Island: Neuer Vulkanausbruch hat am 20.11.24 begonnen

Neue Eruption der Sundhnúkur-Kraterreihe auf Island – Nur sehr kurze Vorwarnzeit

Für die isländischen Vulkanologen dürfte es einem Schock gleichgekommen sein, als gestern am späten Abend die Seismizität langsam anstieg und sich in kürzester Zeit zu einer kleinen Krise entwickelte, der dann nur Minuten später eine neue Spalteneruption entlang der Sundhnukur-Kraterreihe folgte. Ein Schock deshalb, weil sie in den letzten Tagen mehrfach betonten, dass man in diesem Monat nicht mehr mit einem Ausbruch rechnen würde. Ich selbst war davon nicht ganz so überzeugt und wies in einem Update am Dienstag vorsichtig darauf hin, dass die Subsidenz westlich des Svartsengigebiets dadurch zustande kommen könnte, dass sich das Magma bereits auf den Weg in Richtung Osten gemacht hat. Dennoch war ich mir diesbezüglich alles andere als sicher, da die Seismizität bei Sundhnukur zwar etwas zunahm, aber gering blieb. Gestern Mittag stieg die Erdbebentätigkeit langsam an, wobei es aber nicht nur auf Reykjanes wieder öfter bebte, sondern auch bei Geirfuglasker (Eldey) vor der Südwestspitze von Reykjanes. Eindeutige Warnzeichen gab es dann in der Tat erst Minuten vor der Eruption: Mike Schüler schreibt in seiner FB-Gruppe, dass ca. 30 Minuten vor Einsetzen der Eruption eine Warnung von dem Kraftwerksbetreiber herausgegeben wurde, dass der Druck in den Bohrlöchern ansteigen würde. Zu dieser Zeit gab es dann auch ein kleines Schwarmbeben (weniger als 100 Einzelbeben) am Ort der Spaltenöffnung, die gegen 23:14 Uhr Lokalzeit begann.

Eine gut 3 Kilometer lange Eruptionsspalte öffnete sich

Die Spalte öffnete sich zwischen den vulkanischen Erhebungen Stóri Skógfell und Sýlingarfell auf der Sundhnukur-Kraterreihe und wuchs schnell auf eine Länge von ca. 3 Kilometer an. Es entstanden drei parallel verlaufende Risssegmente, die nur wenig versetzt sind. Ein Vorhang aus Lavafontänen schießt aus den Spalten hervor und speist zwei Lavaströme, die sich vornehmlich in nördlicher und westlicher Richtung bewegen. Der nördliche Lavastrom bedroht keine Infrastruktur, aber der westliche Strom fließt wieder in Richtung Geothermalkraftwerk Svartsengi. Inzwischen wurde erneut die Hauptstraße nach Grindavik unterbrochen und die Lavafront bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 300 m pro Stunde auf das Kraftwerk zu. Hier gibt es Schutzwälle, die das Kraftwerk zunächst vor Schlimmerem bewahren dürften, doch wie lange sie der Lava standhalten werden, ist ungewiss. Genauso ungewiss ist, wie lange die Eruption dauern wird. Entgegen den Erwartungen scheint der Ausbruch kleiner als die letzten beiden zu sein und könnte nur Stunden andauern. Aber da sich im Untergrund seit dem Ende der letzten Eruption am 5. September mehr als 23 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, könnte sich der Ausbruch auch verstärken und mehrere Wochen andauern.

Bis jetzt fließt keine Lava in Richtung Grindavik. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich weitere Risse öffnen werden, die der Stadt näher kommen. Die schwachen Vorwarnzeichen, die auch nur eine sehr geringe Vorwarnzeit ermöglichten, könnten sich irgendwann einmal als Problem darstellen, wenn sich eine Spalte näher bei Grindavik (oder sogar im Stadtgebiet) öffnen sollte.

