Klyuchevskoy: neue Eruptionen

Der Vulkan in Zentralkamtschatka eruptierte in den letzten 24 Stunden 3 Aschewolken, die vom VAAC Tokyo registriert wurden. Vulkanasche stieg dabei bis in einer Höhe von 7 km auf. Wie munter der Vulkan in diesem Jahr war zeigt die Anzahl bisher registrierter Aschewolken: 489.

Colima in Mexico eruptierte gestern 2 Aschewolken die ihren Weg in Newsmeldungen der Nachrichten fanden. Sie waren ein wenig größer als die üblichen Ausbrüche. Heute zeigt sich Colima verhältnismäßig ruhig.

Vom Ätna auf Sizilien werden schwache Asche-Emissionen gemeldet. Diese gehe vom Vent im Sattel zwischen den beiden Gipfeln des Südostkraterkegels aus.

Chile: Erdbeben Mw 7,7

Update: Der Tsunami-Alarm wurde wieder aufgehoben.

Originalmeldung: In Chile ereignete sich heute ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,7. Das Hypozentrum lag in 47 km Tiefe (EMSC) an der Spitze der Halbinsel Chiolé. Bis zur Hafenstadt Puerto Montt sind es ca. 160 km. Es wurde Tsunami-Alarm gegeben und es wurde begonnen Teile der Küste zu evakuieren. Es gab zahlreiche Nachbeben. Die Region ist dünn besiedelt und aufgrund der großen Tiefe rechne ich nicht mit allzu vielen Zerstörungen. Allerdings gibt es in der Gegend zahlreiche aktive Vulkane. Ich bin sehr gespannt, ob einer der Feuerberge in der nächsten Zeit einen größeren Ausbruch produziert.

Frohe Weihnachten

Ich wünsche den Leserinnen und Lesern von vulkane.net ein frohes Weihnachtsfest und einen guten und vor allem friedlichen Rutsch ins Jahr 2017. 

Wir blicken auf ein Jahr mit relativ wenigen spektakulären Vulkanausbrüchen zurück, dafür aber auf zahlreiche Erdbeben mit besonders schlimmen Folgen in Mittelitalien. Politische Unruhen und vor allem der Terrorismus hielten die Welt und zum Jahresende auch Deutschland in Atem. Hoffen wir, dass sich die Zeiten bald wieder ändern mögen.

Ich möchte mich bei Euch für die vielen Tipps und Anregung bedanken, die mich im Laufe des Jahres erreichten. Last, but not least, ein herzliches Dankeschön an alle Leserinnen und Leser für ihr Interesse an vulkane.net.

Alles Gute wünscht Euer,

Marc Szeglat

Campi Flegrei: droht ein Vulkanausbruch?

In den letzten Tagen kursierten in den Onlinemedien Berichte darüber, dass ein Ausbruch der Campi Flegrei schneller eintreten könnte als bisher geglaubt. Grund für diese Annahme sind neue Ergebnisse einer Forschergruppe um den INGV-Wissenschaftler Giovanni Chiodini, die ihre Arbeit in Nature veröffentlichte. Die Forscher arbeiteten mit physikalischen Modellen um die Druckverhältnisse im komplexen System unter einem mafischen (sauren) Calderavulkan zu verstehen.

Typisch für diese großen Vulkansysteme wie dem Yellowstone, oder der Campi Flegrei ist ein hydrothermales System das die Magmakammer überlagert. Die Kernaussage der Arbeit bezieht sich auf folgende Erkenntnis: wenn sich neues Magma in der Magmakammer ansammelt interagiert es mit den Fluiden des hydrothermalen Systems. Es kann zu Wechselwirkungen kommen, die letztendlich zu einer beschleunigten Inflation und Aufheizung des Gesamtsystems führen. Dies geschieht, wenn das Magma einen kritischen Entgasungsdruck erreicht hat und dadurch viel Wasserdampf in das Hydrothermal-System injiziert. Das beschleunigte Aufheizen destabilisiert den Calderavulkan und kann in einem Vulkanausbruch gipfeln, der früher eintritt, als wenn es keine Wechselwirkung zwischen Magma und Fluide des Hydrothermal-Systems geben würde.

