Piton de la Fournaise zeigt weiterhin Aktivität – Druck im Magmareservoir bleibt hoch
Der Vulkan Piton de la Fournaise auf Réunion zeigt auch Ende Dezember erhöhte seismovulkanische Aktivität, die sich nach der seismischen Krise Anfang des Monats auf moderatem Niveau eingependelt hat. Das aktuelle Bulletin des Observatoire Volcanologique du Piton de la Fournaise (OVPF-IPGP) bestätigt anhaltenden Druckaufbau unter dem Gipfel des Vulkans.
Verlängerung Messdistanzen
Seit dem 12. Dezember registrieren die Messstationen täglich zwischen 11 und 15 flache vulkanotektonische Erdbeben in 0 bis 2,5 Kilometern Tiefe unterhalb des Gipfels. Diese Werte sind zwar niedriger als in den Wochen zuvor, liegen aber weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt seit 2023. Die anhaltende Seismizität deutet auf einen weiterhin hohen Druck im oberflächennahen Magmareservoir hin.
Begleitend zu den Erdbeben zeigt sich eine fortschreitende Aufblähung des Vulkans. GPS-Messungen seit Ende November verzeichnen eine Ausdehnung der Gipfelfläche um etwa 2,5 bis 3 Zentimeter, was ebenfalls auf eine Druckzunahme im Magmasystem hindeutet. Gasemissionen am Gipfel bleiben niedrig und liegen nahe der Nachweisgrenze, was typisch für Dampfimpulse aus dem hydrothermalen System ist.
Ein besonderes Ereignis ereignete sich am 5. Dezember: An diesem Tag kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Erdbebenaktivität, mit einer deutlich erhöhten Zahl flacher vulkanisch-tektonischer Beben im Gipfelbereich. Dieses kurzzeitige Aufflackern der Seismizität wird als ein Zeichen einer kurzfristigen Druckentlastung oder Umverteilung im Magmareservoir gewertet. Es folgte jedoch keine unmittelbare Magmaintrusion oder Eruption, und die Aktivität stabilisierte sich danach wieder auf einem erhöhten Niveau.
Das Zusammenspiel von andauernder Seismizität und Deformation zeigt, dass der Druck im Magmareservoir weiter steigt. Dies kann sich über Tage, Wochen oder Monate hinziehen, bevor ein Ausbruch einsetzt – oder auch ohne Eruption wieder abklingen. Die Warnstufe bleibt daher auf Wachsamkeit bzw. Gelb.
Der Fournaise ruht seit seiner letzten Eruption im Frühjahr 2023. Über weite Zeiträume des scheidenden Jahres wurde eine leichte Deflation im Gipfelbereich registriert und die Vulkanologen erklärten die langjährige Eruptionsphase mehr oder weniger für beendet.
Zahlreiche Ascheeruptionen sowie sekundäre Explosionen im Flussbett am Semeru
Der indonesische Vulkan Semeru in Ostjava war und ist heute besonders fleißig und erzeugt am laufenden Band Ascheeruptionen. Die größte manifestierte sich morgens um 7:30 Uhr westindonesischer Zeit und ließ eine Aschewolke bis zu 1.000 Meter über dem 3.676 Meter hoch gelegenen Gipfel aufsteigen. Die Aschesäule war hellgrau gefärbt und bewegte sich vorwiegend nach Osten. Insgesamt wurden zwischen Mitternacht und 7:30 Uhr elf Eruptionen mit Aschenwolkenhöhen zwischen 700 und 1.100 Metern registriert. Die seismischen Messungen zeigten eine starke vulkanische Aktivität mit 50 Ausbruchsbeben und sieben Steinschlagbeben in den frühen Morgenstunden.
Das interessanteste Ereignis am Semeru spielte sich heute allerdings nicht an seinem Krater ab, sondern in einem Flusstal am Fuß des Vulkans: Starkregen löste Lahare aus und über die immer noch heißen Ablagerungen der pyroklastischen Ströme flossen, die sich Ende November vom Dom lösten. Dabei entstanden abermals sekundäre Explosionen, die an mehreren Stellen Asche-Dampfwolken aufsteigen ließen. Eine bedrohlich wirkende Szene, die von der Afar-TV-Livecam aufgefangen wurde.
