Ätna erzeugt zweiten Paroxysmus aus der Voragine

Weitere paroxysmale Eruption am Ätna – Asche driftet Richtung Griechenland

Leise, still und heimlich kehrte heute Nacht die Aktivität in Ätnas Voragine zurück. Nach nicht einmal zwei Tagen Pause setzten nachts strombolianische Eruptionen ein, die sich in den frühen Morgenstunden schnell zu einem Paroxysmus steigerten: Der Tremor schoss in die Höhe, und glühende Tephra sowie eine Aschewolke stiegen laut VAAC Toulouse bis auf 10 Kilometer Höhe auf. Der Wind verfrachtet die Asche in einer weit aufgefächerten Wolke nach Osten über das Ionische Meer. Die Prognosen zur Ascheausbreitung sagen, dass die Aschewolke am späten Nachmittag die griechische Halbinsel Peloponnes erreichen soll. Die Vulkanasche bewegt sich auf gleicher Höhe wie viele Verkehrsflugzeuge und könnte wichtige Flugrouten kreuzen, sodass Flugzeuge umgeleitet werden müssen, was zu Verspätungen führen könnte.

Das INGV schrieb in einer Sondermitteilung, die gegen 8 Uhr MESZ veröffentlicht wurde, dass der Tremor sehr hohe Werte erreichte und weiter zunimmt. Seine Quelle liegt auf einem Höhenniveau von 2800 m und östlich des Zentralkraters. Ich vermute, dass sich Magma im Bereich zwischen Zentralkrater und Südostkrater akkumulierte. Vor einer Stunde sah man eine mehrere Hundert Meter hoch aufsteigende Lavafontäne und eine relativ dünne Aschewolke aufsteigen, doch mittlerweile ist diese zu einem schwarzen Monster mutiert, während sich der Anteil glühender Tephra reduziert zu haben scheint. Inzwischen hat der Tremor in seinem Diagramm wieder ein Plateau ausgebildet, so wie es bereits beim letzten Paroxysmus der Fall war. Die Eruptionen der Voragine scheinen etwas anders zu verlaufen als die der Pendanten aus dem Neuen Südostkrater, deren Hochphasen meistens gewaltiger waren, aber dafür nicht so lange anhielten.

Die Vulkanologen beobachteten nachts eine leichte Bodendeformation in Form einer Bodenhebung, die gegen 1 Uhr begann und von der Magmeninflation zeugte. Mit Einsetzen des Hauptausbruches wurde Deflation registriert. Außerdem nehmen die Infraschallsensoren starke Explosionssignale auf. MIROVA detektiert eine starke Thermalstrahlung mit einer Leistung von fast 1400 MW.

Es lässt sich nicht wissenschaftlich prognostizieren, wie viele Paroxysmen noch folgen werden. Oft halten solche paroxysmale Eruptionsphasen am Ätna wochenlang an. Manchmal gibt es aber auch nur einzelne Paroxysmen oder Phasen mit wenigen Eruptionen. Gelegentlich liegen zwischen den einzelnen Paroxysmen wochenlange Pausen, sodass man sie nicht als zusammenhängende Ereignisse sieht. Auf jeden Fall ist dieser Sommer auf Sizilien bereits jetzt besonders heiß.

Übrigens, entgegen meinen vorherigen Spekulationen hat es beim ersten Paroxysmus den neuen Krater in der Voragine nicht komplett zerlegt. Im Gegenteil, er soll inzwischen so hoch sein, dass er den neuen Gipfel des Ätnas markiert. Man wartet aber noch auf eine offizielle Bestätigung nach einer neuen Vermessung.