Grafiken zur Campi Flegrei. © Giovanni Chiodini

Seit dem Jahr 2005 gibt es in der Campi Flegrei Anzeichen für ein Aufheizen des Vulkansystems: es treten Phasen mit erhöhter Seismik und starker Inflation auf. In der Solfatara verändern sich Zusammensetzung, Konzentration und Temperatur fumarolischer Gase. Im Fokus der Forscher steht das Kohlenmonoxid. Dieses Gas entströmt dem Magma und seine Konzentration lässt Rückschlüsse über die Temperatur des Hydrothermal-Systems zu: seit 2005 stieg sie von 220 Grad auf 310 Grad Celsius. Diese Temperatur lässt vermuten, dass das Magma einen kritischen Entgasungsdruck erreicht hat. In diesem Temperaturbereich halbiert sich die Scherfestigkeit der Tuffe im Untergrund der Caldera. Das bedeutet, dass die Gesteine schneller dem Druck des Magmas nachgeben und brechen können. Die Folge wäre plötzliche Druckentlastung und Magmenaufstieg.

Die Wissenschaftler vergleichen die Campi Flegrei mit anderen Calderavulkanen die im letzten Jahrhundert eruptierten: Rabaul (PNG) und Sierra Negra (Galapagos). Bei beiden Vulkanen wurde vor ihren Eruptionen ebenfalls eine mehrjährige Phase beschleunigter Inflation und Aufheizung beobachtet. Für Rabaul wurde vorausberechnet, dass das Gestein nach 3900 Tagen beschleunigter Aufheizung brechen würde. Tatsächlich eruptierte der Vulkan 3100 Tage nach Beginn der Aufheizungsphase. Für die Campi Flegrei wurde der Wert des Materialversagens auf 5670 Tagen (+- 735) nach Beginn der Beschleunigungsphase berechnet. Das entspricht einer Periode von gut 15,5 Jahren. Von diesen sind bereits 11 Jahre verstrichen.

Die Wissenschaftler selbst sagen allerdings, dass es nach dieser Zeit nicht zwangsläufig zu einem Ausbruch kommen muss. Zu viele andere Faktoren spielen eine Rolle ob- und wann ein Vulkan eruptiert.

Ich persönlich denke, dass solche Forschungsergebnisse zwar wichtig für die Grundlagenforschung sind, bis auf weiteres aber nur verunsichern, anstatt zu helfen. Es gibt keine Erfahrungswerte bei der Vorhersage eines Supervulkanausbruchs, einfach weil der letzte dieser Ausbrüche viele Jahrtausende her ist. Die Campi Flegrei eruptierte zuletzt vor 39.000 Jahren mit einem VEI 7. Niemand kann tatsächlich abschätzen wann der Vulkan das nächste Mal eruptieren wird. Meistens gelingen zuverlässige Prognosen vor einem normalen Vulkanausbruch erst wenige Tage, oder Stunden bevor er statt findet. Meistens hat die Eruption bereits unterirdisch angefangen, wenn Alarm geschlagen wird. Nur, wann schlägt man im Falle der Campi Flegrei Alarm? Erst wenn Tremor einsetzt, oder bereits bei stärkeren Bodendeformationen?  Wann sind die Bodendeformation tatsächlich kritisch? An einem durchschnittlich großen Vulkan wäre eine Aufblähung um 3 m furchterregend. Auf der anderen Seite wurden in anderen Calderavulkanen wie der Laguna del Maule bereits viel stärkere Bodendeformationen nachgewiesen, ohne das es zu einer Supervulkaneruption gekommen wäre! Die Vulkanologen des INGV stehen also vor einem großen Problem und wenn man auf die Stimme der Vernunft hören würde, dürfte die Gegend um die Campi Flegrei nicht bewohnt werden! Treten eindeutige Anzeichen einer beginnenden Eruption ein, bleiben wahrscheinlich nur Tage zur Evakuierung. Die Campi Flegrei kann man sehr wahrscheinlich räumen, aber wie schaut es mit Pozzuoli und Neapel aus? Bei einem VEI 7 Ausbruch drohen Tsunamis die durch pyroklastische Ströme generiert werden könnten. Dann wären auch die Küsten des gesamten westlichen Mittelmeeres gefährdet.

(Quelle: https://www.nature.com/articles/ncomms13712, copyright der Grafiken unter der cc)

Ätna: Asche-Emissionen

Gestern wurden am Ätna auf Sizilien kleine Aschewolken gesichtet, die vom Förderschlot auf dem Sattel zwischen den beiden Südostkratern aufstiegen. Zudem manifestierten sich unter der Südwestflanke des Vulkans mehrere leichte Erdbeben in mehr als 15 km Tiefe. Diese Beben werden meistens von aufsteigendem Magma verursacht. Auf MIROVA wird derzeit ein schwaches thermisches Signal registriert das vom Gipfelbereich ausgeht.

