Campi Flegrei: Folgen des Erdbebens vom 13.03.25

Zahlreiche Gebäudeschäden und verängstigte Anwohner in den Campi Flegrei- Nationale Mobilisierung des Zivilschutzes beschlossen

Gebäudeschäden, eine verletzte Frau, eingeschlossene Hausbewohner, beschädigte Autos und Schulschließungen sind die sicht- und spürbaren Auswirkungen des Erdbebens der Magnitude 4,4, das in der Nacht zum Donnerstag Pozzuoli erschütterte. Der Ort, der mitten in der Caldera des Vulkans Campi Flegrei liegt, findet seit Monaten nicht mehr zur Ruhe, denn immer häufiger treten immer stärkere Erdbeben auf, die im Zusammenhang mit einer magmatisch bedingten Bodenhebung ausgelöst werden.

Das Beben gestern war zusammen mit einem gleichstarken Erdstoß im Mai 2024 das stärkste Beben in den Campi Flegrei, das in den letzten Jahrzehnten registriert wurde. Selbst in der Hebungsphase 1982–1984 gab es nicht so starke Beben. Das stärkste Beben damals ereignete sich am 4. Oktober 1983 und hatte eine Magnitude von 4,2. In dieser kurzweiligen Hebungsphase hob sich der Boden um 179 cm, was eine deutlich schnellere Bodenhebung bedingte, als es in der aktuellen Hebungsphase der Fall ist, die nun schon seit 20 Jahren anhält. In diesem Zeitraum hob sich der Boden um 142 cm. Auffällig ist, dass alle vorangegangenen Hebungsphasen der Neuzeit (1950-1952, 1969-1972, 1982-1984) nur 2 bis 3 Jahre dauerten. Zuvor war der Vulkan gut 500 Jahre ruhig.

Die Prognosen für Pozzuoli sind nicht gut und selbst den optimistischen Forschern fallen immer weniger Gründe ein, warum es nicht zu einer Eskalation der Lage kommen könnte. Man hofft zwar darauf, dass die Bodenhebungsphase bald einfach enden könnte, doch Anzeichen hierfür gibt es nicht. Im Gegenteil, immer mehr Geowissenschaftler denken, dass sich die Seismizität weiter steigern wird und nicht nur die Anzahl der Beben zunehmen wird, sondern auch deren Stärke. Obgleich die Magnituden bis jetzt nur im mittleren Bereich liegen und man bei einem Erdbeben der Magnitude 4,4 nur marginale Schäden erwarten würde, fielen die tatsächlichen Schäden gestern größer aus. Das lag zum einen an der geringen Tiefe des Erdbebenherds und an der Beckenstruktur der Calder, die seismische Wellen reflektiert und verstärkt. Ein weiterer Grund ist der, dass die Infrastruktur durch die zahlreichen Erdbeben der letzten Jahre zunehmend weichgerüttelt und geschwächt wird. So kam es nicht nur zu Rissen in Hauswänden, sondern es stürzten Innendecken ein und Putz, Ziegel und Dachpfannen krachten auf Straßen und Autos. Möbel stürzten um und alles, was nicht niet- und nagelfest war, fiel aus Regalen und Schränken. Eine der eingestürzten Innendecken verletzte eine Frau. Sie wurde eingeschlossen und musste von der Feuerwehr geborgen werden. Aus ihrer misslichen Lage befreit werden mussten auch mehrere Hausbewohner anderer Gebäude, deren Türen von umgestürzten Gegenständen blockiert worden waren.

Die in Panik geratenen Menschen stürmten eine leerstehende Natobasis, in der Hoffnung, sich dort auf sicherem Terrain zu befinden. Auf den Straßen kam es zum Verkehrskollaps, nicht nur in der Nacht, als die Menschen aus ihren Häusern flüchteten, sondern auch am Morgen, als sie in diese zurückkehrten.

In den am meisten betroffenen Bezirken wurden bis Sonntag dauernde Schulschließungen angeordnet. Sie werden erst nach einer Inspektion der Bausubstanz wieder geöffnet. Die Behörden haben Sonderrufnummern freigeschaltet, bei denen Hausbesitzer, die Schäden an ihren Häusern feststellten, eine Inspektion durch Fachleute beantragen können. In den sozialen Medien gibt es mehrere Posts von erbosten Bürgern, die unter diesen Nummern nicht durchkommen, da sie offenbar überlastet sind.