Ätna: Paroxymus endete in den frühen Morgenstunden

Ätna-Paroxysmus endete in den frühen Morgenstunden – Flughafen wurde gesperrt

Der Paroxysmus, der gestern Abend am Ätna begann, hielt fast die ganze Nacht an und endete in den frühen Morgenstunden. Die Hauptphase der Eruption dauerte für einen Paroxysmus ungewöhnlich lange. Der Paroxysmus entwickelte sich aus der sich langsam steigernden strombolianischen Aktivität, die Mitte Juni im Voragine-Krater begonnen hatte und zuletzt auch einen Lavastrom hervorbrachte, der in den Nachbarkrater Bocca Nuova floss. Während des Paroxysmus wurde eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne gefördert. Laut VAAC Toulouse stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 Metern, was nur etwas mehr als 1200 Meter über Kraterhöhe entspricht. Meiner Meinung nach müsste die Asche deutlich höher aufgestiegen sein. Die Asche verbreitete sich über ein großes Areal und sorgte für Ascheregen in bewohnten Gebieten. Auch der Flughafen von Catania stellte seinen Betrieb zeitweise ein. Interessanterweise kam es bereits in den Morgenstunden zur Schließung des Flughafens, als die Eruption noch langsam anfing sich aufzubauen. Offenbar wehte der Wind die Asche in Richtung Catania. Am Nachmittag, als die Eruption stärker wurde, drehte der Wind und der Flughafen nahm seinen Betrieb langsam wieder auf. Dennoch mussten sich viele Fluggäste auf lange Verspätungen einstellen.

Am Morgen fiel der Tremor dann fast so schnell ab, wie er zuvor angestiegen war. Im Tagesverlauf nahm er noch weiter ab und bewegt sich nun in der unteren Hälfte des gelben Bereichs und hat wieder das Niveau erreicht, das für den Ätna typisch ist. Auf den Livecams ist keine Aktivität mehr auszumachen. Es wird spekuliert, dass der neue Schlackenkegel, der während der strombolianischen Eruptionsphase im Krater gewachsen ist, vom Paroxysmus ausgeblasen wurde.




Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie es am Ätna weitergeht. Oft kommen Paroxysmen in Serie, und es ist gut möglich, dass wir in einigen Tagen den nächsten Ausbruch sehen werden. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Aktivität auf den Neuen Südostkrater überspringt, so wie es in den letzten Jahren öfter vorkam. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Daten, die eine längerfristige Prognose ermöglichen.

Stromboli: Alarmstufe Rot gilt weiterhin

Nach den Abgängen der pyroklastischen Ströme gilt weiterhin Alarmstufe Rot – Katastrophenschutz warnt vor Seismizität

Der liparische Inselvulkan Stromboli erzeugte gestern eine Serie pyroklastischer Ströme, von denen wenigstens einer mehrere Hundert Meter weit aufs Meer hinauslief und dort eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellte. Seit einigen Jahren gibt es aus diesem Grund im Meer vor der Sciara del Fuoco, über die die pyroklastischen Ströme normalerweise abgehen, einen Sperrbereich, der mit Bojen markiert ist. Bilder zeigen nun, dass sich einige Boote dennoch in Küstennähe aufhielten und fast vom pyroklastischen Strom erwischt worden wären. Dennoch hatte man Glück, und es liegen keine Berichte über Personenschäden vor.

Die Vulkanasche, die von den pyroklastischen Strömen aufstieg, erreichte eine Höhe von 2000 Metern und wehte in Richtung Süden. Auf der Sciara del Fuoco war ein Lavastrom unterwegs. Leider sind die meisten Livecams offline, sodass es keine Möglichkeit gibt, aus der Ferne visuelle Beobachtungen vorzunehmen. Vermutlich löste der Lavastrom einen weiteren Kollaps im Kraterbereich aus, und es kam zur Fragmentation heißer Lavablöcke, aus denen die Dichteströme hervorgingen. Auf einer Thermalcam an der Küste, die noch funktioniert, sieht man eine thermische Signatur, die darauf hindeutet, dass der Lavastrom aktiv ist und inzwischen die Küste erreicht hat.

Gestern Abend um 20 Uhr, als die Hauptphase der Eruption vorbei war, wurde vom Zivilschutz und der Kommunalverwaltung die rote Alarmstufe über Stromboli verhängt. In den Medien heißt es nur, dass Maßnahmen zum Schutz aller Anwesenden auf der Insel erlassen wurden und man mit diesen in Kontakt steht. Man befinde sich in der Einsatzphase „Frühwarnung“ und stärke die Überwachung des Vulkans. Was das nun konkret für die Zugangsbeschränkungen am Vulkan bedeutet, wurde nicht kommuniziert. Man kann aber davon ausgehen, dass auch der Zugang zu den Beobachtungspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern verboten ist. Für alle Stromboliurlauber ist das bestimmt eine herbe Enttäuschung.

