Pico del Teide: Anhaltende Erdbebentätigkeit und Gasemissionen

Anhaltende Erdbebenaktivität auf Teneriffa und dem Pico del Teide

Auf und um Teneriffa haben sich innerhalb von einer Woche (zwischen dem 26. September und dem 3. Oktober) 37 Erdbeben ereignet. 26 der Beben manifestierten sich unter dem größten Vulkan des Archipels, dem Teide. Die meisten dieser Beben wiederum wurden in der Caldera Las Cañadas lokalisiert. Nur wenige Erschütterungen ereigneten sich im Orotava-Tal, wo es letzte Woche einen Erdbebenschwarm gegeben hat. 11 Beben lagen wieder unter der Meerenge zwischen Teneriffa und Gran Canaria.

Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,4. Darüber hinaus gab es 10 weitere Beben auf den anderen Inseln der Kanaren. Darunter befand sich auch eine Erschütterung auf Lanzarote.

Gegenüber der Vorwoche wurden deutlich weniger Erdbeben registriert. Dank des erwähnten Schwarms waren es 108 Erschütterungen. In der aktuellen Woche folgte man dem mehrwöchigen Trend. Der Kohlendioxid-Ausstoß war hingegen etwas höher als sonst. Hier ist ein Zusammenhang mit dem Erdbebenschwarm nicht ausgeschlossen, der wahrscheinlich durch Fluidaufstieg ausgelöst worden war. Die INVOLCAN-Vulkanologen meinen in ihrem Wochenbericht, dass das geochemische Netzwerk nach wie vor die höchsten diffusen CO₂-Emissionen registriert, die mit einem seit 2016 anhaltenden Druckaufbau im vulkanisch-hydrothermalen System zusammenhängen. Eine unmittelbare Ausbruchsgefahr sieht man aber nicht.

Trotz der CO₂-Emissionen bleibt die Vulkanwarnampel auf Teneriffa auf „Grün“. Das gleiche gilt für alle anderen Inseln des Archipels mit Ausnahme von La Palma, wo weiterhin gelber Alarm gilt, da sich die geophysikalischen und geochemischen Parameter auch mehr als drei Jahre nach dem Ende des Ausbruchs von 2021 noch nicht vollständig normalisiert haben. Ungewöhnliche Bodenverformungen wurden im Berichtszeitraum auf La Palma nicht festgestellt. Bei den Gasmessungen zeigen sich weiterhin erhöhte Kohlendioxidwerte (CO₂) in La Bombilla und Puerto Naos. Es wird empfohlen, die Hinweise der Katastrophenschutzbehörden weiterhin aufmerksam zu verfolgen.

Island: Erdbeben und Bodenhebung Anfang Oktober

Erdbeben am Grjótárvatn und Kleifarvatn auf Island mit Magnituden über 3

Heute Morgen um 07:39:16 Uhr UTC ereignete sich ein Erdbeben am Kleifarvatn. Der See gehört zum Krýsuvík-System auf der Reykjanes-Halbinsel und liegt damit in der Nähe von Svartsengi, wo weiterhin Bodenhebung registriert wird. Das Beben erreichte eine Magnitude von 3,3 bei einer Herdtiefe von 4,5 Kilometern.

Das Epizentrum lag nördlich des Thermalgebiets Seltún, das ich für eines der schönsten auf Island halte. Das Ereignis löste einen ausgeprägten Nachbebenschwarm aus, der mehr als 30 Beben umfasste. Die Erschütterungen traten nahe der GNSS-Messstation MOAH auf, die im Zentrum der Subsidenz liegt, die seit Juni andauert und sich mittlerweile auf 55 mm summiert hat. In den letzten zwei Wochen war es hier etwas ruhiger geworden, und auch das Absinken des Bodens hatte nachgelassen. Gut möglich, dass das Schwarmbeben mit einer erneuten Beschleunigung der Subsidenz einhergeht.

Einen gegenteiligen Effekt beobachtet man seit über zwei Jahren weiter westlich im Svartsengi-System: Dort bestätigen aktuelle GNSS-Messungen das Bild der letzten Wochen und weisen auf eine Fortsetzung der Bodenhebung hin. Die Werte der vergangenen Tage wichen leicht vom Trend ab. Bis Mitte Oktober dürfte die Bodenhebung wieder das Niveau wie vor der letzten Eruption im August erreicht haben. Ab dann steigt das Ausbruchsrisiko erneut an.

