Vulkan-News 12.03.23

Nach meiner Reise zu den Liparischen Inseln Vulcano und Stromboli bin ich nun wieder daheim und setzte die Updates in gewohnter Weise fort. Hier ein kleiner Überblick über die vulkanische Aktivität der letzten Tage. Zu meinen Reiseerfahrungen kommen in den nächsten Tagen Berichte über Stromboli und Vulcano. Leider ist es um die Zugänglichkeit der Vulkane dort nicht gut bestellt und der Tourismus daher auf dem absteigenden Ast, doch davon später mehr.

Aktuelle Meldungen:

Anak Krakatau mit Ascheeruption

Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau eruptierte gestern Vulkanasche. Das VAAC Darwin meldete Aschewolken in 1 km Höhe. Darüber hinaus kommt es zu starken Entgasungen. Dampfwolken sind auf Bildern der Überwachungskamera sichtbar. Die Seismizität ist gering, mit einer stärkeren Eruptionsphase rechne ich momentan weniger.


Nisyros mit Erdbebenschwarm

Vor der Südküste der griechischen Vulkaninsel Nisyros ereignete sich ein Schwarmbeben. Es wurden 12 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 3,8 und 2,3 registriert. Die Hypozentren befanden sich in 5 km Tiefe.


Popocatepetl eruptiert weiter

In Mexiko bleibt der Popocatepetl aktiv und erzeugt sporadische Ascheeruptionen, bei denen die Vulkanasche aktuell bis auf einer Höhe von 6400 m aufsteigt und in Richtung Nordosten driftet. CENAPRED meldete gestern zudem 232 Asche-Dampf-Exhalationen und 347 Minuten Tremor. Dieser Wert ist vergleichsweise hoch und deutet an, dass sich magmatische Fluide im Fördersystem bewegen. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.

Popocatepetl liegt in Sichtweiter der mexikanischen Hauptstadt und ist der aktivste Vulkan des Landes. Da sich die Eruptionen auf die Hauptstadt und dem internationalen Flughafen auswirken könnten, wird der Vulkans bestens überwacht.


San Miguel eruptierte Vulkanasche

Der Vulkan San Miguel liegt in El Salvador und eruptierte am 8. März Aschewolken, die bis zu einer Höhe von 3000 m aufstiegen und nach Süden drifteten. Die Eruptionen wurden von starkem Gasausstoß begleitet und hielten bis zum Folgetag an.


Shiveluch sehr aktiv

Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka ist der Shiveluch sehr aktiv und löst mit seinen Aschewolken mehrere VONA-Warnungen aus. Demnach steigt die Vulkanasche bis auf 4200 m Höhe und driftet in Richtung Südosten. Laut KVERT werden die Aschewolken explosiv erzeugt und steigen bis zu 2500 m über Gipfelhöhe auf. Scheinbar sind die Eruptionen nicht mit der Generierung pyroklastischer Ströme gekoppelt.


Stromboli mit Lavaüberläufen

Am Stromboli kommt es weiterhin zu periodisch auftretenden Lavaüberläufen aus einem Schlot im Nordostsektor des Kraters. Besonders zu Beginn der Überläufe gehen Schuttlawinen ab und es können pyroklastische Dichteströme entstehen. Als ich Mitte der Woche vor Ort war, schaffte es die Lavafront bis auf ca. 350 m Höhe. Von der Lavafront gingen Steinschläge glühender Lavabrocken ab, die es bis zur Küste hinabschafften und ins Meer klatschten.


Takawangha mit erhöhter Seismizität

In Alaska steht der Vulkan Takawangha möglicherweise kurz vor einem Vulkanausbruch. In den letzten Tagen ist die Erdbebentätigkeit unter dem Vulkan deutlich gestiegen. Das AVO berichtet von mehreren Erschütterungen pro Minute. Die stärksten Erschütterungen liegen im 4-er-Bereich. Betroffen ist auch der Nachbarvulkan Tanaga.

