Yellowstone-Caldera: Bären verlassen angeblich den Park

Grizzly-Bären im Yellowstone-Nationalpark verlassen angeblich in Scharen den Park – Furcht vor Supervulkaneruption geht um

Yellowstone, 15.07.2025Ein seit gestern viral gehendes Video zeigt eine große Gruppe Grizzlybären, die angeblich dabei ist, den ältesten Nationalpark der Welt zu verlassen. Das Video wurde von Influencer Scott Whitehead geteilt und verbreitet. Er meinte, dass selbst Wissenschaftler rätseln, warum die Tiere den Park verlassen. Angeblich sind bereits in der letzten Woche Berglöwen geflüchtet. Tausende Kommentare zu dem Video spekulierten nun darüber, dass die Tiere erste Warnsignale einer bevorstehenden Supervulkaneruption wahrnehmen würden und daher die Flucht angetreten hätten.

Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass Tiere über eine besondere Sensorik verfügen, die sie bereits Stunden vor einem Erdbeben oder Vulkanausbruch warnen und nervös werden lassen. So sollen vor einem starken Erdbeben in China massenhaft Schlangen abgewandert sein. Und selbst Wissenschaftler sehen in den Tierwahrnehmungen Potenzial Frühwarnsysteme zu entwickeln, etwa indem man das Verhalten von Ameisen und Zeigen in gefährdeten Gebieten beobachtet.

Einige Faktenchecker veröffentlichten Gegenartikel zu dem viral gehenden Video des Influencers und meinten, dass die Tiere eine reguläre Migration im Park durchführen, doch das ist ebenso falsch, wie die zugrundeliegende Annahme, dass die Pumas und Bären aufgrund einer sich anbahnenenden Katastrophe den Nationalpark verlassen, denn das Video stammt überhaupt nicht aus dem Yellowstone. Es wurde vermutlich in einem Bären Freiluftzoo in Rapid City (South Dakota) aufgenommen, wie aufmerksame Zuschauer des Videos herausgefunden haben, denn sie erkannten die Gegend und vor allem den Zaun wieder, den man im Hintergrund des Clips erkennen kann. Unseriöse Content-Creators wie Scott Whitehead dürften das nicht jucken, denn für ihn scheint nur der Werbeumsatz zu zählen.

Abseits der Videoanalyse gibt es in der Yellowstone-Caldera keine Parameter, die auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten würden, obgleich sich in den letzten Monaten die Meldungen über hydrothermale Explosionen häufen. Langfristig betrachtet gilt es aber als wahrscheinlich, dass der Vulkan irgendwann einmal wieder ausbrechen wird

Um das Video nicht weiter zu verbreiten bette ich es hier nicht ein, sondern zeige Euch nur einen Screenshot davon.

Yellowstone-Caldera: Neuer Thermalpool im Norris-Geyser-Basin

Neuer Thermalpool im Norris Geysir Basin. © USGS/ Mike Poland

Neuer Thermalpool im Norris-Geysir-Basin der Yellowstone Caldera entdeckt – Entstehungsgeschichte enträtselt

Im Yellowstone-Nationalpark wurde ein neuer Thermalpool entdeckt. Geologen stießen am 10. April 2025 bei Wartungsarbeiten an Gerätschaften im Norris-Geysir-Basin auf den bislang unbekannten Pool, der sich in einem besonders aktiven Teil des Porcelain-Basin gebildet hatte. Die etwa vier Meter breite, hellblaue Wasseransammlung liegt westlich einer als „Tree Island“ bekannten Vegetationsinsel. Das Wasser ist rund 43 °C warm und steht etwa 30 Zentimeter unterhalb des Randes – ein klarer Hinweis auf jüngste hydrothermale Aktivität.

In einem nun veröffentlichten Bericht des USGS wird die Entstehungsgeschichte der heißen Quelle entschlüsselt, indem alle zur Verfügung stehenden Daten verschiedener Messsensoren und Satellitenbilder ausgelesen und interpretiert wurden. Das erstaunliche Ergebnis: Die neue geothermale Manifestation muss sich um die Weihnachtszeit 2024 herum gebildet haben. Im Winter liegt im Yellowstone für gewöhnlich viel Schnee und die abgelegenen Bereiche der Geothermalgebiete sind nicht zugänglich, weshalb 4 Monate bis zur Entdeckung des Pools vergingen.

