Hunga-Tonga-Ha’apai-Eruption beeinflusst Klima

Vulkanausbruch in Tonga könnte globales Wetter bis mindestens 2030 beeinflussen

Dass der Vulkanausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai das globale Wetter beeinflussen könnte, ist keine neue Spekulation. Relativ neu sind jedoch die Erkenntnisse einer Studie, die Ende Mai im Bulletin der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft veröffentlicht wurde. Demnach kommen die Forscher Martin Jucker, Chris Lucas und Deepashree Dutta zu dem Schluss, dass der Vulkanausbruch das globale Klima bis mindestens zum Jahr 2030 beeinflussen könnte. Grund hierfür sind die enormen Mengen Wasserdampf, die infolge der submarinen Eruption im Januar 2022 bis in die Stratosphäre aufgestiegen sind. Es handelte sich um 146 Millionen Tonnen Wasserdampf, die mit der Eruptionswolke des Vulkans bis auf eine Höhe von 57 Kilometern aufgestiegen sind. Es war der stärkste Vulkanausbruch seit der Tambora-Eruption im Jahr 1815. Der Wasserdampf verteilt sich nur langsam in den hohen Luftschichten und beeinflusst dort die Höhenwinde.

Die Forscher erstellten verschiedene Simulationen von Klimamodellen, bei denen sie die Chemie der Atmosphäre variierten, um die Auswirkungen des stratosphärischen Wasserdampfs auf die Oberflächentemperaturen zu bewerten. Die Simulationen kamen zu dem Ergebnis, dass sich während des Winters auf der Nordhalbkugel der Erde, besonders in den borealen Zonen, die Landmassen erwärmen. In Skandinavien und Nordrussland, aber auch im Norden von Kanada, fallen dadurch die Winter deutlich milder aus und es kann mehr schneien. Aber auch in den gemäßigten Breiten kommt es zu einer Erwärmung. Während des Winters auf der Südhalbkugel kommt es zu einer zusätzlichen Abkühlung, von der besonders Australien betroffen ist. Auch hier können sich die Niederschlagsmengen vergrößern.

Die Forscher verwiesen darauf, dass die Effekte des Vulkanausbruchs komplexer sind als eine bloße Erwärmung infolge der Emission von Treibhausgasen. Die durch den Wasserdampfeintrag in die Stratosphäre ausgelösten Änderungen der Höhenwinde beeinflussen in Zusammenhang mit der Erwärmung der Oberfläche auch Faktoren wie regionale Zirkulationsmuster und Wolkenrückkopplungen. Letztendlich könnte es allein durch das zusätzliche Wasser in der Atmosphäre zu erhöhten Niederschlägen kommen.

Die Forscher schließen mit einem Plädoyer, dass es weitere Forschungen geben muss, um die Effekte der Anomalie auf Klimaphänomene wie El Niño besser zu verstehen.

Ich finde es sehr spannend, wie ein Vulkanausbruch im fernen Tonga das Leben aller Menschen auf diesem Planeten beeinflussen kann. Ein wenig verwunderlich finde ich, dass Mainstreammedien kaum darüber berichten und dass die Erkenntnisse offenbar auch nicht zu den normalen Meteorologen durchgedrungen zu sein scheinen. Denn die extremen Niederschläge der letzten Monate, die mit zahlreichen Flutkatastrophen einhergingen, könnten durch die Phänomene infolge des Vulkanausbruchs in Tonga verstärkt worden sein und nicht ausschließlich durch den anthropogenen Einfluss auf den Klimawandel herrühren. Insofern eine wichtige Erkenntnis, wenn es um Debatten und Maßnahmen zum Klimawandel geht. (Quelle: https://doi.org/10.1175/JCLI-D-23-0437.1)

Tonga: Erdbeben und Vulkanausbruch am 18. Juni

Home-Reef-Volcano ist ausgebrochen – Starkes Erdbeben Mw 5,9 nördlich des Vulkans

Datum: 18.06.2024 | Zeit: 06:40:36 UTC | Lokation: -16.535 ; -173.831 | Tiefe: 35 km | Mw 5,9

