Erdbeben News 19.06.23: Frankreich

Nach einem kleinen Wochenendausflug nach Berlin, melde ich mich am Schreibtisch zurück und versorge Euch wieder mit Nachrichten über Vulkanausbrüche und Erdbeben. Zuerst eine kleine Zusammenfassung in Bezug zu der weltweiten Seismizität:

Frankreich: Erdbeben Mb 5,0

Datum 16.06.23 | Zeit: 16:38:28 UTC | 46.21 N ; 0.77 W | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Am Freitag ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,0, das nicht nur seismische Wellen schlug, sondern auch medial für Aufregung sorgte. Es manifestierte sich um 16:38:28 UTC (18:38:28 Uhr Lokalzeit? am der Atlantikküste bei La Rochelle. Das Epizentrum wurde vom EMSC 11 km nord-nordwestlich von Surgères verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Es gab Vor- und Nachbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 4,4. Diese beiden Erdstöße konnten von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen werden. Die Erschütterungen des Hauptbebens wurden sogar noch in Paris gespürt und in der Nähe des Epizentrums entstanden leichte Gebäudeschäden: Dachpfannen und einzelne Mauersteine lösten sich von Häusern und fielen auf die Straßen. Es gab Risse in Gebäuden. In den Wohnungen und Geschäften fielen Gegenstände aus den Regalen. Eine Person erlitt Verletzungen.

Der französische Umweltminister Christophe Béchu sprach von einem der stärksten Erdbeben, dass sich jemals auf dem französischen Festland ereignete, und dass noch fernab der eigentlichen Bebenspots in den Alpen und Pyrenäen. Statistisch gesehen sind ähnlich starke Erdbeben in Frankreich nicht ganz so selten, wie man es vermuten würde, denn sie ereignen sich ca. alle 10 Jahre. Ganz im Westen Frankreichs gab es allerdings zuletzt 1985 einen vergleichbaren Erdstoß. Seine Magnitude wurde zunächst noch höher eingeschätzt und in ersten Meldungen war die Rede von einer Magnitude zwischen 5,3 und 5,8.

Tektonisch betrachtet ereignete sich das Erdbeben an einer lokalen Störungszone am Südrand des Armorican Massif. Die Störungen dort streichen in Nordwest-Südost-Richtung und sind vergleichsweise kurz. Die Gesteine bildeten sich während des Erdzeitalters Jura. In der Region stoßen mehrere geologische Einheiten Frankreichs aufeinander.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Mexiko Erdbeben Mw 6,4

Datum 18.06.23 | Zeit: 16:38:28 UTC | 23.32 N ; 108.53 W | Tiefe: 10 km | Mw 6,4

Das stärkste Erdbeben des Wochenendes hatte eine Magnitude von 6,4 und manifestierte sich in der mexikanischen Region Baja California. Das Epizentrum wurde am Eingang zum Golf von Kalifornien lokalisiert und lag 122 km ost-nordöstlich von Las Veredas. Das Hypozentrum wurde in 10 km Tiefe ausgemacht.


Tonga Erdstoß Mw 6,2

Datum 16.06.23 | Zeit: 19:10:54 UTC | 23.85 S ; 175.83 W | Tiefe: 25 km | Mw 6,2

Beim Tonga-Archipel bebte es mit einer Magnitude von 6,2. Der Erdbebenherd befand sich in 25 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 303 km südlich von Vaini verortet. Es gab zahlreiche Nachbeben. der Erdstoß ereignete sich am Tonga-Graben.

Erdbeben-News 16.06.23: Tonga

Erdbeben Mw 6,0 bei Tonga

Datum 16.06.23 | Zeit: 08:11:35 UTC | 23.58 S ; 175.83 W | Tiefe: 30 km | Mw 6,0

In der Region Tonga gab es ein Erdbeben der Magnitude 6,0. Es hatte ein Hypozentrum in 30 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 274 km südlich von Vaini lokalisiert. Es gab auch einige Nachbeben. In der Region am Tongagraben kommt es regelmäßig zu stärkeren Erdbeben. Die Erdbebenkarte zeigt zudem einige moderate Erdstöße an, die sich in den letzten Tagen manifestierten.