Der Ursprung der neu entdeckten Quelle konnte mithilfe von Satellitenbildern und Infraschall-Daten eingegrenzt werden. Noch am 19. Dezember 2024 war die Stelle unauffällig. Ab dem 6. Januar 2025 zeigte sich eine Senke, und bis Mitte Februar war die Quelle vollständig ausgebildet. Ein schwaches akustisches Signal aus der Region wurde am 25. Dezember 2024 aufgezeichnet – offenbar der Moment, in dem die Bildung des Phänomens mit einer schwachen hydrothermalen Eruption begann. Weitere schwache Signale folgten im Januar und Februar, allerdings ohne seismische Begleitaktivität.

Die neue Thermalquelle scheint somit nicht das Ergebnis eines einzelnen explosiven Ereignisses zu sein, sondern entstand durch mehrere kleinere Ausbrüche, die Gestein und Quarzschlamm über kurze Distanzen verlagerten. In der Grube sammelte sich anschließend heißes Wasser – ein leises, aber sichtbares Zeichen für die ständige Aktivität unter der Oberfläche des mächtigen Calderavulkans. Und vielleicht ein geologisches Weihnachtswunder.

Das Norris-Geysir-Becken gilt als das heißeste und dynamischste Thermalgebiet im gesamten Yellowstone-Nationalpark. Hier treten regelmäßig Veränderungen auf, darunter neue Dampfaustritte, Farbveränderungen des Bodens oder sogar explosive Ereignisse. Besonders auffällig war eine Phase erhöhter Unruhe im Sommer 2018: Damals kam es zu einer Serie seismischer Ereignisse und vermehrtem Austritt von heißem Dampf. Zu dieser Zeit wurde auch der weltgrößte Geysir – Steamboat – aktiver und er begann, alle paar Tage zu springen. Inzwischen hat sich das Pausenintervall wieder deutlich ausgedehnt. Der letzte Sprung erfolgte nach einer Pause von 69 Tagen am 14. April 2025. Statistisch gesehen wäre ein Sprung in den nächsten Tagen fällig.

Yellowstone: Hydrothermale Eruption am Diamond Pool

Am Diamond-Pool im Yellowstone Nationalpark gab es eine weitere hydrothermale Eruption – Ereignis von Kamera aufgezeichnet

Yellowstone, 05.07.2025Am 3. Juli gab es eine weitere hydrothermale Eruption aus dem Diamond-Pool im Biscuit Basin. Das Ereignis manifestierte sich um 20:18 Uhr Lokalzeit und wurde von der neuen Überwachungskamera aufgezeichnet, die erst am 14. Mai installiert wurde. Seitdem war die dritte Explosion dieser Größenordnung, bei der eine Wasser-Dampf-Fontäne mehrere Meter hoch aufsprudelte. Die Fontäne wirbelte auch Steine und Schlamm mit auf. Die anderen beiden Explosionen ereigneten sich am 31. Mai und 12. Juni. Außerdem wurde eine Reihe schwächerer Ereignisse festgestellt.

Hydrothermale Explosion

Der Diamond-Pool rückte in das Interesse der Forscher vom Yellowstone Volcano Observatory, nachdem es am 23. Juli 2024 eine starke hydrothermale Explosion gegeben hatte, von der nicht nur die Wissenschaftler überrascht wurden, sondern auch zahlreiche Besucher des Nationalparks. Wie durch ein Wunder kamen keine Personen zu Schaden, obwohl neben heißem Wasser und Schlamm auch massenhaft große Gesteinsbrocken 20 bis 30 m hoch aus dem Schlot des Diamond-Pools geschleudert wurden. Zurück blieb ein gut 10 m durchmessender Krater im Pool.

Die neue Kamera steht leider ziemlich schräg und erfasst einen zu kleinen Bildausschnitt. Das Foto habe ich etwas grade gerückt, wodurch sich der Bildausschnitt allerdings weiter verkleinerte.

Die visuellen Aufzeichnungen helfen den Wissenschaftlern, andere Daten aus dem Gebiet zu interpretieren. Zu diesen Daten gehören Temperaturänderungen im Pool, seismische Signale und Infraschall, der durch starke Entgasungen und Explosionen verursacht wird. Auf den aktuellen Aufnahmen ist sogar eines der temporären Seismometer zu sehen, die rund um den Pool aufgestellt wurden – das weiße, kaffeedosengroße Objekt rechts vom Ufer des Pools in der Bildmitte. Es wurde von der Flutwelle des Ausbruchs überflutet, scheint aber unbeschadet überstanden zu haben!

