Kilauea: Erdbeben Mb 4,4 am 7. Juli

Kilauea wurde von spürbaren Erdbeben Mb 4,4 erschüttert – Epizentrum nahe der Ostküste

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 06:47:45 UTC | Lokation: 19.338 ; -155.122 | Tiefe: 13 km | Mb 4,4

Heute Morgen um 06:47:45 UTC (6. Juli, 20:47 Uhr HST) manifestierte sich auf Big Island, Hawaii, ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,4. Das Hypozentrum lag in 13 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 km südlich von Mountain View lokalisiert, einer Gemeinde auf der Südostflanke des Kilaueas, die ich gut kenne, da ich 2016 dort residierte. Das Beben war in einem großen Umkreis spürbar, und dem EMSC – von dem die oben aufgeführten Daten stammen – liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von gut 100 Kilometern vor.

Die Daten des USGS weichen etwas von jenen des EMSC ab. Hier wird die Magnitude mit 4,1 angegeben. Das Epizentrum wurde 14 km südlich von Fern Forest lokalisiert, einem Ort, den man zum Beispiel auf dem Weg zum Puʻuʻōʻō-Krater durchquert. Laut USGS lag das Hypozentrum in nur 7 Kilometern Tiefe, was die große Wahrnehmungszone erklärt. Das Beben manifestierte sich auf der unteren Südostflanke des Vulkans Kilauea, die für ihr langsames Gleiten in Richtung Ozean berüchtigt ist.

Innerhalb von 10 Minuten folgten drei Nachbeben im gleichen Gebiet mit Stärken von 2,0, 2,6 und 3,3, wodurch ein kleiner Erdbebencluster entstand. Das HVO warnt vor weiteren Nachbeben.

Das Erdbeben hatte keine sichtbaren Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa oder Kīlauea. Die meisten Erdbeben in dieser Region werden durch abrupte Bewegungen der Südflanke des Kīlauea verursacht, die sich über die ozeanische Kruste nach Südosten bewegt. Ort, Tiefe und die im Rahmen des heutigen Erdbebens aufgezeichneten Wellenformen entsprechen den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Ablösungsverwerfung an der Südflanke.

Die Erdbebenaktivität im Gipfelbereich und in den Riftzonen des Kilauea ist immer noch erhöht, aber bei weitem nicht mehr so hoch wie Anfang der Woche, als es über 500 Beben an einem Tag gab. Gestern wurden ca. 120 Erschütterungen detektiert. Viele der Beben ereigneten sich entlang des oberen Südostrifts. Zum ersten Mal seit langem gab es auch ein Beben am Puʻuʻōʻō-Krater. Es hatte eine Magnitude von 2,2 und manifestierte sich unter der Südflanke des Kraterkegels.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 07.07.24

Erdbebenaktivität und Bodenhebung auf Reykjanes gehen weiter – Keine Abschwächung in Sicht

Gestern gab es im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel weitere Erdbeben, die sich an mehreren Lokalitäten unterschiedlicher Spaltensysteme ereigneten. Während die Seismizität bei Svartsengi und Sundhnukur weiterhin niedrig ist, rappelte es vor allem im Hengill-System nahe Þrengsli und Bláfjallaskáli, aber auch bei Krysuvik und Fagradalsfjall. Einige Beben gab es auch offshore im Gebiet von Eldey. Ob die Bebentätigkeit rein tektonisch zustande kommt oder ob es einen Zusammenhang mit der anhaltenden Magmenakkumulation unter Svartsengi gibt, ist spekulativ. Ich persönlich mag natürlich die Variante mit dem magmatischen Einfluss, bei der sich durch die anhaltende Bodenhebung infolge der Magmenakkumulation die Spannungen im Boden weitläufig ändern und dadurch die Risssysteme aktiviert werden.

