Island: Erdbeben nehmen auf Reykajnes zu

Zunahme der Seismizität bei gleichbleibender Bodenhebung – Vulkanausbruch kommt näher

In den vergangenen zwei Tagen nahm die Erdbebentätigkeit unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel weiter zu, wobei es vor allem entlang der Sundhnukur-Kraterreihe zu schwachen Erschütterungen kam. Erdbeben gab es aber auch an den 4 anderen großen Störungssystemen außerhalb des Svartsengi-Systems, zu dem die Sundhnukur-Kraterreihe gehört. Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 101 Erdbeben im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Auf ganz Island waren es 148 Erschütterungen.

Die Bodenhebung im Svartsengibereich geht parallel zu den Erdbeben weiter. Es gibt leichte Fluktuationen in den einzelnen Messwerten, doch im Großen und Ganzen ist die Hebungsrate seit Wochen konstant, wobei es eine minimale Abflachung der Kurve bei der Messstation Svartsengi gibt. Wahrscheinlich, weil der Widerstand des sich füllenden Speicher- und Fördersystems immer größer wird, je mehr Schmelze sich in ihm befindet. Aus der Tiefe aufsteigend Schmelze wird somit etwas gebremmst.

Die Daten sehen so aus, als würde sich in nächster Zeit ein weiteres Ereignis in Form der Bildung eines magmatischen Gangs oder einer Eruption geben, wobei unter den Wissenschaftlern eine Kontroverse aufgekommen ist, ob Grindavik nun mehr gefährdet ist als sonst. Die Zeit wird zeigen, welche der Fraktionen Recht gehabt haben wird.

In Grindavik selbst hat man sich sehr gut auf das Kommende eingestellt: Die Schutzwälle sind verstärkt worden und nun verlegt man ein Schaluchsystem zur Kühlung der Lava, wenn sie wieder über die Wälle strömen sollte, so wie es in der Schlussphase der letzten Eruption nahe des Geotehrmalkraftwerks geschah. Damals hatte man schon die Lavaströme abgekühlt, doch hatte man hiermit nur mäßigen Erfolg, weil die Kapazität der Schläuche und Pumpen zu gering war.

Auf einer Länge von 4 Kilometern werden zehn Zoll dicke Leitungen verlegt, die aus großen Tanks gespeist werden. Diese Schläuche und Pumpanlagen sind Teil eines neuen Kühlsystems, das kürzlich für eine halbe Milliarde Kronen gekauft wurde und auch zur Brandbekämpfung genutzt werden kann. Zu dem Pumpsystem gehören große Wassertanks, aus denen die Anlage gespeist wird.

Die Isländer haben erstmals 1973 Lava mit Wasser gekühlt, um den Hafen von Heimaey zu retten.

Während man sich in Bezug auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch bei Sundhnukur ziemlich sicher ist, spekuliert man in isländischen Medien darüber, welcher isländische Vulkan noch aktiv werden könnte. Vulkanologe Ármann Höskuldsson rechent damit, dass es innerhalb von 2 Jahren zu Eruptionen von Askja und Katla kommen könnte.

Ätna: 5. Paroxysmus aus der Voragine

Ätna auf Sizilien erzeugt 5. Paroxysmus aus der Voragine in Folge – Vulkanasche in 10.000 m Höhe

Der sizilianische Vulkan Ätna begann heute Nacht mit der 5. paroxysmalen Eruption in Serie. Die Eruption wurde von Vulkanbeobachtern seit einigen Tagen erwartet, auch wenn sie sich wissenschaftlich gesehen nicht vorhersagen ließ. Das Pausenintervall zum vorherigen Paroxysmus betrug 12 Tage und hat sich somit gegenüber dem vorherigen Intervall von 8 Tagen deutlich verlängert. Ob sich daraus allerdings bereits ein Trend ablesen lässt, ist fraglich.

