USA 2024: Go West!

Panoramafoto vom Bryce Canyon in Utha. © Marc Szeglat

Bericht zum Roadtrip im Südwesten der USA im Juli 2024

Erste Woche von Las Vegas zum Arches N.P.: Im Wunderland der Canyons

Zugegeben, mitten im Hochsommer in den Südwesten der USA zu reisen, ist nicht unbedingt die beste Idee, auf die man kommen kann, denn der Juli ist dort der heißeste Monat im Jahr. Um dann noch ausgerechnet Las Vegas in Zeiten des Klimawandels (aus dem wir aber auch nicht mehr herauskommen werden) anzusteuern, muss man entweder bekloppt oder fatalistisch-enthusiastisch sein, und zumindest auf den Autor dieser Zeilen trifft beides zu. Zu meiner Verteidigung habe ich zu sagen, dass man sich mit einem schulpflichtigen Kind und einer Freundin im öffentlichen Dienst eines Kindergartens, in dem man nur während der Sommerschließung lang genug Urlaub am Stück bekommt, um länger zu verreisen, nicht unbedingt die Reisezeit aussuchen kann. Wenn man also dann in die USA reisen möchte, heißt es: „Friss oder lass es sein!“. Dass wir Las Vegas ansteuerten, war ein wenig der Preisgestaltung der Airlines geschuldet, denn entgegen den Zielen in den Metropolen der Westküste spart man hier gut 200 Euro pro Flugticket. Also nahmen wir den Schweiß bei der Buchung der Flüge in Kauf und fluchten dann am Ziel angekommen nicht schlecht, denn es war nicht nur heiß, sondern kochend: Das Thermometer zeigte 47 Grad Celsius an, und in den Nachrichten sprach man nicht nur von einer Hitzewelle, sondern vom heißesten Juli in Las Vegas seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Nun ja, Sport wollte ich hier sowieso nicht treiben.

Unsere erste Nacht verbrachten wir im Hotel Stratosphere, das wir aufgrund seines hohen Turms ausgewählt hatten, von dem man einen tollen Blick über die Spielermetropole im Bundesstaat Nevada hat. Das Problem hier und in ganz Las Vegas ist nur, dass man mit einem Minderjährigen nicht die Casinobereiche der Hotels betreten darf, was dann das Besichtigungsprogramm für die begleitenden Erwachsenen doch ein wenig einschränkt. Im Aussichtsturm machten wir die erste Bekanntschaft mit den Preisen in den USA: Für zwei Slush-Eis und eine Flasche Wasser war ich dann gleich 20 USD los. Früher galt Las Vegas immer als Billigmeier, und man lockte die Leute über günstige Drinks und „All-You-Can-Eat-Buffets“ in die Casinos. Sollte sich daran seit meinem letzten Besuch hier vor 30 Jahren etwas geändert haben? Um die Antwort vorwegzunehmen: Ja! Spätestens beim Frühstück wurde klar: Amerika ist teuer. Durchschnittspreis für drei Mal amerikanisches Frühstück mit Getränken lag bei 70 USD. Nicht nur in Las Vegas, sondern auf der ganzen Tour. Ich habe mich bis heute nicht getraut, meine Kreditkartenabrechnung anzusehen.

Am nächsten Tag nahmen wir unser gemietetes Wohnmobil in Empfang: Es war ausgerechnet in Dunkelgrau gehalten, und eine Sauna war nichts gegen die Temperaturen in seinem Inneren. Der Übergabecheck, der online erfolgte und mit dem Smartphone in der Hand abgearbeitet werden musste, dauerte über eine halbe Stunde und brachte mich an den Rand eines Kreislaufkollapses. Erst später sollte ich auf die Idee kommen, den Motor einfach auch im Stand laufen zu lassen und die Klimaanlage voll aufzudrehen, was hier üblich ist. Auch wenn man kurz aussteigt, etwa um ein Foto zu machen oder einkaufen zu gehen, praktiziert man es so. Ich lernte schnell: In dem Land, in dem man unter Hitzewellen und Waldbränden leidet wie kaum anderswo, schert man sich einen Dreck um Klimaschutz! Natürlich geht man nicht mit gutem Beispiel voran, wenn man zum Schwitzen elf Stunden über den großen Teich fliegt und mit einem Wohnmobil durch die Gegend fährt, doch im Endeffekt bin ich auch nicht bereit, auch noch aufs Reisen ganz zu verzichten, wenn anderswo permanent voll aufgedreht wird.

Am Duck-Creek bei Cedar City. © Marc Szeglat
Nachdem die Formalitäten erledigt waren, ging es direkt auf die Straße und hinaus aus dem Höllenloch Las Vegas, hinauf in die kühleren Regionen des höher gelegenen Coloradoplateaus. Da es schon Spätnachmittag war, als wir endlich losfahren konnten, steuerten wir zuerst eine nette Bergregion bei Cedar City an und übernachteten im Duck-Creek-Statepark. Wie es der Zufall so will, gab uns einer der Security-Männer im Stratosphere den Tipp, uns dort umzusehen. Und tatsächlich war es ein wunderschöner Ort, mitten in einem Pinienwald, wo sich der Entenbach zu einem See erweiterte. Hier schlug gleich Leroys und mein Anglerherz höher, doch um die Ruten auszupacken, hatten wir noch nicht die Muße.

Als nächstes mussten wir den Zion Nationalpark und den Bryce Canyon ansteuern, da wir den Campingplatz im Bryce Canyon Nationalpark reserviert hatten. Erfahrungsgemäß ist es nicht einfach, auf die Plätze in den Nationalparks unterzukommen, besonders nicht in der Ferienzeit. Den Zion nahmen wir im Schnellgang mit, fotografierten die versteinerten Dünen und sagten die geplante Wanderung zu den Emerald Springs kurzerhand ab, weil es hier zwar kühler war als in Las Vegas, das Thermometer aber trotzdem die 40-Grad-Marke sprengte. Außerdem nervte es, dass man nur mit den nationalparkeigenen Bussen durch die Schlucht fahren durfte.

Camping im Bryce Canyon Nationalpark

Abends erreichten wir dann den Bryce Canyon Nationalpark, wo die Temperaturen immer noch warm, aber erträglich waren. Tatsächlich war der Campingplatz voll, doch die Reservierung hatte geklappt und wir konnten zwei Nächte hier bleiben. Wie auf solchen Plätzen üblich, gab es weder Strom für den Camper, noch anderen Luxus, der über einfache Toiletten (immerhin mit Spülung) und einem Waschbecken hinausging. Sehr zu Ullahs Leidwesen. Zwar hatte der Camper ein Duschklo, aber wir noch kein Wasser im Tank, und so richtig wollten wir Dusche und Klo nicht benutzen. Mich musste man eh mit Pressluft in die Kabine hineinschießen, so eng war das Teil, und außerdem hielt sich meine Motivation in Grenzen, ständig eine Kassette mit chemisch aufgelösten Fäkalien zu reinigen! Also, erstmal keine Dusche, dafür schnell zum Aussichtspunkt mit Blick auf den Canyon, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Der Bryce Canyon gehört meiner Meinung nach zu den schönsten geologisch geprägten Naturwundern im Südwesten der USA. Der von Wind, Wasser und Frost modellierte Canyon im Sandstein des Colorado-Plateaus schimmert in allen vorstellbaren Nuancen von Rot bis Ocker. Die Farben variieren mit dem Licht. Am Morgen brachen wir mit dem Sonnenaufgang zu einer kleinen Wanderung auf und stiegen in den Canyon hinab. Das Besondere hier sind die Hoodoos genannten Sandsteintürme, die unter einem Deckstein aus härterem Material stehen geblieben sind, während der Sandstein rundherum erodierte. Ähnliche Feenkamine kenne ich ansonsten nur aus Göreme in der Türkei. Bereits um 10 Uhr beendeten wir aufgrund der zunehmenden Hitze unsere Tour und gingen im Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks zum Brunch. Wir erfuhren, dass es abends ein Rodeo geben sollte, das wir uns natürlich anschauen wollten. Zurück auf dem Campingplatz streiften wir auf dem Gelände umher und bestaunten die Gespanne der Einheimischen. Caravan-Salon lässt grüßen! Unser Campervan schnitt im Vergleich zu den anderen Wohnmobilen, die schnell mal 250.000 USD und mehr kosten, ziemlich schlecht ab. Bei uns kam die Frage auf, wie sich so viele Amerikaner sowas leisten können. Tatsächlich verdient man in den USA deutlich mehr als bei uns, was sich auf den Campingplätzen u.a. durch Stille bemerkbar machte: Saufgelage und nächtliches Krakeelen erlebt man auf Campingplätzen in den USA nicht. Hier steht man auch nicht Hering an Hering, sondern hat geräumige Stellplätze mit eigener Feuerstelle und Tischen mit angebauten Bänken zur Verfügung. Häufig gibt es sogar eine Bärenbox mit Stahltor, in der man Lebensmittel einschließt, damit Bären nicht Zelte oder Caravans demolieren und plündern. Außerdem kann man hierin prima übernachten, falls es doch mal ein Bär bis ins Zelt schafft.

