Guatemala: Fuego und Santiaguito bleiben aktiv

Zwei Vulkane in Guatemala eruptieren, ein Dritter dampft

Im lateinamerikanischen Guatemala bleiben die beiden Vulkane Fuego und Santiaguito aktiv: Beide fördern mehrmals in der Stunde Aschewolken, die mehrere hundert Meter über Kraterhöhe aufsteigen und in benachbarten Gemeinden für Ascheregen sorgen. Aktuell treibt der Wind die Aschewolken in Richtung Westen auf die Pazifikküste zu. Der Fuego erzeugt die größeren Aschewolken.

INSIVUMEH berichtet, dass der Fuego derzeit Explosionen mit geringer bis mäßiger Intensität verzeichnet. Diese treten in einer Frequenz von 2 bis 9 pro Stunde auf. Die Explosionen schleudern Gas- und Aschesäulen in Höhen von 4.500 bis 4.880 Metern über dem Meeresspiegel. Aufgrund der aktuellen Windverhältnisse wird in den Gebieten Panimaché I und II, Morelia, Palo Verde, Santa Emilia, Sangre de Cristo und Ojo de Agua ein leichter Ascheregen erwartet. Zudem gibt es starke Entgasungen, die mehrere Minuten andauern und von lokomotivartigen Geräuschen begleitet werden. Rund um den Krater ereignen sich zudem Lawinen, die die Vegetation in den Schluchten Seca, Las Lajas, Taniluyá und Ceniza beeinträchtigen.

Die stündliche Eruptionsfrequenz am Santiaguito liegt zwischen 5 und 12, wobei schwache bis mäßig starke Explosionen generiert werden. Gas- und Aschewolken steigen bis zu einer Höhe von 3200 Metern über dem Meeresspiegel auf. Die Explosionen werden von Blocklawinen und anhaltender Glutbildung im Lavadom begleitet. Außerdem bildete sich im oberen Bereich der Südwestflanke ein zäher Lavastrom, von dem ebenfalls Schuttlawinen abgehen können. Dabei entstehen pyroklastische Ströme mit kurzer Reichweite, die sich entlang aller Flanken des Vulkans bewegen. Zudem treten schwache bis starke Lawinen auf, deren Geräusche noch in mehreren Kilometern Entfernung hörbar sein können.

Aufgrund der aktuellen Windrichtung könnte feine Asche auf die umliegenden Farmen Santo Domingo, Montebello, Tranquilidad, Rosario und San Marcos niedergehen. Am Nachmittag und Abend könnten Regenfälle Lahare auslösen, die durch die Kanäle fließen, die von der Caliente-Kuppel abgehen.

Die Aktivitäten der beiden Vulkane halten seit Jahren an und wurden nur von einigen mehrmonatigen Pausen unterbrochen. Anders sieht es am Pacaya aus, der seit seiner letzten größeren Eruption im Jahr 2021 nur noch Gas ausstößt und ansonsten ruhig ist.

Island: Lavastrom fließt nach Osten

Satellitenaufnahme vom 24. November zeigt den Lavastrom an der Blauen Lagune auf Island. © NASA-Earth-Observatory

Eruption auf Island ist stabil – Lavastrom fließt überwiegend nach Osten

In den letzten 2 Tagen hat sich die Eruption auf Island nicht mehr wesentlich abgeschwächt und ist weitestgehend konstant, was sich auch in der Seitwärtsbewegung des Tremors widerspiegelt. Es ist nur noch ein Schlot aktiv, um den sich ein Schlackenkegel bildete. Bei diesem Schlot handelt es sich um den nördlichsten der drei Aufstiegskanäle, auf die sich die Tätigkeit nach den ersten 24 Stunden des Ausbruchs beschränkte. Er liegt unmittelbar östlich von Stóra-Skógfell. Der größte Teil der Lava aus diesem Schlot fließt in östliche Richtung zum Fagradalsfjall und nicht mehr nach Westen, wie es in den letzten Tagen der Fall war. Somit sind die Blaue Lagune und das Geothermalkraftwerk erstmal außer Gefahr. Da man aber nicht ausschließen kann, dass die Lava wieder ihre Richtung ändert, oder unterirdisch weiterfließt, ist man vor Ort noch mit dem Ausbau der Schutzanlagen beschäftigt. Bilder zeigen, dass man das Wasser zum Kühlen des Lavastroms dem Vorbecken der Blauen Lagune entnommen hatte, dessen Wasserspiegel signifikant gesunken ist.