Das Inselreich Tonga wurde heute Morgen von einem starken Erdbeben der Moment-Magnitude 5,9 erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich im äußersten Norden des Archipels, auf der geografischen Breite von Fidschi und etwa 350 Kilometer südlich von Samoa, wo das Beben spürbar war. Dem EMSC liegt eine Wahrnehmungsmeldung von dort vor. Offiziell wurde das Epizentrum 236 Kilometer nördlich von Neiafu lokalisiert. Zum Erdbebenherd gibt es unterschiedliche Angaben: Während das EMSC die Tiefe mit 35 Kilometern angibt, wird beim GFZ eine fixe Tiefe von 10 Kilometern angegeben. Dies deutet darauf hin, dass es Unsicherheiten bezüglich der exakten Tiefe gibt, es sich jedoch um ein flach liegendes Erdbeben handelte.

Der Erdstoß ist nicht das einzige Naturphänomen, das derzeit die Menschen in Tonga beschäftigt, denn es hat auch einen neuen Vulkanausbruch gegeben. Gestern kam es am Home-Reef-Vulkan zu einer Ascheemission, und es wurde eine VONA-Warnung vom VAAC Wellington veröffentlicht. Die Höhe der Aschewolke konnte nicht bestimmt werden. Bereits seit dem 13. Juni werden thermische Anomalien detektiert, die eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von bis zu 40 MW erzeugen. Die Anomalie erstreckt sich bis zur Küste der winzigen Vulkaninsel und könnte dort einen Ocean Entry verursachen, bei dem Lava ins Meer fließt. Zuletzt gab es am Home-Reef im Oktober letzten Jahres eine mehrtägige Eruption.

Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vulkanausbruch und dem Erdbeben gibt es nicht, doch beide Phänomene haben ihren Ursprung in den plattentektonischen Prozessen entlang des Tongagrabens. Entlang der 1250 Kilometer langen und bis zu 10.882 Meter tiefen Tiefseerinne hat sich eine Subduktionszone gebildet, die die Grenze zwischen der Australischen und Pazifischen Platte markiert. Westlich der Plattengrenze befindet sich der vulkanische Inselbogen von Tonga. Südlich des Home-Reef-Vulkans befindet sich mit dem Tofua ein weiterer Inselvulkan, der derzeit ebenfalls ausbricht. Noch ein wenig weiter südlich liegt der allseits bekannte Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai-Vulkan, der im Januar 2022 die stärkste Eruption der letzten 150 Jahre verursachte.

Tofua: Thermische Anomalie deutet auf Ausbruch hin

Vulkan Tofua zeigt Wärmeanomalie – Vulkanausbruch in Tonga wahrscheinlich

Tofua ist ein 515 m hoher Inselvulkan im Südsee-Archipel von Tonga. Seit zwei Tagen zeigt MIROVA eine Thermalstrahlung an, die eine Leistung von bis zu 229 MW aufweist. Schaut man sich bei Copernicus die aktuellen Sentinel-Aufnahmen an, dann erkennt man im Infrarotspektrum eine ausgeprägte thermische Anomalie in einem Krater am Nordrand der fünf Kilometer durchmessenden Caldera. Im normalen Lichtspektrum sticht eine Dampfwolke hervor, die auch geringe Mengen Vulkanasche zu enthalten scheint. Es gibt also einen Vulkanausbruch, der eine geringe explosive Komponente aufweist. Wahrscheinlich steht im Krater des Intracalderakegels Lofia eine größere Menge Lava in Form eines zähen Lavastroms, der sich über dem flachen Boden des Kraters verteilt. Darüber hinaus kann es strombolianische Explosionen geben. Visuelle Bestätigungen des Geschehens stehen aus. Tofua gilt als unbewohnt und wird nur gelegentlich von einer Handvoll Männern besucht, die auf der Insel Kava anbauen.

