Zubair-Archipel: Vulkaninseln im Roten Meer

Vulkanismus im Zubair-Archipel – Junge Vulkaninseln im südlichen Roten Meer

Im südlichen Roten Meer zwischen Jemen und Eritrea liegt das Zubair-Archipel. Hierbei handelt es sich um eine kleine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs. Sie besteht aus rund einem Dutzend Inseln und Untiefen, die sich aus einer flachen Plattform erheben. Die vulkanische Aktivität in dieser Region steht im direkten Zusammenhang mit der Plattentektonik des Rotmeer-Grabens, einer divergenten Plattengrenze zwischen der Arabischen und der Afrikanischen Platte. Hier öffnet sich der Ozeanboden langsam, begleitet von Magmenaufstieg und submarinem Vulkanismus.

Die größte Insel des Archipels ist Jebel Zubair. Sie ist etwa fünf Kilometer lang. Zusammen mit Inseln wie Centre Peak, Saba, Haycock und Saddle Island bildet sie eine Vulkankette. Die Inseln sind allesamt Teil eines ausgedehnten Schildvulkansystems mit einer nordnordwest–südsüdost verlaufenden Ausrichtung – parallel zur Achse des Grabens. Entlang dieser Linie kam es in der geologischen Vergangenheit zu mehreren Spalteneruptionen, bei denen sich pyroklastische Kegel, Hornitos und Pahoehoe-Lavaströme bildeten.

Petrographisch handelt es sich überwiegend um basaltische Gesteine. Die Zusammensetzung variiert von tholeiitischen bis zu alkalireichen Basalten, teils mit Übergängen zu Picrit- oder Trachybasalten. Die Geochemie spiegelt den Übergangscharakter zwischen ozeanischer Kruste und kontinentaler Lithosphäre wider – typisch für sich öffnende Riftzonen wie das südliche Rote Meer. Der Chemismus der Lava verwandelte sich wahrscheinlich durch fraktionierte Kristallisation während des Aufstiegs der Schmelze. Die Magmen stammen aus dem oberen Mantel, wo sich durch Druckentlastung partielles Aufschmelzen ereignet.

Historische Berichte dokumentieren explosive Aktivität bereits im 19. Jahrhundert auf Saddle Island. Nach über 160 Jahren relativer Ruhe setzte im Dezember 2011 ein neuer submariner Ausbruch nordwestlich der Insel Rugged ein, der zur Entstehung der Insel Sholan führte. Die Aktivität dauerte bis Mitte Januar 2012 an. Nur zwei Jahre später, im September 2013, entstand im Südosten des Archipels mit Jadid eine weitere neue Vulkaninsel. Satellitenbilder dokumentierten eruptive Aktivität bis in den November 2013. Beide Ereignisse wurden durch seismische Schwärme angekündigt – ein typisches Anzeichen für aufsteigendes Magma in gedehnten Krustenzonen.

Geophysikalische Studien zeigen, dass sich unter dem Archipel ein aktives magmatisches System mit mehreren flachen Magmenkörpern befindet. Die Region ist tektonisch hochdynamisch: Zwischen 1994 und 2014 wurden mindestens sechs seismische Schwärme registriert, von denen drei unmittelbar zu Eruptionen führten – neben Sholan und Jadid auch 2007 am nahegelegenen Vulkan Jebel at Tair.

Die Inseln des Zubair-Archipels sind geologisch jung und morphologisch aktiv. Küstenerosion, insbesondere an den neu entstandenen Inseln, verändert ihr Aussehen rasch. Die fortschreitende Öffnung des Roten Meeres dürfte auch künftig für weiteren Vulkanismus sorgen. Der Zubair-Archipel bleibt somit ein faszinierendes Beispiel für aktiven ozeanischen Vulkanismus an einer jungen Spreizungszone.

