Laacher-See-Vulkan: Genauere Datierung der letzten Eruption

Luftaufnahme vom Laacher-See-Vulkan. © Marc Szeglat

Neue Datierung des Ausbruchs vom Laacher-See-Vulkan hilft bei Klärung der Frage nach der Ursache einer Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit

Der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans markiert das Ende zweier wichtiger Epochen: der Altsteinzeit und der letzten Eiszeit. Es war eine der stärksten Eruptionen auf dem europäischen Festland – abgesehen von der Eruption der Campi Flegrei vor etwa 39.000 Jahren – und hatte einen großen Einfluss auf die Steinzeitkultur der näheren Umgebung. Wissenschaftler stellten sich auch die Frage, ob die Eruption nicht noch deutlich weitreichendere Auswirkungen hatte. Denn im Zeitfenster der bisherigen Eruptionsdatierung kam es zu einer Renaissance der eigentlich abklingenden Eiszeit während der Jüngeren Dryaszeit.

Da der Laacher-See-Vulkan seine Asche über Tausende Kilometer weit verteilte, ist es wahrscheinlich, dass auch große Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden. Dieses Gas kann in der Stratosphäre Schwefelsäureaerosole bilden, die bekanntlich Sonnenlicht reflektieren und so zur Abkühlung des Klimas beitragen können. Der Abkühlungseffekt am Ende der Altsteinzeit trat vor etwa 12.900 Jahren auf – genau dem Zeitpunkt, der bislang als Datum des Laacher-See-Ausbruchs galt. Daher hielten es bis jetzt viele Forscher für wahrscheinlich, dass der Laacher-See-Ausbruch für die Kälteperiode verantwortlich war. Doch ein Forscherteam der Universitäten Mainz, Frankfurt und Heidelberg hat nun präzise datiert, wann die Eruption tatsächlich stattfand – und konnte dabei ausschließen, dass sie die klimatische Veränderung ausgelöst hat.




Sulfatablagerungen der Laacher-See-Eruption im Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle

Um den Ausbruch genau zu datieren suchte das Team nach Schwefelablagerungen in verschiedenen natürlichen Klimaarchiven. Fündig wurden die Forscher nicht nur in einem grönländischen Eisbohrkern, sondern auch in einem Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle im Westerwald. Die Höhle liegt 70 Kilometer nordöstlich des Laacher Sees und befindet sich im damaligen Aschefalloutgebiet. Die Wissenschaftler entdeckten in der Höhle einen spätglazialen Stalagmiten, der in einer seiner Wachstumszonen eine hohe Sulfatkonzentration aufwies. Diese wurde mit hochauflösenden geochemischen Methoden wie Sekundärionisations-Massenspektrometrie und Plasma-Massenspektrometrie analysiert.

Zur Altersbestimmung des Tropfsteins verwendeten die Forscher die Thorium-Uran-Datierung. Diese Methode basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uran-238 zu Thorium-230 und eignet sich zur Datierung von karbonathaltigen Materialien wie Tropfsteinen, Korallen oder Seesedimenten. Die Analyse ergab, dass sich die Sulfateinschlüsse im Tropfstein vor etwa 13.008 Jahren bildeten. Als Bezugspunkt dieser Datierung dient das Jahr 1950.

Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich früher als angenommen

Die Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich also vor 13.083 Jahren – und damit 183 Jahre früher als bislang angenommen. Demzufolge kann der Ausbruch nicht die neue Kälteperiode am Ende der letzten Eiszeit ausgelöst haben. Für die Forscher eine wichtige Erkenntnis, denn ihr eigentliches Ziel ist es, die Quellen möglicher Einflüsse auf abrupt eintretende Klimawandelereignisse zu identifizieren und mit dem aktuellen Klimawandel zu vergleichen. Was die Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit letztlich auslöste, bleibt weiterhin rätselhaft.

