Fagradalsfjall-Meradalir: Livecams und Seismik 2022

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Die hier gezeigten Youtube-Livestreams vom Fagradalsfjall stammen von verschiedenen Anbietern auf Island. Überwiegend werden sie vom isländischen Fernsehsender RUV und den Zeitungen Mbl und Visir gestreamt. Nicht jeder Stream funktioniert ständig, ich versuche aber die Links aktuell zu halten. Weiter unten gibt es Livedaten zum Tremor und zur Seismik. Sobald verfügbar werde ich hier auch neue Grafiken zu anderen geophysikalischen Parametern posten. Hier ein Link zu einem Webcam-Anbieter, der aktuell einen Blick Richtung Vulkan zeigt.

LiveCam Fagradalsfjall – Litli-Hrútur

Livestream Fagradalsfjall. © MBL

Hier findet ihr einen Link zur Livecam Thorbjörn mit Blick auf Geothermalkraftwerk Svartsengi.

Live-Tremor am Fagradalsfjall

Tremor am Fagradalsfjall. © IMO
Tremor am Fagradalsfjall. © IMO

Seismik am Fagradalsfjall

Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO
Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO

Bodendeformation am Fagradalsfjall

Untere Grafik zeigt die Bodenhebung am Fagradalsfjall. Hier gibt es weitere Messstationen. © IMO

Karten und Daten zur Meradalir-Eruption am Fagradalsfjall auf Island


Lage der Eruptionsspalte im Meradalir-Tal im Norden des Fagradalsfjall. © Zivilschutz Island

Insar-Bild der Bodenhebung vor der Eruption. © IMO

Chronik der Eruption 2022

Der Vulkanausbruch  auf Island begann am 03. August 2022 gegen 13.15 Uhr. Bereits am Vortag kam es zu Moosbrand, der evtl. von einer kleineren Eruption ausgelöst wurde, die im Verborgenen ablief. Ort des Geschehens war das Meradalir-Tal am Vulkan Fagradalsfjall auf der Reykjanes-Halbinsel. Im Nachbartal Geldingadalir hatte es im Vorjahr einen Vulkanausbruch gegeben, der gut ein halbes Jahr dauerte.

Der Vulkanausbruch kündigte sich bereits Wochen vorher an. Besonders seit Mai 2022 kam es immer wieder zu Phasen mit starker Seismizität und Bodenhebungen auf Reykjanes. Betroffen waren zuerst andere Spaltensysteme. Die stärkste Bodenhebung gab es im Bereich Thorbjörn-Svartsengi. Dort intrudierte ein magmatischer Gang. Wenige Tage vor Eruptionsbeginn gab es eine neue Intrusion und starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung ereignete sich am 01. August und hatte eine Magnitude von 5,4.

Die Eruption begann mit der Öffnung einer Spalte, die sich schnell entwickelte. Die Längenangaben schwankten zwischen 250 und 500 m. In der Initialphase der Eruption wurden bis zu 32 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Der Wert war gut 5 Mal so hoch, wie während der Startphase der Eruption von 2021. Damals steigerte sich der Lavaausstoß bis auf 12,4 Kubikmeter pro Sekunde. Bei der Eruption in 2022 verhielt es sich andersherum: die Förderrate halbierte sich bereits 2 Tage nach Eruptionsbeginn. Entsprechend verkleinerte sich der aktive Teil der Eruptionsspalte. Eine Woche nach Eruptionsbeginn begann sich sich ein Krater um die verbliebenen Förderschlote zu schließen. Ein Lavastrom floss in Richtung Osten und drohte den Pass zu überwinden, der ins Nachbartal führt. Von dort aus könnte die Lava die Küstenstraße erreichen, doch das ist ein langer Weg.

Am 19. August ließt die Eruption stark nach und zwei Tage später trat keine Lava mehr aus.

Weiterführende Links:

Die Nachrichten zu den Erdbeben findet ihr unter dem Tag Reykjanes. Wenn ihr die News zum Vulkan nachlesen wollt, werdet ihr unter Fagradalsfjall fündig. Eine Fotoreportage von 2021 gibt es ebenfalls.