Die Caldera des Inselvulkans beherbergt einen Kratersee, der etwa zwei Drittel der Caldera einnimmt. Im nördlichen Teil der Caldera gibt es drei pyroklastische Kegel, von denen der Lofia der aktivste ist. Seit dem 18. Jahrhundert wurden 12 Eruptionen bestätigt, wobei aufgrund der Abgeschiedenheit der Insel nicht alle Eruptionen registriert worden sein müssen. Mehrere Ausbrüche waren explosiver Natur und brachten einen VEI 2 zustande. Die aktuelle Eruption wird zu einer Phase gerechnet, die im Jahr 2015 begann.

Der Tofua eruptiert überwiegend Andesitlava. Es kommen aber auch Andesitische Basalte und Dazite vor, die extrem zähflüssig sind und im Allgemeinen oft explosiv gefördert werden oder Dome bilden.

Von besonderem Interesse ist, dass Tofua zum Ha’apai-Archipel gehört, das in den letzten Monaten durch die folgenschwere Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai bekannt geworden ist. Hier scheint es also Potenzial für weitere Aktivität zu geben.

Neue Studie zur Hunga-Tonga-Ha’apai-Eruption

Hauptphase der Hunga-Tonga-Hunga Ha’apai-Eruption vermutlich durch magmatisches Gas ausgelöst

Der submarine Vulkan Hunga-Tonga-Hunga Ha’apai war im Januar 2022 für eine der größten Eruptionen der letzten 300 Jahre verantwortlich. Bei der Eruption handelte es sich um einen plinianischen Ausbruch mit einem VEI 6. Nachdem der Ausbruch einige Wochen andauerte, intensivierte er sich am 15. Januar innerhalb weniger Stunden enorm und erzeugte in gigantischen Explosionen eine Aschewolke, die bis zu 58 Kilometer hoch aufstieg. Die Explosionen rissen ein Loch in die Ozonschicht und bliesen enorme Mengen Wasserdampf in die Stratosphäre, wo sie das Klima bis heute beeinflussen. Die Eruption war so zerstörerisch, dass die Vulkaninsel, die gerade über den Meeresspiegel hinausgewachsen war, zerstört wurde. Zurück blieb ein 850 Meter tiefer Krater mit einem Volumen von 6,3 Kubikkilometern. Diese explosive Eruption verursachte auch atmosphärische Schockwellen, extrem hohe Tsunamis und ungewöhnliche, zerstörerische Meteotsunamis.

Bislang wurde vermutet, dass Risse im Vulkan Meerwasser bis zu den Magmenkörpern dringen ließen und phreatomagmatische Explosionen auslösten. Neue Untersuchungen eines neuseeländisch-australischen Forscherteams legen nahe, dass der Vulkanausbruch auf eine gasgetriebene Explosion magmatische Ursprungs zurückzuführen ist, nicht auf eine phreatomagmatische Explosion. Die jüngsten Erkenntnisse von GNS Science und der Australian National University deuten darauf hin, dass der Unterwasserausbruch des Hunga-Vulkans durch komprimiertes Gas ausgelöst wurde.

Die Studie deutet darauf hin, dass verschiedene Faktoren wie die Größe des Ausbruchs, die zeitliche Abfolge, die Menge des freigesetzten Gases und die Vulkanstruktur den gasgetriebenen Auslöser beeinflusst haben könnten. Die Autoren schlagen vor, dass dieser Mechanismus möglicherweise für ähnliche Ausbrüche charakteristisch ist, unabhängig davon, ob es sich um ozeanische oder subaerische Vulkane handelt.

Die Forscher entwickelten ein Modell, das zeigt, dass die chemische Reaktion vulkanischer Volatile im Magmenkörper Minerale hervorbringt, die einen Magmenkörper so abdichten können, dass Gase, die bei der Magmendifferentiation entstehen, nicht entweichen. Zu diesen Mineralien gehören Anhydrit und Quarz, die bei der Eruption in großen Mengen ausgestoßen wurden. Durch diese Abdichtung steigt der Gasdruck im Magmenkörper enorm, bis die abdeckenden Gesteinsschichten nachgeben und das Gas explosionsartig entweicht und so den Ausbruch auslöst.

