Forscherteam enträtselt gigantischen Vulkanausbruch vor Japan

Forscherteam geht auf Spurensuche und enthüllt gigantische Eruption der Kikai-Caldera

Der größte Vulkanausbruch des Holozäns -jener geologischen Epoche, in der wir aktuell leben- ereignete sich vor etwa 7300 Jahren: Er manifestierte sich als submarine Eruption vor der Südküste der japanischen Insel Kyushu, die für ihren Vulkanismus bekannt ist. Der Verursacher der Eruption war der Kikai-Akahoya-Vulkan, der aus einer überfluteten Caldera in einer Meeresregion nahe der japanischen Insel Kyushu emporstrebte. Der Vulkanausbruch schleuderte eine immense Menge an Material aus, die mehr als dreimal so groß war wie die des Mount Tambora im Jahr 1815. Dieser Ausbruch führte zu drastischen Klimaveränderungen globalen Ausmaßes und wird als eine der bedeutendsten Naturkatastrophen des Holozäns betrachtet.

Zwar entdeckte man bereits vor Jahren, dass sich die Kikai-Caldera für mindestens einen enormen Vulkanausbruch verantwortlich zeigte und weiterhin ein großes Gefahrenpotenzial beherbergt, doch die genauen Größen dieses Ausbruchs waren lange Zeit unklar. Ein Problem, mit dem sich Forschende konfrontiert sehen, ist der schwierige Zugang zur Unterwasser-Caldera und den vulkanischen Ablagerungen auf dem Meeresboden. Doch nun haben Forscher um Nobukazu Seama von der Universität Kobe berechnet, dass der Kikai-Akahoya-Ausbruch eine weitaus größere Menge an Gestein und Asche unter Wasser produzierte als bisher angenommen.

Um die Größe des Kikai-Akahoya-Ausbruchs zu bestimmen, führten Seama und sein Team seismische Untersuchungen durch, um die Unterwasserregion um die Caldera zu kartieren. Zusätzlich sammelten sie Proben vom Meeresboden und entnahmen Kernproben aus dem darunter liegenden Gestein, um das Gesamtvolumen des vom Vulkan produzierten Materials zu berechnen. Sie kartierten pyroklastische Ablagerungen, die eine Fläche von 4500 Quadratkilometern misst.

Die Gesamtmenge des aus dem Vulkan ausgestoßenen Materials wird auf über 300 Kubikkilometer geschätzt, was etwa der doppelten Wassermenge des Lake Tahoe in den USA entspricht.

Obwohl dieser Ausbruch beeindruckend ist, bleibt er weit hinter dem gewaltigen Ausbruch des Toba-Supervulkans in Indonesien zurück, der vor etwa 74.000 Jahren mehr als 2500 Kubikkilometer Magma freisetzte. Diese Eruption brachte die junge Menschheit an den Rand der Ausrottung, noch bevor sie sich zur vollen Blüte entfalten konnte.

Experten wie David Pyle von der Universität Oxford betonen die Bedeutung solcher Studien, um unser Verständnis von Vulkanausbrüchen und deren potenziellen Risiken zu verbessern. Die Kombination von historischen Daten mit Studien neuerer Ausbrüche könnte dazu beitragen, genauere Vorhersagemodelle für zukünftige Ereignisse zu entwickeln.

Wie wichtig solche Forschungen sind, erkennt man am Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai-Ausbruch, der sich vor gut 2 Jahren im Tonga-Archipel ereignete. Innerhalb weniger Wochen entwickelte sich aus einem normal erscheinenden Ausbruch einer kleinen Vulkaninsel die größte Eruption seit oben erwähntem Tambora-Ausbruch, ohne dass es jemand hätte kommen sehen. Sollte sich so eine Eruption in der Kikai-Caldera ereignen, hätte man massive Probleme im dicht besiedelten Japan. Der Ausbruch bei Tonga traf die Menschen hart, und bis heute könnte die Eruption das Klima bestimmen und zu einem Teil der ungewöhnlichen Klimaphänomene der letzten Monate beigetragen haben.
(Quelle: Journal of Volcanology and Geothermal Research DOI: 10.1016/j.jvolgeores.2024.108017)