Vulkan Merapi am 11.03.23: Pyroklastischer Strom

Domkollaps verursacht pyroklastischen Strom am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Heute kam es am indonesischen Vulkan Merapi zum partiellen Kollaps des Doms am südwestlichen Kraterrand, in dessen Folge ein großer pyroklastischer Strom entstand. Das VAAC Darwin registrierte Vulkanasche in einer Höhe von 6100 m Höhe, die westwärts driftete und Asche bis in einer Entfernung von 33 km niederregnen ließ. Unser Vereinsmitglied und Vulkan-Guide Andi befand sich am Merapi auf Beobachtungsposten, als der pyroklastische Strom abging. Er teilte mir mit, dass der Abgang ohne Vorwarnung erfolgte und überraschend kam. Vorzeichen hätte es nicht gegeben. Er empfand den pyroklastischen Strom als gewaltig und war froh noch am Leben zu sein, da die Glutwolke im Nachbartal abging und er nur durch einen Grat von dem Strom getrennt war. Opfer gab es offenbar nicht zu beklagen, denn der Strom floss über den Hang innerhalb des Sperrgebiets. Der Alarmstatus des Vulkans stand noch auf „3“.

Das VSI/MAGMA registrierte bis heute Abend 18 Uhr Ortszeit 29 seismische Signale, die mit Abgängen pyroklastischer Ströme assoziiert waren. Sie dauerten zwischen 87 und 459 Sekunden an und hatten Amplituden zwischen 30-75 mm. Angaben über die Gleitstrecken wurden bislang nicht gemacht. Darüber hinaus wurden innerhalb von 6 Stunden 69 Abgänge von Schuttlawinen registriert. Obwohl die beiden Lavadome zuletzt nicht wuchsen, war und ist die seismische Aktivität erhöht. Besonders auffällig sind die zahlreichen vulkanotektonischen Erdbeben, die sich jeden Tag unter dem Vulkan ereignen. So könnte eine neue Magmaintrusion den Kollaps des Doms ausgelöst haben.

Dem letzten Wochenbericht vom BPPTKG war zu entnehmen gewesen, dass die beiden Lavadome im Krater des Merapis Volumina von 1.598.700 Kubikmetern (Südwestkuppel) und 2.267.400 (zentraler Dom) Kubikmetern hatten. In den letzten Wochen sind sie praktisch nicht mehr gewachsen.

Was nun letztendlich den partiellen Kollaps des Lavadoms verursachte, ist unbekannt. Neben der erwähnten Magmaintrusion könnte der Dom einfach instabil geworden sein. Vor 3 Tagen gab es ein Erdbeben Mb 4,3 vor der Küste der Merapi-Region. Möglicherweise destabilisierten die Erschütterungen den Dom zusätzlich.

Erdbeben-News 10.03.23: Katla

Schwarmbeben erschüttert Katla

Datum 09.03.23 | Zeit: 16:26:54 UTC | 63,65 ; -19,08 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,4

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ein Schwarmbeben. Es bestand aus insgesamt 26 Einzelbeben, von denen 3 Magnituden im 3-er-Bereich hatten. Das stärkste Erdbeben brachte es auf Mb 3,4. Es hatte ein Hypozentrum in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 7,8 km nördlich von Habunga verortet. Die Beben lagen im Osten der Caldera. Es war der stärkste Erdbebenschwarm der Katla seit mehreren Monaten. Ein Ausbruch des subglazialen Vulkans ist statistisch gesehen überfällig, daher wird jede Regeung der Katla genaustens beobachtet.

Auf Island bereitet ein weiterer großer Zentralvulkan Sorgen: Die Askja steht seit letzten Monat wegen dem Aufheizen des Calderasees Öskjuvatn in den Schlagzeilen. Vulkanologen befürchten einen bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Bebentätigkeit im System Askja-Herdubreid ist weiter erhöht mit einer leicht steigenden Tendenz. Sie liegt aber noch deutlich unter dem Niveau, dass man unmittelbar vor einer Eruption erwarten würde.

