Campi Flegrei: Kontroverse um Schadensursache im Bahntunnel

Die Via Giacomo Matteotti läuft direkt auf den Monte Olibano im Hintergrund zu. © Marc Szeglat

Streit um Tunnel-Schäden in den Campi Flegrei: Erdbeben oder Baufehler?

Die Schließung des Monte-Olibano-Tunnels bei Pozzuoli hat eine kontroverse Debatte ausgelöst, über die das Nachrichtenportal Pozzuolinews24 in zwei Artikeln berichtete. Während das öffentliche Verkehrsunternehmen EAV (Ente Autonomo Volturno) die Schäden auf ein lokales Erdbeben im Juli zurückführt, sieht der Vulkanologe Giuseppe Luongo die Ursache in möglichen Fehlern bei den Bauarbeiten oder in einer unzureichenden geologischen Untersuchung.




Der Tunnel einer wichtigen Eisenbahnlinie in den Phlegräischen Feldern wurde nach einem Erdbeben der Magnitude 4,0, das sich am 18. Juli 2025 ereignet hatte, geschlossen. Kurz darauf wurden strukturelle Schäden festgestellt, darunter die Absenkung eines Tunnelabschnitts um 3,5 Zentimeter. Für EAV steht fest, dass das seismische Ereignis die Ursache war: Trotz der moderaten Magnitude habe die Erschütterung aufgrund der geringen Herdtiefe und der Lage des Tunnels auf einer aktiven Verwerfung außergewöhnlich hohe Bodenbeschleunigungen erreicht. Laut EAV lag die Spitzenbeschleunigung zwischen 33,3 und 37,5 Prozent der Erdbeschleunigung – ein Wert, der nach Angaben des Unternehmens „sehr hoch“ sei und selbst bei kleinen Beben gravierende Auswirkungen auf Bauwerke haben könne.

Luongo hingegen hält diese Erklärung für unplausibel. Die seismische Energie sei zu gering gewesen, um derart massive Schäden zu verursachen. Er vermutet stattdessen, dass der Tunnelbau auf geologische Schwierigkeiten gestoßen sei, die während der Planung oder Ausführung nicht erkannt wurden. Der Monte-Olibano-Tunnel durchquere an einer Stelle schlecht verfestigten Tuff, ein instabiles Vulkangestein, das empfindlich auf Bauarbeiten reagieren könne. Möglich sei eine sogenannte „geologische Überraschung“ – eine unerwartete Gesteinsunterbrechung – oder ein technischer Fehler beim Bohren.

Die Gegendarstellung der EAV fiel deutlich aus: Das Unternehmen betont, dass die seismische Beschleunigung in der Region von unabhängigen Stellen, darunter dem Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia (INGV), bestätigt worden sei. Zudem sei die problematische Lage des Tunnels auf einer aktiven Verwerfung seit seiner Planung in den 1980er Jahren bekannt. EAV habe den Bau damals nicht selbst veranlasst, sondern lediglich die Infrastruktur übernommen.


Um die Stabilität zu überwachen, hat EAV inzwischen ein umfassendes Messsystem installiert: 16 Rissmessgeräte, mehrere Druck- und Beschleunigungssensoren sowie ein digitales Überwachungssystem, das Daten in Echtzeit an das INGV übermittelt.

Tatsächlich hatte sich während des Erdbebens nicht nur der Tunnel gesenkt, sondern ein größerer Abschnitt des Monte Olibano, der aus einem alten Lavadom am Rand der Solfatara besteht. Meiner Meinung nach ein sehr ungünstiger Baugrund und erst recht nicht für Tunnelbohrungen geeignet.