Fagradalsfjall-Vulkan am 13. August 2022

Eruption Am Fagradalsfjall auf Island hält an

Der Vulkanausbruch im isländischer Meradalir geht weiter und die Eruptionsspalte am Fagradalsfjall-Vulkan stößt Lava aus. Der Protokrater im unteren Spaltenbereich schließt sich weiter und in wenigen Tagen wird er sich geschlossen haben. Wahrscheinlich bleibt zunächst noch eine Bresche frei, durch die die Lava abfließt. Die Nahaufnahme zeigt sehr gut die wachsenden Kraterwände, aber auch die Lavafontänen, die Schmelze mehrere Zehnermeter hoch auswerfen. Sie speist einen Lavastrom der in Richtung Osten unterwegs ist. Das Panoramafoto zeigt, dass der Strom nicht mehr so lang ist, wie es noch vor 2 Tagen der Fall war. Die Lavafront hat sich ein gutes Stück vom Tal-Ausgang zurückgezogen. Doch sollte es zu stärkeren Schüben kommen, wird sie diesen schnell erreichen.

Der Tremor ist stabil, mit der Einschränkung, dass es in den Morgenstunden zu einem kurzweiligen Abfall kam, der sich in einem negativen Peak äußert. Es war der erste seiner Art seit Eruptionsbeginn. Es stellt sich die Frage, ob es bald wieder zu Lavapulsen kommen wird, so wie wir es im letzten Jahr gesehen haben. In den ersten Wochen der pulsierenden Tätigkeit wurden Lavafontänen gefördert, die mehrere Hundert Meter aufstiegen. Dafür gab es dann auch Pausenintervalle, in denen die Eruption stoppte.

Die Erdbebentätigkeit hat deutlich nachgelassen. Der Stress, der vom aufsteigenden Magma auf die tektonischen Störungen übertragen wurde, ist abgebaut. Offenbar befinden sich Magmenaufstieg und Abfluss durch die Eruptionsspalte im Gleichgewicht. Die Aufstiegswege sind frei. Der Druck der Initialeruption war diesmal größer, als im letzten Jahr. Damals reichte er nicht, um die ersten Eruptionsspalten länger am Leben zu halten, so dass sich nach und nach mehrere Spalten bildeten. Im Augenblick sieht es so aus, als würden sich keine neuen Eruptionszentren mehr bilden, aber wir wissen ja, wie es um die Dynamik einer Eruptions bestellt ist: Alles ist im Fluss.

Erdbeben-News 13.08.22: Philippinen

Moro Golf: Erdbeben Mw 5,8

Datum: 13.08.22 | Zeit: 06:25:32 UTC | Lokation:  6.97 N ; 123.86 E | Tiefe: 20 km | Mw 5,8

Auf den Philippinen gab es in den letzten 24 Stunden mehrere moderate bis starke Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Moment-Magnitude von 5,8 und ein Hypozentrum in 20 km Tiefe. Das Epizentrum wurden im Golf von Moro lokalisiert, genauer, 35 km westlich von South Upi. Ein Blick auf die Erdbebenkarte enthüllt, dass es unter dem Archipel ständig bebt. Im Westen von Panay bebte es mit Mb 5,1. Das Hypozentrum lag hier in 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 26 km südlich von Lawigan.

Außerhalb des angezeigten Bereichs gab es in den letzten Tagen eine Erdbebenserie im Westen von Luzon. Aber auch in der Nähe von Manila und dem Taal-Vulkan ereigneten sich moderate Erdbeben. Der Taal stößt weiterhin viel Dampf aus. Die Dampfwolke steigt bis zu 3000 m hoch auf. Gestern erreichte der Schwefeldioxid-Ausstoß 13572 Tonnen am Tag.

Ioto (Iwo-jima) eruptierte in Japan

Staat: Japan | Koordinaten: 24.75, 141.29 | Eruption: Submarin

Wie das JMA aktuell berichtet, eruptierte der Inselvulkan Ioto (auch Iwo-jima genannt) Mitte Juli 2022. Zum ersten Mal seit 1000 Jahren kam es zu einer magmatischen Eruption, die sich kurz vor der Südküste der Insel abspielte. Es wurden Bilder veröffentlicht, auf denen man schwache surtseyanische Eruptionswolken aufsteigen sieht. Wasser, Schlamm und Tephra wurden gut 30 m hoch geschleudert. Die Eruptionsserie begann am 11 Juli. In den Folgetagen kam es alle 5 Minuten zu einer submarinen Explosion. Sie setzten sich bis mindestens zum 4. August fort. Bei angeschwemmten Steinen handelte es sich um poröse Tephra. Die Brocken waren im Inneren bis zu 120 Grad heiß. Die Eruptionen ereigneten sich gut 900 m von der Küste entfernt. Auf Satellitenfotos erkannte man eine Wasserverfärbung und Upwelling.