Laut den YVO-Wissenschaftlern stehen Veränderungen im Hydrothermalsystem des riesigen Calderavulkans nicht unbedingt mit Magmenaufstieg in Verbindung. Neue Studien belegen aber, dass es unter dem Yellowstone fließfähiges Magma gibt, das nach Westen migriert. Trotzdem rechnet man mittelfristig nicht mit einem Vulkanausbruch.

Trump beschloss höhere Nationalpark-Eintrittsgelder für Ausländer

Für alle, die den Yellowstone-Nationalpark in den Ferien trotz Trump vielleicht besuchen wollen, gibt es eine schlechte Nachricht, die nicht nur den Yellowstone betrifft, sondern auch alle anderen Nationalparks der USA: Trump hat ein Gesetz unterzeichnet, nach dem ausländische Besucher der Nationalparks künftig mehr als Einheimische bezahlen sollen, so wie es etwa in Entwicklungsländern wie Kenia der Fall ist. Das wurde in einem Atemzug mit „the big beautiful bill“ beschlossen. Die erhofften Mehreinnahmen sollen dem Ausbau der Parkinfrastruktur zugutekommen. Mir dünkt nur, dass der Tourismus in den Amerika-First-USA bald vollends kollabieren wird. Tatsächlich habe ich bereits im letzten Herbst Flüge in die USA gebucht gehabt, so dass ich mehr oder weniger gezwungen bin, in den Ferien nochmal dorthin zu reisen – wohl das letzte Mal, solange Trump und seine Schergen an der Macht sind! Stellt sich nur die Frage, ob man mich einreisen lässt.

Yellowstone: Bison gerät in heiße Quelle und stirb

Bison stürzt in die Grand Prismatic Spring im Yellowstone und verendet – kein Einzelfall

Wyoming, 01.07.2025Die Yellowstone-Caldera beherbergt die weltgrößte Ansammlung von Geysiren, heißen Quellen und Schlammtöpfen und lockt damit jährlich unzählige Besucher an. Auch die Tiere fühlen sich in dem ältesten Nationalpark der Welt wohl und profitieren im Winter von der geothermalen Wärme. Doch nun ist einem Bison ein Fehltritt zum Verhängnis geworden – kein Einzelfall, wie genauere Betrachtungen enthüllen.

Bison am Geysir

Wie die Verwaltung des Nationalparks berichtete, rutschte am 21. Juni ein Bison in die Grand Prismatic Spring, geriet in Panik, wodurch es in tieferes Wasser gelangte und aufgrund der hohen Temperaturen schnell verendete. Das Wasser des wohl spektakulärsten und größten Thermalpools ist fast 89 Grad heiß. Eine Temperatur, die in der Höhenlage des Yellowstone aufgrund des niedrigeren Luftdrucks nahe des Siedepunktes liegt. Das Tier starb aufgrund der hohen Temperaturen, nicht etwa wegen des vermeintlich niedrigen pH-Wertes des Heißwasserphänomens. Wie das USGS nun aufklärte, ist das Wasser der Grand Prismatic Spring überhaupt nicht sauer, sondern leicht alkalisch und hat einen pH-Wert von 8,3. Bei den meisten anderen großen Thermalpools verhält es sich ähnlich. Sie verfügen entweder über einen neutralen pH-Wert von 7 oder sind schwach alkalisch. Anders ist es bei einigen kleineren Quellen, die von schwefligen Fumarolen dominiert werden. Hier kann das Wasser sehr sauer sein: Die Sulphur Caldron enthält so viel Schwefel, dass ihr pH-Wert zwischen 2 und 1 liegt. Damit ist das Wasser sehr sauer und gleicht etwa Zitronen- oder Magensäure. Doch die Konzentration dieser sauren Lösungen ist meistens zu gering, als dass sie tierisches oder menschliches Gewebe schnell auflösen würde. Hautreizungen könnten aber entstehen, sollte man sich im Yellowstone zu einem Selbsttest entscheiden.

Dennoch nutzen die Verantwortlichen im Yellowstone den dramatischen Unfall des Bisons mit einer Warnung an Touristen zu verknüpfen: Wer starke Verbrennungen vermeiden will, sollte unbedingt auf den Holzstegen bleiben, die die Besucher zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Nationalparks führen. Wer sie verlässt, der droht, durch die dünnen Mineralkrusten am Rand der heißen Pools und Quellen einzubrechen, und riskiert schwerste Verbrennungen.

Knochen eines Hirsches

Das Schicksal des bedauernswerten Bisons war übrigens kein Einzelfall, denn in mehreren Heißwasserpools wurden Tierknochen entdeckt. In einem lagen so viele Tierknochen, dass er sogar den Namen „Skeleton Pool“ erhielt.

Der Kadaver des Bisons wurde nicht geborgen. Die Parkverwaltung entschied sich aus mehreren Gründen dagegen: So eine Aktion wäre für die Berger gefährlich und aufwendig. Zudem würde sie Schäden in der Quelle anrichten und die empfindlichen Algenmatten zerstören, die der Grand Prismatic Spring ihre Farbe verleihen. Bis die Spuren eines solchen Eingriffes vergehen, dauert es über ein Jahr.

Interessant ist, dass in dem Bericht des USGS die Temperatur der GPS mit 88,9 Grad Celsius angegeben ist. Andere Quellen im Netz geben an, dass pro Sekunde 2000 Liter Wasser die Quelle speisen, das 71 Grad heiß sein soll. Wenn beide Temperaturangaben stimmen, muss sich das Wasser im Pool noch zusätzlich erwärmen.

Yellowstone: Webcam zeichnete hydrothermale Explosion auf

Weitere hydrothermale Explosionen im Biscuit Basin der Yellowstone-Caldera – 119 Erdbeben im Mai registriert

Yellowstone N.P., 06.05.2025 – Der Yellowstone Nationalpark ist einer der beliebtesten Nationalparks der USA und zugleich der größte und gefährlichste Vulkan der Staaten. Darum wird er mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln überwacht. Das Überwachungssystem wurde jüngst um Infraschallsensoren, Magnetometer und eine weitere Webcam erweitert, die am Black-Diamond-Pool im Biscuit-Basin installiert wurde. Dabei handelt es sich um jenen Ort, an dem sich am 23. Juli 2024 eine starke hydrothermale Explosion ereignete, bei der eine Eruptionswolke aus Wasser, Schlamm und Gesteinsbruchstücken 180 m hoch aufstieg. Die Trümmer gingen zwischen den Besuchern nieder, doch wie durch ein Wunder kam niemand ernsthaft zu Schaden. Die neue Kamera wurde erst am 14. Mai 2025 installiert und gut 2 Wochen später gelang es ihr, eine weitere kleine hydrothermale Eruption zu dokumentieren. Die von Wasserdampf getriebene Eruption förderte eine kleine Fontäne in die Luft, die auch kleinere Gesteinsfragmente enthielt. Doch die hydrothermale Eruption vom 31. Mai 2025 war nicht der einzige kleinere Ausbruch am Black Diamond Pool seit der starken Explosion, denn es gibt Berichte von 2 weiteren kleineren Ereignissen, bei denen am 5. November 2024 und 3. Januar 2025 Wasser, Schlamm und kleine Gesteinsbrocken 6 bis 9 Meter hoch in die Luft geschleudert wurden.

Die Kamera wurde auf einem beschädigten Steg oberhalb des Black-Diamond-Pools installiert. Trotz der provisorischen Montage liefert sie einen klaren Blick auf das Becken. Das Videomaterial und weitere geophysikalische Messdaten werden genutzt, um potenzielle Gefahren besser einschätzen zu können. Der Bereich ist weiterhin für Besucher gesperrt.

Als Ursache für die hydrothermalen Eruptionen nehmen Vulkanologen an, dass Kieselsäureablagerungen den Quellschlot des Black-Diamond-Pools verengt haben, weswegen Gase nicht mehr ungehindert entweichen können, wodurch sich Druck aufbaut, der sich dann explosiv entlädt. Mit einer signifikanten Veränderung des Hydrothermalsystems als Anzeichen eines Aufheizens des Vulkans hat das wohl nicht zu tun.

Dennoch bleibt der Yellowstone-Vulkan potenziell aktiv, wie die geophysikalischen und geochemischen Überwachungsparameter auch im Monat Mai zeigten. Aus dem jüngsten YVO-Monatsbericht geht hervor, dass 119 kleinere Erdbeben registriert wurden. Sie verteilten sich auf drei Schwärme im Raum West Yellowstone. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 2,7.

Langfristige GPS-Messungen zeigen weiterhin eine leichte Absenkung der Yellowstone-Caldera – etwa drei Zentimeter seit Oktober 2024. Diese Entwicklung setzt einen bereits 2015/16 begonnenen Trend fort. Auch im Norris-Geysir-Becken wurden kleinere Bodenbewegungen gemessen.

Am bekannten Steamboat-Geysir herrschte dagegen Ruhe: Seit dem letzten Ausbruch Mitte April blieb die Aktivität gering, was darauf hindeutet, dass ein weiterer Ausbruch noch Wochen entfernt sein könnte.

Yellowstone: KI hilft bei Früherkennung

Grand Prismatic Spring im Yellowstone Nationalpark. © Marc Szeglat

Forscher setzen Maschinelles Lernen und KI zur Vulkanüberwachung im Yellowstone ein – Früherkennung der Bildung neuer Geothermalfelder möglich

Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz mithilfe des Maschinellen Lernens schreitet in einem unvorstellbaren Tempo voran und ist aus vielen Bereichen des täglichen Lebens und der Forschung nicht mehr wegzudenken. Das Besondere an einer KI ist, dass ihr Wissen nicht einprogrammiert wird, sondern dass sie eigenständig aus Daten lernt. Diesen Vorgang nennt man Maschinelles Lernen. Mittlerweile wird dieses „elektronische Lernen und Denken“ auch in der Seismologie und Vulkanologie eingesetzt. Erst letzte Woche schrieb ich über den Einsatz von KI bei der Echtzeitbeobachtung und anschließenden Auswertung von Erdbeben während der seismischen Krise bei Santorin und dem Unterwasservulkan Kolumbos. Heute berichte ich über den Einsatz Maschinellen Lernens in der Yellowstone-Caldera.

Forschende des Yellowstone Volcano Observatory (YVO), das dem US Geological Survey (USGS) untersteht, setzen neuerdings Maschinelles Lernen ein, um die Entstehung neuer hydrothermaler Felder vorherzusagen. Da die Landschaft in der weitläufigen Caldera einem ständigen Wandel unterliegt und viele abgelegene Regionen in der bewaldeten Gebirgslandschaft nur schwer zugänglich und mit konventionellen Methoden kaum zu überwachen sind, wurde ein System weiterentwickelt, das ursprünglich von anderen USGS-Kollegen zur Exploration bislang unentdeckter geothermaler Felder im Westen der USA konzipiert wurde. Diese Gebiete könnten potenziell zur Stromerzeugung erschlossen werden. Im Fokus steht dabei das geologisch aktive Great Basin, das sich zwischen der Sierra Nevada im Westen und der Wasatchkette im Osten über mehrere US-Bundesstaaten erstreckt.

Mithilfe Maschinellen Lernens versuchen die Wissenschaftler, geologische Daten mit dem Vorkommen hydrothermaler Systeme zu korrelieren. Dabei kommen insbesondere sogenannte Entscheidungsbäume zum Einsatz, die Bedingungen identifizieren, unter denen hydrothermale Aktivität wahrscheinlich ist, die sich zur Stromerzeugung nutzen lässt.

Obwohl eine geothermische Energiegewinnung im Yellowstone verboten ist, da die Caldera unter dem strengem Schutz eines Nationalparks steht, könnten dieselben Analysewerkzeuge dazu dienen, dort neue Thermalgebiete im Embryonalstadium zu lokalisieren. In die ursprünglichen Entscheidungsbäume fließen geologische Parameter wie Wärmefluss, Tektonik, Seismizität und Spannungen ein. Da jedoch im Yellowstone-Plateau der Wärmefluss nahezu überall hoch ist, mussten die Entscheidungsbäume speziell angepasst werden, um zusätzliche geologische Faktoren zu berücksichtigen.

Solche Analysen könnten nicht nur Hinweise darauf geben, wo sich demnächst neue heiße Quellen, Schlammtöpfe oder Geysire bilden, sondern auch überraschende geologische Zusammenhänge aufdecken. Erste Ergebnisse zeigen eine starke Korrelation zwischen hydrothermaler Aktivität und geologischen Strukturen wie Verwerfungen, die den unterirdischen Flüssigkeitsfluss erleichtern. Die Forschung soll künftig klären, welche Kombinationen geologischer Bedingungen entscheidend sind – trotz durchgehend hoher Wärme.

Neben der konkreten Anwendung im Yellowstone könnten diese Erkenntnisse weltweit Bedeutung erlangen – etwa für Regionen wie das Taupō-Caldera-System in Neuseeland oder die Campi Flegrei in Italien. So hilft die Forschung nicht nur, die zukünftige Entwicklung im Park besser zu verstehen, sondern auch, das Potenzial geothermischer Energie andernorts besser zu nutzen.

Dass eine Überwachung des Hydrothermalsystems im Yellowstone notwendig ist und auch in entlegenen Arealen des Parks durchgeführt werden muss, zeigen die steten Veränderungen in der Caldera. So entstanden in den letzten Jahren nicht nur mehrere neue postvulkanische Manifestationen in den gut erschlossenen Teilen der Caldera, sondern es bildete sich sogar ein ganzes Thermalfeld in einem abgelegenen Teil des Parks. Rückwirkend durchgeführte KI-Analysen von alten Satellitenbildern zeigten, dass sich bereits im Jahr 2000 die Vegetation im Gebiet am Tern Lake veränderte – bemerkt wurde die Bildung des neuen Thermalgebiets von den Forschern aber erst im Jahr 2018.

Yellowstone: Steamboat Geyser bleibt aktiv

Blick über Norris-Geyser-Basin im Yellowstone, wo auch Steamboat liegt. © Marc Szeglat

Weitere Aktivität vom Steamboat-Geysir erwartet – 46 Erdbeben erschütterten Yellowstone im April

Die Yellowstone-Caldera ist vielen als Superlativ bekannt: Sie ist einer der größten Vulkane der Welt und verfügt über das Potenzial einer sogenannten Supervulkaneruption, die nicht nur große Teile der USA mit Vulkanasche überziehen könnte, sondern auch einen globalen Winter auslösen würde. Kein Wunder also, dass dieser Vulkan unter besonderer Beobachtung von Seiten der Vulkanologen steht. Darüber hinaus erschienen in diesem Jahr bereits 2 Studien, die zeigen, dass Magma unter dem Vulkan in geringerer Tiefe steht als bislang angenommen. Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass die besondere Architektur des oberflächennahen Magmenkörpers wie ein Überdruckventil agiert und so dazu beiträgt, den Vulkan zu stabilisieren und eine Eruption eher verhindert als verursacht. Die Folge dieses Ventils sind die mannigfachen post‑ bzw. zwischenvulkanischen Manifestationen, die den Vulkan zu einem der beliebtesten Nationalparks der USA machen, der zufällig auch noch der älteste Nationalpark der Welt ist.

Eine dieser vulkanischen Manifestationen stellt ein weiteres Superlativ des Yellowstone-Vulkans dar: Der Steamboat-Geyser ist der mächtigste Geysir der Welt. Bis zum Jahr 2018 sprang er allerdings extrem selten, was sich seit dem 15. März 2018 änderte, als der Geysir in einer Phase gesteigerter Aktivität eintrat. Inzwischen hat er seine Sprunghäufigkeit wieder reduziert, liegt aber noch über dem langjährigen Mittel. In diesem Jahr sprang Steamboat 2 Mal, zuletzt am 14. April. Wie die YVO-Vulkanologen in ihrem gestern erschienenen Bulletin für den April schrieben, ist die Springquelle seitdem ruhig, doch sie rechnen im Laufe mit einer steigenden Unruhe des Geysirs, wenn er sich auf seinen nächsten Sprung vorbereitet.

Das seismische Netzwerk, das von der Universität Utah betrieben wird, registrierte im April 46 Erdbeben im Gebiet des Yellowstones. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Beben brachte es auf M 1,8 und wurde 21 Kilometer nordnordöstlich von Pahaska Tepee verortet. Ein Schwarmbeben gab es nicht.

In Bezug auf die Bodenverformung wird weiterhin eine schwache Subsidenz gemessen. So senkte sich seit Oktober letzten Jahres der Boden um ca. 30 mm. Auch im Norris-Geyser-Basin gibt es Subsidenz. Sie belief sich seit dem Herbst auf 10 mm. Dort hatte es bis zum Jahr 2015 eine vergleichsweise starke Bodenhebung gegeben.

Es sieht so aus, als würde das Ventil im Yellowstone weiterhin gut funktionieren und einen Ausbruch des Vulkans zumindest mittelfristig betrachtet verhindern.

Yellowstone: Forscher entdecken oberflächennahen Magmenkörper

Fumarolen und Geysire des Norris Geyser im Yellowstone lassen Druck ab. © Marc Szeglat

Oberflächennaher Magmenkörper unter dem Yellowstone entdeckt – trägt zur Stabilisierung des Systems bei

Seit vielen Jahren bemühen sich Geowissenschaftler, die Geheimnisse des Yellowstone-Vulkans zu entschlüsseln, und tatsächlich machen sie in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte. Diese wurden in erster Linie durch das vergleichsweise neue Bildgebungsverfahren der seismischen Tomografie ermöglicht, bei dem Erdbebenwellen dazu genutzt werden, ein computergeneriertes Bild des Untergrunds zu modellieren. Mit dieser Methode wurde nun ein flach liegender Magmenkörper entdeckt, der das Vulkansystem stabilisieren könnte

 

Bei der seismischen Tomografie nutzt man die Eigenschaft aus, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit und Reflexion von Erdbebenwellen materialeralspezifisch sind. Passiert eine Erdbebenwelle unterschiedliche Gesteine oder sogar Fluide und Schmelzen, ändert sich ihre Geschwindigkeit. Anhand von Laufzeitunterschieden können Wissenschaftler und ihre Computer so z. B. erkennen, ob sich im Untergrund ein Magmenkörper befindet. Bislang werteten Forscher meistens eine Vielzahl natürlicher Erdbeben aus, deren Wellen durch ein besonders dichtes seismisches Netzwerk aufgefangen und analysiert wurden. Nun kam eine Forschergruppe der Rice-Universität auf die Idee, Erdbebenwellen selbst zu erzeugen, und bediente sich eines Verfahrens, das schon seit Jahrzehnten bei der Rohstoffexploration eingesetzt wird: Vibroseis. Mit Hilfe schwerer LKWs, die mit Rüttelplatten ausgestattet sind, wurden niederfrequente Vibrationen in den Untergrund des Yellowstones geschickt und ein Array aus 650 Geofonen ausgelegt. Mit den so gewonnenen seismischen Daten modellierte man am Computer ein neues Bild des flacheren Untergrunds der Yellowstone-Caldera.

Die Forscher entdeckten einen Magmenkörper, dessen kuppelförmige Oberfläche in nur 3,8 Kilometer Tiefe im nordöstlichen Teil der Caldera liegt. Sie besteht aus silikatischer Schmelze und Fluiden, die sich in einem porösen Gestein sammelten. Laut den Forschern könnte diese Magmakappe eine regulierende Wirkung auf den tiefer liegenden Magmenspeicher haben und diesen stabilisieren, indem sie Druck und Wärme zurückhält und den Ausstoß an Fluiden über das Hydrothermalsystem reguliert. So soll diese Magmakappe einen Vulkanausbruch (vorläufig) verhindern.

Bei der Entdeckung von Schmelze und Fluiden spielten nicht nur Laufzeitunterschiede eine Rolle, sondern auch die Reflexionen von P-Wellen und ihre Umwandlung in S-Wellen. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Fluide in einem überkritischen Zustand befinden und ca. 375 Grad heiß sind.

Struktur der Magmakappe baut Druck über Fluidefluss ins Hydrothermalsystem ab

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass in der geringen Tiefe, in der sich die Oberseite des Magmenkörpers befindet, aufgrund des geringen Umgebungsdrucks Gase wie Wasser und Kohlendioxid aus der Schmelze freigesetzt werden und Blasen bilden, die sich im oberen Bereich des Reservoirs ansammeln. Solche Blasenansammlungen gelten als mögliche Auslöser für explosive Vulkanausbrüche, vor allem, wenn sie sich nicht an der Oberseite des Magmenkörpers bilden, sondern in tieferen Regionen des Reservoirs. Computermodelle und seismische Daten deuten darauf hin, dass die Blasen im Yellowstone-Magmenkörper nicht in gefährlichen Mengen zurückgehalten werden, sondern effizient über Risse und poröses Gestein wie durch ein Überdruckventil entweichen können.

Zudem werden große Mengen magmatischer Gase über das hydrothermale System an die Oberfläche transportiert. Diese kontinuierliche Entgasung verhindert, dass sich Druck im Reservoir gefährlich aufbaut. Das Magmenreservoir selbst wird als kristallreich mit einer Porosität von weniger als 30 % beschrieben – Eigenschaften, die laut Modellierungen eine Entweichung der Gase begünstigen.

Obwohl Studien in den letzten Jahren herausfanden, dass unter Yellowstone wesentlich mehr Magma vorhanden ist, als früher vermutet wurde, und sich diese Schmelze in relativ geringer Tiefe befindet, sehen die Forscher derzeit keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch. Vielmehr scheint sich das System in einem Gleichgewichtszustand zu befinden, in dem Gas- und Wärmeaustausch aktiv reguliert werden – ein Zustand, der vom Leiter der Studie, Prof. Brandon Schmandt, als „stabil atmend“ beschrieben wird.

Darüber, wie lange das Vulkansystem des Yellowstones stabil bleibt, gibt die Studie keine Auskunft. Die angewendeten Techniken sollte man meiner Meinung nach auch in den Campi Flegrei anwenden, um den dortigen Bradyseismos besser zu verstehen. (Quellen: Nature, Pressemeldung Rice Universität)

Yellowstone: 42 Erdbeben im Februar

Dampffahne eines neuen Thermalgebiets im August 2024. © YVO

42 Erdbeben im Yellowstone Nationalpark – Leichte Subsidenz detektiert

Die Yellowstone-Caldera in den USA zählt zu den machtvollsten Aschestrom-Calderen der Welt und erzeugte in der jüngeren Erdgeschichte 3 Supervulkaneruptionen, die im Mittel alle 700.000 Jahre auftraten. Zwischen diesen Eruptionen gab es auch normalstarke Ausbrüche, die auch in der Neuzeit wieder auftreten könnten. Momentan befindet sich der Calderavulkan in einem zwischeneruptiven Stadium, das von einer intensiven hydrothermalen Aktivität gekennzeichnet ist: Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele Geysire, heiße Quellen und Schlammbecken zu bewundern wie hier.

Zu den beeindruckendsten hydrothermalen Erscheinungen zählt der mächtigste Geysir der Welt: Der Steamboat-Geysir, der über lange Zeiträume hinweg nur sehr selten sprang, steigerte im Jahr 2019 plötzlich seine Aktivität und sprang alle paar Tage. Mittlerweile haben sich die Pausenintervalle wieder deutlich verlängert, liegen aber dennoch unter dem langjährigen Mittel. Zuletzt sprang er am 3. Februar 2025 nach gut 72 Tagen Ruhe.

Wie aus einem neuen Monatsbulletin des YVO für den Februar 2025 hervorgeht, war der Yellowstone-Vulkan weiterhin seismisch aktiv: Es wurden 42 Erdbeben detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,6. Es gab 2 Erdbebenschwärme mit 18 und 11 Erschütterungen, die sich in den Arealen von Mammoth und West Thumb zutrugen. Auch Bodendeformationen in Form einer leichten Subsidenz von bis zu 20 mm wurden nachgewiesen, was den mehrjährigen Trend bestätigt, der nun seit dem Ende der letzten Hebungsphase im Jahr 2019 vorherrscht.


Die Bodendeformationen im Yellowstone stehen in erster Linie mit Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem zusammen, obgleich es in tieferen Erdschichten auch Magmenansammlungen gibt, die sich in den letzten Jahrzehnten in Richtung Westen verlagerten. Insofern ähneln die Prozesse hier den bradyseismodalen Vorgängen in den Campi Flegrei, die in den letzten Monaten für einiges Aufsehen sorgten.

Intensive hydrothermale Aktivität

Trotz der Subsidenz gab es im letzten Jahr einige bislang selten beobachtete hydrothermale Phänomene, die eigentlich auf eine Verstärkung des Hitzeflusses im Untergrund hindeuten. Hierzu zählen die starke hydrothermale Eruption vom 23. Juli 2024, die sich im Biscuit Basin ereignete, und die schwächere Dampfexplosion vom 15. April im Norris Geyser Basin. Darüber hinaus wurden mehrere neue Fumarolen und Dampfaustritte entdeckt, von denen ein gestern veröffentlichter Bericht erzählt. Das prägnanteste dieser Phänomene manifestierte sich im Roadside Springs Thermal Area und wurde am 5. August des vergangenen Jahres entdeckt, als ein Wissenschaftler des Nationalparks von Mammoth Hot Springs in Richtung Norris-Geysir-Becken fuhr. Die Forscher sahen im Vorbeifahren eine Dampffahne zwischen Bäumen aufsteigen, wo es zuvor keine hydrothermalen Manifestationen gab. Die Erscheinung wurde später von Geologen untersucht, die am Fuße eines Rhyolith-Lavastroms ein neues, etwa 60 m langes Thermalfeld vorfanden. Heute steigt zwar keine Dampfwolke von diesem Feld mehr auf, aber es gibt heiße Quellen mit einer Temperatur von 77 Grad Celsius.