Der Erdbebenschwarm, der sich gestern am Grjótárvatn ereignete und über den ich morgens berichtet habe, setzte sich nach meiner Meldung fort: Neben zahlreichen schwächeren Erschütterungen traten zwei stärkere Beben mit Magnituden von 3,5 und 3,4 auf. Sie gehören zu den stärksten Ereignissen seit dem Erwachen des Ljósufjöll-Systems im Jahr 2021. Stärker war lediglich das Beben vom 16. Juni dieses Jahres mit einer Magnitude von 3,7. Die Erdbeben deuten nicht auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch hin. Forscher des IMO gehen jedoch davon aus, dass sich im tieferen Untergrund Magma akkumuliert, was in einigen Jahren zu einer Eruption führen könnte.

Unter gesamt Island manifestierten sich in den letzten 48 Stunden 178 Beben. Das ist zwar keine Rekordzahl, deutet aber eine erhöhte seismische Aktivität in einigen Gebieten der Insel an.

USA: Hurrikane ziehen an Ostküste vorbei und richten Schäden an

Hurrikane verursachen Hauseinstürze an den Outer Banks in North Carolina – Südflorida warnt vor Sturzfluten

Die USA kommen nicht zur Ruhe und werden weiterhin von den Unbilden der Natur heimgesucht: Während es im Westen des Landes weiterhin trocken ist und zu Waldbränden kommt, stürmt es im Osten und es drohen starke Niederschläge.
An der Küste von North Carolina haben die Hurrikane Imelda und Humberto die Verwundbarkeit der Outer Banks gezeigt. Innerhalb eines Tages stürzten an der Atlantikküste sechs unbewohnte Häuser ein, nachdem Sturmfluten und hohe Brandung die Dünen überspült und ganze Strandabschnitte unterspült hatten. Besonders betroffen war der Ort Buxton auf Hatteras Island, wo am Nachmittag des 30. September fünf Gebäude innerhalb kurzer Zeit kollabierten. In derselben Nacht folgte ein weiteres Haus. Verletzte wurden nicht gemeldet, doch die Behörden sperrten aus Sicherheitsgründen großflächig Küstenbereiche.

Die Zerstörungen verdeutlichen einmal mehr die Dynamik der Barriereinseln. Viele der auf Pfählen stehenden Holzbauten standen noch vor wenigen Jahren mehrere Meter vom Wasser entfernt, inzwischen jedoch nagt die Erosion direkt an ihren Fundamenten. Seit 2020 sind allein in Rodanthe und Buxton insgesamt 18 Häuser eingestürzt. Die Trümmer stellen eine zusätzliche Gefahr dar, da Holz, Glas und Metallteile kilometerweit entlang der Strände verteilt werden.

Meteorologen meldeten am Tag der Einstürze eine Brandung von bis zu 360 Zentimetern Höhe. Die beiden Hurrikane, die nicht direkt auf die Küste trafen, sondern parallel zum Küstenverlauf entlang zogen, sorgten durch ihre weiträumigen Ausläufer für starken Wellengang.

Die Auswirkungen der tropischen Wettersysteme beschränken sich nicht auf North Carolina. Auch in Südflorida sind die Folgen der feuchtwarmen Luftmassen deutlich spürbar. Dort verlängerten die Behörden am Donnerstag eine Hochwasserwarnung bis mindestens Freitag. Grund sind anhaltende Starkregenfälle, die stellenweise Regenraten von bis zu 7,5 Zentimetern pro Stunde erreichten. In einigen Stadtvierteln summierten sich die Niederschläge innerhalb weniger Stunden auf mehr als 12 Zentimeter.

Besonders betroffen sind Broward County und der nördliche Teil von Miami-Dade. Überschwemmte Straßen stellen eine erhebliche Gefahr für den Berufsverkehr dar, weshalb die Bevölkerung aufgerufen wurde, Fahrten in gefährdete Gebiete möglichst zu vermeiden. Das nationale Wettervorhersagezentrum stufte die Gefahr von Sturzfluten zunächst auf Stufe 1 von 4 ein, warnte jedoch, dass eine Erhöhung je nach weiterer Entwicklung nicht ausgeschlossen sei.