Was mich in diesem Zusammenhang persönlich enttäuscht, ist, dass es immer noch keine zentrale Informationsstelle bzw. Website gibt, auf der sich potenzielle Stromboliurlauber und Vulkanspotter über die Zugangsmöglichkeiten und Beschränkungen informieren können. Selbst wenn man vor Ort ist, heißt es immer nur: „Da musst du heute Nachmittag zu einem der Vulkanführer gehen, der weiß vielleicht Bescheid.“ Ich vermute mal, diese Salamitaktik ist gewollt, und man hofft, dass die Touristen trotzdem (wieder) kommen. Eine Zumutung im Zeitalter der Smartphone-Apps!

Medienberichten zufolge warnen die Behörden inzwischen auch vor Erdbebentätigkeit auf Stromboli. Was mich ebenso wie die mangelnde Kommunikation in Bezug auf den Tourismus wundert, ist der Umstand, dass man von Seiten der Wissenschaftler keine Prognosen bekommt und immer nur im Nachhinein die Warnstufe erhöht wird, wenn bereits etwas passiert ist. Dabei gab und gibt es ja Warnzeichen, die schon Monate im Voraus zu erkennen sind. Hier könnte nach dem fatalen Urteil zu den Erdbeben in Norditalien, bei denen Forscher wegen fehlerhafter Prognosen verurteilt wurden, den Wissenschaftlern der Wind aus den Segeln genommen worden sein.

Übrigens werden Erdbeben auf Stromboli nicht die größte denkbare Gefahr darstellen. Vielmehr gelten sie als Indikatoren vor einer weiteren Aktivitätssteigerung des Vulkans. Sollte es doch einmal zu einem stärkeren Erdbeben kommen, drohen hier insbesondere große Hangrutschungen, die Tsunamis auslösen können. Natürlich können diese auch ohne größere Erdbeben entstehen, etwa durch einen größeren Vulkanausbruch. Andersherum könnten große Hangrutschungen auch Eruptionen triggern. Es gibt ein Tsunami-Frühwarnsystem, doch auf Stromboli selbst bleiben bestenfalls Minuten, um Küstenbereiche im Falle eines Tsunamis zu verlassen.

Stromboli: Lava- und Dichtestrom am 03. Juli

Lavastrom erzeugte partiellen Kollaps einer Schlotwand auf Stromboli – Pyroklastischer Dichtestrom entstand

Der Liparischen Inselvulkan durchlebt unruhige Zeiten, und das zu Beginn der Reisesaison: Gestern Abend kam es zu einem neuen Lavaüberlauf aus einem der nördlichen Schlote und Lava begann über den oberen Bereich der Sciara del Fuoco zu fließen. Doch das Spektakuläre an der Aktivität war nicht der Lavastrom selbst, sondern der pyroklastische Dichtestrom, der im Vorfeld der Lavastromtätigkeit ausgelöst wurde. Als sich die Lava anfing, einen Weg zu bahnen, löste sie ein größeres Lavapaket aus der Kraterwand, das über die Sciara del Fuoco zu Tale raste, fragmentierte und einen pyroklastischen Dichtestrom generierte, der bis zur Küste floss. Die dabei entstehende Aschewolke stieg über den Gipfel des Vulkans auf und wurde vom Wind gen Süden verdriftet. Von Stromboli Ort aus sah es so aus, als hätte es eine größere Ascheexplosion gegeben.

Das Ereignis begann gegen 16:54 Uhr UTC (Lokalzeit + 2 Stunden) und wurde von einem Tremorpeak bis weit in den roten Bereich begleitet. Der Tremor begann erst wenige Minuten vor dem partiellen Kollaps zu steigen, begleitet von einer Zunahme des Lavaspatterings. Bereits 10 Minuten nach der Initialphase der Eruption begann der Tremor wieder zu sinken und bewegte sich dann im orangenen Bereich. Heute Nacht muss es zu einem weiteren Ereignis gekommen sein, denn der Tremorgraph zeigt einen zweiten Peak, der ebenfalls bis in den roten Bereich hineinragte, aber nicht ganz das Niveau des Ersten erreichte.

