Ätna: Gleiten der Ostflanke reguliert Eruptionen

Eine Forschungsarbeit neueren Datums enthüllt, dass das Gleiten der Ätna-Ostflanke eine regulierende Wirkung auf Eruptionen hat. Je nach Geschwindigkeit der Gleitbewegung können Vulkanausbrüche gehemmt, oder begünstigt werden.

Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler der Institute INGV und ISPRA, die zusammen eine Forschungsarbeit durchführten. Die Leitung der Studie hatte Giuseppe Pezzo. Anlass war die Eruption vom 24. Dezember 2018, der 2 Tage später ein Erdbeben der Magnitude 4,9 unter der Ostflanke des Vulkans folgte.

Die Wissenschaftler untersuchten die Störungen, entlang derer das Magma aufsteigt und an denen sich die Ostflanke bewegt. Die nötigen Daten lieferte ein multidisziplinärere Ansatz, bei denen SAR-Fernerkundungsdaten, GPS Messungen und Erkenntnisse aus der seismischen Tomografie verwendet wurden. Mit letzterer konnte ein Abbild der Störungszonen im Ätna erzeugt werden und die Hauptaufstiegsroute des Magmas entlang der bekannten Nordost- und Südfraktur identifiziert werden. Mit Hilfe der satellitengestützten Radarinterferometrie wurden Bodendeformationen lokalisiert und die Bewegungsgeschwindigkeit der Flanke gemessen. Die GPS Messungen ergänzten die Werte der Fernerkundung. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass das Gleiten der Flanke den Magmenaufstieg generell begünstigt. Beschleunigt sich die Gleitbewegung indes, wirkt sie wie ein Ventil und kann eine Eruption im Gipfelbereich des Vulkans abwürgen.

Normalerweise gleitet die Flanke mit einer Geschwindigkeit von 4,5 cm pro Jahr seewärts. Das änderte sich auch im Zuge der Eruption vom 24. Dezember 2018. Die Bewegung beschleunigte sich um das 3-fach auf 15 cm pro Jahr. Dadurch hatte das aufsteigende Magma plötzlich mehr Platz und es kam zu einem Druckabfall. Dieser beendete die Eruption frühzeitig, obwohl genug eruptionsfähiges Magma vorhanden war. Ich hatte damals mit eine längeren Eruption gerechnet.

Dass die Ostflanke des Ätnas langsam Richtung Meer abrutscht ist keine neue Erkenntnis, sorgte vor 2 Jahren aber für einigen medialen Wirbel. Dabei fürchteten die Forscher des INGV bereits im Jahr 2001, dass es zu einem Kollaps der Flanke kommen könne. Damals hatte sich die Bewegung während einer Flankeneruption stark beschleunigt. Innerhalb weniger Wochen bewegte sich die Flanke mit dem Valle del Bove um gut 1 m. Das damals die Eruption trotz beschleunigter Gleitbewegung der Flanke nicht abgewürgt wurde, könnte daran gelegen haben, dass das Magma eben durch den vertikal verlaufenden Teil der Gleitstörung aufstieg und teilweise auch unterhalb dieser austrat. (Quellen: INGV, GSW)

Ätna-Update 25.09.20

Update: Hier ein kurzes Update vom Update. Soeben veröffentlichten italienische Fotografen Bilder von erhöhter strombolianischer Aktivität am Neuen Südostkrater. Sie entstanden gestern Abend und passen zeitlich zu der erhöhten Wärmestrahlung und dem plötzlichen Tremoranstieg. Die Fotografen beschreiben, dass es laute Detonationsgeräusche gab, die bis in die Ortschaften auf der Vulkanflanke zu hören waren. Der Tremor fluktuiert weiterhin stark und ich gehe davon aus, dass es weitere Phasen erhöhter Aktivität gibt.

Originalmelung: In dem neuen Update vom Ätna geht es um erhöhte Seismik, die sich am Mittwoch in der Nähe des zentralen Kraterbereichs manifestierte. Die Beben werden erst heute beim INGV angezeigt, und weisen auf Magmenbewegungen hin. Insgesamt wurden 13 Erdstöße registriert. 7 der Beben sind einem Schwarm zuzuordnen, der um 22:20 Uhr begann. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,9. Als Herdtiefe wird 0 m angegeben. Das Epizentrum lag östlich des Nordostkraters. Die anderen Beben des Schwarms manifestierten sich in wenigen hundert Metern Tiefe.

Der Tremor fluktuiert stark. Heute Nacht stürzte er bis an die Grenze zum grünen Bereich ab, stieg dann ebenso schnell wieder bis in den roten Bereich an. MIROVA detektierte eine moderate thermische Strahlung mit einer Leistung von 140 MW. Auf einem Sentinel-Satellitenfoto von gestern erkennt man eine Ascheeruption, die vom Sattelvent im Neuen Südostkrater ausging. Starker Wind verfrachtete die Aschewolke in südöstlicher Richtung. Momentan ist es so stürmisch am Vulkan, dass die Livecams wackeln. Tatsächlich könnte der Sturm den Tremor beeinflussen.

Die Interpretation der Daten deutet darauf hin, dass sich wieder mehr Magma unter dem Vulkan bewegt, als es in den letzten Wochen der Fall war und ich rechne mit einem Anstieg der vulkanischen Aktivität am Ätna.

Mehrere Beben auf Sizilien

In den letzten Tagen gab es mehrere Erdbeben auf Sizilien. Ein Schwarm ereignete sich knapp 40 Kilometer nördlich des Ätnas und könnte mit der Aktivierung lokaler Störungszonen durch ein verändertes Spannugsumfeld im Bereich des Vulkans zusammenhängen.

Interessant ist auch ein Erdstoß der Magnitude 3,4, der sich östlich von Stromboli ereignete. Das Hypozentrum des Bebens lag in 214 km Tiefe und damit im Erdmantel. Sehr wahrscheinlich brach ein Stück subduzierte Erdkruste. In diesem Bereich konnte man öfters Erdbeben beobachten, bevor es zu einer Aktivitätssteigerung am Stromboli kam. Dieser Vulkan ist momentan relativ ruhig und erzeugt kleine strombolianische Eruptionen.