Auf Tagessicht wurden gestern 102 seismische Eruptionssignale registriert. Hinzu kamen 20 Abgänge von Schuttlawinen und 2 Tremore. Auf Jahressicht war der Semeru laut Statistik des VSI sogar der aktivste Vulkan des indonesischen Archipels und erzeugte bis jetzt 3078 explosive Eruptionen, gefolgt vom Ibu mit 2690 Ausbrüchen. Ich habe einen Screenshot aus diesem Livestream von einer KI etwas aufpeppen lassen, allerdings ohne die Kernaussage des Fotos zu beeinflussen oder Details, die über den erweiterten Vordergrund hinausgehen, hinzufügen zu lassen.
Der Vulkan ist weiterhin auf Alarmstufe III, weshalb das Vulkanologie-Zentrum (PVMBG) die Bevölkerung vor pyroklastischen Strömen, Lavaströmen und Laharen warnt. Besonders gefährlich sind der südöstliche Bereich entlang des Flusses Besuk Kobokan bis 13 Kilometer vom Gipfel sowie ein 500-Meter-Radius entlang des Flussufers. Aktivitäten sollten im Umkreis von 5 Kilometern um den Krater unbedingt vermieden werden, da dort glühendes Gestein ausgeworfen werden kann.
Die Behörden raten dringend, vorsichtig zu sein und Flüsse und Täler wie Besuk Kobokan, Besuk Bang, Besuk Kembar und Besuk Sat zu meiden, da dort pyroklastische Lawinen und Lahare möglich sind. Die Situation bleibt weiterhin angespannt.
Lava-Spines am Dom des Mayon treiben Steinschläge in die Höhe – Bis zu 16 Steinschlägen am Tag
Der philippinische Vulkan Mayon zeigt weiterhin Anzeichen vulkanischer Unruhe, wie die neuesten PHILVOLCS-Beobachtungen vom 20. Dezember 2025 bestätigen. Die Behörde meldet sechs Felssturzereignisse innerhalb der letzten 24 Stunden, begleitet von einer anhaltenden Aufblähung des Vulkankörpers infolge von Inflation. Obwohl die Sicht auf den im Krater wachsenden Dom durch Wolken momentan beeinträchtigt ist, zeigten wolkenfreie Momente in den letzten Tagen die Lava-Spines, die sich Anfang des Monats bildeten. Die Schwefeldioxid-Emissionen wurden zuletzt mit rund 307 Tonnen pro Tag gemessen, ein Wert, der auf eine moderate Aktivität hinweist.
Lava-Spine
Den Lava-Spines am Gipfeldom gilt besondere Aufmerksamkeit. Einige der instabilen Lavatürme scheinen weiter gewachsen zu sein. Diese steinernen Auswüchse aus andesitischer bis rhyolithischer Lava sind ein sichtbares Zeichen für Magma, das in den Dom eindringt und die Lavatürme hervorbringt. Ihre Ausbildung geht oft mit Kollapsereignissen am Dom einher und löst häufig Felsstürze aus.
Im Verlauf des Dezembers hat sich die Zahl der Steinschläge erhöht. Während zu Monatsbeginn nur wenige Felsstürze pro Tag verzeichnet wurden, kletterte die Anzahl bis zur zweiten Dezemberwoche auf bis zu 16 Steinschläge täglich. Diese Zunahme steht in direktem Zusammenhang mit dem Wachstum der Lava-Spines, die durch ihr Gewicht und ihre brüchige Struktur immer wieder Material abbrechen lassen.
Trotz der erhöhten Instabilität am Dom und dem damit verbundenen erhöhten Risiko von Abgängen pyroklastischer Ströme lässt PHILVOLCS die Warnstufe auf 1 (niedriges Unruheniveau) und weist darauf hin, dass die permanente Gefahrenzone von 6 Kilometern um den Vulkan strikt zu meiden ist. Gefahren durch plötzliche phreatische Eruptionen, Erdrutsche und Schlammströme bei starkem Regen bleiben bestehen. Explizit vor pyroklastischen Strömen – die im Extremfall auch über die Grenzen des Sperrgebiets hinaus gleiten können – warnt PHILVOLCS seltsamerweise nicht.
Die Entwicklungen am Mayon sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Vulkan trotz geringer Aktivität dynamische Veränderungen an seiner Oberfläche zeigt. Beobachter und Anwohner werden weiterhin dringend zur Vorsicht aufgerufen, während die Vulkanologen die Situation aufmerksam verfolgen.