Die Regierung beschloss gestern, die nationale Mobilisierung des Zivilschutzes auszurufen, damit schneller Hilfsmittel für die Bürger von Pozzuoli bereitgestellt werden können. Außerdem wurden Auffangzentren eingerichtet. Eines befindet sich auf dem Gelände der gestürmten Natobasis.

Campi Flegrei: Erdbeben M 4,4 verursachte Schäden


Datum 13.03.2025 | Zeit: 00:25:02 UTC | Koordinaten: 40.8175 ; 14.1490 | Tiefe: 2,5 km | Md 4,4

Mittelstarkes Erdbeben in geringer Tiefe erschütterte Campi Flegrei – Schäden in Pozzuoli

Der süditalienische Calderavulkan bleibt unruhig und erzeugt eine rasant steigende Bodenhebung, die Erdbeben auslöst. Heute Nacht ereignete sich um 00:25 UTC (Lokalzeit 01:25 Uhr) eines der stärksten Beben, die sich in der aktuellen Hebungsphase ereigneten. Es hatte eine Magnitude von 4,4 und ein flach liegendes Hypozentrum in 2,5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag kurz vor der Küste nahe der Straße Via Napoli im Osten Pozzuolis und ein paar Hundert Meter südöstlich des Solfatara-Kraters.

Das Beben war Teil eines stärkeren Erdbebenschwarms und konnte über Pozzuoli hinaus gespürt werden. Wahrnehmungsmeldungen liegen auch aus Neapel vor. Obwohl es sich um ein mittelstarkes Beben im unteren Intensitätsspektrum handelte, verursachte es Gebäudeschäden, vor allem im Stadtteil Bagnoli. Die Inspektionen laufen noch, doch nach dem, was ich an Bildern gesehen habe, dürften es sich um die stärksten Schäden handeln, die hier von einem Erdbeben in den letzten Jahren verursacht wurden. In einem Haus kamen Deckenteile herunter und ein Dachstuhl stürzte ein. Dabei wurde ein Mann eingeschlossen, der von der herbeigeeilten Feuerwehr geborgen werden musste und wahrscheinlich Verletzungen erlitt. Außerdem stürzten Fassadenteile und Dachpfannen auf Straßen und demolierten Fahrzeuge.

Zum Teil gerieten die Anwohner in Panik und versammelten sich auf Plätzen. Eine Gruppe aufgebrachter Bürger stürmte auch einen leerstehenden Militärstützpunkt. Offenbar vermutete man hier besseren Schutz.

Die Zivilschutzbehörde reagierte schnell und aktivierte das kommunale Operationszentrum. Es wurden einige Notfallzentren geöffnet und man errichtete auf den Sammelplätzen Pavillons. Von den Sammelplätzen aus soll im Notfall evakuiert werden. Doch dazu kam es bis jetzt nicht.

Der Alarmstatus bleibt erst einmal auf Gelb, obwohl einige Bürger mittlerweile eine Erhöhung der Alarmstufe fordern. Sie argumentieren, dass der gelbe Alarmstatus bereits 2023 ausgerufen wurde und sich die Situation seitdem deutlich verschärft hätte. Bei Alarmstufe Orange müssten erste Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet werden. Offenbar wollen einige Bewohner die Gegend verlassen, schaffen es aber nicht mit eigenen finanziellen Mitteln und hoffen daher, dass der Staat ihnen abseits des Calderavulkans neue Unterkünfte zur Verfügung stellt.

Schlechte Langfristprognose für Pozzuoli und den Campi Flegrei

Wie so oft ist Katastrophenschutz ein Politikum und man hofft auf das Beste, ohne sich auf das Schlimmste ernsthaft vorzubereiten. Oft geht diese Taktik gut, aber natürlich nicht immer. Meiner Meinung nach wird man langfristig betrachtet nicht darum herumkommen Pozzuoli aufzugeben, denn selbst wenn in dieser Phase des Bradyseismos nichts weiter geschieht, werden mit großer Wahrscheinlichkeit über die Jahrzehnte hinweg weitere Phasen folgen, die die Bausubstanz zerfallen lassen.

