Fagradalsfjall- Litli-Hrútur Eruption am 13.07.23

Litli-Hrútur Eruption am Fagradalsfjall geht weiter

Am Montag begann auf Island die sogenannte Litli-Hrútur-Eruption, die auch heute anhält. Auf der LiveCam erkennt man eine kleine Lavafontäne, die sich nur noch wenige Meter über den Lavarand erhebt, der sich inzwischen um den noch aktiven Teil der Eruptionsspalte gebildet hat. Da der Bildausschnitt der Kamera eng gefasst ist, erkennt man auf der Livecam nichts vom Lavastrom, doch ich gehe davon aus, dass er durch eine Bresche im Südwesten des länglichen Kraterrands abfließt und in Richtung Fagradalsfjall strömt. Wahrscheinlich fließt die Lava bereits zum Teil unterirdisch durch Tubes, wobei es auch zum Überlaufen der Lava kommen kann. Die Seismizität ist heute weiter zurückgegangen, und es sieht so aus, als wäre der Magmanachschub aus der Tiefe dabei zu versiegen. Offizielle Informationen gibt es dazu nicht.

Die isländischen Medien berichten momentan ausführlicher über die Schaulustigen am Vulkan als über die Eruption selbst. Gestern Abend um 22 Uhr sollen noch 400 Autos auf dem Parkplatz gestanden haben. Hier ist wieder eine Kontroverse entbrannt, wie man den Zugang zur Eruption besser regeln kann, denn es sind wie immer Menschen unterwegs, die weder von Vulkanen eine Ahnung haben noch erfahrene Wanderer sind. Folglich kommt es zu Fehleinschätzungen und Menschen, die sich bei der 10 km langen Wanderung zum Vulkan verlaufen, verletzen oder überanstrengen. Gestern mussten die Rettungskräfte 7 Personen aus dem Gelände bergen. Die Einsatzkräfte kommen an ihr Limit, und die Regierung hat für Freitag eine Sondersitzung angekündigt, auf der diskutiert werden soll, wie man den Zugang zur Eruptionsstelle besser regeln kann. Es wurde in Aussicht gestellt, im Eiltempo weitere Ranger einzustellen und das Personal aufzustocken.

Das dritte Jahr infolge wird davor gewarnt, das neu entstandene Lavafeld zu betreten, da Lebensgefahr droht. In einem Mbl-Interview sagte der ICE-SAR-Sprecher Jón Þór Víglundsson, dass es klar sei, dass Wanderer, die auf dem Lavafeld in Schwierigkeiten geraten, nicht schnell gerettet werden könnten. Der einzige Weg sei ein Einsatz mit dem Rettungshubschrauber. Zu Fuß würden keine Rettungskräfte den Wanderern auf das Lavafeld folgen.

Anak Krakatau eruptiert am 13.07.23

Anak Krakatau mit zahlreichen Eruptionen

Bereits in der letzten Woche berichtete ich über erhöhte Seismizität am indonesischen Inselvulkan Anak Krakatau. Seit drei Tagen ist er wieder in Eruption begriffen, was aufgrund der Aufregung um die Fagradalsfjall-Eruption wenig Beachtung fand. Dabei meldete das VSI 53 seismische Eruptionssignale mit Amplituden zwischen 12 und 56 mm und einer Dauer von 30 bis 231 Sekunden. Das ist eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Eruptionen für den Krakatau. Auf den zu den Berichten geposteten Webcam-Bildern sieht man allerdings nur Dampfwolken aufsteigen. Zu allem Überfluss steht die Webcam schief, was ich ein wenig lieblos finde. Die Aufnahmen stammen daher von der privat geführten Twitter-Seite Krakatau Info.