Erdbeben auf Stromboli als Frühindikator der Aktivitätssteigerung

Obwohl die direkte Vorwarnzeit vor dem Ereignis kurz war und im Notfall kaum gereicht hätte, etwaige Besucher des Gipfelbereichs zu evakuieren, kam das Ereignis nicht völlig überraschend, denn, wie bereits öfter geschrieben, steigerte sich die Aktivität in den letzten Wochen allmählich und die Wahrscheinlichkeit für einen Kollaps nebst pyroklastischen Dichtestrom nahm zu. Zu den Zeichen gehörten immer wieder auftretendes Lavaspattering, kleinere Lavaüberläufe und eine ungewöhnliche Häufung einzelner Erdbeben unter dem Vulkan. So gab es auch am 2. Juni ein Erdbeben Mb 1,6 in 1800 m Tiefe unter dem Gipfelbereich. Anders als bei den meisten anderen Vulkanen, stellen am Stromboli bereits einzelne Erschütterungen ein Warnsignal dar. Schwarmbeben sind hier äußerst selten und, wenn welche auftreten sollten, sind sie sehr ernst zu nehmen.

Ätna: Aktivität der Voragine hält am 3. Juli an

Die Intrakratertätigkeit der Voragine am Ätna geht weiter – Erste Lavaproben analysiert

Der Vulkanausbruch, der am 13. Juni im Krater Voragine begann, hält an und hat sich weiter intensiviert. Aus dem anfänglichen Schlot ist ein richtiger Kraterkegel entstanden, aus dem zwei Schlote strombolianische Explosionen erzeugen. Glühende Tephra steigt bis zu hundert Meter hoch auf. Aus der Basis des neuen Kegels quillt ein Lavastrom, der in den Pitkrater der benachbarten Bocca Nuova stürzt. Der neue Kraterkegel war Ende Juni bereits gut 20 m hoch.

Die Vulkanologen vom INGV sammelten Lavaproben und veröffentlichten das Ergebnis in ihrem gestern erschienenen Bulletin für den Monat Juni. Die Analysen ergaben, dass die aktuell geförderte Lava weitaus reifer ist als bei den letzten Paroxysmen im Dezember 2023. Das zugrunde liegende Magma differenzierte sich über längere Zeiträume hinweg im Speichersystem des Ätna und veränderte sich chemisch und kristallografisch. Im Gegensatz dazu stieg das Magma, dessen Lava bei den Paroxysmen austrat, schnell auf, ohne länger im Vulkan zwischengespeichert zu werden. Man spricht hier von einem primitiven Magma. Das aktuelle Magma soll das am weitesten entwickelte sein, das am Ätna in diesem Jahrtausend gefördert wurde. Aus diesem Umstand schließen die Vulkanologen, dass in den letzten Monaten praktisch kein neues Magma aus größerer Tiefe mehr in das flacher liegende Speichersystem des Ätna strömte. Ein Umstand, der auch durch die Analyse der Tremorquellen gestützt wird. Bereits im letzten Monat wies ich darauf hin, dass sich seit einigen Wochen entsprechende Muster änderten und auch die Seismizität des Vulkans auf Hintergrundniveau abgesunken sei. Die INGV-Forscher sahen seit der Monatsmitte einen Anstieg der Seismizität und attestierten ihr zum Monatsende hin hohe Werte. Weitere Lavaproben werden untersucht, um die Entwicklung der Schmelze im Auge zu behalten. Von anderen Vulkanen wissen wir, dass alte Restschmelze aus einem Speichersystem oft eruptiert wird, wenn neues Magma von unten seinen Aufstieg begonnen hat und eine neue Eruptionsphase bevorsteht. Dass im tieferen Untergrund des Ätna eine größere Magmenmenge auf ihren Aufstieg wartet, zeigen emittierte Helium-Isotope und eine hohe Kohlendioxid-Konzentration in den ausgestoßenen Vulkangasen.