Die Ereignisse zeigen einmal mehr, wie schwer es ist, einen Vulkanausbruch verlässlich zu prognostizieren. Ein Problem ist, dass man keine teuren Messinstrumente in einem Bereich aufstellt, wo sie schnell von der Lava gefressen werden könnten. Daher ist insbesondere das GPS/GNNS-Netzwerk im Bereich der Spalte, aber auch am Fagradalsfjall und nördlich davon nicht engmaschig genug, um dort die unterirdischen Prozesse vernünftig im Auge zu behalten.

Es ist übrigens die 10 Eruption auf Island, seit dem Beginn der Eruptionsserie am Fagradalsfjall im März 2021.

Island: Mehrere Erdbeben bei Sundhunkur

Weitere Zunahme der Seismizität bei Sundhunkur – Bodenhebung bei Svartsengi stagniert

Die geophysikalischen Messdaten, die uns aus dem Svartsengigebiet erreichen, scheinen auf den ersten Blick widersprüchlich zu sein, denn es wird ein leichter Anstieg der Seismizität, bei nachlassender Bodenhebung festgestellt. Wie das zusammenpassen kann, versuche ich hier zu entschlüsseln.

Seit gestern manifestierten sich bei der Sundhnukur-Eruptionsspalte 8 schwache Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die Beben deuten an, dass sich der Druck im Speicher- und Fördersystem des Magmas langsam weiter erhöht. Dabei stagniert die Bodenhebung an der Svartsengi-Messstation SENG seit einigen Tagen, anstatt weiter anzusteigen, wie man es bei einer Zunahme des Drucks erwarten würde.

An einigen Messstationen im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune bis hin zum Thorbjörn, Grindavik und Eldvörp im Südwesten zeigt sich sogar eine deutliche Subsidenz. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um messtechnische Eigenheiten, scheint hier die Bodenhebung sogar in eine Absenkung übergegangen zu sein. Doch wohin verschwindet das Magma? Vielleicht ist es doch schon in Richtung Sundhnukur unterwegs und zieht sich dort im tieferen Untergrund zusammen. Da es im Bereich der Sundhnukur-Spalte keine funktionierenden Messstationen mehr gibt, lässt sich keine fundierte Aussage über die Bodendeformation am wahrscheinlichsten Ort eines weiteren Ausbruchs treffen.

Das sagt IMO zur aktuellen Situation

In einem soeben veröffentlichten IMO-Update ist zu lesen, dass es noch zu früh ist, einen Rückgang der Bodenhebung zu postulieren, da ähnliche Absenkungen des Bodenniveaus auch an Messstationen außerhalb des Svartsengigebietes auftreten. Als mögliche Gründe werden Messungenauigkeiten infolge von leichten Schwankungen in den Umlaufbahnen der Satelliten angegeben. Diese sollen aufgrund des Weltraumwetters zustande kommen, wobei ich immer noch gravitative Kräfte für die wahrscheinlichste Erklärung halte.

In dem Bericht wird auch erklärt, dass es aufgrund des Islandwetters in den letzten beiden Wochen passiert sein könnte, dass nicht alle schwachen Erdbeben festgestellt wurden.

Die Forscher rechnen nicht mehr mit einem Ausbruch im November und lassen ihre Risikobewertung für das betroffene Gebiet gegenüber der letzten Woche unverändert.

Island: Schwarmbeben bei Sundhnukur am 04.11.24

Schwarmbeben entlang der Eruptionsspalte Sundhnukur auf Island – Alarm stand kurz bevor

Seit einigen Tagen nimmt die Erdbebenaktivität bei Sundhnukur zu. Ein zunächst nur lang einsetzender Prozess, der sich letzte Nacht deutlich beschleunigte, als es zu einem Erdbebenschwarm kam, der gegen 01:30 Uhr einsetzte und aus 27 Einzelbeben mit niedrigen Magnituden bestand. Die Hypozentren lagen in geringen Tiefen zwischen 5 und 3 Kilometern, wobei es auch den einen oder anderen Ausreißer gab. Die Epizentren manifestierten sich zwischen den beiden Erhebungen Sylingarfell und Stora-Skogfell auf der Sundhnukur-Kraterreihe, also dort, wo bislang die meisten Eruptionen stattfanden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich in dem Areal ein Aufstiegsweg des Magmas befindet und dass diese Zone auch wieder bei der nächsten Eruption aktiv sein wird. Die Frage ist nur, ob der Spalt von hier aus mehr in Richtung Norden oder Süden expandiert.