Allerdings ist bekannt, dass so starke Eruptionen auch ausgelöst werden können, wenn frisches Magma in einen Magmenkörper mit differenzierter Schmelze eindringt. Dann kommt es zu chemischen Reaktionen, die ebenfalls viel Gas freisetzen. Was gegen das neue Modell spricht, ist meiner Meinung nach, dass die Eruption schon Wochen im Gange war, bevor es zu dem plinianischen Ausbruch kam. Ich würde daher vermuten, dass der Magmenkörper bereits offen war und Gelegenheit hatte, Gasdruck abzubauen.

Richard Henley, der Hauptautor der Studie, betonte die Bedeutung des Verständnisses der Ursache des Ausbruchs für die Vulkanüberwachung und Risikovorsorge nicht nur in Tonga, sondern auch in anderen Gebieten mit Unterwasservulkanen, wie dem neuseeländischen Meeresgebiet. (Quelle: sciencedirekt.com)

Tonga: Starkes Erdbeben am 18.01.24

Erdbeben Mw 6,4 erschüttert Tonga

Datum 18.01.2024 | Zeit: 22:12:22 UTC | Lokation: -18.966 ; -175.379 | Tiefe: 207 km | Mw 6,4

Gestern Abend erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4 das Inselreich Tonga. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des GFZ-Potsdam in 207 km Tiefe und damit bereits im oberen Erdmantel. Genaugenommen muss man also von einem Mantelbeben sprechen. Das Epizentrum wurde 151 km westsüdwestlich von Neiafu verortet. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums und der entlegenen Lage des Epizentrums offshore wirkte sich das starke Erdbeben an der Erdoberfläche kaum aus. Dennoch zeugt es von den Subduktionsprozessen am Tonga-Graben, die neben den Erdbeben auch für die Magmenbildung der Region verantwortlich sind. Der Tongagraben bildet eine mehr als 10.000 m tiefe Rinne am Ozeanboden, an der die Pazifische Platte unter die Platte Australiens abtaucht und partiell geschmolzen wird. Hinter der Subduktionszone steigt die Schmelze auf und es kommt zu Vulkanausbrüchen, die die Inseln des Inselbogens von Tonga entstehen ließen. Dass dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, davon zeugte vor 2 Jahren der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga- Hunga Ha’apai, der so viel Wasser in die Atmosphäre pustete, dass er das globale Klima beeinflusst. Die Forschungen zu den Auswirkungen dieses Ausbruchs sind noch nicht abgeschlossen, aber es steht die Vermutung im Raum, dass wenigstens ein Teil der starken Niederschläge, die aktuell in vielen Teilen der Welt auftreten, diesem Ausbruch geschuldet sind. Andere Faktoren können der anthropogene Klimawandel und das Phänomen El Nino sein.

Das Erdbeben ereignete sich wahrscheinlich an einem Teil subduzierter Ozeankruste, das noch nicht soweit aufgeheizt wurde, dass es plastisch verformbar ist, denn ansonsten hätte es hier kein Beben geben können.

Schwarmbeben auf Sulawesi

Das Beben in Tonga ist bei weitem nicht das einzige, dass sich dieser Tage entlang der Plattengrenze des östlichen Pazifiks ereignet, denn weiter nördlich gibt es zahlreiche Erdbeben bei der indonesischen Insel Sulawesi. Hier löste ein Erdbeben Mb 5,2 einen Schwarm an Nachbeben aus. Diesmal war nicht die Palu-Koro Blattverschiebung der Auslöser der Beben. Diese gingen wahrscheinlich auf das Konto des Batui-Grabens im Westen von Zentralsulawesi. Weiter nördlich gibt es zahlreiche aktive Vulkane.

Erdbeben und Vulkanausbruch in Tonga am 19.10.23

Erdbeben und Vulkanausbruch im Inselreich Tonga – Gibt es einen Zusammenhang?