Dem Paroxysmus voran ging eine mehrtägige Phase mit strombolianischen Eruptionen, die sich in den Stunden vor dem Paroxysmus steigerten und in immer kürzeren Abständen kamen. Bereits in der Vornacht rechneten Vulkanbeobachter mit einem Paroxysmus, weil die strombolianischen Eruptionen recht stark waren: Ihre Detonationen waren weithin hörbar. Doch die Hauptphase der paroxysmalen Eruption ließ auf sich warten und startete erst heute Nacht gegen 1:20 UTC (MESZ +2 Stunden), als der Tremor schnell zu steigen begann und in die Höhe schoss. Die strombolianischen Eruptionen steigerten sich zu einer Lavafontäne, die in ihrer Hochpahse die 1000 m Marke gesprengt haben dürfte. Sowohl INGV als auch VAAC Tolouse brachten Meldungen heraus und warnten vor dem Paroxysmus. Demnach stieg Vulkanasche höher als 10.000 m auf und gefährdete nicht nur Flugzeuge im Landeanflug auf Catania, sondern auch Maschinen auf Reiseflughöhe. Die Aschewolke verteilte sich auf ein großes Areal südöstlich des Vulkans und zog weit über das Ionische Meer hinaus. In den Ortschaften im Südosten des Ätna kam (und kommt) es zu massivem Aschefall.

Vulkanbeobachter vor Ort beschrieben den Ausbruch als den gewaltigsten der Serie, wobei es sich natürlich um subjektive Einschätzungen handelt.

Wie das INGV berichtet, erreichte der Tremor gegen 02:30 UTC sehr hohe Werte. Der Schwerpunkt der seismischen Aktivitäten lag unter dem Voragine-Krater in einer Höhe von 2800 bis 2900 Metern über dem Meeresspiegel.

Zusätzlich zeigte die Infraschallaktivität eine rasche und erhebliche Zunahme, wobei die Ereignisse auf den Voragine-Krater beschränkt und von hoher Amplitude sind.

Das Neigungsnetzwerk registrierte ab 02:18 UTC eine leichte sichtbare Variation, insbesondere, wobei eine quantifizierbare Veränderung von etwa 0,10 mrad festgestellt wurde. Die DRUV-Stammstation zeigte eine Variation von etwa 10 Nano-Strain. Es wurden jedoch keine wesentlichen Änderungen an den GNSS-Daten beobachtet.

Der Tremor ist leicht gefallen und bewegt sich heute Morgen seitwärts. Es sieht so aus, als würde die Eruption noch etwas länger anhalten wollen. Das Geschehen ist auf den Livecams bei aufziehender Bewölkung zu beobachten.

Ol Doinyo Lengai: Deflation detektiert

Vulkan Ol Doinyo Lengai in Tansania verliert an Höhe – Magmenkörper schrumpft

In den vergangenen Tagen schrieb ich öfter über den faszinierenden Vulkan Ol Doinyo Lengai, der im tansanischen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys liegt. Nun gibt es eine neue Studie, die weitere Erkenntnisse liefert.

Der Ol Doinyo Lengai in Tansania ist der weltweit einzige Vulkan, der Karbonatitlava ausstößt. Über diese besondere Lava wurde bereits viel berichtet, daher hier nur ein kurzer Überblick: Anders als silikatische Laven, die zwischen 45 und 70 % Kieselsäure enthalten, weist das Magma des Ol Doinyo Lengai weniger als 25 % Kieselsäure auf. Die Lava basiert auf Karbonat und enthält hohe Konzentrationen an Natrium und Kalium. Sobald sie erstarrt, oxidiert sie schnell zu einem weißen Pulver.

Die neue Studie analysierte hunderte von InSAR-Aufnahmen (Synthetic Aperture Radar) von zwei Satellitensystemen. Diese zeigen, dass ein etwa 500 m durchmessendes Gebiet im Gipfelbereich des Vulkans jährlich um 3,6 Zentimeter absinkt. In den letzten 10 Jahren hat der Kraterbereich somit 36 Zentimeter an Höhe verloren.

Dieses Phänomen wird höchstwahrscheinlich durch ein sich entleerendes Magmareservoir verursacht, das in maximal 1 km Tiefe unter dem Gipfelkrater liegt.