Als der Schwarm einsetzte, gingen bei den Rettungsdiensten mehrere Hilferufe ein. Offenbar fürchtete man, dass es zu einer Magmenintrusion kommt und dass ein Ausbruch unmittelbar bevor stand. Entsprechend äußerte sich heute auch IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson gegenüber der Zeitung MBL. Die Vulkanologen waren sich ebenfalls unsicher, ob nicht der nächste Ausbruch in den Startlöchern steht, und überlegten, Alarm zu geben. Aber kurz vor seiner Auslösung beruhigte sich die Erde wieder. Die Vermutung liegt nach, dass es tatsächlich zu einer kleinen Intrusion gekommen war.

Die GPS-Messungen zur Bodenhebung zeigen heute einen stärkeren Anstieg, als es in den letzten Tagen der Fall gewesen war. Es kann sein, dass die Geschwindigkeit der Bodenhebung fluktuiert, oder dass es zu Messungenauigkeiten gekommen war, die jetzt wieder ausgebügelt wurden. Wie dem auch sei: Es ändert nichts an der grundlegenden Situation, dass ein nächster Vulkanausbruch auf Island nur Wochen entfernt zu sein scheint, und wie das Beispiel gestern gezeigt hat, kann es jederzeit ohne lange Vorwarnung zu einem Ausbruch kommen.

Island: Erdbeben bei Sundhnukur am 01.11.24

Zunahme der Seismizität bei Sundhnukur bei gleichzeitiger Reduzierung der Hebegeschwindigkeit

Die Erdbebentätigkeit im Südwesten von Island ist heute wieder einmal erhöht, wobei sich die Seismizität nicht auf die Reykjanes-Halbinsel beschränkt. So gab es wieder ein Schwarmbeben nahe Ljósufjöll auf Snæfellsnes, das 26 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet wurde und bereits seit dem Spätsommer auffällig geworden ist. Noch ist unklar, ob die Beben tektonischen Ursprungs sind oder durch Fluidbewegungen verursacht werden, die letztendlich darauf hindeuten könnten, dass hier ein Vulkansystem erwacht. Doch solche Prozesse können sich über Jahre hinziehen, so dass man davon ausgehen kann, dass hier mittelfristig nicht mit einer Eruption zu rechnen ist.

Anders sieht es in dem Svartsengi-System auf Reykjanes aus, wo sich wahrscheinlich der nächste Vulkanausbruch oder auch eine Intrusion zusammenbraut. Nach Wochen mit sehr geringer seismischer Aktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreihe, dafür aber mit konstant anhaltender Bodenhebung scheint sich das Bild zu ändern: Die GPS-Messungen deuten seit 2 Tagen an, dass sich die Bodenhebung verlangsamt. Parallel dazu nimmt die Erdbebenaktivität etwas zu. Ein Prozess, den wir einige Wochen vor den letzten Eruptionen ebenfalls feststellen konnten. Je mehr Magma sich im Speichersystem akkumuliert, desto größer wird der Gegendruck, den neu aufsteigendes Magma überwinden muss, was letztendlich zu den beschriebenen Phänomenen führt. Ab der zweiten Novemberhälfte wird eine neue Eruption Tag für Tag wahrscheinlicher, wobei es natürlich noch nicht feststeht, dass es tatsächlich zu einer Eruption kommen wird.

Auch an den benachbarten Risssystemen steigerte sich die Seismizität. In den letzten 48 Stunden gab es 116 Erschütterungen. Viele davon im Krysuvik-System, aber auch am Fagradalsfjall und bei der Raufarhólshellir-Höhle.