Campi Flegrei: Signifikante Beschleunigung der Bodenhebung

Im Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Boden in den Campi Flegrei hebt sich deutlich schneller – zahlreiche Erdbeben detektiert

Zuerst die gute Nachricht: Nein, es gibt keine – zumindest nicht in Bezug auf den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Die Erdbebenaktivität bleibt deutlich höher als normal, und die Schwarmbeben klingen nicht wirklich ab. Bis heute Morgen um 8:00 Uhr wurden bereits wieder mehr als 20 Beben registriert, gestern waren es über 50 Erschütterungen. Die meisten Beben ereigneten sich im Bereich des Solfatara-Kraters. Es gab aber auch Erdbeben entlang der Störungszone, die in NW-SE-Richtung streicht und im Golf von Pozzuoli liegt. Diese Störung mündet in der Region des Monte Nuovo, jenem Kraterkegel, der bei der jüngsten Eruption der Campi Flegrei entstand. Auch dort bebte es in den letzten Tagen vermehrt.

Gestern wurde der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 03.–09. März veröffentlicht. Die Forscher des INGV detektierten in dieser Zeit 89 Erdbeben, das stärkste mit einer Magnitude von 3,2. Sie bestätigten nun auch eine deutlich höhere Bodenhebung, als sie bisher bekannt geben wollten – obwohl ich bereits in den letzten Wochen mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass die Rohdaten eine stärkere Beschleunigung der Hebegeschwindigkeit andeuteten, als offiziell kommuniziert wurde.

Und das ist die eigentlich schlechte Nachricht: Die Hebungsrate liegt nun bei 30 mm pro Monat, was wohl den Spitzenwert der aktuellen Hebungsphase darstellt. Sie begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich in mehreren Phasen. Insgesamt hob sich der Boden seitdem um gut 142 cm. Wenn man etwas Positives finden will, dann vielleicht das: Während der Hebungsphase Anfang der 1980er Jahre hob sich der Boden zeitweise noch schneller. Innerhalb von zwei Jahren kamen damals 180 cm Bodenhebung zusammen. Anschließend senkte sich der Boden um ca. 90 cm ab, bis die aktuelle Hebungsphase begann – eine der längsten in der jüngeren Vergangenheit. Netto blieben also 90 cm übrig. Rechnet man die aktuelle Hebung von 142 cm dazu, hob sich der Boden seit 1980 insgesamt um ca. 230 cm.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die 90 Netto-Zentimeter der Hebungsphase aus den 1980er Jahren direkt auf eine Magmenintrusion zurückzuführen sind, während die restliche Hebung durch volatile Fluide verursacht wurde, die sich zunächst im Hydrothermalsystem ansammelten und sich dann während der Senkungsphase verflüchtigten.

Tatsächlich dauern die Aufladungsphasen von Aschestrom-Calderen sehr lange. Leider wissen wir vergleichsweise wenig über diese Vulkane, da es seit Beginn der modernen Vulkanbeobachtung keinen entsprechend starken Ausbruch gegeben hat. Eine gute Chance, mehr über große Calderavulkane zu erfahren, wurde jedoch vor zwei Jahren verpasst, als der Hunga-Tonga-Ha’apai ausbrach. Das Vulkaneiland lag zu abgelegen, um systematisch beobachtet zu werden. Zudem lag der Großteil des Vulkans bereits vor der Explosion unter Wasser, was die Beobachtung weiter erschwerte.

Magma der Campi Flegrei besonders explosiv

Die Magmenentstehung an Aschestrom-Calderen unterliegt anderen Prozessen als bei calderabildenden Vulkanen auf Hawaii oder Island. Während dort Magmen direkt aus dem Erdmantel aufsteigen und vergleichsweise dünnflüssig sind, entstehen Magmen explosiver Aschestrom-Calderen in erster Linie durch partielles Schmelzen von Krustengestein und anschließende fraktionierte Differentiation. Bei diesen Prozessen verändert sich das einmal entstandene Magma chemisch weiter: Einerseits wird Energie freigesetzt, die das Magma lange geschmolzen hält. Andererseits ändert sich der Chemismus, sodass Kristalle und Gas in der Schmelze entstehen – eine zunehmend explosivere Mischung.

Die langfristige Prognose für die Campi Flegrei ist nicht gut. Es mag noch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern, bis es zu einem großen Ausbruch kommt – aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird er irgendwann eintreten. Und wenn es so weit ist, sollte sich dort kein Mensch mehr aufhalten.