Die Subsidenz könnte eine Folge der großen explosiven Eruptionen von 2007-08 sein, bei denen sich Natriumkarbonat mit frischer silikatischer Schmelze mischte. Diese Eruptionen erreichten einen VEI 3 und sprengten die Kraterplattform, die seit der vorherigen explosiven Eruption von 1967 entstanden war. Es bildete sich ein neuer Kraterkegel mit einem über 100 m tiefen und mehr als 300 m breiten Krater. Seitdem wird der Krater langsam durch natriumkarbonatitische Lavaströme aufgefüllt, wobei sich Hornitos bilden, in denen die Lava brodelt.

Frühere Untersuchungen deuteten bereits darauf hin, dass der frisch entstandene Krater absinken könnte, was die neue Studie nun bestätigt. Die oberen Hänge dieses Kraters sinken seit 2013, vermutlich aufgrund des sich leerenden Magmareservoirs etwa 1.000 m unter dem Vulkan.

Die Geometrie und Eigenschaften dieses flachen Magmareservoirs bleiben unklar, könnten jedoch mit einem größeren Reservoir in einer Tiefe von 3.000 m oder mehr verbunden sein. Die Überwachung des Absinkens ist wichtig, um zukünftige Ausbrüche vorherzusagen. Am westlichen Rand des Vulkans entwickelt sich ein 100 Meter langer, mit Lava gefüllter Spalt, der sich weiter ausdehnen könnte, während der Vulkan weiter ausbricht und absinkt.

Ich besuchte den Ol Doinyo Lengai zuletzt im Frühjahr 2008 und bekam noch die Endphase der explosiven Eruptionen mit. Zuvor bestieg ich diesen faszinierenden Vulkan 3 Mal und riskierte dabei auch den einen oder anderen Blick in einen kollabierten Hornito. Darunter befanden sich gewaltige Hohlräume und es wurde klar, dass die Kraterplattform auf einem Untergrund ruhte, der einem Schweizer Käse glich, mit dem Unterschied, dass es mehr Löcher als Käse gab. Ich erinnere mich an ein Ereignis, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: Während des Mittagessens im Krater, das unser Koch Othman zubereitet hatte, durchlief eine Erschütterung den Vulkan und ein Geräusch wie von einem tiefen Glockenschlag ertönte und ließ die Luft vibrieren. In diesem Moment dachte ich, die Plattform würde kollabieren. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2023GL107673)

Taal Vulkan eruptiert drei Mal phreatisch

Vulkan Taal auf den Philippinen erzeugt 3 prheatische Eruptionen – Alarmstatus bleibt auf „1“

Gestern Morgen erzeugte der philippinische Calderavulkan Taal drei schwache phreatische Eruptionen, die Dampfwolken bis auf eine Höhe von 2.100 Metern aufsteigen ließen. Das geht aus einem Bericht der philippinischen Behörde PHIVOLCS hervor. Bereits am Vortag hatte sich eine phreatische Eruption manifestiert. Diese Entwicklung ist typisch für Zeiten mit einem relativ geringen Schwefeldioxid-Ausstoß, der sich gestern auf 3.309 Tonnen pro Tag belief. Zwar ist dies im Vergleich zu anderen Vulkanen ein hoher Wert und mit den Ausstoßmengen explosiv eruptierender Vulkane vergleichbar, doch am Taal gibt es immer wieder Phasen mit einem drei- bis viermal so hohen Schwefeldioxid-Ausstoß, in denen jedoch meistens keine phreatischen Eruptionen stattfinden.

Neben den drei dampfgetriebenen Eruptionen wurden drei vulkanotektonische Erdbeben registriert. Sie könnten in direktem Zusammenhang mit den Eruptionen gestanden haben.

Die drei phreatischen Ausbrüche dauerten jeweils eine Minute und wurden um 19:15 Uhr, 19:19 Uhr und 19:23 Uhr aufgezeichnet. Phreatische Eruptionen entstehen, wenn geothermische Energie Grundwasser so stark erhitzt, dass es schlagartig verdampft. Es ist auch möglich, dass sich der Dampf zuerst in Hohlräumen ansammelt, bis der Druck so groß ist, dass Schwachstellen im Gestein nachgeben. Diese Eruptionen sind typisch für Vulkane mit einem Kratersee, aber auch für große Calderas mit einem ausgeprägten Hydrothermalsystem. Auf Taal trifft beides zu: Die Eruptionen manifestierten sich aus dem wassergefüllten Krater auf Volcano Island. Die Vulkaninsel liegt in einem großen See, der die Caldera des Vulkans füllt.