Im Kartenabschnitt Vatnajökull bebte es nachts auch wieder an den bekannten Vulkanen unter dem Eis, aber auch nördlich davon. Gemeint sind Bardarbunga, Grimsvötn und Askja. Am letztgenannten Vulkan hält die Bodenhebung ebenfalls an.

Island: Droht ein Jahrzehnte lang andauernder Vulkanausbruch?

Isländischer Vulkanologe sieht die Möglichkeit eines Jahrzehnte lang andauernden Vulkanausbruchs auf Reykjanes

Auf Island halten die Erdbebenaktivität und die Bodenhebung weiterhin an, wobei es paradox erscheint, dass gerade in dem Bereich der größten Bodenhebung praktisch keine oder nur wenige Erdbeben auftreten. Stattdessen bebte es heute erneut in der Gegend von Hvannadalshnúkur im Vulkanmassiv des Öræfajökull, einem großen Vulkan am Südrand des Vatnajökullgletschers. Doch die Erdbebenaktivität soll nicht das Hauptthema dieses Blogeintrags sein; vielmehr möchte ich Euch von einem Interview mit dem bekannten isländischen Vulkanologen Prof. Þorvaldur Þórðarson berichten, das heute in Morgunblaðið veröffentlicht wurde.

Þórðarson hält es für möglich, dass die Aktivität entlang der Sundhnúkagígar-Kraterreihe so weit zunimmt, dass sie in einem Ausbruch mündet, der mehrere Jahre andauern könnte. Dabei könnte sich sogar ein Schildvulkan bilden. Dies würde bedeuten, dass nicht nur die wichtige Reykjanesbraut-Straße, sondern auch weitere Infrastrukturen auf der Halbinsel Reykjanes gefährdet wären.

Der Professor erklärte, dass Schildvulkane auf Island oft in einem einzigen langanhaltenden Ausbruch entstehen, der sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken kann. Um jedoch große Schildvulkane wie Skjaldbreiður zu formen, müsste ein Ausbruch bis zu 100 Jahre andauern.
Falls der nächste Ausbruch erneut zwischen den Erhebungen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell beginnt, könnte die Wahrscheinlichkeit eines länger andauernden Ausbruchs steigen. Þórðarson betont jedoch, dass dies nicht das wahrscheinlichste Szenario sei, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür wachse.



Vergleich mit dem Puʻu ʻŌʻō-Krater am Kilauea auf Hawaii

In seinen Ausführungen verwies der Vulkanologe auf Hawaii, wo der Ausbruch des Vulkans Kilauea 1983 begann und 35 Jahre anhielt. Vermutlich meint er die Puʻu ʻŌʻō -Eruption, bei der sich ein schildartiger Nebenkegel auf der Flanke des Kilauea bildete. Allerdings ist der Puʻu ʻŌʻō  kein eigenständiger Schildvulkan, und um zu einem solchen heranzuwachsen, hätte er bei gleichbleibender Förderrate Jahrhunderte bis Jahrtausende gebraucht. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage die Spekulationen beruhen, bleibt der medienaffine Professor jedoch schuldig. Tatsächlich widersprechen seine Aussagen den jüngsten Forschungen, die vermuten lassen, dass die Eruptionen entlang von Sundhnúkur von einer Magmadomäne in der Erdkruste gespeist werden, in der sich das Magma in mehreren kleinen Taschen ansammelt. Ob ein Jahrzehnte andauernder Ausbruch ohne Unterbrechung von einer solchen Magmadomäne gespeist werden kann, bleibt unklar.

Island: Weitere Daten zur letzten Eruption

Neue Vermessungen am Lavafeld bei Sundhnúkur – Größte Eruption auf Island seit Dezember 2023

Auf Island gingen wieder die Bildlandvermesser um und lieferten noch präzisere Daten zur Größe des Lavafelds, das bei der letzten Eruption an der Sundhnúkur-Kraterreihe entstanden war. Die Vermessungen bestätigten, was eigentlich bereits klar war: Der letzte Ausbruch im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe war der größte seit Beginn der Eruptionsphase in diesem Gebiet, die im Dezember 2023 begann, lässt man die Gangbildung vom 10. November außer acht.