Vulkankatastrophe auf La Palma hat Nachspiel

Klage gegen Vulkanologen und Beamte von PEVOLCA eingereicht

Im Dezember 2021 endete der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma. Über 3 Monate spie der Vulkan Cumbre Vieja Lava und zerstörte fast 2000 Gebäude. Nun reichte eine Gruppe vom Vulkan geschädigter Anwohner Klage gegen hochrangige Wissenschaftler und Beamter von PEVOLCA ein, jenem Institut, dem die Beobachtung der kanarischen Vulkane obliegt. Die vielfältigen Anschuldigungen wiegen schwer und könnten weitreichende Konsequenzen für die 7 Hauptbeschuldigten nach sich ziehen: Die Anwohner sahen sich nicht gut genug über die Vulkangefahren informiert und Evakuierungen seien zu spät eingeleitet worden. Ein Vorwurf lautet, dass man nicht einmal Gelegenheit hatte, sich gegen die Naturgewalt zu versichern. Solche Vorwürfe gegen Forscher sind mittlerweile nach Naturkatastrophen üblich und stellen die Verantwortlichen vor einigen Problemen: gibt man zu früh Alarm und die Katastrophe bleibt aus, dann ist das Geschrei groß, ebenso wenn man zu spät alarmiert. Den perfekten Zeitpunkt zu erwischen ist schwierig, zumal sich Vulkanausbrüche und Erdbeben nur schwer prognostizieren lassen. Allerdings ist es natürlich auch nicht hilfreich, wenn -wie im Fall der Cumbre Vieja Eruption- nach der Katastrophe Studien auftauchen, die Aussagen, dass man bereits Jahre vor der Katastrophe wissenschaftliche Hinweise gefunden habe, dass eine Eruption droht. Einige Tage vor der Eruption gab es nicht nur Schwarmbeben, sondern auch Bodenhebung in Folge von Inflation, sodass man von Seiten der Wissenschaftler schon vorgewarnt hätte sein müssen und erste Schritte zum Schutz der Bevölkerung hätte veranlassen müssen. Meines Wissens nach wurde aber bereits vor der Eruption der Alarmstatus des Vulkans angehoben.

Auf der anderen Seite frage ich mich immer wieder, wie es um die Eigenverantwortung bestellt ist? Waren sich Bauherren und Behörden die etwaige Baugenehmigungen auf einem als aktiv eingestuften Vulkan erteilten nicht im Klaren darüber, dass es eines Tages zu einem neuen Vulkanausbruch kommen konnte? Schließlich errichtete man Siedlungen nicht nur zwischen wenige Jahrhunderte alte Lavaströme, sondern auch direkt darauf. Da darf man sich als Beobachter schon die Frage stellen, ob Bauherren und Behörden so unbedarft, naiv und ahnungslos waren, wie sie nun tun, oder ob man das Restrisiko billigend in Kauf genommen hatte und auf Prinzip Hoffnung setzte. Aus vulkanologischer Sicht halte ich es für unverantwortlich in einem Umkreis von 10 km um einen als aktiv eingestuften Vulkan zu siedeln, denn es kann jederzeit zu neuen Eruptionen kommen. Andererseits wären dann große Gebiete der Erde als Siedlungsraum ungeeignet. Also eine altbekannte Problematik, bei der man zum Schluss die Kosten-Nutzen-Rechnung betrachten muss. Bedauerlich ist das nur für die Menschen, bei denen sie nicht aufgeht.

