Island: Parkplatz der Blauen Lagune von Lava verschüttet

Lavastrom erreichte nachmittags den Parkplatz der Blauen Lagune – und fließt entlang des Schutzdamms weiter

Der Vulkanausbruch geht weiter und hat sich erwartungsgemäß im Tagesverlauf abgeschwächt, so dass nur noch einzelne Segmente der Eruptionsspalte aktiv sind, die sich weiter verkleinern, bis sich die Aktivität letztendlich auf einzelne Förderkanäle konzentriert, um die sich Schlackenkegel bilden, wie man auf den Livecamaufnahmen gut erkennen kann. Auch wenn sich die Eruption immer mehr auf einzelne Kanäle konzentriert, werden große Mengen Lava ausgestoßen, die in Form von Lavaströmen unterwegs sind. Bislang ist die Infrastruktur westlich der Eruptionsspalte am meisten gefährdet. Dort fließt die Lava an den Schutzwällen von Svartsengi entlang und erreicht nachmittags das Thermalressort Blaue Lagune. Der Parkplatz der Einrichtung wurde von der Lava verschüttet, doch die Gebäude und die Wasserpools blieben bis jetzt verschont.

Neben den künstlich angelegten Wällen gibt es noch die Kante eines alten Lavastroms, der den heißen Lavastrom in Richtung Westen ableitet. Jetzt hängt es davon ab, wie viel Lava weiter in Richtung Lagune fließt und ob die Wälle halten werden. Es besteht die Möglichkeit, dass das Ressort diesen Ausbruch nicht überleben wird. Sollte es noch einmal davon kommen, ist der Weg für den nächsten Lavastrom geebnet, sofern es eine weitere Eruption geben wird. Dann könnte die Lava die Lagune noch schneller erreichen und sich höher auftürmen, bis die Wälle überflossen werden oder brechen. Das wäre ein herber Verlust für die Isländer!

Und auch der Kampf um Grindavik ist noch nicht gewonnen: Obwohl die Stadt erst vor ca. 4 Wochen wieder für Besucher freigegeben wurde, musste sie heute zum wiederholten Male evakuiert werden. Man fühlt sich ein wenig an den Kampf des Don Quichotte gegen Windmühlenflügel erinnert, aber das Aufgeben liegt wohl nicht im Naturell der Isländer, was sie in meinen Augen natürlich ebenso bewundernswert macht wie die Ukrainer, die sich im Angesicht einer Übermacht tapfer wehren, obgleich es das Unvermeidliche nicht verhindern wird.

Auf der Seite des Isländischen Zivilschutzes ist zu lesen, dass der Tourismus von dem Vulkanausbruch nicht beeinträchtigt wird, sieht man mal davon ab, dass Grindavik und die Blaue Lagune nicht zugänglich sind. Der Flugverkehr am Flughafen Keflavik läuft normal.

Ätna: Kleiner Erdbebenschwarm im Nordosten

Erdbebenschwarm in großer Tiefe im Nordosten des Ätnas

Am Dienstag manifestierte sich im Nordosten des Ätnas ein kleiner Erdbebenschwarm, der aus 9 Einzelbeben mit Magnituden zwischen 1,1 und 1,8 bestand. Die Hypozentren befanden sich in ca. 20 Kilometer Tiefe. Die Epizentren wurden in einem Gebiet lokalisiert, das ca. 4 km nordöstlich von Maletto liegt. Lage und Tiefe der Erschütterungen deuten darauf hin, dass die Beben mit der Intrusion eines kleineren Magmenkörpers in Verbindung standen, der sich seinen Weg von der Asthenosphäre in die Erdkruste sucht. In einigen Wochen oder Monaten wird der Schmelzkörper dann die oberen Stockwerke des Speicher- und Fördersystems des Vulkans erreicht haben. Aber so lange muss man nicht unbedingt warten, bis sich der Ätna mit einer neuen Eruption melden wird, denn der Druckanstieg im System beginnt bereits mit dem Aufstieg der Schmelze bis in die unteren Stockwerke der Erdkruste. Die Wahrscheinlichkeit neuer Eruptionen, bei denen Schmelze gefördert wird, die sich bereits in geringeren Tiefen akkumulierte, nimmt bei jeder Druckerhöhung von weiter unten zu.