Erster magmatischer Vulkanausbruch seit 1300 Jahren

Der letzte magmatische Vulkanausbruch auf dem Vulkaneiland ereignete sich vor ca. 1300 Jahren. Dennoch war die Insel nicht untätig, denn seit ihrer Entdeckung durch Kapitän Cook im Jahr 1779 hob sich die Insel um 40 m. Im April 2022 wurde festgestellt, dass die jährliche Hebungsrate momentan bei gut 1 m liegt. Eine Beispielslose Inflation magmatischer Fluide. Diese wird von häufigeren phreatischen Eruptionen begleitet.

Ioto gehört zum japanische Ogasawara-Archipel, über dass ich hier bereits öfters berichtete. Es liegt gut 1000 km südlich von Japan und beherbergt die aktiven Inselvulkane Nishinoshima und Funka Asane, der im März 2022 eruptierte.

Obwohl es sich bei Ioto um eine relativ kleine Insel handelt, ist der zugehörige Vulkan alles andere als klein. Der aktuelle Feuerberg, von dem nur die Spitze über Wasser ragt, bildete sich in einer 10 km durchmessenden Caldera, die vor 100.000 Jahren entstand. Bei einem weiteren großen Ausbruch vor 2700 Jahren wurde viel Tephra gefördert, die sich Unterwasser ablagerte. Es gibt auch Hinweise auf große pyroklastische Ströme. Daher beobachten die Vulkanologen den Vulkan mit Argusaugen.

Stromboli: Schlammströme und Erdrutsche verursachen Naturkatastrophe

Starkregen löste Schlammlawinen auf Stromboli aus- Ort versinkt im Dreck

Kein gutes Jahr für die italienische Vulkaninsel Stromboli, denn gestern ereignete sich die 2. Naturkatastrophe in diesem Jahr. Sie ist nicht dem Vulkan geschuldet, sondern der Dummheit der Menschen. Gestern ging Starkregen über das Liparische Archipel nieder. Die Niederschläge dauerten stundenlang an und lösten auf Stromboli Schlammlawinen und Erdrutsche aus, die man teilweise auch als Lahare bezeichnen könnte. Der Grund hierfür geht auf den Macchia-Brand vom 25. Mai dieses Jahres zurück, denn der weitestgehend vegetationslose Boden konnte die Wassermassen nicht aufnehmen, so dass er sich in Schlamm verwandelte und zu Tale rauschte.

Als Grund für den Waldbrand gilt Brandstiftung durch eine Filmcrew. Man legte extra ein Feuer, um es im Film vom Zivilschutz löschen zu lassen, dessen Mitarbeiter von Schauspielern gemimt wurden. Dummerweise wehte an diesem Tag ein kräftiger Scirocco, so dass das Feuer außer Kontrolle geriet und große Flächen Macchia abfackelte, die die Vulkanhänge bis dahin begrünten. So wurden die Straßen auch von vielen verkohlte Pflanzenresten geflutet.

Das Unwetter gestern, nebst den erwähnten Sekundäreffekten war so schlimm, dass die Bewohner der Insel ihre Stadt heute Morgen nicht wiedererkannten: Die Hauptstraße von Stromboli-Ort liegt unter einer mindestens 1 m mächtigen Schlamm- und Geröllschicht begraben. Boote fanden sich auf der Uferpromenade wieder. Noch fehlt ein kompletter Überblick, doch die Schäden an der Infrastruktur werden als enorm beschrieben. Verletzt wurde wohl niemand, doch 50 Personen verließen freiwillig ihre beschädigten Häuser und wurden in Gemeinschaftsunterkünften evakuiert. Während sich Straßen, Höfe und Gebäude vielleicht zeitnahe vom Schlamm und Geröll befreien lassen, könnte der ökologische Schaden das Gesicht der Insel langfristig verändern. Gerade wieder war zartes Grün auf den verbrannten Flächen sichtbar geworden, nun dürfte die Erosion voll zugeschlagen haben und die Pflanzen den Boden unter den Wurzeln abgetragen haben.