Überwiegend waren die Eruptionen phreatischen Ursprungs und sind durch Wasser getriggert worden, dass bei kontakt mit der Erdwärme schlagartig verdampfte. Für diese These spricht auch, dass es keine VONA-Warnungen durch aufsteigende Asche gab. Die Explosionen könnten mit starken Regenfällen in Verbindung stehen. Denkbar ist auch, dass vermehrt Meerwasser in den Vulkan eindringt. Dann drohen starke phreatomagmatische Explosionen. Vor dem Einsetzen der Eruptionen am Dienstag gab es mehrere Tage lang ca. 40 vulkanisch bedingte Erdbeben. Gestern waren es noch 6 Beben. Die explosive Tätigkeit hält an: Heute wurden innerhalb von 12 Stunden 20 Explosionen registriert. Es gab leichten Tremor, aber keine Erdbeben.

Beim Anak Krakatau handelt es sich um das „Kind des Krakataus“, jenem Vulkan, der sich im Jahr 1883 in einer starken Eruption selbst vernichtete. Obwohl, so ganz stimmig ist diese Aussage nicht, denn es wurde nur eine Vulkaninsel vernichtet, die sich bereits aus einer großen Caldera erhob, ähnlich wie es heute Anak Krakatau macht. Die Insel damals war allerdings um einiges größer als das aktuelle Eiland, welches ebenfalls nicht stabil sitzt und im Jahr 2018 einiges an Höhe einbüßte, als es zu einem Kollaps kam. Dabei wurde ein Tsunami ausgelöst.

In Indonesien sind noch weitere Vulkane aktiv. Aschewolken werden aktuell nur von Dukono und Semeru gemeldet. Vor zwei Tagen war auch der Lewotolok mit einer kleinen Ascheeruption präsent. Am Merapi wächst der Lavadom. Gestern gingen 105 Schuttlawinen ab. Nachdem die Seismizität in der ersten Juliwoche hoch war, hat sie sich inzwischen wieder normalisiert. Ähnliches gibt es vom Karangetang zu berichten. Hier gab es gestern 256 Abgänge von Schuttlawinen, und der Lavadom erhält Magmennachschub. Es könnten pyroklastische Ströme entstehen.

Zusammenfassung:

  • Am Anak Krakatau kam es gestern zu 53 phreatischen Eruptionen.
  • Dukono ist explosiv aktiv und fördert Asche bis auf 1800 m Höhe.
  • Am Karangetang wächst der Lavadom und es gehen sehr viele Schuttlawinen ab.
  • Der Merapi bleibt effusiv aktiv und zeigt schwaches Domwachstum.
  • Semeru fördert Aschewolken bis auf 4300 m Höhe.

Vulkan-News 12.07.23: Piton Fournaise

Piton Fournaise auf La Réunion bleibt aktiv

Am Piton Fournaise geht die Eruption weiter. Wie das OVPF berichtet, ist der neu entstandene Schlackenkegel, der sich auf der Eruptionsspalte im Nordosten des Vulkans bildete, strombolianisch tätig. Die Intensität der Aktivität fluktuiert und stärkere Phasen wechseln sich mit schwächeren ab. Die Front des Lavastroms befindet sich auf dem 1500 m Höhenniveau im Grandes Pentes und ist unverändert 1800 m weit von der Küstenstraße entfernt. Der Lavastrom fließt überwiegend durch Tunnel. Es wird eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 390 MW gemessen. Sie spiegelt das Niveau der sichtbaren Aktivität gut wieder. Tremor ist auch noch vorhanden, allerdings ist er deutlich schwächer als während der Initialphase der Eruption. Vulkanotektonische Erdbeben wurden in den letzten 24 Stunden nicht mehr registriert, das deutet darauf hin, dass aus größerer Tiefe keine Schmelze mehr aufsteigt. Der typische Eruptionsverlauf wäre, dass der Ausbruch noch einige Tage anhält, bevor er langsam abklingt und versiegt. Dennoch ist es im Bereich des Möglichen, das sich neue Eruptionsspalten öffnen und der Lavaausstoß wieder steigt.

