Großbritannien: Überflutungen in Herefordshire

Sturm Claudia hinterlässt schwere Schäden durch Überflutungen – Geologie und Hydrologie verstärken die Flutlage in Herefordshire

Sturm Claudia hat in Teilen von Herefordshire und den West Midlands innerhalb weniger Stunden starke Schäden angerichtet. Besonders betroffen war das Dorf Ewyas Harold im Golden Valley, wo am Freitag der Fluss Dulas Brook über die Ufer trat und zahlreiche Gebäude, darunter ein legendärer Imbiss und Wohnhäuser, überflutete. Einsatzkräfte waren stundenlang damit beschäftigt, Wasser aus Kellern zu pumpen, während Anwohner versuchten, ihre Häuser mit Sandsäcken zu schützen. Trotz der Bemühungen konnten größere Schäden nicht verhindert werden: überflutete Straßen, beschädigte Infrastruktur und zahlreiche Stromausfälle prägten das Bild.

Ewyas Harold

Die Intensität der Überschwemmungen ist nicht allein auf den Starkregen von 80 mm auf den Quadratmeter zurückzuführen, der auf die sanft geschwungene Hügellandschaft niederprasselte. Die geologische Lage des Golden Valley spielt eine entscheidende Rolle. Das Tal ist von sanft geschwungenen Hängen umgeben, die aus tonigen und wenig wasserdurchlässigen Böden bestehen. Diese Böden können bei anhaltendem Niederschlag nur geringe Mengen Wasser aufnehmen, sodass große Teile des Regens oberflächlich abfließen. Dadurch gelangt das Wasser innerhalb kurzer Zeit in die kleinen Bäche und Flüsse der Region – ein hydrologischer Mechanismus, der vor allem bei Extremwetterereignissen zu schnellen und steilen Hochwasserwellen führt.

Der Dulas Brook, ist ein eher unscheinbarer Wasserlauf, reagierte aber entsprechend empfindlich: Am Freitag stieg der Pegel rapide an, zeitweise um bis zu zehn Zentimeter pro Minute und erreichte einen Stand von 2,36 Meter. Das entspricht einem klassischen Muster kleiner Einzugsgebiete in Mittelgebirgslandschaften, in denen die Kombination aus gesättigten Böden, engen Tallagen und fehlenden natürlichen Rückhalteflächen zu einer hochdynamischen Hochwasserentwicklung führt. Zwar existieren im Einzugsgebiet Projekte zum natürlichen Wasserrückhalt, doch stoßen diese bei extremen Regenereignissen schnell an ihre Grenzen.

Meteorologisch wurde die Lage zusätzlich durch das Tiefdrucksystem Claudia zugespitzt, das von den Kanarischen Inseln aus über den Atlantik zog. Das Tief brachte außergewöhnlich starke und lang anhaltende Regenfälle mit sich. In Teilen von Wales und den Midlands fielen innerhalb eines Tages Niederschlagsmengen, die sonst einem ganzen Monat entsprechen. Obwohl der Kern des Tiefs westlich der britischen Inseln blieb, erzeugte es dennoch kräftige Niederschlagsbänder, die über Stunden hinweg dieselben Regionen trafen. Die gesättigten Böden, die topografische Form des Tals und der hydrologische Charakter der lokalen Gewässer führten so zu einer Kombination, die das extreme Ausmaß der Überschwemmungen ermöglichte.

White Island: Starke phreatische Eruption am 14. November

Drei Kilometer hohe Dampfwolken über White Island – Whakaari mit phreatischer Eruption

Der neuseeländische Vulkan mit dem Doppelnamen White Island/Whakaari zeigt weiterhin eine anhaltende vulkanische Aktivität: Wie GeoNet berichtet, wurde heute um 11:30 NZDT eine Dampfwolke gesichtet, die mindestens 3 Kilometer hoch aufstieg und nach Nordosten driftete. In den vergangenen Tagen waren von der Küste der Bay of Plenty aus wiederholt erhöhte Eruptionswolken zu sehen, die zeitweise Höhen von mehreren Kilometern über dem Meeresspiegel erreichten. Trotz dieser imposanten Erscheinungen gehen die zuständigen Behörden derzeit nicht von einer signifikanten Verstärkung der Aktivität aus. Die Vulkanwarnstufe bleibt auf „3“, der Flugwarncode weiterhin auf „Orange“.