Studie: Mantelanomalien verantwortlich für Flutbasalt-Eruptionen

Neue Studie bringt gewaltige Mantelanomalien mit Flutbasalt-Eruptionen in Verbindung die Massensterben verursachten

Im Laufe der Geschichte des Lebens auf der Erde kam es alle paar hundert Millionen Jahre zu gewaltigen Aussterbeereignissen, die einen Großteil des Lebens auslöschten und somit Platz für einen Neustart schafften. Mindestens eines von sieben bekannten Großereignissen hing mit gewaltigen Vulkaneruptionen zusammen, die gut zwei Millionen Jahre andauerten und große Teile des heutigen Sibiriens mit Lava überfluteten. Dabei entstand ein Plateau aus Basaltgestein, das als Sibirischer Trapp bekannt ist. Es kam zu klimatischen Umwälzungen, in deren Folge vor etwa 252 Millionen Jahren fast alles Leben zu Wasser, zu Lande und in der Luft ausstarb. Erst vor rund 65 Millionen Jahren entstand im heutigen Indien der Dekkan-Trapp – ihm wird eine Mitschuld am Verschwinden der Dinosaurier gegeben.

Angesichts dieser unvorstellbaren Naturgewalten sind Forscher auf der ganzen Welt bemüht, herauszufinden, wie es zu solchen Supereruptionen kommen konnte – und natürlich, ob sie sich heutzutage wiederholen könnten.

Die Lage der Blobs

Ein internationales Forschungsteam hat nun neue Hinweise auf den Ursprung der größten Vulkanausbrüche der Erdgeschichte gefunden. Das Team um Annalise Cucchiaro von der University of Wollongong in Australien untersuchte die beiden schon länger bekannten „Large Low-Shear-Velocity Provinces“ (LLSVPs), die sich unter dem Pazifik und unter Afrika befinden. Die Forscher griffen auf Daten der seismischen Tomografie zurück und führten verschiedene Computersimulationen durch. Sie kamen zu dem Schluss, dass es sich bei den Provinzen – in denen sich durch Erdbeben erzeugte Scherwellen langsamer ausbreiten als im umgebenden Mantelmaterial – um Anomalien im tiefen Erdmantel handelt, in denen das Gestein zwischen 150 und 300 Grad heißer ist als das umgebende Mantelmaterial.

Es handelt sich also um mehrere tausend Kilometer große Zonen aus plastischem Gestein, die riesigen Blasen ähneln und daher BLOBS genannt werden. Computersimulationen ergaben, dass die Dichte der BLOBS trotz der höheren Temperatur um etwa 1,5 Prozent größer ist als die des übrigen Mantelgesteins in gleicher Tiefe. Die BLOBS gelten als Geburtsregionen der Mantelplumes, die für einen Großteil des Hotspot-Vulkanismus verantwortlich sind. Von hier aus könnten über Hunderte Millionen Jahre hinweg jene Mantelplumes aufgestiegen sein, die an der Erdoberfläche zu den verheerenden Vulkanausbrüchen der Flutbasaltprovinzen führten.

Zusätzlich analysierte das Team verschiedene Mantelströmungsmodelle, in denen sich diese BLOBS bewegen und verformen. Besonders auffällig: In den Modellen entstehen Mantelplumes bevorzugt entweder direkt über dem Inneren dieser BLOBS oder am Rand – je nachdem, wie stark sie sich neigen. Die Studie zeigt, dass viele historische Eruptionen in einem Umkreis von nur fünf Grad um die Ränder der beiden BLOBS stattfanden. Das deutet darauf hin, dass Plumes nicht zwingend vertikal aufsteigen, sondern leicht geneigt verlaufen können.




„Unsere Ergebnisse sprechen dafür, dass diese basalen Mantelstrukturen dynamisch sind – sie verformen sich und bewegen sich über geologische Zeiträume hinweg. Und genau aus ihrem Inneren steigen bevorzugt Mantelplumes auf“, erklärt Cucchiaro. Überraschend sei auch, dass nicht nur die klassischen „Plume-Köpfe“, also die besonders großen Magmapulse, sondern auch kleinere, langlebige Ausbrüche – sogenannte Plume-Schwänze – mit den BLOBS in Verbindung stehen.

