoß geben. Mir fällt da ein, dass Förderschlote verstopft sein könnten, durch die das Gas normalerweise entweicht. Es staut sich im Fördersystem und gerät unter Druck, wodurch sich die Gase mehr bewegen und der Tremor verursacht wird. Somit steigt die Gefahr phreatischer Explosionen. In den letzten Monaten gab es mehrere Phasen mit phreatischen und sogar einigen phreatomagmatischen Ausbrüchen, die sich aus dem Krater von Volcano Island ereigneten. Vor den Eruptionen konnte man ein ähnliches Verhalten beobachten, wie es aktuell der Fall ist.

Der Taal ist nicht der einzige Vulkan der Philippinen, der derzeit unter Druck steht: Am Kanlaon manifestierten sich gestern 2 weitere Ascheeruptionen. Es wurden 31 vulkanotektonische Erdbeben registriert und der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei 4121 Tonnen am Tag. Anders als am Taal scheinen am Kanlaon die Förderwege offen zu sein und das Magma entgast aus den Schloten. Die Beben werden hier direkt von Magma verursacht, das sich seinen Weg zur Oberfläche sucht. Auch hier ist mit Eruptionen zu rechnen, die allerdings magmatischen und nicht phreatischen Ursprungs sein dürften. Die Evakuierungen gehen weiter und es wurden über 11000 Personen in Sicherheit gebracht.

Dukono eruptiert Aschewolken bis auf 5200 m Höhe

Dukono erzeugt stärkere Explosion – Vulkanasche in 5200 Höhe detektiert

Der indonesische Vulkan Dukono eruptierte heute wieder eine Aschewolke, die höher aufgestiegen ist, als es bei den alltäglichen Eruptionen des Vulkans der Fall ist. Aus einer VONA-Meldung des VAAC Darwin geht hervor, dass Vulkanasche in 5200 mm Höhe detektiert wurde. Der Wind verfrachtete die Aschewolke in westlicher Richtung. Die lokalen Vulkanbeobachter vom VSI meldeten, dass die Aschewolke gut 3000 m über Kraterhöhe aufstieg. Das wären 4087 m über dem Meeresspiegel. Fotos zeigen eine dichte Aschewolke, in der aber auch viel Wasserdampf enthalten ist.

Während die Stärke einzelner Eruptionen zugenommen hat, reduzierte sich die Häufigkeit der Explosionen deutlich: Gestern wurden 62 seismische Signale registriert, die von Explosionen stammten. Dem Histogramm zur Erdbebenhäufigkeit ist zu entnehmen, dass es im Oktober zeitweise noch eher als 250 Signale pro Tag waren. Im November begann die Häufigkeit der Ausbrüche bereits abzunehmen und es wurden zwischen 100 und 200 Eruptionssignale detektiert. Ende des Monats sank die Anzahl der Signale signifikant auf unter 100. Auch die Häufigkeit tektonischer Erdbeben ist deutlich zurückgegangen. Natürlich darf man sich fragen, ob die Interpretation der Beben stimmt und ob nicht auch explosionsartige Entgasungen zu den Eruptionen gezählt wurden bzw. werden.

Nicht nur die Häufigkeit der lokalen tektonischen Beben hat nachgelassen, sondern auch die weiter entfernter Erschütterungen in der Molukkensee zwischen Halmahera und Sulawesi. Damit einher geht auch eine Reduzierung vulkanotektonischer Erdbeben an anderen Vulkanen der Regio, die im November noch deutlich höher war als jetzt. Davon betroffen sind vor allem die Vulkane Lokon (Sulawesi) und Karangetang (Siau), aber auch der Ibu, der wie der Dukono auf Halmahera liegt. Die Aktivität des Ibu bewegt sich weiter auf hohem Niveau: Trotz eines Rückgangs der Seismizität werden täglich zwischen 250 und 500 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Die Anzahl der Eruptionssignale liegt zwischen 80 und 90. Es sind auch jederzeit stärkere Explosionen möglich.