Das PHIVOLCS-Bulletin vermerkte auch die langfristige Deflation der Taal-Caldera und die kurzfristige Inflation der nördlichen und südöstlichen Flanken der Taal-Vulkaninsel.

Über dem Taal-Vulkan bleibt Alarmstufe 1 bestehen, was auf ein geringes Maß an Unruhe hinweist. Mögliche Gefahren bei Alarmstufe 1 umfassen phreatische Explosionen, vulkanische Erdbeben, kleinere Aschefälle und/oder Exhalationen von Vulkangas. Sammelt sich das Gas in Senken an, können tödlich wirkende Gaskonzentrationen entstehen. Außerdem besteht die Gefahr der Bildung von Vog (vulkanischem Smog).

Das Betreten der Taal-Vulkaninsel, insbesondere des Hauptkraters und der Daang-Kastila-Spalten, bleibt weiterhin streng verboten. Die Insel ist als permanente Gefahrenzone ausgewiesen. Auch der Aufenthalt am Taal-See ist verboten.

Erst vor zwei Wochen gab es in der US-amerikanischen Yellowstone-Caldera eine phreatische Explosion, die einen hölzernen Laufsteg zerstörte. Theoretisch sind solche Eruptionen auch in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei möglich.

Suwanose-jima eruptierte am 02.08.24

Entlegener Inselvulkan Suwanose-jima eruptierte Aschewolke –  Seismizität deutlich erhöht

Der japanische Inselvulkan Suwanose-jima liegt im Süden des Ryukyu-Archipels und zeichnet sich durch seine oft mehrere Monate andauernden Eruptionsphasen aus, während derer der Vulkan strombolianische und vulcanianische Eruptionen erzeugt. In eine solche Eruptionsphase könnte der Suwanose-jima nun wieder eintreten, denn nachdem er mehrere Wochen lang vergleichsweise ruhig war, meldete das VAAC Tokio heute eine explosive Eruption, bei der die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 1.800 Metern aufstieg und in Richtung Süden verfrachtet wurde. Es handelte sich um eine kleinere Aschewolke, die nicht unbedingt die Initialzündung einer Eruptionsphase gewesen sein muss, jedoch sein könnte. Für weitere Eruptionen spricht die erhöhte Seismizität, die seit Mitte Juli deutlich zugenommen hat. In der Spitze wurden fast 100 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt, die auf Magmenaufstieg hindeuten.

Das JMA bestätigte die Eruption in einer kurzen Meldung und schrieb, dass Vulkanasche gut 1.000 Meter über Kraterhöhe aufgestiegen sei. Weitere Informationen wurden angekündigt.

Das „vergleichsweise ruhig“ bezieht sich darauf, dass es am 22. und 24. Juli bereits zwei einzelne Eruptionen gegeben hat. Im JMA-Bulletin für den Beobachtungszeitraum vom 22. bis 29. Juli erfährt man, dass die Eruptionen aus dem Otake-Krater erfolgten. Vulkanasche stieg ähnlich hoch auf wie heute. Dabei verteilten sich größere Gesteinsblöcke in einer Entfernung von 300 Metern um das Kraterzentrum. In der Nacht wurde der Ausbruch mittels einer hochempfindlichen Überwachungskamera beobachtet, die Rotglut aufzeichnete.

Während des gesamten Zeitraums traten vulkanische Erschütterungen unter dem Krater auf, jedoch blieb die Anzahl der vulkanischen Erdbeben auf der Westseite der Insel gering.

Kontinuierliche GNSS-Beobachtungen weisen auf eine zunehmende Ansammlung von Magma in tieferen Bereichen der Westseite der Insel hin, jedoch ohne signifikante Schwankungen.