Während die Campingplätze in den Parks meistens zwischen 20 und 30 USD pro Nacht kosten, sieht es bei den privat betriebenen Anlagen anders aus: Hier gibt es dann Duschen, Strom und Wasseranschlüsse für die Wohnmobile, aber auch Rechnungen, die dreistellig werden können. Auf so einem Campingplatz begaben wir uns nachmittags zum Duschen und Wassertankauffüllen. Für die Dusche bezahlten wir 8 USD pro Person, was in meinen Gedanken die 70 € für den Eintritt in der Blauen Lagune auf Island ein wenig abmilderte. Luxus hat eben seinen Preis, und wenn man sein Duschklo im Camper nicht dreckig machen will, muss man den zahlen und darf nicht jammern. Ein Gedanke, den ich noch öfter denken sollte.

An unserem letzten Abend in der Region besuchten wir dann noch das Rodeo. Es war mal eine interessante Erfahrung, so etwas live zu sehen. Das Ganze erinnerte ein wenig an eine Stuntshow mit gut trainierten Reitern, die gekonnt von Pferden und Bullen fielen.

Abstecher zum Grand Canyon

Vom Bryce Canyon ging es zu einem kurzen Abstecher ans North Rim des Grand Canyons. Den mehrtägigen Abstieg in die größte Schlucht der Welt sparten wir uns. Dafür absolvierten wir den Rim Drive und genossen von verschiedenen Parkplätzen aus den Blick über den Canyon. Besonders im Licht der tiefstehenden Sonne des Nachmittags entfalteten die Jahrmillionen alten Gesteinsschichten ihre volle Farbenpracht. Unglaublich, welche Naturkräfte hier am Werk gewesen sein müssen.

Da wir uns aufgrund der hohen Temperaturen so manche Wanderung erspart hatten, lagen wir ziemlich gut in der Zeit, und so beschlossen wir, Leroy seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen und dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten. Dazu mussten wir nach Page zum Lake Powell fahren, wo der Colorado River in einer Schlucht, ähnlich dem Grand Canyon, gestaut wird. Der Weg dorthin führte durch die menschenleere Halbwüste, und hier bekamen wir einen schönen Eindruck von der Weite des amerikanischen Südwestens. Kurz vor dem Ziel legten wir eine kleine Pause an den beiden Navajo Bridges ein, die hier über den Fluss führen, der als Lebensader der gesamten Region gilt. Ich fragte zwei Biker, ob ich sie fotografieren dürfte, und einer sprang sogar von seiner Harley und gestattete Leroy, eine Runde zu drehen.

Der Antelope-Canyon: Steingewordener (Alp)Traum

Den Antelope Canyon kannte ich schon von einem früheren Besuch des Südwestens, und zweifellos gehörte er immer in meine Top 10 geologischer Naturwunder. Leider scheint er nicht nur in meiner Liste weit oben zu stehen. Im Vorfeld unseres Abstechers recherchierte Leroy während der Fahrt im Internet zum Antelope Canyon und kam zu dem Schluss, dass man zwingend eine Online-Reservierung bei einem der zahlreichen Veranstalter buchen müsste, doch praktisch alle Plätze waren natürlich vergeben. Außerdem waren mir diese Touren zu teuer, denn die Preise lagen zwischen 120 und 180 USD pro Person für einen gut 2-stündigen Trip. Doch ich, wie immer optimistisch, meinte, dass man beim Navajo vor Ort bestimmt noch etwas deichseln konnte. Ich erinnerte mich an das Gatter am Eingang zum Indianerland, vor dem ich vor 30 Jahren stand, an dem ein Schild mit einer Telefonnummer hing, die man anrufen sollte, wenn man den Slickrock-Canyon besichtigen wollte. Damals wählte ich diese Nummer und verabredete mich mit dem Besitzer der Schlucht, die in einem Navajo-Reservat auf Privatland liegt. Während ich mit meiner damaligen Begleiterin auf den Navajo wartete, gesellten sich noch eine Handvoll anderer Touristen zu uns und der Native American fuhr uns gegen ein moderates Entgelt zur Schlucht, wo wir uns frei umsehen konnten. Damals schrieb ich ins Tagebuch: „Der Antelope Canyon, ein steingewordener Traum, der in allen Variationen von Gelb, Rot und Ocker schillert“. Wieder am Tor gab er sein Einverständnis, dass wir uns noch in den Lower Antelope Canyon begeben konnten, den wir dann tatsächlich für uns ganz alleine hatten und eine spannende Klettertour erlebten. Umso heftiger musste ich schlucken, als wir jetzt auf die gut ausgebaute Touristenstation zufuhren, in der deutlich über 150 Schaulustige warteten. In der Ferne lag eine zweite Station, die den Eintritt in den Lower Canyon verwaltete.

Anstelle des alten Tors gab es einen gut ausgebauten Parkplatz, einen überdachten Wartebereich für die Touristen, zwei Ticketschalter, zwei Reihen echt vollgeschissener und seit Wochen nicht geleerter Dixiklos und gut 20 Pickups mit Sitzbänken für bis zu 14 Personen auf der Ladefläche. Die einen hatten rote Baldachine, die anderen blaue. Beide knackten sicher beim reinbeißen. Es gab also zwei Tourenanbieter, die alle 40 Minuten zeitversetzt mit einer Tour starteten. Soviel dazu! Am Ticketschalter stand ein Schild „cash only“ und ich fluchte bereits gedanklich, da ich keine 360 USD mehr cash hatte, aber zum Glück akzeptierte man auch Kreditkarten und es gab sogar noch ein paar freie Plätze für uns. Also, obwohl mir meine Lust angesichts des Massentourismus eigentlich vergangen war, zahlte die Kreditkarte. Da Filmen und Fotografieren vom Stativ auch noch verboten war, speckte ich meine Ausrüstung ab und nach kurzer Wartezeit wurden wir zusammen mit gut 70 anderen in Richtung Canyoneingang gefahren. Nach 10 Minuten über eine staubige Piste erreichten wir den Eingang zum Upper Antelope Canyon. Hier parkte bereits eine Doppelreihe klimatisierter Kleinbusse mit abgedunkelten Scheiben, die auswärtigen Reiseunternehmen gehörten, die nicht zum Navajo-Clan gehörten. Schätzungsweise waren gut 120 Personen in der Schlucht unterwegs, die so schmal ist, dass man in vielen Bereichen die beiden Steilwände mit ausgestreckten Armen berühren kann. Damit kein Chaos entsteht, gehörte zu jedem Pickup ein Führer, der seine Leute zusammenhielt und so durch die Schlucht bugsierte, dass kein größeres Gedränge entstand. Allerdings wurde das Tempo der Wanderung durch die Schlucht vorgegeben und man konnte nicht einfach an einem Ort länger verweilen, etwa um die einzigartige Stimmung in sich aufzunehmen oder um Fotos zu machen. Außerdem hatte man natürlich fast immer jemand anderes im Bild, sobald man den Boden der Schlucht mit auf dem Foto haben wollte. Obwohl der Canyon derselbe geblieben ist, stellte sich bei mir nicht mehr diese ehrfurchtsvolle Faszination ein, die ich bei meinem ersten Besuch hier empfand. Damals konnte man sich gut vorstellen, wie die Navajos tanzend und singend die Schlucht durchzogen, die eine heilige Stätte für sie war. Durch diese extreme Form des geschäftstüchtigen Massentourismus haben sie selbst diesen einmaligen Ort entweiht, obschon ich natürlich gut verstehen kann, dass auch Native Americans inzwischen den amerikanischen Traum des Weißen Mannes träumen. Und Geld lässt sich so auf jeden Fall verdienen!

Nach gut eineinhalb Stunden standen wir wieder am Ausgangspunkt der Touristenstation. Leroy war wieder um einen Traum ärmer und um eine Erfahrung reicher. im Angewsicht der herben Enttäuschung ob der Menschenmassen war mein Kommentar, dass es wohl erst besser wird, wenn die menschliche Zivilisation nach dem zu erwartenden Kollaps in den nächsten Jahrzehnten neu startet und wir mit modernen Segelschiffen den Atlantik überqueren. Allerdings wird Reisen dann wieder so exklusiv sein, wie es vor 3 bis 4 Generationen der Fall gewesen war. Ob Leroy -so wie ich- nach 30 Jahren eine zweite Chance erhält, dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten, ist fraglich. Soviel zu meinem Optimismus.

Den Mittag verbrachten wir dann in Page. Dort besichtigten wir den majestätischen Glen-Canyon-Damm. Der Pegel des Sees hat sich in diesem Jahr etwas von der vorherigen Dürre erholt, lag aber dennoch weit unter dem früher anvisierten Maximum. Im Marina State Park bezogen wir Quartier und zahlten für den Stellplatz prompt 105 USD. Aufgrund der Temperaturen von ca. 44 Grad benötigten wir allerdings für das Wohnmobil Elektrizität, damit die Klimaanlage auch nachts laufen konnte, daher war der teure Stellplatz alternativlos, zumindest, wenn man sich im Womo nicht wie in einem Schnellkochtopf fühlen wollte.

Nachmittags ging es dann noch zum Schwimmen ans Seeufer. Eigentlich hat die Umgebung des Sees schon so viele Naturwunder zu bieten, dass man hier einen ganzen Urlaub verbringen kann, doch da es mir ein wenig darum ging, Leroy einen möglichst umfassenden Eindruck des geologischen Wunderlands zu vermitteln, beschränkten wir uns auf die Highlights.