Island: Ende der Eruption bei Sundhnúkur bestätigt

Ende der Eruption bei Sundhnúkur – Landhebung beschleunigt

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel wurde gestern Mittag offiziell von den IMO-Vulkanologen für beendet erklärt. Die letzte rotglühende Lava wurde am Morgen des 8. Dezembers gesehen. Seitdem schweigt der Krater, der sich in 18 Tagen auf der Eruptionsspalte gebildet hat. Es war die zweitgrößte Eruption der Serie, die im Dezember letzten Jahres begonnen hatte. Zuvor gab es am 10. November ein bedeutendes intrusives Ereignis, in dessen Folge sich ein Rift geöffnet hatte, wobei nicht ganz klar ist, was Ursache und was Wirkung war. Es könnte auch sein, dass tektonische Prozesse das Rift öffneten und das Magma in den Riss eindrang.

Auf den Diagrammen zur Bodenhebung ist zu sehen, dass der Boden während der Eruption nicht auf das vorherige posteruptive Bodenhebungsniveau abgefallen ist. Obwohl mehr Lava eruptiert wurde, als sich zuvor in dem flach liegenden Reservoir unter Svartsengi angesammelt hatte, entleerte sich dieser Magmenkörper nicht völlig. Ausgehend von diesem Hebungsniveau, das bei 26 Zentimetern liegt, beschleunigte sich die erneut eingesetzte Bodenhebung seit dem Eruptionsende deutlich und liegt wieder auf dem Niveau, wie es in den vergleichbaren Phasen nach den letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich im tieferen Untergrund etwas signifikant geändert hätte und so steuert man in Island aller Wahrscheinlichkeit nach auf den nächsten Ausbruch zu. Statistisch gesehen könnte sich dieser in 3-4 Monaten ereignen. Zu berücksichtigen gilt, dass es noch Restschmelze im flachen Magmenkörper gibt und es theoretisch jederzeit zu plötzlich auftretenden Eruptionen kommen könnte. So ein Ausbruch wäre aber vermutlich deutlich kleiner als die letzten Ausbrüche.

Darüber hinaus gibt es an verschiedenen Lokalitäten weiterhin Erdbeben, die mit magmatischer Aktivität im Zusammenhang stehen könnten. Beben gab es u.a. im Bereich der Katla und des Bardarbungas. Hier bestätigten IMO-Wissenschaftler Magmenaufstieg, doch davon später mehr.

Kanlaon: Evakuierungen infolge von Eruptionen

Ascheablagerungen in Bago City nach Kanlaon-Eruption. © Rappler

Kanlaon weiterhin aktiv – 9400 Menschen evakuiert

Auf der philippinischen Insel Negros zeigt der Kanlaon weiterhin eine hohe Aktivität. Nach der großen Eruption gestern Morgen, bei der laut PHIVOLCS Asche bis zu 4.000 Meter über die Kraterhöhe aufstieg und ein pyroklastischer Strom etwa drei Kilometer weit floss, wurden im Verlauf des Tages vom VAAC Tokio weitere VONA-Warnungen zu Aschewolken ausgegeben. Während der ersten starken Eruption erfassten Satelliten Vulkanasche sogar in einer Höhe von 9.100 Metern über dem Meeresspiegel. Die Vulkanasche schaffte es also in deutlich größere Höhen, als von den Beobachtern am Boden gemeldet wurde. Später am Tag erreichten die Aschewolken nochmals eine Höhe von bis zu 6.100 Metern. Die letzte VONA-Warnung wurde gestern um 23:50 UTC veröffentlicht und berichtete, dass keine Vulkanasche mehr von den Satelliten detektiert wurde. Ein weinig irritierend ist, dass PHILVOLCS heute nur die Daten zu der beschriebenen starken Explosion veröffentlichte und keine weiteren Eruptionen erwähnte.

Der Vulkanausbruch der Kanlaon verursachte westlich des Vulkans starken Ascheniederschlag. Das Bild oben zeigt Bago City. Entsprechend viel Asche wird sich am Vulkanhang abgelagert haben, so dass es bei Regen Lahare geben könnte.

Als Reaktion auf den Ausbruch erhöhte PHIVOLCS die Alarmstufe auf „3“ und erweiterte das Sperrgebiet um den Krater auf einen Radius von sechs Kilometern. Dadurch mussten über 9.400 Personen ihre Häuser verlassen; insgesamt waren 2.880 Familien in fünf Gemeinden am Fuß des Vulkans betroffen. In anderen Orten werden Vorbereitungen für mögliche Evakuierungen getroffen, falls sich die Aktivität des Kanlaon weiter steigert. Die OCD schätzt, dass insgesamt bis zu 87.000 Menschen von zukünftigen Evakuierungen betroffen sein könnten.