Aso-san mit Inflation am 30.01.24

Staat: Japan | Lokation: 32.885, 131.104 | Aktivität: Fumarolisch

Mount Aso-san bereitet sich auf Eruption vor – Seismizität und Inflation detektiert

Gestern erwähnte ich am Rande, dass sich in Japan ein weiterer Vulkan darauf vorbereite, auszubrechen. Die Rede ist vom Mount Aso-san, der auf der japanischen Insel Kyushu liegt. Auf nächtlichen Livecambildern kann man in Dampfwolken bereits einen schwachen Lichtschein in der Lieblingsfarbe eines jeden Vulkanspotters erkennen. Die Dampfwolke steigt bis zu 700 Meter über den Rand des Kraters Nakadake auf. Die Messdaten zeigen, dass sich unter dem Vulkan Magma ansammelt, das aufgrund des Lichtscheins ja bereits hoch im Fördersystem stehen muss.

Die Magmenakkumulation begann bereits Mitte Dezember, die sich in einer allmählichen Zunahme vulkanotektonischer Erdbeben manifestierte. Seit Ende Dezember nahm die Erdbebentätigkeit signifikant zu und erreichte in der ersten Kalenderwoche einen Peak, als täglich fast 600 Erschütterungen registriert wurden. Aktuell liegt der Wert bei ca. 200 Beben am Tag.

Das JMA schreibt dazu, dass die GPS-Messstationen eine Bodenhebung detektieren, die auf die Bildung eines tiefen Magmenkörpers hindeuten. Außerdem stellte man bei Felduntersuchungen fest, dass der Vulkan eine erhöhte Menge an Schwefeldioxid emittiert. Die tägliche Emission erreicht nun 1.600 Tonnen. Dieser Wert entspricht dem eines eruptierenden Vulkans.

Die vulkanische Aktivität am Mount Aso nimmt zu, insbesondere in einem Bereich des Nakadake. Es besteht die Möglichkeit eines Ausbruchs mit potenziellen Auswirkungen auf die Umgebung.

Katastrophenvorsorgemaßnahmen und Empfehlungen

Innerhalb eines Radius von etwa 1 km um den Nakadake könnten größere vulkanische Bomben verteilt werden. Die Bevölkerung wird aufgefordert, auf große Vulkanblöcke und pyroklastische Ströme zu achten. Auf der Leeseite des Vulkans können Vulkanasche und kleine Schlackenblöcke vom Wind getragen werden und weit fallen. Es wird dringend empfohlen, Vorsichtsmaßnahmen gegen vulkanisches Gas zu treffen. Die Bevölkerung wird gebeten, den Anweisungen der örtlichen Behörden Folge zu leisten und gefährliche Bereiche zu meiden.

Der Aso-san ist ein 1592 m hoch gelegener Calderavulkan und liegt in der Nähe der Großstadt Kumamoto. Der Vulkan ist ein beliebtes Ausflugsziel und eine Seilbahn führt bis auf den Rand des aktuell tätigen Kraterkegels. Insgesamt gibt es davon 17, die sich nach der Entstehung der Caldera in der Depression bildeten. Die letzte explosive Eruption gab es im Oktober 2021.

Erdbeben in Japan: Mehr als 30 Todesopfer

Nach Erdbebenserie an der Nordostküste von Honshu wurden größere Schäden gemeldet

Wie berichtet gab es gestern eine Erdbebenserie auf der japanischen Noto-Halbinsel im Nordosten von Honshu. Das Hauptbeben hatte eine Magnitude von 7,5 und ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Es lag wenige Kilometer vor der Küste und es wurden bis zu 100 cm hohe Tsunami-Wellen erzeugt. Doch die große Katastrophe blieb aus. Dennoch erweisen sich die Schäden entgegen ersten Berichten nun doch als größer und es ist von mindestens 30 Todesopfern die Rede. Gut 46.000 Personen wurden gestern aus dem Katastrophengebiet evakuiert, da immer noch starke Erdbeben mit Magnituden im 5er-Bereich auftraten. Heute schwächste sich die Bebenserie ab, aber es gibt immer noch Nachbeben.

