Island: Lava fließt in verschiedene Richtungen

Vulkanausbruch auf Island hält an – Lavaströme fließen in mehrere Richtungen

Der Vulkanausbruch auf der Sundhnukur-Spalte geht weiter. Nach wie vor sind die beiden bereits bekannten Kraterkegel aktiv, die weiter wachsen. Heute Nacht wurde das Wetter besser und ermöglichte Fernblicke vom Thorbjörn aus, wo Livecams stehen, die in der Lage sind, einen Überblick zu verschaffen. So ist zu sehen, dass die Lavaströme sehr aktiv sind und in mehrere Richtungen unterwegs sind. Ein Teil der Lava sammelt sich in zwei Lavateichen. Einer bildete sich an der Basis des Hügels Sýlingarfell. Von hier aus könnte die Schmelze in kurzer Zeit den Grindavíkurvegur überqueren und in Richtung Svartsengi und Blaue Lagune fließen. Diese hat heute Morgen wieder geöffnet. Um die Situation besser im Auge behalten zu können, kündigte das IMO heute an, eine weitere Livecam am Sýlingarfell montieren zu wollen.

Geöffnet hat sich auch ein kurzer Riss am Norddamm, der Grindavík schützt. Hier trat Dampf aus, zu einer Eruption ist es bislang noch nicht gekommen. Das Ereignis zeigt aber, wie dynamisch die Situation noch ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich neue Eruptionszentren bilden werden, so wie wir es während der ersten Fagradalsfjall-Eruption gesehen haben.

Die Dynamik der Situation spiegelt sich auch in einer anhaltenden Subsidenz im Bereich von Svartsengi und entlang des magmatischen Gangs wider, der sich am 10. November gebildet hatte. Die Subsidenz erweist sich mittlerweile als stärker, als es in den ersten Tagen nach Eruptionsbeginn aussah. Ich schätze, dass fast doppelt so viel Lava bei der Eruption austritt, als bei Svartsengi aufsteigt, vorausgesetzt, dass der Magmenaufstieg dort nicht aufgehört hat. In der Folge senkt sich der Boden in dem Gebiet, wo er zuvor anstieg.

Apropos Blaue Lagune: Der Besitzer des bekannten Thermalressorts gab jüngst bekannt, dass er den Bau eines weiteren Thermalressorts am Hoffellsjökull nahe der Stadt Höfn im Osten Islands plant. Der Kauf der Ländereien wurde gestern bekannt gegeben. Bei Bohrungen im Jahr 2000 stieß man nahe einer alten Feldspatmine auf Thermalwasser. Der bisherige Grundbesitzer errichtete dort kleine Badebecken, die bis jetzt als Geheimtipp gehandelt wurden. Mit der Ruhe jenseits des Massentourismus dürfte es dann auch bald an diesem idyllischen Plätzchen vorbei sein. Später mehr dazu in einem gesonderten Artikel.

Taal mit hohem Gasausstoß am 2. Juni

Taal steigerte seinen Gasausstoß und förderte mehr als 10.000 Tonnen Schwefeldioxid am Tag

Der philippinische Taal-Vulkan bildet eine große Caldera, die ca. 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila liegt. Diese ist zum größten Teil mit einem See gefüllt, in dem sich eine Vulkaninsel namens „Volcano Island“ befindet. Die Insel stellt einen Intracalderavulkan dar und beherbergt das aktuelle Eruptionszentrum des Calderavulkans Taal. Im Zentrum der Insel befindet sich ein Krater, der wiederum einen Kratersee beherbergt. Eine ziemlich verschachtelte Inselsituation, denn bereits die Caldera liegt auf der Philippineninsel Luzon. Wir haben also eine Insel mit einem Calderasee, in dem sich eine Insel mit einem Kratersee befindet. Dieser Kratersee emittiert seit dem 30. Mai wieder verstärkt Schwefeldioxid. Der Ausstoß steigerte sich von ca. 3000 Tonnen am Tag auf 10469 Tonnen. Das ist ein sehr hoher Wert, wie er normalerweise nur von Vulkanen erreicht wird, die große Mengen Lava ausstoßen. Je nach Wetterlage droht bei einem so hohen Gasausstoß VMOG. Hierunter versteht man vulkanisch bedingten SMOG, der gesundheitsgefährdend sein kann.