IMO bestätigt in einem Update, dass mit der sinkenden Förderrate der letzten Tage auch die Bodenabsenkung im Bereich von Svartsengi zurückgegangen ist. Ob sich jedoch bereits eine erneute Hebung abzeichnet, kann nicht eindeutig gesagt werden, auch wenn aktuelle GPS-Messungen leichte Anzeichen dafür zeigen. Da die täglichen Veränderungen minimal sind, lassen sich aus einzelnen Datenpunkten keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Stattdessen müssen Trends über mehrere Tage hinweg beobachtet werden. Bei den letzten beiden Eruptionen reduzierte sich die Absenkung über eine Woche hinweg allmählich, bevor eine erneute Hebung messbar wurde. Daher könnten bis zu einer Woche zusätzlicher Messungen notwendig sein, um festzustellen, ob die Hebung und Magmaansammlung unter Svartsengi wieder eingesetzt haben. Ich gehe einmal davon aus, dass dem so ist und uns die eruptive Tätigkeit noch eine Weile erhalten bleiben wird, wobei eine Verlagerung der Aktivität nicht ausgeschlossen werden kann.

Satellitenbild zeigt aktuelle Situation auf Island

Das Bild zeigt eine Satellitenaufnahme vom 24. November, als der Lavastrom bis zur Blauen Lagune vorgedrungen war. Bereits zu diesem Zeitpunkt floss die Lava auch in Richtung Osten und damit zum Fuß des Fagradalsfjall. Von dort aus sollte man die Eruption ganz gut sehen können. Grindavik liegt im Süden an der Küste. Sehr schön zu erkennen ist die schwarze Lava, die bei der letzten Eruption an den Wällen entlang floss, die die Stadt umgeben. Man muss ganz klar sagen: Ohne die Schutzmaßnahmen wären Grindavik, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune nun Geschichte. Ein bis jetzt erfolgreiches Beispiel im Kampf Mensch versus Lava.

Kanlaon eruptiert Asche am 27.11.2024

Aschewolke am Kanlaon stieg bis auf 3400 m Höhe – Schwefeldioxidausstoß sehr hoch

Auf der philippinischen Insel Negros bleibt der Kanlaon aktiv und stößt Aschewolken und große Mengen Gas aus. Darüber hinaus ist der Vulkan seismisch aktiv. Gestern wurden 23 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Sie verteilten sich auf einer in Ost-West-Richtung verlaufenden Linie im Norden des Vulkans und konzentrierten sich nicht -wie in den letzten Wochen üblich- unter der Ostflanke. Vulkanotektonische Erdbeben entstehen, wenn magmatische Fluide aufsteigen und Gesteinsrisse erzeugen.

Die Sensoren von PHILVOLCS haben eine hohe Schwefeldioxid-Konzentration gemessen: Sie belief sich auf mehr als 8200 Tonnen am Tag. Je nach Wetterlage kann VOG entstehen, wie man SMOG nennt, der aus vulkanischen Gasen besteht. Meistens sammeln sich die Gase in Bodennähe, wenn eine Inversionswetterlage vorherrscht, bei der es in der Höhe wärmer als am Boden ist. Windstille kann aber auch VOG verursachen. Vor den vulkanischen Gasen kann man sich nur mithilfe einer Gasmaske schützen, die über spezielle Filter verfügt. Virenschutzmasken bringen nichts, könnten aber Staub filtern, der durch Ascheemissionen entsteht.

Ascheemissionen gibt es am Kanlaon reichlich, denn seit gestern veröffentlichte das VAAC Tokio 3 VONA-Warnungen, nach denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3400 m ausgestoßen wurde und in südwestlicher Richtung driftete. Eine Eruption gestern dauerte 9 Minuten. Bis jetzt sind die Eruptionen noch vergleichsweise klein und steigerungsfähig. Das gilt insbesondere, da der Vulkan aufgebläht ist, sich also einiges an Magma im Speichersystem befindet.

Kanlaon ist für seine schwachen bis mäßig starken Eruptionen bekannt. In früheren Eruptionsphasen erreichten die Ausbrüche meistens einen VEI 1 oder 2. Tatsächlich war die Eruption vom 3. Juni 2024 die stärkste seit Beginn der Dokumentationen im Jahr 1866: Sie brachte es auf einen VEI 3.