Insgesamt wurden mehr als 200 Gebäude zerstört oder stark beschädigt. Besonders groß waren die Zerstörungen in der Stadt Wajima. Dort kippte ein siebenstöckiges Wohngebäude um und fing Feuer. Auch an anderen Lokationen gab es Brände. Gut 1000 Menschen wurden in Notunterkünften auf dem örtlichen Militärflughafen untergebracht.

Im ganzen Land wurden Einsatzkräfte mobilisiert und in der betroffenen Region geschickt. Doch die Rettungskräfte gelangten nur mit Verzögerung in die Region, da zahlreiche Straßen zerstört wurden. Auch ein lokaler Flughafen musste gesperrt werden, da in seiner Start- und Landebahn Risse aufgetreten waren.

Ministerpräsident Fumio Kishida gründete einen Krisenstab zur Koordinierung der Hilfen und meinte, dass die Suche und Rettung von Verschütteten ein Kampf gegen die Zeit sei.

In unserer FB-Gruppe zu den Naturkatastrophen wurden inzwischen zahlreiche Videos des Erdbebens geteilt. Einige dokumentieren auf beeindruckende Weise, wie sehr die Erde bebte und wie sich Frakturen in den Straßen auftaten.

Bedenkt man die Stärke des Hauptbebens, das laut EMSC eine Magnitude von 7,5 hatte und laut USGS auf Mw 7,6 kam, dann hätte man noch deutlich größere Schäden erwarten können. Hier hatte man noch Glück gehabt, dass das Epizentrum nicht unmittelbar in einem Ort lag und große Tsunamis ausblieben. Die zerstörerische Kraft eines Bebens ist auch nicht alleine von seiner Magnitude abhängig, sondern auch von der Tiefe des Erdbebenherds und den geologischen Gegebenheiten des Untergrundes.

Japan: Starkes Erdbeben am 01.01.2024 löst Tsunami aus

Erdbeben Mw 7,5 vor der Nordküste von Honshu – Erste Tsunamis treffen ein

Datum 01.01.2024 | Zeit: 07:10:10 UTC | Lokation: 37.544 ; 137.234 | Tiefe: 9 km | Mw 7,5

Das neue Jahr begann in Japan nicht gut, zumindest nicht für die Bewohner der Nordküste der Insel Honshu bei Takaoka. Denn wenige Kilometer vor der Küste manifestierte sich um 16:10:10 Uhr Lokalzeit (07:10:10 UTC) ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,5. Das Hypozentrum lag in nur 9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 45 km nordnordöstlich von Anamizu verortet.

Wenige Minuten später ereignete sich ein zweites Beben Mw 6,2. Dieser Erdstoß manifestierte sich 5 km südsüdöstlich des gleichen Ortes, diesmal aber nicht vor der Küste, sondern an Land. Es gab auch ein Vorbeben der Magnitude 5,8 und folgten 15 Beben mit Magnituden ab 5,0 Nachbeben.

Das Hauptbeben löste Tsunamialarm aus, und in der Warnung heißt es, dass man entlang der Küste mit 5 m hohen Wellen rechnen muss. Die Anwohner wurden aufgefordert, sich auf höher gelegenes Areal in Sicherheit zu bringen. Inzwischen trafen erste Wellen ein, die bis zu 1 m hoch waren.

In Medienberichten ist zu lesen, dass der Erdstoß sogar Häuser in Tokio zum Schwanken brachten. Die japanische Hauptstadt liegt ca. 320 km südlich des Epizentrums. Man muss mit Schäden auf der Noto-Halbinsel rechnen, über deren genaues Ausmaß liegen noch keine Berichte vor. Todesopfer oder Verletzte wurden bis jetzt nicht gemeldet.