Der Tunnelschaden steht sinnbildlich für die schwierige Balance zwischen Technik und Natur in einem der geologisch aktivsten Gebiete Europas. Schäden an der Infrastruktur sind nicht die einzigen Auswirkungen der geologischen Ereignisse in den Campi Flegrei und Pozzuoli: Italienische Medien berichten über einen gravierenden Leerstand von Gewerbeimmobilien, von dem besonders das historische Stadtzentrum betroffen ist, wo inzwischen über 60 % der Geschäfte geschlossen sind, aufgegeben wurden oder kurz vor der Schließung stehen. Die Geschäftsaufgaben finden ihren Ursprung zum großen Teil ebenfalls in der geologischen Krise: Zum einen gibt es Gebäudeschäden, zum anderen meiden die Bürger die Altstadt aus Sorge, von einem stärkeren Erdbeben erwischt zu werden. Zudem schwindet die Kaufkraft der Bürger. Viele Menschen versuchen, sich Rücklagen zu schaffen, um im Notfall einen Notgroschen zu haben, oder mussten bereits in geschädigte Gebäude investieren.

Indonesien: Überflutungen in Vulkangebieten

Heftige Regenfälle führen zu Überflutungen und Erdrutschen in Indonesien – Erhöhte Lahargefahr

Anhaltender Starkregen hat in mehreren Regionen Indonesiens zu Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Besonders betroffen waren in den vergangenen Tagen Teile der Provinzen Westjava und Nusa Tenggara Barat (NTB) auf der Insel Sumbawa. In der Region Cianjur (Westjava) lösten die intensiven Niederschläge am 11. November 2025 zahlreiche Erdrutsche und Überflutungen aus. Mehrere Dörfer wurden von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem Hängebrücken zerstört und Straßen unter Geröll begraben worden waren. Auch Reisfelder wurden überflutet oder von Erdmassen verschüttet.

Fast zeitgleich kam es auf Sumbawa im Bezirk Dompu zu massiven Überschwemmungen. Zwei Dörfer im Unterbezirk Kempo – Tolokalo und Songgajah – standen nach heftigen Regenfällen am Nachmittag desselben Tages unter Wasser. Rund 230 Familien waren betroffen, das Wasser erreichte stellenweise Höhen von bis zu eineinhalb Metern. Die örtlichen Katastrophenschutzbehörden entsandten Einsatzteams, um Schäden zu erfassen und den Abfluss der Fluten wiederherzustellen, denn vielfach sind Entwässerungssysteme und Kanalisationen verstopft, was Überflutungen begünstigt.

Die Ereignisse stehen im Zusammenhang mit dem Beginn der Regenzeit in Indonesien, die üblicherweise von November bis März andauert. In dieser Zeit treten häufig starke Gewitterregen auf, die in gebirgigen und vulkanisch geprägten Regionen schnell zu Hangrutschungen und Überschwemmungen führen können. Sowohl Westjava als auch Sumbawa liegen in tektonisch aktiven Zonen mit zahlreichen Vulkanen und häufigen Erdbeben, was die Gefahr von Erdrutschen und Steinschlägen erhöht.

In der Nähe der betroffenen Gebiete befinden sich unter anderem der Vulkan Tambora auf Sumbawa und mehrere aktive Vulkane in Westjava, darunter Gede, Pangrango und Papandayan. Besonders von diesem Vulkan geht eine erhöhte Lahargefahr während der Regenzeit aus, da die letzten Eruptionen in 2002 viel Asche förderten. Generell verstärkt der vulkanische Untergrund die Gefährdungslage, da die lockeren Asche- und Tuffschichten nach starken Regenfällen leicht instabil werden.

Die Behörden warnen daher vor einer erhöhten Gefahr weiterer Erdrutsche und Lahare in den kommenden Wochen und rufen die Bevölkerung dazu auf, in Hanglagen und Flussnähe besonders wachsam zu bleiben.

Nyamuragira: Hohe Thermalstrahlung durch Lavastrom

Lavastrom am Nyamuragira verursacht hohe Thermalstrahlung – Lava weit in den Nordwesten geflossen

Der Nyamuragira liegt in der Demokratischen Republik Kongo und zählt seit Jahren zu den aktivsten Vulkanen Ostafrikas. Dennoch ist über seine Aktivität wenig bekannt, denn seitdem der Vulkan hochaktiv ist, wird die Region Goma am Kivusee nicht nur von Rebellen unsicher gemacht, sondern kontrolliert. Daher trauen sich keine Vulkanbeobachter in die Region. Vor gut 10 Jahren sah das noch anders aus: Damals blühte eine zarte Pflanze des Vulkantourismus auf. Aktuell sind wir auf Daten der Fernerkundung angewiesen und die zeigten am 12. November eine sehr hohe Thermalstrahlung mit 1140 MW Leistung an.