Fagradalsfjall verhält sich ähnlich wie Fournaise

Fagradalsfjall und Fournaise verhalten sich im Augenblick ähnlich, denn genau wie am Fournaise, schwächte sich die Eruption nach einer starken Initialphase mit Rissbildung schnell ab und köchelt seit gestern auf vergleichsweise bescheidenem Niveau vor sich her. Die Eruptionsspalte hat sich weitestgehend geschlossen und die Aktivität beschränkt sich auf einige Schlote um die ein Schlackenkegel entsteht. Seit meinem Bericht heute Morgen scheint sich die Tätigkeit noch ein wenig abgeschwächt zu haben. Anders als am Fournaise halte ich eine Verstärkung der Eruption bzw. eine weitere Rissöffnung durchaus für möglich. Anzeichen gibt es dafür momentan keine, außer der Annahme, dass sich im Dyke noch einiges an Schmelze befinden muss.

Auch wenn ich hier Fagradalsfjall mit Fournaise vergleiche sind es doch zwei unterschiedliche Vulkanarten: Beim aktuellen Ausbruch auf Island handelt es sich um einen Spaltenvulkan, während der Fournaise ein ausgewachsener Schildvulkan ist. Doch die Schmelze beider Vulkane stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Hotspots.

Unwetter in Deutschland – News vom 12.07.23

Starke Unwetter und ein möglicher Tornado richteten Schäden an

Die Hitzewelle der letzten Tage fand gestern Abend ihr jähes Ende und verabschiedete sich mit heftigen Gewittern und anderen Unwetter-Erscheinungen. Möglicherweise kam es dabei zu einem Tornado. Das Auftreten des Wirbelwindes wird vermutet, weil im saarländischen Asweiler in der Gemeinde Freisen rund 50 Häuser stark beschädigt wurden. Einige Häuser wurden dabei abgedeckt. Mysteriöserweise gab es keine Augenzeugenberichte über die genauen Hergänge des Unwetters. Der Katastrophenschutz vermutet einen Tornado als Ursache für die Zerstörungen. Offenbar wurde ein Luftwirbel zuvor über freie Wiesenflächen beobachtet, aber nicht, wie er auf die Gebäude traf.

Auch in anderen Regionen im Südwesten Deutschlands gab es Unwetterschäden durch umgestürzte Bäume. Einige Personen wurden verletzt, als sie von Ästen getroffen wurden. Im bayerischen Fürstenfeldbruck wurde ein 39jähriger Mann von einem umstürzenden Baum verletzt. In Olching wurde ein Wohnwagen von einem umstürzenden Baum getroffen. Ein Rentnerehepaar schlief in dem Wagen und wurde eingeklemmt. Sie konnten von Rettungskräften befreit werden. In München kam der Zugverkehr teilweise zum Erliegen, da Gleisstrecken durch umgestürzte Bäume blockiert waren.

Sommerstürme entwurzeln mehr Bäume, als es bei den oft stärkeren Stürmen im Herbst und Winter der Fall ist, da sie während des Sommers belaubt sind und somit mehr Angriffsfläche bieten. In Waldflächen ist es bei einem Sturm besonders gefährlich, nicht zuletzt, da der Zustand des Waldes besorgniserregend ist. Aufgrund der Trockenheit und Schädlingsbefall sind zahlreiche Bäume abgestorben oder geschwächt und so besonders windanfällig.

Nicht nur der Wind verursachte Schäden, sondern auch bis zu 7 cm große Hagelkörner. Starkregen ließ so manchen Keller volllaufen.

Auch in der Schweiz und in Österreich kam es zu starken Gewittern mit Unwettercharakter. So wurde der Betrieb am Flughafen Zürich für eine Stunde eingestellt. Über dem ganzen Land zuckten mehr als 70.000 Blitze.

El Niño und Wärmeanomalie im Atlantik

Dieses Jahr könnte eines der Wärmsten seit Beginn der Klimaaufzeichnungen werden. Bereits in der ersten Jahreshälfte fielen viele Temperaturrekorde. Ein Grund hierfür ist das Klimaphänomen El Niño, das sich gerade im Pazifik entwickelt und globale Auswirkungen hat: Im Pazifik verdunsten mehr Wasser als gewöhnlich und beeinflusst so das Weltklima. Nicht nur die Äquatorregionen des Pazifiks sind derzeit zu warm, sondern auch das Wasser im Atlantik. Besonders im Golf von Mexiko ist das Wasser um 2 Grad wärmer als sonst. Das verursacht nicht nur ein massives Korallen- und Fischsterben, sondern könnte auch besonders starke Hurrikans hervorbringen. Ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Phänomenen gibt, wird aktuell wissenschaftlich diskutiert.