Barren Island: Aschewolke in 2700 m Höhe

Aschewolke über Barren Island – Indiens einziger aktiver Vulkan erneut ausgebrochen

Der indische Inselvulkan Barren Island ist erneut ausgebrochen und förderte eine Aschewolke, die bis auf 2700 m Höhe aufstieg und in Richtung Nordosten driftete. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Darwin hervor. Es bestand eine Gefahr für tiefliegende Flugzeuge. Der Alarmcode wurde auch „Orange“ erhöht.

Das „Volcanic Ash Advisory Centre“ meldete die Ascheeruption von Barren Island in der Andamanensee in den frühen Morgenstunden des 3. Oktober. Die Beobachtungen stützten sich auf Satellitendaten des japanischen Wettersatelliten Himawari-9. Bereits wenige Stunden später war die Aschewolke jedoch nicht mehr erkennbar. Da auch keine weiteren Eruptionen registriert wurden, hob das VAAC die Warnung wieder auf und beendete die Serie von Hinweisen für den Flugverkehr.

Barren Island liegt rund 135 Kilometer nordöstlich von Port Blair, der Hauptstadt der Andamanen und Nikobaren. Der Vulkan erhebt sich 354 Meter über den Meeresspiegel und bildet eine karge, nur spärlich bewachsene Insel. Im Zentrum des Kraters wächst ein aktiver Schlackenkegel, aus dem regelmäßig kleinere Ausbrüche erfolgen.

Historische Eruptionen sind seit 1787 dokumentiert, doch lange Zeit galt der Vulkan als inaktiv. Erst 1991 brach er nach mehr als 150 Jahren Ruhephase wieder aus und erzeugte Lavaströme, die bis ins Meer reichten. Seitdem meldet sich Barren Island in unregelmäßigen Abständen. Besonders nach dem Sumatra-Beben 2004 wurde verstärkte Aktivität registriert, mit wiederholten strombolianischen Ausbrüchen, Lavafontänen und Aschewolken. In den letzten Jahren kam es mehrfach zu kurzen eruptiven Phasen, zuletzt zwischen 2018 und 2021.

Mit der aktuellen Ascheemission zeigt der Vulkan erneut, dass er aktiv bleibt, wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Für den Flugverkehr in der Region bedeutet dies erhöhte Aufmerksamkeit, für die Bewohner der Andamanen besteht jedoch derzeit keine Gefahr.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 02. Oktober

Erneut intensiver Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – Ein starker Erdstoß schreckte Bürger auf

Die süditalienische Caldera wird zur Stunde von einem weiteren starken Erdbebenschwarm erschüttert. Die Kommune Pozzuoli veröffentlichte um 14:41 Uhr MESZ eine Warnung, nach der ein Schwarmbeben begonnen hatte. Bis um 20:00 Uhr wurden 37 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,7 und eine Herdtiefe von 2,8 km. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara lokalisiert.

Der Erdstoß wurde von vielen Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen und als stark beschrieben. Er erzeugte ein tiefes Grollen, was die Menschen zusätzlich beunruhigte. Man fürchtet vor allem das Auftreten stärkerer Erdbeben mit Magnituden größer als 4, die sich jederzeit ereignen könnten. Erdbeben dieser Magnituden hatten in den letzten Monaten immer wieder für Schäden gesorgt.

Update 03.10: Das Schwarmbeben hat an Intensität nachgelassen, doch auch am Morgen gab es weitere Erdbeben. Im letzten Update der Kommune Pozzuoli heißt es, dass das Schwarmbeben bislang aus 54 Beben bestand. Auf der GOSSIP-Shakemap vom INGV sind aber seit dem Morgen des 2. Oktobers mehr als 70 Beben verzeichnet. Mehrere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Sie konzentrierten sich am Rand des Stadtteils Pisciarelli, nordöstlich der Solfatara und in relativer Nähe zur bekannten Fumarole. In dieser Region ist das Risiko phreatischer Eruptionen besonders groß.