Stromboli am 08.03.23: Lavastrom

Lavaspattering und Lavastrom am Stromboli

Gestern Abend befand ich mich auf Beobachtungsposten am Stromboli und konnte intensives Lavaspattering und strombolianische Eruptionen beobachten. Das Lavaspattering fand nicht aus dem gut sichtbaren Hornito im nordöstlichen Kraterbereich statt, sondern aus einem anderen Schlot im gleichen Kratersektor. Das Spattering hielt nahezu kontinuierlich an und warf glühende Tephra bis zu 30 m hoch aus. Damit befand sich das Spattering schon im Übergangsbereich zu kontinuierlicher strombolianischer Tätigkeit. Pro Stunde ereigneten sich bis zu 8 größere strombolianische Eruptionen. Vor der Abenddämmerung gab es aber auch mehrstündige Phasen ohne nennenswerte Explosionen.

Heute Morgen um 05.20 UTC begann dann ein neuer Lavaüberlauf. Während der Initialphase gab es mehrere kleine Pyroklastische Ströme und Abgänge von Schuttlawinen, die bis zur Küste hinab reichten. Zu dieser Zeit war ich allerdings nicht mehr am Vulkan. Von Stromboli-Ort aus konnte ich morgens einen Dampfring beobachten.

Gestern war eigentlich erst einmal der Explorationstag. Die Insel befindet sich im Winterschlaf, doch darüber hinaus leidet man unter einem Rückgang der Besucherzahlen, da der Aufstieg zum Vulkan verboten bleibt. Ohne Führer kann man bis auf einer Höhe von 290 m aufsteigen. Mit Führer darf man bis auf Quota 400 aufsteigen. Ein umgestürztes Schild droht eine Strafe von 500 € an, sollte man sich an diese Regel nicht halten. Problematisch sind die zerstörten Aufstiegsrouten. Selbst der alte gepflasterte Hauptweg entlang der Pizzeria am Punta Labronza wurde durch die beiden Starkregenereignisse letzten Jahres teilweise zerstört und ist noch vor der Pizzeria gesperrt. Im oberen Bereich ist der Pfad stark ausgewaschen und rollig.

Da sich momentan kaum Touristen auf der Insel befinden, wurde zumindest gestern keine geführte Tour angeboten. Unser Hotelier warnte Manfred und mich ausdrücklich davor auf eigener Faust aufzusteigen, denn es sollen sporadische Kontrollen durch Polizei und Zivilschutz stattfinden. Dabei sollen bereits Strafen von bis zu 1000 € verhängt worden sein, obwohl offiziell nur 500 € angedroht werden. Er selbst meinte, die Situation sei vollkommen unberechenbar und zeigte sich wenig zufrieden mit der Handhabung der Situation.

Die Ereignisse heute Morgen und das Lavaspattering zeigen, dass nicht nur die politische Situation unberechenbar ist, sondern dass Stromboli nicht mehr als gutmütig eingestuft werden kann. Die Warnungen der Vulkanologen erscheinen mir durchaus berechtigt zu sein.

Update: Mittlerweile erreichte mich eine Meldung, nach der auch der Aufstieg bis auf 290 m nicht mehr ohne Führer gestattet ist. Leute die dort ohne Führer unterwegs waren, wurden mit 500 € zur Kasse gebeten. Verbotsschilder stehen dort nicht!

Erdbeben-News 08.03.23: Philippinen

Erdbeben Mw 6,0 in der philippinischen Davao-del-Oro-Region

Datum 07.03.23 | Zeit: 06:02:31 UTC | 7.53 N ; 126.11 E | Tiefe: 10 km | Mw 6.0

Die philippinische Insel Mindanao wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 16 km süd-südöstlich von Compostela verortet. Diese Daten stammen vom EMSC. Lokale Erdbebendienste ermittelten eine Magnitude Mw 5,9. Es war der stärkste Erdstoß einer Bebenserie, die bereits am 06. März begann und in der Davao-de-Oro Region für viel Aufregung sorgte. Es entstanden leichte Gebäudeschäden und die Bevölkerung reagierte sehr beunruhigt. PHILVOLCS brachte heute ein Sonderbulletin heraus, in dem das Institut über die Ursachen der Beben aufklärt. Es heißt auch, dass die Beben fragile Gebäude zum Einsturz bringen könnten. Ob das bereits geschehen ist, geht aus der Meldung nicht eindeutig hervor. Die Beben sind tektonischen Ursprungs und sollen im Zusammenhang mit einem ähnlich starken Erdbeben stehen, dass sich am 1. Februar zutrug. Trotzdem würde ich das Beben nicht als Nachbeben bezeichnen. Wahrscheinlicher ist, dass die gleiche Störungszone an einer anderen Stelle entspannt wurde bzw. gebrochen ist. Solche Betrachtungen sind aber eh nur rein akademischer Art, denn für die betroffenen Menschen spielt es keine Rolle wie die Beben bezeichnet werden. Die Auswirkungen sind die gleichen.