Erdbeben Mb 3,3 erschüttert Islands Hochland bei Hrafntinnusker – geologisch sensible Region in der Torfajökull-Caldera
In der Nacht zum 20. Dezember registrierten seismische Messstationen im südlichen Hochland Islands ein Erdbeben der Magnitude 3,3 mit einer Herdtiefe von nur 100 Metern. Das Epizentrum lag bei Hrafntinnusker, etwa acht Kilometer südwestlich von Landmannalaugar, innerhalb der Torfajökull-Caldera. Nach Angaben der isländischen Meteorologiebehörde folgten mehrere kleinere Nachbeben. Meldungen über spürbare Erschütterungen in bewohnten Gebieten liegen nicht vor.
Erdbeben dieser Stärke kommen in der Region immer wieder vor, sind aber nicht an der Tagesordnung. Zuletzt ereignete sich dort im Juli 2023 ein vergleichbarer Erdstoß. Die Beben spiegeln die komplexe geologische Struktur der Gegend wider, die ich für eine der faszinierendsten Islands halte.
Die Torfajökull-Caldera unterscheidet sich deutlich von den meisten isländischen Vulkansystemen. Während Island überwiegend von basaltischem Vulkanismus geprägt ist, dominiert hier rhyolithisches, stark kieselsäurereiches Gestein. Diese Magmen sind zähflüssiger und potenziell explosiver. Gleichzeitig beherbergt die Caldera eines der aktivsten Hochtemperatur-Geothermiegebiete des Landes. Die Wechselwirkung von unterirdischen Magmaakkumulationen, zirkulierendem Grundwasser und stark zerklüftetem Gestein führt regelmäßig zu Spannungsumlagerungen, was ein häufiger Auslöser lokaler Erdbeben ist.
Tektonisch liegt das Gebiet entlang des Ostarms der isländischen Hauptstörungszone, die den Mittelatlantischen Rücken an Land fortsetzt. Hier driften die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinander, begleitet von Dehnung, Bruchbildung und magmatischer Intrusion. Diese Struktur macht das südliche Hochland besonders anfällig für seismische Aktivität.
Zusätzliche Aufmerksamkeit erhält das Beben durch die relative Nähe zum Katla-Vulkansystem, einem der aktivsten und potenziell gefährlichsten Vulkane Islands. Zwar besteht nach Einschätzung der Vulkanologen kein direkter Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und einer möglichen Aktivitätszunahme der Katla, doch verdeutlicht das Ereignis die enge Verzahnung tektonischer und vulkanischer Prozesse in dieser Region.
Das markanteste Merkmal von Hrafntinnusker ist der kleine Gletscher, der teilweise ein Geothermalfeld bedeckt. Das Zusammenspiel von Erdwärme und Eis hat faszinierende Eishöhlen geschaffen, aus denen dampfende Fumarolen austreten. Hrafntinnusker ist nur über einen ganztägigen Fußmarsch von Landmannalaugar aus erreichbar. Der Weg führt durch die bunte Rhyolith-Landschaft von Brennisteinsalda durch die Torfajökull-Caldera und eröffnet an klaren Tagen beeindruckende Blicke auf den Mýrdalsjökull mit der Katla.
Unwetter mit Starkregen verursachte Flutkatastrophe auf Elba – ein Todesopfer geborgen
Die Unwetterserie im Mittelmeerraum reißt nicht ab: Gestern traf es die beliebte italienische Urlaubsinsel Elba, die z.B. von der Toskana aus per Fähre zu erreichen ist. Innerhalb weniger Stunden fiel so viel Niederschlag wie sonst in einem Monat. In der Folge traten zahlreiche kleine Bäche über die Ufer und legten das öffentliche Leben der Insel lahm. Eine 81-jährige Frau stürzte in ihrer überfluteten Wohnung und starb. Mehrere Personen erlitten Verletzungen.
Elba
Besonders betroffen waren die Orte Marina di Campo und Portoferraio, wo sintflutartige Regenfälle zu Überschwemmungen und kleineren Erdrutschen führten, die starke Schäden an der Infrastruktur verursachten. Schäden führten. Straßen verwandelten sich in reißende Bäche, Keller und Erdgeschosse liefen voll Wasser, Verkehrsverbindungen brachen zeitweise zusammen.