Die Frage, ob von diesen Mantelanomalien auch heute noch eine Gefahr ausgeht, beantwortet die Studie nicht direkt. Dennoch scheint es so zu sein – denn die „Large Low-Shear-Velocity Provinces“ wurden mit modernen Methoden nachgewiesen und gelten als aktiv. Zudem liegt das Zentrum der pazifischen Anomalie unter Hawaii und könnte mit dem dortigen Hotspot-Vulkanismus in Verbindung stehen. Der Blob unter Afrika hat zwei Ausläufer; einer liegt östlich und reicht bis unter das Rift Valley.

(Quelle: https://www.nature.com/articles/s43247-025-02482-z)

Rotes Meer: Schauplatz einer Ozeangeburt

Zwischen Grabenbruch und Ozean: Wie das Rote Meer die Geburt eines Weltmeeres offenbart

Das Rote Meer ist nicht nur Taucherparadies und wichtiger Schifffahrtsweg, sondern auch von enormer geologischer Bedeutung, denn tief unter der Wasseroberfläche des Roten Meeres findet ein besonderes Schauspiel statt: Die Geburt eines neuen Ozeans – und das schneller, als angenommen. Lange Zeit dachte man, dass das Rote Meer ein Binnenmeer ist, das erste Anzeichen zur Entwicklung in Richtung Ozean zeigt. Mehrere geophysikalische Studien belegen inzwischen jedoch, dass sich entlang des gesamten Roten Meeres bereits vor rund 13 Millionen Jahren ozeanische Kruste zu bilden begann. Damit reicht der Beginn der Ozeanbildung deutlich weiter zurück, als frühere Modelle vermuteten. Statt eines noch jungen, riftartigen Beckens zeigt sich das Rote Meer heute als bereits weiter entwickelter Ozean mit einem mittelozeanischen Rücken und stellt damit ein Lehrbuchbeispiel für den Übergang von kontinentaler Dehnung mit einer Krustenausdünnung zu echter Ozeanspreizung dar.

Seit einiger Zeit gilt das Rote Meer als geologisches Sondergebiet. Der schmale Meeresarm zwischen Afrika und der Arabischen Halbinsel markiert die Trennlinie zwischen der Nubischen und der Arabischen Platte. Hier driftet die Erdkruste auseinander, und entlang des Grabenbruchs tritt kontinuierlich frisches Magma empor, das beim Erkalten neue Kruste bildet. Dieses Prinzip ist aus der Theorie der Plattentektonik bekannt, doch nur an wenigen Orten auf der Erde lässt sich ein Ozean in so frühem Entwicklungsstadium beobachten wie hier.

Dennoch war lange unklar, wie weit dieser Prozess tatsächlich fortgeschritten ist. Die dicken Sedimentschichten und mächtigen Salzablagerungen, die den Meeresboden bedecken, erschweren geophysikalische Untersuchungen. Klassische Messungen liefern unter diesen Bedingungen kaum verwertbare Ergebnisse. Erst eine neue Generation von Datensätzen, die mit neusten Messmethoden gewonnen wurden – darunter hochauflösende Bathymetrie, seismische Profile und vor allem vertikale Schweremessungen – ermöglicht nun einen tieferen Blick unter die Sedimentdecke.

Das Bild, das sich dabei ergibt, verändert die bisherigen Vorstellungen grundlegend. Die jüngsten Studien zeigen, dass sich entlang der gesamten Länge des Roten Meeres durchgehende Strukturen finden, wie man sie auch aus anderen Regionen mit echter Ozeanspreizung kennt – etwa aus dem Mittelatlantik südlich von Island oder dem Gakkel-Rücken in der Arktis. Charakteristisch sind dabei langgestreckte vulkanische Rücken, steile Bruchzonen und lineare Schwereanomalien, die auf durchgängige magmatische Aktivität hindeuten. Auch sogenannte „Segmentation Trails“, Spuren älterer vulkanischer Aktivität neben der zentralen Spreizungszone, konnten in den Schwerefelddaten identifiziert werden.