Unabhängig davon stellt die europaweit verteilte Asche des Laacher-See-Vulkans einen wichtigen stratigrafischen Marker dar, anhand dessen sich das Alter vieler Gesteinsschichten bestimmen lässt. Die exakte Datierung des Ausbruchs ermöglicht nun auch hier präzisere Angaben. (Quelle: Science Advances)

Vulkaneifel: Schwache Erdbeben nahe Laacher-See-Vulkan

Drei schwache Erdbeben nahe des Laacher-See-Vulkans seit dem 15. November

Datum 18.11.24 | Zeit: 10:05:46 UTC | Koordinaten: 50.366 ; 7.367 | Tiefe: 10 km | Mb 0,6

Der November ist aus seismischer Sicht ein bewegender Monat für die Eifel, denn es ereigneten sich ungewöhnlich viele schwache Erschütterungen: Die Shakemap des EMSC zeigt 15 Beben an. Betrachtet man noch den südlich gelegenen Hunsrück, dann kommt man auf mehr als 20 Erschütterungen. Diese Erdbeben standen mit Störungszonen in Verbindung. Seit dem 15. November gab es 3 Erschütterungen südöstlich des Laacher-See-Vulkans. Das jüngste Beben gab es gestern. Die Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und Hypozentren, deren Tiefen auf 10 Kilometer fixiert wurden. Das bedeutet, dass man die Tiefen nicht exakt feststellen konnte, man aber davon ausgeht, dass es sich um flach liegende Erdbeben handelte. Zoomt man in die Karte hinein, erkennt man, dass die Beben in einem Areal südöstlich von Kruft stattfanden, in dem Lava und Bims im Tagebau abgebaut werden. Die Markierungen der Beben lagen zwar außerhalb der Bergbaugebiete, doch es ist nicht auszuschließen, dass sie durch Arbeiten dort ausgelöst wurden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass es einen Zusammenhang mit der Bewegung magmatischer Fluide gibt im Untergrund gibt.

Erdbeben und der Eifel-Mantelplume

In den letzten Jahren stellte man fest, dass die Seismizität in der Region höher ist, als man zuvor annahm, und baute das seismische Netzwerk deutlich aus. Es wurden auch mehrere Schwarmbeben in großen Tiefen von mehr als 40 Kilometern entdeckt, von denen man annimmt, dass sie durch Magmenbewegungen an der Grenze zur Asthenosphäre hervorgerufen werden. Es könnte also sein, dass Magma aus dem Erdmantel aufsteigt und in ein flacher gelegenes Reservoir im Bereich des Vulkans aufsteigt. Die Erschütterungen sind allerdings sehr schwach, und wenn es sich um aufsteigende Schmelze als Auslöser der Beben handeln sollte, dann sind es wohl eher geringe Mengen, die da unterwegs sind. Dennoch stellte man auch fest, dass der Eifelplume (Magmenschlauch), der aus großer Tiefe im Erdmantel bis in die Asthenosphäre reicht, deutlich größer ist als früher angenommen wurde: Er soll gut 100 Kilometer breit sein und seine Ränder reichen bis über das Areal der Eifel hinaus. Vielleicht werden sogar die Erdbeben im Hunsrück durch steigenden Druck im Mantelplume ausgelöst, indem die entstehenden Spannungen Störungszonen entlang des Rheingrabens aktivieren.

Die seismische Aktivität bedeutet nun nicht, dass der Laacher-See-Vulkan oder ein anderer Feuerberg der Vulkaneifel in den nächsten Jahren ausbrechen wird, zeigt aber, dass die Vulkane langfristig betrachtet wieder aktiv werden könnten und alles andere als erloschen sind. Doch Immobilienbesitzer brauchen sich keine Sorgen zu machen: Ein Vulkanausbruch in der Eifel ist zu unseren Lebzeiten eher unwahrscheinlich.