Das JMA warnt davor, sich dem Gipfelbereich des Suwanose-jima zu nähern: Innerhalb eines Umkreises von 1,5 km um das Zentrum des Mitake-Kraters besteht die Gefahr, dass große Schlackenblöcke einschlagen.

Ätna: Strombolianische Eruptionen halten am 2. August an

Strombolianische Eruptionen aus der Voragine setzten sich fort – Tremor steigt langsam

Am Ätna auf Sizilien hält die strombolianische Tätigkeit aus dem Krater Voragine an. Die Eruptionen kommen in relativ kurzen Abständen und fördern zunehmend glühende Tephra, die gut 100 m hoch ausgeschleudert wird und auf der Außenflanke des neu gewachsenen Kraterkegels landet. Dieser Kegel markiert aktuell den Gipfel des Ätnas.

Luftaufnahmen zeigen, dass sich im Förderschlot des Kraterkegels eine Lavalinse gebildet hat, etwas, das am Ätna nicht alle Tage vorkommt. Normalerweise sind die Schlote an der Oberfläche mit Brocken erkalteter Lava gefüllt, die bei den Eruptionen ausgestoßen werden. Früher, als der Förderschlot noch unterhalb des Niveaus des Rands vom Zentralkrater lag, konnte man bei solchen Gelegenheiten platzende Lavablasen fotografieren.

Während die Erdbebentätigkeit gering ist, steigt der Tremor immer weiter an und bewegt sich nun knapp unterhalb der Grenze zum roten Bereich. Natürlich stellt man sich die Frage, ob die aktuelle Tätigkeit das Vorspiel zu einem neuen Paroxysmus ist oder ob wir eine Phase strombolianischer Tätigkeit erleben, wie wir sie am Anfang der Eruptionen im Juni sahen. Letztendlich gipfelte aber auch diese mehrwöchige Phase in einem Paroxysmus, was auch jetzt gut möglich, aber nicht zwingend gegeben ist.

Wissenschaftlich betrachtet lassen sich Paroxysmen praktisch nicht prognostizieren. Die Ausbrüche können noch stoppen, wenn man sich fast sicher ist, dass einer beginnt. Die Erfahrung zeigt aber, dass sich langsam steigernde strombolianische Eruptionsphasen oft in Richtung Paroxysmus entwickeln. Andererseits gab es in früheren Jahren immer wieder rein strombolianische Eruptionsphasen am Ätna, die oft monatelang andauerten, ohne dass es zu einem Paroxysmus kam. Da es aber im Juli bereits zu vier dieser Ausbrüche kam, ist es wahrscheinlich, dass wir den fünften bald sehen werden.

Übrigens tauchte auch das Erdbeben von Cosenza im Seismogramm des Ätnas auf und man darf sich fragen, ob es Auswirkungen auf die Vulkane Ätna und Stromboli haben wird. Erdbeben sind in der Lage, Vulkane zu beeinflussen und Eruptionen zu triggern, aber auch abzuwürgen.

Ol Doinyo Lengai mit thermischer Anomalie am 1.08.24

Vulkan Ol Doinyo Lengai zeigt thermische Anomalie – Lavapool kocht im Hornito

Der Ol Doinyo Lengai liegt im Norden von Tansania, genauer gesagt östlich der Serengeti und südlich des Natronsees. Auch die Grenze zu Kenia ist nicht weit entfernt. Der Vulkan ist der Gottberg der Maasai und bekannt für die Eruption einer einzigartigen Lava-Art, die als Natriumkarbonatit bekannt ist. Diese Lava kommt nicht nur extrem selten vor, sondern ist zugleich die kälteste Lava der Welt. Ihre Schmelze ist nur zwischen 500 und 600 Grad Celsius heiß und sieht im Sonnenlicht wie silbrig glänzender Schlamm aus. Bei Nacht erscheint sie oft völlig schwarz oder zeigt eine schwache Rotglut, die meistens nur auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar wird. Ob man die Rotglut mit bloßem Auge erkennen kann, hängt von der Temperatur der Schmelze ab: Liegt sie am unteren Spektrum des Temperaturbereichs, ist sie für gewöhnlich nicht sichtbar.