Die betroffenen Gemeinden benötigen dringend Hilfsgüter, darunter Lebensmittelpakete, Hygienesets, modulare Zelte und Gesichtsmasken. Das Gesundheitsministerium stellte bereits Hygienesets und Kanister zur Verfügung, während das City Social Welfare and Development Office (CSWDO) Einsatzkräfte entsandte und Evakuierungslager einrichtete.

Ich vermute, dass es sich bei der Explosion um eine phreatomagmatische Eruption handelte, bei der Grundwasser mit Magma in Kontakt kam. Der Ausbruch dauerte gut 4 Minuten. Zudem wurden gestern 20 vulkanotektonische Beben registriert, wobei nicht kommuniziert wurde, ob diese vor oder nach der Eruption auftraten. Der Schwefeldioxidausstoß betrug gestern 1.669 Tonnen und lag damit deutlich unter den Werten der vorherigen Tage.

Aus den derzeit verfügbaren Daten lassen sich keine konkreten Prognosen ableiten. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass nach einer kurzen Ruhephase weitere Aktivität folgt. Über die Stärke zukünftiger Ausbrüche lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen. Der Kanlaon ist eher für schwächere Ausbrüche bekannt, mit einer maximalen Stärke von VEI 2 seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Allerdings erreichte die Eruption vom 3. Juni dieses Jahres einen VEI von 3, und die gestrige Explosion könnte ebenfalls diese Stärke erreicht haben. Dies könnte darauf hinweisen, dass frühere Einschätzungen des Vulkanexplosivitätsindex (VEI) zum Kanlaon möglicherweise ungenau waren oder dass in der aktuellen Eruptionsperiode stärkere Ausbrüche auftreten als in der Vergangenheit.

Update 10:00 Uhr: Gerade veröffentlichte das VAAC Tokio eine weitere VONA-Meldung, nach der Vulkanasche in 2700 m Höhe detektiert wurde. Es kam also zu einer schwachen Asche-Exhalation, wie sie vor der starken Explosion auftraten.

Kanlaon: Stärkere Eruption mit pyroklastischem Strom

Stärkere Explosion mit pyroklastischem Strom am Kanlaon – Alarmstufe auf „3“ erhöht

Am philippinischen Vulkan Kanlaon ereignete sich heute eine stärkere Explosion, in deren Folge Vulkanasche aufstieg und ein pyroklastischer Dichtestrom erzeugt wurde. Während die Aschewolke laut VAAC Tokio eine Höhe von 6700 m erreichte und in Richtung Westen driftete, glitt der pyroklastische Strom über die Südostflanke des Vulkans. Anhand von Videoaufnahmen schätze ich seine Gleitstrecke auf ca. 2800 bis 3000 Meter. Auf den Videoaufnahmen (s.u.) erkennt man auch eine Schock- bzw. Druckwelle durch die Wolken ziehen.

Die Eruption ereignete sich um 15:03 Uhr Ortszeit. Die örtlichen Vulkanologen gaben an, dass die Aschewolke 3000 m über Kraterhöhe aufstieg. Da der Kanlaon 2345 m hoch ist, gibt es eine größere Diskrepanz zu den Angaben des VAAC. Wahrscheinlich erreichte die Aschewolke ihre endgültige Höhe erst in einigem Abstand zum Vulkan.

PHILVOLCS informierte in einer kurzen Notiz über das Ereignis und teilte mit, dass die Alarmstufe des Kanlaon von „2“ auf „3“ erhöht wurde. Damit einher geht die Vergrößerung des Sperrgebiets von 4 auf 6 Kilometern Radius um den Krater. Sehr wahrscheinlich kommt es nun zu weiteren Evakuierungen von Familien, die Bauernhöfe in Vulkannähe bewirtschaften. In der philippinischen Lokalpresse ist zu lesen, dass die Anwohner des Vulkans dazu aufgefordert wurden, sich auf Evakuierungen vorzubereiten. Bereits im Zuge der größeren Eruption vom Juni wurden erste Evakuierungen eingeleitet.