Nyamuragira © Copernicus

Tatsächlich gab es gestern einen Glücksfall, denn der Nyamuragira war mal nicht in Wolken gehüllt. So konnte man die Bilder des Sentinel-Satelliten heranziehen, um die Situation am Vulkan genauer zu beurteilen: Bereits im normalen Lichtspektrum war rotglühende Lava im Kraterbereich sichtbar, etwas, das nur selten vorkommt und von einem Lavasee zeugt. Im Infrarotspektrum ist darüber hinaus ein verzweigter Lavastrom zu sehen, der sich einen neuen Weg in nordwestlicher Richtung gebahnt hat. Bisher gab es nur zwei Lavafelder im Westen und Norden des Vulkans. Auf zuletzt wolkenfreien Bildern im Juli war dieses Lavafeld noch nicht sichtbar. Darüber hinaus floss auch wieder etwas Lava in Richtung der beiden älteren Lavaströme.

Südlich des Nyamuragira befindet sich ein weiterer aktiver Virungavulkan: der Nyiragongo. Auch dieser Vulkan ist aktiv, doch die Tätigkeit beschränkt sich auf den Krater. Im Juli gab es einen Hotspot im Zentrum des Kraters, der von einem kleinen Lavasee ausgegangen sein kann. Auf allen folgenden Bildern ist die Dampfentwicklung so stark, dass der Kraterboden nie sichtbar ist und auch keine Thermalstrahlung registriert werden konnte. Von daher ist der Status dieses faszinierenden Vulkans unklar.

Nyamuragira und Nyiragongo gehören zu den 8 Virungavulkanen nahe des Kivusees im Grenzgebiet zwischen der DRK, Uganda und Ruanda. Die Vulkane sind auch dafür bekannt, dass in den Wäldern auf den Vulkanflanken Berggorillas leben. Darüber hinaus gibt es auch immer wieder ethnisch bedingte Konflikte bis hin zum Genozid.

Island: Warten auf Vulkanausbruch Nr.10

Zwei Jahre nach der Evakuierung von Grindavik: Warten auf 10. Vulkanausbruch

Am 10. November jährte sich die Evakuierung von Grindavik infolge einer starken Magmaintrusion, die einen Gang bildete, der bis unter die Stadt reichte. Zwei Jahre nach Beginn der Ausbruchsserie bei Svartsengi geht das Warten auf die 10. Eruption weiter. IMO-Deformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson meinte in einem MBL-Interview: „Wir sitzen in einer Warteschleife fest.“ Der Forscher stellte einen Rückgang der Magmenansammlung in der Tiefe fest.



Bodenhebung © IMO

Wer aktuell einen Blick auf die Bodenhebung wirft, sieht, dass es seit einigen Tagen eine Seitwärtsbewegung der Messdaten gibt und die Bodenhebung scheinbar stagniert. Ein Effekt, der öfters kurz vor dem Einsetzen einer neuen Eruption zu sehen war, aber genauso oft auch als Folge von Messfehlern auftrat. Dennoch ist es möglich, das der erwartete Ausbruch nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Bis Ende Oktober hatten sich nach dem letzten Ausbruch vom 5. August erneut etwa 14 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt. Theoretisch betrachtet ist damit genug Magma im unterirdischen Speichersystem vorhanden, um den finalen Aufstieg zur Eruption zu schaffen. Die Frage ist nur, ob das der Vulkan auch weiß. Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi und entlang der Sundhnukur-Kraterreihe ist weiterhin vergleichsweise niedrig, auch wenn es vereinzelt Erdbeben im Süden des Areals bei Grindavik und in angrenzenden Speichersystemen gibt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Ausbruch ist jederzeit möglich, oder auch nicht.