Meiner Meinung nach wird hierbei meistens der Tonga-Ausbruch vergessen, der vor 2 Jahren Unmengen Wasserdampf in die Atmosphäre blies und sehr wahrscheinlich ebenfalls das Weltklima beeinflusst.

Vulkanausbruch auf Island am 12.07.23

Der Vulkanausbruch beim Fagradalsfjall geht abgeschwächt weiter

Die Spalteneruption, die am Montagnachmittag auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, hat sich gestern deutlich abgeschwächt, hält aber noch an. Die Aktivität konzentriert sich auf wenige Schlote der Spalte, die sich als erstes geöffnet hatte. Um die Förderschlote wächst aktuell ein Schlackenkegel. Es wird eine bis zu 30 m hohe Lavafontäne gefördert, wie wir es bereits von der Eruption im letzten Jahr her kennen. Der größte Teil des Lavastroms, der in Richtung Fagradalsfjall fließt, ist inzwischen gedeckelt, doch zwischendurch kommt es zu Lavaüberläufen an der Oberfläche.

Der Tremor nahm stark ab. Die Erdbebenaktivität ist ebenfalls stark rückläufig, aber immer noch erhöht. Es könnte also weiter Magma aufsteigen, wobei das bereits vorhandene Material im Magmatischen Gang noch lange nicht vollständig eruptiert sein dürfte. Die Vulkanologen von IMO schrieben gestern, dass ein neues Interferogramm des Zeitraums 09.-10. Juli zeigte, dass der Magmatische Gang kurz vor der Eruption noch einen Kilometer länger wurde und bis unter die Vulkanerhebung des Keilir reicht. Dabei verengten sich alte tektonische Spalten an den Flanke des Gangs, was bedeutet, dass dieser sich in der Breite ausdehnte. Es wird darauf hingewiesen, dass sich jederzeit neue Eruptionsspalten im Bereich des Gangs öffnen könnten, so wie es bei der Eruption 2021 der Fall gewesen war. Am wahrscheinlichsten sei die Entstehung neuer Spalten im Bereich der aktuell tätigen Fissur bei der Erhebung Litli-Hrútur. Das neu entstandene Lavafeld wird Driffellshraun genannt. Wie so oft zeigen sich die Isländer ziemlich kreativ bei der Namensgebung ihrer Eruptionen und es dauert einige Tage, bis sich ein allgemein gültiger Name durchgesetzt hat.

Der Zugang zur Eruptionsspalte wurde freigegeben und Touristen ist eine Besichtigung des Naturspektakels erlaubt. Es wird betont, dass man pro Weg 10 km Wandern muss, also 20 km die Gesamtstrecke und das nur fitte Wanderer den Weg riskieren sollte. Außerdem ist die Luftqualität in dem Gebiet schlecht: nicht nur die vulkanischen Gase sorgen für Luftverschmutzung, sondern auch Moosbrände. Die beigefügte Karte zeigt den offenen Wanderweg. Ein Zugang über andere Routen ist nicht gestattet. Geparkt werden darf nur in aufgewiesene Arealen (die wahrscheinlich kostenpflichtig sind und nur über eine Smartphone-App bezahlt werden können) und nicht am Straßenrand.

Die Fotos aus dem eingebetteten FB-Beitrag unten zeigen die Eruption am ersten Abend.