Die heftigen Unwetter können ebenfalls auf den anthropogene Bierdeckel geschrieben werden, denn klar ist, dass Häufigkeit und Stärke der Unwetter deutlich zugenommen haben. In den fast 35 Jahren, in denen ich ein Auge auf Stromboli gerichtet halte, ist so etwas bislang nicht vorgekommen. Traurig, den schleichenden Untergang eines geliebten Paradises mit ansehen zu müssen. Neben der Zerstörung der Natur zählt dazu für mich auch die immer weiter ausufernden Restriktionen in Bezug auf die Besteigung des Vulkans.

Taal mit starken Entgasungen am 12.08.22

Aktivitätssteigerung am Taal-Vulkan

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

Der philippinische Taal Vulkan steigerte erneut seinen Schwefeldioxid-Ausstoß. Während er gestern 6099 Tonnen am Tag betrug, meldete PHILVOLCS heute 13572 Tonnen. Es kondensiert viel Gas und man sieht eine 2800 m hohe Dampfwolke aufsteigen, die freilich überwiegend aus H2O besteht. Die Vulkanologen warnen nicht nur vor den Folgen von VOG für die Gesundheit, sondern es gibt auch Berichte, nach denen Anwohner über Atembeschwerden, Halsschmerzen und tränenden Augen klagen. Seit Wiederaufnahme der starken Entgasungen hat sich noch etwas am Vulkan geändert: Während zuvor von einer leichten Deflation der Caldera die Rede war, gibt es nun wieder Inflation: Der Boden hebt sich im westlichen Teil der Caldera, aber auch unter Volcano Island. Nur im Ostteil des Einbruchkessels wird leichte Bodensenkung registriert. Ähnlich verhielt es sich in den Monaten vor der Eruption im Winter 2020. Damals kam allerdings noch eine stärkere Bebentätigkeit hinzu, als wir sie jetzt erleben. PHILVOLCS registrierte in den letzten 24 Stunden 5 vulkanisch-bedingte Erdbeben. Je häufiger es bebt, desto größer die Wahrscheinlichkeit für einen Vulkanausbruch.

Wir erinnern uns: Der Taal brach am 12. Januar 2020 aus. Zuerst begannen phreatische Eruptionen, die sich dann schnell zu phreatomagmatische Ausbrüche steigerten. Vulkanasche stieg so hoch auf, dass sie die Stratosphäre erreichte. Der Boden in Teilen der Caldera hob sich sehr schnell, so dass ein Fluss, der in den Taal-See mündet trockenfiel. In den Wochen vor der Eruption setzte eine seismische Krise ein. Es gab bis zu 140 Erdbeben am Tag. Kurz vor dem Vulkanausbruch gab es Erdbeben mit Magnituden im 4-er Bereich. Doch der Ausbruch ließ relativ schnell wieder nach, ohne dass es zur erwarteten Katastrophe gekommen wäre und die Situation deeskalierte. Im letzten Jahr gab es einige phreatische Eruptionen, zu Zeiten, während derer der Schwefeldioxid-Ausstoß ebenfalls hohe Werte angenommen hatte. Damals gab es allerdings keinen Inflation.

Da sich sehr wahrscheinlich noch Restschmelze im System befindet, die sich in den letzten 2 Jahren im Magmenkörper akkumulierte, könnte die neuerliche Aufheizphase schneller ablaufen, als es zuvor der Fall war. Besonders phreatische Eruptionen könnten jeder Zeit entstehen. Es ist allerdings nicht sicher, dass es zu neuen Eruptionen kommen wird, doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist gegeben.

Naturkatastrophen: Extreme Gletscherschmelze in Deutschland

Dieses Jahr zählt zu einem der schlimmsten, zumindest, wenn man ein Gletscher auf deutschem Boden ist. Glaziologen beobachten aktuell in den bayerischen Alpen eine Gletscherschmelze, die alles bisher dagewesene übertrifft. Die Gletscher schmelzen in einem Tempo, das jede noch so pessimistischen Prognose übertrifft. Erst im letzten Jahr nahm man die bis dahin gültige Vorhersage zurück, dass der letzte Gletscher auf deutschem Boden innerhalb von 30 Jahren verschwunden sei und reduzierte die verbleibende Lebensdauer auf 10 Jahren. Jetzt muss man sie nochmals revidieren und spricht von nur noch wenigen Jahren, wenn es in den Alpen noch mehrere dieser Extremsommer gibt wie der Aktuelle. Dabei gibt es sowieso nur noch 5 deutsche Alpengletscher. Aber auch die anderen Gletscher der Alpen sind von der Extremschmelze betroffen und haben eine nur noch geringe Lebenserwartung.