Während des Frühsommers war der Ol Doinyo Lengai nur sporadisch aktiv und nur selten trat Lava aus. Offenbar köchelte sie im Inneren der Hornitos, die sich im Krater bilden, ohne großartig auszutreten. In den letzten Tagen gibt es jedoch wieder öfter Satellitenfotos zu sehen, die im Infrarotspektrum Wärmeanomalien visualisieren und zeigen, dass Lava aus dem zentralen Hornitobereich strömt. Diese bildet kurze Lavaströme, die überwiegend im östlichen Kraterbereich unterwegs sind, sich zeitweise aber auch nach Norden und Süden ausbreiten.

Unser Vereinsmitglied Jochen Felkl steht in Kontakt zu lokalen Maasai-Vulkanführern, die ihm ab und zu ein Handyfoto vom Vulkan schicken. Auf dem neuesten Foto ist ein Hornito zu erkennen, dessen Spitze aufgeplatzt oder kollabiert ist, was den Blick auf einen brodelnden Lavapool bei Nacht freigibt.

Der Ol Doinyo Lengai liegt im Ostafrikanischen Grabenbruch, einer divergenten Störungszone, die sich zu einer kontinentalen Naht entwickeln könnte. Der Verlauf des Grabenbruchs wird durch eine Reihe von Sodaseen an seinem Grund gekennzeichnet. Bei meinem USA-Urlaub im letzten Monat besuchte ich die San-Andreas-Fault, bei der es sich um eine Transformstörung handelt, die die Grenze zwischen Nordamerika und dem Pazifik markiert. Auch hier Reihen sich mehrere Sodaseen aneinander. Warum das so ist, versuche in ein einem der nächsten Artikel zu erklären.

Kanalon: Erdbeben und Inflation am 31. Juli

Kanlaon zeigt Erhöhung von Seismizität und Inflation – Gasausstoß hoch

Auf den Philippinen sorgt der Vulkan Kanlaon für Schlagzeilen: Gestern wurden unter dem Vulkan 18 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Am 29. Juli wurden noch 5 Beben gemeldet. Außerdem hat sich seitdem der Schwefeldioxid-Ausstoß in den letzten Tagen fast verdoppelt und belief sich gestern auf gut 2500 Tonnen am Tag.

Die Vulkanologen von PHILVOLCS haben zudem eine erhöhte Inflation des Vulkangebäudes festgestellt haben. Diese begann bereits im Juni zu beschleunigen. Messungen des Kanlaon Volcano Observatory mit elektronischen Distanzmessern (EDM) haben seit dem 18. Juni 2024 eine signifikante Verkürzung der EDM-Linien an den mittleren und unteren südöstlichen Hängen des Vulkans registriert. Seit 2022 zeigt der Vulkan eine langsame, aber kontinuierliche Schwellung, basierend auf GPS- und elektronischen Neigungsmessungen. Das deutet auf einen langfristigen Druckanstieg infolge von Magmenaufstieg im Inneren des Vulkans hin.

Angesichts der andauernden vulkanischen Erdbebenaktivität und der erhöhten SO2-Emissionen zeigen die jüngsten Veränderungen der Bodendeformationsparameter, dass sich der Kanlaon auf eine Eruption vorbereiten könnte.

Für den Kanlaon gilt die Gefahrenwarnstufe „2“, was auf oberflächennahe magmatische Prozesse hinweist, die möglicherweise zu explosiven Ausbrüchen führen könnten. Es wird dringend geraten, die permanente Gefahrenzone mit einem Radius von vier Kilometern zu meiden, um Risiken durch vulkanische Gefahren wie pyroklastische Ströme, ballistische Projektile und Steinschlag zu minimieren. Bei Ascheregenereignissen sollten Menschen in betroffenen Gebieten Nase und Mund mit einem feuchten Tuch oder einer Staubmaske bedecken. Zivilluftfahrtbehörden sollen Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden. Gemeinden an den Flusssystemen der Süd- und Westhänge sollten bei starkem Regen Vorsichtsmaßnahmen gegen Lahare und schlammige Strömungen ergreifen.