Erdbeben-News am 11.07.23: Karibik

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert die Karibik

Datum 10.07.23 | Zeit: 20:28:26 UTC |  20.031 ; -61.134 | Tiefe: 8 km | Mw 6,6

Gestern ereignete sich ein starkes Erdbeben im Nordatlantik. Die Magnitude lag bei 6,5. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom EMSC mit 8 km angegeben. Das GFZ kam auf einen Erdbebenherd in 22 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 286 km nordöstlich von The Valley auf Anguilla in der Karibik. Der Erdstoß wurde praktisch im ganzen karibischen Archipel von den Bewohnern wahrgenommen, daher nehme ich an, dass das flacher gelegene Hypozentrum richtig verortet wurde.

Das Beben manifestierte sich auf dem ozeanischen Teil der Nordamerikanischen Platte, die im Norden der Karibischen Platte eine Transformstörung bildet, die im Osten in eine Subduktionszone übergeht. Das Erdbeben ereignete sich nahe der Übergangszone zwischen der Transformstörung und der Subduktionszone. In der Region mündet auch die Plattengrenze zwischen Nordamerika und Südamerika in das Gefüge der beiden zuvor genannten Störungszonen ein, also eine komplexe tektonische Situation.

Hinter der Subduktionszone liegt der vulkanische Inselbogen der kleinen Antillen mit den bekannten Vulkanen Soufrière Hills, La Soufrière und Montagne Pelée. Während die beiden erstgenannten Vulkane in den letzten 10 Jahren aktiv waren, wartet Montagne Pelée noch auf sein Debüt im 21. Jahrhundert. Tatsächlich ist der Vulkan sporadisch seismisch aktiv, und er könnte dabei sein, sich aufzuladen. Doch ob er schon soweit ist, mit einer Eruption zu beginnen, ist fraglich. Im Allgemeinen können jedoch starke Erdbeben Vulkanausbrüche auslösen.

Neben den drei genannten Vulkanen gibt es mindestens noch zwei weitere aktive Vulkane in der Karibik: einen weiteren Soufrière auf der Insel St. Lucia und den Unterwasservulkan Kick ‚em Jenny bei Grenada. Dieser Vulkan stand in den letzten Jahren öfter im Verdacht, für neue Unterwassereruptionen verantwortlich gewesen zu sein.

Vulkan Fagradalsfjall-Eruption – Status am 11.07.23

Eruptionsspalte gestern Abend. © Isak Finnbogason

Der Vulkanausbruch bei Litli Hrútur am Vulkan Fagradalsfjall geht weiter

Der Vulkanausbruch, der gestern um 16:40 Uhr in der Nähe von Litli Hrútur auf Island begann, geht weiter. Während des Initialstadiums der Eruption öffnete sich eine ca. 200 m lange Eruptionsspalte, die sich innerhalb von ca. 2 Stunden auf 900 m verlängerte. Zahlreiche kleine Lavafontänen schossen aus der Spalte hoch und förderten einen Lavastrom, der in Richtung des südwestlich gelegenen Vulkans Fagradalsfjall strömte. Die erste Schätzung der Ausstoßmenge zu Beginn des Ausbruchs ist im Vergleich zu früheren Ausbrüchen in diesem Gebiet deutlich höher. Die Wissenschaftler vom IMO betonen, dass die Gasverschmutzung im Umfeld des Ausbruchs hoch und gefährlich ist. Das Gas wird in Richtung Reykjanes geweht und verbreitet sich auch in der Hauptstadtregion. Reisenden wird geraten, sich nicht in das Gebiet zu begeben, bis die Einsatzkräfte die Möglichkeit hatten, die Lage zu beurteilen. Gasverschmutzung in der Nähe des Ausbruchs kann gefährlich sein. Auch an steilen Hängen ist Vorsicht geboten, denn nach den starken Erdbeben kann es zu Steinschlag kommen.

Die starke Seismizität ließ bereits in den Stunden vor dem Vulkanausbruch nach und ist bis heute Morgen immer noch erhöht. Neben den Erdbeben, die schwächere Erschütterungen zum Teil überlagerten, wurde ein vergleichsweise schwacher Tremor registriert.