Vulkaneifel: Erdbeben Mb 1,1 nahe Laacher-See-Vulkan

Schwacher Erdstoß Mb 1,1 in der Region des Laacher-See-Vulkans detektiert

Datum 15.10.24 | Zeit: 05:03:44 UTC | Koordinaten: 50.370 ; 7.374 | Tiefe: 10 km | Mb 1,1

Ein weiteres schwaches Erdbeben der Magnitude 1,1 wurde heute Morgen um 05:03:44 UTC in der Nähe des Laacher See-Vulkans detektiert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 15 km westlich von Koblenz und 45 km südöstlich von Bonn verortet. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde auf 10 Kilometer fixiert, was heißt, dass die genaue Tiefe nicht ermittelt werden konnte, es sich aber um ein flach liegendes Beben handelte. Tatsächlich manifestierte es sich südöstlich von Kruft und lag nur ca. 7 Kilometer vom Laacher-See-Vulkan entfernt. Zoomt man in die Shakemap des EMSCs, dann erkennt man auch, dass das Epizentrum zwischen zwei Tagebauen liegt, in denen Lavagestein abgebaut wird. Da sich das Beben aber außerhalb der normalen Arbeitszeiten ereignete, gehe ich nicht davon aus, dass es etwa durch Sprengungen in den Steinbrüchen ausgelöst wurde. Über die Ursache des Bebens und eines weiteren mit gleicher Magnitude, das sich gestern etwas weiter südöstlich zutrug, kann ich nur spekulieren. In der Region verläuft die Ochtendunger-Störung, und wahrscheinlich handelte es sich um tektonisch bedingte Erdbeben, die in Vulkannähe aber durchaus durch Fluide ausgelöst werden können, die aufsteigen und das Spannungsfeld einer Region ändern, so dass Störungszonen aktiviert werden.

Erhöhte Seismizität in der Vulkaneifel

Betrachtet man die EMSC-Shakemap für die letzten zwei Wochen, erkennt man bei Kruft die Markierungen von 3 schwachen Erdbeben. In einem etwas größer gefassten Kartenausschnitt waren es 7 Beben in 14 Tagen. Generell scheint die Seismizität in der Vulkaneifel etwas zuzunehmen oder das seismische Netzwerk wurde inzwischen so gut aufgebaut, dass Beben detektiert werden, die den Forschern noch vor einigen Monaten entgangen wären. Wie auch immer: Die Beben bestätigen eine gewisse seismische Unruhe in der Region und es erscheint mir sinnvoll, ein Auge darauf zu halten.

Vulkaneifel: Zwei Mikrobeben nahe Laacher-See-Vulkan

Zwei sehr schwache Erdbeben 10 Kilometer südlich vom Laacher-See-Vulkan in der Vulkaneifel

Heute Mittag ereigneten sich in der Vulkaneifel zwei Mikrobeben mit den Magnituden 0,7 und 0,6. Sie wurden 15 km südsüdwestlich von Andernach verortet. Tatsächlich lagen sie östlich von Mayen und gut 10 Kilometer südlich vom Laacher See-Vulkan. Die Hypozentren wurden in 4 Kilometer Tiefe verortet. In Mayen wird Schiefer abgebaut, daher kann ein Zusammenhang mit dem Bergbau nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Doch die Stollen reichen nur wenige Hundert Meter in die Tiefe. Wenn die Verortung der Beben stimmt, lagen sie deutlich unterhalb eventueller Stollen. Die wahrscheinlichste Ursache für die Beben sind tektonische Prozesse an einer Störung. Fluidbewegungen können auch nicht ausgeschlossen werden.

Die Erschütterungen bedeuten nicht, dass der Laacher-See-Vulkan dabei ist zu erwachen. Ich war selbst im September mal wieder vor Ort an den Mofetten unterwegs gewesen und konnte keine signifikanten Veränderungen gegenüber früheren Besuchen feststellen, obgleich es schon am Ufer munter blubberte.

Dass diese extrem schwachen Erdbeben überhaupt detektiert werden konnten, dürfte dem Ausbau des seismischen Netzwerkes in der Vulkaneifel geschuldet sein. Noch vor einigen Jahren wären die Beben nicht registriert worden.