Wie auf der IMO-Website berichtet wird, haben das Bildmessteam des Instituts und die Naturhistorische Landvermessung Islands Daten ausgewertet, die von Efla-Experten bei einem Drohnenflug über den Eruptionszentren am 11. September gesammelt wurden. Die Auswertung zeigt, dass das Lavafeld, das sich während der letzten Eruption (22. August bis 5. September) gebildet hat, eine Volumen von 61,2 Millionen Kubikmetern hat und eine Fläche von 15,8 Quadratkilometern bedeckt. Der dickste Teil des Lavabetts befindet sich um den am längsten aktiven Krater und hat eine Mächtigkeit von mehr als 30 Meter.

In den letzten Wochen war die seismische Aktivität um die Sundhnúkur-Kraterreihe gering. GPS-Messungen zeigen, dass die Bodenhebung bei Svartsengi weiterhin konstant gemessen wird. Modellberechnungen auf Basis dieser Daten deuten darauf hin, dass die Magmaansammlung unter Svartsengi ebenfalls mit gleichbleibender Geschwindigkeit fortgesetzt wird. Diese Entwicklungen ähneln laut den Messungen der Bodenhebung infolge von Magmaansammlung früheren Ereignissen in der Region.

Die seismische Aktivität in der Sundhnúkur-Kraterreihe war in den letzten zwei Wochen gering. Seit dem Ende der Eruption am 5. September gab es jedoch einige Aktivitäten auf der Westseite des Fagradalsfjall in einer Tiefe von 6 bis 8 km. Auch in der Region Trölladyngja war in den letzten Tagen erhöhte Aktivität zu verzeichnen. Die meisten Erdbeben in der Region waren klein, das stärkste wurde jedoch am 22. September östlich von Trölladyngja mit einer Magnitude von 3,0 gemessen. Im Gebiet von Trölladyngja wurden keine Verformungen festgestellt.

Übrigens gab es gestern auch wieder einige Erdbeben unter der Katla. Unruhige Zeiten auf Island.

Island: Vulkanausbruch in Endphase

Eruption auf Island hat stark nachgelassen und liegt wahrscheinlich in den letzten Zügen

Der 6. Vulkanausbruch entlang der Sunhnúkur-Kraterreihe auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel scheint sich seinem Ende zu nähern. Seit gestern ist auf den Livecams kein Lavaspattering mehr zu sehen, und es gibt nur noch eine schwache effusive Aktivität, bei der etwas Lava aus dem Krater strömt. Nachts war zeitweise ein kleiner Lavaaustritt sichtbar, der jedoch gegen Morgen ebenfalls seine Aktivität einstellte. Ein schmaler Streifen entlang der Lavafront glüht noch und wird weiterhin mit fließfähiger Lava versorgt, doch der Lavastrom bewegt sich kaum noch vorwärts. Diese Beobachtungen stellen jedoch nur eine Momentaufnahme dar, und Vulkanausbrüche sind dynamische Prozesse, die sich schnell ändern können. Es besteht also weiterhin die Möglichkeit einer Wiederbelebung der Eruption, doch meiner Meinung nach sieht es derzeit nicht danach aus.

Die These eines baldigen Endes der Eruption wird durch die Tatsache gestützt, dass die GPS-Messungen eine Abflachung der Bodenhebung andeuten. Sicher kann man sich jedoch erst nach 2-3 Tagen weiterer Messungen sein. Die aktuelle Kurve der Bodenhebung folgt jener nach der vorangegangenen Eruption, die am 29. Mai für beendet erklärt wurde. In Bezug auf den Magmenaufstieg aus dem tiefen Reservoir unter Fagradalsfjall in das flachere Reservoir unter Svartsengi scheint sich im Wesentlichen nichts geändert zu haben. Nach dem Vulkanausbruch ist also vor dem Vulkanausbruch.