Arches Nationalpark: Im Wunderland der Steinbögen

In diesem Sinne dehnten wir unsere Tour noch etwas weiter aus und nahmen auch noch den Arches Nationalpark mit. Dafür hieß es einen ganzen Tag lang Autofahren und Kohlendioxidemissionen zu erzeugen, was der Auspuff nur so hergab. Morgens besichtigten wir noch den Horseshoe Bend am Colorado. Hier macht der Fluss eine spektakuläre 180-Grad-Wende. Anschließend ging es vorbei am Monument Valley, den gefalteten Gesteinen am Mexican Hat und dem Eingang zu den Canyonlands. Am Abend erreichten wir Moab mit dem nächsten 100-Dollar-Stellplatz. Wenigstens gab es hier nicht nur Strom, sondern auch Duschen und einen Pool, was wir bis in die Dunkelheit hinein ausnutzten. Verwöhnte Bande!

Am Morgen hieß es um 5:30 Uhr aufstehen und schnell in den Arches Nationalpark zu fahren. Wir wollten möglichst früh eine Wanderung zum Double-O-Arch unternehmen und wieder am Wagen sein, bevor die Hitze zuschlug. Die Wanderung hatte ich als ziemlich spektakulär in Erinnerung: Sie führt auf einer Strecke von ca. 7 Kilometern durch das Gebiet des Devil’s Garden. Bevor man den doppelten Steinbogen erreicht, passiert man den Landscape-Arch, der mit einer Spannweite von 88 m der Bogen mit der größten Spannweite ist. Doch das Spektakuläre an dieser Wanderung ist der Pfad, der teilweise auf schmalen Graten von Gesteinsrippen entlangführt und ein wenig Kraxelei erfordert. Ich war mir nicht ganz sicher, wie motiviert Ullah und Leroy waren und ob sie die teils exponierte Lage auf den Graten vertragen würden. Daher behielt ich diesen Detail der geplanten Wanderung für mich, ermahnte Leroy nur, bei uns zu bleiben und nicht voranzupreschen. Erstaunlicherweise schien es den beiden Spaß zu machen, auf den Gesteinsrippen, aus denen in einigen Hunderttausend Jahren vielleicht mal Natursteinbögen werden, entlangzulaufen. Der Double-O-Arch zählt meiner Meinung nach zu den schönsten Bögen im Park. Tatsächlich waren hier um diese Uhrzeit noch nicht viele andere Wanderer unterwegs, sodass wir einige kostbare Momente fast meditativer Stille im Angesicht der Steinbögen verbringen konnten.

Zurück am Parkplatz verließen wir während der Mittagshitze den Park, fuhren in die Stadt hinab, um Nahrung zu fassen, zu tanken und wieder in den Park zu fahren, als man uns plötzlich den Eintritt verwehrte: „Zwischen 7 und 16 Uhr darf man nur mit Online-Reservierung den Park betreten“, teilte uns der Ranger am Parkeingang mit. Es spielte auch keine Rolle, dass wir bereits morgens ein Ticket gelöst hatten, das typischerweise 7 Tage lang gültig ist. Da war es wieder, dieses „Online-Reservierung“, wie ich das mittlerweile abgrundtief hasse! Es erstickt jeden Raum für Spontanität. Heutzutage wird Reisen immer mehr nur noch etwas für Leute, die ihren Urlaub totplanen. Also, wieder mal ran ans Smartphone, und tatsächlich gab es noch 20 Zusatztickets für diesen Tag, die man gegen eine kleine Gebühr erwerben konnte.

Delicate-Arch vom unteren Aussichtspunkt aus gesehen. © Marc SzeglatNach der Verzögerung besichtigten wir einige andere Steinbögen, bis wir am Delicate-Arch ankamen. Dieser Steinbogen, den einigen Lesern noch aus der Mars-Werbung mit dem Indianer bekannt sein dürften, liegt ebenfalls spektakulär. Sollten wir die 5 Kilometer lange Wanderung trotz der Hitze von 42 Grad wagen? Der Weg wird in der nationalparkeigenen Karte als schwierig beschrieben und führt über eine schattenlose Sandsteinplatte stetig bergauf. Trotz Warnung eines Rangers, dass es keinen Schatten gäbe und viele Wanderer wegen der Hitze über 3 Stunden brauchten, packten wir reichlich Wasser ein und machten uns auf den Weg. Leroy war eindeutig zu warm und so opferte ich eine Wasserflasche für seine Kühlung. Auch hier waren nur wenige Menschen unterwegs. Kurz vor dem Ziel verlief der Pfad inmitten einer Felswand, in die er geschlagen war. In gut 20 Metern Höhe beschrieb er eine Kurve und gab unvermittelt den Blick auf den rot leuchtenden Steinbogen frei, der am Rande eines natürlichen Amphitheaters steht. Natürlich war man auch hier nicht alleine, was man auch nicht unbedingt erwarten konnte. Doch was mir den letzten Nerv raubte, war, dass jeder Tourist ein Foto von sich haben wollte, wie er in der Öffnung des Steinbogens steht. Instagram lässt grüßen. Eine leider komplett sinnbefreite Aktion, denn wenn man eine Person in einem 16 Meter hohen Steinbogen positioniert und diesen formatfüllend ablichtet, ist die Person auf dem Bild etwa stecknadelkopfgroß und somit beliebig. So wartete ich gut 30 Minuten, bis ich endlich Fotos vom Steinbogen machen konnte, auf denen KEINE Personen abgebildet waren.

Zurück am Wagen waren wir gut durchgekocht, aber froh, dass wir die Wanderung unternommen hatten.

Hier endete die erste Reisewoche. Die zweite wollten wir im kühleren Nordkalifornien verbringen. Darüber berichte ich im zweiten Teil der Reisedokumentation. Außerdem werden in lockerer Folge noch ein paar Beschreibungen zu den besichtigten Nationalparks veröffentlicht.

Nordlichter über Deutschland am 25. März

Erneute Nordlichter über Deutschland möglich – Auslöser ist ein Sonnensturm

Ende 2023 wurden Polarlichter in Teilen von Sachsen, Bayern und Thüringen gesichtet sowie von Brandenburg bis Baden-Württemberg. Der Nachthimmel zeigte verschiedene Farben wie Grün, Lila, Gelb und Rot, besonders gut sichtbar im ländlichen Bereich. Nun könnte sich das Himmelsspektakel widerholen, denn vor einigen Tagen gab es auf der Sonne einen stärkeren koronalen Massenauswurf, der uns heute in Form eines Sonnensturms erreicht. Bereits vor 2 Tagen konnte man bei Rügen Polarlichter beobachten. Heute könnten sie weiter in den Süden Deutschlands vordringen.

Die US-Behörde NOAA schätzt die Wahrscheinlichkeit für Polarlichtsichtungen in mittleren Breiten der USA und Europas in den kommenden Tagen als „moderat“ ein, mit dem Höhepunkt voraussichtlich in der Nacht vom 25. März 2024.

Die Sichtbarkeit von Polarlichtern über Deutschland hängt von der Stärke der Sonnenstürme ab, gemessen am KP-Index. Ein höherer KP-Index ermöglicht Sichtungen auch in südlicheren Breiten. Anfang November 2023 wurden Polarlichter über Mitteldeutschland gesichtet, als der KP-Index einen hohen Wert von 7 erreichte. Die kommende Nacht wird einen maximalen KP-Wert von 5,00 haben.

Für eine gute Sichtung sind klarer Himmel und freie Sicht nach Norden erforderlich. Die beste Beobachtungszeit liegt oft in der ersten Nachthälfte, fern von Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Die Chancen auf Polarlichtsichtungen steigen ab etwa 20 Uhr, mit dem Höhepunkt laut US-Experten zwischen 0 und 3 Uhr.

Experten erwarten weitere Sichtungen in Deutschland, auch weiter südlich, aufgrund erhöhter Sonnenaktivität. Sonneneruptionen, insbesondere koronale Masseauswürfe, beeinflussen die Sichtbarkeit von Polarlichtern. Das Maximum der Sonnenfleckenaktivität wird voraussichtlich im kommenden Jahr erreicht.

In Nordeuropa gab es in den letzten beiden Nächten bereits intensive Nordlichter zu beobachten. Zu einem besonderen Spektakel kam es dabei auf Island, wo sich zwei Naturphänomene begegneten und Polarlichter über dem Vulkanausbruch auf Reykjanes schwebten.

Island: Bauvorhaben gestoppt

Bau eines neuen Parkplatzes bei Landmannalaugar gestoppt

Im letzten Jahr berichtete ich über zwei große Bauvorhaben in isländischen Thermalgebieten, mit denen der Tourismus der Region gestärkt werden soll. Hierbei handelte es sich um den Ausbau der Anlagen am Kerlingarfjöll und bei Landmannalaugar. Während an der ersten Lokation bereits ein neues Hotel entstanden ist, lehnte man einen ersten Antrag zum Parkplatzausbau bei Landmannalaugar ab. Hier geht nach einer Klage der isländischen Naturschutzorganisation das Vorhaben in eine neue Prüfung. Eigentlich sollte der neue Parkplatz bereits im letzten Herbst gebaut werden.