MIROVA registriert eine thermische Anomalie mit 15 MW Leistung. Sie deutet darauf hin, dass die Gase und das Wasser im Kratersee heiß sind.

Neben dem Gasausstoß verstärkte der Taal in den letzten Wochen auch seine Seismizität. Sie ist zwar noch als gering einzustufen, dennoch werden täglich mehrere vulkanotektonische Erdbeben registriert. Seismizität und Gasausstoß steigerten sich umgekehrt proportional zur explosiven phreatischen Tätigkeit: Im April und Mai gab es eine Serie phreatischer Eruptionen, bei denen sich der aufgetaute Druck im Vulkansystem abbauen konnte. Das bedingte offenbar eine Reduzierung des Gasausstoßes. Nun gab es länger keine phreatischen Eruptionen mehr und der Gasausstoß zieht wieder an.

Bei den phreatischen Eruptionen handelte es sich um Dampfexplosionen, die zustande kamen, ohne dass es zu einem direkten Kontakt zwischen Magma und Wasser kam. Doch in einiger Tiefe unter dem Taal-Vulkan wird es noch Magma geben. Inwieweit sie eruptionsfähig ist, bleibt ungewiss.

Deutschland: Hochwasser im Süden spitzt sich zu

Hochwasserlage im Süden Deutschlands verschärft sich weiter – Ein Feuerwehrmann tot

Das Hochwasser in Teilen Süddeutschlands verstärkte sich am Samstag und erreichte immer neue Höchststände. Eine nachhaltige Entspannung der Lage ist noch nicht in Sicht. Die Wetterdienste prognostizieren weitere Regenfälle, die sich erst langsam abschwächen. Erst am Dienstag soll sich das Wetter deutlich bessern. Solange müssen die von Starkregen geplagten Regionen in Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen noch durchhalten im Kampf gegen das Wasser.

Besonders betroffen sind die Bodenseeregion und die Schwäbische Alb sowie die Regionen um Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Regensburg.

Die Naturkatastrophe forderte inzwischen auch ein Menschenleben: Ein 42-jähriger Feuerwehrmann ist bei einer Rettungsmission im oberbayerischen Pfaffenhofen ums Leben gekommen. Dort trat der Fluss Ilm über die Ufer. Zusammen mit drei Kollegen war der Mann in einem Schlauchboot unterwegs, das aus nicht genannten Ursachen kenterte. Der Feuerwehrmann ertrank.

Das Unglück ereignete sich gegen 23.30 Uhr. In der Nacht setzten die Helfer die Evakuierungen im stark betroffenen Landkreis fort, einschließlich der Evakuierung zweier Altenheime. Seit Freitag halten heftige Regenfälle an, was Feuerwehr und andere Einsatzkräfte im Dauereinsatz hält.

In der Bodenseeregion, über die ich bereits gestern berichtete, spitzte sich die Lage am Samstag zu, als das Klärwerk Stockacher Aach überflutet wurde. Das Wasser drohte in ein Klärbecken einzudringen, was Einsatzkräfte mit allen Mitteln zu verhindern versuchten. Das Abwasser drohte über den Fluss in den Bodensee gespült zu werden und den größten See Deutschlands mit Bakterien zu belasten.

Erdrutsch legte Bahnstrecke lahm

Es kam auch zu mindestens zwei kleineren Erdrutschen. Einer ereignete sich im Landkreis Ravensburg, wo eine Straße teilweise unterspült wurde und abrutschte. Größer war ein Erdrutsch im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd, wo eine Bahnstrecke betroffen war. Ein ICE mit 185 Fahrgästen wurde von einem Erdrutsch erfasst und zwei Waggons entgleisten. Auf der parallel zur Bahnstrecke verlaufenden Straße wurde ein Auto beschädigt. Verletzte gab es jedoch keine.