Vor Ort fürchtet man sich nun vor einer weiteren Aktivitätssteigerung. Zur Stunde gibt es eine Pressekonferenz mit den Vulkanologen von PHILVOLCS und Vertretern vom Katastrophenschutz. Es werden Tipps ausgegeben, wie sich die Bevölkerung vor Vulkanasche schützen kann. Vor allem wird das Tragen von Staubschutzmasken empfohlen.

Kanlaon steigerte in den letzten Tagen nicht ganz unerwartet seine Tätigkeit und stieß Aschewolken aus. Gestern kam es zu einer Eruption, die 16 Minuten dauerte. Außerdem wurden 6 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war weiter hoch und belief sich auf mehr als 4600 Tonnen am Tag.

Am 24. November gab es einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich aus 22 Einzelbeben zusammensetzte. Damals vermutete ich, dass dieses Schwarmbeben ein Vorzeichen einer Aktivitätssteigerung war. Offenbar sind es nicht nur die großen Schwarmbeben, die sich steigernden Eruptionen anzeigen, sondern an einigen Vulkanen kommt es vielmehr auf Variationen der Erdbebentätigkeit an. Dies trifft insbesondere auf Vulkane zu, die sich schon in Eruption befinden und über ein offenes Fördersystem verfügen.

Home Reef: Thermische Anomalie und Wasserverfärbungen

Anzeichen für Vulkanausbruch am Home Reef in Tonga

Das Vulkaneiland Home Reef erblickte im Jahr 2022 das Licht der Welt, als ein anfänglich submarin ablaufender Vulkanausbruch eine kleine Vulkaninsel schuf. Es war nicht das erste Mal, dass der Unterwasservulkan seine Spitze über den Meeresspiegel erhob, doch bis jetzt wurde sie immer wieder von den Wellen erodiert und abgetragen. Auch jetzt ist nicht klar, ob die aktuelle Vulkaninsel Bestand haben wird, doch es gibt Anzeichen dafür, dass der Vulkan wieder ausgebrochen ist und neues Land kreiert: Auf einem Satellitenfoto vom 7. Dezember sieht man eine Dampfwolke vom Home Reef ausgehen, die in Richtung Südwesten driftet. Sie sieht nicht so aus, als würde sie Vulkanasche enthalten. Doch dafür enthüllt das Satellitenfoto im Infrarotspektrum, dass vom Vulkan eine thermische Anomalie ausgeht, was auch von MIROVA bestätigt wird. Demnach begann die Thermalstrahlung am 4. Dezember und bewegte sich sogar im oberen gelben Bereich. Aktuell befindet sie sich in dessen Mitte und hat eine Leistung von 33 MW. Bei genauerer Betrachtung des Satellitenfotos erkennt man, dass es mehrere Hotspots gibt und einer sogar direkt an der Küste liegt. Es könnte etwas Lava austreten, etwa durch intensives Spattering und einen kurzen Lavastrom, der ins Meer mündet. Dafür sprechen auch intensive Wasserverfärbungen, die im normalen Lichtspektrum sichtbar sind. Solche Wasserverfärbungen können aber auch von intensiver fumarolischer oder hydrothermaler Aktivität verursacht werden.

Mir wäre nicht bekannt, dass es am Home Reef Messinstrumente geben würde. Der Vulkan liegt recht abgelegen und wird bestenfalls von Booten der Küstenwache angesteuert. Leider stellt der Geological Survey von Tonga nur rudimentäre Informationen über seine Social-Media-Profile zur Verfügung. Eine Website ist unter Konstruktion. Eine Vermutung von mir ist, dass es eine Sperrzone um den Vulkan gibt, die von Booten nicht angesteuert werden darf.

Weiter südlich liegt der Inselvulkan Tofua, von dem ebenfalls eine schwache thermische Anomalie ausgeht.

Island: Sein oder Nichtsein?

Status des Ausbruchs auf Island unklar – Bodenhebung beschleunigt

Aufgrund des schlechten Wetters und der damit einhergehenden fehlenden Sicht auf den bis gestern noch aktiven Kraterkegel lässt sich nicht genau sagen, ob die Eruption inzwischen vollständig beendet ist. Nachts gab es kurze Einblicke in das Geschehen, und man konnte noch einige Lavahotspots erkennen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Eruption vorbei ist und sich nur noch auf minimalstem Niveau abspielt. In den vergangenen Tagen fiel der Tremor weiter ab, insbesondere im Frequenzspektrum von 1–2 Hz. Heute ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, was jedoch wahrscheinlich nur auf das planlose Umherschlängeln des Signals aufgrund fehlender Aktivität zurückzuführen ist.