Der jetzige Parkplatz ist schon groß und wurde in den letzten Jahren deutlich erweitert. Als ich 2002 dort war, fanden auf dem Parkplatz nur eine Handvoll Autos Platz. Er wurde vor einer tiefen Furt angelegt, für Fahrzeuge, die diese nicht passieren können. Hinter der Furt gelangt man dann zum Campingplatz und der bewirtschafteten Hütte am Landmännerbad. Die Anlage war in den letzten Jahren ebenfalls deutlich erweitert worden. Doch offenbar reicht das nicht für den aktuellen Besucheransturm, denn auch hier ist die Errichtung eines neuen Hotels geplant.

Als ich 2021 erneut die Gegend besuchte, war ich über den Touristenansturm schon ein wenig entsetzt. Er hatte sich gegenüber 2003 deutlich vergrößert und ich würde sagen, dass ca. 50 Fahrzeuge geparkt waren. Gefühlt waren es Hunderte! Doch die Stellplätze reichten nicht aus, und zahlreiche Autos standen am Pistenrand.

Nach der gestoppten Parkplatzerweiterung, diskutiert man jetzt erstmal über Zugangskontrollen. Wahrscheinlich wird das Parken am Pistenrand dann verboten werden. Für Besucher ist es natürlich frustrierend, wenn man den weiten Weg für ein Bad im heißen Fluss oder eine ausgiebige Wanderung antritt und dann abgewiesen wird. Landmannalaugar bietet auch weit und breit die einzige Übernachtungsmöglichkeiten. Alternativ kann man sich auf einen Wanderparkplatz in 15 km Entfernung stellen. Toiletten gibt es dort aber nicht. Es sieht so aus, als hätten die Probleme des Massentourismus Island erreicht.

Der Parkplatz war nur der erste Schritt für einen enormen Ausbau der Infrastruktur Landmannalaugars. Auf einem bis jetzt unbebauten Areal etwas abseits der alten Anlage sollten ein Hotel und ein neuer Campingplatz für 150 Zelte und 50 Wohnmobile entstehen. 120 Gäste sollten Platz in Übernachtungshütten finden. Auf dem Parkplatz sollten 200 Fahrzeuge geparkt werden können. Außerdem plante man den Bau einer künstliche Badelagune. Wie es weitergeht, ist ungewiss. Jedenfalls wird es immer schwieriger werden, den ursprünglichen Charme der Gegend zu bewahren. Sinnvoll erscheint mir, wenn täglich nur eine bestimmte Anzahl an Permits für den Besuch der Gegend ausgegeben wird, auch wenn das dann wieder eine Einschränkung der Reisefreiheit bedeutet, über die ich mich dann aufregen werde.

Asteroid verglüht über Brandenburg

Asteroid sorgt für Himmelsspektakel in Ostdeutschland – Kurz vor Eintritt entdeckt

In der Nacht von Samstag auf Sonntag verglühte ein Asteroid beim Eintritt in die Erdatmosphäre über Brandenburg. Der Feuerball war nicht nur im Großraum Berlin zu sehen gewesen, sondern auch Leipzig und der tschechischen Hauptstadt Prag. Es wird vermutet, dass Bruchstücke des Himmelskörpers im Havelland zu finden sind, wo ein regelrechter „Goldrausch“ ausgebrochen ist: Wissenschaftler und Privatleute machten sich auf der fieberhaften Suche nach Bruchstücken des Asteroiden. In den NTV-Nachrichten -die ich eigentlich ganz gerne gucke- wurde dann auch eine Anwohnerin präsentiert, die ein dunkles Gesteinsbruchstück in die Kameras hielt, dass ihr Mann im Garten gefunden hatte. Leider fehlte dem Bruchstück die glasige Schmelzkruste, die typisch für Asteroidenbruchstücke und Tektite ist.

Das Asteroidenwarnprojekt der amerikanische Weltraumbehörde NASA entdeckte den kleinen Himmelskörper kurz vor seinen Eintritt in die Erdatmosphäre und berechnete, dass der Asteroid um 1:32 Uhr bei Nennhausen im Kreis Havelland niedergehen sollte. Trotz der spektakulären Erscheinung gibt es bisher keine Berichte über Schäden oder Verletzte aufgrund des herabstürzenden Gesteinsbrockens oder möglicher Meteoriten.

In den Sozialen Medien wurden zahlreiche Videos von dem Ereignis hochgeladen, und auch der Wissenschaftler Michael Aye teilte ein Video bei X (ehemals Twitter) unter Berufung auf einen Kollegen beim SETI Institute. Webcams in Leipzig und Prag zeichneten ebenfalls den glühenden Feuerball auf. Richard Moissl, Physiker der Europäischen Weltraumorganisation ESA, äußerte gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, dass möglicherweise Meteoritenreste auf dem Boden eingeschlagen sein könnten.

Der Asteroid mit einem Durchmesser von etwa einem Meter erhielt die vorläufige Bezeichnung „Sar2736“, wird nun jedoch als „2024 BX1“ beim Minor Planet Center (MPC) geführt. Die Entdeckung des Himmelskörpers wurde wenige Stunden zuvor vom ungarischen Astronomen Krisztián Sárneczky gemacht.

Steinzeit

Steinzeit und Evolution: Wie der Mensch zum Menschen wurde

Die Steinzeit war eine Epoche in der Menschheitsgeschichte, die sich durch die Verwendung von Steinwerkzeugen auszeichnete. Sie dauerte ungewöhnlich lange und erstreckte sich über einen Zeitraum von gut 2,6 Millionen Jahren. Sie begann lange, bevor es den modernen Menschen gab. Schon die ersten Vertreter der Gattung Homo, der Homo habilis, benutzen Steine als Werkzeuge und Waffen. Steine begleiteten den Menschen also während seiner Evolution, was den Geologen natürlich besonders freut. Tatsächlich erwarben sich bereits die frühen Menschen wichtige Kenntnisse über Gesteine: wofür sie sich nutzen lassen, wie man sie bearbeitet und wo man sie findet. Von besonderem Interesse waren Gesteine mit einem muschligen Bruch wie Hornstein, Flint oder Obsidian. Aus ihnen konnte man prima Faustkeile, Äxte, Schaber, Pfeilspitzen und rasiermesserscharfe Klingen herstellen. Und Feuersteine dienten zum Entzünden von Feuer. Steinwerkzeuge wurden aber nicht nur aus  den oben genannten Gesteinen hergestellt sondern auch aus vulkanischen Gesteinen wie Basalt und Trachyt oder Diabas und Quarzit.




Zu Beginn der Steinzeit bearbeitete der Mensch nicht nur Steine, sondern wohnte auch in ihnen. Na, ok, nicht direkt in Steinen, aber in natürlich entstandenen Felshöhlen. Sie boten oftmals den einzigen Schutz vor den Unbilden der Natur. Erst später lernte er feste Häuser zu bauen, das geschah vermutlich erst vor ca. 15.000 Jahren, als man anfing, sesshaft zu werden. Der frühe Mensch war Nomade und durchstreifte das Land auf Suche nach Beute und Pflanzen. Bevor er anfing in Häusern zu wohnen, baute er Zelte und einfache Unterschlupfe aus Tierhaut, Lehm und Ästen.

In der Jahrmillionen umfassenden Epoche der Steinzeit blieben zwar die Steine gleich, doch der Mensch entwickelte sich weiter. Einige der Entwicklungslinien endeten in Sackgassen und starben aus, andere vermischten sich untereinander und erwiesen sich als Erfolgsmodell. Die Entwicklung des Menschen wurde dabei von sich ändernden Umweltbedingungen vorangetrieben. Einmal, weil die nomadisierenden Menschen selbst in verschiedene Klimazonen vordrangen, ein anderes Mal, weil sich tatsächlich das Klima änderte und sich Warmzeiten mit Eiszeiten abwechselten.

Die verschiedenen Entwicklungslinien des Menschen waren:

  1. Homo habilis: Homo habilis war eine der frühesten Arten der Gattung Homo und lebte vor etwa 2,4 bis 1,4 Millionen Jahren. Sie wurden wegen ihrer Fähigkeit zur Herstellung von Steinwerkzeugen, die sie wahrscheinlich zum Schlachten von Tieren und zum Bearbeiten von Pflanzenmaterial verwendeten, als „Handy Man“ bezeichnet.
  2. Homo erectus: Homo erectus lebte vor etwa 1,9 Millionen bis 70.000 Jahren und verbreitete sich weit über Afrika hinaus. Sie waren bekannt für ihre fortschrittlicheren Steinwerkzeuge und ihre Fähigkeit zur Nutzung des Feuers.
  3. Neandertaler (Homo neanderthalensis): Die Neandertaler lebten vor etwa 400.000 bis 40.000 Jahren, hauptsächlich in Europa und Teilen Asiens. Sie waren eng mit modernen Menschen (Homo sapiens) verwandt und hatten eine eigene kulturelle und technologische Entwicklung.
  4. Frühe Homo sapiens: Die ersten Vertreter der Art Homo sapiens, zu der auch moderne Menschen gehören, erschienen vor etwa 300.000 Jahren. Während der mittleren und späten Steinzeit (Mesolithikum und Neolithikum) entwickelten sie fortgeschrittene Werkzeuge, Techniken zur Landwirtschaft und Viehzucht und begannen, sesshaft zu werden.