In der Region fiel für 32.000 Haushalte der Strom aus, der auch in diesem Teil Japans in Atomkraftwerken erzeugt wird. Die Atomreaktoren werden geprüft, doch bis jetzt wurden keine Störungen registriert.

Infobox
Nach aktuellem Kenntnisstand gab es nur vergleichsweise geringe Schäden an der Infrastruktur. Einige Häuser wurden stark beschädigt, Fassadenteile stürzten auf Straßen und es bildeten sich Risse in Straßen und Gebäuden. Leitungen zerrissen und Strom und Telekommunikation fielen aus. Der Bahnverkehr wurde eingestellt und es kam zu Flugausfällen.

Der Tsunamialarm wurde aufgehoben und es besteht keine Gefahr mehr. Es sieht so aus als wäre man mit einem blauen Augen davon gekommen.

Tektonik der Erdbebenregion

Das tektonische Setting der Region wird von der Grenze zwischen der Ochotskischen-Platte und der Amur-Platte bestimmt, die in der Region der Noto-Halbinsel auf Honshu trifft und dann in Richtung der Bucht von Tokyo verläuft, um dort eine Dreierkreuzung zu bilden. Außerdem verläuft wenig südlich der Halbinsel die Niigata-Kobe-Tectonic-Zone entlang derer sich einige der Nachbeben ereignet haben könnten. Insgesamt ist die tektonische Situation der Region sehr komplex und wird je nach Autor in Details unterschiedlich dargestellt. Erdbeben wie das aktuelle helfen den Forschern dabei, ein immer differenziertes Bild des Untergrunds zu entwickeln.

Wetterextreme: Rekordtemperaturen in Japan

Vorgestern war in Tokio der wärmste Novembertag seit Beginn der Klimaaufzeichnung

Dieses Jahr war bis jetzt ein Jahr der Wetterextreme, das zuletzt von Stürmen und Überflutungen geprägt wurde, aber auch von Wärmerekorden. Solch einer könnte gestern in Japan aufgestellt worden sein, als das Thermometer in Tokio bis auf 27,5 Grad geklettert sein soll. Dies geht aus einer Meldung des Wetterexperten Scott Duncan hervor. Es soll der wärmste Novembertag in Tokio seit Beginn der Klimaaufzeichnung gewesen sein. Bei meinen Überprüfungen der Angaben bekam ich bis jetzt zwar nur den Wert 26,5 Grad bestätigt, zu warm war es aber allemal in Tokio, denn normalerweise sollte das Quecksilber zu dieser Jahreszeit ca. 20 Grad anzeigen.

In diesem Kontext ist ein neuer Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und führender Forschungsinstitute interessant. Er zeigt, dass die weltweiten geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas auch in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Die Förderraten fossiler Energieträger liegen damit weit über dem Maß, das für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zulässig wäre. Wir erinnern uns: Diese 1,5 Grad Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts wurde gemäß dem Pariser Klimaabkommen vereinbart. Die von Staaten geplante Förderung fossiler Energieträger bis 2030 übersteigt um 110 Prozent das im Abkommen festgelegte Ziel. Die Produktion von Kohle wird weltweit bis 2030 weiter steigen, während die Fördermengen von Öl und Gas bis mindestens 2050 zunehmen sollen. Dies steht im Widerspruch zur Notwendigkeit der Energiewende und der Erreichung von Netto-Null-Emissionen.

Die Direktorin der UNEP, Inger Andersen, kritisiert die Pläne der Regierungen, die Produktion fossiler Brennstoffe auszuweiten, da sie die Energiewende untergraben, wirtschaftliche Risiken schaffen und die Zukunft der Menschheit gefährden. Klimaschutzorganisationen bezeichnen das Verhalten einiger Staaten als „eklatante Heuchelei“.

Der Bericht zeigt, dass keines der 20 analysierten Länder, darunter Deutschland, sich vollständig dazu verpflichtet hat, die Produktion von Kohle, Öl und Gas auf das notwendige Niveau für das 1,5-Grad-Ziel zu beschränken. Viele Länder setzen auf Gas als Brückentechnologie, ohne klare Ausstiegspläne.