Die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes ist gering und folgt dem Muster, das wir in ähnlichen Eruptionsphasen der vorangegangenen Ausbrüche gesehen haben. Das isländische Wetteramt registrierte in den letzten 48 Stunden nur 13 Erdbeben auf Reykjanes. Dennoch hält die Wetterbehörde ihre Warnung vor Luftverschmutzung aufgrund vulkanischer Gase aufrecht. Diese Warnung gilt auch für das Hauptstadtgebiet nordöstlich von Sunhnúkur.

Starkes Erdbeben am Reykjanes-Rücken

Am Reykjanes-Rücken, der sich in Verlängerung durch Island zieht, gab es ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag in einer fixierten Tiefe von 10 Kilometern, was darauf hindeutet, dass es sich um ein flaches Erdbeben handelt, dessen genaue Tiefe nicht bestimmt werden konnte. Es stand jedoch nicht in direktem Zusammenhang mit dem eruptiven Geschehen auf Island, da das Epizentrum 1467 km süd-südwestlich von Reykjavík lag.

Island: Vulkanspotter am Kraterrand gefilmt

Vulkanspotter wagte sich auf den aktiven Kraterrand – und erntet Shitstorm

Heute macht ein Bild eines jungen asiatischen Mannes die Runde, der sich bis auf den Kraterrand wagte. Das Bild wurde von einer Drohne aufgenommen, die der Pilot nahe an den Mann heransteuerte. Der Drohnenflieger teilte das Bild auf Instagram. Die Internet-Community verbreitete die Aufnahme weltweit, und der Wagemutige erntete einen Shitstorm für sein Unterfangen. Natürlich ist so eine Aktion mit Leichtsinn verbunden und nicht zur Nachahmung empfohlen. Man weiß aber nichts über den Hintergrund des Vulkanspotters, und vielleicht wusste er ja, was er tut. Allerdings brachte MBL einen Artikel mit einem Interview des Drohnenpiloten heraus, der meinte, der Tourist wäre auf dem Rückweg vom Kraterrand unkoordiniert umhergerannt.

Heute, im Zeitalter der Drohnen, ist es natürlich ein Leichtes, Aufnahmen zu liefern, ohne Risiken einzugehen oder sich auch nur anstrengen zu müssen, besonders, wenn man mit seinem Jeep zum Rand des Lavastroms vorfährt. Aber wo bleiben da Forscherdrang und Pioniergeist? Es ist etwas völlig anderes, einen Vulkanausbruch aus sicherer Entfernung zu beobachten oder ihn aus nächster Nähe zu erleben. Die Risiken solcher Aktionen lassen sich zwar nicht kleinreden, werden aber meistens von den Kommentatoren solcher shitstormauslösenden Bilder überschätzt, besonders, wenn es sich um rotglühende effusive Eruptionen handelt, die weniger gefährlich sind als graue explosive Ausbrüche. Von daher schließe ich mich dem Shitstorm mal nicht an, denn ich denke, letztendlich ist es eine individuelle Entscheidung, auf welche Risiken man sich einlassen möchte. Bei der Aktivität zu diesem Zeitpunkt hätte ich das Risiko für mich als vertretbar eingeschätzt. Hätte aber vermutlich einen Helm getragen und eine Gasmaske dabei gehabt. Klar ist aber auch, dass man in so einem Fall von anderen keine Hilfe erwarten darf, sollte man verunglücken.

Eruption bei Sundhnúkur fluktuiert weiter

Auf dem oben eingebetteten Video sieht man nicht nur sehr gut den Vulkanspotter, sondern auch den Krater und die Aktivität. Der Vulkanausbruch hält auf vergleichsweise niedrigem Niveau an und fluktuiert, was bedeutet, dass die Aktivität nicht konstant anhält. Sie verändert sich periodisch und wird in den ruhigeren Phasen so schwach, dass man meinen könnte, sie wäre fast vorbei. Auf diese schwachen Phasen folgen solche mit stärkerer Aktivität, bei der es zum Auswurf glühender Tephra kommt und Lavaströme aus einer Bresche im Kraterrand fließen.