Sahara-Staub verursacht Extremschmelze

Der Glaziologe Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften prognostiziert, dass als erstes der südliche Schneeferner-Gletscher verschwinden wird. Für ihn könnte es bereits in diesem Jahr das Aus bedeuten. Wissenschaftler benennen 3 Gründe für das schnelle Schmelzen der Gletscher: der Winter war zu trocken und es gab zu wenige Niederschläge in den Alpen. Der Sommer ist zu warm und beschleunigt das Abschmelzen. Dazu kommt Staub aus der Sahara, der sich besonders im März auf den Eisflächen ablagerte und aufgrund seiner dunklen Farbe die Albedo verringerte. Der Staub bildet eine zähe Schicht auf Eis und Schnee, die auch nicht vom Wind verblasen wird. Da in diesem Jahr erstmals keine Kaltfronten aufkamen, die normalerweise auch während des Sommers Schnee in Höhenlagen liefern, wird der Staub nicht abgedeckt und das Schmelzen geht pausenlos weiter.

Gletscherforscher Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, meinte, dass das Jahr 2022 ein Rekordjahr in Sachen Eisschmelze wird und den bisherigen Rekordhalter 2003 ablösen wird. Die Forscher geben zu, dass sie in ihren früheren Prognosen solche Extremjahre nicht berücksichtigt hatten. Mittlerweile ist man sich sicher, dass solche Extreme immer schneller aufeinanderfolgen werden und auch andere Prognosen in Bezug auf den Klimawandel kippen werden. So sieht man, dass das Erreichen der 40-Grad Marke in Deutschland bald zur Regel wird, anstatt eine Ausnahme darzustellen. Einsehen muss man auch, dass wir uns bis jetzt noch auf dem schlimmsten Pfad der Szenarien zum Klimawandel bewegen und dass die bisherigen Bemühungen diesen zu Stoppen verpufft sind. Die aktuellen Prognosen gehen von einer Erwärmung um 3,8 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Die Folgen sind noch nicht absehbar, aber Teile der Erde werden damit für Menschen unbewohnbar werden!

Schon die aktuelle Eisschmelze dürfte für die Alpenregion einen großen Wandel mit sich bringen, denn die Gletscher liefern große Teile des sommerlichen Trinkwassers. Wassermangel dürfte dann in vielen Alpenregionen bald zum Alltag gehören.

Im Kontext der Gletscherschmelze passt auch die Meldung, dass am Aletschgletscher in der Schweiz die Reste eines Kleinflugzeugs freigelegt wurden, das 1968 abstürzte und als verschollen galt. (Quelle: dpa)

Vulkan-News 11.08.22: Ol Doinyo Lengai

Jenseits vom Fagradalsfjall gibt es auch noch andere aktiv Vulkane, über die ich in diesem Update kurz berichten möchte.

Ebeko mit Eruptionen

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Eruption: Ascheeruptionen

Auf der Kurileninsel Paramushir ist der Ebeko aktiv und eruptiert Vulkanasche. Das VAAC detektierte heute 3 Aschewolken. Sie stiegen bis auf einer Höhe von 3700 m auf und drifteten in Richtung Osten.


Ol Doinyo Lengai mit thermischen Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Der Ol Doinyo Lengai in Tansania bleibt aktiv und fördert Natronkarbonatit. Die Aktivität beschränkt sich auf den Vulkankrater. Dort wächst ein zentraler Hornitokomplex, in dem die Lava brodelt. Es kommt zur Bildung kleiner Lavaströme. MIROVA detektiert ein moderates thermisches Signal mit 22 MW Leistung, was für den Lengai bereits viel ist. Das Satellitenfoto stammt vom Samstag. Aktuell dürfte der rote Punkt intensiver sein.