Neben dem Kanlaon ist auch der Taal weiterhin aktiv und stößt große Mengen Schwefeldioxid aus. Gestern wurden 7590 Tonnen gemeldet. Die Messung stammte allerdings vom 25. November.

Dukono eruptiert Vulkanasche bis auf 5700 m Höhe

Vulkan Dukono stieß Asche bis auf 5700 m Höhe aus – Besteigung nicht empfehlenswert

Auf der indonesischen Insel Halmahera kommt der Dukono nicht zur Ruhe und setzt seine Serie kraftvoller Explosionen weiter fort, bei der Vulkanasche deutlich höher als sonst aufsteigt. Heute schaffte sie es bis auf 5700 m Höhe, wobei eine dichte Aschewolke in nordwestlicher Richtung driftete und Asche abregnen ließ.

Aus einer Tätigkeitsgrafik des VSI geht hervor, dass der Dukono gestern auch sehr fleißig war und 117 Explosionen erzeugte, die allerdings nicht so stark waren wie der beschriebene Ausbruch. Die Eruptionen erzeugten seismische Signale mit einer Dauer von bis zu 282 Sekunden. Die restliche Erdbebentätigkeit ist im Anbetracht der frequenten Eruptionen gering: Es wurden nur 9 lokale tektonische Beben und eine Tremorphase registriert.

Der Dukono ist ein schönes Beispiel dafür, dass ein Vulkan daueraktiv sein kann und zudem noch in der Lage ist, seine Aktivität zu steigern, ohne dass es Warnzeichen wie vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Magmenaufstieg hindeuten. Ein ähnliches Beispiel bietet der italienische Stromboli, der auch nur sehr selten seismische Signale von sich gibt, die nicht mit den Explosionen zusammenhängen und auf Magmenaufstieg aus der Tiefe hindeuten. Zumindest für den Stromboli gilt, dass hier jedes vulkanotektonische Erdbeben als Warnung interpretiert werden kann, denn oft folgen dort in einigem Abstand stärkere Eruptionen. Vermutlich sind die Aufstiegswege dieser dauerhaft explosiv tätigen Vulkane frei, so dass kein Gestein bricht, wenn Magma aufsteigt. Mangelnde Vorzeichen stärkerer Explosionen machen die Besteigung dieser Vulkane gefährlich. Während es am Stromboli früher öfter Tote und Verletzte unter Vulkantouristen gab, ist mir Entsprechendes vom Dukono nicht bekannt, obgleich man hier direkt auf den Kraterrand steigen kann. Das wird aber sehr wahrscheinlich daran liegen, dass am Dukono vergleichsweise selten Touristen unterwegs sind. Immer wieder gibt es in den sozialen Medien Videos von Beinahe-Katastrophen am Dukono, wenn Lavabomben zu Füßen der Neugierigen einschlagen. Bei der aktuellen Aktivitätsphase kann man nur dringend von einer Besteigung abraten. Tatsächlich gibt es auch eine Sperrzone mit 3 km Radius um den Krater, die aber meistens ignoriert wird.

Island: Eruption länger kraftvoll

Eruption auf Island ist noch stärker als bei den vorherigen Ausbrüchen nach 6 Tagen

Der Vulkan auf der Sundhnukur-Kraterreihe auf Island verliert diesmal langsamer an Kraft, als es bei den 6 vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen war. Zwar nahm die Eruptionsstärke in den vergangenen Tagen deutlich ab, aber die Abschwächung verlief langsamer als gewohnt. Wobei von Gewöhnung bei einem Naturphänomen wie einem Vulkanausbruch zu sprechen, kann ganz schön gefährlich sein, denn jeder Ausbruch verläuft individuell.