Lange Zeit waren Steine die härtesten Werkstoffe, die der frühe Mensch bearbeiten konnte. Ansonsten wurden Holz, Pflanzenfasern, Tierknochen und Hörner, Muscheln, Zähne und Leder verwendet. In der Spätsteinzeit kamen Tongefäße und Keramiken hinzu.

Die Fähigkeit, verschiedene Materialien für spezifische Zwecke zu nutzen und zu verarbeiten, war ein wichtiger Schritt in der technologischen Entwicklung der Menschheit während der Steinzeit.

Die Steinzeit ist in verschiedene Abschnitte unterteilt und endet, als der Mensch anfing Metallwerkzeuge zu benutzen. Die ersten nutzbaren Metalle waren Kupfer und Bronze. Kupfer verwendete man überwiegend in einer Übergangsperiode zwischen Steinzeit und Bronzezeit. Ihr wird aber nur von einigen Autoren eine eigene Epoche zugeschrieben. Daher folgt auf die Steinzeit die Bronzezeit. Dauerte die Steinzeit mehrere Millionen Jahre, entwickelten sich die metallurgischen Fähigkeiten des Menschen geradezu rasant: Die Bronzezeit dauerte in Europa nur ca. 2800 Jahre lang. Sie begann um 3200 v. Chr. und endete um 600 v. Chr., als der Mensch anfing Eisen zu nutzen.

Die Steinzeit endete in verschiedenen Teilen der Welt zu unterschiedlichen Zeiten, je nachdem, wann die Menschen begannen, Metalle wie Kupfer, Bronze und schließlich Eisen zu verwenden.

Die Steinzeit wird normalerweise in drei Hauptperioden unterteilt:

  • Die Altsteinzeit (Paläolithikum): Dieser Zeitraum begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren und endete vor etwa 10.000 Jahren. Während dieser Ära waren die Menschen Nomaden, die als Jäger und Sammler lebten. Sie verwendeten einfache Steinwerkzeuge und beherrschten das Feuermachen.
  • Die Mittelsteinzeit (Mesolithikum): Dieser Übergangszeitraum folgte der Altsteinzeit und dauerte etwa von 10.000 bis 6.000 v. Chr. Während dieser Zeit begannen die Menschen, sesshaft zu werden und erlernten Techniken zur Herstellung komplexerer Werkzeuge.
  • Die Jungsteinzeit (Neolithikum): Diese Ära begann etwa vor 6000 v. Chr. und dauerte bis um das Jahr 3.000 v.Chr. und markierte den Übergang zur Landwirtschaft und Viehzucht. Die Menschen begannen, sesshaft zu werden, Felder anzulegen, Nutztiere zu züchten und Werkzeuge aus Stein, Knochen und später aus Keramik herzustellen.

Doch um Keramiken herzustellen oder Metall zu verarbeiten, musste der Mensch lernen, das Feuer zu beherrschen. Es war wahrscheinlich einer der wichtigsten Entwicklungsschritte des Menschen. Feuer bedeutete Wärme und Licht im Dunklen, es vertrieb wilde Tiere und half, Nahrung bekömmlicher zu machen. Archäologen gehen davon aus, dass bereits frühe Hominiden vor 1 – 1,5 Millionen Jahren lernten Feuer zu machen. Zuerst nutzen sie natürlich entstandenes Feuer, das etwa durch Blitzschlag entstanden war. Dann entwickelten sie die ersten Feuererzeuger. Feuer war auch eine Grundvoraussetzung zur Besiedlung der gemäßigten Zonen und für das Überleben während der Kaltperioden.

Die Steinzeit war eine entscheidende Periode in der Geschichte der Menschheit, in der grundlegende Technologien und Fähigkeiten entwickelt wurden, die die Grundlage für spätere Entwicklungen legten. Die Erfindung der Landwirtschaft und die damit verbundene Sesshaftigkeit hatten einen besonders tiefgreifenden Einfluss auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der menschlichen Gesellschaften.

Infobox

Warum Steinzeit?

Warum sich ein Vulkanexperte für die Steinzeit interessiert? Ganz einfach: Man geht davon aus, dass sich die frühen Hominiden in Ostafrika entwickelten und dort die Wiege der Menschheit liegt. Ostafrika ist auch der Ort, in dem ein neuer Ozean entstehen könnte. Die Rede ist vom Ostafrikanischen Riftvalley: Tektonische Prozesse spalten den afrikanischen Kontinent auf einer Länge von 6000 Kilometern, und einer Theorie zufolge könnte dieser Prozess früher Primaten dazu veranlasst haben, den aufrechten Gang zu entwickeln. Durch die Bildung des Rifts wandelte sich die Landschaft, und Bäume wichen hohem Gras. Klettern war nicht mehr gefragt. Dafür konnte der aufrechte Gang helfen, das Grasland zu überblicken. Tektonik als Motor der Evolution. Die tektonischen Prozesse brachten auch viele Vulkane hervor, und die vulkanischen Gesteine dienten bevorzugt zur Herstellung der Steinwerkzeuge. Besonders gefragt war das vulkanische Glas Obsidian, aus dem sich rasiermesserscharfe Klingen herstellen lassen. Last, but not least gibt es im Ostafrikanische Riftvalley bedeutende Fundstätten früher Hominiden, die ich auf meinen Reisen dorthin bereits besucht habe.

Nordlichter über Deutschland – Naturphänomene am 06.11.23

Polarlicht über Bayern. © Thorsten Böckel

Polarlichter und STEVE über weite Teile Europas und Nordamerikas

Gestern Abend lief sich unsere WhatApp-Gruppe über Vulkane heiß, weil Martin, der nicht nur ein hervorragender Vulkanfotograf ist, sondern ursprünglich in der Astrofotografie verwurzelt war, meldete, dass er am Himmel über Bayern Polarlichter sah. Nicht nur dieses schwache Schimmern, das ansonsten nur auf lange belichtete Fotos gut zur Geltung kommt, sondern ein farbenfrohes Schauspiel, das man bestens mit bloßem Auge beobachten konnte. Auch der ambitionierte Astro- und Vulkanfotograf Thorsten -der das Himmelsereignis noch vor Martin entdeckt hatte- meldete sich kurz darauf, denn er war ebenfalls mit seiner Kamera ausgerückt, das fantastische Naturphänomen zu dokumentieren. Was er fotografierte seht ihr oben.

Leider war es bei uns über Oberhausen bewölkt, sodass ich nichts sah, aber heute Morgen war in den Medien zu lesen, dass die Nordlichter über weite Teile Deutschlands und dem Alpenraum zu sehen waren. Dabei traten nicht nur die klassisch Polarlichter auf, sondern auch ein rötliches Leuchten das durch röhrenartige Strukturen auffiel. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen als STEVE. Hierbei handelt es sich nicht um Nordlichter. STEVE wird durch heiße Gasströme verursacht, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Magnetosphäre der Erde fließen, besonders während geomagnetischer Stürme wie dem am Wochenende. Obwohl das Wissen über STEVE in den letzten Jahren gewachsen ist, gibt es immer noch viele ungeklärte Fragen zu diesem Phänomen. Etwa 75% seiner Erscheinungen bleiben rätselhaft, und es werden weiterhin Beobachtungen und Bilder gesucht, um mehr über STEVE zu erfahren.

Tatsächlich hatten wir es am Wochenende nicht nur mit einem Sonnensturm zu tun gehabt, denn die Erde wurde gleich von zwei koronalen Massenauswürfen getroffen. Dies führte zu einem starken geomagnetischen Sturm der G3-Klasse, der Polarlichter bis weit in die südlichen Breiten der Nordhemisphäre vordringen ließ. Der Sturm schwächt sich allmählich ab, und bis zum 6. November werden vereinzelt kleinere Stürme der Klasse G1 erwartet.

Safari 2023 in Kenia: Masai Mara und Lake Elementaita

Im ersten Bericht zu unserer Keniareise habe ich über die erste Reisewoche geschrieben, die überwiegend durch Arbeiten auf unserem Grundstück geprägt war. In der zweiten Woche wollten wir aber doch etwas ausspannen und unternahmen eine kleine Safari.

Safari in der Masai Mara

Zuerst ging es in die Masai Mara, um uns dann noch die alkalischen Seen Nakuru und Elementaita anzugucken. Natürlich organisierten wir als Selbstfahrer alles selbst, was dank verschiedener Internetportale und Ullahs einheimischen Kenntnisse ganz gut klappte. Eine Herausforderung stellte es dennoch dar, in der Hauptsaison einen Tag vor Ankunft am Ziel noch einen Safarijeep nebst Fahrer und eine bezahlbare Unterkunft zu bekommen. So fanden wir ein recht gutes Zimmer im Masai Heritage Guesthouse in Ololaimutiek. Dort sind wir zu Dritt für ca. 70 € die Nacht inklusive Verpflegung untergekommen. Die Betreiber empfahlen uns einen Safarifahrer mit eigenem Land Cruiser, der uns für 120 USD am Tag durch die Masai Mara fuhr. Ich erwähne die Preise hier explizit, weil wir im Vergleich zu vorher gebuchten Safaris von großen Reiseveranstaltern geradezu zu einem Schnäppchenpreis durchgekommen sind. Hinzu kam noch der Eintritt in den Nationalpark, für den ich als „Mzungu“ 80 USD am Tag zahlen musste. Ullah und Leroy gingen als Einheimische durch und mussten 1/10 des Preises bezahlen.