Meteorologisch war das Unwetter kein isoliertes Inselphänomen. Elba lag im Einflussbereich eines ausgedehnten Tiefdrucksystems über dem westlichen Mittelmeer. Feuchte, relativ warme Luftmassen strömten vom Tyrrhenischen Meer – wo die Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs liegen – gegen die Küste der Toskana. Aufgrund einer blockierenden Wetterlage durch ein Hochdruckgebiet im Osten konnte das Tief nicht abziehen und verharrte lange über Elba. Das Ergebnis waren lang anhaltende, teils stationäre Starkregenfälle. Innerhalb weniger Stunden fielen lokal Regenmengen, die sonst einem Großteil des Monatsdurchschnitts entsprechen. Die Regenfälle beschränkten sich nicht nur auf Elba, sondern griffen auch auf die Südtoskana über. Dort blieben katastrophale Zustände aber aus.
Das Unwetter allein erklärt das Ausmaß der Schäden nicht: Die Morphologie Elbas wirkte als Verstärker. Die Insel ist stark reliefiert: Zwischen den über 1.000 Meter hohen Gipfeln des Monte-Capanne-Massivs und der Küste liegen oft nur wenige Kilometer. Regenwasser fließt daher extrem schnell talwärts. Statt großer Flüsse gibt es zahlreiche kurze Bäche, sogenannte Torrenti, die bei Starkregen in kürzester Zeit anschwellen und Sturzfluten verursachen.
Besonders kritisch sind die flachen Küstenebenen an den Bachmündungen, auf denen viele Ortschaften entstanden sind. In Marina di Campo trat der Bach Alzi über die Ufer, während in Portoferraio mehrere kleine Einzugsgebiete zusammenwirkten. Verbaute, eingeengte Bachläufe, Brücken und versiegelte Flächen verschärften die Lage zusätzlich, da dem Wasser kaum Raum zur Ausbreitung blieb.
Erneuter Erdbebenschwarm im Nordwesten des Ätnas – Aktivität im Nordostkrater dokumentiert
Auf Sizilien bereitet sich der Ätna offenbar auf seine nächste eruptive Phase vor. Darauf deuten erneute Erdbeben an verschiedenen Lokalitäten und in unterschiedlichen Tiefenniveaus hin, ebenso wie tief im Schlot stattfindende Explosionen im Nordostkrater. Der Südostkrater hingegen besticht derzeit durch seine ungewöhnliche Ruhe. Das stärkste Beben im Nordwesten erreichte eine Magnitude von 2,1 und hatte ein Hypozentrum in 23 Kilometern Tiefe.
Ätnabeben
Die Erdbeben unter der nordwestlichen Basis des Ätnas manifestierten sich in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember und wiesen Epizentren südlich von Randazzo sowie östlich von Maletto auf. Die Herdtiefen lagen sämtlich jenseits der 20-Kilometer-Marke und damit im untersten Stockwerk der Erdkruste. Obwohl es in dieser Tiefe mehrere Hundert Grad heiß ist, ist das Gestein noch nicht so plastisch, dass es nicht zu tektonisch bedingtem Sprödbruch kommen könnte – eine Möglichkeit, die einige Forscher auch für den Ätna postulieren. Ich halte es hingegen für unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um rein tektonische Beben handelt, und gehe davon aus, dass sie in erster Linie auf Magmenaufstieg zurückzuführen sind.
Zeitgleich ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm im Nordosten des Ätnas, unweit von Piedimonte Etneo. Die Hypozentren lagen in etwa sieben Kilometern Tiefe. Hier ist bekannt, dass Fluidaufstieg lokale Störungszonen aktivieren kann.
Intrakrateraktivität im Nordostkrater
Bereits am vergangenen Wochenende dokumentierte Michele Mammino tief im Schlot stattfindende Aktivität im Nordostkrater. In seinem Video ist zu sehen, wie der rotglühende, offene Schlot stoßweise Dampf ausstößt, was auf explosive Aktivität hindeutet. Tatsächlich wurde etwas rotglühende Schlacke ausgeworfen, die auf dem Kraterboden zurückfiel. Es gibt also schwache Intrakrateraktivität. Diese Beobachtungen decken sich mit dem Vorhandensein einer thermischen Anomalie im Nordostkrater, die auf Sentinel-Satellitenaufnahmen der vergangenen Wochen zu erkennen ist. Auf dem jüngsten Bild erschienen die Schlote im Zentralkrater wieder relativ kalt, Gleiches gilt für den Südostkrater.