Diese Strukturen sind Belege dafür, dass das Rote Meer längst kein bloßer kontinentaler Grabenbruch mehr ist, sondern ein echtes ozeanisches Becken. Seine tektonische Entwicklung steht damit auf einer Stufe mit etablierten Ozeanen – wenn auch in einem frühen Abschnitt ihrer Lebensgeschichte.

Die Prozesse im Roten Meer lassen sich zudem in einen größeren geologischen Zusammenhang einordnen. Südlich setzt sich die Zone aktiver Kontinentalspaltung im Ostafrikanischen Graben fort – dem Rift Valley –, wo sich der afrikanische Kontinent allmählich in mehrere Teile aufspaltet. Auch dort beobachten Geowissenschaftler eine Kombination aus tektonischer Dehnung und vulkanischer Aktivität, die langfristig zur Bildung neuer Ozeanbecken führen kann.

Eine direkte Verbindung besteht außerdem zum Golf von Aden, wo sich die tektonische Spreizungszone des Roten Meeres fortsetzt. Dort bewegen sich die Afrikanische und die Arabische Platte weiter auseinander, begleitet von der Entstehung junger ozeanischer Kruste. Gemeinsam mit dem Roten Meer bildet der Golf von Aden ein zusammenhängendes System aktiver Plattengrenzen, das im frühen Stadium eines neuen Ozeansystems steht – dem sogenannten „Afro-Arabischen Ozean“. Während im Rift Valley die Öffnung erst beginnt, hat sich im Golf von Aden bereits eine klar erkennbare mittelozeanische Struktur etabliert. Das Rote Meer liegt genau zwischen diesen beiden Entwicklungsstufen – ein tektonischer Übergangsraum, der die Dynamik ozeanischer Entstehung in Echtzeit dokumentiert.

Taal: Vulkanologen warnen vor phreatischer Eruption

Erhöhte seismische Aktivität am Taal-Vulkan – mögliches Alarmsignal vor Vulkanausbruch

Am Taal braut sich was zusammen: Die Vulkanologen von PHILVOLCS haben erneut eine Warnung ausgesprochen, in der sie vor einer phreatischen Eruption warnen, die sich in den nächsten Tagen am Taal-Vulkan ereignen könnte.

Wie das philippinische Institut für Vulkanologie und Seismologie (DOST-PHIVOLCS) am Montag mitteilte, wurde am 10. August ab 05:25 Uhr ein deutlicher Anstieg der seismischen Energie (RSAM) registriert. Parallel dazu verzeichneten die Messstationen des Taal Volcano Network (TVN) innerhalb von 24 Stunden insgesamt 19 vulkanische Beben. Gestern kam es zu 4 Tremorphasen. Visuelle Beobachtungen zeigen seitdem eine zunehmend dichte Dampfwolke aus dem Hauptkrater.

Die jüngsten Entwicklungen deuten auf eine mögliche phreatische oder sogar eine phreatomagmatische Eruption hin. Während erstgenannte Eruptionsart nur durch Wasserdampf erzeugt wird, kommt es bei der zweiten Ausbruchsart zum direkten Kontakt von Magma mit Wasser, was deutlich stärkere Explosionen verursachen kann.

Die Schwefeldioxid-Emissionen lagen am 8. August bei durchschnittlich 374 Tonnen pro Tag, was für den Taal einen sehr niedrigen Wert darstellt. Vermutlich ist es erneut zu einer Blockade des Fördersystems gekommen, was den Druck im Vulkaninneren erhöht, was auch zu Tremor führen kann und letztendlich zu den erwarteten Explosionen.



In den letzten Wochen kam es bereits zu ähnlichen Situationen am Taal. Zwischen Warnung und Eruption vergingen meistens mehrere Tage.