Auf den Webcams sieht man, dass nur noch ein neu gebildeter Kraterkegel aktiv ist: Kontinuierliches Lavaspattering eruptiert Lava mehrere Zehnermeter hoch und Lava strömt aus einer Bresche im Krater. Was wir nicht sehen, ist, dass (zumindest bis gestern) Lava unterirdisch durch Tunnel fließt, die im Bereich der Blauen Lagune austritt und dort den Lavastrom immer dicker werden lässt. Das geht aus einem Interview hervor, das MBL gestern mit Benedikt Gunnar Ófeigsson, Leiter der Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, führte. Benedikt meinte, dass der aktuelle Vulkanausbruch zwar während seiner Initialphase schwächer als die vorangegangenen war, aber dafür länger große Lavamengen ausstieß, so dass vor allem der Lavastrom im Westen so weit vordringen konnte, wie noch nie in dieser Eruptionsserie. Meiner Meinung nach liegt das auch ein wenig daran, dass die vorherigen Lavaströme den Weg geebnet haben und Vertiefungen im Gelände auffüllten, so dass der Strom wie auf einer Autobahn schneller und weiter vorankommt als zuvor.

Bis am späten Abend arbeiteten Einsatzkräfte im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune daran, Lava zu kühlen, Schutzdämme zu verstärken und die Strom- und Wasserleitungen zu reparieren, die beim ersten Lavavorstoß zerstört worden waren. Offenbar klappt das auf Island, ohne von bürokratischen Prozessen und rigorosen Arbeitsschutzmaßnahmen ausgebremst zu werden. Bei uns in Deutschland wäre so etwas undenkbar. Schon alleine, weil die Grenzwerte in Bezug auf die Schwefeldioxidkonzentrationen so nahe an einem aktiven Lavastrom unter Garantie überschritten werden.

Einen kleinen Lichtblick gibt es für die tapferen Isländer dennoch, denn auf dem Diagramm zur Bodendeformation zeichnet sich eine Trendwende ab: Auch wenn es für eine endgültige Lageeinschätzung zu früh ist, sieht es so aus, als wäre der Lavaausstoß zurückgegangen und als würde mehr Magma in der Tiefe aufsteigen, so dass sich der Boden wieder anfängt zu heben. Das bedingt natürlich eine schlechte Langfristprognose, wenigstens aus Sicht der Isländer.

Kanlaon: Erdbeben und Gasausstoß am 25.11.24

Hoher Schwefeldioxid-Ausstoß und gestiegene Seismizität am Kanlaon

Es ist schon einige Tage her, dass der philippinische Vulkan Kanlaon hier in den Schlagzeilen stand, was auch an der Berichterstattung zum Lewotobi und Sundhnúkur lag, aber es mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Vulkan bald mit stärkeren Eruptionen beginnen könnte, daher hier ein schnelles Update. Aus einer Notiz bei PHILVOLCS geht hervor, dass es vorgestern 2 Ascheemissionen gab und 7600 Tonnen Schwefeldioxid am Tag ausgestoßen wurden. Zudem gab es 3 vulkanotektonische Erdbeben. Gestern wurden 22 vulkanotektonische Erdbeben detektiert. Die Epizentren der Beben lagen überwiegend östlich des Gipfels. Darüber hinaus blieb der Gasflux hoch und Kanlaon stieß fast 6000 Tonnen Schwefeldioxid aus. Das ist ein ziemlich hoher Wert, an den sonst nicht einmal explosiv eruptierende Vulkane herankommen. Nur ein Teil der ausgestoßenen Gase kondensierte. So war die Dampfwolke aus dem Krater nur ca. 50 m hoch. Gelegentlich soll es zu stärkeren Ausatmungen gekommen sein, bei denen auch etwas Asche exhalierte wurde.

Der Alarmstatus steht auf Stufe „2“ was so viel wie gesteigerte Unruhe bedeutet. Es existiert eine 4-Kilometer-Sperrzone um den Krater. Die Vulkanologen von PHILVOLCS weisen darauf hin, dass es jederzeit zu stärkeren phreatischen Eruptionen kommen könnte. Aber bei Vulkanen ohne Kraterseen und ausgeprägten Hydrothermalsystemen stellt das normalerweise eine untergeordnete Bedrohung dar. Ich würde mir eher Gedanken um magmatische Eruptionen machen. Wobei es natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass Kanlaon ein potentes Hydrothermalsystem hat.

Generell muss man sich fragen, warum Kanlaon und auch der Taal so viel Schwefeldioxid ausstoßen. Das Gas wird von Magma im Untergrund freigesetzt. Ein Grund für die starken Entgasungen könnte aber auch im Ursprung des Magmas zu finden sein: Es handelt sich um küstennahe Subduktionszonenvulkane und die subduzierte Ozeankruste wird viele hydratisierte Gesteine enthalten, die Wasser bis in den oberen Erdmantel transportieren, wo es den Schmelzpunkt der Mantelgesteine reduziert und zugleich viel Gas erzeugen könnte.