Weiteres Schwarmbeben unter Campi Flegrei

Datum 15.06.23 | Zeit: 17:39:40 UTC | 40.8302; 14.1413 | Tiefe: 2,8 km | Mb 2,9

Am italienischen Calderavulkan gab es weitere Erdbeben. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,9. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 2,8 km. Das Epizentrum lag am Nordrand des Solfatara-Kraters.


Erdbeben ML 2,5 am Ätna

Datum 16.06.23 | Zeit: 04:33:28 UTC | 37.69 N ; 15.13 E | Tiefe: 4 km | ML 2,5

Am Ätna kam es zu einem schwachen Erdbeben ML 2,5, mit einem Erdbebenherd in nur 4 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 10 km nord-nordwestlich von Acireale festgestellt. In der Gegend verläuft eine Störungszone, die bereits öfters mit Erdbeben reagierte, wenn Magmenaufstieg Spannungen im Boden verursachte.

Vulkan Mayon mit pyroklastischen Ströme am 16.05.23

Aktivitätssteigerung am Mayon macht neue Evakuierungen nötig.

Gestern registrierte PHILVOLCS eine weitere Zunahme der effusiven Aktivität am Mayon. Der Dom wächst weiter und lässt einen Lavastrom wachsen, der ca. 1 km lang ist. Im aktuellen Bulletin ist tatsächlich von Lavaströmen die Rede, es könnten also mehrere fließen. Es gingen 13 pyroklastische Dichteströme ab, deren Gleitstrecken bis zu 2 km betrugen. Es ist die höchste Anzahl an Dichteströmen, von der bis jetzt berichtet wurde. Außerdem wurden 307 seismische Signale registriert, die durch Schuttlawinen und Steinschlägen verursacht wurden. Vier Signale wurden vulkanotektonischen Erdbeben zugeordnet. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich auf 806 Tonnen am Tag und nahm signifikant zu. Vom Dom gehen Asche-Dampf-Wolken aus, die bis zu 750 m hoch aufsteigen. Sie lösen VONA-Warnungen beim VAAC aus. Tatsächlich steigt mehr Magma aus der Tiefe auf als am Dom austritt, daher schwillt das Vulkangebäude noch an und die Flanken versteilen sich durch die Bodenhebung. Sie ist im Nordwesten und Südosten des Gipfelbereichs am stärksten.

Die Aktivitätssteigerung machte weitere Evakuierungen notwendig. Die Katastrophenschutzbehörde teilte in einem Presse Statement mit, dass inzwischen gut 20.000 Menschen in Sicherheit gebracht wurden. Sie wurden auf 2 Evakuierungszentren verteilt, die extra eingerichtet werden mussten. Welcher Art die Zentren sind, wurde nicht kommuniziert. 10.000 Personen in einem Zentrum, da könnte es etwas eng zugehen.

Aktivitätssteigerung durch starkes Erdbeben am Vortag?

Gestern gab es auf den Philippinen ein Erdbeben der Magnitude 6,2, dessen Epizentrum 350 km vom Mayon entfernt lag und ich spekulierte, ob sich das Beben auf die Aktivität des Vulkans auswirken würde. Tatsächlich gingen gestern deutlich mehr pyroklastische Dichteströme ab, als in den Tagen davor und es ist denkbar, dass die Vibrationen des Bebens eine stärkere Entgasung des Magmas verursachten und es daher zum gestiegenen Lava-Output gekommen ist.

Tatsächlich legte auch die Aktivität am näher gelegenen Taal-Vulkan zu. Dort steigerte sich der Schwefeldioxid-Ausstoß auf 7643 Tonnen und es gab 38 vulkanisch bedingte Erdbeben. Dampf stieg bis zu 3000 m hoch auf. Obwohl die Aktivität beider Vulkane zulegte, ist sie nicht so signifikant gestiegen, dass man einen klaren Zusammenhang zwischen Erdbeben und Eruptionssteigerung postulieren könnte. Bereits in den letzten Tagen gab es an beiden Vulkanen einen leicht ansteigenden Aktivitätstrend.