Campi Flegrei: Erdbeben M 3,2 in der Nacht

Datum 06.03.2025 | Zeit: 23:38:43 UTC | Koordinaten: 40.8238 ;  14.1350 | Tiefe: 7 km | Mb 3,2

Spürbares Erdbeben erschütterte Campi Flegrei am Abend – Neue Unterwasserdrohne soll Meeresboden überwachen

Der Untergrund der italienischen Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe: Gestern Nacht erschütterte ein weiteres spürbares Erdbeben der Magnitude 3,2 Pozzuoli und dürfte einmal mehr die Bewohner der Phlegräischen Felder aufgeschreckt haben. Der Erdstoß war Teil eines Schwarmbebens. Seit gestern manifestierten sich 40 Erschütterungen, ein massiver Schwarm wie Mitte Februar blieb jedoch aus.

Der Erdstoß ereignete sich um 23:38 UTC  (00:38 Uhr Lokalzeit) und hatte sein Epizentrum in der Nähe der Via Suolo San Gennaro im oberen Teil der Stadt Pozzuoli, nur wenige Hundert Meter südwestlich der Solfatara. Das Hypozentrum wurde mit einer Tiefe von 0,81 km angegeben, was für ein Beben dieser Magnitude eher ungewöhnlich ist. Die meisten Beben mit Magnituden größer als 2 treten knapp unterhalb des Hydrothermalsystems in mehr als 2,5 km Tiefe auf und stehen mit Gesteinsbrüchen im Zusammenhang. Kurz darauf folgte ein Erdbeben der Stärke 1,9 mit Epizentrum in derselben Gegend. Auch kurz vor der Küste im Golf von Pozzuoli wurden Erdbeben registriert, das stärkste davon mit einer Magnitude von 2,1.

Gut 40 % der Caldera befinden sich unter Wasser. Während die Thermalgebiete an Land genauestens überwacht werden, gestaltet sich die Beobachtung der Vorgänge am Meeresboden schwierig. Dennoch gibt es auch hier Fumarolen und heiße Quellen. Medien berichten, dass Fischer zunehmend Schwierigkeiten haben, den kleinen Fischereihafen bei Pozzuoli zu verlassen, da das Hafenbecken durch die Bodenhebung fast trockengefallen ist. Außerdem sollen sie immer häufiger Schwefelflecken auf der Meeresoberfläche treiben sehen und beobachten, wie Gasblasen aufsteigen. Angeblich würden sie mit ihren Netzen sogar gekochten Fisch aus dem Meer holen – etwas, das meiner Meinung nach in den Bereich des Seemannsgarns fällt, insbesondere da es keine Fotos davon gibt.

Unterwasserdrohne soll Aktivität am Meeresgrund dokumentieren

Realität hingegen ist, dass die Vulkanologen des INGV nun eine fünf Meter lange Unterwasserdrohne bzw. ein unbemanntes Unterseeboot beschafft haben, mit dessen Hilfe die Unterwasseraktivität des Vulkans überwacht werden soll. Die submarine Drohne mit dem Namen Hugin kann in Tiefen von bis zu 3.000 Metern operieren und wurde von der zoologischen Station Anton Dohrn zur Verfügung gestellt. Die Zoologen hatten sie vor Kurzem für fünf Millionen Euro vom norwegischen Unternehmen Kongsberg erworben. Die Drohne wird von einem Forschungsschiff aus gesteuert, und erste Tauchgänge sind für Mai vorgesehen. In erster Linie soll die Unterwasseraktivität visuell mit Fotos dokumentiert werden. Ich frage mich jedoch, ob es bei den Wassertiefen von bis zu 100 Metern im Golf von Pozzuoli nicht auch eine kleinere und billigere U-Boot-Drohne getan hätte.

Ätna mit mehreren Erdbeben Anfang März

Mehrere Erdbeben am Ätna detektiert – Vulkan kehrt zum präeruptiven Stadium zurück

Nach mehreren Wochen der Unruhe erklärte das INGV gestern die Eruption für beendet und setzte den Alarmstatus auf „Grün“ zurück. Zuvor gab es mehrere Episoden mit subterminaler Lavastromtätigkeit und strombolianischen Explosionen aus dem Südostkrater.