Ein weiteres Indiz, dass die Eruption vorbei sein könnte, ist eine Beschleunigung der Bodenhebung bei Svartsengi. Diese ist jedoch nicht an der Messstation SENG am stärksten ausgeprägt, sondern südwestlich davon. Besonders die Messungen am Thorbjörn stechen heute hervor und deuten auf eine signifikante Beschleunigung der Hebung hin. Sollte diese Messung korrekt sein, hat sich der Boden bereits um 6 Zentimeter angehoben – die Hälfte davon allein in den letzten drei Tagen. Außerdem wurde ein deutlicher vertikaler Versatz in Richtung Osten gemessen.

Die Daten zur Fördermenge während der Eruption zeigen, dass fast doppelt so viel Magma eruptiert wurde, wie sich zwischen den beiden letzten Eruptionen im flachen Magmenkörper unter Svartsengi angesammelt hatte. Das waren laut Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson etwa 25 Millionen Kubikmeter Magma. Der Forscher erklärte gegenüber MBL, dass der Rest direkt aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aufgestiegen sei. Ich hatte in meinen Updates in den letzten Tagen ebenfalls darauf hingewiesen, dass es eine Diskrepanz zwischen der Eruptionsrate und der Aufstiegsrate des Magmas zwischen dem tiefen und flachen Reservoir gegeben hat. Þorvaldur postulierte erneut, dass sich die Magmabewegungen zwischen den beiden Reservoirs seiner Meinung nach verlangsamt haben und die Eruptionsphase bei Sundhnukur bald zu Ende gehen könnte. Den heutigen Daten kann ich jedoch keinen eindeutigen Hinweis darauf entnehmen. Möglich wäre, dass sich das Zentrum der Magmenakkumulation in südwestlicher Richtung verlagert. Ob dies auch zu einer Verlagerung zukünftiger Eruptionszentren führen wird, bleibt abzuwarten.

Mount Spurr: Erdbeben und Bodendeformationen

Mount Spurr mit anhaltender Bodenverformung und Erdbeben – Alarmstatus „Gelb“ bestätigt

Mount Spurr ist ein 3.383 Meter hoher Stratovulkan im US-amerikanischen Bundesstaat Alaska und liegt nur 130 Kilometer nordwestlich von Anchorage – der größten Stadt Alaskas – entfernt. Bei einer lange zurückliegende Eruption bildete sich eine Caldera, in der sich ein neuer Kegel formte, der Crater Peak genannt wird. Er ist seit über 5000 Jahren das Eruptionszentrum des Mount Spurr.

Der Vulkan steht im Fokus der Vulkanologen aufgrund einer deutlichen Zunahme seismischer Aktivitäten in diesem Jahr. Das Alaska Volcano Observatory hat bereits im Oktober (Vnet berichtete) den Alarmstatus des Vulkans von Grün auf Gelb erhöht, nachdem rund 1.500 schwache Erdbeben und Bodenverformungen festgestellt wurden – im Vergleich zu etwa 100 Erdbeben in einem normalen Jahr. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,3. Außerdem sammelte sich Schmelzwasser vom Gletscher des Vulkans im Gipfelkrater und bildete einen kleinen dampfenden Kratersee. An seinem Ufer liegen Fumarolen.

Auch im Dezember hat es weitere Erdbeben gegeben. Auf der Shakemap des AVO sind ca. 100 Beben vermerkt. Die meisten hatten sehr geringe Magnituden und manifestierten sich unter der Nordflanke des Vulkans. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9.

Vulkanologen vom AVO betonen in Medienberichten, dass diese Aktivitäten auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten könnten, aber auch ohne Eruption abklingen können, wie es bereits zwischen 2004 und 2006 der Fall war. Die Wissenschaftler überwachen den Mount Spurr weiterhin, u.a. mit Hilfe von seismischen Stationen, Satellitendaten und Webcams, um Hinweise auf aufsteigendes Magma zu erkennen, das zu stärkeren Manifestationen der beobachteten Phänomene bis hin zu Eruptionen führen könnte.