Während zu Beginn der Eruptionsserie rasche Bodenhebungen als klare Vorzeichen neuer Ausbrüche galten und die Bodenhebung von zahlreichen Erdbeben begleitet wurde, erschwert das derzeitige Verhalten des Vulkans die Vorhersage kommender Ereignisse deutlich.

Am 10. November jährte sich die Evakuierung von Grindavík zum zweiten Mal. Damals hatten starke Erdbeben und ein sich unter der Stadt bildender Magmaintrusionskanal schwere Schäden verursacht. Der erste Ausbruch der aktuellen Serie erfolgte am 18. Dezember 2023.

Seitdem hat sich die vulkanische Aktivität schrittweise verändert. Die Intervalle zwischen den Eruptionen werden länger, und die Aktivitätszentren haben sich vom Süden nach Norden verlagert. Benedikt Gunnar Ófeigsson betonte, dass die Prozesse weiterhin einzigartig verlaufen und noch immer neue Erkenntnisse über das Verhalten des Svartsengi-Systems liefern.

Das Gebiet gilt inzwischen als der am besten überwachte Ort Islands. Ein dichtes Netz aus Messstationen sowie die enge Zusammenarbeit zwischen dem Isländischen Meteorologischen Amt, der Universität Island und internationalen Forschungseinrichtungen ermöglichen eine kontinuierliche Beobachtung dieser außergewöhnlich langanhaltenden vulkanischen Episode.

Zypern: Erdbeben Mw 5,3 erschütterte Westen der Insel

Zwei Mittelstarke bis starke Erdbeben Mw 5,3 und 5,2 erschütterten Westen von Zypern – Erinnerungen an die Katastrophe von 1953

Datum: 12.11.2025 | Zeit: 14:23:31 UTC | Koordinaten 34.897 ; 32.488 | Tiefe: 9 km | Mw 5,3

Der Westen der Mittelmeerinsel Zypern wurde heute von 2 mittelstarken Erdbeben mit Magnituden im 5er-Bereich sowie mehreren Nachbeben getroffen. Das erste Beben M 5,2 manifestierte sich vormittags um 09:31:25 UTC (11:31:25 Uhr Lokalzeit) in einer Tiefe von 10 Kilometern. Das Epizentrum lag 5 km nordöstlich von Paphos. Am Nachmittag folgte um 14:23:31 UTC (16:23 Uhr Ortszeit) ein zweites Beben M 5,3. Die Herdtiefe lag bei nur 9 Kilometern. Dieser Erdstoß wurde 15 km nordnordöstlich von Paphos verortet. Die Daten zu diesem Ereignis könnten noch korrigiert werden.




Erdbeben Zypern. © EMSC/Leaflet

Die beiden Beben wurden nicht nur auf Zypern wahrgenommen, sondern auch in den Nachbarländern Griechenland, Türkei und Jordanien. Den Erdbebendiensten liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach wackelte es nicht nur heftig, sondern Möbel schwankten und es fielen Bilder von den Wänden. Das Wasser in Pools schwappte über. Meldungen über größere Schäden liegen nicht vor, es soll aber zu Rissbildungen gekommen sein. Einige Menschen liefen erschrocken ins Freie, während Schulen und öffentliche Gebäude vorsorglich geräumt wurden.

Das Zentrum der Erschütterung liegt in einem tektonisch aktiven Bereich, in dem die afrikanische Platte unter die anatolische Mikroplatte (Teil der Eurasischen Platte) geschoben wird. Diese Plattengrenze wird als Cyprus Arc bezeichnet und ist mit dem weiter westlich liegenden Hellenischen Bogen assoziiert. Es handelt sich um eine komplexe Zone aus Subduktions-, Kompressions- und Transformstrukturen, die sich bogenförmig südlich und westlich der Insel erstreckt.

Besondere Bedeutung hat dabei die kurze Paphos-Transform-Fault (PTF), eine Störungszone, die den Cyprus Arc westlich von Zypern versetzt und senkrecht auf diesem steht. Entlang dieser Verwerfung gleiten Gesteinspakete seitlich aneinander vorbei, teilweise begleitet von Dehnungs- und Stauchungsbewegungen. Diese Kombination aus horizontaler Verschiebung und tektonischer Spannung macht die Region seismisch hochaktiv.