Vor dem russischen Gaslieferstopp setzte auch Deutschland auf Gas als Brückentechnologie. Inzwischen gab es einen teils erzwungenen Paradigmenwechsel, von dem sich kaum jemand vorstellen kann, wie er klappen soll. Deutschland setzt auf erneuerbare Energien -was ich prinzipiell auch für richtig halte- versucht aber gleichzeitig einen Spagatakt und will das ohne eine komplette Neustrukturierung des Landes hinbekommen. Hinzu kommt, dass Deutschland unter den Top Ten der Länder mit den höchsten Strompreisen weltweit ist, was es den Bürgern wohl nicht gerade leicht macht, auf e-Heizungen und e-Mobilität umzusteigen. Andere Länder können das besser!

Tsunami in Japan am 08.10.23

Wurde ein kleiner Tsunami durch submarinen Vulkanausbruch ausgelöst?

Datum 08.10.23 | Zeit: 21:05:33 UTC | Lokation: 29.758°N 140.021°E | Tiefe: 10 km | Mb 5,3

Gestern Abend erreichte ein kleiner Tsunami die Küste der japanischen Insel Honshu. Die Welle war ca. 60 cm hoch und verursachte leichte Sachschäden, überwiegend an Booten, die gegen Kaimauern gedrückt wurden. In Japan wurde Tsunami-Alarm gegeben und das JMA informierte über das Ereignis und schrieb in einer Warnung: „Es ereignet sich ein Tsunami und der Aufenthalt im Meer oder in Küstennähe ist gefährlich. Wer sich im Wasser befindet, sollte sofort das Wasser verlassen und sich vom Ufer entfernen. Da die Strömung weiterhin stark sein wird, vermeiden Sie es bitte, ins Meer zu gehen oder sich der Küste zu nähern, bis die Warnung aufgehoben wird.“

Als mögliche Ursache wurde ein Erdbeben angegeben, welches sich in dem Erdbebengebiet im Bereich des Izu-Bonin-Inselbogens ereignete. Das Epizentrum soll nahe der Vulkaninsel Torishima gelegen haben und das Hypozentrum wurde als flach liegend beschrieben. Die Magnitude war zum Zeitpunkt der Warnung unbekannt. Das USGS gibt mittlerweile eine Magnitude von 5,3 an. Das Beben war Teil eines kleinen Schwarmbebens und ereignete sich gut eine Stunde, bevor der Tsunmai in Honshu eintraf. Doch eigentlich war das Beben zu schwach, um einen Tsunami auszulösen, es sein denn, es ging mit einem anderen submarinen Ereignis einher. Hierbei könnte es sich um einen großen Hangrutsch oder um eine submarine Eruption gehandelt haben. Beide Szenarien sind denkbar, denn die Erdbeben ereigneten sich im Bereich des Sofu Seamounts, also eines Unterwasservulkans mit steilen Hängen. Natürlich favorisiere ich die Version des submarinen Vulkanausbruchs als Auslöser des Tsunmis. Hierfür sprechen auch die stärkeren Erdbeben, die sich seit dem 2. Oktober öfters ereigneten.

Die Vorgänge erinnern mich an jene von Mayotte, die sich im Jahr 2019 zutrugen. Damals gab es eine mehrmonatige Erdbebensequenz starker Erdbeben, vor der Küste der Insel nahe Madagaskar. Auf der Insel gab es starke Bodendeformationen und später fanden Forscher heraus, dass Erdbeben und Deformation von einem starken, effusiven Vulkanausbruch unter Wasser verursacht worden waren.

Erdbeben M 6,1 in Japan am 03.10.23

Starkes Erdbeben M 6,1 erschüttert Archipel südlich von Japan

Datum 03.10.23 | Zeit: 11:38:06UTC | Lokation: 29.930 ; 140.068 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Heute Mittag wurde das japanische Izu-Archipel von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben, es handelte sich also um eine relativ flach liegende Erschütterung. Das Epizentrum wurde 538 km süd-südöstlich von Shimoda.