Warnungen und Maßnahmen

DOST-PHIVOLCS warnt eindringlich vor dem Betreten der Vulkaninsel (Taal Volcano Island, TVI) sowie der permanenten Gefahrenzone (PDZ) rund um den Hauptkrater und die Daang-Kastila-Spalte. Selbst bei niedriger Alarmstufe können sich jederzeit dampfgetriebene Explosionen, Ascheregen oder gefährliche Gasemissionen ereignen. Auch die Zivilluftfahrtbehörden sind angewiesen, den Luftraum über dem Vulkan zu meiden, da vulkanische Asche Triebwerke beschädigen kann.

Ätna: Kleiner Lavastrom im Süden

Kleiner Lavastrom im südlichen Gipfelbereich des Ätnas ausgetreten – Explosionen beobachtet

Der Ätna auf Sizilien ist aktiv geworden und fördert im südlichen Gipfelbereich einen kleinen Lavastrom. Er tritt aus dem Bereich zwischen Bocca Nuova und dem Südostkrater aus und bewegt sich auf etwa 3100 m Höhe langsam hangabwärts. Nicht auszuschließen, dass sich die Aktivität noch steigern wird: Erst im Frühjahr hat es in diesem Gebiet eine effusive Eruption gegeben, die wochenlang anhielt.

Die Aktivität hat gestern Morgen im Laufe des Vormittags begonnen und wurde vom INGV bestätigt. Mitarbeiter des INGV führten sofort geophysikalische Untersuchungen im Gelände durch.

Aus seismischer Sicht gibt es derzeit keine auffälligen Veränderungen. Die Quelle des vulkanischen Tremors liegt in etwa 2800 m Höhe, zwischen der Voragine und dem Nordostkrater. Es wurde keine nennenswerte Infraschallaktivität festgestellt, obgleich Videoaufnahmen mehrere kleine Explosionen vom Südostkrater dokumentierten.

Die Daten der Deformationsmessnetze zeigen ebenfalls keine außergewöhnlichen Anomalien. Ein minimaler Kompressionswert von etwa einem Nanostrain wurde am Strainmeter von Monte Ruvolo (DRUV) zwischen 03:30 und 04:00 UTC registriert. An den Stationen der Klinometer- und GNSS-Netze sind keine Signale erkennbar, die über die normale Hintergrundvariabilität hinausgehen.
Die Tremoramplitude hat sich im Laufe der letzten Woche leicht erhöht. Zuvor gab es einen auffälligen Rückgang der Seismizität. Inzwischen wird die normale Bebentätigkeit fortgesetzt.

Im letzten INGV-Wochenbericht wurde vermerkt, dass es im Wochenverlauf eine leichte explosive Aktivität am Südostkrater gab. Die meisten geophysikalischen und geochemischen Parameter waren unauffällig, bis auf den Umstand, dass ein hohes Helium-Isotopenverhältnis gemessen wurde, das darauf hinweist, dass Magma in großer Tiefe entgast. Die Analyse der Tremorquellen bestätigte das Vorhandensein von Schmelze in einem schmalen Streifen unter dem Gipfelkrater.

Türkei: Starkes Erdbeben Mw 6,1 im Westen

Erdbeben der Stärke 6,1 erschüttert Westen der Türkei – Eine Tote und zahlreiche Schäden

Datum: 10.08.2025 | Zeit: 16:53:47 UTC | Koordinaten: 39.278 ; 28.068 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Gestern Abend hat ein schweres Erdbeben die westtürkische Provinz Balıkesir erschüttert. Die Erschütterung ereignete sich um 19:53 Uhr Ortszeit (16:53 UTC) und erreichte eine Magnitude von 6,1. Das Epizentrum lag etwa 14 Kilometer süd-südwestlich der Kleinstadt Bigadiç. Das Hypozentrum befand sich in 10 Kilometern Tiefe.