White Island. © GeoNet

Am späten Freitagvormittag stieg eine besonders ausgeprägte Dampf- und Gaswolke auf, die sowohl Webcams in Whakatāne und Te Kaha als auch Satellitenbilder des Wetterdienstes MetService erfassten. Aus den Analysen ging hervor, dass der Anteil an Vulkanasche äußerst gering war. Damit bleibt die Wahrscheinlichkeit, dass Asche das Festland erreicht, sehr niedrig. Bereits nach etwa einer halben Stunde sank die Wolke wieder auf ihre übliche Höhe von rund einem Kilometer ab. Eine Gefahr für Tsunamis besteht nach Angaben der Experten nicht.

Die deutliche Sichtbarkeit der Wolken wird auch auf die atmosphärischen Bedingungen zurückgeführt. Für die Bay of Plenty gilt eine Unwetterwarnung, die das Aufsteigen vulkanischer Wolken begünstigen kann. Unter diesen Umständen halten es die GeoNet-Vulkanologen für möglich, dass in den kommenden Tagen weitere markante Wolken auftreten werden. Sollte der Wind sie zeitweise in Richtung Küste treiben, könnten Anwohner geringe Schwefelgerüche wahrnehmen. Der Niederschlag von Asche gilt jedoch weiterhin als sehr unwahrscheinlich.

Die Überwachung des Vulkans gestaltet sich anspruchsvoll, da auf der Insel keine funktionierenden Sensoren installiert sind. GeoNet und das Nationale Geogefahrenüberwachungszentrum verlassen sich daher auf ferngesteuerte Kameras, Satellitenaufnahmen sowie regelmäßige Beobachtungen und Gasmessungen. Die Behörden wollen die Lage weiterhin eng begleiten und informieren, sobald neue Daten vorliegen.

Taiwan: Wandan-Schlammvulkan brach erneut aus

Schlammvulkan von Wandan bricht erneut aus – spektakuläre Schlammfontänen und Gasflammen

Taiwan wurde erneut Schauplatz eines seltenen Naturphänomens: Im Landkreis Pingtung ist am Mittwochmorgen erneut der bekannte Schlammvulkan von Wandan ausgebrochen. Der Ausbruch begann gegen 5 Uhr und dauerte rund drei Stunden. Aus mehreren neu aufgeplatzten Spalten schossen dabei bis zu zwei Meter hohe Schlammfontänen in die Höhe, begleitet von sichtbaren Gasflammen. Der Schlamm ergoss sich auf angrenzende Felder, verursachte jedoch nach ersten Angaben keine größeren Schäden. Es war bereits der zweite Ausbruch in diesem Jahr und der 11. seit 2022.

Wandan

Das Phänomen ereignete sich in vor dem Huangyuan-Tempel, einem der bekannten aktiven Bereiche des Schlammvulkans. Tempelabt Chang Pao-hui berichtete gegenüber der Lokalpresse, der letzte Ausbruch habe vor etwa sechs Monaten stattgefunden. Die Anwohner sind an solch plötzliche Eruptionen gewöhnt, dennoch löst jeder neue Ausbruch kurzfristig Alarmbereitschaft aus. Dorfvorsteher Chen Yu-yi aus Wannei eilte unmittelbar nach den ersten Meldungen zum Ort des Geschehens und veranlasste das Anlegen von Ableitungskanälen, um zu verhindern, dass der Schlamm weiter in die landwirtschaftlichen Flächen vordringt.

Der Schlammvulkan von Wandan ist eines der bekanntesten geologischen Phänomene Taiwans. Er bricht seit den späten 1980er Jahren nahezu jedes Jahr aus, manchmal auch mehrfach. Anders als bei klassischen Vulkanen spielt dabei Magma keine Rolle. Stattdessen entsteht ein Schlammvulkan, wenn unterirdische Gase – vor allem Methan – unter hohem Druck auf Grundwasser treffen. Der Gasdruck löst feinkörniges Material aus tieferen Sedimentschichten, sodass sich eine zähe Schlammmasse bildet. Diese wird anschließend durch Risse und Spalten an die Oberfläche gepresst.