Neue Diskussion um Pflichtversicherung gegen Elementarschäden

Die in immer kürzeren Abständen erfolgenden Überflutungen und Hochwasserkatastrophen haben auch die Diskussion um eine bundesweite Pflichtversicherung gegen Elementarschäden erneut entfacht. Am 20. Juni werden die Länderchefs mit Bundeskanzler Olaf Scholz darüber beraten. Ich frage mich, ob die Politiker mal einen Blick auf die Börsenkurse der Versicherer geworfen haben, die schon die Hauptgewinner einer weiteren staatlich geförderten Versicherung sind: Die Riester-Rente! Für den Anleger ein Flop, für die Versicherer Top! Anstatt weiter Geld in die Kassen einzelner börsennotierter Unternehmen zu spülen, wäre vielleicht ein Staatsfonds oder Sondervermögen besser geeignet, um den Kosten von Naturkatastrophen zu begegnen, die infolge des Klimawandels immer öfter auftreten und auch stärker ausfallen. Anstatt mit dem Geld der Kohlendioxidsteuer die Rentenlöcher zu stopfen, wäre es vielleicht in so einem Sondervermögen oder Fonds gut angelegt! Ansonsten spricht natürlich nichts dagegen, wenn sich Hausbesitzer in gefährdeten Regionen freiwillig versichern.

Übrigens: Waren zu Anfang der Flutkatastrophe kleinere Gewässer betroffen, erreichen die Wassermassen nun die größeren Flüsse wie Donau, Neckar und Rhein. Hier könnte es Stromab in den nächsten Tagen ebenfalls zu Überflutungen kommen.

Island: Status der Eruption am 1. Juni

Vulkanausbruch auf Island hält an – Blaue Lagune öffnet morgen wieder

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht der Vulkanausbruch weiter. Gegenüber dem Vortag änderte sich die Stärke der Eruption nicht wesentlich. Dennoch gibt es deutliche Veränderungen in der Morphologie der Kraterkegel, die sich um die verbleibenden Förderschlote bilden und deutlich an Größe dazugewonnen haben.

Während es aktuell nur eine geringe Seismizität gibt, wird nun klarer, dass die GPS-Messungen weiterhin eine leichte Subsidenz registrieren. Es tritt also mehr Lava am Vulkan aus, als aus der Tiefe unter Svartsengi aufsteigt.

IMO-Wissenschaftler haben einen Observierungsflug unternommen und festgestellt, dass sich die meiste Lava auf dem Feld zwischen Hagafell und Sýlingarfell akkumuliert. Dort bildete sich ein sekundärer Lavasee. Von hier könnte eine Lavaflut ausgehen, die Richtung Grindavik strömt. Aktuell bewegt sich direkt vor den Toren der Stadt keine Lava, und Arbeiter und Sicherheitskräfte sind in Grindavik unterwegs, um die Häuser vor Plünderungen zu schützen und die Stromversorgung wiederherzustellen. Außerdem wird untersucht, ob es zu größeren Bodenbewegungen und neuen Rissbildungen kam, wonach es bis jetzt aber nicht aussieht.