Erdbebenschäden

Das als stark einzuordnende Beben richtete in der Nähe des Epizentrums einige Schäden an, in deren Folge eine 81-jährige Frau ums Leben kam. Sie wurde zunächst aus einem eingestürzten Gebäude lebend geborgen, erlag jedoch kurz darauf ihren Verletzungen. Mindestens 29 Menschen wurden verletzt, wobei die meisten Berichte von leichten Verletzungen sprechen.

Besonders betroffen waren die Städte Sındırgı und Bigadiç sowie mehrere Dörfer in der Umgebung. Mindestens 16 Gebäude stürzten ein, darunter auch zwei Minarette. Auch in Manisa, rund 120 Kilometer südwestlich des Epizentrums, berichteten die Behörden von acht beschädigten Gebäuden und mehreren Leichtverletzten. Zahlreiche Einwohner verbrachten die Nacht im Freien aus Angst vor Nachbeben, von denen bereits mehr als 40 registriert wurden. Eines der Nachbeben erreichte eine Stärke von 4,6.

Das Erdbeben ereignete sich in einer seismisch aktiven Zone im westlichen Anatolien, nahe dem westlichen Ausläufer der Nordanatolischen Verwerfungszone (NAFZ). Diese Transformstörung zählt zu den gefährlichsten aktiven Störungssystemen Eurasiens. Zwar lag das Epizentrum nicht direkt auf dem Hauptstrang der NAFZ, doch geophysikalische Analysen deuten darauf hin, dass das Beben mit einer assoziierten Nebenverwerfung in Verbindung steht. Die betroffene Störungszone liegt in der Verlängerung des Simav-Grabens, an dem es erst im Juni eine Edbebenserie gegeben hat.

Ich selbst bin zwar gerade nicht in der Türkei unterwegs, dennoch in einem Gebiet, das bekannt für sein Erdbebenpotenzial ist: San Francisco. Hier liegt die San-Andreas-Verwerfung, die gewisse Ähnlichkeiten mit der Nordanatolischen Verwerfung aufweist. In den nächsten Tagen bin ich dann in der Yellowstone-Caldera unterwegs. Nicht wundern, wenn Vnet nicht ganz so regelmäßig Updates erhält wie üblich.

Äthiopien: Afar-Dreieck durch Mantelplume geformt

Die Tiefebene des Afar-Dreiecks grenzt am Roten Meer und dem anschließenden Golf von Aden. © WIKIPEDIA

Magma aus der Tiefe –  Wie ein Mantelplume das Afar-Dreieck in Ostafrika formt

Tief unter dem Afar-Dreieck in Ostafrika brodelt eine geodynamische Kraft, die die Landschaft dramatisch verändert: Ein Mantelplume ist maßgeblich für die vulkanische Aktivität der Region verantwortlich und bedingt ein Aufreißen der Erdkruste und die Bildung eines Riftsystems. Dieses Rift könnte sich zu einem neuen Ozean weiten, so wie es bereits an 2 anderen divergenten Gräben der Region passiert ist: dem Roten Meer und dem Golf von Aden.

Lavasee Erta Alé im Jahr 2008. © MS

Wissenschaftler um Emma Watts von der University of Southampton fanden nun heraus, dass der Mantelplume nicht nur für die beginnende Öffnung des Afar-Dreiecks verantwortlich ist, sondern auch die beiden anderen Gräben entstehen ließ. Unter dem Afar-Dreieck stoßen diese drei tektonischen Nähte zusammen und bilden eine Dreierkreuzung – mit ein Grund, warum die Vulkane des Afar-Dreiecks zu den aktivsten der Welt zählen. Während der Prozess der Riftbildung im Afar-Dreieck noch am Anfang steht und die Kruste hier überwiegend kontinentaler Natur ist, sieht es mit dem Boden des Roten Meeres und des Golfs von Aden anders aus: Hier öffneten sich die Rifts bereits so weit, dass der Boden die chemische Signatur eines Ozeans trägt.