Ich weiß von mehreren Vulkanspottern, die ihre Weihnachtsferien am Ätna verbringen – nicht zuletzt in der Hoffnung, ein ätneisches Silvesterfeuerwerk geboten zu bekommen. Nun verhält es sich mit der Vorhersage von Eruptionen ähnlich wie mit der Prognose weißer Weihnachten: Ein Vulkanfeuerwerk liegt im Bereich des Möglichen, wobei ich die Wahrscheinlichkeit derzeit nicht sehr hoch einschätze. Zwar zeigt sich der Ätna zunehmend seismisch aktiv, doch ist man noch weit von einer seismischen Krise entfernt, die neue Eruptionen ankündigen würde. Strombolianische Explosionen sind am Ätna aber jederzeit möglich und vielleicht steigert sich die Explosivität des Nordostkraters noch.
Gipfelstürmer sollten sich jedenfalls gut ausrüsten, denn es ist Winter am Ätna und im Gipfelbereich kann es besonders nachts sehr ungemütlich werden. Außerdem sollte man sich erkundigen, ob Zugangsbeschränkungen gelten. Generell darf der Kraterbereich nur mit Vulkanführer betreten werden.
Wintereinbruch auf der Nordhalbkugel: Blizzard in USA und Eistsunami in Russland
Der aktuelle Wintereinbruch auf Teilen der Nordhalbkugel zeigt eindrucksvoll, wie eng Blizzards, Eisbildung und seltene Naturphänomene wie Eistsunamis miteinander verknüpft sein können – auch wenn sie in sehr unterschiedlichen Regionen der Welt auftreten. Aber da die USA und Russland auch politisch immer weiter zusammenzurücken scheinen bringe ich sie hier auch meteorologisch zusammen.
Eistsunami
Im US-Bundesstaat Minnesota führten arktische Luftmassen zuletzt zu ausgeprägten Blizzard-Bedingungen: Starker Wind, Schnee und aufgewirbelte Verwehungen sorgten für Whiteout-Situationen, insbesondere im Nordwesten des Bundesstaates nahe East Grand Forks, wo es zu starken Verkehrsbeeinträchtigungen kam. Solche Ereignisse sind weniger durch extreme Schneemengen geprägt, sondern durch die Kombination aus Wind und lockerem Schnee. Sie markieren oft den Beginn einer intensiven Kältephase, die weitreichende Folgen für Seen und Flüsse haben kann.
Ein direkter Effekt zeigt sich an den Großen Seen im Grenzgebiet zu Kanada. Während sich auf den offenen Wasserflächen zunächst kaum Eis bildet, frieren Uferzonen, Buchten und flache Bereiche relativ schnell zu. Dort können sich bei starkem Wind besondere Phänomene entwickeln: sogenannte Ice Shoves oder Eistsunamis. Dabei schiebt starker Winddruck große Eisfelder plötzlich an Land, wo sie sich stauen und übereinander türmen. Besonders bekannt ist das vom Lake Erie oder Lake Superior. Die entstehenden Eiswälle können mehrere Meter hoch werden und Schäden an Infrastruktur verursachen. Hier demonstriert die Natur ein eindrucksvolles Zusammenspiel aus Meteorologie und Physik.
Ein ähnliches, aber dynamischeres Bild liefert aktuell Sibirien, konkret der Turka-Fluss in der Republik Burjatien. Dort filmten Einheimische einen spektakulären „Eistsunami“, bei dem große Eisblöcke schlagartig flussabwärts gedrückt wurden und eine Eiswelle bildeten. Ursache ist hier meist ein Eisstau, der sich löst: Wasser staut sich unter dem Eis, der Druck steigt, bis sich die Eismassen abrupt lösen und flussabwärts rasen. Anders als an Seen wirkt hier zusätzlich die Strömung des Flusses als antreibende Kraft.