Die Inselgruppe bildet einen vulkanischen Inselbogen entlang des Izu-Bonin-Grabens südlich der Insel Honshu. Weiter südlich befindet sich der aktive Inselvulkan Nishinoshima. Er liegt im Ogaswara-Archipel, das sich südlich des Izu-Archipels anschließt und zum gleichen Inselbogen gehört.

Das Erdbeben dürfte im Zusammenhang mit den tektonischen Bewegungen vor dem Tiefseegraben gestanden haben, an dem die Pazifische Platte und die Philippinenplatte zusammentreffen. Der Bereich des Epizentrums liegt an einem Beckenrand mit einem Riftingsystem und es ist unklar, welcher tektonischer Prozess genau für das Beben verantwortlich war.

Wie sich mittlerweile herausstellte, war das oben beschriebene Erdbeben nur das erste einer Serie, denn es folgten bis jetzt 38 weitere moderate bis starke Erdbeben. Viele der Erschütterungen hatten Magnituden im hohen 5er-Bereich. Ein weiteres Beben brachte es auf M 6,1 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Die meisten Erdbebenherde lagen in 10 km Tiefe, nur wenige wurden in größeren Tiefen ausgemacht.

Auf der EMSC-Shakemap sieht man, dass die Erdbeben 2 Cluster gebildet haben und unterschiedlichen Ursprungs sind. Der rechte Cluster steht mit Erdbeben am Izu-Bonin-Graben in Verbindung. Der zweite Cluster im Bereich des ersten Erdbebens manifestiert sich in der Nähe der Vulkaninsel Torishima. Übersetzt heißt Torishima Vogelinsel, da sie ein bedeutendes Brutgebiet für Seevögel darstellt. Die letzten größeren Eruptionen gab es hier im Jahr 2002. Eine kleinere Eruption könnte es 2023 gegeben haben. Es ist spannend zu beobachten, ob der Vulkan auf die Erdbeben reagieren wird.

Japan gedenkt Erdbebenkatastrophe

Kantō-Erdbeben vor 100 Jahren forderte 145.000 Todesopfer

Heute gedenkt Japan den Tag, an dem die Erde bebte. Am 1. September 1923 zerstörte das sogenannte Kantō-Erdbeben große Teile der japanischen Hauptstadtregion Tokio und kostete ca. 145.000 Menschen das Leben. Unzählige Personen erlitten Verletzungen und wurden obdachlos. Das Hauptbeben hatte eine geschätzte Magnitude von 7,9 bis 8,4. Zwar war der Seismograf damals bereits erfunden, doch offenbar gab es im Erdbebengefährdeten Tokio noch kein Observatorium. Das änderte sich aber nach der Erdbebenkatastrophe, denn sie bewirkte einige wichtige Veränderungen in dem Land und man beschloss, den Katastrophenschutz auszubauen und Observatorien einzurichten, um Frühwarnsysteme zu entwickeln. Ein Vorhaben, das bis heute nicht abgeschlossen ist, denn Erdbeben lassen sich noch immer nicht präzise vorhersagen. Außerdem wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um Gebäude widerstandsfähiger gegen Erdbeben und Brände zu machen. Es wurden moderne Baustandards eingeführt und der Brandschutz erlangte einen höheren Stellenwert, denn es starben nicht nur Menschen in eingestürzten Gebäuden, sondern es brachen auch Großbrände aus. Außerdem entstand an der Küste ein Tsunami, der im Küstengebiet von Kanagawa große Zerstörungen anrichtete.

Das Kantō-Erdbeben manifestierte sich an der Schnittstelle zwischen zwei bedeutenden Verwerfungen am Sagami-Graben vor der Bucht von Tokio. Genaugenommen grenzt Tokio an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen entlang des Sagami-Grabens zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird.