Das Forscherteam hat über 130 Proben junger Vulkane aus allen drei Riftzonen untersucht. Ihre geochemischen Analysen zeigen, dass der darunterliegende Mantel von einer einzigen, jedoch räumlich und chemisch heterogenen Zone besteht, in der heißes Mantelmaterial aus großer Tiefe aufsteigt. Interessanterweise wiederholen sich geochemische Muster über die Rifts hinweg und prägen der Erdkruste eine in Streifen verlaufende Signatur auf – ein Hinweis darauf, dass alle drei Spaltensysteme von derselben Quelle gespeist werden. Statistische Modellierungen mit Splines und K-Means-Analysen stützen diese Hypothese. Doch die Zonen gleicher chemischer Signaturen im Gestein sind unterschiedlich breit, ein Indiz dafür, dass die Öffnung der Rifts unterschiedlich schnell verläuft.

Nicht allein der Aufstieg des heißen Mantelmaterials bestimmt, wo und wie viel Schmelze an die Oberfläche gelangt. Auch die Tektonik spielt eine aktive Rolle. So ist die Dehnungsrate im Rotmeer-Graben mehr als doppelt so hoch wie im Äthiopischen Hauptgraben (MER). Gleichzeitig ist die Kruste unter dem MER deutlich dicker. Diese Unterschiede führen zu einem „Flaschenhals-Effekt“: Während das Material im Roten-Meer-Rift leichter aufsteigen kann, staut es sich unter dem MER, wo der lithosphärische Deckel dicker ist. Dadurch unterscheiden sich nicht nur die Menge, sondern auch die Zusammensetzung des Vulkangesteins in den jeweiligen Zonen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Mantelplumes nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel mit der überlagernden Plattentektonik entwickeln. Ein Plume ist also kein starrer Aufzug für Magma, sondern ein dynamisches System, das durch die Bewegung der Erdplatten geformt wird. Damit liefert das Afar-Dreieck nicht nur einen Blick in die vulkanische Zukunft Ostafrikas, sondern auch einen Schlüssel zum besseren Verständnis globaler geodynamischer Prozesse – bis hin zur Geburt neuer Ozeane.

Zu Anfang des Jahres wurden wir Zeugen der Wehen dieses Geburtsvorgangs, als sich im Süden des Afar-Dreiecks ein großer magmatischer Gang bildete. Die Gangbildung ging vom Vulkan Fentale aus und sorgte auf einer Strecke von über 30 Kilometern für starke Erdbeben und die Entwicklung verschiedener hydrothermaler Phänomene, die sich bis zum Vulkan Dofan erstreckten. Außerdem zeugt die Aktivität des Vulkans Erta Alé von der Geburt eines neuen Ozeans.

Klyuchevskoy: Vulkanausbruch fördert große Aschewolke

Klyuchevskoy hoch aktiv – Vulkanasche in 13.000 m Höhe

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka bleibt der Klyuchevskoy hoch aktiv und fördert nicht nur einen langen Lavastrom, sondern vor allem Vulkanasche, die bis auf 13.000 m Höhe aufsteigt und weit gen Osten driftet. Dabei verursacht sie Ascheniederschlag, der in Abhängigkeit von der Windrichtung auch für Siedlungen zum Problem werden könnte. Darüber hinaus stellt sie eine ernstzunehmende Gefahr für den Flugverkehr dar.

Das VAAC Tokio veröffentlicht seine VONA-Warnungen zum Klyuchevskoy am laufenden Band: 13 Stück sind es seit gestern.

Anders sieht es mit dem Krasheninnikov aus, der nach dem Megabeben vom 29. Juli nach einem jahrhundertelangen Schlaf überraschend ausbrach. Die letzte VONA-Meldung von ihm stammt vom 5. August. Gestern wurde aber ein Sentinel-Satellitenfoto veröffentlicht, das die Thermalsignatur eines langen Lavastroms zeigt, wobei es sein kann, dass das Bild bereits einige Tage alt ist. Aktuell geht von diesem Vulkan noch eine moderate bis hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von bis zu 322 MW aus, was eher auf einen kleinen Lavastrom hindeutet.
Auch vom Klyuchevskoy geht eine Thermalstrahlung aus. Sie hat heute die enorme Leistung von fast 14.000 MW. Es sieht so aus, als wäre sehr viel Lava unterwegs. Auf dem Sentinel-Foto von gestern lässt sich der Lavastrom durch eine größtenteils dichte Bewölkung nur erahnen.