In den letzten Tagen gab es auch wieder vermehrt tiefe Erdbeben im Tyrrhenischen Meer, unweit der Liparischen Inselvulkane. Der stärkste Erdstoß lag östlich von Vulcano und hatte eine Magnitude von 2,9. Zudem manifestierten sich 4 Mikrobeben im Bereich von Vulcano. Auch wenn es zwischen den Inselvulkanen und dem Ätna wahrscheinlich keinen gemeinsamen Link in Sachen Magmenkörper gibt, sind sie aber durch tektonische Prozesse miteinander verbunden. Ein wesentlicher Prozess ist die Subduktion der Ionischen Mikroplatte unter die Tyrrhenische und Afrikanische Platte, wodurch hydratisierte Gesteine (das Wasser in den Kristallgittern der marinen Krustengesteinen senkt die Schmelztemperatur des Mantelgesteins) in den Erdmantel abtauchen und zusammen mit der Reibungsenergie und anderen Prozessen partielles Schmelzen von Mantelgestein verursachen, wodurch das Magma entsteht, das an den Vulkanen eruptiert wird.

Übrigens, ich sehe gerade, dass der Tremor wieder sehr niedrig ist und an der Untergrenze zwischen „Gelb“ und „Grün“ verläuft. Ähnlich verhielt es sich vor den letzten Paroxysmen.

Island: Vulkanausbruch-Update am Mittag

Eruption auf Island am Morgen des 21. November 2024. © IPCAMLIVE

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Strommasten zerstört

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hält auch mittags weiter an, hat sich aber gut 12 Stunden nach seinem Anfang deutlich abgeschwächt. Die Eruptionsspalte auf der Sundhnúkur-Kraterreihe ist nur noch auf halber Strecke aktiv und der Lavaausstoß hat sich reduziert. Während der Initialphase der Eruption betrug der Lavaausstoß ca. 1200 Kubikmeter pro Sekunde und lag damit deutlich unter den etwa 2500 Kubikmetern pro Sekunde, die bei der letzten Eruption gefördert wurden.

Obwohl sich der Lavanachschub bereits verringerte, hat sich die Lavafront in kurzer Zeit weiter ausgebreitet und die nördlichen Schutzwälle in der Region Njarðvíkuræd beim Geothermalkraftwerk Svartsengi erreicht. Dort wurden einige Strommasten zerstört, die außerhalb der Schutzwälle lagen. Offenbar hat es sich um wichtige Strommasten gehandelt, denn in Grindavik und im Geothermalkraftwerk selbst fiel der Strom aus. Damit wurde auch die Warmwasserversorgung von Grindavik unterbrochen, denn die Pumpen kamen zum Stillstand. Die Lava floss auch über die Wasserleitungen, die im Februar im Boden vergraben wurden. Sie sollen noch intakt sein. Grindavik selbst ist nicht weiter beschädigt worden, wird aber per Drohne überwacht.


Nachts wurde auch das Ressort der Blauen Lagune evakuiert. Gut 200 Personen haben sich dort aufgehalten. Bei den meisten Leuten handelte es sich um Hotelgäste. Ich finde es mittlerweile ziemlich erheiternd, wie unterschiedlich Gefahrenlagen eingeschätzt werden, sobald nur genug Geld im Spiel ist: Während man als Individualreisender und journalistischer Fotograf an den Vulkanen der Welt auf immer mehr Restriktionen stößt, wird der Badebetrieb eines millionenschweren Unternehmens seelenruhig weitergeführt, obwohl man weiß, dass sich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe unter dem Ressort Magma ansammelt. Kleine Verschiebungen im Untergrund können jederzeit dazu führen, dass die Lava woanders ausbricht als angenommen, und selbst wenn das Ressort selbst nicht direkt in der Lava vergeht, könnten Fluchtwege abgeschnitten werden. Die Fehleinschätzung der Vulkanologen, dass es im November aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr zu einem Ausbruch kommen wird, und die geringe Vorwarnzeit von weniger als 30 Minuten sollten doch langsam auch den verantwortlichen Behörden und Politikern klar machen, wie unberechenbar die Situation ist und auch bleiben wird, solange sich Magma im Untergrund akkumuliert. Was da wohl los sein wird, wenn sich das Thermalbad mal in einen gigantischen Kochtopf mit Fleischeinlage verwandelt?