Der 2460 Meter hohe Mayon zählt zu den aktivsten Vulkanen der Philippinen. Seit 1616 wurden gut 50 Eruptionsphasen dokumentiert. Einige hatten katastrophale Folgen.

Zyklon trifft Indien – Naturkatastrophen am 15.06.23

Indien steht vor Landfall von Zyklon Biparjoy

Heute Abend (Mittag Ortszeit) trifft der Zyklon Biparjoy auf die Indische Küste. Schon seit Tagen wird das Ereignis mit großer Sorge erwartet. Außerdem wird damit gerechnet, dass der tropische Wirbelsturm bis nach Pakistan ziehen wird. Im Inneren des Zyklons herrschen Winde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h. Sie können große Schäden an der Infrastruktur anrichten, machen aber auch vor Wäldern und landwirtschaftlichen Nutzflächen keinen Halt. Zudem wird der Zyklon starke Regenfälle mit sich bringen und man fürchtet Überschwemmungen. Bereits jetzt erreichten Sturmausläufer die indische Küste in den Distrikten Kutch und Saurashtra im Bundesstaat Gujarat und es branden hohe Wellen an, Diese könnten Schiffe beschädigen oder versenken. Eine ernste Gefahr besteht auch für Seefahrer, die im Indischen Ozean unterwegs sind. Besonders Fischer in ihren kleinen Booten sind gefährdet. Sie wurden bereits vor Tagen aufgefordert, nicht auszufahren. Doch wie es häufig der Fall ist, sind von Armut geplagte Menschen oft auf jede Arbeitsstunde angewiesen und so könnten sich noch Boote auf See befinden.

In den letzten Tagen bereiteten sich Bevölkerung und Touristen auf das Naturereignis vor, dass Katastrophenpotenzial besitzt. Während ausländische Touristen evakuiert wurden, mussten sich Einheimische meistens selbst in Sicherheit bringen. Für gut 100.000 Menschen wurden Notunterkünfte eingerichtet. Rettungskräfte und Militär stehen bereit um im Notfall zu helfen. Der Bahnverkehr wurde vorsichtshalber eingestellt.

Der Zyklon bewegt sich relativ langsam voran und ist mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h unterwegs. Dadurch hatten die Anwohner der betroffenen Region Zeit sich auf den Sturm vorzubereiten. Die geringe Geschwindigkeit ist aber auch ein großes Problem, denn so hat der Sturm viel Zeit zu wüten und große Schäden anzurichten. Besonders lang anhaltender Starkregen ist zu befürchten. Neben Überschwemmungen könnten Erdrutsche ausgelöst werden.

Nationale Sicherheitsstrategie verabschiedet

Zyklone und tropische Stürme gehören zum Leben der Menschen Südostasiens. Doch Forscher sagen, dass der Klimawandel Stürme verstärkt und häufiger auftreten lässt. Während sich bei uns langsam anbahnt, dass Politik und Bevölkerung den Klimawandel ernst nehmen und versuchen wollen ihm zu begegnen, ist man davon in den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde Jahre entfernt. Im Gegenteil: zunehmender Wohlstand und ein voranschreiten der Industrialisierung werden die Treibhausgas-Emissionen weiter ansteigen lassen. Selbst wenn wir Europäer die selbst gesteckten Klimaschutzziele erreichen sollten, heißt es nicht, dass das global der Fall sein wird. Auch um den Auswirkungen der Klimakatastrophe zu begegnen, wurde gestern  in Deutschland die erste nationale Sicherheitsstrategie auf den Weg gebracht. Sie enthält einige Punkte, über die ich hier bereits oft- auch im Zusammenhang mit Corona und Kriegen- geschrieben habe. Zum Beispiel soll der Katastrophenschutz gestärkt werden, die Verteidigungsfähigkeit ausgebaut werden und Medikamente wieder im Land hergestellt werden. Bleibt zu hoffen, dass die Strategien umgesetzt werden.