Ätna mit Lavafall im Krater

Fantastisches Naturschauspiel am Ätna: Intrakrater-Lavastrom der Voragine generiert Lavafall in die Bocca Nuova

Am Ätna auf Sizilien lässt sich seit dem Wochenende ein seltenes Naturspektakel beobachten, wenigstens, wenn man bereit ist, den anstrengenden Aufstieg bis in den Gipfelbereich des Vulkans auf sich zu nehmen. Aus einem neuen Schlot an der Basis des Kegels, der sich Mitte Juni am Rand des Kraters Voragine gebildet hat, fließt ein Lavastrom in Richtung der tiefer gelegenen Bocca Nuova und verschwindet dort im Pit. Die Aktivität gleicht somit jener, die wir in der letzten Aktivitätsphase dieses Kraters im Jahr 2019/20 gesehen haben. Auch der Tremor gleicht sich den Daten von damals an, denn er schwingt nun im unteren roten Bereich. Auf einem aktuellen Satellitenfoto ist die Aktivität anhand ihrer Thermalsignatur im Infrarotbereich sichtbar.

Natürlich gibt es auch zahlreiche Aufnahmen, die aus nächster Nähe von dem Spektakel geschossen wurden und werden. Viele Bilder und Videos werden in unserer FB-Gruppe geteilt. Leider immer öfter als Reels, die man auf anderen Websites nicht einbinden kann.

Die Erdbebenaktivität hat in den letzten Tagen wieder etwas nachgelassen, allerdings gab es gestern dann wieder ein paar Erschütterungen im Norden des Vulkans. Die Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 1,5. Das Hypozentrum wird mit einer Tiefe von -0,33 km angegeben, was bedeutet, dass sich der Erdbebenherd bereits im Vulkan oberhalb des Meeresspiegels befand. Ein weiterer schwacher Erdstoß manifestierte sich sogar -1,59 km Tiefe und lag somit nahe der Oberfläche. In der Region verläuft die bekannte Pernicana-Störungszone, so dass es sich wahrscheinlich um tektonische Erdbeben gehandelt hat, wobei die Möglichkeit besteht, dass die Störungszone auf geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund von Magmenaufstieg mit Erdbeben reagiert hat.

Erdbeben an der Pernicana-Störungszone ereigneten sich früher oft vor großen Flankeneruptionen. Allerdings waren sie kurz vor einer Eruption deutlich stärker als sie es bis jetzt sind. Dennoch, es kann nicht Schaden, ein Auge auf Mama Etna gerichtet zu halten.

Schweiz: Erneut schwere Unwetter mit Erdrutschen

Schwere Unwetter im Alpenraum verursachen Überflutungen und Erdrutsche – Vier Todesopfer in der Schweiz

Am Wochenende gab es erneut schwere Unwetter im Alpenraum, von denen die Schweiz und die französischen Alpen besonders hart getroffen wurden. Die Unwetter hatten Starkregen, Gewitter und Hagel im Gepäck und die Wassermassen verursachten Erdrutsche, Muren und Gerölllawinen. Starke Winde deckten Dächer ab und entwurzelten Bäume. In Nordfrankreich wurden drei Menschen getötet, als ihr Auto von einem Baum getroffen wurde. In der Schweiz gab es vier Todesopfer und zwei Vermisste.

 

Schwere Verwüstungen im Tessin

Drei der Menschen starben im Kanton Tessin infolge eines Erdrutsches, der im Maggiatal abging. Eine Person wird noch unter den Gesteinsmassen vermutet und gilt als vermisst. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch dieser Bürger tot ist, ist relativ groß.

Im Maggiatal wurden mehrere kleine Orte wegen Hochwasser evakuiert. Dort waren Bäche und Flüsse über die Ufer getreten. Die Visletto-Brücke in Cevio konnte dem Wasserdruck nicht standhalten und stürzte teilweise ein. Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Die Stromversorgung fiel aus und teilweise kam auch die Versorgung mit Trinkwasser zum erliegen.