Entgegen dem Trend der GPS-Messwerte von vor zwei Tagen, als sich eine leichte Reduzierung der Bodenhebung ablesen ließ, ist davon im Diagramm nichts mehr zu erkennen. Die IMO-Forscher schreiben dazu in ihrem letzten Update vom Freitag, dass es keine Anzeichen einer Abschwächung der Hebungsrate gebe. Der Magmenzustrom in das Reservoir unter Svartsengi beläuft sich nach wie vor auf 4 bis 6 Kubikmeter pro Sekunde. Damit liegt es über dem Niveau, das vor der letzten Eruption erreicht wurde. Die IMO betont ausdrücklich, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung gebe, und widerspricht damit auch den Spekulationen des isländischen Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson (Thorvaldur Thordarson), der nach Ende der letzten Eruption mehrmals in Interviews bezweifelte, dass es bei Sundhnukur noch weitere Eruptionen geben werde. Er sah eine stetige Reduzierung des Magmenaufstiegs und postulierte das Ende der Aktivität für den Spätsommer. Laut IMO gibt es hierfür keine Anzeichen. Dennoch könnte die nächste Eruption länger auf sich warten lassen, als es zuvor der Fall war, denn es gibt den Trend, dass eine immer höhere Magmenakkumulaton nötig ist, damit die nächste Eruption in Gang kommt.

Schutzanlagen bei Svartsengi werden weiter verstärkt

Bei Grindavik und Svartsengi bereitet man sich indes auf den nächsten Ausbruch vor und verstärkt die Schutzanlagen. Besonders in den Bereichen bei Svartsengi, wo zum Ende der letzten Eruption Lava über die Deiche floss, ist man dabei, diese zu erhöhen. Die Ingenieurin Hörn Hrafnsdóttir meinte gegenüber MBL, dass die Deiche dort um 4 bis 9,5 Meter erhöht werden würden. Die Gesamthöhe der Anlagen liegt dann zwischen 10 und 21 Metern. Ende nächster Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Trotzdem wird es immer schwieriger und aufwendiger, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune vor Lavaströmen zu schützen, da sich auf der Außenseite der Deiche immer mehr Lava auftürmt.

Ein gute Nachricht gibt es noch: Der wurde Grindavíkurvegur ist zumindest bis zur Blauen Lagune wieder befahrbar. Die Straße wurde durch den Ausbruch streckenweise von Lava überflutet. Über dem Lavastrom wurde nun eine neue Schotterpiste angelegt.

Ätna erzeugt zweiten Paroxysmus aus der Voragine

Weitere paroxysmale Eruption am Ätna – Asche driftet Richtung Griechenland

Leise, still und heimlich kehrte heute Nacht die Aktivität in Ätnas Voragine zurück. Nach nicht einmal zwei Tagen Pause setzten nachts strombolianische Eruptionen ein, die sich in den frühen Morgenstunden schnell zu einem Paroxysmus steigerten: Der Tremor schoss in die Höhe, und glühende Tephra sowie eine Aschewolke stiegen laut VAAC Toulouse bis auf 10 Kilometer Höhe auf. Der Wind verfrachtet die Asche in einer weit aufgefächerten Wolke nach Osten über das Ionische Meer. Die Prognosen zur Ascheausbreitung sagen, dass die Aschewolke am späten Nachmittag die griechische Halbinsel Peloponnes erreichen soll. Die Vulkanasche bewegt sich auf gleicher Höhe wie viele Verkehrsflugzeuge und könnte wichtige Flugrouten kreuzen, sodass Flugzeuge umgeleitet werden müssen, was zu Verspätungen führen könnte.

Das INGV schrieb in einer Sondermitteilung, die gegen 8 Uhr MESZ veröffentlicht wurde, dass der Tremor sehr hohe Werte erreichte und weiter zunimmt. Seine Quelle liegt auf einem Höhenniveau von 2800 m und östlich des Zentralkraters. Ich vermute, dass sich Magma im Bereich zwischen Zentralkrater und Südostkrater akkumulierte. Vor einer Stunde sah man eine mehrere Hundert Meter hoch aufsteigende Lavafontäne und eine relativ dünne Aschewolke aufsteigen, doch mittlerweile ist diese zu einem schwarzen Monster mutiert, während sich der Anteil glühender Tephra reduziert zu haben scheint. Inzwischen hat der Tremor in seinem Diagramm wieder ein Plateau ausgebildet, so wie es bereits beim letzten Paroxysmus der Fall war. Die Eruptionen der Voragine scheinen etwas anders zu verlaufen als die der Pendanten aus dem Neuen Südostkrater, deren Hochphasen meistens gewaltiger waren, aber dafür nicht so lange anhielten.