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 15.06.23

Weitere Erdbeben erschüttern süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 14.06.23 | Zeit: 14 14:58 UTC | 40.835 ;14.127 120.77 E | Tiefe: 2,7 km | Mb 2,1

Die Caldera Campi Flegrei liegt südwestlich der Metropole Neapel, die für ihren Golf und den Vesuv bekannt ist. Doch Neapel ist nicht die einzige Stadt im Einzugsbereich des Calderavulkans, denn der Ort Pozzuoli liegt nicht nur näher an der Caldera sondern mittendrin. So wird die Caldera natürlich besonders engmaschig überwacht und dem geophysikalischen Messnetzwerk des INGV entgeht nicht das geringste Räuspern des Vulkans. So ein Räuspern gab es auch gestern wieder in Form eines weiteren Schwarmbebens. Es bestand aus 24 Einzelbeben geringer Magnituden. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Interessant ist, dass die Hypozentren der meisten Erschütterungen in Tiefen zwischen 2 und 3 km lagen und sich somit im Bereich der deckelnden Sedimentschichten ereigneten und nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem flache liegenden Hydrothermalsystem standen, obwohl die Beben auch durch aufsteigende Fluide ausgelöst worden sein können. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass das stärkste Beben durch Sprödbruch ausgelöst worden sein könnte. Dazu habe ich vor 2 Tagen einen Artikel über eine neue Studie geschrieben.

Es gibt auch ein neues Bulletin über die Aktivität der letzten Woche. Im Beobachtungszeitraum vom 05. bis 11. Juni 2023 gab es im Bereich der Phlegräischen Felder 47 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,6 und löste Besorgnis bei den Anwohnern aus, da die Erschütterungen deutlich wahrgenommen worden waren. Die Hebungsrate wurde unter Vorbehalt noch mit 15 mm im Monat angegeben, doch die Vulkanologen wiesen darauf hin, dass der Wert rückläufig sei. Der neue Wert könnte erst in den nächsten Wochen angegeben werden. Die Gesamthebung seit 2011 beträgt an der Messstation RITE 1035 mm. Die Gastemperatur bei der Pisciarelli-Hauptfumarole lag im Durchschnitt bei 96 Grad Celsius.

Philippinen mit starkem Erdbeben – News vom 15.06.23

Erdbeben Mw 6,2 erschüttert Philippinen in Nähe des Taal-Vulkans

Datum 15.06.23 | Zeit: 02:19:17 UTC | 13.52 N ; 120.77 E | Tiefe: 119 km | Mw 6,2

Heute Nacht manifestierte sich auf den Philippinen ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,2. Das Hypozentrum wurde in 119 km Tiefe festgestellt. Das Epizentrum lag in der Meerenge der Verde Island Passage zwischen den Inseln Luzon und Mindoro und wurde 7 km nord-nordöstlich des Ortes Wawa lokalisiert. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß ca. 15 Sekunden lang gespürt worden ist. Aufgrund der Tiefe des Epizentrums waren die Auswirkungen an der Erdoberfläche vergleichsweise gering, größere Schäden wurden nicht gemeldet.

Tektonisch betrachtet kommen als Ursache für das Beben zwei Möglichkeiten in Betracht: Es könnte sich an der Transformstörung der Verde-Passage-Sibuyan-Störungszone manifestiert haben. Hierbei handelt es sich um eine dextrale Blattverschiebung, die in NW-SE Richtung streicht und den Manila-Graben mit den Philippinen-Graben verbindet. Aufgrund der Tiefe könnte sich das Beben aber auch ein einem Stück subduzierter Erdkruste ereignet haben, den an den beiden Gräben findet Subduktion statt.

Wie reagieren die Vulkane der Philippinen auf das Erdbeben?