Sakurajima eruptiert Aschewolken

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Eruption: Explosiv

Im Süden Japans ist der Sakurajima aktiv und stößt Tephra aus. Vulkanasche erreicht eine Höhe von 4300 m und wird vom Wind in Richtung Osten geweht. Heute lösten die Aschewolken 5 VONA-Warnungen aus. Es wurde einige vulkanotektonische Erdbeben registriert.


Shiveluch bleibt fleißig

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Eruption: Dom

Auf Kamtschatka ist es der Shiveluch, der Vulkanasche eruptiert. Aschewolken erreichen eine Höhe von 5800 m über dem Meeresspiegel. Die Asche wird in Richtung Nordosten verfrachtet. Die Thermalstrahlung ist gering.


Suwanose-Jima weiter aktiv

Staat: Japan | Koordinaten: 29.64, 129.72 | Eruption: Vulcanianisch

Der Inselvulkan im Ryukyu-Archipel eruptiert weiter Aschewolken. Das VAAC detektierte heute 4 Eruptionswolken, die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3400 m aufsteigen ließen. Die Seismizität ist erhöht. Gestern wurden 50 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.

 

Fagradalsfjall: Zugang wieder offen

Gestern Mittag wurde der Zugang zur Eruptionsstelle im Meradalir wieder geöffnet. Es gilt die bereits erwähnte Einschränkung, dass Kinder unter 12 Jahren nicht mehr über die Route A wandern dürfen. Die Route B, die aber nur einen Fernblick erlaubt, ist scheinbar weiterhin für Kinder zugänglich. Die Route A wird weiter präpariert und ausgebaut, so dass sie sicherer und bequemer wird. Offenbar rechnet man wieder mit einer länger anhaltenden Eruption. Medienanagaben zufolge, sollen fast 500.000 Menschen den Vulkanausbruch besichtigt haben. Realistischer erscheinen mir 50.000. Die Eruption startete erst vor einer Woche. Das dürfte wohl ein Besucherrekord sein und zeigt, wie beliebt Island gerade bei Urlaubern ist. Aber nicht nur Touristen machen sich gerne auf den langen Marsch zur Spalte, sondern auch Einheimische. Laut Aussage des Zivilschutzes, ignorierten gerade die Touristen die Sperrungen der letzten Tage und haben sich trotzdem auf dem Weg gemacht. Tatsächlich wird auf Island jeder automatisch per SMS über Gefahrenlagen und Sperrungen unterrichtet, sofern er mit einem Mobiltelefon ausgerüstet ist und in ein betroffenes Gebiet fährt. Ein funktionierendes Warnsystem, dass in Deutschland wohl noch in weiter Ferne ist.

Eruption am Fagradalsfjall bleibt stabil

Die Eruption selbst bleibt stabil. Augenzeugen berichten, dass die Lavafontänen bis zu 50 m hoch sind. Vereinzelt kommt es zu stärkeren Auswürfen, bei denen die rotglühendes schmelze bis zu 100 m hoch ausgespien wird. Die meisten Lavaströme sind vergleichsweise kurz, fließen dafür aber auf breiter Front. Ein Strom ist länger und arbeitet sich in Richtung Osten vor. Dort liegt der tiefste Punkt des Meradalir-Tals und der Lavastrom könnte in das benachbarte Tal fließen. Dieses verläuft parallel zum Geldingadalir und ist durch den Höhenzug getrennt, auf dem entlang der Wanderweg B führt. Es wird geunkt, dass der Lavastrom über diesen Weg die Hauptstraße erreichen könnte. Doch dazu müsste schon einiges an Lava den Bach hinunter gehen.

Bodenhebung nahe Grindavik

Bereits am Montag veröffentlichte der Zivilschutz ein INSAR-Bild, auf dem man nicht nur Bodenhebung im Bereich des Fagradalsfjall erkennt, sondern auch an einer stelle östlich von Grindavik. Dort ereignete sich das stärkste Erdbeben der seismischen Krise vor Eruptionsbeginn. Vermutlich wurde die Bodendeformation durch diesen Erdstoß ausgelöst, doch vorsichtshalber installiert man nun weitere Messgeräte, um zu gucken, ob nicht doch Magma unterwegs sein könnten. Eine Eruption am Ortsrand von Grindavik könnte fatale Folgen mit sich ziehen.