Das Beispiel zeigt, dass an einem Vulkan alles sehr schnell eskalieren kann und Eruptionen nicht immer nach „Schema F“ ablaufen. Auf Island kommt hinzu, dass der Untergrund im Svartsengi-Gebiet und insbesondere bei Sundhnúkur ausgeleiert ist und dem Magma nur noch wenig Widerstand beim finalen Aufsteigen geboten wird, so dass die Seismizität vor einem Ausbruch von Mal zu Mal schwächer wird, was zuverlässige Prognosen erschwert bis unmöglich macht.

Übrigens, der Lavastrom nähert sich aktuell dem Parkplatz der Blauen Lagune an! Ohne Schutzdämme wäre das Resort spätestens jetzt Geschichte.

Island: Neuer Vulkanausbruch hat am 20.11.24 begonnen

Neue Eruption der Sundhnúkur-Kraterreihe auf Island – Nur sehr kurze Vorwarnzeit

Für die isländischen Vulkanologen dürfte es einem Schock gleichgekommen sein, als gestern am späten Abend die Seismizität langsam anstieg und sich in kürzester Zeit zu einer kleinen Krise entwickelte, der dann nur Minuten später eine neue Spalteneruption entlang der Sundhnukur-Kraterreihe folgte. Ein Schock deshalb, weil sie in den letzten Tagen mehrfach betonten, dass man in diesem Monat nicht mehr mit einem Ausbruch rechnen würde. Ich selbst war davon nicht ganz so überzeugt und wies in einem Update am Dienstag vorsichtig darauf hin, dass die Subsidenz westlich des Svartsengigebiets dadurch zustande kommen könnte, dass sich das Magma bereits auf den Weg in Richtung Osten gemacht hat. Dennoch war ich mir diesbezüglich alles andere als sicher, da die Seismizität bei Sundhnukur zwar etwas zunahm, aber gering blieb. Gestern Mittag stieg die Erdbebentätigkeit langsam an, wobei es aber nicht nur auf Reykjanes wieder öfter bebte, sondern auch bei Geirfuglasker (Eldey) vor der Südwestspitze von Reykjanes. Eindeutige Warnzeichen gab es dann in der Tat erst Minuten vor der Eruption: Mike Schüler schreibt in seiner FB-Gruppe, dass ca. 30 Minuten vor Einsetzen der Eruption eine Warnung von dem Kraftwerksbetreiber herausgegeben wurde, dass der Druck in den Bohrlöchern ansteigen würde. Zu dieser Zeit gab es dann auch ein kleines Schwarmbeben (weniger als 100 Einzelbeben) am Ort der Spaltenöffnung, die gegen 23:14 Uhr Lokalzeit begann.