Die Vulkanologen beobachteten nachts eine leichte Bodendeformation in Form einer Bodenhebung, die gegen 1 Uhr begann und von der Magmeninflation zeugte. Mit Einsetzen des Hauptausbruches wurde Deflation registriert. Außerdem nehmen die Infraschallsensoren starke Explosionssignale auf. MIROVA detektiert eine starke Thermalstrahlung mit einer Leistung von fast 1400 MW.

Es lässt sich nicht wissenschaftlich prognostizieren, wie viele Paroxysmen noch folgen werden. Oft halten solche paroxysmale Eruptionsphasen am Ätna wochenlang an. Manchmal gibt es aber auch nur einzelne Paroxysmen oder Phasen mit wenigen Eruptionen. Gelegentlich liegen zwischen den einzelnen Paroxysmen wochenlange Pausen, sodass man sie nicht als zusammenhängende Ereignisse sieht. Auf jeden Fall ist dieser Sommer auf Sizilien bereits jetzt besonders heiß.

Übrigens, entgegen meinen vorherigen Spekulationen hat es beim ersten Paroxysmus den neuen Krater in der Voragine nicht komplett zerlegt. Im Gegenteil, er soll inzwischen so hoch sein, dass er den neuen Gipfel des Ätnas markiert. Man wartet aber noch auf eine offizielle Bestätigung nach einer neuen Vermessung.

Karymsky: Neue Eruptionsserie am 6. Juli

Vulkan Karymsky eruptiert explosiv – Aschewolken in 3700 m Höhe

Der russische Vulkan Karymsky begann gestern Früh mit einer neuen Eruptionsserie, bei der es zu Explosionen kam, die Aschewolken bis auf 3700 m Höhe transportierten. Der Wind driftete die Aschewolken in Richtung Nordosten, wo sie bis weit über das Meer drifteten. Das VAAC brachte 7 VONA-Warnungen zu den Aschewolken heraus. Auch das Team von KVERT bestätigte die Eruptionen und die Gefahr für tief fliegende Flugzeuge, die von den Eruptionswolken ausgehen. Da der Karymsky in ziemlicher Abgeschiedenheit auf Kamtschatka liegt, waren durch die Eruptionen keine Menschen gefährdet – schlichtweg aus dem Grund, dass es dort normalerweise keine gibt. Vor Jahren hausten ein paar einsame Vulkanologen während des Sommers in eine kleine Hütte in Vulkannähe, doch soweit ich weiß, ist diese Station mittlerweile unbesetzt. Touristen verirren sich aufgrund der teuren Anreise per Helikopter auch nur selten in die Gegend. Dementsprechend gibt es kaum noch Augenzeugenberichte der Eruption am Karymsky.

Ascheeruptionen am Ebeko

Ähnlich, aber nicht ganz so abgelegen liegt der Kurilenvulkan Ebeko, der sich auf der Insel Paramushir befindet, die man südlich von Kamtschatka vorfindet, wenn man nur genug Ausdauer hat, um dorthin zu reisen. Im Endeffekt beweist man schon reichlich Ausdauer, wenn man den vorigen Satz gelesen hat – danke dafür! Der Ebeko eruptierte ebenfalls Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 3000 m aufstiegen und gegen Norden und somit in Richtung Kamtschatka drifteten. Dabei könnten die Aschewolken besiedeltes Gebiet überquert haben und die Bevölkerung mit einem Ascheschauer beglückt haben. Die Eruptionen lösten 5 VONA-Warnungen aus und KVERT schrieb, dass die Aschewolken bis auf 2500 m Höhe aufgestiegen waren.

Der Alarmstatus beider Vulkane steht auf „Orange“. Auf Kamtschatka befindet sich mit dem Shiveluch ein dritter Vulkan auf gleicher Alarmstufe. Hier melden die Vulkanologen starke Dampfentwicklung infolge von Domwachstum.