Neben dem regulär betriebenen Ausbau des seismischen Netzwerkes wurde 2023 eine einjährige Messkampagne gestartet, die mittlerweile zu Ende gegangen sein dürfte und auf deren Forschungsergebnisse wir gespannt sein dürfen. Im Rahmen des Projektes unter Federführung vom GFZ wurden 350 Geofone in der Vulkaneifel ausgebracht, die den Vulkanen den Puls fühlten. Ein Ziel der Kampagne ist es, dem Magmatismus genauer auf die Spur zu kommen. Noch besteht eine gewisse Unsicherheit darüber, wie tief der Schlaf der Eifelvulkane ist und ob sie noch einmal ausbrechen werden, wobei es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie noch zu unseren Lebzeiten aktiv werden.

Erdbeben in Deutschland – News vom 05.11.23

In den letzten Tagen gab es einige interessante Erdbeben in Deutschland, über die ich Euch in diesem Artikel auf dem Laufenden halten möchte. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 2,9 und ereignete sich gestern an der Grenze zur Tschechei. Bereit am 31. Oktober gab es eine kleine Erdbebensequenz zwischen Koblenz und dem Laacher-See-Vulkan.

Erdbebensequenz im böhmischen Voigtland an der Grenze zu Deutschland

Datum 04.11.23 | Zeit: 11:58:31 UTC | Lokation: 50.292 ; 12.439  | Tiefe: 3 km | Mb 2,9

Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien kam es seit dem 1. November zu 4 Erdbeben mit Magnituden im 2er-Bereich. Die stärkste Erschütterung der Sequenz trug sich gestern Mittag gegen 12 Uhr zu, als sich ein Beben der Magnitude 2,9 ereignete. Am Vortag hatte es 2 Erschütterungen M 2,8 und M 2,7 gegeben. Am 1. November bebte es mit M 2,4. Die Hypozentren lagen in geringen Tiefen. Die Epizentren wurden im Bereich des Cheb-Beckens verortet und lagen so nahe an der Grenze, dass sie von den Erdbebendiensten mal Deutschland und mal Tschechien zugeordnet wurden. Außerdem gab es eine Reihe deutlich schwächerer Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Die Region wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht und es gibt den Verdacht, dass sie zumindest teilweise von Magma hervorgerufen werden, das dabei ist, sich an der Grenze zur Erdkruste zu akkumulieren. Es gibt aber auch aktive Verwerfungszonen, die tektonische Erdbeben hervorrufen können.

Erdbeben bei Koblenz nahe der Vulkaneifel

Am 31. Oktober und ersten November gab es eine Sequenz von 6 Mikrobeben, die vom EMSC in einer Gegend verortet wurden, die ca. 10 km südwestlich von Koblenz liegt. Die beben manifestierten sich an der Ochtendunger-Störungszone, die sich von der Mosel bis zum Laacher-See Vulkan erstreckt. Zwischen 2013 und 2018 gab es hier zahlreiche Mikrobeben mit niedrigen Frequenzen, die sich in großen Tiefen ereigneten. Wahrscheinlich wurden sie durch magmatische Aktivität in der Tiefe verursacht. Die aktuellen Beben lagen in 10 km Tiefe. Mit einem Vulkanausbruch ist in der nächsten Zeit allerdings nicht zu rechnen.

Apropos Vulkanausbruch: in den Medien tauchten letztens Berichte auf, nach denen der Chef des italienischen Zivilschutzes gesagt haben soll, dass sich in der Campi Flegrei die Anzeichen für einen mittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch vermehrten. Er hält es für möglich dass es innerhalb von Tagen bis Wochen eine Eruption geben könnte und schlug vor, den Alarmstatus auf „Orange“ zu erhöhen. In den vergangene Tagen ist es dort aber wieder ruhiger geworden und ich sehe keinen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch. Doch davon am Dienstag oder Mittwoch mehr, wenn es den nächsten Wochenbericht des INGV gibt.

Laacher-See-Vulkan: Neue Studie löst Kontroverse aus

Fand die Eruption am Laacher-See -Vulkan früher statt, als bislang angenommen?

