Erhöhte Erdrutschgefahr am Vulkan Masaya: Behörden verschärfen Warnungen und sperren Aussichtsterrasse am Kraterrand
Die nicaraguanischen Behörde INETER hat für den Vulkan Masaya eine Erdrutsch-Warnung herausgegeben. Das Institut für Territorialstudien meldet eine zunehmende Instabilität im Santiago-Krater und warnt vor neuen Erdrutschen sowie kleineren explosionsartigen Ereignissen. Damit rückt einer der dynamischsten Vulkane Mittelamerikas erneut in den Fokus.
Aktuelle Überwachungsdaten zeigen, dass sich an den Innenwänden des Santiago-Kraters mehrere neue radiale Spalten geöffnet haben. Gleichzeitig wurden am nordwestlichen Rand der Nindirí-Ebene größere Blöcke instabilen Materials identifiziert. Diese könnten jederzeit abbrechen und in den Krater stürzen. Bereits jetzt ist die Häufigkeit solcher Felsstürze gestiegen.
Eine besonders brisante Gefahr geht von den niedrigenergetische Explosionen aus, deren Zahl in der letzten Wochen deutlich zugenommen hat. Das sind kurze, unvorhersehbare Detonationen, die entstehen, wenn Gase unter herabfallenden Felsmassen eingeschlossen werden und sich freisprengen. Zwar stellen diese Explosionen keine Gefahr für umliegende Gemeinden dar, im unmittelbaren Kraterbereich können sie jedoch lebensgefährlich sein.
INETER bekräftigt daher die bestehende Empfehlung, den Zugang zur Plaza Oviedo, einem großen Parkplatz mit Aussichtsterrasse am Kraterrand, in einem Radius von 800 Metern um den Krater strikt zu sperren. Die Instabilität mache den Aufenthalt im Kraterumfeld aus geologischer Sicht derzeit zu riskant.
Der Santiago-Krater wurde in den vergangenen Jahren vor allem durch seinen Lavasee bekannt, der zwischen 2015 und 2022 nahezu kontinuierlich aktiv war und Besucher aus aller Welt anzog. Auch danach brodelte die Lava gelegentlich im Schlot hoch. Im März 2024 änderte ein massiver Erdrutsch die Situation grundlegend: Große Mengen Material stürzten in die Öffnung und begruben den Lavasee vollständig.
Seither entweichen vulkanische Gase nur noch durch kleinere, teilweise offene Bereiche im Kraterboden. Die gemessenen Temperaturen liegen bei rund 100 °C. Das erneuerte Auftreten von Spalten und Erdrutschen zeigt, dass der Krater sich weiterhin strukturell verändert. Der Druck im Untergrund bleibt hoch, auch wenn der Lavasee selbst seit 2024 nicht mehr sichtbar ist.
Der Masaya ist ein basaltischer Schildvulkan mit mehreren überlappenden Calderen – ein System, das eher an hawaiianische Vulkane als an klassische Stratovulkane erinnert. Er gilt als eines der dauerhaft aktivsten Vulkansysteme der Region, bekannt für intensive Gasemissionen, häufige Felsstürze und wiederkehrende Lavaseephasen.