Heute gab der Polizeichef von Suðurnes, in dessen Bereich Grindavik liegt, bekannt, dass man die Sicherheitslage an der Blauen Lagune überprüft hätte: Man hat beschlossen, das Thermalressort bereits morgen wieder zu öffnen. Das ist die schnellste Öffnung der Blauen Lagune nach dem Anfang eines Vulkanausbruchs, und ich frage mich, ob man die mögliche Gasbelastung nicht unterschätzt. Noch immer sind große Mengen Lava unterwegs, und wenn die Windrichtung dreht, steht man in der Blauen Lagune schnell im Gas. Offenbar ist der wirtschaftliche Druck enorm. Trotz der Gefahren (oder vielleicht genau deshalb) war das Bad in den letzten Wochen gut besucht. Am Morgen des Eruptionsbeginns wurden 800 Personen evakuiert. Wenn nur 600 davon zahlende Gäste waren, die das billigste Ticket zu 70 € gelöst hatten, war das ein Umsatz von 42.000 €. Bedenkt man, dass man nur noch per Bus zur Blauen Lagune fahren darf und dass viele Gäste Tagesausflüge von Reykjavik aus buchen, kann man sich die Bedeutung des Ressorts für die Wirtschaft der Region und die Steuereinnahmen des Landes abschätzen. Es wird darauf hingewiesen, dass Gäste vom Parkplatz der Blauen Lagune aus das Eruptionsgebiet nicht betreten dürfen.

Ibu eruptierte hoch aufsteigende Aschewolken am 1. Juni

Indonesischer Vulkan Ibu eruptierte Vulkanasche bis auf 7300 m Höhe

Auf der indonesischen Insel Halmahera eruptierte der Vulkan Ibu wieder explosiv und förderte Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 7300 m aufgestiegen sind. Das geht sowohl aus VONA-Meldungen für den Flugverkehr hervor als auch aus Notizen beim VSI, wo auf der Website MAGMA die Eruptionen gemeldet werden. Die stärkste Eruption der Serie manifestierte sich heute Nacht um 3:28 Uhr WIB und erzeugte ein seismisches Signal von 258 Sekunden Dauer und einer Amplitude von 28 mm. Mit einer Dauer von über 4 Minuten war es schon ein recht lang anhaltendes eruptives Ereignis, während dessen es bestimmt mehrere Explosionen gegeben hat.

Die Seismizität schnellte diesmal im Vorfeld der Explosionen nicht auf ganz so enorme Höhen wie in den Vorwochen. Doch mit einer täglichen Anzahl von 250 bis 500 Erschütterungen ist die Seismizität immer noch als hoch zu bezeichnen. Sie zeugt von anhaltendem Magmenaufstieg.

Leider gibt es keine Berichte über den Zustand des Lavadoms. Einerseits zeugt die hohe Seismizität von Magmenaufstieg und die Vermutung liegt nahe, dass der Lavadom mit reichlich Schmelze gefüttert wird. Andererseits werden die Explosionen dazu beitragen, dass der Dom an Volumen verliert. Auf Satellitenaufnahmen erkennt man nur eine kleine Dampfwolke, die einen Teil des Gipfelbereichs verdeckt, aber keine thermische Anomalie.

Nicht nur die vulkanisch bedingte Seismizität am Vulkan Ibu ist hoch, sondern auch die tektonische. Im Bereich von Halmahera kommt es immer wieder zu tektonischen Erdbeben. So ereignete sich am 27. Mai eine Erschütterung Mb 4,8 im Norden der Insel. Sie lag allerdings näher am Vulkan Dukono als am Ibu. Der Dukono ist ebenfalls explosiv aktiv und steigerte die Anzahl seiner Explosionen seit dem Erdbeben enorm: Wurden vor dem 27. Mai täglich weniger als 30 Explosionen registriert, waren es in den letzten zwei Tagen mehr als 150 Explosionen am Tag. Es liegen VONA-Meldungen vor, nach denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3000 m aufsteigt und nach Westen driftet. Auf Satellitenfotos erkennt man diese Aschewolken sehr gut. Im Infrarotbereich wird eine thermische Anomalie visualisiert. Das Geschehen ist ein weiterer Beweis dafür, dass Erdbeben vulkanische Aktivität beeinflussen können.