Heute, 100 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe, fürchtet man, dass sich ein weiteres verheerendes Erdbeben in der Region zusammenbraut. Doch viele Experten sind sich sicher, dass die neuen Baustandards die Katastrophe kleiner halten werden, als es etwa in diesem Frühjahr in der Türkei der Fall war. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es sich um die Region Kantō um eines der größten Ballungsgebiete der Erde handelt, in dem etwa 37 Millionen Menschen leben. Auch wenn nach der zweifachen Zerstörung Tokios- einmal durch das Kantō-Erdebben und ein zweites Mal durch die Bomben des 2. Weltkriegs- die meisten Gebäude relativ neu sind, so gibt es auch viele einfache Häuser, die einem Megabeben nicht standhalten werden.

Überflutungen in Japan – News vom 16.08.23

Tropensturm Lan verursacht schwere Überschwemmungen in Japan

Gestern wurde berichtet, dass der Tropensturm Lan über Japan hinweggezogen ist und auf der Hauptinsel Honshū zu schweren Überschwemmungen geführt hat. Besonders stark betroffen war die Präfektur Tottori im Nordwesten der Insel. Aber auch der südwestliche Teil von Honshū wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund von intensivem Regen traten mehrere Flüsse über die Ufer, überfluteten ganze Stadtteile, spülten Autos fort und ließen Keller volllaufen. Zudem lösten die starken Regenfälle Erdrutsche aus. Es kam zu Stromausfällen, Verkehrschaos und der Annullierung von Hunderten von Flügen. Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 144 km/h entwurzelten Bäume, knickten Strommasten um und rissen Dächer ab.
Der Tropensturm wurde kurz vor seinem Landfall von Taifunstärke herabgestuft, da er in Küstennähe etwas an Kraft verloren hatte. Er traf um 5 Uhr morgens (20:00 UTC) in der Präfektur Wakayama auf Land. Wakayama liegt etwa 600 Kilometer westlich von Tokio. Die Behörden gaben in mehreren Regionen Unwetterwarnungen heraus. Die Wetterbehörde äußerte sich auf Twitter wie folgt: „Bitte seien Sie äußerst vorsichtig vor Erdrutschen, steigenden Wasserpegeln in tiefer gelegenen Gebieten, anschwellenden Flüssen und heftigen Winden.“

Ein örtlicher Energieversorger berichtete, dass bis Dienstagmorgen mindestens 50.000 Haushalte in sieben Regionen ohne Strom waren, während örtliche Nahverkehrszüge aufgrund umherfliegender Trümmer gestoppt wurden. Fast 900 Flüge wurden gestrichen, ebenso der Expresszugverkehr. Über 180.000 Einwohner, insbesondere in Wakayama, Kyoto und der alten Hauptstadt Nara, erhielten nicht verpflichtende Evakuierungshinweise. Der Sturm wird voraussichtlich den gesamten Dienstag über die Region hinwegziehen, bevor er sich Richtung Japanisches Meer bewegt.

Tropensturm Lan ist nur einer von mehreren Stürmen, die Japan in den letzten Wochen heimgesucht haben. Vor einem Monat verursachten extreme Niederschläge erhebliche Schäden auf der südlichen Insel Kyushu, bei denen sechs Menschen ums Leben kamen. Diese Regenfälle wurden als die heftigsten jemals auf Kyushu gemessenen Niederschläge bezeichnet.

Ausmaß der Schäden durch die Brände auf Maui wird deutlicher

Während im Westen des Pazifiks starke Niederschläge herrschen, gab es in der Mitte des Pazifiks anhaltende Trockenheit. Die verheerenden Waldbrände auf der hawaiianischen Insel Maui sind größtenteils unter Kontrolle, doch erst nach und nach wird das Ausmaß der Opfer des Großbrands in Lāhainā deutlich. Offiziellen Angaben zufolge wurden bisher knapp 100 Todesopfer bestätigt. Allerdings werden noch über zehnmal so viele Menschen vermisst. Viele von ihnen könnten den Flammen zum Opfer gefallen sein und möglicherweise wurden ihre sterblichen Überreste eingeäschert, wodurch sie möglicherweise nie gefunden werden.