Eine gut 3 Kilometer lange Eruptionsspalte öffnete sich

Die Spalte öffnete sich zwischen den vulkanischen Erhebungen Stóri Skógfell und Sýlingarfell auf der Sundhnukur-Kraterreihe und wuchs schnell auf eine Länge von ca. 3 Kilometer an. Es entstanden drei parallel verlaufende Risssegmente, die nur wenig versetzt sind. Ein Vorhang aus Lavafontänen schießt aus den Spalten hervor und speist zwei Lavaströme, die sich vornehmlich in nördlicher und westlicher Richtung bewegen. Der nördliche Lavastrom bedroht keine Infrastruktur, aber der westliche Strom fließt wieder in Richtung Geothermalkraftwerk Svartsengi. Inzwischen wurde erneut die Hauptstraße nach Grindavik unterbrochen und die Lavafront bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 300 m pro Stunde auf das Kraftwerk zu. Hier gibt es Schutzwälle, die das Kraftwerk zunächst vor Schlimmerem bewahren dürften, doch wie lange sie der Lava standhalten werden, ist ungewiss. Genauso ungewiss ist, wie lange die Eruption dauern wird. Entgegen den Erwartungen scheint der Ausbruch kleiner als die letzten beiden zu sein und könnte nur Stunden andauern. Aber da sich im Untergrund seit dem Ende der letzten Eruption am 5. September mehr als 23 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, könnte sich der Ausbruch auch verstärken und mehrere Wochen andauern.

Bis jetzt fließt keine Lava in Richtung Grindavik. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich weitere Risse öffnen werden, die der Stadt näher kommen. Die schwachen Vorwarnzeichen, die auch nur eine sehr geringe Vorwarnzeit ermöglichten, könnten sich irgendwann einmal als Problem darstellen, wenn sich eine Spalte näher bei Grindavik (oder sogar im Stadtgebiet) öffnen sollte.

Die Ereignisse zeigen einmal mehr, wie schwer es ist, einen Vulkanausbruch verlässlich zu prognostizieren. Ein Problem ist, dass man keine teuren Messinstrumente in einem Bereich aufstellt, wo sie schnell von der Lava gefressen werden könnten. Daher ist insbesondere das GPS/GNNS-Netzwerk im Bereich der Spalte, aber auch am Fagradalsfjall und nördlich davon nicht engmaschig genug, um dort die unterirdischen Prozesse vernünftig im Auge zu behalten.

Es ist übrigens die 10 Eruption auf Island, seit dem Beginn der Eruptionsserie am Fagradalsfjall im März 2021.

Merapi: Seismizität ist am 20.11.24 hoch

Hunderte Erdbeben am Merapi auf Java – Magmenaufstieg und Domwachstum

Am Merapi auf Java (Indonesien) ist die Seismizität weiterhin hoch und täglich gibt es Hunderte Hybriderdbeben (gestern waren es 235), die auf Fluidbewegungen hindeuten. Daher ist anhaltender Magmenaufstieg wahrscheinlich, was sich auch in Domwachstum manifestiert. Vom Dom gingen gestern 144 Steinschläge und Schuttlawinen ab, die bis zu 249 Sekunden lang unterwegs waren. Auf nächtlichen Aufnahmen hinterließen sie Spuren von Rotglut. Vom Dom brechen vergleichsweise große Gesteinspakete, die sich in Schuttlawinen verwandeln. Viel fehlt nicht mehr, dass anstelle von Schuttlawinen pyroklastische Dichteströme entstehen. Druckentlastungen infolge von Kollapsereignissen könnten zudem explosive Eruptionen triggern.

Der Alarmstatus am Merapi steht auf „Orange“ und es gelten Zugangsbeschränkungen zum Vulkan. Die asymmetrische Sperrzone variiert und hat einen Radius zwischen 5 und 7 Kilometern, vom Krater aus gemessen. Es wird vor Laharen und pyroklastischen Strömen gewarnt.

Der Merapi ist nur einer von 7 Vulkanen Indonesiens die auf Alarmstufe „orange“ bzw. „3“ stehen. Bei den weiteren Feuerbergen dieser Alarmstufe handelt es sich um Awu, Ibu, Iya, Karangetang, Lokon und Marapi. Nur Ibu und Marapi sind neben dem Merapi aktuell in Eruption begriffen, die anderen wurden aufgrund erhöhter Seismizität auf „Orange“ gesetzt. Auf Alarmstatus „Gelb“ stehen 16 Vulkane. Unter diesen befindet sich auch der Dukono auf Halmahera, der heute eine dichte Aschewolke förderte, die bis zu 1000 m hoch über den Kraterrand aufstieg. Wie in Indonesien das Gefahrenpotenzial der Vulkane in Bezug auf die Warnstufen eingeschätzt wird, ist mir bis jetzt ein Rätsel geblieben. Einheitliche Standards scheint es nicht zu geben.

