Island: Gletscherlauf am Grimsvötn bestätigt

Gletscherlauf am Grimsvötn – Eruptionsrisiko erhöht

Nach dem Erdbeben M 4,3, das sich gestern Morgen am subglazialen Vulkan Grimsvötn ereignete, begann ein Gletscherlauf und Schmelzwasser strömte aus einer Kaverne im Eis des Gletschers Vatnajökull hervor. Da die Größe des Gletscherlaufs zu Anfangs nicht genau abzuschätzen war, wurde vom Zivilschutz eine „Stufe der Unsicherheit“ deklariert. Inzwischen geht man aber davon aus, dass es sich eher um einen kleinen Gletscherlauf handelt und dass die maximale Durchflussrate im Fluss Gígjukvíslar kleiner als 1000 Kubikmeter pro Sekunde bleiben wird. Damit läge sie dann unter dem Schwellenwert, ab dem eine Gefahr für Brücken und Straßen besteht. Bei der Straße handelt es sich vornehmlich um die Ringstraße No. 1, die einmal ganz Island umrundet und die erste asphaltierte Fernstraße des Landes war. Im Bereich der großen Sander, über die die Gletscherläufe abgehen, verläuft die Ringstraße über Dämme. Brücken führen über Gletscherflüsse. Sollte ein Gletscherlauf diese Infrastruktur beschädigen, dann sind große Umwege für Reisende in Kauf zu nehmen, die Orte im Norden oder Osten des Landes besuchen möchten. Natürlich läuft über die No. 1 auch ein Teil des Güterverkehrs ab.

Das abfließende Wasser reduziert das Gewicht des Gletschers, der auf dem Grimsvötn lastet. Dadurch kommt es zu einer Druckentlastung. Da man davon ausgeht, dass sich unter dem Vulkan ein aktiver Magmenkörper befindet, in dem zur Zeit mehr Schmelze enthalten ist als vor der letzten Eruption, könnte es passieren, dass das im Magma gelöste Gas freigesetzt wird. Das erhöht die Gefahr eines Vulkanausbruchs signifikant. Bis jetzt kam es dreimal vor, dass ein Gletscherlauf vor einer Eruption stattfand und man daher davon ausgeht, dass diese Vulkanausbrüche durch den Gletscherlauf getriggert wurden. Das war in den Jahren 1922, 1934 und 2004. Es gab aber weitaus mehr Gletscherläufe, die in Bezug auf den Vulkan ohne erkennbare Folgen blieben. Meistens verhält es sich andersherum: Ein Vulkanausbruch löst einen Gletscherlauf aus, da durch die Hitze der Eruption unter dem Eis vermehrt Schmelzwasser entsteht.

Inzwischen wurde gemeldet, dass die Pegel des Flusses Gígjukvíslar heute Morgen wieder abnehmen, Obwohl der Höhepunkt der Flut erst für das Wochenende erwartet wird. Die erhöhte Eruptionsgefahr bleibt selbst nach dem Gletscherlauf für einige Tage bestehen.

Übrigens entspringt der Fluss Gígjukvíslar der Gletscherzunge Skeiðarárjökull, die westlich des beliebten Nationalparks Skaftafell liegt. Von Skaftafell aus kann man Gletschertouren auf den Vatajökull unternehmen oder durch die einzigartige Mooslandschaft vor dem Gletscher wandern. Dort liegt auch der Wasserfall Svartifoss, der wegen seiner Klippe aus Basaltsäulen bekannt ist.