Erst letzte Woche war ich mit meinem Sohn am Laacher See schwimmen und besichtigte auch die Gasaustritte am Ostufer des Sees, der in einer Depression liegt, die beim letzten Vulkanausbruch vor mehr als 12.000 Jahren entstand. Schon die Art der Depression löste in der Vergangenheit kontroverse Diskussionen unter Wissenschaftlern aus. Früher nahm man an, dass es sich um einen klassischen Maarsee handelt, für den die Vulkaneifel bekannt ist. Doch jüngere Forschungen ergaben, dass die Hohlform mit dem Kraterwall auch Charakterzüge einer Caldera aufweist. Nun gibt es einen weiteren Streit unter Wissenschaftlern, der den genauen Zeitpunkt der letzten Eruption betrifft.

Die Kontroverse begann im Jahr 2021. Damals wurde der Ausbruch vom Mainzer Geoforscher Frederick Reinig neu datiert. Die Datierung erfolgte anhand einer Radiokarbondatierung von Baumringen. Die Bäume wurden bei der Eruption verschüttet und kürzlich aus den Ablagerungen gegraben. Statt vor 12.880 Jahren sollte der Laacher-Vulkan bereits 130 Jahre früher ausgebrochen sein, also vor 13.010 Jahren. Was für uns normale Menschen eigentlich von geringer Bedeutung ist – um nicht zu sagen völlig unbedeutend – kann für die Wissenschaftler relevant sein: Die Asche vom Ausbruch verteilte sich über weite Teile Europas und dient als wichtiger Marker für die Datierung anderer Gesteinsschichten. Das kann nicht nur für den Geologen von Bedeutung sein, sondern auch für Klimatologen und Archäologen, die anhand von besonderen Bodenschichten ihre Klimaarchive lesen oder Funde datieren können und ganze geschichtliche Epochen festlegen. Kurzum könnte eine zeitliche Verschiebung der Laacher-Eruption (den See gab es damals ja noch nicht) weitreichende Folgen für die Geschichtsschreibung nach sich ziehen.

Ein anderes Forscherteam um James Baldini von der Durham University in Großbritannien stellt jetzt die neuen Datierungen des Vulkanausbruchs wiederum infrage. Sie wollen festgestellt haben, dass vulkanische Gase, die bereits vor dem Ausbruch ausgetreten sind, sich in den Ringen der Bäume einlagerten, was die Baumringdatierung verfälscht haben soll. Der aus der Tiefe der Erde stammende Kohlenstoff enthält kein radioaktives Kohlenstoff-Isotop, das für die Radiokarbondatierung verwendet wird. Dadurch erscheinen die Bäume älter, als sie tatsächlich sind. Die Wissenschaftler vermuten, dass die ursprüngliche Datierung vor 12.880 Jahren korrekt ist.

Als weiteres Argument gegen die Neudatierung wird ein Anstieg der Schwefelwerte in grönländischen Eisschichten und Seesedimenten angeführt. Dieser Sulfat-Peak ist in Schichten aus der Zeit vor 12.870 Jahren nachweisbar, kurz nach dem etablierten Datum für den Laacher-See-Ausbruch.

Die Forscher sind uneins über die Gültigkeit der Neudatierung. Das Team von Reinig bestreitet, dass die Bäume durch vulkanisches CO2 kontaminiert wurden. Weitere unabhängige Überprüfungen der Datierung werden vorgeschlagen, um Klarheit zu schaffen. Bis dies geschehen ist, sollten beide möglichen Daten für den Laacher-See-Ausbruch in Betracht gezogen werden. (Quellen: Pressemeldung Durham University,  Nature  https://www.nature.com/articles/s41586-023-05965-1)

Erdbeben in der Vulkaneifel – News vom 09.06.23

Erdbeben ML 2,1 südöstlich des Laacher-See-Vulkans

Datum 09.06.23 | Zeit: 10:39:43 UTC | 50.36 N ; 7.40 E| Tiefe: 11 km | ML 2,1

In der deutschen Vulkaneifel gab es heute Vormittag einen schwachen Erdstoß der Lokalmagnitude 2,1. Das Epizentrum des Bebens befand sich in Ochtendung. Der Ort liegt ca. 10 km vom Laacher-See-Vulkan entfernt. Die Herdtiefe wird mit 11 km angegeben.