Aus einem Ferienlager in Mogno mussten 70 Personen in Sicherheit gebracht werden. Zusätzlich prüfte der Katastrophenschutz die Evakuierung von zusätzlichen 300 Personen, die für eine Sportveranstaltung zusammengekommen waren.

Hochwasser im Kanton Wallis

Im Kanton Wallis starb ein Mann, der tot in einem Hotel aufgefunden worden war, nachdem Wassermassen in das Gebäude eingedrungen waren. Vermutlich wurde er vom Wasser überrascht und ertrank. Im Binntal gilt eine weitere Person als vermisst.

Die Rhône und viele ihrer Zuflüsse traten nach Starkregen über die Ufer. Zusätzlich verstärkt die immer noch anhaltende Schneeschmelze die Überflutungen. In Zermatt gab es ebenfalls erneutes Hochwasser.

Vielerorts kam es zu massiven Verkehrsbeeinträchtigungen. So musste der Simplon-Pass gesperrt werden. Auch der Zugverkehr wurde beeinträchtigt.

Cascata di Noasca in Italien erzeugt spektakuläre Wasserfontänen

Auch Norditalien blieb von den Unwettern nicht verschont. Besonders hart traf es den Ort Noasca, wo Touristen in Sicherheit gebracht werden mussten. Ein sonst kleiner Wasserfall führte so viel Wasser, dass gewaltige Wassermassen aus dem Berg hervorschossen und den Bach am Fuße des Wasserfalls in einen reißenden Strom verwandelten. Normalerweise ist die Cascata di Noasca ein beliebtes und beschauliches Touristenziel.

Ätna: Hohe Thermalstrahlung infolge Lavastroms

Strombolianische Eruptionen am Ätna halten an – Lavastrom fließt im Zentralkrater und emittiert hohe Wärmestrahlung

Die strombolianische Aktivität aus den neuen Förderschloten im Hang der Voragine geht nicht nur weiter, sondern hat sich in den letzten Tagen deutlich intensiviert. Diese Aktivität erklärt jedoch nicht die hohe Wärmestrahlung, die heute Nacht von Satelliten detektiert wurde: MIROVA zeigt eine Leistung von 173 MW an. Außerdem nahm die Tremoramplitude weiter zu und erreichte den Grenzbereich zwischen Gelb und Rot. Es liegt nahe, dass im Krater mehr Aktivität abläuft, als man von außen sehen kann, wobei die Strombolianer mittlerweile so hoch auswerfen, dass die glühende Lava weithin sichtbar ist, was im Allgemeinen bei vergleichbaren Eruptionen am Ätna nicht so häufig vorkommt, da die Strombolianer, die von Schloten am Kraterboden aufsteigen, selten über den Rand des Kraters auswerfen.

Bereits auf einem drei Tage alten Sentinel-Foto sind zwei Hotspots in der Voragine zu erkennen, die zeigten, dass nicht nur der neue Schlot aktiv ist, sondern auch im Hauptschlot am Kraterboden Lava stand.

Licht ins Dunkel der hohen Thermalstrahlung bringt ein Update der INGV-Vulkanologen, die schreiben, dass es zur Bildung eines Lavastroms gekommen ist, der im Krater unterwegs ist. Er fließt von der Voragine in Richtung Bocca Nuova und dort in den tiefen Pitkrater. Insofern ähneln die aktuellen Vorgänge der Eruption von 2019/20. Sie hielt mehrere Monate an und füllte die Krater der Bocca Nuova zum größten Teil auf. Vergleicht man die Tremoramplitude von damals mit der heutigen, sieht man, dass diese konstant im unteren roten Bereich verlief. Aktuell ist also noch Platz nach oben und die Stärke der Eruption könnte sich weiter steigern.

Im Unterschied zu heute war die Seismizität im Vorfeld der Eruption von 2019 deutlich höher als es jetzt der Fall ist. Der Ausbruch begann ohne erkennbare Vorzeichen, es sei denn, man betrachtet eben genau die geringe Seismizität als solche. In den letzten Wochen war die Tätigkeit des Ätnas so gering, dass das INGV seine wöchentlichen Berichte einstellte und nur noch einmal im Monat ein Bulletin veröffentlichte. Sehr wahrscheinlich wird sich das jetzt wieder ändern.