Taal vergleichsweise ruhig

Auf den Philippinen ist auch der Taal-Vulkan aktiv, doch hier ist es in den letzten Tag zu keinem nennenswerten Ereignis gekommen. Seismizität und Gasausstoß sind vergleichsweise gering. Der Der Schwefeldioxid-Flux liegt unterhalb von 2000 Tonnen am Tag.

Ätna: Ascheeruptionen aus mehreren Kratern am 31. Juli

Eruptionen aus mehreren Ätna-Kratern – Jetzt stimmt auch der Südostkrater mit ein

Der Ätna auf Sizilien zeigt sich zur Reise-Hochsaison von seiner besten Seite und begeistert zahlreiche Touristen, die mit der Hoffnung nach Italien reisten, einen Vulkanausbruch miterleben zu dürfen. Der mächtige Ätna feuert inzwischen aus allen vier Gipfelkratern, da heute auch der Südostkrater in die Eruptionen einstimmte. Der Gipfelbereich dieses Kraterkegels zeigte heute Morgen eine thermische Anomalie, die auf der INGV-Livecam sichtbar war. Zwar gehen von der Bocca Nuova keine Explosionen aus, doch dieser Krater förderte während der paroxysmalen Eruptionen aus der Voragine Lavaströme. Ich frage mich generell, wie sinnvoll die Unterteilung des zentralen Kraterkomplexes in Bocca Nuova und Voragine noch ist, da die beiden Krater zunehmend verschmelzen. Die Tatsache, dass die Lavaströme während des Paroxysmus aus Schloten am Westrand der Bocca Nuova austreten, zeigt, dass es sich hier um ein zusammenhängendes Fördersystem handelt. Teilweise ist noch der ehemalige Rand der Voragine zu erkennen, doch anstelle des Kraters ist nun ein Schlackenkegel getreten, der mit einer Gipfelhöhe von 3369 m den höchsten Punkt des Ätnas bildet.

Satellitenaufnahmen zeigen im Infrarotspektrum eine ausgeprägte thermische Anomalie im Bereich der Voragine. Dieser Krater ist seit Tagen strombolianisch tätig und hat die Frequenz der Eruptionen seit gestern deutlich gesteigert. Zudem stieg der Tremor an und bewegt sich im oberen Drittel des gelben Bereichs. MIROVA detektierte heute Nacht eine starke Thermalstrahlung mit 127 MW Leistung. Diese wird entweder von einer größeren Menge heißer Tephra abgestrahlt, die sich auf dem neuen Kegel in der Voragine ablagerte, oder es fließt sogar wieder ein Intrakraterlavastrom. Die Stärke der Thermalstrahlung spricht für letzteres Szenario. Da das Betreten des Kraterbereichs verboten ist, fehlen jedoch visuelle Bestätigungen des Geschehens.

Der aktuell veröffentlichte INGV-Bericht zum Ätna, der den Beobachtungszeitraum 22.-28. Juli abdeckt, beschreibt die Paroxysmen vom 23. Juli ausführlich. Besonders interessant ist, dass es im Zusammenhang mit dem Ausbruch zu einer Bodenhebung von 2,5 µrad gekommen ist.

Die Analyse der Tremorquelle verdeutlichte, dass der Tremor aus einem Bereich unter dem südlichen Rand des Zentralkraters stammt, wo das Magma bis auf eine Tiefe von 3000 m über dem Meeresspiegel aufgestiegen war. Damit befindet sich die Oberseite des Magmenkörpers auf Augenhöhe mit der Basis des Zentralkraterkomplexes. Es würde mich nicht wundern, wenn es demnächst zu subterminalen Lavastromausbrüchen käme.

Erdbeben in Bereich von Vulcano

Nicht nur am Ätna tut sich einiges sondern auch im Bereich der Lipareninsel Vulcano. Hier ist die Erdbebentätigkeit weiterhin erhöht und das seismische Netzwerk vom INGV registrierte seit dem 6. Juli 8 Beben im Bereich der Vulkaninsel. Das Stärkste manifestierte sich am 22. Juli und hatte eine Magnitude von 2,7. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 7310 m angegeben. Dsa Epizentrum lag offshore, gut 10 Kilometer westlich von Porto di Ponente.