Ich gehöre zu der Fraktion von Menschen, die davon ausgehen, dass die seit Jahren auftretenden Effekte Anzeichen eines Aufheizens des Vulkansystems sind und dass letzten Endes ein Vulkanausbruch in den Campi Flegrei droht. Dabei ist es bis jetzt nicht vorhersagbar, wann ein Ausbruch stattfinden wird und wie groß er wird. Kleine oder normalgroße Eruptionen könnten sich mittelfristig (Wochen bis Monate) aufbauen, ein großer Vulkanausbruch könnte noch Jahrzehnte oder länger auf sich warten lassen. Doch selbst wenn es zu einem sehr starken Vulkanausbruch kommen sollte, bedeutet das für uns in Deutschland nicht das Ende der Welt. Es würde wahrscheinlich zu einigen Einschränkungen führen, aber nicht unseren Untergang bedeuten. Ich erwähne das an dieser Stelle noch einmal, da ich einigen Kommentaren in unserer FB-Gruppe entnehme, dass diesbezüglich große Sorgen bestehen. Bei einer Supervulkaneruption würde der Großraum Neapel verwüstet werden und in weiten Teilen Italiens käme es zu massiven Verwerfungen. Selbst Rom halte ich dann -in Abhängigkeit von der Windrichtung- nicht für einen sicheren Hafen.

Türkei: Erdbeben Mb 5,0 nahe Istanbul

Erdbeben der Magnitude 5,0 erschüttert Marmara-Region – Istanbul bleibt glimpflich verschont

Datum: 02.10.2025 | Zeit: 11:55:04 UTC | Koordinaten: 40.803 ; 27.946 | Tiefe: 13 km | Mb 5,0

Am Nachmittag ereignete sich in der Westtürkei ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Beben wurde um 14:55 Uhr Ortszeit (11:55 UTC) registriert und hatte sein Epizentrum im Marmarameer nahe der Kleinstadt Marmara Ereğlisi. Nach Angaben des EMSC lag der Erdbebenherd in rund 13 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich etwa 41 Kilometer süd-südöstlich von Çorlu, einer Stadt mit rund 200.000 Einwohnern.

Erdbeben bei Istanbul. © EMSC

Die Erschütterungen waren in weiten Teilen der Marmara-Region deutlich zu spüren, darunter auch in Istanbul, das knapp 100 Kilometer entfernt liegt. In der 16-Millionen-Metropole liefen viele Menschen aufgeschreckt auf die Straßen. Augenzeugen berichteten von schwankenden Gebäuden, Schwingungen in oberen Stockwerken und vereinzelten Stromausfällen.

Die Katastrophenschutzbehörde AFAD teilte mit, dass es keine unmittelbaren Hinweise auf schwerwiegende Schäden gebe. Auch das Büro des Gouverneurs von Istanbul bestätigte, dass bislang keine gravierenden Zwischenfälle gemeldet wurden. Einsatzkräfte seien jedoch in verschiedenen Stadtteilen unterwegs, um Gebäude und Infrastruktur zu kontrollieren.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Nordanatolischen Verwerfung in Verbindung. Hierbei handelt es sich um eine der aktivsten Störungszonen Eurasiens. Diese Bruchlinie verläuft im Westen der Türkei unter dem Marmarameer und gilt seit Jahrzehnten als potenzielles Risiko für Istanbul. Experten warnen, dass sich in der Region ein sehr starkes Erdbeben mit katastrophalen Folgen ereignen könnte.

Bereits im April dieses Jahres war die Region von einem stärkeren Erdstoß der Magnitude 6,2 betroffen. Damals verletzten sich mehr als 150 Menschen, viele von ihnen beim panikartigen Verlassen von Gebäuden.




Das aktuelle Ereignis verdeutlicht erneut die seismische Gefährdung der Marmara-Region. Während die Schäden diesmal glimpflich ausfielen, bleibt die Sorge vor einem großen Beben bestehen, das erhebliche Auswirkungen auf die Millionenmetropole Istanbul haben könnte. Behörden und Experten rufen die Bevölkerung daher auf, Vorsorge- und Schutzmaßnahmen ernst zu nehmen.