Das Inselreich Tonga wurde in den letzten Tagen von mehreren Erdbeben gerockt. Das Stärkere ereignete sich am 10. Oktober und hatte eine Magnitude von 5,7. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 10 km. Das zweitstärkste Beben brachte es auf M 5,1 und manifestierte sich einen Tag später. Gestern gab es eine weitere Erschütterung mit einer Magnitude von 4,5 und einem Hypozentrum in 80 km Tiefe. Das Brisante daran ist, dass sich der Erdstoß in der Nähe des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai ereignete, der vor 2 Jahren eine verheerende Eruption erzeugte. Der aktuell aktive Vulkan Home Reef, der aufgrund seiner Aktivität ebenfalls für Schlagzeilen sorgt, liegt nur ca. 150 km weit entfernt. Dazwischen befindet sich der Inselvulkan Tofua, der ebenfalls vulkanisch unruhig ist und sporadisch Wärmeanomalien aufweist.

Während nicht bekannt ist, ob der submarine Vulkan Hunga-Hunga Ha’apai Unterwasser postvulkanisch aktiv ist, gibt es vom Home Reef aktuelle Tätigkeitsberichte. Das zuständige Observatorium TGS veröffentlichte heute ein Statement, nachdem es in den letzten 48 Stunden 10 Eruptionen am Vulkan gab. Dabei wurden offenbar kleine Aschewolken freigesetzt. Bisher nahm man an, dass es sich um eine rein effusive Eruption handelt, bei der zähflüssige Lava austritt, die ein Mittelding zwischen Pancake-Lavadom und zähem Lavastrom förderte. Auf Satellitenaufnahmen war eine thermische Anomalie zu sehen gewesen. Außerdem vergrößerte sich die Insel entlang der Südküste. Home Reef misst inzwischen 480 x 250 m.

Die drei hier genannten Vulkane sind Teile des vulkanischen Tonga-Tofua-Vulkanbogens, der sich entlang einer Linie westlich des Hauptarichpels von Tonga aufspannt. Der Inselbogen liegt am Ostrand des Lau Basins. Im Westen von Tonga befindet sich der Tonga-Graben, an dem die pazifische Platte unter die australische Platte abtaucht und subduziert wird. Entlang dieses Grabens ereignen sich die stärkeren Erdbeben, wie jenes vom 10. Oktober. Die schwächeren Erdstöße ereignen sich oft entlang des Inselbogens und könnten direkt oder indirekt mit dem Vulkanismus in Zusammenhang stehen. Generell gilt, dass der Vulkanismus entlang des pazifischen Feuerrings seine Ursache in den gleichen Prozessen findet wie die Erdbeben.

Erdbeben-News 10.08.23: Tonga

Tonga wurde von einem Erdbeben Mw 6,1 erschüttert

Datum 08.08.23 | Zeit: 18:38:55 UTC |  -15.251 ; -173.171 | Tiefe: 41 km | Mw 6,1

Vorgestern bebte es abends im Norden des Inselreichs Tonga. Der Erdstoß brachte es laut dem GFZ Potsdam auf eine Momentmagnitude von 6,1. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 5,8. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 58 km. Das Epizentrum wurde 185 km süd-südwestlich von Gataivai auf Samoa verortet, obwohl das Beben Tonga zugerechnet wurde. Meldungen über Schäden liegen nicht vor, auch ein Tsunami-Alarm wurde nicht gegeben.

Das Erdbeben hat einen interessanten tektonischen Hintergrund. Es stand mit dem Tonga-Graben in Verbindung, der eine Verlängerung des Kermadec-Grabens darstellt, der im Bereich der neuseeländischen Nordinsel entspringt. Das Beben manifestierte sich in einem Bogen des Tonga-Grabens, wo die Subduktionszone durch eine kurze Transformstörung mit der divergenten Störung des Lau-Rückens verbunden ist. Die komplexe Tektonik der Region, die den Ozeanboden in mehrere kleine Platten und Becken unterteilt, steht im Kontext mit dem Samoa-Mantelplume, der nordöstlich der Störungszonen vermutet wird. So sollen die Vulkane Samoas eine Mischform aus Subduktionszonen-Vulkanen und Hotspot-Vulkanen sein.