Das Wetter der Ätnaregion war in den letzten Tagen extrem schlecht: Boris Behncke berichtete von so starken Niederschlägen, dass sich Straßen in Flüsse verwandelten. Seit gestern präsentieren sich die Höhenlagen in einem dicken Schneemantel!

Der Dom des Vulkans Sinabung auf Sumatra hat wieder eine kritische Größe erreicht und man rechnet mit neuen pyroklastischen Strömen.

Am Piton de la Fournaise findet wieder leichte Inflation statt. Zudem werden tiefe Erdbeben registriert die von Magmaaufstieg zeugen. Es gibt ebenfalls oberflächennahe Erdbeben. Der Vulkan scheint sich auf eine neue Eruption vorzubereiten.

Bogoslof: explosive Eruption

Der Vulkan auf den Aleuten eruptierte letzte Nacht eine hoch aufsteigende Aschewolke. Das VAAC Tokyo gibt ihre Höhe mit 12 km. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „rot“ gesetzt. Einen Tag zuvor gab es eine kleinere Eruption.

Bogoslof wird als submariner Vulkan geführt, obwohl er bereits eine kleine Insel schuf, die ca. 130 m über den Meer aufragt.

Fuego: erneuter Paroxysmus

Nach gut einem Monat präsentiert der Fuego in Guatemala einen neuen paroxysmalen Vulkanausbruch. Das thermische Signal auf MIROVA ist hoch und auf der Livecam sieht man zwischen den Wolken hindurch kontinuierliche Rotglut. Dem Paroxysmus ging eine mehrtägige Phase mit strombolianischen Eruptionen voran.

Der mexikanische Vulkan Colima zeigte sich gestern von seiner explosiven Seite und erzeugte mehrere moderate Ascheeruptionen. Starker Wind drückte die Vulkanasche auf die Flanke des Vulkans herunter, so dass zunächst ein pyroklastischer Strom vermutet wurde.

In Kamtschatka eruptierte in den vergangenen Tagen der Shiveluch häufig Aschewolken. Diese können Höhen von 10 km erreichen und eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen.

Auf den Aleuten soll der Vulkan Bogoslof ausgebrochen sein: Piloten meldeten Vulkanasche über dem Vulkan. Vermutlich gab es eine kurzlebige Explosion. Der Alarmstatus wurde auf „gelb“ erhöht.

Unter den Salomonen-Inseln bebt die Erde weiterhin. Gestern ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 6,0 in 10 km Tiefe. Es folgten mehrere Nachbeben.

 

Hawaii: Erdbeben M 4,5

50 km vor der Küste von Hawaii bebte die Erde mit einer Magnitude von 4,5. Das Hypozentrum lag in 36 km Tiefe. In den letzten 48 Stunden gab es mehrere leichte Beben am Kilauea.

Seit gestern ereigneten sich zahlreiche Erdbeben mit Magnituden um 6 im Pazifikraum: Papua Neuguinea, Salomonen, Mikronesien, Peru.

Mittelstarke Erschütterungen manifestierten sich auch in Ecuador und im Iran. Seismisch scheint in diesen Tagen besonders viel los zu sein! Und was machen die Vulkane? Die interessanteste Meldung stammt vom Colima: es wurden wieder kleinere Blitze in den Eruptionswolken fotografiert.

Papua Neuguinea: starkes Erdbeben

Die Region um Papua Neuguinea wurde von einem starken Erdbeben Mw 7,9 erschüttert. Da das Hypozentrum in 83 km Tiefe lag ist mit relativ wenigen Folgen an der Oberfläche zu rechnen. Allerdings gab es ein starkes Nachbeben mit Mw 6,0 in nur 10 km Tiefe. Es wurde Tsunami-Alarm gegeben. Die Erschütterungen manifestierten sich in ca. 100 km Entfernung zum Vulkan Rabaul. Mal sehen, ob der Kegel Tavuvur wieder aktiv wird.

Hawaii wurde in den letzten Stunden ebenfalls von mehrere Erdbeben mit Magnituden größer 3 erschüttert. Die Epizentren lagen auf halben Weg zwischen der Kilauea-Caldera und dem Ozean.

Noch ein Vulkan der USA ist unruhig geworden:  unter der Long Valley Caldera finden weiterhin schwache Erdbeben statt.