Am neu erbauten Guesthouse empfing uns das hauseigene Masai-Ensemble mit einem Begrüßungstanz und auch am abendlichen Lagerfeuer gab es eine nette Performance. Da das Gasthaus von einer Gruppe Masai betrieben wurde, legte man viel Wert darauf, uns die Kultur der Masai näherzubringen, und zeigte seinen Stolz, das Gasthaus während der Coronazeit errichtet zu haben. Außer uns befanden sich nur noch 2 Familien mit Kindern im Guesthouse und man kam schnell in Kontakt.

Die nächsten 2 Tage verbrachten wir auf Game-Drive, was besonders für Leroy ein Erlebnis war. Der Land Cruiser verfügte über ein Aufstelldach, und so konnten wir im Wagen stehen und oben aus der Dachöffnung fotografieren. Highlight waren natürlich die „Big Five“ von denen wir vier sahen. Nashörner bekamen wir nicht zu Gesicht. Ein besonderes Erlebnis sollte das Mara-River-Crossing sein, bei dem die Gnu-Herden den Grenzfluss zu Tansania durchqueren: im Angesicht hungriger Krokodile. Mit recht großer Vorfreude machten wir uns bei Sonnenaufgang auf den Weg zum Fluss und fuhren ein gutes Stück durch die Graslandschaft der Masai Mara. Als wir am Fluss ankamen, bekam meine Freude einen gewaltigen Dämpfer versetzt. Mir war zwar klar gewesen, dass wir dort nicht die einzigen Safariurlauber sein würden, aber was dann kam, war der Hammer: Hunderte Jeeps umstellten die Gnu-Herde in einigem Abstand und warteten darauf, dass sich die ersten Tiere in Bewegung setzen. Sobald die Leittiere Anlauf nahmen, schossen die Jeeps auf die Herde zu, in der Hoffnung, den besten Blick auf den Fluss zu ergattern. Dass niemand die steile Böschung hinabstürzte, war ein Wunder. Kein Wunder war, dass die Gnus sich dermaßen bedrängt fühlten, dass sie das Crossing abbrachen. Nach dem 2. Anlauf hatten auch wir von diesem Gebaren der Touristenschar -von der wir ja ein Teil waren- die Nase voll und traten unverrichteter Dinge den Rückzug an. Nein, das hatte nichts mehr mit Naturliebe zu tun, sondern nur noch mit Sensationsgeilheit. Am zweiten Tag fuhren wir noch einmal am Fluss entlang, mit dem gleichen Ergebnis. Als wir ankamen, erwischten wir gerade noch die letzten Tiere einer Herde, die den Fluss querten, und bekam sogar Gelegenheit zu beobachten, wie sich mehrere Krokodile über ein totes Gnu hermachten. Doch an der Hetz beteiligten wir uns nicht und traten schnell wieder den Rückzug an. Von früheren Afrikasafaris weiß ich, dass diese in Punkto Naturschutz nicht unkritisch zu betrachten sind. Auf der anderen Seite sind es halt die Einnahmen durch die Touristen, die es den Ländern überhaupt ermöglichen, große Flächen ihrer Territorien unter Naturschutz zu stellen, während man bei uns solche ausgedehnten Naturparks vergebens sucht. Nicht zuletzt, weil die Natur schon weitestgehend zerstört ist.

Die Sodaseen Nakuru und Elementaita

Die letzten Tage der Reise verbrachten wir in der Lake Elementaita Lodge, wo wir uns ein Ferienhaus mieteten. Es stellte die teuerste Unterkunft der Reise dar, war im Vergleich zu anderen Lodges aber ebenfalls recht preiswert. Während man in den Lodges in den Nationalparks schnell 500 bis 800 USD pro Nacht zahlt, kamen wir hier mit 170 USD pro Nacht davon. Viele Gäste waren in der weitläufigen Anlage nicht und so konnten wir die Infrastruktur praktisch alleine nutzen. Einziger Wehrmutstropfen war die total kaputte 7 km lange Zufahrtsstraße, die vom Lake Elementaita hinauf auf die Riftschulter führte. Für die Strecke brauchten wir fast eine Stunde. Dafür entschädigte uns der weite Blick über das Rift, den man vom Escarpment aus genießen kann. Und Leroy verliebte sich in den Infinity-Pool, der allerdings nicht geheizt und daher ziemlich kalt war.

In den folgenden Tagen beobachteten wir die Flamingos, die sich am Ufer des Sees sammelten. Hier gibt es einen kleinen Naturpark, der nicht vielen bekannt ist, mir aber gut gefällt, weil man hier den Wagen verlassen darf. Der Lake Nakuru Nationalpark war dagegen nicht nur doppelt so teuer, sondern auch vergleichsweise enttäuschend: Vor einigen Jahren begann der Wasserspiegel des Sees dramatisch zu steigen und die Uferregion wurde überflutet. Sie stellte aber einen wichtigen Lebensraum dar. In der Folge wurden viele Tierarten zurückgedrängt, darunter auch die Nashörner. Schuld an dem Anstieg des Wasserpegels ist der anthropogene Klimawandel, der in dieser Region des Riftvalleys stärkere Niederschläge bedingte. Doch in diesem Jahr war der Wasserstand am Südufer des Sees deutlich gefallen, wenigstens im Vergleich zu meinem letzten Besuch dort im Jahr 2016. Doch am Nordufer stand er seltsamerweise genauso hoch wie damals. Sollte nicht nur der Wasserspiegel gestiegen sein? Ich entdeckte auf unserer Fahrt um den See Sickerbecken, wie man sie für die Trinkwassergewinnung verwendet, und ich kam auf den Gedanken, dass man hier übermäßig viel Trinkwasser aus dem Boden gepumpt hatte und die Bevölkerung von Nakuru und die Landwirtschaft damit zu versorgen. In der Folge könnte sich das Nordufer abgesenkt haben. Wie auch immer: Menschengemacht scheinen die Veränderungen auf jeden Fall zu sein. Außer Flamingos, Pelikane und Paviane bekamen wir auch nicht viele Tiere vor die Kamera und so stellte das Mittagessen in der Sarova Lion Hill Game Lodge das Highlight des Tages dar.

Auf der Rückfahrt nach Nairobi machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Lake Naivasha, der für seine große Nilpferdpopulation bekannt ist. Dort gibt es auch eine Insel, auf der man zwischen Wildtieren umherwandern kann. Mich beeindruckte die gleichnamige Stadt, die tatsächlich europäischen Standards vergleichsweise nahekommt und gut auf Tourismus ausgerichtet ist. Den Flughafen erreichten wir dann am Abend und wurden den Mietwagen tatsächlich erst nach einem Anruf beim Vermieter los, der uns einen Mitarbeiter zum Parkhaus schickte.

Auf dem Rückflug mit Zwischenstopp in Kairo mussten wir wieder durch den Flughafen hetzen, weil der Flieger Verspätung hatte. Wir schafften es zwar gerade noch in den Anschlussflieger, unser Gepäck allerdings nicht. Das sollte erst mit fast einer Woche Verspätung ankommen, aber wenigstens war es komplett.

 

Kenia-Reise 2023: Jenseits von Afrika?

Zwei Wochen der Sommerferien verbrachte ich mit meiner Familie in Ostafrika, genauer gesagt in Kenia. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran, dass ich im letzten Jahr über die geplatzte Reise dorthin berichtete, weil mein Sohn Leroy am Frankfurter Flughafen positiv auf Corona getestet wurde. Nun, dieses Mal klappte die Anreise nach Nairobi ohne Katastrophe, sieht man mal davon ab, dass Egypt Air chronisch verspätet losflog und wir beim Umsteigen durch den Flughafen Kairo joggen mussten. Aber immerhin, der Anschlussflieger wartete auf uns und sogar das Gepäck kam auf dem Hinflug durch, allerdings nicht mehr beim Rückflug.

Anreise mit Hindernissen

So standen wir um 5 Uhr morgens am Flughafen Nairobi und wollten den reservierten Mietwagen von Europcar in Empfang nehmen. Doch obwohl das Büro des Vermieters 24 Stunden am Tag besetzt sein sollte, war es geschlossen. Im Fenster hing ein Zettel mit einer Telefonnummer, und nach einigem Hin und Her trudelte dann nach 30 Minuten ein Mitarbeiter von Europcar ein, um uns mitzuteilen, dass er keinen Wagen da hat und uns in die Stadt fahren muss. Dort würde an einer Tankstelle ein Auto für heute bereitstehen. Richtig gelesen, für heute! Morgen sollte es dann den regulär gemieteten Wagen der entsprechenden Fahrzeugklasse geben. Ich protestierte zwar, weil unsere Unterkunft anderthalb Fahrstunden außerhalb von Nairobi lag, doch viel brachte es nicht, denn es war einfach kein Fahrzeug verfügbar! Aber wenigstens kam uns der Mitarbeiter soweit entgegen, dass er das Auto am nächsten Tag in eine Shoppingmall nach Ngong bringen würde. Also gut, sei es drum! Als ich dann den Ersatzwagen sah, war ich auf den ersten Blick erfreut, denn es handelte sich um einen Toyota RAV4 mit Allradantrieb, den der regulär gemietete Dacia Duster nicht hatte. Auf dem zweiten Blick war der Toyota ganz schön heruntergekommen, aber es war ja nur für einen Tag. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Kisamis, wo auf der Westseite der Ngong-Hills unsere gemietete Höhlenwohnung lag.