Die Region Paphos war bereits mehrfach von stärkeren Erschütterungen betroffen. Besonders in Erinnerung geblieben ist das Erdbeben vom 10. September 1953, das mit einer Magnitude von 6,5 große Teile der Westküste verwüstete. Damals kamen mindestens 40 Menschen ums Leben, über 100 wurden verletzt und zahlreiche Dörfer wurden zerstört. Das Ereignis gilt bis heute als das schwerste Beben in der modernen Geschichte Zyperns.

Das aktuelle Beben verlief glimpflich, doch es erinnert daran, dass die ruhige Mittelmeerinsel auf einem geologisch hochaktiven Fundament ruht, dessen Kräfte jederzeit spürbar werden können.

Polarlichter über Deutschland und Mitteleuropa

Spektakuläre Polarlichter über Deutschland – und die Chance auf eine weitere Nacht voller Farben

Erst gestern berichtete ich über den außergewöhnlich starken X5.1-Sonnensturm und schon waren in der Nacht in weiten Teilen Deutschlands und der Schweiz leuchtende Polarlichter zu sehen, die den Himmel in Rot, Pink und Grün färbten. Doch die Ursache war nicht der gestern gemeldete Sonnensturm, sondern eine Serie weniger starker Ereignisse am Freitag und Samstag. Der X5.1-Flare könnte in den kommenden Nächten ein noch stärkeres Polarlicht erzeugen.

Das in unseren Breiten seltene Naturspektakel war gestern bis tief in den Süden des Landes zu sehen gewesen. Dabei kursieren im Netz nicht nur Aufnahmen von der Nordseeküste, sondern auch aus Bayern und Baden-Württemberg, wo die Himmelslichter in den frühen Morgenstunden deutlich zu sehen waren. Webcams in den Alpen zeichneten zwischen vier und fünf Uhr eindrucksvolle Aufnahmen auf. Auch in der Schweiz und in anderen Teilen Mitteleuropas und aus den mittleren Breiten der USA berichteten Beobachter über das faszinierende Farbspiel.

Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) waren die aktuellen Sonneneruptionen die energiereichsten der vergangenen Monate. Neben der atemberaubenden Lichtershow kann so ein Sonnensturm allerdings auch technische Auswirkungen haben: Das DLR warnte vor möglichen Störungen der Satellitennavigation (GPS), da geomagnetische Schwankungen das Magnetfeld der Erde beeinflussen.

Die Chancen stehen gut, dass das Spektakel noch nicht vorbei ist. Astronomen und Fotografen erwarten, dass ein weiterer Sonnensturm am Abend des 12. November die Erde erreicht – möglicherweise noch stärker als der letzte. Wer in der kommenden Nacht einen dunklen Himmel und freie Sicht nach Norden hat, könnte erneut farbige Polarlichter beobachten. Besonders ländliche Regionen fernab von Stadtlichtern bieten die besten Bedingungen. Dabei kann schon ein auf einem Stativ montiertes Smartphone neuerer Bauart reichen, die Polarlichter zu fotografieren.

Das oben eingebettete Foto stammt von unserem Vereinsmitglied Philippe Gyarmati und wurde gestern in der Schweiz aufgenommen.

Merapi: Weitere pyroklastische Ströme am 12. November

Merapi mit 2 weiteren pyroklastischen Dichteströmen – 1800 m Reichweite

Der indonesische Vulkan Merapi bleibt weiterhin hochaktiv und erzeugte gestern und heute je einen pyroklastischen Dichtestrom. Außerdem wurden nach Angaben des Zentrums für Vulkanologie und geologisches Katastrophenmanagement (PVMBG) am Montag zahlreiche seismische Ereignisse verzeichnet, die auf anhaltende Aktivität im Inneren des Vulkans hinweisen.