Stromboli: Lavastrom und Erdbeben-Aktivität

Ein weiterer Lavastrom floss aus dem Stromboli Krater über – Erdbebenaktivität erhöht

Nach der spektakulären Serie pyroklastischer Dichteströme, die am Donnerstag am Stromboli auftraten, nahm die vulkanische Aktivität kurzfristig ab, um dann gegen Abend wieder zuzulegen: Wie das INGV in einem Sonderbulletin um 22:28 Uhr MESZ mitteilte, kam es zu einem erneuten Lavaüberlauf, der aus einem Schlot im Norden des Kraterbereichs ausging. Über die Livecam war bereits gegen 21 Uhr eine entsprechende Aktivität sichtbar. Auch tagsüber war Lava unterwegs, und auf der Thermalcam konnte man eine Wärmesignatur an der Küste erkennen. Zu größeren Kollapsereignissen kam es nicht. Wie die Vulkanologen schrieben, nahm die Tremoramplitude trotz des Lavaüberlaufs weiter ab. Aktuell bewegt sie sich im gelben Bereich und liegt so tief wie seit Wochen nicht mehr. Auch eine Bodendeformation wurde nicht registriert.

Wie das LGS in einer Mitteilung kommunizierte, gab es am Donnerstagmittag eine Bodenhebung von etwas mehr als einem Mikroradiant. Es folgte eine stärkere Explosion. Am Nachmittag kam es zu einer deutlichen Deflation, und es öffnete sich ein neuer Schlot auf 700 Höhenmetern, wobei ein Lavastrom seinen Weg durch den Vulkan brannte. Diese Schlotöffnung war letztendlich für die Generierung der pyroklastischen Ströme am Abend verantwortlich. Interessanterweise hatten das Lavaspattering und die erhöhte strombolianische Tätigkeit des Vortags zu diesem Zeitpunkt bereits abgenommen.

Obwohl die meisten Daten heute Morgen auf Entspannung hindeuten, kann man das von der Erdbebenaktivität nicht behaupten: Seit dem 30. Juni manifestierten sich sechs schwache Erdbeben unter dem Zentralbereich des Feuerbergs. Zwei Erschütterungen gab es gestern. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Während solche Erschütterungen an anderen Vulkanen kaum der Rede wert sind, verhält es sich am Stromboli anders, denn hier sind solche Beben selten und kommen in normalen Zeiten, in denen der Vulkan strombolianisch eruptiert, praktisch nicht vor. Die Interpretation der letzten Beben ist schwierig: Während ich mir bei den ersten Ereignissen im Juni ziemlich sicher war, dass wir eine Aktivitätssteigerung erleben werden, könnten die letzten Beben eben direkt mit jener zusammenhängen. Sie müssen nicht zwingend Vorboten weiterer ungewöhnlicher Ereignisse sein, könnten aber auch auf weiteres Ungemach hindeuten. Die nächsten Tage und Wochen werden es zeigen. Vorsicht bleibt am Stromboli das Gebot der Stunde.

Die ersten Erdbeben manifestierten sich übrigens Ende Mai, also gut drei bis vier Wochen vor Beginn der Lavaüberläufe.

Update 14:30 Uhr: Heute gab es ein weiteres schwaches Erdbeben nahe der Küste im Westen der Insel. Es hatte eine Magnitude von 0,3 und manifestierte sich in nur 20 m Tiefe, als kurz unterhalb des Meeresspiegels. Ich erinnere mich vage, dass man während der Flankeneruption im Jahr 2007 eine Rissöffnung an der Küste fürchtete. Damals patrouillierten Boote mit sonar vor der Küste um etwaigen Rissbildungen auf die Spur zu kommen. Die Shakemap oben wurde aktualisiert.