Die Erschütterungen manifestieren sich in einem Bereich eines Segments der Philippinen-Störung und an der Central-Mindanao-Störung. Zwischen diesen beiden dominierenden Störungssystemen liegen wahrscheinlich weiter lokale Störungen, die ebenfalls durch das erste Beben aktiviert worden sein könnten.

Die Geowissenschaftler schließen die Gefahr einer Tsunami-Entstehung aus, weisen aber darauf hin, dass es zu Erdrutschen in der Bergregion kommen könnte. Ferner kann es zu Boden-Verflüssigungen kommen. PHILVOLCS hält es für unwahrscheinlich, dass der nahe gelegenen Vulkan Leonard-Kniaseff durch die Beben aktiviert werden könnte.

Vulkan Sakurajima am 06.03.23: Showadake

Sakurajima eruptiert aus dem Showadake

Heute Morgen gab es eine neue Eruptionsserie am südjapanischen Vulkan Sakurajima, bei der Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3600 m gefördert wurde. Der Wind verdriftete die Aschewolke in südöstlicher Richtung. Das Besondere an dieser Ausbruchsserie war, dass mindestens einer dieser explosiven Ausbrüche unter Beteiligung des Showa-Kraters stattfand. Da sich die Eruption tagsüber ereignete, sind auf den Webcamaufnahmen keine vulkanisch Blitze zu erkennen, dennoch ist es gut möglich, dass welche entstanden sind. Der Showa-dake zeigte sich in der Vergangenheit für eine langjährige Tätigkeitsphase verantwortlich und war in dieser Zeit für die Generierung vulkanischer Gewitter berühmt.


Sangay: Lahare verstopfen Fluss

Am ecuadorianischen Vulkan Sangay gingen offenbar Lahare ab, denn in einer Meldung lokaler Medien wird berichtet, dass die Lahar-Ablagerungen den Fluss Upano verstopfen. Ein bekanntes Problem, dass während der aktuellen Eruptionsphase bereit öfters auftrat.


Santiaguito mit Abgängen glühender Schuttlawinen

Wie das guatemaltekische Institut INSIVUMEH gestern in einem Bulletin mitteilte, steigerte sich die Tätigkeit des Domvulkans Santiaguito. Der Lavadom beschleunigte sein Wachstum und der Lavastrom auf der südlichen Domflanke ist aktiv. Es kommt zu Steinschlägen und Abgängen glühender Schuttlawinen. Es wird vor der Möglichkeit gewarnt, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten, die eine ernste Gefahr für Beobachter und Anwohner des Vulkans darstellen.