Der Taal stößt übrigens weiterhin viel Schwefeldioxid aus. Bei der letzten Messung am 21. November wurden knapp 4000 Tonnen am Tag detektiert.

Island: Nordlichter über dem Vulkanausbruch

Lava, Licht und Wasser am Vulkan auf Island – Nur noch ein Krater aktiv

Gestern Abend ließ die Stärke der Eruption weiter nach, stabilisierte sich nachts dann aber auf einem Niveau, das den Vulkanausbruch unter Umständen tage- oder wochenlang aufrechterhalten kann. Eigentlich der richtige Zeitpunkt, um das Naturschauspiel der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Nacht zuvor war davon allerdings noch keine Rede, denn die Einsatzkräfte pickten wieder einige allzu Schaulustige aus dem Gelände. In der Nacht auf Montag mussten die Touristen allerdings nicht so nahe an die Sundhnúkur-Eruptionsspalte heran, um auf ihre Kosten zu kommen, denn über dem Nachthimmel auf Reykjanes tanzten grüne Nordlichter, die ein fantastisches Lichtspiel im Wettstreit mit dem Rot des Vulkanausbruchs erzeugten. Die Nordlichter waren so intensiv, dass man sie sogar auf der Afar-TV-Webcam sehen konnte.

Neben Lava und Licht spielte gestern auch Wasser eine große Rolle am Vulkan, denn man hatte damit angefangen, Wasser auf die Lava zu pumpen, die sich immer noch bei der Blauen Lagune akkumulierte. Da sich der Lavastrom nicht mehr in der Länge ausbreitete, wuchs er in die Höhe und wurde immer dicker, so dass er über die Schutzwälle hinauszuwachsen drohte.

Im Bereich der Strommasten, die in den ersten Stunden der Eruption zerstört wurden, akkumulierte sich der Lavastrom auf eine Mächtigkeit von mehr als 8 Metern. Für heute wurde geplant, mit der Reparatur der Stromleitungen anzufangen, da die Aktivität abgenommen hat. Vor allem will man die neuen Strommasten höher als zuvor bauen, damit die Hitze neuer Lavaströme die Kabel nicht verschmoren kann.

Die Einschätzung, dass der Vulkanausbruch unter Umständen wieder mehrere Wochen dauern könnte, teilt auch Kristín Jónsdóttir – Abteilungsleiterin des Departments für Vulkanologie, Seismologie und Bodendeformationen des Isländischen Wetteramtes – und sprach in einem Interview darüber. Zudem meinte sie, dass der Zustrom von Magma unter Svartsengi stabil zu sein scheint. Tatsächlich flacht sich die Subsidenzkurve weiter ab, aber es wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe aufsteigt. Wir können uns erst sicher sein, dass der Magmenzustrom in der Tiefe weiter anhält, wenn eine neue Bodenhebung detektiert wird. In diesem Fall wird wahrscheinlich im Frühjahr eine weitere Eruption folgen. Es kann aber auch sein, dass das aktuelle Eruptionsmuster mal durchbrochen wird und an einer anderen Stelle eine Spalte aktiv wird. Bis jetzt gibt es darauf allerdings keine Hinweise.

Campi Flegrei: Fumarolentemperatur steigerte sich

Kleiner Erdbebenschwarm erschütterte Campi Flegrei – Temperatur der Pisciarelli-Fumarole erhöht

Nachdem es einige Tage lang recht wenige Erdbeben im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei gab, steigerte sich die Aktivität gestern zu einem kleinen Schwarm, der sich aus 19 Beben zusammensetzte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,3 und ein Hypozentrum in 1,6 Kilometern Tiefe. Die Epizentren konzentrierten sich auf die Solfatara-Gegend. Ich gehe davon aus, dass die Beben mit Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem zusammenhingen. Dafür sprechen die geringen Magnituden und Tiefen, aber auch die Lokation der Beben.