Mexiko: Hurrikan Beryl richtet Zerstörungen an

Hurrikan „Beryl“ traf auf mexikanische Halbinsel Yucatan – Schäden überschaubar

Nachdem Hurrikan „Beryl“ durch die Karibik fegte und dort zeitweise als starker Hurrikan der Kategorie 5 unterwegs war und mindestens 11 Menschenleben forderte, erreichte er gestern die mexikanische Halbinsel Yucatan. Kurz vor seinem Landfall in der beliebten Urlaubsregion schwächte sich der Hurrikan auf Kategorie 2 ab und war nur noch mäßig stark. Immerhin wurden in der Spitze noch Windgeschwindigkeiten von bis zu 175 km/h gemessen. Kurz darauf verlor der Hurrikan weiter an Schwung und wurde zunächst auf Kategorie 1 abgestuft. Mittlerweile hat „Beryl“ seinen Hurrikanstatus verloren und zieht als Tropensturm über das Land.

Die mexikanischen Behörden waren gut auf den Landfall des Hurrikans vorbereitet und versuchten vor allem, die rund 340.000 Touristen vor Schaden zu bewahren, die sich in der Urlaubsregion zwischen Tulum und Cancún aufhalten sollen. Die Lokalregierung rief die höchste Warnstufe aus und brachte rund 8.000 Soldaten in die Region, um lokale Einsatzkräfte von Feuerwehr und Katastrophenschutz zu unterstützen. Zudem wurden Trinkwasserreserven angelegt und Evakuierungsplätze geschaffen. Man warnte vor starken Winden, Starkregen und Sturmfluten infolge schwerer Brandung an der Küste.

Als „Beryl“ die Kleinen Antillen, Venezuela und Jamaika heimsuchte, richtete der Hurrikan auf vielen Inseln große Schäden an. Auf einigen Inseln der Kleinen Antillen sollen bis zu 95 % der Gebäude beschädigt oder zerstört worden sein. Im Angesicht solcher Schadensmeldungen erscheinen die Opferzahlen vergleichsweise gering.

Vergleichsweise gering sind nach ersten Meldungen auch die Schäden, die „Beryl“ auf Yucatan anrichtete: Natürlich gab es zerstörte Hütten, abgedeckte Häuser, entwurzelte Bäume und umgestürzte Strommasten nebst Stromausfällen, von denen 50 % der Haushalte betroffen waren, doch neue Todesopfer wurden nicht gemeldet.

Erneuter Landfall in Texas prognostiziert

Damit ist die Geschichte von „Beryl“ aber noch nicht vorbei. Der Tropensturm soll über den Golf von Mexiko ziehen und dort an Stärke wieder zunehmen, so dass er wieder zu einem Hurrikan hochgestuft werden könnte. Anfang nächster Woche wird er dann die USA erreichen und in der Nähe von Houston im Bundesstaat Texas einen erneuten Landfall proben. Dort warnt man vor dem Strum der wahrscheinlich Überschwemmungen verursachen wird.

Ätna: Paroxymus endete in den frühen Morgenstunden

Ätna-Paroxysmus endete in den frühen Morgenstunden – Flughafen wurde gesperrt

Der Paroxysmus, der gestern Abend am Ätna begann, hielt fast die ganze Nacht an und endete in den frühen Morgenstunden. Die Hauptphase der Eruption dauerte für einen Paroxysmus ungewöhnlich lange. Der Paroxysmus entwickelte sich aus der sich langsam steigernden strombolianischen Aktivität, die Mitte Juni im Voragine-Krater begonnen hatte und zuletzt auch einen Lavastrom hervorbrachte, der in den Nachbarkrater Bocca Nuova floss. Während des Paroxysmus wurde eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne gefördert. Laut VAAC Toulouse stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 Metern, was nur etwas mehr als 1200 Meter über Kraterhöhe entspricht. Meiner Meinung nach müsste die Asche deutlich höher aufgestiegen sein. Die Asche verbreitete sich über ein großes Areal und sorgte für Ascheregen in bewohnten Gebieten. Auch der Flughafen von Catania stellte seinen Betrieb zeitweise ein. Interessanterweise kam es bereits in den Morgenstunden zur Schließung des Flughafens, als die Eruption noch langsam anfing sich aufzubauen. Offenbar wehte der Wind die Asche in Richtung Catania. Am Nachmittag, als die Eruption stärker wurde, drehte der Wind und der Flughafen nahm seinen Betrieb langsam wieder auf. Dennoch mussten sich viele Fluggäste auf lange Verspätungen einstellen.