In der Region gibt es ausgeprägten Vulkanismus, stoßen hier doch mehrere vulkanische Inselbögen zusammen. Spätestens seit der folgenschweren submarinen Eruption des Tonga Hunga – Hunga Ha’apai im Winter 2021/22 (dem wir möglicherweise die sintflutartigen Regenfällen der letzten Monate zu verdanken haben) ist klar, dass die Vulkane dieser Region alles andere als unbedeutend sind. So war der aktuelle Erdstoß stark genug, um Einfluss auf die Aktivität der Vulkane dort zu nehmen. Andererseits handelt es sich um eine seismisch hoch aktive Zone, in der es oft vergleichbare oder stärkere Erdbeben gibt, sodass sich kaum ein direkter Zusammenhang zwischen einzelnen Erdbeben und der Aktivität der Vulkane beweisen lassen wird.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Mexiko: Erdbeben Mw 5,8

Datum 09.08.23 | Zeit: 09:33:27 UTC | 16.197 ; -93.505 | Tiefe: 122 km | Mw 5,8

Die mexikanische Region Chiapas wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 122 km Tiefe, weswegen sich der Erdstoß an der Oberfläche schwächer auswirkte, als man anhand der Magnitude vermuten könnte. Das Epizentrum wurde 25 km west-südwestlich von Villaflores lokalisiert.


Tanzania mit Erdbeben Mw 5,5

Datum 08.08.23 | Zeit: 15:31:19 UTC | -5.389 ; 34.962 | Tiefe: 10 km | Mw 5,5

Vorgestern gab es einen moderaten bis starken Erdstoß im tansanischen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys. Das Beben hatte eine Magnitude von 5,5. Das Hypozentrum wurde mit 10 km Tiefe angegeben. Das Epizentrum befand sich 36 km südöstlich von Ikungi. Es gab einige moderate Nachbeben. Starke Erdbeben sind an divergenten Rifts vergleichsweise selten und zeugen von einem Zerreißen der Erdplatten entlang der Störungen. Im Gegensatz dazu entstehen Erdbeben an konvergenten Plattengrenzen durch explosionsartigen Spannungsabbau infolge eines Verhakens und Beugens der abtauchenden Platte.

Erdbeben-News 03.07.23: Tonga

Starkes Erdbeben Mw 6,7 bei Tonga

Datum 02.07.23 | Zeit: 10:27:44 UTC | -17.819 ; -175.073 | Tiefe: 224 km | Mw 6,7

Gestern Mittag erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,7 die Inselrepublik Tonga. Dieser Wert stammt vom EMSC. Das GFZ kam auf eine Magnitude von 6,9 Das Epizentrum des Bebens lag im Norden des Archipels und wurde 148 km west-nordwestlich von Neiafu lokalisiert. Da sich der Erdbebenherd in 224 km Tiefe befand und somit bereits im Erdmantel lag, wirkte sich das Erdbeben an der Oberfläche nicht so stark aus, wie man es bei einem Erdbeben dieser Magnitude erwarten würde. Es gab mehrere Nachbeben.

Das Beben stand sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Subduktion am Tonga-Graben und ereignete sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste, das bis in den Erdmantel abgetaucht ist, ohne plastisch zu werden. Dadurch konnten sich Spannungen im Gestein durch spröden Bruch abbauen. Die Region ist bekannt für ihre Mantelbeben, die weltweit am häufigsten auftreten und zu den stärksten gehören.