Stromboli: Erhöhung der Alarmstufe nach Aktivitätssteigerung

 

Stromboli bleibt unruhig – Zivilschutz erhöhte die Alarmstufe auf „Orange“

Der Stromboli nördlich von Sizilien zeigt eine anhaltende, erhöhte Aktivität, die von sporadischen Lavaüberläufen, Lavaspattering und häufigen strombolianischen Explosionen gekennzeichnet ist. Alleine aus dem nordöstlichen Kratersektor registrierte das LGS 408 thermische Durchgänge sowie starke explosionsartige Entgasungen. Einige der explosiven Eruptionen erzeugten einen hohen akustischen Druck von mehr als 2 Bar.

Wie INGV und LGS berichten, ist die Tremoramplitude auffällig und nimmt hohe bis sehr hohe Werte an. Die Anzahl der VLP-Erdbeben liegt ebenfalls über dem Durchschnitt. Darüber hinaus gab es in den vergangenen Wochen am Stromboli mehrere schwache Erdbeben. Zuletzt wurden am 21. Juni zwei Erschütterungen M 1,5 und M 1,1 detektiert. Sie manifestierten sich (wie berichtet) unter dem Gipfelbereich. Erdbeben auf Stromboli sind ein ziemlich sicherer Indikator dafür, dass es eine Aktivitätssteigerung gibt. Wenn Lavaspattering einsetzt ist besondere Vorsicht geboten.

Aufgrund der Aktivitätssteigerung trafen sich Vertreter vom INGV, des Katastrophenschutzes und der Kommunalverwaltung zu einer Sitzung, in der beschlossen wurde, den Alarmstatus des Vulkans von „Gelb“ auf „Orange“ zu erhöhen.

Was diese Erhöhung der Alarmstufe für Konsequenzen mit sich bringen wird, soll in den nächsten Tagen beraten werden. Das Ministerium für Katastrophenschutz hat die Angelegenheit den Regionalvertretern zugewiesen, die nun Notfallszenarien durchspielen sollen, um entsprechende Maßnahmen zum Schutz von Bevölkerung und Touristen umzusetzen. Dabei steht man im engen kontakt zum Bürgermeister der Kommune Lipari, der ebenfalls an der Krisensitzung teilnahm.

Wie die Maßnahmen auf Stromboli aussehen könnten, sahen wir bereits vergangenes Jahr, als es noch striktere Zugangsregeln zum Vulkan gab als es ohnehin der Fall ist, wobei es unterschiedliche Interpretationen der Restriktionen gab. Damals durfte man laut Schildern nur bis auf Quota 290, während der Aussichtspunkt auf 400 Höhenmetern Tabu war. Einige Besucher der Insel mussten aber die bittere Erfahrung machen, dass Polizisten sie beim Aussichtspunkt auf 290 m antrafen und bereits ein Bußgeld von 500 € pro Person bezahlen sollten.

Davon abgesehen ist natürlich den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Nur diese müssten dann auch klar formuliert sein.

Der Katastrophenschutz weist darauf hin, dass sich Stromboli in einer Phase des Ungleichgewichts befindet. Tatsächlich kann es in diesen Phasen zu Paroxysmen kommen, die starke Explosionen und pyroklastische Ströme generieren. Während die pyroklastischen Ströme bis jetzt immer über die Sciara del Fuoco abgingen, könnten im Extremfall größere Tephrablöcke und Bomben bewohntes Gebiet erreichen. Es gibt Berichte von Lavabomben-Einschlägen früherer paroxysmaler Eruptionen im Bereich der Aufstiegsrouten! Dort oder auf den Aussichtsterrassen ist man in solchen Situationen definitiv nicht sicher.

Dass die Alarmstufe ausgerechnet zu Beginn der Urlaubzeit verhängt werden musste, ist für den arg gebeutelten Vulkantourismus auf Stromboli natürlich eine bittere Pille.