Ob Blizzard in Minnesota, Eisbewegungen an den Großen Seen oder Eis-Tsunamis in Sibirien: Allen Phänomenen gemeinsam ist ein instabiles Gleichgewicht zwischen Kälte, Wasser und Wind. Sie zeigen, dass Winter nicht nur Stillstand bedeutet, sondern hochdynamische Prozesse hervorbringt, die oft spektakulär, manchmal gefährlich sein können und immer ein Hinweis auf die enorme Energie liefern, die im gefrorenen System Erde steckt.
Eifelvulkane unter der Lupe: Neue Messungen bringen überraschende Einblicke
Die Eifel zählt zu den faszinierendsten Vulkanregionen Europas, doch was macht dieses Vulkanfeld so besonders? Und was verraten die neuesten Forschungen über das Risiko künftiger Ausbrüche? Eine großangelegte wissenschaftliche Messkampagne bringt erstmals hochauflösende Einblicke in das magmatische System unter der Eifel und liefert wichtige Grundlagen für die Gefahrenbewertung. Das GFZ Potsdam veröffentlichte nun weitere Erkenntnisse aus der Kampagne, die sich in einem frühen Auswertungsstadium befindet. Das magmatische System unter der Eifel ist aktiver als bislang gedacht.
Das besondere Phänomen verteilter Vulkanfelder
Die Eifel gehört zu den sogenannten „verteilten Vulkanfeldern“, einer Vulkanform, die sich über große Flächen mit vielen einzelnen Vulkanen oder Maaren erstreckt. Die meisten Vulkane sind monogenetisch und brechen nur einmal aus, bevor die Aktivität an anderer Stelle neu beginnt. Neben der Eifel finden sich solche Felder beispielsweise im französischen Massif Central, in Neuseeland und sogar in China, wo das – mir bis dato unbekannte – Wudalianchi-Vulkanfeld liegt. Diese Vulkanfelder sind geologisch besonders komplex und Ausbrüche schwer vorherzusagen.
Das Large-N-Experiment: mehr als 500 Messstationen und ein kilometerlanges Glasfaserkabel
Messstrecke
Um das Innere der Eifelvulkane besser zu verstehen, unternahmen Forscher des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung und Partnerinstitutionen von September 2022 bis August 2023 eine der größten seismologischen Kampagnen Deutschlands. Die „Large-N“-Messkampagne setzte auf über 500 seismische Messstationen – eine bislang nie dagewesene Dichte eines seismischen Netzwerkes in Deutschland. Ergänzt wurde das Experiment durch eine innovative Technologie: ein 64 Kilometer langes Glasfaserkabel, das bereits zur Telekommunikation verlegt, aber bislang nicht genutzt wurde, diente während des Experiments als akustischer Sensor.
Dieses Verfahren, bekannt als Distributed Acoustic Sensing (DAS), nutzt Lichtpulse, die in das Glasfaserkabel geschickt werden. Kleinste Bewegungen und Spannungen im Untergrund verändern die Eigenschaften des Lichtsignals, das reflektiert und ausgewertet wird. So entsteht entlang der Glasfaser eine dichte „Sensorlinie“ mit tausenden Messpunkten. Das erlaubt es, selbst Mikrobeben und winzige Veränderungen im Untergrund hochauflösend zu erfassen – kostengünstig und ohne aufwendige Stationen vor Ort.
Die Daten offenbaren erstmals – wie bereits berichtet – die genaue Lage und Ausrichtung des Magmareservoirs, das vor etwa 12.900 Jahren den gewaltigen Ausbruch des Laacher Sees auslöste. Überraschend liegt dieses Reservoir bis zu zehn Kilometer tief und verläuft schräg in Richtung Neuwieder Becken, einem Bereich mit hoher Mikroerdbebentätigkeit.
Insgesamt konnten über tausend Mikrobeben lokalisiert werden, vor allem entlang einer schmalen, vertikalen Zone zwischen Ochtendung und Laacher See. Zudem deuten starke seismische Reflexionen in der Erdkruste auf Ansammlungen von Fluiden hin, die möglicherweise magmatischer Natur sind. Dies gibt neue Hinweise auf aktive Prozesse tief im Erdinneren.
Weitere Erkenntnisse und Bedeutung für die Gefahrenbewertung
Neben den bereits bekannten Ergebnissen zeigt die neue Analyse auch ungewöhnliche Cluster von Erdbeben an den Rändern der magmatischen Anomalien, was auf variable Temperatur- und Spannungsverhältnisse hindeutet. Die Kombination aus Mikrobebenaktivität und Fluidsignaturen lässt vermuten, dass das magmatische System in der Eifel dynamischer ist als bislang gedacht.