Sakurajima: Erste Eruptionen seit Ende August

Sakurajima eruptierte Vulkanasche bis auf 2700 m Höhe – Erste Eruptionen seit Ende August

Nach über einem Monat ohne nennenswerte Eruptionen meldete sich der japanische Vulkan Sakurajima heute wieder zu Wort und erzeugte Aschwolken, die bis auf eine Höhe von 2700 m aufstiegen und in Richtung Nordwesten drifteten. Es wurden 2 VONA-Warnungen ausgegeben, die den Flugverkehr warnen sollen.

VONA

Auch das JMA veröffentlichte eine Kurznachricht zu den Eruptionen, nach denen die Asche eine Höhe von 1600 m über dem Krater erreichte. Es kam zu leichtem Ascheniederschlag unter den Eruptionswolken. Bei solchen Gelegenheiten werden die Straßen um den Vulkan herum rutschig.

Die japanischen Vulkanologen berichteten zuletzt Ende September über die Aktivität des Vulkans. Aus ihrem Bericht geht hervor, dass der Sakurajima doch nicht ganz so tot war, wie die bis dato ausgebliebenen VONA-Meldungen vermuten lassen. Es ist zu mehreren kleinen Eruptionen aus dem Minami-dake gekommen. Vulkanotektonische Erdbeben traten nur vereinzelt auf, Tremor wurde nicht registriert und auch die Bodenverformung hielt sich in Grenzen. Dafür war der Schwefeldioxidausstoß hoch und man rechnet weiterhin damit, dass der Vulkan jederzeit stärkere Eruptionen erzeugen könnte.

Es gilt weiterhin die Warnstufe „3“ und es gilt ein besteigungsverbot des Vulkans. Im Umfeld von bis zu zwei Kilometern um den Minamidake- und den Showa-Krater ist nach wie vor mit dem Auswurf großer Vulkanbomben und dem Auftreten pyroklastischer Ströme zu rechnen. Auf der windabgewandten Seite wurden zudem Vulkanasche und kleinere Schlackenpartikel über weite Distanzen verfrachtet und abgelagert. Explosive Ausbrüche können starke Druckwellen erzeugen, die Fensterscheiben beschädigen oder zerstören. Darüber hinaus besteht bei Regenfällen nach Ascheablagerungen die Gefahr von Murgängen, die durch das Zusammenspiel von Wasser und lockerer Vulkanasche ausgelöst werden können.

Merapi: Abgang eines pyroklastischen Stroms am 02. Oktober

Pyroklastischer Strom am Merapi war 4 Minuten lang unterwegs

Am javanischen Vulkan Merapi ging ein pyroklastischer Strom ab, der über die Ostflanke floss und eine Strecke von geschätzten 2 Kilometern zurücklegte. Das seismische Netzwerk erfasste ein 4 Minuten andauerndes Signal mit einer Maximalamplitude von 59 mm. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Der pyroklastische Strom wurde durch ein Kollapsereignis am wachsenden Lavadom verursacht und hing nicht mit explosiver Tätigkeit zusammen. Bereits am Vortag war es zur Bildung eines kleineren pyroklastischen Stroms gekommen. Außerdem wurden 90 Schuttlawinenabgänge festgestellt. Ob eine Schuttlawine oder ein pyroklastischer Strom entsteht, ist maßgeblich von der Größe des kollabierten Lavapakets abhängig und davon, wie heiß und gasreich es noch ist. Je mehr heißes Gas die Lava enthält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass statt einer Schuttlawine ein pyroklastischer Dichtestrom entsteht.

Darüber hinaus ist der Merapi seismisch aktiv: Während nur wenige Erdbebensignale vulkanotektonischen Ursprungs sind, gibt es immer noch eine hohe Anzahl an Hybriderdbeben, die von Fluidbewegungen unter dem Vulkan zeugen. Es besteht die Gefahr, dass sich ein hoher Gasdruck im Fördersystem unter dem Dom aufbaut, was früher oder später zu starken Explosionen führen könnte.