Der pyroklastische Strom heute Vormittag generierte ein seismisches Signal von 125 Sekunden Dauer und einer Amplitude von 9 mm. Die Gleitstrecke betrug ca. 1800 m. Aufgrund dichter Bewölkung gibt es keine Bilder des Ereignisses. Daher gibt es hier heute nur ein Archivfoto eines vergleichbaren Ereignisses. Gestern registrierten die Messinstrumente das Signal eines pyroklastischen Dichtestroms mit einer Amplitude von 32 Millimetern und einer Dauer von 107 Sekunden.

Darüber hinaus wurden 55 Beben von Schuttlawinenabgängen aufgezeichnet, deren Amplituden zwischen 1 und 25 Millimetern und Dauern zwischen 44 und 219 Sekunden lagen. Diese Beben stehen in direktem Zusammenhang mit Materialbewegungen an den steilen Flanken des Merapi.

Ebenfalls von Bedeutung sind 47 hybride Beben, die als Zeichen innerer magmatischer Aktivität gelten und von Magmenbewegungen zeugen. Ihre Anzahl hat in den vergangenen Tagen deutlich nachgelassen. Es gab auch 2 flache vulkanotektonische Erschütterungen, die durch Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg verursacht wurden.

Die Vulkanologen betonen, dass die Warnstufe weiterhin auf Stufe III (Orange) bleibt. Bewohner in gefährdeten Zonen werden aufgefordert, wachsam zu bleiben und offizielle Informationen von PVMBG und BPBD genau zu verfolgen. Es gilt die bekannte Sperrzone um den Merapikrater, womit eine Besteigung des Vulkans de facto verboten ist.

Trotz der intensiven seismischen Aktivität zeigen die lokalen Gemeinschaften rund um den Merapi weiterhin hohe Aufmerksamkeit und Routine im Umgang mit der Situation – ein Beleg für die gewachsene Erfahrung im Katastrophenschutz an einem der aktivsten Vulkane Indonesiens.

Der 2911 m hohe Merapi ist einer der bekanntesten und aktivsten Vulkane auf Java in Indonesien. Er gehört aufgrund seines hohen Gefahrenpotenzials zu den Dekaden-Vulkanen, die im Zuge eines speziellen Programms unter besonderer Beobachtung standen.

Grönlandsee: Erdbeben Mw 5,7 am Mohns-Rücken

Erdbeben der Magnitude 5,7 in der Grönlandsee – Bebenherd am arktischen Mittelatlantischen Rücken

Am frühen Mittwochmorgen hat ein Erdbeben der Magnitude 5,7 die Grönlandsee erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich um 06:03 UTC (07:03 Uhr MEZ) in etwa 10 Kilometern Tiefe bei den Koordinaten 73,29° Nord und 6,72° Ost. Das Epizentrum lag rund 550 Kilometer nordwestlich von Andenes (Norwegen) und etwa 1 050 Kilometer westlich von Murmansk (Russland). Es gab mehrere mittelstarke Nachbeben. Eine Tsunamigefahr bestand nicht

Grönlandsee. &copy, EMC/Leaflet

Nach Angaben seismologischer Dienste handelte es sich um ein tektonisches Beben im Bereich des arktischen Mittelatlantischen Rückens, genauer gesagt im Übergangsgebiet zwischen dem Mohns- und dem Knipovich-Rücken. Diese Zone, die auch als Mohns-Knipovich-Bogen bekannt ist, markiert die divergente Grenze zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte, die sich hier mit wenigen Zentimetern pro Jahr voneinander entfernen. Entlang dieses untermeerischen Rückens reißt die Erdkruste kontinuierlich auf, Magma steigt auf und bildet neuen Ozeanboden – ein Prozess, der regelmäßig zu moderaten Erdbeben führt.

Das Beben ist typisch für die dehnungsdominierte (extensionale) Tektonik der Region: Die Spannungen entstehen durch die Spreizungsbewegung des Meeresbodens und entladen sich entlang von normalen oder leicht schiefen Verwerfungen. Aufgrund der geringen Tiefe und der Lage weit entfernt von besiedelten Gebieten sind keine Schäden oder Verletzten gemeldet worden.