Am Morgen fiel der Tremor dann fast so schnell ab, wie er zuvor angestiegen war. Im Tagesverlauf nahm er noch weiter ab und bewegt sich nun in der unteren Hälfte des gelben Bereichs und hat wieder das Niveau erreicht, das für den Ätna typisch ist. Auf den Livecams ist keine Aktivität mehr auszumachen. Es wird spekuliert, dass der neue Schlackenkegel, der während der strombolianischen Eruptionsphase im Krater gewachsen ist, vom Paroxysmus ausgeblasen wurde.




Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie es am Ätna weitergeht. Oft kommen Paroxysmen in Serie, und es ist gut möglich, dass wir in einigen Tagen den nächsten Ausbruch sehen werden. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Aktivität auf den Neuen Südostkrater überspringt, so wie es in den letzten Jahren öfter vorkam. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Daten, die eine längerfristige Prognose ermöglichen.

Island: Scharmbeben und Bodenhebung am 05.07.24

Schwarmbeben an 2 Lokationen im Gebiet der Reykjaneshalbinsel – Stärkste Erschütterung Mb 3,4

Heute gab es an zwei verschiedenen Orten der Reykjaneshalbinsel Schwarmbeben und Erschütterungen mit Magnituden größer 3. Zuerst bebte es heute Morgen um 07:17:44 UCT im Hengill-Spaltensystem. Das Beben der Magnitude 3,1 manifestierte sich 1,7 km von Þrengsl und hatte ein Hypozentrum in 6,2 km Tiefe. Þrengsl liegt in der Nähe des Geothermalkraftwerks Hellisheiði. Das Beben war Teil eines Schwarms. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Beben hier im Zusammenhang mit den Heißwasserbohrungen stehen. Gegen Mittag gab es dann zwei Beben mit den Magnituden 3,4 und 3,1, die sich offshore vor Reykjanestá an der Westspitze der Reykjaneshalbisnel eigneten und ca. 30 Kilometer von Eldeyjarboði verortet wurden. Auch hier gab es eine Reihe schwächerer Beben, von denen mehrere Magnituden im Zweierbereich aufwiesen.

Bereits gestern manifestierte sich ein Erdbebenschwarm bei Krysuvik. Einige Erdstöße wurden im Bereich vom Fagradalsfjall detektiert. Insgesamt gab es innerhalb von 48 Stunden 162 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge. Die seismische Tätigkeit entspricht in etwas dem, was wir in den vergangenen Monaten oft gesehen habe, wenn der Vulkan bei Svartsengi/Sundnukur wieder auflädt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlief in den letzten Tagen nicht so stetig ab, wie wir es von früher gewohnt sind. Zunächst kam es zu einer Reduzierung der Hebungsrate, welche sich jetzt wieder zu beschleunigen scheint, aber noch nicht wieder ganz zu dem Niveau der Vorwoche zurückgekehrt ist. Dennoch hob sich der Boden seit Eruptionsende um gut 80 mm. Bis das letzte Voreruptionsniveau erreicht ist, muss sich der Boden um weitere 50 mm heben. Ab dann wächst das Eruptionspotenzial deutlich an, wobei es theoretisch auch vorher zu einem Ausbruch kommen könnte.

Im letzten IMO-Update vom 2. Juli heißt es noch, dass ca. 4-6 Kubikmeter Mama pro Sekunde in das unterirdische Schmelzreservoir unter Svartsengi einströmen. Jetzt würde ich eher von 3-4 Kubikmetern pro Sekunde ausgehen. Dennoch lädt das System wieder auf und in einigen Wochen könnte eine neue Eruption starten.

Stromboli: Alarmstufe Rot gilt weiterhin

Nach den Abgängen der pyroklastischen Ströme gilt weiterhin Alarmstufe Rot – Katastrophenschutz warnt vor Seismizität

Der liparische Inselvulkan Stromboli erzeugte gestern eine Serie pyroklastischer Ströme, von denen wenigstens einer mehrere Hundert Meter weit aufs Meer hinauslief und dort eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellte. Seit einigen Jahren gibt es aus diesem Grund im Meer vor der Sciara del Fuoco, über die die pyroklastischen Ströme normalerweise abgehen, einen Sperrbereich, der mit Bojen markiert ist. Bilder zeigen nun, dass sich einige Boote dennoch in Küstennähe aufhielten und fast vom pyroklastischen Strom erwischt worden wären. Dennoch hatte man Glück, und es liegen keine Berichte über Personenschäden vor.