Deutschland: Überflutungen im Bodenseekreis

Starker Dauerregen verursacht Überflutungen in Süddeutschland – Bodenseekreis besonders betroffen

Im Süden Deutschlands regnet es viel, und örtlich sind innerhalb von 24 Stunden mehr als 100 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergegangen. Der Deutsche Wetterdienst warnt seit Tagen vor möglichen Überflutungen und weist darauf hin, dass sich auch kleine Bäche in reißende Ströme verwandeln könnten. Zudem sind die Böden bereits mit Wasser gesättigt, was in Hanglagen die Gefahr für Erdrutsche steigen lässt.

Der bayerische Landkreis Günzburg rief vorsorglich den Katastrophenfall aus, da man ein Hochwasser der Donau befürchtet. Camping- und Freizeitplätze an den Flüssen Günz, Kammel und Mindel sollen geräumt werden. In Neu-Ulm stiegen die Pegelstände weiter an, der Scheitelpunkt wird heute Abend erwartet.

In einigen Regionen von Baden-Württemberg und Bayern gilt die höchste Unwetterwarnstufe. Der Fokus liegt auf dem Bodenseekreis, wo es bereits in der Nacht zum Samstag zu ersten Überflutungen gekommen ist. So musste am Abend in Lindau ein Mehrfamilienhaus evakuiert werden, und die Bewohner mussten in einer Turnhalle übernachten. Mehrere Straßenzüge standen unter Wasser, und Keller wurden überflutet. Auch der Busverkehr wurde eingestellt. Durch Lindau fließen mehrere Flüsse und Bäche, die in den Bodensee münden, der wiederum den Rhein speist. Einer der größeren Flüsse, die durch die Stadt fließen, ist die Ach. Weiter östlich mündet die Leiblach in den Bodensee. Dieser Bach markiert in etwa den Grenzverlauf zu Österreich und ist ebenfalls über die Ufer getreten.

In Meckenbeuren nördlich von Friedrichshafen ist die Schussen über die Ufer getreten und sorgt für Überflutungen. Der Fluss erreichte einen historischen Höchststand. Der bisherige Rekord wurde erst 2021 aufgestellt. Besonders betroffen sind Wohngebiete, weshalb die Behörden eine freiwillige Evakuierung empfehlen. Inzwischen hat sich die Lage aber etwas entspannt.

Drama in Norditalien

Der Deutsche Wetterdienst warnt weiterhin vor großen Wassermengen, auch in anderen Teilen Deutschlands, wobei natürlich nicht nur Deutschland von den Unwettern betroffen ist. Auch aus Österreich und Norditalien wird starker Dauerregen gemeldet. Bereits in den letzten Tagen gab es in Turin einen Hagelsturm, der Schäden anrichtete. Gestern ereignete sich ein dramatischer Vorfall, als drei bis jetzt nicht identifizierte junge Erwachsene von einer Sturzflut am Fluss Natisone in der Region Friaul-Julisch Venetien überrascht wurden. Einsatzkräfte versuchten, die jungen Leute zu retten, die sich auf einer bereits überfluteten Insel im Fluss aneinanderklammerten. Kurz bevor sie ein Seil greifen konnten, wurden sie von der Strömung mitgerissen. Seitdem fehlt jede Spur von den zwei Frauen und einem Mann, deren Identität ungeklärt ist.

Campi Flegrei: Weiterer Erdbebenschwarm am 31. Mai

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei – Wöchentliche Treffen des Krisenstabs

Heute begann ein weiteres Schwarmbeben in der Caldera Campi Flegrei, die bei uns als die Phlegräischen Felder bekannt ist und den Golf von Pozzuoli bildet. Der Erdbebenschwarm besteht bis jetzt aus 24 Einzelbeben, von denen das stärkste eine Magnitude von 1,5 hatte. Der Erdbebenherd wurde in 2,3 Kilometern Tiefe detektiert. Das Epizentrum befand sich im Bereich der Pisciarelli-Fumarole, die auf der nordöstlichen Außenflanke des Solfatarakraters liegt. Viele der anderen Beben manifestierten sich ebenfalls im Bereich der Solfatara. Wahrscheinlich handelt es sich um einen klassischen Schwarm im Hydrothermalsystem und steht sehr wahrscheinlich mit Fluidbewegungen im Zusammenhang.