Vulkan Askja am 05.03.23: Prognose

Wissenschaftler prognostiziert: Askja könnte kurzfristig ausbrechen

Der Askja-Vulkan auf Island sorgt weiter für Aufregung in den isländischen Medien. Der Öskuvatn ist seit einigen Tagen eisfrei und es wurde ein erhöhter geothermischer Wärmefluss als Ursache für die Eisschmelze nachgewiesen. Nun meldete sich der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson in einem Interview der Seite Icelandmonitor zu Wort und meinte, dass der Vulkan eindeutige Anzeichen des Erwachens zeigt. Er bereitet sich auf eine Eruption vor, die praktisch jeder Zeit starten könnte. Möglich sei es, dass der Vulkan morgen, übermorgen oder erst in ein paar Jahren ausbricht, doch Þorvaldur glaubt, dass die Eruption eher früh als spät startet. Grund für diese Vermutung findet der Geowissenschaftler darin, dass scheinbar nun auch Schnee und Eis außerhalb des Sees zu schmelzen beginnen: so zeigt ein Foto des alten Lavastroms Mývatningahraun eisfreie stellen. Þorvaldur Þórðarson sieht in dem Geschehen eine gute Chance für die Wissenschaft, denn zum ersten Mal in der Geschichte wird der Aufheizungsprozeß der Askja mit modernen Messinstrumenten beobachtet und dokumentiert. Der Aufheizungsprozeß begann bereits im Jahr 2012 und äußerte sich in erhöhter seismischer Aktivität. Aktuell gibt es eine Bodenhebung von bis zu 51 cm. Die Erdbebentätigkeit der letzten Tage war erhöht, aber nicht besorgniserregend. So würde es mich wundern, wenn Askja ohne einen deutlichen Anstieg der Seismizität ausbrechen würde. Daher rechne ich nicht mit einem Vulkanausbruch innerhalb weniger Tage oder Wochen. Sehr wahrscheinlich wird es noch Monate oder sogar Jahre dauern, bis wir eine Eruption der Askja sehen werden. Aber vielleicht ist das auch nur Wunschdenken, da ich mich gerade am anderen Ende Europas befinde. Übrigens gab es heute ein Erdbeben M 3,4 am Herdubreid. Es folgte ein kleiner Schwarm schwächerer Erschütterungen.

Vulkanreisen im Jahr 1 nach der Zeitenwende

Wir alle wurden in den letzten Jahren von vielen Katastrophen gebeutelt, die einige Veränderungen mit sich brachten. Viele der Veränderungen sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen, andere sind offensichtlich und betreffen jeden. Die meisten Normalbürger merken die Auswirkungen finanziell: Infolge der hohen Inflation ist fast alles merklich teurer geworden und weniger Geld steht zur Verfügung. Das wirkt sich auch auf das Reisen aus.

Zu den Katastrophen der letzten 10 Jahre zähle ich den Terrorismus, den IS, die syrische Flüchtlingskrise, die Corona-Pandemie, die Lieferkettenprobleme und den russischen Krieg gegen die Ukraine, der eine erneute Flüchtlingswelle auslöste und eine Energiekrise bedingte, die letztendlich durch unsere politischen Entscheidungsträger getriggert worden ist. Die gleichen Entscheidungsträger postulierten vor einem Jahr die Zeitenwende in Sachen Rüstungs- und Energiepolitik. Doch diese Zeitenwende stockt und wendete nichts zum Positiven, sondern sorgt dafür, dass wir über noch weniger Kaufkraft verfügen. Last, but not least, schwebt das Damoklesschwert des Klimawandels über uns, das in den nächsten Jahren weitere negative Folgen haben wird.