Wandan liegt in einer Region, die durch Faltenstrukturen und aktive Störungslinien, an denen es auch häufig Erdbeben gibt, geprägt ist. Diese geologischen Bedingungen begünstigen das Aufsteigen der Gase. Mitunter wird das entweichende Methan von Anwohnern kontrolliert abgefackelt, wodurch die charakteristischen Flammen über den sprudelnden Schlammfontänen entstehen – ein spektakulärer Anblick, der die Gefahr jedoch meist überschaubar hält. Ohne das Abfackeln drohen größere unkontrollierte Verpuffungen, die Schaulustige gefährden könnten.

Vesuv: Erdbeben Mb 2,3 am 14. November

Erdbeben erschüttert die Vesuv-Nordflanke – Subsidenz verringert sich langsam

Datum: 14.11.2025 | Zeit: 03:31:22 UTC | Koordinaten 40.831 ; 14.418 | Tiefe: 2 km | Mb 2,3

Unter der Nordflanke des neapolitanischen Vulkans Vesuv manifestierte sich ein Erdbeben Mb 2,3. Das schwache Erdbeben ereignete sich nachts um 03:31 Uhr UTC. Das Epizentrum wurde vom EMSC etwa 13 km östlich von Neapel verortet. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Aufgrund der geringen Stärke sind keine größeren Auswirkungen zu befürchten, dennoch ist der Erdstoß von akademischem Interesse. Zudem kam das Beben nicht alleine, denn seit dem 11. November gab es 16 Mikrobeben.




Vesuv. © INGV/Leaflet

Die Mikroerdbeben im Zentrum des Vulkans werden gravitativ bedingter Verdichtung der Schlotfüllung zugesprochen, denn sie gehen mit einer leichten Subsidenz einher. Diese Bodenabsenkung belief sich in den letzten Jahren auf ca. 12 mm pro Jahr. Seit diesem Frühjahr scheint sich der Prozess aber verlangsamt zu haben. An der Basis des Vesuvs stoppte die langjährige Subsidenz komplett. Sie begann im Jahr 2014 und endete nach gut 10 Jahren im Herbst 2024. Insgesamt gibt es also einen Trend zur Verringerung der Bodensenkung. Obgleich es noch keine Umkehrung des Effektes gibt, könnte es ein Hinweis darauf sein, dass ein neuer Aufheiz-Zyklus des Vulkans bevorsteht. Allerdings betont das INGV in seinem Monatsbericht für den Oktober, dass es keine Hinweise auf Bodendeformationen gibt, die im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen. Auch Gasausstoß und die Fumarolentemperaturen zeigen keine signifikanten Veränderungen.

Das etwas stärkere Beben heute unter der basalen Nordflanke des Gran Cono könnte sich allerdings an einer Störungszone ereignet haben, die aufgrund von Fluidbewegungen unter Spannung geraten ist.

Der Vesuv ist einer der bekanntesten und zugleich gefährlichsten Vulkane Europas. Er liegt am Golf von Neapel und ist vor allem für seinen verheerenden Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. bekannt, der Pompeji und Herculaneum zerstörte. Der Vulkan bildet zusammen mit dem älteren Monte Somma einen markanten Doppelkomplex. Die letzte Eruption fand im letzten Kriegsjahr 1944 statt. Seitdem befindet sich der Vesuv in einer Ruhephase, wird jedoch aufgrund der dichten Besiedlung der Umgebung intensiv überwacht. Kleine Erdbeben in geringer Tiefe treten dort regelmäßig als Teil der natürlichen Aktivität auf. Im Oktober wurden 82 Erschütterungen registriert.

Niederlande: Erdbeben Mb 3,2 bei Groningen

Erdbeben der Magnitude 3,2 erschüttert die niederländische Region Groningen – Deutlich spürbare Erschütterungen in mehreren Gemeinden

Datum: 14.11.2025 | Zeit: 00:16:39 UTC | Koordinaten 53.400 ; 6.722 | Tiefe: 5 km | Mb 3,2

Im Norden der Niederlande ereignete sich heute Nacht um 00:16:39 UTC ein Erdbeben der Magnitude 3,2 , das Teile der niederländischen Provinz Groningen erschütterte. Das Epizentrum lag bei den Koordinaten 53.400° N, 6.722° E rund 23 km nordnordöstlich von Groningen und 13 km westnordwestlich von Appingedam. Das Hypozentrum wurde vom GFZ in einer Tiefe von 5 Kilometern festgestellt. Die Erschütterung war um 01:16 Uhr Ortszeit deutlich zu spüren und wurde von zahlreichen Bewohnern unmittelbar wahrgenommen. In den frühen Morgenstunden gab es ein zweites Beben Mb 2,0.