Der nördliche Abschnitt des Mittelatlantischen Rückens zählt zu den geologisch aktivsten Bereichen des Arktischen Ozeans. Neben häufigen, meist moderaten Erdbeben treten dort auch hydrothermale Quellen und junge vulkanische Strukturen auf – unter anderem in der Region um „Loki’s Castlee“, einem bekannten Tiefseevulkangebiet in dem es die als „Black Smoker“ bekannten Hydrothermalquellen gibt.

Der mittelatlantische Rücken ist jene Spreizungszone auf der weiter südlich Jan Mayen mit dem Beerenbergvulkan und Island liegen.

Das aktuelle Beben reiht sich in die typische seismische Aktivität dieser Spreizungszone ein und verdeutlicht die fortwährende Dynamik der arktischen Plattengrenze.

Taal: Phreatomagmatische Eruption am 12 November

Phreatomagmatische Eruption am Taal-Vulkan nach Tagen der Verstopfung – Eruptionswolke auf 2800m Höhe

Der philippinische Taal-Vulkan hat am Morgen des 12. November 2025 eine kurze, aber eindrucksvolle phreatomagmatische Eruption erzeugt. Nach Angaben des Philippine Institute of Volcanology and Seismology (PHIVOLCS) ereignete sich das Geschehen zwischen 06:51 und 06:54 Uhr Ortszeit im Hauptkrater auf Volcano Island. Die kleine Vulkaninsel liegt im See der Taal-Caldera und beherbergt ihrerseits einen Kratersee, aus dem sich die dampfgetriebenen Eruptionen manifestieren. Zeitrafferaufnahmen der Überwachungskameras zeigen eine grau-weiße Eruptionswolke aus Dampf, Seesedimenten und Vulkanasche, die bis zu 2 800 Meter hoch aufstieg und anschließend nordöstlich abdriftete. Nach einer VOANA-Meldung des VAAC Tokio erreichte die Eruptionswolke sogar eine Höhe von 3500 m und driftete in Richtung Nordosten. Die Warnstufe 1 bleibt weiterhin in Kraft.




Der Ausbruch kam nicht völlig überraschend. Bereits in den Tagen zuvor hatte PHIVOLCS auf langanhaltenden vulkanischen Tremor hingewiesen: Die Tremorphase begann am 7. November um 03:22 Uhr und dauerte bis zu Zeitpunkt der Eruption an. Diese kontinuierlichen Erschütterungen gelten als Zeichen von aufsteigenden Gasen oder Fluiden im Untergrund. Gleichzeitig reduzierte sich der Schwefeldioxidausstoß auf nur noch 90 Tonnen am Tag – ein Hinweis auf eine Blockade des Fördersystems und inneren Druckaufbau. Der entstehende Druck konnte sich schließlich nur über eine explosive Dampf-Magma-Reaktion entladen. Die Tatsache, dass es sich nicht um eine rein phreatische Eruption handelte und Vulkanasche gefördert wurde, zeigt, dass sich fließfähiges Magma im Speichersystem befindet. Wahrscheinlich ist es die sehr zähe Schmelze, die schuld daran ist, dass es immer wieder zu Blockaden des Fördersystems kommt. Das zeigt auch, dass stärkere Explosionen mit einem größeren Ascheanteil möglich sind.

Auch die Bedingungen im Kratersee zeigten die hohe Energie des Systems: Bei Temperaturen von fast 70 °C und einem extrem sauren pH-Wert von 0,3 herrschen dort aggressive hydrothermale Prozesse. Eine schwache, 600 Meter hohe Gasfahne mit nordöstlichem Drift war in den Tagen vor dem Ausbruch sichtbar.

Trotz der spektakulären Bilder gilt der Ausbruch als kleines Ereignis, das keine größeren Schäden verursachte. Dennoch mahnt PHIVOLCS zur Vorsicht: Plötzliche Dampfexplosionen oder gefährliche Gasansammlungen bleiben unter den aktuellen Bedingungen möglich. Die Insel des Hauptkraters bleibt daher weiterhin Sperrgebiet.