Beim Lewotobi Laki-Laki handelt es sich um den einzigen Vulkan mit der Alarmstufe „Rot“. Heute ging von diesem Feuerberg auf Flores eine Aschewolke aus, die bis auf eine Höhe von 4300 m aufgestiegen ist. Obwohl die Eruptionen am Lewotobi einigen Schaden anrichteten und 9 Menschen das Leben kosteten, ist das Gefahrenpotenzial am Merapi im Falle einer weiteren Aktivitätssteigerung größer als am Lewotobi, was auch der dichteren Besiedlung der Region geschuldet ist.

Indonesien: Erdrutsch mit Todesfolge

Erdrutsch im indonesischen Zentraljava fordert drei Todesopfer – Eine Person vermisst

Gestern ereignete sich gegen 16.00 Uhr WIB ein Erdrutsch im Bezirk Purworejo in Zentral-Java, der mindestens drei Menschen das Leben kostete. Nach einer weiteren Person wird noch in den Hangrutschmassen gesucht. Alle Personen befanden sich in einem Haus, das durch den Hangrutsch zerstört wurde.

Die Suche musste am Dienstagabend temporär wegen instabiler Bodenverhältnisse unterbrochen werden, da diese die Rettungsteams gefährdeten. Heute setzte die National Search and Rescue Agency (Basarnas) gemeinsam mit anderen Einsatzkräften die Suche nach Vermissten fort. An der Evakuierung der durch den Erdrutsch verschütteten Personen beteiligten sich neben Basarnas auch die TNI, Polri, verschiedene BPBD-Einheiten aus Zentral-Java, die Feuerwehr des Magelang-Regierungsbezirks, freiwillige Helfer und Mitglieder der örtlichen Gemeinschaft. Die Überlebenschancen für die vermisste Person schwinden aber von Stunde zu Stunde.

Die BNPB (Nationaler Katastrophenschutz) rief das Einsatzteam zur Vorsicht auf, da im Bruno-Distrikt weiterhin mit leichtem bis mäßigem Regen zu rechnen ist. Auch die Anwohner und die örtlichen Behörden bleiben wachsam und vorbereitet, da die Gefahr weiterer hydrometeorologischer Ereignisse in der Region besteht.

Der Erdrutsch ereignete sich im Weiler Peniron, Dorf Plipiran, im Bezirk Bruno. Der Ort liegt nordwestlich von Yogjakarta, der Metropole im Schatten des Vulkans Merapis.

Ausgelöst wurde der Erdrutsch durch anhaltenden starken Regen. Um diese Jahreszeit sind starke Regenfälle nichts Besonderes in Indonesien, denn Mitte November wird normalerweise der Höhepunkt der Regenzeit erreicht. Zudem ereignete sich am frühen Morgen des 19. Novembers ein Erdbeben der Magnitude Mb 4,4 mit einem Hypozentrum in nur 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag ca. 200 Kilometer vom Ort des Erdrutsches entfernt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Vibrationen den Untergrund im Erdrutschgebiet beeinflussten und so die Naturkatastrophe begünstigten.

Nyamuragira: Lava-Akkumulation im Krater

Lava-Akkumulation im Krater des Nyamuragira emittiert hohe Thermalstrahlung

Der Nyamuragira ist ein Schildvulkan in der Demokratischen Republik Kongo und ist seit mehreren Monaten effusiv tätig. Der Vulkan eruptierte bislang zwei Lavaströme, die aus dem Krater überliefen und über die Vulkanflanken in Richtung Norden und Westen flossen. Auf den jüngsten Copernicus-Satellitenfotos sind die Thermalsignaturen dieser Lavaströme nicht mehr auszumachen, wobei zumindest der Lavastrom auf der Westflanke häufig von Wolken bedeckt ist. Der Lavastrom auf der Nordflanke ist aber zum größten Teil auf den Fotos wolkenfrei und offenbar erkaltet. Anders sieht es mit dem Calderabereich am Gipfel des Vulkans aus, von dem eine starke Thermalstrahlung ausgeht. Es sieht so aus, als würde die Caldera mit Lava überflutet sein. MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit 1380 MW Leistung.