Tonga ist nicht nur für seine Erdbeben berüchtigt, sondern auch für seine Vulkane. Das Archipel bildet einen vulkanischen Inselbogen. Es gibt nicht nur Vulkaninseln, sondern auch submarine Vulkane wie den Hunga Tonga-Hunga Ha’apai, der vor 2 Jahren für den größten Vulkanausbruch der letzten 150 Jahre verantwortlich war. Es ist unwahrscheinlich, dass es in nächster Zeit zu einem erneuten Ausbruch des genannten Vulkans kommt, aber durch ein starkes Erdbeben könnte eine Eruption am Inselvulkan Tofua ausgelöst werden. Der Vulkan ist fumarolisch aktiv und erzeugt manchmal schwache Wärmeanomalien. Bereits im letzten Jahr bestand die Befürchtung eines Vulkanausbruchs. Laut GVP befindet sich der Vulkan seit 2015 tatsächlich in einer schwachen eruptiven Phase. Der letzte größere Vulkanausbruch am Tofua ereignete sich im Jahr 2011.


Weitere Erdbebenmeldungen

Island: Erdbeben M 3,1 unter Katla

Datum 02.07.23 | Zeit: 22:57:14 UTC | 63.661 ; -19.165 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,1

Der isländische Calderavulkan Katla kommt nicht zur Ruhe. Gestern Abend manifestierte sich ein weiterer Erdstoß der Magnitude 3,1. Das Hypozentrum lag wieder in 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 4.8 km ost-nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Es gab auch einige schwächere Erdbeben.

Erdbeben-News 25.06.23: Deutschland

Schwaches Erdbeben im Ruhrgebiet

Datum 21.06.23 | Zeit: 20:40:45 UTC | 51.561 ; 6.913 | Tiefe: 1 km | ML 1,1

Bereits am Mittwochabend wurde im westlichen Ruhrgebiet ein schwaches Erdbeben der Magnitude 1,1 registriert. Der Erdbebenherd lag in 1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde nahe der Stadtgrenze Oberhausen Königshardt- Bottrop Fuhlenbrock ausgemacht und befand sich demnach nur 3 km von meinem Wohnort entfernt. Dennoch ist diese Beben spurlos an mir vorübergegangen, bis ich jetzt in lokalen Medien davon erfuhr. Das lag daran, dass der Erdstoß nicht bei meiner bevorzugten Erdbebenwarte EMSC angezeigt worden ist, sondern nur von der regionalen Erdbebenstation in Bensberg (Köln/Bonn) gemeldet wurde.

In den Internetmedien wurde schnell spekuliert, dass das Beben im Zusammenhang mit dem früheren Bergbau der Region stand und möglicherweise durch den Einsturz eines alten Stollens oder Absenkungen an einem Kohlenflöz hervorgerufen wurde. Die Spekulation wurde dadurch genährt, dass sich in der Nähe des Epizentrums die stillgelegte Zecher Prosper Haniel befindet. Es war eine der letzten Zechen, die im Ruhrgebiet stillgelegt worden sind und bis 2018 in Betrieb war. Ich selbst wohne quasi im Hinterhof der Zeche Osterfeld und habe als Kind und junger Erwachsener den Bergbau mitbekommen und natürlich auch Bergschäden am Haus, die durch entsprechende Bodenbewegungen entstanden. Doch spätere Recherchen zeigten, dass der Erdstoß sehr wahrscheinlich eine nicht-tektonische Ursache hatte und auch nicht mit dem Bergbau in Verbindung stand: in der Nachbarstadt Essen wurde am Mittwochabend eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gesprengt und Seismologen gehen jetzt davon aus, dass die dadurch entstandenen Erschütterungen von den Seismografen in Bensberg aufgefangen wurden. Aufgrund der geringen Magnitude wird es zu einer falschen Lokalisierung der Erschütterung gekommen sein. Es handelte sich also nicht um ein Erdbeben, sondern nur um Vibrationen, die durch den Boden übertragen wurden.


Weitere Meldungen:

Erdbeben Mw 6,0 bei Tonga

Datum 25.06.23 | Zeit: 07:17:05 UTC | 24.30 S ; 175.61 W | Tiefe: 49 km | Mw 6,0

Heute ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 6,0 südlich von Tonga. die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 49 km angegeben. Das Epizentrum lag 337 km südlich von ‘Ohonua. Auf der Shakemap erkennt man, dass es in den vergangenen Tagen mehrere Beben in der Region gegeben hat. Sie standen in Verbindung der Subduktion am Tonga-Graben.