Das Erdbeben ist im Kontext von Vnet besonders interessant, da es sich in nur 60 km Entfernung zum Vulkan Taal ereignete. Der Taal-Vulkan ist in den vergangenen Tagen wieder munterer, als er es in den letzten Monaten war und stößt große Mengen an Schwefeldioxid aus. Gestern waren es 5024 Tonnen. Aus dem Kratersee auf Volcano Island stieg Dampf bis zu 2100 m hoch auf. Außerdem wurden 20 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. die Anzahl der Beben nahm zu. Der allgemeine Trend am Taal zeigt eine Aktivitätszunahme, wobei jetzt noch keine spontane Reaktion auf das Erdbeben gemeldet wurde. Morgen sehen wir, ob die geophysikalischen Daten signifikant angestiegen sind.

Bei dem zweiten aktiven Vulkan in Nähe des Epizentrums handelt es sich um den Mayon. Er liegt ca. 350 m vom Epizentrum entfernt und damit noch im Wirkungskreis des Bebens. Die Tätigkeit des Vulkans zog bereits in den letzten 2 Wochen deutlich an und es kommt zu Domwachstum und dem Abgang von Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen. In den letzten 24 Stunden wurden 2 pyroklastische Dichteströme gemeldet, Eine Ache-Dampf-Wolke stieg bis zu 700 m über Kraterhöhe auf. Es gab 2 vulkanisch-bedingte Erdstöße. 306 Signale stammten von Steinschlägen und Schuttlawinen. Es wurden 193 Tonnen Schwefeldioxid emittiert. Seit heute Nacht hat sich die Frequenz der VONA-Meldungen über Aschewolken erhöht, was darauf hindeutet, dass es zu einer Zunahme der Abgänge gekommen sein könnte. Auch hier gilt, dass ein Vergleich mit den Daten, die morgen veröffentlicht werden weitere Indizien darauf liefern könnten, ob sich der Erdstoß kurzfristig auf die Aktivität auswirkte.

Vulkan Piton Fournaise: News vom 14.06.23

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Schwarmbeben

Erhöhte Erdbebentätigkeit am Fournaise

Der Piton de la Fournaise liegt im französischen Überseedepartement La Réunion und ist ein Schildvulkan vom Hawaii-Typ. Das heißt, er eruptiert basaltische Schmelze, die von einem Mantelplume gespeist wird. Nachdem es in den letzten Wochen ruhig um den Glutofen bestellt war, meldete das zuständige Observatorium OVPF gestern einen Anstieg der Seismizität: es wurden 40 vulkanisch-bedingte Erdbeben festgestellt. Die Erdbebentätigkeit begann seit dem 10 Juni langsam zu steigen. Bei den festgestellten Beben handelt es sich überwiegend um Beben mit Magnituden kleiner 1, deren Lage nicht genau lokalisierbar ist. Die Hypozentren befanden sich aber unter dem Dolomieu-Krater in ca. 2 km Tiefe.

Die Vulkanologen gehen davon aus, dass die Seismizität im Zusammenhang mit Magmenaufstieg steht und dass sich in einem flach gelegenen Magmenkörper Schmelze akkumuliert. Doch bis es zu einem neuen Vulkanausbruch kommt, können noch einige Tage oder sogar Wochen vergehen. Zuerst muss der Durch im Magmenkörper weiter wachsen, so dass das Magma die Gesteinsschichten über dem Magmenkörper brechen und durchdringen kann.

Es ist nicht die erste Erhöhung der Seismizität in diesem Jahr: bereits Ende März gab es ein Schwarmbeben nebst Inflation und man hielt einen mittelbaren Ausbruch für wahrscheinlich. Es ist recht typisch für den Vulkan, dass die Ausbrüche erst nach mehreren Phasen des Magmenaufstiegs erfolgen. Es gab aber auch Eruptionen, die nach nur einer seismischen Krise begannen.

Der letzte Ausbruch manifestierte sich im September 2022. Statistisch gesehen bricht der Piton de la Fournaise 2-3 Mal im Jahr aus, wobei es in den letzten Jahren einen rückläufigen Trend der Eruptionshäufigkeit gab. Aber was kümmert sich ein Vulkan schon um menschliche Statistiken?