Kurz vor dem Verlassen der asphaltierten Straße fielen mir am Straßenrand 2 Damen auf, die wie Stewardessen gekleidet waren und heftig winkten. Begleitet wurden sie von einem Maasai in roter Decke und mit Geklimper um den Hals, der wie ein Weltmeister wild auf und ab sprang. Bei diesem irritierenden und seltsam anmutenden Tanz handelte es sich wohl nicht um ein Balzritual, sondern um den (gelungenen) Versuch, Vorbeifahrende auf ein ansprechend aussehendes Restaurant aufmerksam zu machen, dessen Standort ich mir für später merkte. Kurz danach ging es auf einer Piste weiter zu unserer entlegenen Unterkunft. Sie war auf einer recht schwer zu passierenden Zufahrt zu erreichen, die ein Stück die Flanke der Ngong-Hills hinaufführte. Die Hügel dürften vielen Kinofans älteren Semesters aus dem Film „Jenseits von Afrika“ bekannt sein, in dem Meryl Streep und Robert Redford die Hauptrollen spielten. Leider ist die Gegend nicht ganz so wildromantisch, wie in dem sehnsuchtserweckenden Film dargestellt, denn dieser wurde in einem anderen Nationalpark gedreht. Doch auch wenn die Aussicht auf das Rift Valley durch eine Transformatorenanlage nebst Hochspannungsleitungen getrübt war und Windräder einige Kilometer rechts von unserer Unterkunft zu sehen waren, konnte ich doch über meinen persönlichen Sehnsuchtsort, das ostafrikanische Rift Valley, blicken.

Unsere gemietete Höhlenwohnung war zwar nicht luxuriös, entsprach aber unseren Vorstellungen zu einem angemessenen Preis. Außerdem gab es einen kleinen Swimmingpool und eine tolle Feuerstelle, in der Leroy und ich mächtig kokeln wollten. Wir hatten uns hier eingemietet, weil die Anlage quasi in Sichtweite des Grundstücks lag, das wir uns hier vor 2 Jahren ungesehen gekauft hatten. Ullah war zwar im Februar 2022 schon vor Ort gewesen, doch für mich war es eine Premiere, und nach dem Auspacken ging es gleich los in Richtung Saikeri.

Die Pisten waren holprig, und für die 15 km Strecke benötigten wir fast eine Stunde, in der wir kräftig durchgeschüttelt wurden. Wir hatten zwar die GPS-Koordinaten des Grundstücks, doch das bedeutete nicht, dass es leicht zu finden war, denn das Navigationsgerät zeigte plötzlich an: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, obwohl Ullah hier nichts bekannt vorkam. Sie war damals mit einem Uber-Taxi einen anderen Weg gefahren. So standen wir dann in einem wunderschönen Tal und blickten in Richtung eines imaginären Fußwegs, der uns auf dem Display als gestrichelte Linie angezeigt wurde und in Richtung der Steilkante einer Bruchscholle des Rift Valleys führte. Es wäre zwar zu schön gewesen, wenn sich das Grundstück in dieser spektakulären geologischen Landschaft befunden hätte, aber nein, hier war es nicht! Vielleicht dort oben? Von der Kante der 40 m hohen Klippe musste die Aussicht fantastisch sein! Doch wir standen ziemlich ratlos in der Gegend rum, vor einer ziemlich kaputten Piste, von der ich nicht sicher war, ob der RAV4 sie bewältigen konnte, als plötzlich aus dem Nirgendwo ein Maasai auf einem Motorrad angezockelt kam. Wir stoppten ihn, und Ullah erzählte ihm auf Suaheli, wohin es uns zog. Tatsächlich konnte er uns den Weg beschreiben und erklärte sich bereit, uns bis zum richtigen Abbieger vorauszufahren. Also, Augen zu und durch das kaputte Stück der Piste bis in den Ort Saikeri, wo dann eine noch schlimmere Piste abzweigte, die uns in Richtung Grundstück führen sollte. Tatsächlich ging es auf die gekippte Gesteinsscholle hinauf, die eine Art Hochplateau am Boden des Riftvalley bildet. Und tatsächlich schafften wir es hinauf und erreichten nach 10 weiteren Minuten unser Ziel.

In den letzten Monaten war es extrem trocken gewesen, und die Vegetation war ziemlich platt. Das bisschen Regen, das während der Regenzeit runtergekommen war, hatte zwar den Zustand der Pisten weiter verschlechtert, den Pflanzen aber kaum etwas gebracht. Zudem hatte man sich einiger der Akazien bedient, die noch im Vorjahr auf dem Grundstück gewachsen waren. Eingezäunt hatten wir es erst in diesem Jahr. So war der erste Eindruck ein wenig ernüchternd, und mir wurde klar, dass mir hier eine noch größere Herausforderung bevorstand, als ich sowieso vermutet hatte. Mein Ziel ist es, hier eine seismische Beobachtungsstation aufzubauen und eine kleine Campingwiese nebst Waschhaus und Shelter zu errichten. Und wer weiß, vielleicht kann ich in einigen Jahren den einen oder anderen von Euch als Gast begrüßen.

Tektonisch betrachtet ist das Riftvalley ein sehr interessanter Ort, der kaum überwacht wird. Außerdem liegen in der Region mehrere Vulkane, darunter einer meiner Lieblingsfeuerberge: der Ol Doinyo Lengai befindet sich nur gut 160 km Luftlinie entfernt, allerdings im Nachbarland Tansania. Ein Ziel der Reise war es, einen Weg dorthin auszukundschaften. Dazu müsste man erst einmal am Lake Magadi vorbei zum Nordufer des Lake Natrons kommen, wo sich die Grenze zu Tansania befindet. Doch bevor es soweit war, sollten wir in den nächsten Tagen mehrmals zum Grundstück fahren und trafen uns auch mit Eliot, einem jungen Mann, den wir als Grundstücksverwalter einstellten. Eliot erzählte, dass bei Sonnenaufgang Giraffen vor dem Grundstück unterwegs gewesen sind. Mit ihm planten wir die Pflanzung verschiedener Bäume und die Errichtung eines Wassertanks zur Bewässerung. Der Rest folgt in den nächsten Jahren Step by Step, denn es gibt weder Strom noch Wasserleitungen, und es sind Insellösungen gefragt, aber gerade das reizt mich an diesem Ort. Der nächste Nachbar ist einige Hundert Meter entfernt, bis Saikeri sind es fast 3 km.

Saikeri selbst ist ein typisch afrikanisches Dorf mit einfachster Infrastruktur. Einen Herzinfarkt sollte man hier allerdings nicht erleiden! Diesen bekam ich fast am nächsten Tag, als ich den richtigen Wagen abholte. Auf den ersten Blick war er in Ordnung. Allerdings muss ich gestehen, dass ich ihn mir nicht sorgfältig angeguckt hatte, als ich ihn im Empfang genommen hatte. Entschuldigend kann ich sagen, dass mich bereits in der ersten Nacht übelster Durchfall heimgesucht hatte. Und nicht nur mich, sondern auch Leroy. Wir hatten alle üblichen Hygienemaßnahmen getroffen und uns sogar mit Flaschenwasser die Zähne geputzt, doch ich vermute, uns hatte es bereits im Flieger erwischt: Die Rache des Pharaos, denn das Essen dort war ägyptischer Herkunft gewesen. Wie dem auch sei, nachdem ich alle 3 Toiletten der Höhlenwohnung ausgiebig getestet hatte, holte ich den Wagen ab und stellte erst an der Unterkunft fest, dass die Innenseiten der Vorderreifen bis auf die Felgen abgefahren waren. Ok, dachte ich mir, du bist in Afrika, und hier läuft es afrikanisch, aber ich hatte nicht umsonst bei Europcar gebucht! So etwas darf einfach nicht sein! Mal davon abgesehen hatte ich keinen Duster bekommen, sondern einen schwereren Toyota Vanguard, der bei uns unbekannt ist. Größer, schwerer und weniger geländetauglich, als es mir lieb war. Also, ein erneutes Telefonat und ein Termin zum Reifenwechseln, natürlich in Nairobi, wobei ein halber Tag draufging.

Lake Magadi: Ein See, ein Masai und eine herbe Enttäuschung!