Obwohl die Seismizität in den vergangenen Tagen gering gewesen ist, herrscht in Pozzuoli immer noch Aufregung wegen dem Beben Mb 4,4. Inzwischen gibt es praktisch täglich neue Statements der kommunalen Politiker, sowie wöchentliche Krisentreffen mit Forschern und Zivilschutz.

Gestern tagte die Nationale Kommission für Prognose und Prävention von Hochrisikogebieten und stellte fest, dass sich der Zustand des Vulkans seit dem 22. Mai nicht wesentlich verändert hat, weshalb die Alarmstufe „gelb“ bestehen bleibt.

Laut einer Pressemeldung diskutierte man mit internationalen Experten die Genauigkeit kurzfristiger Eruptionsprognosen anhand des Beispiels einer aktuellen Vulkankrise. Sie betonten, dass vulkanische Reaktivierung oft über Monate oder Jahre durch seismische Phänomene, Bodenverformungen und geochemische Veränderungen erfolgt. Anschließend gibt es eine recht kurzweilige voreruptiven Phase die Stunden oder Tage anhält und eine stärkere Dynamik der Veränderungen mit sich bringt.

Angesichts dieser Erkenntnisse unterstrich die Kommission die Notwendigkeit, die Alarmstufen der Campi-Flegrei-Notfallpläne sofort zu aktualisieren, um sie an den aktuellen wissenschaftlichen Stand anzupassen. Das Ministerium für Katastrophenschutz plant, die Alarmstufen kontinuierlich zu überarbeiten und die entsprechenden operativen Maßnahmen anzupassen.

Meiner Meinung nach sollten das eigentlich keine neuen Erkenntnisse sein, sondern lang erprobter Standard. Wenn man erst jetzt Merkmale erarbeitet, ab denen die Alarmstufe „Orange“ ausgerufen wird, kann ich nur mit unverständlichem Kopfschütteln reagieren.

Merapi mit pyroklastischem Strom am 31. Mai

Merapi generiert pyroklastischen Strom – Gleitstrecke betrug 1000 m

Der indonesische Vulkan Merapi auf Java (nicht zu verwechseln mit dem Marapi auf Sumatra, über den ich heute Morgen einen Bericht schrieb) generierte heute Morgen einen pyroklastischen Strom. Laut Angaben des BPPTKG legte der Dichtstrom eine Gleitstrecke von 1000 m zurück. Damit zählt er zu den kleineren Vertretern seiner Art. Der Dichtstrom entstand durch einen Kollaps am Südwestdom und war in einer Schlucht bei Kali Bebeng unterwegs.

Der pyroklastische Strom wurde um 05:31 Uhr WIB registriert und verursachte ein seismisches Signal mit einer maximalen Amplitude von 65 mm, das ca. 110 Sekunden anhielt. In den ersten sechs Stunden des Tages wurden zudem 16 Abgänge von Schuttlawinen registriert, die teilweise aus glühender Tephra bestanden und entsprechende Leuchtspuren auf der Vulkanflanke hinterließen. Auf langzeitbelichteten Fotos entsteht so häufig der Eindruck von Lavaströmen.

Generell war die Seismizität am Merapi in den letzten zwei Tagen gering. Davor gab es jedoch einen kleinen Peak mit einem Maximum am 27. Mai, als ca. 50 vulkanisch bedingte Erschütterungen registriert wurden. So ein Auf und Ab der Seismizität ist charakteristisch für den Verlauf der Seismik der letzten Monate. Dementsprechend wird es periodisch zu leichtem Domwachstum kommen.