Erdbeben auf Island: News vom 14.06.23

Schwarmbeben am Fagradalsfjall

Im Bereich des isländischen Vulkans Fagradalsfjall gab es in den vergangenen Tagen ein kleines Schwarmbeben. In der Hauptphase des Schwarms registrierte IMO 83 schwache Erdstöße innerhalb von 48 Stunden unter Reykjanes. Die meisten Beben manifestierten sich im Spaltensystem Krýsuvík-Fagradalsfjall und könnten ein Indiz für aufsteigendes Magma sein. Die meisten Hypozentren lagen im Bereich des magmatischen Gangs, der die beiden Eruptionen am Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Seit Anfang Mai scheint es einen leichten Trend zur Bodenhebung am Fagradalsfjall zu geben. An der GPS-Messstation FAFC hob sich der Boden gemittelt um 15 mm an. Der höchste Wert wird allerdings an der Messstation FEFC gemessen, die sich an der Küste auf Höhe des Vulkans befindet. Dort beträgt die Bodenhebung 22 mm. In den Regionen, wo in den letzten Jahren als erstes Bodenhebungen gemessen wurden (Geothermalkraftwerk Svartsengi und am Thorbjörn-Vulkan) ist es momentan ruhig.

Generell hat in den vergangenen Wochen die Seismizität unter Island leicht zugenommen. Das kann genaueren Messungen bei besserem Wetter geschuldet sein, da schwache Erdbeben oft im Signalrauschen der Stürme untergehen. In der vergangenen Woche registrierte das seismische Netzwerk auf Island 550 Erschütterungen. Das stärkste Beben manifestierte sich am Bardarbunga und hatte eine Magnitude von 3,0. In der Woche davor gab es dort ein Beben M 3,4. Laut dem wöchentlichen Update vom IMO war die seismische Aktivität in der Katla-Caldera im Vergleich zur Vorwoche bemerkenswert: das stärkste Beben der Magnitude 2,5 wurde am 10. Juni um 15:40 Uhr registriert. Etwa zwanzig Erdbeben wurden am 8. Juni westlich des Myrdalsjökull-Gletschers in einem kleinen Schwarm registriert.

Vier Ereignisse ereigneten sich im und in der Nähe des Berges Hekla. Weitere Erdbeben ereigneten sich an allgemein bekannten Orten innerhalb einiger der Hauptvulkane und an bekannten Brüchen und Bruchzonen.

Aktuell zeigt die isländische Bebenkarte 158 Erschütterungen an. Auffällig sind die Beben entlang der Reykjanes-Halbinsel, in der Katla-Caldera und beim Askja-Vulkan. Dort liegt die Bodenhebung bei 60 cm. Der letzte Messwert liegt darunter und deutet Subsidenz an, aber es könnte sich um einen Ausrutscher handeln.

Vulkantourismus: Bali sperrt alle Vulkane

Gouverneur von Bali verhängt Besteigungsverbot der heiligen Berge

Die indonesische Insel Bali ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus aller Welt und hat den gleichen Stellenwert für Australier, den Mallorca für uns Europäer hat. Für die Einheimischen ist Bali die „Insel der Götter“. Hier wird der balinesische Hinduismus praktiziert. Den Hindus sind 22 Berge der Insel heilig. Bei den Bergen handelt es sich um Vulkane wie dem Gunung Agung und Batur, die bis dato auch ganz oben auf der Besuchsliste vieler Touristen standen, die zum Sonnenaufgang die Gipfel besteigen wollten. Eine der Schattenseiten des Massentourismus ist, dass sich einige Reisende einfach immer daneben benehmen müssen, Alkoholexzesse zelebrieren und den Einheimischen und kultivierten Touristen gehörig auf den Senkel fallen! Solche Leute habe ich leider auch in meiner Nachbarschaft wohnen und aus der Erfahrung zahlreicher Sommernächte mit Lärmemissionen saufender und grölenden Nachbarn weiß ich, dass man denen mit Vernunft nicht beikommt! Nun hat der Gouverneur von Bali die Reißleine gezogen und hat ein generelles Besteigungsverbot für die heiligen Berge Balis erlassen! Dieses Verbot gilt nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische. Die Berge dürfen ab sofort und auf unbestimmte Zeit ausschließlich im Rahmen religiöser Zeremonien bestiegen werden. Das Fass zum Überlaufen brachten wohl zwei Vorfälle: Ein Russe der sich mit nacktem Oberkörper am Krater des Gunung Agung fotografierte und die Bilder in den Sozialen Medien teilte und der dreh eines pornografischen Videos am Kraterrand des Batur. Dieser Vorfall ereignete sich bereits 2021, als aufgrund der Pandemie wahrscheinlich wenige Touristen dort unterwegs waren.