Ob die Vulkane der Eifel in den kommenden Jahrzehnten ausbrechen könnten, bleibt schwer zu prognostizieren. Die aktuell vorliegenden Daten sprechen dafür, dass das System noch aktiv ist, aber ein unmittelbar bevorstehender Ausbruch ist nicht gesichert. Die hohe Dichte an Mikrobeben und die Fluidsignale könnten jedoch darauf hindeuten, dass magmatische Prozesse schneller ablaufen können als bisher angenommen.
Fazit
Die Eifel zeigt sich als komplexes, lebendiges Vulkanfeld, das durch innovative Messmethoden nun besser verstanden wird als je zuvor. Die Large-N-Messkampagne und das Glasfaserkabel eröffnen neue Wege, vulkanische Gefahren präziser zu erkennen und langfristig besser abzuschätzen. Für die Region bedeutet das eine wichtige Grundlage, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Schutzmaßnahmen zu optimieren.
Quellenangabe: Dahm, T., Isken, M., Milkereit, C., Sens-Schönfelder, C., et al. (2025). A seismological large-N multisensor experiment to study the magma transfer of intracontinental volcanic fields: The example of the Eifel, Germany. Seismica, 4(2). https://doi.org/10.26443/seismica.v4i2.1492, Lizenz der CC, Pressemeldung GFZ-Potsdam
Strombolianische Eruptionen am Barren-Island-Vulkan – Lavastrom weiterhin aktiv
Lange Zeit waren Bilder des entlegenen indischen Inselvulkans Barren Island eine Rarität, was zum einen seiner abgelegenen Lage in der Andamanensee zu verdanken ist, zum anderen dem strikten Betretungsverbot der unter Naturschutz stehenden Insel. Dennoch sind in den letzten Wochen vermehrt Fotos der Aktivität aufgetaucht, die von Bootsfahrern gemacht wurden, die Barren Island passierten. Das jüngste Bild zeigt, dass nicht nur Lava ins Meer fließt, sondern gleichzeitig auch strombolianische Eruptionen aus dem Krater stattfinden.
Das Foto von Shiv Kumar zeigt zwar nicht den Lavastrom an der Küste von Barren-Island, dafür aber eine kleine Aschewolke, wie sie typisch für strombolianische Eruptionen ist. Dass der Lavastrom weiterhin aktiv ist, wissen wir von Sentinel-Satellitenfotos, die im Infrarotspektrum eine entsprechende Wärmeanomalie aufzeichnen. Ein weiteres Indiz liefern die Messungen von MIROVA/MODIS, die eine Wärmeanomalie mit einer Leistung von bis zu 30 MW registrieren. Diese wird als moderat eingestuft und ist für einen offen fließenden Lavastrom – der allerdings im oberen Bereich gedeckelt sein wird – nicht besonders viel. Frühere Bilder bestätigten, dass der Lavastrom auch schmal ist und nur vergleichsweise wenig Schmelze in den indischen Ozean fließt. Dafür ist der Ocean Entry nun schon mehrere Wochen aktiv, was bei einem Vulkan wie Barren Island nicht oft vorkommt. Barren Island lässt sich durchaus mit Anak Krakatau vergleichen: Beides sind junge Vulkaninseln, die sich aus einer Caldera erheben. Barren Island ist aber älter und daher etwas größer als Anak Krakatau vor seinem Kollaps im Jahr 2018. Beide Feuerberge fördern basaltische bis basaltisch-andesitische Lava, die zäher ist als rein basaltische Lava, weshalb Lavaströme aus Aa-Lava entstehen, die nicht so fließfähig sind wie etwa die Lava vom Kīlauea auf Hawaii. Beide Vulkane können aber auch explosiv eruptieren. Will man weiterer Inselvulkane zum Vergleich heranziehen, fallen mir Home-Reef in Tonga und Batu Tara in Indonesien ein. Letzterer Vulkan ist größer als die zuvor genannten Feuerberge, weist aber ähnliche Eruptionsmechanismen auf. Barren Island findet seinen Platz zwischen Anak Krakatau und Batu Tara. während Home-Reef das jüngste überseeische Stadium in der Entwicklung von Vulkaninsel repräsentiert.