Nachmittags gab es dann einen schnellen Abstecher zum Lake Magadi, wo ich schauen wollte, ob ich die Piste zum Lake Natron finde. Diese beginnt am Ende des Sees, schon auf dem Gelände der umstrittenen Sodafabrik. Doch soweit sollten wir nicht kommen. Gut einen Kilometer vor dem Privatgelände der Sodafabrik, welches durch ein Schild am Straßenrand angekündigt wurde, stand ein Masai auf der Straße, um uns zu stoppen: Das hier sei Privatgelände der Masai-Community, erzählte er, und ab hier geht es nur noch in Begleitung eines Masai weiter, den man natürlich als Führer bezahlen sollte. Da es schon spät war, wollte ich seine Dienste heute nicht in Anspruch nehmen und nur bis zur Fabrik fahren um zu gucken, wie man von dort weiter kommt. Nach einem guten Trinkgeld (ich hatte kein Kleingeld) ließ er uns passieren. Am Tor zur Fabrik wartete dann aber der nächste Masai, der sich nicht abschütteln ließ, und auch die Torwächter meinten, dass es ab hier nur mit einem Masai weiterginge. Was für eine herbe Enttäuschung! Der zweite Masai wollte uns partout einen Weg zum nahegelegenen Seeufer zeigen, das sich in Sichtweite befand, damit wir uns ein paar vereinzelt rumstehende Flamingos angucken konnten. Ich lehnte dankend ab, doch der Typ blieb vor dem Wagen stehen und hielt seine Hand auf. Also, auf Wegelagerer reagiere ich mehr als allergisch, und eine fruchtlose Diskussion entbrannte. Nach einigem Hin und Her und der Weigerung des Masai, den Weg frei zu machen, fuhr ich den Wagen langsam an und schob den Kerl vor dem Wagen her, der seine Hände gegen die Motorhaube stemmte. Dachte der, ich bluffe? Langsam beschleunigte ich weiter, so dass sich der Masai letztendlich durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen musste. Er landete auf allen vieren neben dem Wagen und schleuderte uns eine Handvoll Steine hinterher. Ein unschönes Erlebnis, das mich aber im Prinzip an ähnlich verlaufende Begegnungen mit Afars und Kongolesen erinnerte, wo man Geld von unserer Reisegruppe erpressen wollte. Hier in Kenia ist mir sowas allerdings bis jetzt nicht passiert.

Prähistorische Ausgrabungen von Olorgesailie bei Oltepesi

Am Wochenende besuchte Ullah ihre Familie, während Leroy und ich einen Abstecher zur prähistorischen Grabungsstätte Olorgesailie bei Oltepesi machten. Der entlegene Ort ist bekannt für seine einzigartige Ansammlung von Steinwerkzeugen, die sich über mehrere Hunderttausend Jahre dort angesammelt hatten. Die Werkzeuge wurden von Homo erectus benutzt und dokumentieren, dass im ostafrikanischen Rift Valley tatsächlich die Wiege der Menschheit liegt. Als wir bei Oltepesi die Magadi-Road in Richtung der Grabungsstätte verließen, fiel meinem geologisch geschulten Auge gleich ein Wechsel in der Bodenbeschaffenheit auf: War der Boden bisher ockerfarben oder leicht rötlich und mit Gesteinsblöcken durchsetzt gewesen, fuhren wir nun durch ein Gebiet mit staubartigen Ablagerungen, die fast weiß waren. Sie erinnerten mich an die Sodastaub-Ablagerungen am Ol Doinyo Lengai. Wie ich während unserer Privatführung durch durch die Ausstellung an der ansonsten menschenleeren Grabungsstätte erfuhr, handelte es sich um erodierte Sedimente, die hier am Grund eines großen prähistorischen Sees abgelagert worden sind. Das Sediment enthält besonders viele Schalen von Diatomeen. Hierbei handelt es sich um Kieselalgen, die im See lebten. Das Sediment ist mit der Zeit assoziiert, aus der die meisten Steinwerkzeuge stammten. Sie umfasst eine große Zeitspanne von 1,2 Millionen Jahren bis ca. 490.000 Jahren vor heute. Tatsächlich gab es in dieser Zeit auch mehrere Vulkanausbrüche umliegender Vulkane, die das gesamte Areal mit Asche eindeckten. So verwendeten unsere Vorfahren auch besonders gerne regionale Vulkangesteine für ihre Werkzeuge, die sie in einem Umkreis von 5 km um die Fundstätte herum fanden. Seltener wurden Quarzit und Obsidian für die Werkzeuge benutzt. Diese Materialien stammten aus 48 km und 18 km Entfernung. Die Vulkane des Rifts lieferten also die Rohstoffe für die ersten Steinwerkzeuge des frühen Menschen und trugen so zu unserer Entwicklung bei. Geologie, Archäologie und eine einzigartige Tierwelt liefern auch die Gründe, warum ich mich für das Rift Valley so begeistern kann. Mehr über die Tierwelt schreibe ich im Bericht über unsere zweiten Reisewoche. Aber schon in der ersten Woche ist mir klar geworden: Ich bin nicht Jenseits von Afrika, sondern mittendrin!

Übrigens kehrten wir öfters in das eingangs erwähnte Restaurant mit den winkenden Stewardessen ein, die sich als Serviererinnen entpuppten, während der Masai rein dekorative Zwecke erfüllte. Es handelte sich um eine relativ große Anlage auf mehreren Terrassen und recht passablen Fleischgerichten á la Africa. Wobei ich bemerken muss, dass das Metzgerhandwerk nicht zu den lokalen Stärken gehört. Wer internationale Küche bevorzugt ist in einer der großen Shoppingmalls richtig, die es etwa in Nairobi oder Nakuru gibt. Natürlich ist das Essen in den Nationalpark-Lodges oft auch an die Gaumen von Chinesen und Europäern angepasst, wobei man sich mehr und mehr auf chinesische Touristen einstellt. China ist in Afrika stark vertreten und übernimmt den Kontinent nach und nach.

Neuer Biomarker im Gestein entdeckt

Neue Studie liefert Belege für ausgestorbenen Stamm von Urorganismen.

Zu den ältesten Lebewesen der Welt gehören Vertreter der Blaualgen, die sich sehr wahrscheinlich bereits im Präkambrium bildeten und vor gut 3,5 Milliarden Jahren ganz am Anfang der Evolution des Lebens auf der Erde standen. Sie erzeugten quasi as Stoffwechselprodukte kalkhaltige Ablagerungen, die uns als Stromatolithen in Gesteinen dieser Epoche überliefert sind. Blaualgen konnten schon Photosynthese betreiben und lieferten einen wichtigen Beitrag dabei, die Ur-Atmosphäre zu transformieren und Sauerstoff für höher entwickeltes Leben zu produzieren. Doch Blaualgen unterscheiden sich von höher entwickeltem Leben in einem wichtigen Punkt: Sie haben keinen Zellkern und zählen daher zu den Bakterien. Blaualgen sind auch unter dem Namen Cyanobakterien bekannt. sie gibt es noch heute und stellen zum Beispiel eine wichtige Nahrungsgrundlage für Flamingos in den Natronseen des Ostafrikanischen Riftvalleys dar. Das zeigt, dass Blaualgen unter extreme Bedingungen leben können. Die Cyanobakterien ebneten den Weg für höher entwickeltes Leben, das Zellen mit einem Zellkern hat, der von einer Membranen umgeben ist. Im Zellkern befindet sich die DNA der Zelle. Die höher entwickelten Lebensformen werden unter dem Begriff Eukaryonten zusammengefasst. Primitive Lebensformen ordnet man hingegen der Gruppe der Prokaryonten zu. Neben den Bakterien gehören zu den Prokaryonten noch die Archaeen, die unter noch extremeren Lebensbedingungen vorkommen können, als die Cyanobakterien und die möglicherweise noch vor jenen existierten.

Man geht davon aus, dass sich erste Eukaryonten vor gut 2 Milliarden Jahren bildeten, doch wissenschaftlich belegen ließt sich das bis jetzt kaum. Nun hat ein internationales Forscherteam um den Geochemiker Christian Hallmann vom GFZ-Potsdam einen Biomarker entdeckt, der in uralten Gesteinsproben nachweisbar ist. Bei diesem Biomarker handelt es sich um ein Proto-Steroid, das in Gesteinen aus dem Erdmittelalter relativ häufig vorkommt. Steroide gehören zu den Lipiden und bestehen aus organischen Molekülen, die in einer speziellen Struktur angeordnet sind. In der GFZ-Studie werden die Proto-Steroide als Ur-Fette bezeichnet. Bisher konnte man Biomarker in Gesteinen nachweisen, die bis zu 800 Millionen Jahre alt waren. Das neu entdeckte Proto-Steroid fand man nun noch in doppelt so alte Gesteinsproben aus Australien. Die Forscher gehen davon aus, dass sie zu einer Gruppe von Ur-Eukaryonten gehörten, die heute längst ausgestorben sind und die Basis aller weiteren höher entwickelten Lebensformen darstellt. Daher werden sie von den Forschern als Stamm-Eukaryonten bezeichnet. Sie konnten unter extremeren atmosphärischen Bedingungen leben als die bislang bekannten Eukaryonten und kamen mit weniger Sauerstoff aus. Nun steht die Forschungsgemeinschaft vor der Herausforderung diese bislang unbekannte Reich an Lebewesen zu erkunden.

Die GFZ-Forscher gehen davon aus, dass der Urstamm der Eukaryonten ausstarb, als es vor ca. 720 Millionen Jahren zur kompletten Vereisung der Erde kam. Nach dem Schneeball-Stadium der Erde entwickelten sich die heutigen Zweige der Eukaryonten. Diese Hypothese ist zwar noch nicht bewiesen, doch je mehr man über die Entwicklung des Lebens auf der Erde lernt, desto klarer wird, unter welchen Bedingungen Leben existieren kann, was Rückschlüsse auf Außerirdisches Leben zulässt.

(Quelle: Pressemeldung GFZ-Potsdam. Originalstudie: DOI: 10.1038/s41586-023-06170-w)