Südlich liegt mit dem Nyiragongo ein weiterer aktiver Feuerberg der Virunga-Vulkane. Auf dem letzten wolkenfreien Satellitenfoto vom 28. Oktober erkennt man eine ausgeprägte thermische Anomalie, die ebenfalls auf die Anwesenheit von Lava im Krater hindeutet. Ob sich inzwischen wieder ein stabiler Lavasee gebildet hat, bleibt ungewiss, doch es scheint zumindest eine Lavalinse im Schlot zu brodeln. Leider geschieht das weitestgehend unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit, da eine Besteigung des Vulkans aus politischen Gründen nicht machbar ist: Die Hänge von Nyiragongo und Nyamuragira werden von bewaffneten und brutalen Warlords mit ihren Rebellen kontrolliert. Selbst den Vulkanologen vom GOMA-Observatorium ist es nicht möglich, ihre Hausvulkane zu besteigen.

Die Virunga-Vulkane bilden eine Gruppe aus 7 Vulkanen im Albertrift. Hierbei handelt es sich um den Westarm des Ostafrikanischen Riftvalleys, mit dem Vulkane wie Kilimandscharo, Ol Doinyo Lengai und Erta Alé assoziiert sind. Während der Kilimandscharo während des Holozäns nicht ausbrach, sieht das bei den beiden anderen Vulkanen anders aus: Im Oktober waren in den Kratern beider Vulkane thermische Anomalien zu sehen gewesen.

Ahyi Seamount: Warnstufe erhöht

Hinweise auf submarine Eruption des Ahyi Seamount entdeckt – Warnstufe angehoben

Der Ahyi Seamount ist ein unterseeischer Vulkan in den nördlichen Marianen, dessen Gipfel etwa 79 Meter unter der Meeresoberfläche liegt. Aktuell wurde die Vulkan-Warnstufe auf „Hinweis“ und der Farbcode für die Luftfahrt auf „Gelb“ festgelegt, was auf eine gewisse vulkanische Aktivität hindeutet. Diese Einschätzung wurde am Mittwoch, den 20. November 2024 vom NMI/USGS bekanntgegeben.

In den letzten Wochen zeigten Satellitendaten immer wieder Anzeichen von Unruhe am Vulkan. Besonders auffällig waren Aufnahmen vom 1., 10. und 19. November, die Wasserverfärbungen dokumentierten. Diese trieben bis zu mehreren hundert Metern vom Vulkan entfernt und könnten durch vulkanische Aktivität verursacht worden sein. Eine retrospektive Analyse enthüllte zudem Hinweise auf schwache Aktivität, die bereits bis zum 5. August 2024 zurückreicht. Interessanterweise deuten einige der jüngsten Satellitenbilder darauf hin, dass Objekte, möglicherweise Bimssteine, an der Wasseroberfläche treiben könnten.

Trotz dieser Hinweise wurden in den hydroakustischen Array-Daten von Wake Island keine signifikanten Signale aus der Richtung des Ahyi Seamount festgestellt. Historische Beobachtungen zeigen jedoch, dass unterseeische Eruptionen dieses Vulkans nicht immer mit klaren hydroakustischen Signalen einhergehen.

Die Kombination aus verfärbten Wasserarealen und möglicherweise treibendem Bimsstein deutet auf einen unterseeischen Ausbruch oder zumindest erhöhter hydrothermaler Aktivität hin. Aus diesem Grund wurde der Luftfahrt-Farbcode und die Vulkan-Warnstufe vorsorglich erhöht. Die Überwachung des Vulkans erfolgt weiterhin mittels Satelliten- und hydroakustischer Daten, um potenzielle Eskalationen der vulkanischen Aktivität frühzeitig zu erkennen.