Das Verbot wurde bereits seit mehreren Monaten diskutiert. Vorangegangen war bereits ein Verbot, dass Touristen keine motorisierten Zweiräder mehr mieten dürfen, weil damit zahlreiche Unfälle passierten. Auch nomadisierenden Dienstleistern wie Friseuren wurde ein Riegel vorgeschoben.

Wissen macht rumms!

Was ist balinesischer Hinduismus?

Der balinesische Hinduismus ist eine einzigartige Mischung aus Hinduismus, animistischen Glaubensvorstellungen und lokalen Traditionen. Er unterscheidet sich in einigen Aspekten von anderen Formen des Hinduismus, wie er in Indien oder anderen Teilen Südostasiens praktiziert wird. Auf Bali gibt es zahlreiche Tempel, Schreine und Opferplätze, die wichtige Bestandteile des religiösen Lebens der Balinesen sind. Einige dieser heiligen Stätten befinden sich auf den Vulkanen, die zugleich auch Sitz von Göttern sind. Der Glaube an Geister und Ahnen spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle in der balinesischen Kultur und Religion. Es gibt auch eine kleine muslimische Minderheit auf Bali, aber die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung praktiziert den balinesischen Hinduismus.

Besteigungsverbot kommt nicht überall gut an

Das Besteigungsverbot findet nicht überall begeisterten Anklang und glich einem politischen Erdbeben, den natürlich leben auf Bali zahlreiche Menschen vom Tourismus. Am Fuß der Vulkane gibt es zahlreiche Restaurants, Händler und Bergführer, die an den Besteigern der Vulkane gutes Geld verdienten. Ihnen droht nun sozialer Abstieg und Armut.

Tatsächlich sollen bereits erste Touristen abgeschoben worden sein, die gegen das Verbot verstießen und sich respektlos auf den Bergen benahmen. Zudem wurden sie mit sechs monatigen Einreisesperren gebannt

Ich persönlich bin weder ein Freund von ausuferndem Massentourismus (besonders, wenn sich die Leute nicht benehmen können), noch von religiösen Eiferern. Ich finde es bedauerlich, dass sich die Welt nicht liberalisiert, sondern immer mehr reguliert und limitiert, was aber scheinbar nötig ist, weil sich einfach zu viele Leute nicht angemessen aufführen und sich nicht den Gebräuchen fremder Länder wenigstens ein wenig anpassen wollen. Dabei wird vielfach nicht eine echte Anpassung erwartet, sondern nur ein wenig respektvolles Benehmen und Kultiviertheit. Party machen kann man in Etablissements, die dafür vorgehsehen sind! Für uns Vulkanophilen wird die Welt leider immer kleiner.


Erdbeben in Indonesien

Apropos Bali und Indonesien: Es gab nicht nur ein politisch bedingtes Erdbeben auf Bali, sondern in der Region manifestierten sich in den letzten Tagen auffallend viele moderate Erdstöße. Einer erschütterte die Meerenge zwischen Lombok und Sumbawa und hatte eine Magnitude von 4,5. Das Hypozentrum lag in 11 km Tiefe. Einen moderaten Erdstoß gab es auch unter der Westflanke des Vulkans Tambora auf Sumbawa. Im Sundastrait manifestierten sich weitere Erschütterungen in der Nähe des Inselvulkans Anak Krakatau.