Nachts scheint die Aktivität immer stärker zu sein als tagsüber, was auch darauf zurückzuführen ist, dass man die Rotglut im Dunkeln besser sieht. Scrollt man jedoch durch die Aufzeichnungen der Livestreams, stellt man schnell fest, dass es nachts tatsächlich oft zu einer Zunahme der Aktivität kommt, während Lava aus dem Krater überläuft.

Weitere Messungen der Bodenhebung zeigen, dass diese geringer ausfällt, als man es zu Anfang der Trendwende hätte vermuten können. Der Boden steigt nur langsam, was ein Indiz dafür ist, dass sich Magmenaufstieg aus der Tiefe und der Lavaausstoß am Krater fast die Waage halten.

Island: Eruption fluktuiert am 2. September

Eruption auf Island fluktuiert stark – Lavastrom schreitet langsam voran

Das Wetter auf Island ist genauso wechselhaft wie die Stärke der Eruption am Nordende der Sundhnúkur-Kraterreihe auf der Reykjanes-Halbinsel: Wer heute Morgen einen nebelfreien Blick auf die Eruption erhaschen konnte, wundert sich wahrscheinlich über die geringe Aktivität. Nur gelegentlich sieht man etwas Lava über den Kraterrand des neu entstandenen Kegels spritzen, genauso wie gestern Abend während der Dämmerung. Zwischendurch steigerte sich die Aktivität jedoch deutlich, sodass man aus zwei Schloten Aktivität beobachten konnte. Diese reichte von intensivem Lavaspattering bis hin zu einer kleinen Lavafontäne. Diese nächtliche Aktivitätshochphase ging mit einem deutlich erhöhten Lavaausstoß einher, und der Lavastrom erhielt einen deutlichen Schub, der sich auch in der emittierten Wärmestrahlung widerspiegelte. MIROVA detektierte eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1600 MW.

Die Experten des IMO äußerten sich heute in isländischen Medien zum Fortschritt der Lavafront und lieferten ein nicht ganz einheitliches Bild. Während Sigríður Kristjánsdóttir sagte, dass der Lavastrom kaum noch vorankomme und sich stark verlangsamt habe, meinte Gro Birkefeldt Pedersen, dass sich der Lavastrom zwar verlangsamt habe, aber dennoch innerhalb von 24 Stunden um bis zu 280 Meter weiter vorgedrungen sei. Aktuell ist der Strom gut 2 Kilometer lang und bewegt sich im Gebiet der Gemeinde Vogar. Die Lavafront ist jedoch noch 3,6 Kilometer von der wichtigen Straße Reykjanesbraut entfernt, und es ist sehr fraglich, ob die Eruption so lange anhält oder sich so stark verstärkt, dass die Straße erreicht wird. Auf ihrem Weg zur Straße müsste die Lava mehrere Erdspalten überwinden bzw. auffüllen, was ihre Migration deutlich verzögern würde. Kritische Infrastruktur scheint bis auf Weiteres also nicht gefährdet zu sein.

In Vogar wurde in den vergangenen 24 Stunden nur noch eine leichte Luftverschmutzung registriert, sodass sich auch hier die Situation entspannt hat.

Wie es auf Island weitergeht, ist zwar nicht genau vorherzusagen, doch allem Anschein nach hat der Vulkan bereits begonnen, sein Reservoir wieder aufzufüllen. Nach den Erfahrungen der letzten Monate könnte es zu einer weiteren Eruption im Svartsengi-Areal kommen. Sollten die übergeordneten Trends anhalten, die man in den sechs Eruptionsphasen und zwei Gangbildungen beobachten konnte, könnte der nächste Ausbruch allerdings gut vier Monate auf sich warten lassen. Zwar werden die Pausenintervalle immer länger, dafür aber die Ausbrüche stärker.