Der Klyuchevskoy war bereits vor dem Erdbeben Mw 8,8, das sich am 30. Juli ereignet hatte, aktiv. Die Aktivität beschränkte sich allerdings auf milde strombolianische Eruptionen, von denen nur die Kraterregion des höchsten aktiven Vulkans Eurasiens betroffen war. Wenige Stunden nach dem Megabeben änderte sich die Tätigkeit signifikant: Die Explosionen wurden deutlich stärker und der Lavastrom begann zu fließen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass diese Aktivitätssteigerung von dem Beben verursacht wurde, genauso wie die Eruption des Kraschennikow. Wissenschaftlich ist das allerdings bislang nicht bewiesen.

Campi Flegrei: Studie weist VLP-Erdbeben nach

Forschern gelingt Nachweis von VLP-Erdbeben – Bewegungen magmatischer Fluide entlang von Rissen sind wahrscheinlich

Die Campi Flegrei gelten als einer der gefährlichste Vulkane Europas. Die große Caldera hat das Potenzial, extrem starke Eruptionen zu erzeugen, die einen VEI 7 erreichen könnten – und liegt damit nur eine Skaleneinheit unterhalb von Supervulkaneruptionen mit einem VEI 8, wie sie der Yellowstone-Vulkan hervorbringen kann. Kein Wunder also, dass die Vorgänge in den Campi Flegrei nicht nur besorgt, sondern auch genaustens erforscht werden.

VLP-Erdbeben entlang von RIssen

Nun hat ein internationales Team von Geowissenschaftlern mithilfe seismologischer Daten, die über Jahre hinweg gesammelt wurden, die aktiven seismogenetischen Strukturen in der Campi-Flegrei-Caldera rekonstruiert. An der Studie beteiligt waren das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), die Universität Pisa sowie das Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften (GFZ) in Potsdam.

Im Zentrum der aktuellen Studie steht die Analyse von hunderten Erdbeben, die sich im letzten Jahrzehnt in der Region ereigneten.

Erstmals konnten im Zusammenhang mit diesen Analysen auch sogenannte Very-Long-Period-(VLP-)Signale identifiziert werden. Diese Erdbebensignale gelten als Indikatoren für tief liegende Resonanzen in mit Fluiden gefüllten Frakturen. Nach aktuellen Erkenntnissen könnten solche Strukturen eine Verbindung zwischen einer tiefen magmatischen Quelle und oberflächennahen Entgasungszonen, wie sie in der Solfatara vorkommen, darstellen. Um welche Fluide es sich handelt, bleibt die Studie aber schuldig. Magmatische Fluide können aus Gasen, wässrigen Lösungen, aber auch aus Magma selbst bestehen.

Durch die Kombination verschiedener seismologischer Methoden – insbesondere der Untersuchung von Wellenformähnlichkeiten und der Modellierung seismischer Quellen – gelang es den Forschern, die Geometrie der unterirdischen Bruchzonen mit außergewöhnlicher Genauigkeit zu erfassen.

Trotz der Fortschritte bleibt die vollständige Entschlüsselung der zugrunde liegenden Prozesse eine Herausforderung. Die kontinuierliche Weiterentwicklung seismologischer Analysemethoden und die Integration umfangreicher Datenbestände gelten als Schlüssel zur Verbesserung von Prognosemodellen und Frühwarnsystemen.

Die Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „Coupled earthquakes and resonance processes during the uplift of Campi Flegrei caldera“ in der Fachzeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht.