Heute ist die Zahl der Erdbeben unter dem Zentralvulkan wieder etwas angestiegen. In den letzten 48 Stunden wurden 17 Beben mit M größer als 3 registriert, das Stärkste hatte eine Magnitude von 4,6. Eines dieser Beben manifestierte sich unter dem Nachbarvulkan Tungnafellsjokull. Die Anzahl schwächerer Beben ist ebenfalls höher als in den letzten Tagen. Besonders entlang des magmatischen Ganges und am Herdubreid ereigneten sich zahlreiche schwache Erdbeben.
IMO spricht davon, dass die Aktivität an der Holuhraun-Spalte nachgelassen hat, aber immer noch stark sei. Die meisten Lavaströme fließen nun in Tunnelsystemen und sind oberflächlich nicht sichtbar.
Vulkanausbruch
Hunga Ha’apai: submarine Eruption
Die Aktivität des submarinen Vulkans Hunga Ha’apai (Tonga) zeigt immer stärkere überseeische Auswirkungen. Gestern meldete das VAAC Darwin eine Aschewolke die fast 5 km hoch aufstieg und im Umkreis von 18 Kilometern Asche niederregnen ließ. Der Flugverkehr zwischen den Inseln wird bereits beeinträchtigt, einige Flüge fielen aus. Flüge zwischen Neuseeland und Samoa wurden umgeleitet.
Wetter-Wolken behinderten die Sicht auf den Vulkan, aber möglicher Weise taucht dort bald eine neue Insel auf. Hunga Ha’apai ist einer der aktivsten submarinen Vulkane der Welt. In 2009 ließ er bereits eine kleine Insel entstehen.
Bardarbunga: neue Daten
Das IMO veröffentlichte neue Daten luftgestützter Radarmessungen. Der Flug über den Bardarbunga wurde am 30. Dezember 2014 durchgeführt:
- Das Lavafeld bedeckt nun 83 Quadratkilometer
- Die Durchschnittliche Mächtigkeit des Lavafeldes beträgt 10 Meter. Im Zentrum des Lavafeldes beträgt die Mächtigkeit 12 m, im Westen sind es 14 m.
- Am Rand des Lavasees bildet die Lava einen 40 m hohen Wall.
- Die seit Eruptionsbeginn geförderte Lavamenge beträgt ca. 1,1 Kubikkilometer.
- Die Subsidenz am Zentralvulkan beläuft sich auf ca. 0,25 m am Tag. Insgesamt sackte der Calderaboden um 59 m ab.
In den letzten 48 Stunden wurden unter dem Zentralvulkan 6 Erdbeben mit Magnituden größer als 3 registriert. Das Stärkste brachte es gestern Abend auf M 4,9.
Vulkane weltweit
Ätna (Italien): seit Tagen war der Tremor erhöht, gestern Abend manifestierten sich nun strombolianische Eruptionen in der Voragine. Neben der Bocca Nova ist dies der zweite der großen Gipfelkrater. Die Eruptionen schleuderten glühende Lavabomben bis weit über den Kraterrand. In unserer facebook-Gruppe „volcanoes and volcanism“ gibt es zahlreiche Fotos davon.
Colima (Mexiko): der Vulkan in der Provinz Jalisco eruptierte eine 3 km hohe Aschewolke. Seit einigen Monaten wächst ein Dom im Krater des Colimas.
Klyuchevskoy (Russland): der Vulkan auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka ist seit ein paar Tagen wieder aktiv. Es wurden strombolianische Eruptionen aus dem Gipfelkrater gemeldet. Vereinzelt werden auch höher aufsteigende Aschewolken registriert. Die letzte Eruption im Herbst 2013 konnte ich dokumentieren und erstellte eine Bildergalerie.
Sakura-jima (Japan): nach einigen Wochen relativ geringer Aktivität produzierte der Vulkan gestern 10 Ascheeruptionen, die vom VAAC Tokyo registriert wurden. Im Allgemeinen bilden sich in diesen Aschewolken häufig vulkanische Blitze.
Sinabung (Indonesien): gestern wurden mehrere pyroklastische Ströme am Sinabung beobachtet. Sie legten Entfernungen bis zu 2,5 km zurück. Seit Herbst 2013 wächst ein Lavadom im Vulkankrater und es kommt immer wieder zu Phasen mit erhöhter Aktivität.
Bardarbunga: Seismik rückläufig
Die Erdbebentätigkeit unter dem Zentralvulkan Bardarbunga ist etwas zurückgegangen. Besonders reduziert hat sich die Anzahl der Erdbeben mit Magnituden größer als 3. In den letzten 48 Stunden wurden nur noch 5 dieser Beben aufgezeichnet. Das Stärkste brachte es gestern Nacht auf eine Magnitude von 4,6. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Subsidenz (Absinken) des Calderabodens ebenfalls etwas nachgelassen hat und weniger Magma aus der Magmakammer unter dem Bardarbunga strömt. Wie groß dieser Effekt auf die Eruption an der Holuhraun-Spalte ist, lässt sich aus der Ferne nicht genau beurteilen. Zumindest ein Teil der dort geförderten Gesteinsschmelze soll direkt aus dem Erdmantel aufsteigen. Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Förderrate in den letzten Wochen zurückgegangen ist.
Ätna: Paroxysmus No 2
Letzte Nacht ereignete sich am Ätna auf Sizilien ein paroxysmaler Vulkanausbruch. Es war der zweite Paroxysmus in diesem Jahr. Die Eruption begann ohne große Vorwarnung und war von mittlerer Stärke. Die Hauptphase dauerte ca. 90 Minuten, der gesamte Ausbruch 2 Stunden. Der Gipfelbereich lag in Wolken gehüllt, die von einer Lavafontäne rot illuminiert wurden. Eine Aschewolke wurde vom Wind in südöstlicher Richtung gedrückt. In einigen Orten regnete es Vulkanasche. Ein Lavastrom floss ins Valle del Bove. Der Tremor ist auch nach der Eruption leicht erhöht. Es bleibt spannend abzuwarten, ob sich wieder eine Ausbruchsserie einstellen wird! In unserer FB-Gruppe gibt es einige Fotos.
Bardarbunga: erneutes Schwarmbeben
Gestern Abend gab es wieder ein Schwarmbeben unter dem Zentralvulkan. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 4,7. Insgesamt registrierte IMO in den letzten 48 Stunden 24 Beben mit Magnituden größer als 3. Am Nachbarvulkan Tungnafellsjökull manifestierte sich ebenfalls ein Erdbebenschwarm.
Die Eruption an der Holuhraun-Spalte geht weiter. Heute war auf der LiveCam mal wieder etwas zu sehen. Lava fließt durch einen Tunnel in südlicher Richtung und tritt am Rand des Lavafeldes aus. Zudem sind Lavaströme in der Nähe des Lavasees erkennbar. Ein Strom fließt in östlicher Richtung. In dieser Richtung gab es bisher nur wenig Lava.
Fogo: Lava fließt weiter
Vor wenigen Tagen stagnierte die Lava auf der Kapverden Insel Fogo, doch gestern floss sie langsam (5 m/h) durch den Ort Portela. Scheinbar hat sich die Förderrate wieder erhöht. Zudem bereitet die Trinkwasserversorgung Probleme: besonders einzeln stehende Gebäude bekommen ihr Wasser über Zisternen, in diesen wurde ein erhöhte Bakterienkonzentration gemessen. Nun soll untersucht werden, ob die Vulkanasche giftige Stoffe in die Zisternen transportiert hat. Die Analyse der Wasserproben soll bis zu 2 Wochen dauern.
Bardarbunga: Seismik rückläufig
In den letzten 48 Stunden ist die Anzahl der vulkanisch bedingten Erdbeben stark zurück gegangen. Insgesamt wurden 134 Beben registriert, nur 9 hatten eine Magnitude größer als 3. Das Stärkste erreichte gestern M 5,3. Die Subsidenz (das Absinken des Calderabodens) hat sich ebenfalls verlangsamt. Es sieht so aus, als würde die Aktivität nach 4 Monaten nun langsam nachlassen. Natürlich kann es sich auch nur um einen kurzfristigen Rückgang handeln und die Gefahr einer explosiven Eruption des Zentralvulkans ist noch nicht gebannt. Diese kann sogar noch nach dem Ende der Spalteneruption erfolgen.