Obwohl in der Meldung des USGS in erster Linie von Warnungen für den Flugverkehr geschrieben wird, ist die Gefahr für die Seefahrt momentan deutlich höher. So könnten Schiffe, die in großen Bimssteinteppiche gelangen, in Seenot geraten. Auch starke Entgasungen -auf die die Wasserverfärbungen hindeuten- reduzieren die Dichte des Wassers und somit den Auftrieb der Schiffe, die im Extremfall untergehen könnten.

Ätna mit starken Dampfentwicklungen am 19.11.24

Ätna erzeugte starke Dampfentwicklung aus dem Südostkrater – Dampfring gesichtet

Heute Morgen dampfte der Ätna stark aus dem Südostkrater, was einige Meldungen in den sozialen Medien auslöste. Zudem wurde ein Dampfring gesichtet. Einige Bilder sahen so aus, als würde sich eine geringe Menge Asche in den Dampfwolken befinden, die von einem sehr starken Wind in Richtung Südosten geweht wurden und daher keine Gelegenheit fanden, höher aufzusteigen. Unklar ist, ob sich der Dampfausstoß erhöhte oder ob er nur aufgrund atmosphärischer Bedingungen mehr als üblich kondensierte.

Parallel zu der starken Entgasungstätigkeit stieg die Tremoramplitude sprunghaft an, blieb aber im gelben Bereich. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Dampfausstoß tatsächlich zulegte.

Sieht man einmal von dem kleinen Schwarmbeben ab, das sich am 10. November kurz vor dem Paroxysmus ereignete, ist die Erdbebentätigkeit eher als niedrig einzustufen, obgleich es einige schwache Erschütterungen im Bereich des Valle del Bove gab.

Heute wurde der neue Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 11.–17. November veröffentlicht. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis dieser Woche war, dass es bei dem Paroxysmus am 10. November nur einen schmalen Lavastrom gegeben hatte, der von einem Schlot am Fuß des Kegels der ehemaligen Voragine ausgegangen war und in Richtung Südwesten die Bocca Nuova querte und die Außenflanke dieses Kraterkegels zur Hälfte querte.

Die weiteren Untersuchungen bestätigen eine abhaltende Entgasungsaktivität an den Gipfelkratern. Seismologisch betrachtet gab es keine bedeutenden Erdbebenaktivitäten mit einer Magnitude von 2,0 oder höher, und die Amplitude des vulkanischen Tremors blieb auf mittlerem Niveau. Die Infraschallaktivität war gering, und auch bei den Bodenverformungen zeigen die Messdaten keine wesentlichen Schwankungen.

Im Bereich der Geochemie wurde ein durchschnittlicher bis steigender Schwefeldioxid-Ausstoß gemessen, während der Kohlendioxid-Fluss aus dem Boden mittlere bis hohe Werte erreichte. Satellitendaten wiesen zudem auf eine allgemein niedrige thermische Aktivität im Gipfelbereich hin.

Zusammenfassend deutet die Gesamtsituation darauf hin, dass der Ätna zwar weiterhin aktiv ist, derzeit jedoch keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende größere Eruption zeigt. Dennoch bleibt eine fortlaufende Überwachung essenziell, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Wie immer gilt, dass Paroxysmen jederzeit auftreten können, ohne dass es eine Warnung vor ihnen geben muss.

Mit Vulcano zeigte ein weiterer Vulkan Italiens leichte seismische Unruhen, denn im Bereich der Insel wurden zwischen dem 14. und 17. November drei schwache Erdbeben registriert, die wahrscheinlich durch Fluidbewegungen zustande kamen. Bis weitere Daten veröffentlicht werden, müssen wir uns bis Anfang Dezember gedulden.