Vulkanreisen im Jahr 1 nach der Corona-Pandemie und Zeitenwende

Was das alles mit Vulkanreisen zu tun hat? Jede Menge! Vor allem Inflation und Gewinnoptimierung von Fluggesellschaften und Reiseunternehmen sorgen dafür, dass viele Fernziele nur noch mit erheblich gesteigertem finanziellen Aufwand erreichbar sind, obwohl nun im Jahr 1 nach der Corona-Pandemie die meisten Reisebeschränkungen wieder aufgehoben wurden. So kann man zwar wieder Ziele auf weit entfernten Kontinente ansteuern, aber zu welchem Preis? Während innerkontinentale Reisen wieder einigermaßen durchführbar sind und die meisten Touristendestinationen regelmäßig angeflogen werden, sind die interkontinentalen Flüge knapp und teuer. Als Vulkanreisender, der oft kurzfristig bucht, weil er sich nach der Aktivität der Vulkane richten muss, bezahlt man für viele Destinationen mittlerweile das Doppelte wie vor der Corona-Pandemie. Teilweise werden sogar 3-fach überhöhte Preise aufgerufen. Wer z.B. das japanische Kagoshima ansteuern will, um die Vulkane Sakura-jima und Suwanose-jima zu besuchen, zahlt mittlerweile fast 2000 € für einen Flug, der 14 Tage vor Reiseantritt gebucht wird. Ähnlich verhält es sich mit solchen Zielen wie La Réunion und Sulawesi. Doch nicht nur wer kurzfristig bucht, hat das Nachsehen, sondern auch wer in der Ferienzeit fliegen will. Dann steigen die Preise exponentiell. Noch krasser verhält es sich, wenn man Safaris in Afrika bucht: hier explodierten die Preise praktisch, da nicht nur die Flüge teuer geworden sind, sondern weil sich die Preise für Unterkünfte, Mietwagen und Personal teilweise verdreifacht haben. So ist eine einwöchige Reise zum Ol Doinyo Lengai pauschal nicht mehr für unter 6000 € p.P machbar. Um diesen Preis zu erreichen, benötigt man 2-3 Reisende. Also, wer mit einem Jeep nebst Fahrer und Guide unterwegs ist, bezahlt bei 3 Personen ca. 18.000 €! Hinzu kommen die Flugkosten. Wobei man meistens nur eine Nacht am Vulkan hat. Billiger geht es nur, wer alles selbst managet und nicht immer einen eigenen Jeep dabei hat.

Ein weiteres Problem für Vulkanreisende sind immer weiter ausufernde Restriktionen, wenn es um die Besteigung aktiver Vulkane geht. Viele Aufstiege, die früher frei waren und sogar touristisch ausgeschlachtet wurden, sind mittlerweile verboten oder nur noch bedingt machbar. Ignoriert man die Verbote drohen teils empfindliche Geldbußen. Am Stromboli werden 500 € aufgerufen. Bis zur Quota 400 m kann man mit Führer aufsteigen. Will man eine Privattour buchen, werden 300 € verlangt! Ein Grund für die ausufernden Restriktionen liegt natürlich darin, dass die Verantwortlichen mittlerweile von Klagewellen überrollt werden, wenn denn dann doch ein größerer Ausbruch stattfindet, bei dem Personen zu Schaden kommen. Bestes Beispiel hierfür ist die White-Island Katastrophe aus dem Jahr 2019. Seitdem wird ein Vulkan nach dem anderen dicht gemacht. Am Stromboli kommt hinzu, dass es eine Häufung stärkerer Eruptionen gab, die eine reale Bedrohung für Beobachter in höheren Lagen des Vulkans darstellten.

Natürlich gibt es noch ein paar freie Destinationen, die man als Vulkanspotter ansteuern kann. Flüge nach Jakarta und Guatemala sind außerhalb der Reisesaison nur moderat teurer geworden. Von Jakarta aus muss man dann mit Inlandsflügen lokaler Fluggesellschaften weiter zu den Vulkaninseln fliegen oder man guckt sich die Vulkane auf der Hauptinsel an. Auf Halmahera sind Ibu und Dukono ansteuerbar. Zu beachten gilt aber, dass auf einigen Inseln Islamisten das Sagen haben und Entführungen drohen. In Guatemala ist der Fuego gut zu erreichen. Dort werden organisierte Touren nebst Übernachtung in Sichtweite der Eruptionen angeboten. Fuego ist praktisch der Stromboli der Gegenwart. Die Sicherheitslage in Bezug auf Überfällen soll wieder auf ähnlichem Niveau sein, wie vor der Pandemie. Das Risiko ist überschaubar, aber nicht gleich Null.

Apropos Stromboli: die nächsten Tage bin ich auf den Liparischen Inseln unterwegs, um zu gucken, was dort noch geht. Vulkane.net wird dann nicht so häufig aktualisiert wie gewohnt.