Das Beben ereignete sich um 10:39 UTC. Obwohl es nicht im Bereich der Mikroseismizität anzusiedeln war, liegen keine Wahrnehmungsmeldungen vor. Normalerweise geht man davon aus, dass erst Beben ab einer Magnitude von 3,0 von Menschen wahrgenommen werden können.

In der Gegend untersucht der Duisburger Geograph Ulrich Schreiber das Verhalten von Ameise, die einerseits auf ausströmende Gase reagieren könnten, aber vielleicht auch als Frühwarnsysteme für Erdbeben fungieren könnten. Wäre interessant zu erfahren, ob es eine Reaktion der Krabbler im Vorfeld des Bebens gab.

Das Beben war sehr wahrscheinlich tektonischer Natur und stand im Zusammenhang mit der Ochtendunger Störung, entlang derer sich in den letzten Jahren mehrere Erdbeben ereigneten. Die Ochtendunger Störung ist eine tektonische Verwerfung, die im Süden des Laacher-See-Vulkans beginnt und in Richtung Ochtendung streicht. Sie verläuft parallel der Hauptbruchrichtung des Rheingrabens. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass sie von magmatischen Gängen geschnitten wird.

Eine Studie neueren Datums kam zu dem Ergebnis, dass magmatische Fluide, die im Bereich der Störung aufsteigen und von einem tief gelegenen Magmenkörper ausgehen, die Druckbedingungen ändern und zu Spannungen führen, die Erdbeben begünstigen. Insofern könnte es einen Zusammenhang zwischen den tektonischen Bewegungen und dem Magmatismus der Region geben. Doch das Erdbeben ist kein Grund für Alarmismus: ein Vulkanausbruch steht in der Region weder kurzfristig, noch mittelbar bevor. Auf langer Sicht gesehen, ist es aber nicht auszuschließen, dass es eines Tages im Bereich des Laacher-See-Vulkans zu neuen Eruptionen kommen wird.

Erdbeben in Deutschland am 14.01.23

Erdbeben Ml 2,2 nahe Laacher-See-Vulkan

Datum: 14.01.23 | Zeit: 22:52:12 UTC | 50.38 N ; 7.37 E | Tiefe: 10 km |  ML 2,2

Gestern Abend erschütterte ein schwaches Erdbeben der Lokal-Magnitude 2,2 die Region südwestlich des Laacher-See-Vulkans in der Vulkaneifel. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des EMSCs in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 9 km südwestlich von Neuwied verortet. Auf der Shakemap sieht man, dass das Epizentrum am Rand eines Steinbruchs zwischen den Orten Plaidt und Kruft eingezeichnet ist. Aufgrund der Tiefe gehe ich aber nicht davon aus, dass ein Zusammenhang des Erdbebens mit dem Steinbruchbetrieb besteht, vorausgesetzt dass die Tiefe des Erdbebenherds richtig ermittelt wurde. Der Laacher-See-Vulkan befindet sich ca. 6 km nordwestlich des Epizentralpunktes.

In der Region hat es bereits vor einigen Jahren mehrere Erdbeben gegeben. Es ereigneten sich zudem zahlreiche Tiefenbeben, von denen man annimmt, dass sie im Zusammenhang mit dem Eifel-Mantelplume standen und durch Fluidbewegungen ausgelöst worden sind. Der aktuelle Erdstoß befand sich aber in flacheren Regionen und war sehr wahrscheinlich tektonischer Natur, wobei Bodendeformation auch lokale Störungszonen aktivieren können.

Der Laacher-See-Vulkan eruptierte zuletzt vor gut 12.900 Jahren und gilt daher als erloschen. Doch am Seeboden gibt es Mofetten, von denen Kohlendioxid magmatischen Ursprungs entweicht. Im Zusammenhang mit den Tiefenbeben, die sich im Grenzgebiet zum Erdmantel ereigneten und sehr wahrscheinlich ebenfalls im Zusammenhang mit Magmabewegungen standen, gibt es Spekulationen darüber, ob der Vulkan tatsächlich erloschen ist oder nur ruht.