Die Vulkanasche, die von den pyroklastischen Strömen aufstieg, erreichte eine Höhe von 2000 Metern und wehte in Richtung Süden. Auf der Sciara del Fuoco war ein Lavastrom unterwegs. Leider sind die meisten Livecams offline, sodass es keine Möglichkeit gibt, aus der Ferne visuelle Beobachtungen vorzunehmen. Vermutlich löste der Lavastrom einen weiteren Kollaps im Kraterbereich aus, und es kam zur Fragmentation heißer Lavablöcke, aus denen die Dichteströme hervorgingen. Auf einer Thermalcam an der Küste, die noch funktioniert, sieht man eine thermische Signatur, die darauf hindeutet, dass der Lavastrom aktiv ist und inzwischen die Küste erreicht hat.

Gestern Abend um 20 Uhr, als die Hauptphase der Eruption vorbei war, wurde vom Zivilschutz und der Kommunalverwaltung die rote Alarmstufe über Stromboli verhängt. In den Medien heißt es nur, dass Maßnahmen zum Schutz aller Anwesenden auf der Insel erlassen wurden und man mit diesen in Kontakt steht. Man befinde sich in der Einsatzphase „Frühwarnung“ und stärke die Überwachung des Vulkans. Was das nun konkret für die Zugangsbeschränkungen am Vulkan bedeutet, wurde nicht kommuniziert. Man kann aber davon ausgehen, dass auch der Zugang zu den Beobachtungspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern verboten ist. Für alle Stromboliurlauber ist das bestimmt eine herbe Enttäuschung.

Was mich in diesem Zusammenhang persönlich enttäuscht, ist, dass es immer noch keine zentrale Informationsstelle bzw. Website gibt, auf der sich potenzielle Stromboliurlauber und Vulkanspotter über die Zugangsmöglichkeiten und Beschränkungen informieren können. Selbst wenn man vor Ort ist, heißt es immer nur: „Da musst du heute Nachmittag zu einem der Vulkanführer gehen, der weiß vielleicht Bescheid.“ Ich vermute mal, diese Salamitaktik ist gewollt, und man hofft, dass die Touristen trotzdem (wieder) kommen. Eine Zumutung im Zeitalter der Smartphone-Apps!

Medienberichten zufolge warnen die Behörden inzwischen auch vor Erdbebentätigkeit auf Stromboli. Was mich ebenso wie die mangelnde Kommunikation in Bezug auf den Tourismus wundert, ist der Umstand, dass man von Seiten der Wissenschaftler keine Prognosen bekommt und immer nur im Nachhinein die Warnstufe erhöht wird, wenn bereits etwas passiert ist. Dabei gab und gibt es ja Warnzeichen, die schon Monate im Voraus zu erkennen sind. Hier könnte nach dem fatalen Urteil zu den Erdbeben in Norditalien, bei denen Forscher wegen fehlerhafter Prognosen verurteilt wurden, den Wissenschaftlern der Wind aus den Segeln genommen worden sein.

Übrigens werden Erdbeben auf Stromboli nicht die größte denkbare Gefahr darstellen. Vielmehr gelten sie als Indikatoren vor einer weiteren Aktivitätssteigerung des Vulkans. Sollte es doch einmal zu einem stärkeren Erdbeben kommen, drohen hier insbesondere große Hangrutschungen, die Tsunamis auslösen können. Natürlich können diese auch ohne größere Erdbeben entstehen, etwa durch einen größeren Vulkanausbruch. Andersherum könnten große Hangrutschungen auch Eruptionen triggern. Es gibt ein Tsunami-Frühwarnsystem, doch auf Stromboli selbst bleiben bestenfalls Minuten, um Küstenbereiche im Falle eines Tsunamis zu verlassen.