Der letzte Ausbruch von Mount Spurr ereignete sich 1992. Eine Aschewolke erreichte damals 19 Kilometer Höhe, führte zu Flugausfällen und einer Aschedecke von etwa 6 Millimetern in Anchorage. Ein erneuter Ausbruch könnte erhebliche Auswirkungen haben, insbesondere auf den Flugverkehr. Vulkanasche, die scharfe und abrasive Eigenschaften besitzt, kann Düsentriebwerke beschädigen, was 1992 zur Schließung von Flughäfen führte. Dies ist besonders kritisch, da Anchorage heute ein bedeutendes globales Frachtdrehkreuz ist.

Campi Flegrei: Erdbebenschwarm mit mehr als 50 Erschütterungen

Erdbebenschwarm bestand aus mehr als 50 Erschütterungen – 13 Beben größer als M 1,0

Der Erdbebenschwarm, der gestern um 05:33 Uhr Ortszeit begann, wurde gegen 19 Uhr offiziell für beendet erklärt, obgleich es danach auch noch einige Erdbeben gab. Die Analyse des Ereignisses zeigt, dass der Schwarm aus mehr als 50 Erschütterungen bestand. 27 Beben hatten eine Magnitude größer als 0 (es gibt auch extrem schwache Beben mit negativen Magnituden) und 13 Beben hatten Magnituden größer als 1. Die stärksten Beben brachten es auf Mb 2.5, Mb.2.7 und Mb 3.4. Die Hypozentren der meisten der stärkeren Erdbeben lagen in geringen Tiefen, oft nur wenige Hundert Meter unter dem Meeresspiegel. Die Epizentren konzentrierten sich auf einen Bereich in Küstennähe südlich des Solfatara-Kraters. In dem Bereich liegt die Luftwaffenakademie, wo sich früher Lavadome bildeten. Weitere Lavadome wurden etwas weiter nördlich am Rand der Solfatara entdeckt, wo man heutzutage eine gravimetrische Anomalie im Untergrund detektierte. So gibt es die Vermutung, dass sich am Monte Olibano zwischen der Akademie und der Solfatara Magma ansammeln könnte.

Neues Monatsbulletin für den November veröffentlicht

Im gestern veröffentlichten Monatsbulletin für den November ist zu lesen, dass das seismische Netzwerk des INGV 308 Erdbeben registrierte, von denen 237 lokalisiert werden konnten. Die anderen Ebenen waren zu schwach für eine genaue Ortsbestimmung. Damit liegt die Seismizität ein gutes Stück unter dem bisherigen Maximum vom Mai, als 1525 Beben festgestellt wurden. Dennoch lässt der Aktivitätsrückgang nicht auf eine allgemeine Entspannung der Lage schließen. Im Gegenteil, dass sich die Situation weiter verschärfen könnte, darauf deuten die geochemischen Parameter hin, die weiterhin eine Zunahme des Kohlendioxid-Ausstoßes feststellen. Belief sich dieser im Jahr 2020 noch auf 3200 Tonnen am Tag, entströmen dem Solfatara-Gebiet nun täglich um die 4000 Tonnen des Gases. Das Kohlendioxid entstammt zum größten Teil Magma, das sich laut jüngstem INGV-Bericht mittlerweile in 5 bis 6 Kilometern Tiefe befindet. Somit wäre der Magmenkörper, den man noch vor 2 Jahren in Tiefen größer als 8 Kilometer postulierte, um mindestens 2 Kilometer aufgestiegen. Ob man sich diesen Aufstieg nun so vorzustellen hat, dass der gesamte Magmenkörper weiter aufgestiegen ist, oder ob sich der Magmenkörper in großer Tiefe weiter ausgedehnt hat und Magma in Taschen ansammelte, die sich wie die Poren eines Schwamms im Gestein befinden, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. Im Allgemeinen wandelt sich in der Forschung gerade das Bild weg von den alten Modellen hin zu neueren Vorstellungen schwammartiger Reservoire.

Die Bodenhebung hielt auch im November mit einer Hebungsrate von ca. 10 mm weiter an. Seit dem Jahr 2005 hob sich der Boden um 1355 Millimeter. 135 Millimeter (also gut 10 %) davon fallen auf dieses Jahr zurück.