Früher glaubte man, dass es sich bei dem Laacher See um ein Maar handelt. Maarvulkane sind für gewöhnlich monogenetischen Ursprungs und eruptieren nur einmal. Heute geht man davon aus, dass es sich bei der kraterähnlichen Senke des Laacher Sees um eine Mischform zwischen Caldera und Maar handelt. Von daher wäre es möglich, dass es in ferner Zukunft an dieser Stelle weitere Eruptionen geben könnte.

Vulkaneifel: Seismische Messkampagne gestartet

Großangelegte seismische Messkampagne in der Vulkaneifel

Die Vulkaneifel ist das jüngste Vulkangebiet Deutschlands und wurde von den Wissenschaftlern lange Zeit als erloschen eingestuft. Der letzte Vulkanausbruch in der Osteifel ereignete sich vor gut 13.000 Jahren, als es zu einer großen Eruption des Laacher-See-Vulkans kam. In der Westeifel entstand vor gut 11.000 Jahren das Ulmener Maar. Der jüngste Vulkan der Republik. Ein Vulkan gilt laut Definition als erloschen, wenn er länger als 10.000 Jahre inaktiv war. Eine Definition, die man bislang auf die gesamte Vulkaneifel angewendet hatte, obwohl es sich hier ja nicht um einen einzigen Vulkan handelt, sondern um eine Vulkanregion, die von einem Hotspot gespeist wird. Mittlerweile fand man heraus, dass die Eruptionszyklen solcher Regionen durchaus größeren Zeiträumen unterliegen können. Zudem wurden von den wenigen Messstationen, die es im Bereich der Eifel bislang gab, schwache Erdbeben mit niedrigen Frequenzen festgestellt, die sich in großer Tiefe im Bereich des Laacher-See-Vulkans ereignen. Zusätzlich wurde eine leichte Bodenhebung detektiert, die sich praktisch über das gesamte Gebiet der Vulkaneifel erstreckt: ein Indiz dafür, dass der Mantelplume unter der Eifel aktiv ist und magmatische Fluide aufsteigen, die das gesamte Areal nach oben drücken.

Large-N-Experiment soll Magmenkörper des Laacher-See-Vulkans aufspüren

Seit Jahren gibt es Stimmen -zu denen „vulkane.net“ und der assoziierte Vulkanverein „Vulkanologische Gesellschaft e.V.“ zählen- die fordern, dass ein Vulkanologisches Observatorium in der Eifel errichtet werden müsste. Davon sind wir zwar noch ein Stück entfernt, doch heute verkündete das Geoforschungszentrum Potsdam den Start einer groß angelegten seismischen Messkampagne in der östlichen Vulkaneifel. Großflächig wurde im Gebiet des Laacher-See-Vulkans ein seismisches Array installiert, das aus 350 Geophonen besteht und der Vulkaneifel den Puls fühlt. Die so gewonnen Daten sollen Aufschlüsse über die seismische Aktivität geben und werden auch dazu genutzt, mittels seismischer Tomografie ein Abbild des Untergrundes zu erstellen. Besonders Magmenkörper und Mantelplumes wurden in der Vergangenheit mit dieser Methode aufgespürt und visualisiert. Ein schönes Beispiel hierfür liefert die Erforschung des Mantelplumes unter der Yellowstone-Caldera. In der Osteifel möchten die Wissenschaftler so den Magmenkörper aufspüren, der die Eruption vor 13.000 Jahren mit Magma versorgte. Vielleicht lässt sich dann auch bestimmen, ob er frische Schmelze enthält.

Das Projekt in der Eifel wird unter Federführung des GFZ durchgeführt, es sind allerdings mehrere andere Institute und Erdbebendienste beteiligt. Die meisten Geophone wurden auf Grundstücken der Kommunen installiert, einige stehen auch auf privaten Grundstücken.

Das GFZ weißt ausdrücklich darauf hin, dass es derzeit keine Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch in der Eifel gibt. (Quelle: GFZ-Potsdam)