Groningen. © EMSC/Leaflet

Beim Erdbebendienst EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus der Region ein, die ein klares Bild der Intensität zeichnen. Viele Menschen berichten, dass sie durch einen plötzlichen Knall oder einen starken Ruck aus dem Schlaf gerissen wurden. Betten wackelten, Geschirr klapperte, Schränke und Lampen gerieten in Bewegung. Einige sprachen von einem horizontalen Schieben, andere von einer kurzen, kräftigen Stoßbewegung, die sich wie ein einzelner harter Schlag anfühlte. Typisch war zudem ein lautes, dumpfes Geräusch, das dem spürbaren Ruck vorausging oder ihn begleitete. In mehreren Häusern fielen kleinere Gegenstände aus Regalen. Insgesamt wurde das Ereignis als kurz, aber deutlich spürbar beschrieben, die Wahrnehmungen dauerten wenige Sekunden.

Die geographische Verteilung der Meldungen zeigt ein klares Zentrum rund um Zeerijp, Loppersum, Appingedam und Delfzijl – dem Kerngebiet der bekannten induzierten Erdbeben in Groningen. Dort war die Intensität am stärksten und die Zahl der Berichte am höchsten.

Wie das Königliche Niederländische Meteorologische Institut (KNMI) bestätigt, handelt es sich erneut um ein durch menschliche Aktivität induziertes Erdbeben, ausgelöst durch die jahrzehntelange Erdgasförderung im Groningen-Gasfeld. Obwohl die Förderung 2024 offiziell endete, baut sich der Druck im Untergrund nur langsam ab. Spannungen in den Gesteinsschichten können sich daher auch Jahre nach dem Förderstopp noch in Form spürbarer Erschütterungen entladen. Fachbehörden wie das Staatstoezicht op de Mijnen (SodM) weisen seit Langem darauf hin, dass weiterhin mit Beben im Bereich zwischen Magnitude 1 und 4 gerechnet werden muss.

Stromboli: Lavastrom am 13.11.2025

Erneuter Lavaüberlauf aus dem Stromboli-Nordkrater – Tendenz zur steigenden Aktivität mit erhöhter Paroxysmen-Gefahr

Am äolischen Inselvulkan Stromboli kam es gestern Abend zu einem weiteren Lavaüberlauf aus dem Nordkrater. Das geht aus einer Notiz des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) hervor, das anhand von Aufnahmen der Überwachungskameras den Lavastrom beobachtete. Der Überlauf begann gegen 19:30 Uhr UTC aus dem nördlichen Kraterbereich und speiste einen Lavastrom im oberen Abschnitt der Sciara del Fuoco. Bei diesem Steilhang handelt es sich um die nordwestliche Vulkanflanke, die vom Krater direkt ins Meer abfällt. Dort bildete sich bei vergleichbaren Gelegenheiten eine tief eingeschnittene Abflussrinne, durch die die Lavaströme fließen. Die Aktivität wurde von einer mäßigen, aber anhaltenden Spritz- und Schlackenbildung aus mindestens zwei Öffnungen im nördlichen Kraterareal begleitet.

Thermalbild Stromboli. © INGV

Im südlichen Kraterbereich setzt sich die explosive Aktivität fort und folgt dabei dem üblichen Stil des Strombolianischen Vulkanismus, der durch rhythmische Auswürfe von glühender Schlacke, Lavabomben und Asche gekennzeichnet ist.

Die seismischen Daten zeigten eine durchschnittliche Amplitude des vulkanischen Tremors, ohne auffällige Schwankungen in Häufigkeit oder Stärke der explosiven Ereignisse. Auch die Bodenverformungsmessungen wiesen keine signifikanten Änderungen auf, was darauf hinweist, dass sich der Magmenzustrom im Moment im gewohnten Rahmen bewegt. Warum es ohne messbare Auffälligkeiten dennoch zu Lavaüberlauf gekommen ist, wurde nicht kommuniziert. Generell verhält sich Stromboli oft seismisch unauffällig, doch bei früheren Lavaüberläufen gab es oft eine Phase mit Spattering und erhöhtem Tremor.