Dem INGV-Tätigkeitsbericht für die Woche 11.–17. November 2024 ist zu entnehmen, dass die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole um ein Grad auf durchschnittlich 97 Grad gestiegen ist. Die Temperatur wird im Gastral in 5 Metern Entfernung zum Fumarolenmund gemessen. Außerdem wurde viel Flüssigkeit ausgestoßen, die sich im Fangobecken um die Fumarole ansammelt.

Die Vulkanologen sehen, dass der mehrjährige Trend von Druckbeaufschlagung und Temperaturerhöhung des hydrothermalen Systems des Vulkans anhält, denn auch der Gasausstoß ist weiterhin hoch. Vor allem ist es Kohlendioxid, das dem Erdboden entweicht. Es gab zwar keinen signifikanten Anstieg der Kohlendioxidkonzentration, aber größere Schwankungen in den Messwerten. Zum Trend gehört auch, dass sich der Boden weiterhin mit einer Rate von 1 Zentimeter pro Monat hebt. Da sich die Heberate während des Frühsommers auf 2 Zentimeter pro Monat beschleunigt hatte, hob sich der Boden in diesem Jahr bereits um 17 Zentimeter.

Steigender Druck und Bodenhebung gingen einher mit 46 schwachen Erdbeben, die in der letzten Woche detektiert wurden. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,8. Erdbeben, die eindeutig mit Rissbildungen im Grundgebirge einhergingen, wurden nicht festgestellt.

Vesuv mit weiteren Erdbeben

Bereits gestern Morgen habe ich vom Schwarmbeben unter dem Vesuv berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war das Schwarmbeben noch nicht vorbei und bis heute hat sich die Zahl der Beben auf 32 verdoppelt. Sieht so aus, als wäre der Vesuv momentan seismisch aktiver als die Campi Flegrei. Ich bin mal auf den nächsten Monatsbericht gespannt, ob die langjährige Subsidenz beendet ist.

Island: Eruptionsstärke nimmt ab

Vulkanausbruch der Sundhnúkur-Kraterreihe bleibt aktiv – Lavaausstoß nimmt ab

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am 4. Tag der Eruption weiter, allerdings hat die Stärke der Eruption in den frühen Morgenstunden sichtlich nachgelassen. Dabei folgt der Ausbruch in etwas dem, was wir in den vorangegangenen Eruptionen gesehen haben: Die Tätigkeit beschränkt sich zunehmend auf wenige Schlote, um die Schlackenkegel wachsen. Durch Breschen in diesen Kegeln fließen Lavaströme, die von kleinen Fontänen gespeist werden. Aktuell sieht man nur noch Lava aus zwei dieser neu gebildeten Kegel spritzen, wobei die stärkste Aktivität aus dem Kegel stattfindet, den ich gestern noch als Spaltensegment bezeichnet habe.

Die Subsidenz verläuft nicht mehr ganz so schnell wie in den ersten Tagen und die Kurve der GPS-Daten flacht langsam weiter ab. Allerdings wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe als Magma aufsteigt. Bis jetzt gibt es aber keinen Grund zur Annahme, dass sich in der Tiefe unter Svartsengi etwas geändert hat und keine neue Schmelze aus großen Tiefen mehr aufsteigt. Doch Klarheit darüber werden wir erst erlangen, wenn sich wieder eine Bodenhebung einstellt.

Gestern war der westliche Lavastrom noch aktiver, als ich zunächst dachte: die Lava drang mittags noch bis auf Höhe der Blauen Lagune vor und erhöhte den Lavastrom, so dass man vor Ort auch die Befestigungsanlagen weiter verstärken musste. Man traf Vorbereitungen, um wieder Wasser auf die Lava zu pumpen, um den Lavastrom abzukühlen und an seiner weiteren Expansion in Richtung Süden zu hindern.

Ärger gab es nicht nur mit der Lava, sondern auch wieder mit allzu neugierigen Touristen, die sich dem Eruptionsgebiet annähern wollten und von der Polizei aus dem Sperrgebiet geleitet wurden.

Ein weiteres Ärgernis stellte die Luftverschmutzung dar, die gestern Abend in Grindavik groß war, als der Wind die Vulkangase dorthin wehte. Vor allem die Schwefeldioxid-Konzentration erreichte ein Niveau, das gesundheitsgefährdend ist. IMO gab eine Warnung aus und empfahl den Menschen, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und Klimaanlagen auszuschalten und Fenster geschlossen zu halten.