Obwohl derzeit keine frische Lava mehr am Vulkan zu beobachten ist und sich der Tremor im mittleren Bereich des „gelben“ Niveaus seitwärts bewegt, glaube ich, dass die Ruhe nur von kurzer Dauer sein wird. Grund für diese Annahme liefern Erdbeben, die sich in den vergangenen Tagen unter mehreren Regionen des Ätnas ereignet haben. Auffällig ist, dass es im Nordosten des Vulkans Beben in Tiefen von mehr als 15 Kilometern gab, was darauf hindeutet, dass Magma aus der Asthenosphäre in die Erdkruste eindringt. Bereits zu Monatsbeginn kam es im Nordosten des Ätnas zu einem kleinen Erdbebenschwarm mit Herdtiefen zwischen 10 und 15 Kilometern. Je weiter man nach Süden kommt, desto flacher liegen die Erdbeben. Sie könnten mit Störungszonen in Verbindung stehen, die aufgrund des Magmenaufstiegs unter Spannung geraten sind.

Im jüngsten Wochenbericht des INGV nehmen die Vulkanologen nicht nur Bezug auf die Seismizität, die ihrer Meinung nach größtenteils auf Gesteinsbruch infolge des Magmenaufstiegs zurückzuführen ist, sondern insbesondere auch auf den Tremor. Die Analyse der Tremorquelle zeigt, dass sich Magma in geringen Tiefen unter dem Südostkrater angesammelt hat. Der Magmenkörper reichte dabei bis in den Randbereich der Bocca Nuova, wo sich auch der effusive Riss befand, der die Lavaströme speiste. Auffällig ist jedoch, dass in der Tremorquelle-Analyse seismische Signale fehlen, die den Aufstiegsweg der Schmelze aus größerer Tiefe markieren. Dies deutet darauf hin, dass sich ein offener Kanal gebildet haben könnte, durch den Magma aus größerer Tiefe aufsteigen kann, ohne Tremor zu verursachen.

Interessant ist zudem, dass zwischen dem 24. Februar und dem 3. März eine leichte Versteilung der oberen Vulkanflanke um ca. 1,5 µrad gemessen wurde. Das ist zwar kein großer Wert, doch angesichts der Tatsache, dass der Lavastrom noch sporadisch aktiv war, lässt sich daraus schließen, dass mehr Magma aus der Tiefe aufgestiegen ist, als eruptiert wurde.

Campi Flegrei: Erdbeben während der Nacht

Erneut steigende Erdbebentätigkeit in den Campi Flegrei – Geophysikprofesser verunsichert durch Meinung zu Studien

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei ist erneut eine Steigerung der Erdbebenaktivität zu beobachten. Seit gestern ereigneten sich gut 30 Erschütterungen, wobei es besonders heute Nacht zu vermehrten Erdbeben kam. Die Magnituden und Tiefen waren gering und die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem ab. Das stärkste Beben heute Morgen hatte eine Magnitude von 1,2 und ein Hypozentrum in 2900 m Tiefe. Das Epizentrum lag nordwestlich der Solfatara.

Aus der Steigerung der Aktivität lässt sich nicht zwingend ableiten, dass sich in kürze wieder ein starkes Schwarmbeben mit beschleunigter Bodenhebung ereignen wird, so wie wir es Mitte des Monats sahen, aber die Erfahrung der vergangenen 2 Jahre zeigt, dass diese Schwärme zeitlich recht dicht aufeinander folgen können und in Phasen erhöhter Aktivität auftreten. Das entspricht auch der allgemeinen Druckzunahme im System der Campi Flegrei.




In den sozialen Medien wird nun auch die Bedeutung der jüngst veröffentlichten Studie zu den „Seismic Bursts“ diskutiert, deren Kernaussage nach Lektüre der Studie nicht jedem klar zu sein scheint. Die Studie handelte von ungewöhnlich schnellen aufeinanderfolgenden Erdbeben im Bereich der Thermalgebiete der Solfatara und Pisciarelli. Zwischen den beiden Bereichen liegt am Rand der Solfatara der Monte Olibano, unter dem eine Schweranomalie detektiert wurde. Die Autoren der Studie schließen, dass eine von drei möglichen Ursachen für die Schwereanomalie die Akkumulation von Magma ist. Die Seismic Bursts könnten demnach von magmatischen Fluiden herrühren, die in das Hydrothermalsystem einschießen und die Gefahr phreatischer Eruptionen erhöhen.