Im jüngsten Wochenbericht des PVMGB ist die Rede davon, dass im Beobachtungszeitraum vom 24. bis 30. Mai 2024 einhundertvierundzwanzig Schuttlawinenabgänge registriert wurden. Am 23. Mai wurde eine Analyse der Domgröße anhand von Luftbildern durchgeführt, und man kam zu dem Schluss, dass der südwestliche Dom ein Volumen von 2.164.400 Kubikmetern hat und der zentrale Dom auf 2.360.000 Kubikmeter kommt. Die Vulkanologen bezeichnen die Volumina der Dome als weitestgehend stabil. Gegenüber einer Messung im April hat der Südwestdom jedoch etwas an Größe zugenommen. Es wird also mehr Lava effusiv am Dom gefördert, als in Form von Schuttlawinen und Dichteströmen abgeht.

Der Alarmstatus steht auf „Orange“ und es gilt eine asymmetrische Sperrzone mit einer Ausdehnung zwischen 3 und 7 Kilometern um den Krater.

Island: Vulkanausbruch geht am 31. Mai weiter

Eruption auf Island hält abgeschwächt an- Grindavikurvegur auf langer Strecke unterbrochen

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am Freitag weiter, allerdings in abgeschwächter Form. Doch noch immer sind mehrere Schlote entlang der Eruptionsspalte Sundhnúksgígar aktiv. Der Aktivitätsrückgang ist insbesondere an dem Krater besonders augenfällig, der bis jetzt am aktivsten war und sich auf der Rückseite des Kraters der März-Eruption gebildet hatte. Obwohl die Höhe der Lavafontänen dort stark zurückgegangen ist, tritt dennoch ein Lavastrom aus. Am intensivsten ist der Lavaauswurf aus dem Schlot am nördlichen Ende des beschriebenen Spaltensegments, den man auf dem Bild oben in der Mitte sieht. Dort bildet sich bereits ein neuer Kraterkegel.

Die Lavaströme fließen überwiegend in Richtung Süden ab, allerdings ohne Grindavik zu erreichen. Neue Luftbilder zeigen, dass die Lavaflut in den ersten Stunden der Eruption die Hauptstraße Grindavikurvegur auf eine lange Strecke unterbrochen hat. Das Gleiche trifft für die provisorische Stromleitung zu, die erst nach dem Ausbruch im Januar installiert wurde, um die zerstörte Hauptleitung zu ersetzen.

Kampf um Erhalt von Grindavik geht weiter

Natürlich geben sich die Nachfahren der Vikinger auch von dieser Krise nicht geschlagen und haben angekündigt, Straße und Stromleitung zu reparieren. Aufgrund der recht großen Schäden auf langer Strecke wird das aber einige Wochen dauern. Grindavik ist ohne Strom und man stellt wieder Notstromaggregate auf. Besonders die Farm östlich von Grindavik benötigt Strom, da z.B. die Melkmaschinen betrieben werden müssen. Die Einsatzkräfte und Reparaturteams konzentrieren daher ihre Anstrengungen zunächst auf diesen Bereich.

Die GPS-Daten zur Bodendeformation deuten immer stärker darauf hin, dass die Subsidenz gestoppt ist und der Boden nicht mehr nennenswert absinkt. Das bedeutet, dass die Eruption in etwa so viel Lava ausstößt, die unter Svartsengi aufsteigt. Ähnliches haben wir während der letzten Eruption beobachten können. Man kann davon ausgehen, dass wir in einigen Tagen wieder eine leichte Bodenhebung sehen werden, wenn der Lavaausstoß bei Sundhnukur weiter nachlässt. Vermutlich wird es demnächst dann 25 bis 30 Millionen Kubikmeter Magmazufluss im Reservoire brauchen, bevor der nächste Ausbruch beginnt. Die Frage ist, ob sich der nächste Ausbruch wieder an gleicher Stelle ereignen wird oder ob es zu der von einigen Forschern prognostizierten Verlagerung des Eruptionszentrums in westlicher Richtung kommen wird. Wir dürfen gespannt bleiben!