Die Daten vom LGS sind ähnlich unauffällig: Einzig die Anzahl der VLP-Erdbeben war mit 15 pro Stunde gestern relativ hoch und deutet auf häufige Explosionen hin. Der Schwefeldioxidausstoß soll sich auf nur 38 Tonnen belaufen. Der Aktivitätsindex stand auf „Medium“.

Der INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 03. bis 09.11.2025 attestierte dem Stromboli allerdings einen steigenden Schwefeldioxidausstoß und ein hohes Niveau an Kohlendioxid-Emissionen. Die Anzahl der Explosionen schwankte zwischen 13 und 22 Ereignissen pro Stunde, während die Stärke der Eruptionen als schwach bis mittelstark eingestuft wurde. Der Bericht verweist auch auf die Lavastromtätigkeit vom 9. November.

Alles in allem sieht es so aus, als wäre Stromboli erneut in eine Phase mit Lavaüberläufen eingetreten. In diesen Zeiten ist die Gefahr von paroxysmalen Eruptionen mit Abgängen pyroklastischer Ströme höher als sonst. Vulkanbeobachter müssen sich darauf einstellen, dass bei steigender Aktivität der Zugang zu den Aussichtspunkten am Rand der Sciara limitiert oder ganz gesperrt wird.

Der Stromboli gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt und zeigt nahezu kontinuierliche Aktivität, weshalb er oft als „Leuchtturm des Mittelmeers“ bezeichnet wird.

Island: Gletscherrutsch am Dyngjujökull hat begonnen

Gletscherzunge Dyngjujökull hat mit zyklisch wiederkehrenden Gletscherrutsch begonnene – keine Gefahr für die Bevölkerung

Im nördlichen Teil des Vatnajökull hat ein Gletscherrutsch an der Gletscherzunge Dyngjujökull eingesetzt. Ein ähnliches Ereignis wurde zuletzt um die Jahrtausendwende beobachtet. Der Vorgang steht nicht im Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität, sondern ist Teil der natürlichen Dynamik des Gletschers, der sich unter bestimmten Bedingungen um mehrere Meter pro Tag bewegen kann, obwohl er sich normalerweise kaum verschiebt.

Der Dyngjujökull, westlich von Kverkfjöll gelegen, ist ein sogenannter Gleitgletscher, dessen Bewegungen sehr unregelmäßig verlaufen. Die Jökulsá á Fjöllum entspringt in diesem Gletschergebiet. Nach aktuellen Messungen des Instituts für Geowissenschaften der Universität Island, die in einem Bericht von RUV wiedergegeben wurden, hat sich die Bewegung einer GPS-Station auf dem Gletscher deutlich beschleunigt. Während sie sich normalerweise um 50 bis 80 Meter pro Jahr verschiebt, liegt die Geschwindigkeit derzeit bei etwa 150 Metern jährlich. Fachleute rechnen damit, dass sich diese Dynamik weiter verstärken wird: In den nächsten zwei Jahren könnte sich die Gletscherbewegung auf mehrere Meter pro Tag beschleunigen.

Ein Zusammenhang mit vulkanischen Prozessen wie beim Holuhraun Ausbruch 2014–2015, bei dem Magma aus dem Bárðarbunga-System durch einen magmatischen Gang unterhalb des Dyngjujökull floss, wird ausgeschlossen. Obwohl der Magmafluss unter dem Gletscher damals Veränderungen der Eisdecke des Vatnajökulls verursachte, hatte er keine direkten oder nachhaltigen Auswirkungen auf die Gletscherzunge des Dyngjujökull. Die aktuelle Beschleunigung gilt vielmehr als Teil des typischen Bewegungsverhaltens des Gletschers.

Vor Ort sind bislang keine äußeren Anzeichen eines Gletschervorstoßes erkennbar, doch könnten sich innerhalb des Eises auch in bislang stabilen Bereichen neue Risse bilden. Daher gilt eine Überquerung des Dyngjujökull, insbesondere auf der direkten Route zwischen Grímsvötn und Kverkfjöll, derzeit als gefährlich und sollte vermieden werden.