An der Diskussion der Studienergebnisse beteiligte sich der INGV-Geophysikprofessor Giuseppe De Natale. Er trug zwar nicht zur Erklärung der Studie bei, erläuterte aber, dass Studien nichts anderes sind als Versuche, eine Hypothese zu beweisen, was seiner Meinung nach allerdings selten schlüssig gelingt. Auch wenn in dieser Erklärung Wahrheit steckt, sendet sie natürlich ein fatales Signal an die Bewohner der Caldera aus. Der Geophysiker wollte die Anwohner sicherlich beruhigen, doch im Kern sagte er ja damit, dass man alle Versuche, die unterirdischen Phänomene und Vorgänge in den Campi Flegrei zu erklären, vergessen kann. Im Endeffekt bedeutet das, dass behördliche Entscheidungsträger über keine Basis verfügen, die Situation richtig einzuschätzen und ggf. Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten.

Tatsache ist natürlich, wenn man die Studienergebnisse ernst nimmt und von einem erhöhten Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der beiden oben genannten Thermalgebiete ausgeht, dann müsste man einen Umkreis von 1 Kilometer um die Gebiete zumindest dann evakuieren, wenn es zu starken Schwarmbeben kommt. Natürlich bedeutet ein erhöhtes Risiko für etwas zu haben nicht, dass das Ereignis auch eintritt. Vor Ort steht man also vor einem echten Dilemma. Nur, wenn man nicht bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, oder wenn man nicht weiß, ab wann es gegeben ist, tätig zu werden, kann man die Vorgänge ja gleich ignorieren und darauf hoffen das alles gut geht. Zurück zum Beten und Gottvertrauen.

Italien: Erdbeben ML 4,5 nahe Stromboli

Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5 ereignete sich südöstlich vom Stromboli

Datum 25:02.25 | Zeit: 18:11:16 UTC | Koordinaten: 38.693 ; 15.372 | Tiefe: 126 km | ML 4,5

Gestern Abend wurde das Tyrrhenische Meer südöstlich von Stromboli von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,5 erschüttert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 51 km nord-nordwestlich von Villafranca Tirrena verortet. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man, dass es tatsächlich keine 20 Kilometer vom Stromboli entfernt lag. Das Hypozentrum befand sich in einer großen Tiefe von 126 Kilometern und somit in der Asthenosphäre. Dort entsteht durch partiales Schmelzen von Krustenmaterial das Magma, das am Stromboli eruptiert wird. Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, was der großen Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein dürfte.

Sehr wahrscheinlich stand das Beben mit der Subduktion der Ionischen Platte unter die Tyrrhenische Mikroplatte in Verbindung. Dieser Prozess verursacht nicht nur Spannungen, die durch Erdbeben abgebaut werden, sondern verursacht extreme Reibungen, die einen Großteil der Hitze liefern, die für die Magmenentstehung notwendig ist. Da mit dem Meeresboden auch hydratisierte Gesteine in die Asthenosphäre abtauchen, reduziert der Wasseranteil zudem den Schmelzpunkt des Gesteins. Auch wenn es sich um ein tektonisches Beben ohne direkten Bezug zum Stromboli handelte, zeugt es von den Prozessen der Magmaentstehung. Die Bodenerschütterungen in unmittelbarer Nähe zum Vulkan könnten sich überdies auf die eruptive Tätigkeit auswirken.

Die vulkanische Aktivität am Stromboli ist momentan unauffällig, soll heißen, der Vulkan geht seiner normalen Tätigkeit nach, die durch strombolianische Explosionen im nordöstlichen Kratersektor gekennzeichnet ist. In den nordöstlichen, zentralen und südwestlichen Kratersektoren gibt es überwiegend Entgasungen und gelegentliches Lavaspattering. Die geophysikalischen Parameter sind aktuell überwiegend mittelstark und unauffällig. Der Schalldruck der Explosionen liegt bei Werten kleiner 0,5 bar und bewegt sich somit auf niedrigem Niveau. Das gleiche gilt für den Schwefeldioxid-Ausstoß, der gestern nur 50 Tonnen am Tag betrug. Die Kohlendioxid-Emissionen lagen bei moderaten 599 Tonnen am Tag. Der Vulkanaktivitätsindex steht auf „mittel“.

Update: Die Lagedaten zum Erdbeben wurden gerade vom EMSC aktualisiert. Das Epizentrum wurde nun 34 km nördlich von Villafranca Tirrena verortet und die Tiefe mit 184 km angegeben.