Neue Daten zum Domwachstum gibt es bisher nicht. Im jüngsten BPPTKG-Wochenbericht für den Zeitraum vom 12. bis 18. Dezember wurden noch die Volumendaten vom 25. August veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte der aktivere Südwestdom ein Volumen von 4.179.900 Kubikmetern. Visuelle Beobachtungen bestätigten jedoch morphologische Veränderungen, die auf Domwachstum hindeuteten. Dafür sprechen auch die aktuellen Abgänge der pyroklastischen Ströme. Diese könnten allerdings dazu beitragen, dass der Dom an Volumen verliert und bei der nächsten Messung geschrumpft ist. Sollte das nicht der Fall sein, hat sich das Domwachstum wahrscheinlich verstärkt.

Die Warnstufe am Merapi steht weiterhin auf „Orange“ und der Aufstieg zum Gipfel ist verboten. Es gilt eine asymmetrische Sperrzone mit bis zu 7 Kilometern Ausdehnung um den Gipfelbereich.

Island: Schwarmbeben am Grjotarvatn intensivierte sich

Erdbebenschwarm am Grjotarvatn auf Island – Mittelstarke Erdbeben am MAR

Auf Island gab es nachts einen Erdbebenschwarm nördlich von Borgarnes, während sich auf Reykjanes der Graph der Bodenhebung seitwärts bewegt. Südlich von Island und auf Höhe der grönlandischen Südspitze ereigneten sich drei mittelstarke Erdbeben.

Schwarmbeben

Im Südwesten von Island liegt die Snæfellsnes-Halbinsel, die vor allem wegen des vergletscherten Vulkans Snæfellsjökull bekannt ist, den der frühe Science-Fiction-Autor Jules Verne in seiner „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ beschrieb. Doch der Snæfellsjökull ist nicht der einzige Vulkan der Halbinsel. Neben dem Snæfellsjökul sind noch mindestens 2 weitere Vulkansysteme bekannt: Lýsuskarð und Ljósufjöll. Letzteres erstreckt sich über die Halbinsel hinaus bis in die Region Borgarnes und die Seenlandschaft um den Grjótavatn. Seit Monaten ist der Untergrund im Bereich der Seen unruhig und es kommt täglich zu schwachen Erdbeben in Tiefen um 15 Kilometer, also dort, wo sich die Grenzregion zwischen Erdkruste und Erdmantel befindet. Da es vergangenes Jahr bereits Tremorphasen und eine leichte Bodendeformation gab, gehen IMO-Forscher davon aus, dass die Beben durch das Eindringen magmatischer Fluide in die Erdkruste hervorgerufen werden und dass das Ljósufjöll-Vulkansystem dabei ist, aufzuheizen. Heute verstärkte sich der Erdbebenschwarm deutlich und es wurden gleich 2 Erdbeben mit der Magnitude 2,7 registriert. Sie wurden in den letzten 48 Stunden von 29 weiteren Erschütterungen begleitet, von denen sich die meisten heute Nacht manifestierten. Noch ist es zu früh, um tatsächlich sagen zu können, ob und wann es hier zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Doch im Hinblick auf die oft mehrjährigen Aufheizungsphasen von Vulkanen gibt es durchaus die Möglichkeit, dass hier eine der nächsten Eruptionen auf Island stattfinden wird.

Doch bevor wir auf einen Ausbruch im Ljósufjöll hoffen können (sorry Anwohner, eine Frage der Perspektive), wird es wahrscheinlich zu einer Eruption im Svartsengi-System auf Reykjanes kommen. Hier bewegten sich die letzten GPS-Messungen seitwärts, so wie es einige Tage vor den letzten Eruptionen ebenfalls der Fall war. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Seismizität eigentlich noch zu niedrig ist, als dass der Ausbruch kurz bevorstehen würde.

Die Reykjanes-Halbinsel bildet die Zone Islands, wo die Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens in die Insel übergeht. Während die Seismizität auf Reykjanes relativ gering bleibt, ereigneten sich draußen im Atlantik an der kontinentalen Naht zwischen Nordamerika und Europa drei mittelstarke Erdbeben mit Magnituden zwischen 5,1 und 4,8. Direkte Auswirkungen auf Island werden diese Beben aber nicht haben.

Update: Es gab inzwischen 3 Beben mit Magnituden zwischen 3,4 und 3,2. Die Anzahl der Erschütterungen erhöhte sich auf 41 innerhalb von 48 Stunden. Damit zählt der Schwarm zu den intensiveren in der Region.