Im Jahr 2014 bin ich selbst über den Dyngjujökull geflogen, wenige Stunden vor dem Einsetzen der Hauptphase des Holuhraun-Ausbruchs. Damals charterte ich eine Cessna vom Myvatn aus: ein Erlebnis, dass sich auch ohne Vulkanausbruch lohnt!

Axial Seamount: Prognostizierter Vulkanausbruch verschoben

Axial Seamount: Ausbruchsprognose für den Unterwasservulkan vor Oregon auf 2026 verschoben

Der Unterwasservulkan Axial Seamount vor der Küste Oregons wird nach neuen Daten eines Geophysikers vermutlich nicht mehr dieses Jahr ausbrechen, sondern erst Mitte bis Ende 2026. Forschende hatten ursprünglich angenommen, dass die nächste Eruption bereits in diesem Jahr erfolgen könnte, doch aktuelle Messungen zeigen, dass sich die Bodenhebung unter dem Vulkan langsamer fortsetzt als erwartet.

Der Axial Seamount liegt rund 480 Kilometer westlich von Oregon auf dem Juan-de-Fuca-Rücken, einer Plattengrenze, an der sich die ozeanische Kruste auseinanderzieht. Mit einem Durchmesser von etwa 30 Kilometern und einer zentralen Caldera von rund acht Kilometern Länge ist er der aktivste Unterwasservulkan im Nordostpazifik. Seine letzten Ausbrüche ereigneten sich 1998, 2011 und 2015.

Darüber hinaus ist der Juan-de-Fuca-Rücken seismisch sehr aktiv: Erst gestern gab es hier ein Erdbeben Mb 4,2 in 18 Kilometern Tiefe. Der Erdstoß manifestierte sich in relativer Nähe zum Vulkan und wurde sogar von Küstenbewohnern gespürt. Einige Menschen sahen hierin ein Vorzeichen, dass der Axial Seamount nun ausbrechen würde – doch ein Ausbruch blieb bis jetzt aus und wird es nach den neuesten Messungen wohl auch erst einmal bleiben.

Dank eines dichten Netzwerks von Sensoren, das über das Ocean Observatories Initiative Cabled Array dauerhaft mit der Küste verbunden ist, zählt der Axial Seamount zu den am besten überwachten submarinen Vulkanen der Erde. Messgeräte zeichnen in Echtzeit seismische Aktivität, Magmazufuhr und Hebungsraten auf. Diese präzisen Daten ermöglichten 2015 eine erfolgreiche Vorhersage des Ausbruchs – ein Meilenstein in der Vulkanforschung. Dass dies nicht immer gelingt, musste jüngst der führende Kopf der Forschenden am Axial Seamount zugeben.

Langfristige Eruptionsprognosen bleiben trotz einiger Fortschritte schwierig. Vulkanische Prozesse verlaufen komplex, und kleinste Veränderungen im Magmafluss oder in der Krustenstruktur können den Zeitplan einer Eruption verschieben oder diese ganz absagen. Während Vulkane an Land oft unregelmäßig und explosiv ausbrechen, zeigte der Axial Seamount bisher ein vergleichsweise stabiles, wiederkehrendes Verhalten. Deshalb lassen sich seine Aktivitätszyklen über Jahre hinweg besser abschätzen.

Geophysiker Bill Chadwick von der Oregon State University betont jedoch, dass auch diese Prognose mit Unsicherheiten behaftet ist: „Die Aufblähung verläuft diesmal langsamer, und es wird länger dauern, bis der Schwellenwert erreicht ist.“ Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte der Axial Seamount erst 2026 erneut ausbrechen.

Ich persönlich war schon in Bezug auf die erste Prognose skeptisch und halte einen Ausbruch in 2026 ebenfalls nicht für sicher.

Campi Flegrei: Kontroverse um Schadensursache im Bahntunnel

Die Via Giacomo Matteotti läuft direkt auf den Monte Olibano im Hintergrund zu. © Marc Szeglat

Streit um Tunnel-Schäden in den Campi Flegrei: Erdbeben oder Baufehler?