Ätna: Erdbebenstatus am 26.02.25

Erdbeben im Westen des Vulkans Ätna – Satellitenbild zeigt Lavastrom

Der Ätna auf Sizilien versteckt sich heute wieder hinter Wolken, weshalb sein eruptiver Status nicht ganz klar ist. Anhand des stark gefallenen Tremors würde ich sagen, dass die Eruption vorbei ist bzw. abermals pausiert, doch es könnte sein, dass noch etwas Bewegung im Lavastrom ist. Das INGV brachte gestern Vormittag noch eine Meldung heraus, nach der neben der effusiven Eruption auch schwache strombolianische Aktivität am Gipfel beobachtet wurde. Welcher der 4 Krater aktiv war, wurde nicht kommuniziert. Wahrscheinlich war es der Südostkrater.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto, das gestern aufgenommen wurde, sieht man noch die Wärmesignatur des Lavastroms, der zwar relativ breit war, aber nicht ganz die Länge des ersten Stroms erreichte, der bis zum 20. Februar noch aktiv gewesen war.




In den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben, die sich vor allem im Süden und Westen des Vulkans manifestieren. Die jüngste Bebensequenz ereignete sich am 25. Februar und bestand aus 12 Beben. Das stärkste hatte eine Magnitude 2,4 in einer Tiefe von 6 Kilometern. Das Epizentrum wurde 4,3 km südwestlich von Bronte lokalisiert. Die restlichen Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Ihre Hypozentren lagen in Tiefen von bis zu 10 Kilometern und könnten mit der Bewegung magmatischer Fluide assoziiert gewesen sein. In den Tagen zuvor hatte es auch ein paar Beben im Osten des Ätnas gegeben. Die Erschütterungen zeigen, dass der Ätna noch lebt, sind aber nun nicht so häufig, dass man sie als Anzeichen eines ungewöhnlich starken Magmenaufstiegs interpretieren könnte.

Schwache Erdbeben unter Vulcano

Interessant sind auch 5 Erschütterungen, die sich im Bereich der Lipareninsel Vulcano zugetragen haben. Hier war es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig gewesen. Die Beben waren ebenfalls von geringen Magnituden und ereigneten sich unter der Fossa und im Nordwesten der Insel. Interessant sind die Beben, weil sie möglicherweise einem stärkeren Erdbebenschub vorangehen, so wie wir ihn zuletzt im Frühjahr 2024 sahen. Sicher ist das aber nicht.

Ätna: Lavastrom und Erdbeben am 24. Februar

Ätna ist effusiv und explosiv tätig – Erdbeben Mb 2,6 im Süden des Vulkans

Am Ätna hält die eruptive Tätigkeit weiter an und der Vulkan ist effusiv und explosiv aktiv. Aus dem Förderschlot an der Basis der Bocca Nuova, der sich am 8. Februar auf 3050 m Höhe bildete, wird wieder Lava eruptiert. Seit gestern hat die Länge des neuen Stroms, der dem Weg des bekannten Lavafelds folgt, signifikant zugenommen. In der letzten Nacht bewegte er sich wieder über den Steilhang unterhalb des Kraterkegel-Plateaus und könnte sogar wieder die Baumgrenze erreichen und zur früheren Lavafront aufschließen. Diese befand sich zuletzt in mehr als 4 Kilometern Entfernung zum Förderschlot.

Doch der Ätna war gestern nicht nur effusiv tätig, sondern erzeugte auch strombolianische Eruptionen aus mehreren Schloten des Südostkraters, wobei auch Schlote auf der Nordwestseite des Kegels aktiv waren. Einer könnte sich sogar zwischen dem Südostkrater und der Boca Nuova befinden. Mit der explosiven Tätigkeit einher geht ein erhöhter Tremor, der sich im unteren roten Bereich bewegt.

Das INGV meldete gestern Abend zudem ein Erdbeben ML 2,6, das sich um 00:35:20 Uhr (Ortszeit) in einer Tiefe von 2,0 km manifestierte. Das Epizentrum wurde auf der unteren Süd-Südostflanke bei San Giovanni la Punta lokalisiert. Vermutlich war es ein tektonisches Beben, das an einer lokalen Störungszone entstand, da Magmabewegungen im Untergrund Spannungen verursachten. Das Beben ist noch nicht auf der INGV-Shakemap eingetragen, es könnte aber sein, dass es Teil eines Schwarmbebens war, bei dem auch schwächere Erschütterungen auftraten.

Darüber hinaus gab es nicht nur das Erdbeben am Ätna, sondern auch mehrere Erdstöße im Bereich der italienischen Stiefelspitze von Kalabrien. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,3. Auch im Tyrrhenischen Meer gab es eine Erschütterung.