Aktuell sieht man auf einer neu positionierten Livecam, dass der größte Teil der Eruptionsspalte seine Aktivität bereits eingestellt hat. Die Eruption konzentriert sich auf einen Teil der Spalte im zuerst gebildeten Spaltenbereich. Hier wird eine langgestreckte Lavafontäne ausgestoßen. Der Lavastrom fließt entlang der Spalte und könnte die weiter unten liegenden Teile des Risses verkleben.

Wie lange der Ausbruch anhalten wird, ist ungewiss. Nach dem starken Magmenaufstieg der letzten Tage wird er wohl nicht ganz so schnell enden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich neue Spalten entlang des magmatischen Gangs öffnen werden, besonders, wenn es zu einer Pause an der aktuellen Eruptionsstelle kommen sollte.

Fagradalsfjall Live-Stream 10.07.23

Livestream von der Fagradalsfjall-Eruption 2023

Sehr gut gemachter Livestream der neuen Eruption. Der Stream stammt vom Drohnenpiloten Isak Finnbogason. Man sieht sehr schön Lavastrom und Lavafontänen entlang der weiter aufgerissenen Spalte am südwestlichen Ende des Magmatischen Gangs.

Fagradalsfjall mit Vulkanausbruch am 10.07.23

Eruptionsspalte mit Lavastrom bei Litla Hrêt. © IMO

Erwartete Eruption auf Island hat begonnen

Am späten Nachmittag öffnete sich gegen 16:20 Uhr (Ortszeit) eine erste ca. 200 m lange Eruptionsspalte nahe dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall. Die Spalte befindet sich nordöstlich des Vulkans an einem Ort, der Litla Hrêt genannt wird. Er wurde in den letzten Tagen als einer der wahrscheinlichen Eruptionsorte gehandelt. IMO schreibt, dass der Fußmarsch dorthin lang sei und man sich besser noch nicht auf dem Weg macht, sondern wartet, bis Experten die Eruptionsstelle gesichtet und freigegeben haben. Für mich hört sich das noch nicht nach einer Vollsperrung an.


Nach der Phase mit intensiven Magmenaufstiegs scheint der aktuelle Ausbruch erst einmal überraschend klein zu sein, doch man weiß ja noch nicht, wie er sich weiter entwickeln wird. Sowohl der Ausbruch von 2021, als auch die enorm große Bardarbunga-Eruption im Jahr 2014 begannen ähnlich bescheiden wie die aktuelle Eruption, bevor sie sich enorm verstärkten.

Das Gelände hinter dem Fagradalsfjall ist flach und es gibt keine Täler zu füllen. Die Lava folgt einem schwachen Gefälle in Richtung Fagradalsfjall, wo sie auf die vulkanische Erhebung stoßen wird, die ein natürliches Hindernis darstellt. Wenn das Gefälle ausgeglichen ist, könnte die Lava in Richtung Norden fließen.

Auf einem der Livestreams sieht man den Ausbruch dampfen. Die Kamera steht auf einer vulkanischen Erhebung, die ich noch zum Fagradalsfjall-Komplex rechnen würde. Es scheint ein altes Eruptionszentrum gewesen zu sein, denn man kann auf Satellitenaufnahmen eine leichte Depression im Gipfelbereich erkennen, die mal ein Krater gewesen sein könnte.

Livestream Keilir. © RUV

Für mich persönlich kommt der Ausbruch mal wieder zur ungünstigsten Zeit, da ich nächste Woche Familienurlaub in Kenia machen werde. Für mich kommt eine Island-Reise dann erst danach in Betracht.

Update 21:30 Uhr: Inzwischen haben sich 2 weitere kurze Spalten im Bereich der ersten Eruptionsspalte geöffnet. Die beiden neuen Spalten liegen leicht seitlich versetzt zur ersten Spalte. Ich schätze die Gesamtlänge auf gut 350 m. Die Erste Spaltet öffnete sich genau auf einer Jeep-Piste.

Es liegen Berichte vor, nach denen Wanderer aus dem Eruptionsgebiet evakuiert wurden. Straßensperren werden errichtet und die zuvor angekündigte Sperrung des Eruptionsgebiets etabliert.