Die Schließung des Monte-Olibano-Tunnels bei Pozzuoli hat eine kontroverse Debatte ausgelöst, über die das Nachrichtenportal Pozzuolinews24 in zwei Artikeln berichtete. Während das öffentliche Verkehrsunternehmen EAV (Ente Autonomo Volturno) die Schäden auf ein lokales Erdbeben im Juli zurückführt, sieht der Vulkanologe Giuseppe Luongo die Ursache in möglichen Fehlern bei den Bauarbeiten oder in einer unzureichenden geologischen Untersuchung.




Der Tunnel einer wichtigen Eisenbahnlinie in den Phlegräischen Feldern wurde nach einem Erdbeben der Magnitude 4,0, das sich am 18. Juli 2025 ereignet hatte, geschlossen. Kurz darauf wurden strukturelle Schäden festgestellt, darunter die Absenkung eines Tunnelabschnitts um 3,5 Zentimeter. Für EAV steht fest, dass das seismische Ereignis die Ursache war: Trotz der moderaten Magnitude habe die Erschütterung aufgrund der geringen Herdtiefe und der Lage des Tunnels auf einer aktiven Verwerfung außergewöhnlich hohe Bodenbeschleunigungen erreicht. Laut EAV lag die Spitzenbeschleunigung zwischen 33,3 und 37,5 Prozent der Erdbeschleunigung – ein Wert, der nach Angaben des Unternehmens „sehr hoch“ sei und selbst bei kleinen Beben gravierende Auswirkungen auf Bauwerke haben könne.

Luongo hingegen hält diese Erklärung für unplausibel. Die seismische Energie sei zu gering gewesen, um derart massive Schäden zu verursachen. Er vermutet stattdessen, dass der Tunnelbau auf geologische Schwierigkeiten gestoßen sei, die während der Planung oder Ausführung nicht erkannt wurden. Der Monte-Olibano-Tunnel durchquere an einer Stelle schlecht verfestigten Tuff, ein instabiles Vulkangestein, das empfindlich auf Bauarbeiten reagieren könne. Möglich sei eine sogenannte „geologische Überraschung“ – eine unerwartete Gesteinsunterbrechung – oder ein technischer Fehler beim Bohren.

Die Gegendarstellung der EAV fiel deutlich aus: Das Unternehmen betont, dass die seismische Beschleunigung in der Region von unabhängigen Stellen, darunter dem Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia (INGV), bestätigt worden sei. Zudem sei die problematische Lage des Tunnels auf einer aktiven Verwerfung seit seiner Planung in den 1980er Jahren bekannt. EAV habe den Bau damals nicht selbst veranlasst, sondern lediglich die Infrastruktur übernommen.


Um die Stabilität zu überwachen, hat EAV inzwischen ein umfassendes Messsystem installiert: 16 Rissmessgeräte, mehrere Druck- und Beschleunigungssensoren sowie ein digitales Überwachungssystem, das Daten in Echtzeit an das INGV übermittelt.

Tatsächlich hatte sich während des Erdbebens nicht nur der Tunnel gesenkt, sondern ein größerer Abschnitt des Monte Olibano, der aus einem alten Lavadom am Rand der Solfatara besteht. Meiner Meinung nach ein sehr ungünstiger Baugrund und erst recht nicht für Tunnelbohrungen geeignet.

Der Tunnelschaden steht sinnbildlich für die schwierige Balance zwischen Technik und Natur in einem der geologisch aktivsten Gebiete Europas. Schäden an der Infrastruktur sind nicht die einzigen Auswirkungen der geologischen Ereignisse in den Campi Flegrei und Pozzuoli: Italienische Medien berichten über einen gravierenden Leerstand von Gewerbeimmobilien, von dem besonders das historische Stadtzentrum betroffen ist, wo inzwischen über 60 % der Geschäfte geschlossen sind, aufgegeben wurden oder kurz vor der Schließung stehen. Die Geschäftsaufgaben finden ihren Ursprung zum großen Teil ebenfalls in der geologischen Krise: Zum einen gibt es Gebäudeschäden, zum anderen meiden die Bürger die Altstadt aus Sorge, von einem stärkeren Erdbeben erwischt zu werden. Zudem schwindet die Kaufkraft der Bürger. Viele Menschen versuchen, sich Rücklagen zu schaffen, um im Notfall einen Notgroschen zu haben, oder mussten bereits in geschädigte Gebäude investieren.