Norwegen: Große Lagerstätte seltener Erden

In Norwegen wurde die größte Lagerstätte an Seltenen Erden in Europa entdeckt  – Altes Vulkansystem ist der Ursprung

Norwegen hat im Fen-Karbonatitkomplex Europas größtes Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt. Diese Gruppe chemisch ähnlicher Elemente ist für viele Hightech-Anwendungen und grüne Technologien unverzichtbar. Bisher dominierte China den Markt, doch Norwegens Fund könnte diese Abhängigkeit verringern.

Der Fen-Karbonatitkomplex liegt 108 km südwestlich von Oslo und wurde nach dreijährigen Explorationen als Europas größte Lagerstätte für Seltene Erden identifiziert. Im Gegensatz zu anderen Fundorten liegen hier die Elemente in wirtschaftlich abbaubaren Konzentrationen vor, was eine rentable Förderung ermöglicht. Besonders wertvoll sind hier Elemente wie Neodym und Praseodym, die in Magneten verwendet werden. Sie sind wichtige Rohstoffe für die Herstellung von Elektromotoren, Windturbinen und Smartphones.

Was die Entdeckung im Kontext von Vnet besonders interessant macht, ist der Umstand, dass es sich beim Fen-Karbonatitkomplex um eine Lagerstätte magmatischen Ursprungs handelt. Das Gebiet liegt im Bereich des divergenten Oslograbens, wo es während des Erdzeitalters Perm vor gut 60 Millionen Jahren aktiven Vulkanismus gab. Die Bildung der Gesteine der Lagerstätte reicht aber noch viel weiter in die Erdgeschichte zurück: Die Gesteine der Lagerstätte bildeten sich bereits vor gut 580 Millionen Jahren, in einem vulkanischem Fördersystem, in dem karbonatische Schmelze erstarrte. Das Vulkangebiet erodierte im Laufe der Jahrmillionen und heute liegt das Fördersystem mit einem Durchmesser von 2 Kilometern nahe der Oberfläche. Der Schnitt erinnert mich ein wenig an eine Kimberlit-Pipe, und das karbonatische Gestein am Oslograben ein wenig an den Ol Doinyo Lengai im ostafrikanischen Riftvalley. Hoffentlich kommt man nicht auf die Idee, diesen Vulkan abzubaggern.

Die Beschaffung von Seltenen Erden ist oft teuer und unsicher. Rare Earths Norway (REN), das die Abbaurechte besitzt, plant eine nachhaltige Gewinnung und arbeitet dabei mit der Montanuniversität Leoben zusammen. Ziel ist es, die ökologischen Auswirkungen von der Mine bis zum Endprodukt zu minimieren.

Der Fund ist bedeutend, da Europa derzeit fast vollständig auf Importe angewiesen ist, vor allem aus China, das etwa 70 % der globalen Förderung und 90 % der Verarbeitung kontrolliert. Norwegen könnte durch diesen Fund zum wichtigen Akteur auf dem globalen Markt werden und Europas Versorgungssicherheit erhöhen. Dies ist besonders wichtig für Technologien wie erneuerbare Energien und Elektroautos.

Insgesamt hat der Fen-Karbonatitkomplex das Potenzial, sowohl die europäische als auch die globale Versorgung mit Seltenen Erden sicherer und nachhaltiger zu gestalten.

Ätna-Paroxysmus am 15. Juli 2024

Dritter Ätna-Paroxysmus in Serie. © EtnaWalk

Weiterer Paroxysmus aus der Voragine am Ätna generierte hohe Lavafontäne

Wer gestern Abend das Glück hatte, den dritten Paroxysmus aus der Voragine in Serie beobachten zu dürfen, erblickte eine Lavafontäne, die mehrere Hundert Meter hoch aufstieg. Meiner Meinung nach war es die stärkste Lavafontäne der aktuellen Phase. Doch es blieb nicht bei der Lavafontäne, denn das VAAC Toulouse registrierte Vulkanasche in gut 6400 m Höhe. Der Wind verfrachtete sie in südöstlicher Richtung.

Natürlich war wieder die Voragine aktiv, während der Südostkrater ruhig blieb. Wie das INGV berichtete, lag die Tremorquelle unter dem Zentralkrater auf einem Höhenniveau zwischen 2800 und 3000 Metern.

Neben Lavafontäne und Aschewolke trat auch ein Lavastrom aus und floss über die Flanke der Bocca Nuova. Er war aber nicht so groß wie es bei den Lavaströmen der Fall war, die bei früheren Südostkrater-Paroxysmen austraten. MIROVA detektierte eine Wärmestrahlung von etwa 7200 MW. Sicherlich ein sehr hoher Wert, doch er lag eine Größenordnung unter dem, was man bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater messen konnte.

Die Hangneigung versteilte sich im Vorfeld der Eruption um 0,1 µrad, als das Magma aufstieg. Gleichzeitig zeigte ein Bohrlochdilatomometer Dekompression an.

In den Ortschaften auf der Ätnaflanke und am Fuß des Vulkans, die in Windrichtung lagen, kam es zu starkem Asche- und Lapilliregen. Erfahrungsgemäß bedeckt er die Gegend zentimeterhoch, und die Beseitigung der Ablagerungen verursacht enorm viel Arbeit.

Der Paroxysmus kam nicht völlig überraschend, denn bereits nachmittags steigerten sich die strombolianischen Eruptionen, bis gegen 19:00 Uhr (UTC) die paroxysmale Hauptphase einsetzte. Diese dauerte gut vier Stunden und ließ dann relativ schnell nach.

Prognosen zu den Paroxysmen beruhen auf Erfahrungswerte

Wie es am Ätna weitergeht, lässt sich nicht wissenschaftlich vorhersagen. Die Erfahrungswerte zeigen, dass es zu einer langanhaltenden paroxysmalen Eruptionsserie kommen könnte, obwohl die Serien aus dem Zentralkrater oft nicht so lange anhielten wie jene aus dem Südostkrater. Wer überlegt, nach Sizilien aufzubrechen, sollte daher nicht zu lange warten, wobei natürlich jeder Paroxysmus bereits der letzte gewesen sein kann.

Mich selbst juckt es schon, zum Ätna zu fahren, doch ich befinde mich gerade im Südwesten der USA und bereite mich darauf vor, morgen Früh in den Arches Nationalpark aufzubrechen. Aufgrund meiner Reise gibt es hier aktuell nicht so häufige Updates, wie es sonst der Fall ist, was sich bald aber wieder ändern wird.

Eigentlich wollte ich heute über Stromboli schreiben, dessen Krater durch die starke Explosion enorme morphologische Veränderungen erlebte, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Vulkanausbruch konservierte 500 Millionen Jahre alte Lebewesen

Vulkanasche konservierte 500 Millionen Jahre alte Fossilien – Trilobiten dreidimensional erhalten

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Abderrazak El Albani von der Universität Poitiers machte im marokkanischen Atlasgebirge einen sensationellen Fossilfund: In einer 500 Millionen Jahre alten Schicht aus Vulkanasche fand man die dreidimensional erhaltenen Körper von Trilobiten. Damals, im Erdzeitalter Kambrium, muss es zu einem großen Vulkanausbruch nahe der Küste eines flachen Schelfmeeres im Gebiet des heutigen Atlasgebirges gekommen sein. Sehr wahrscheinlich wurden die Meeresbewohner Opfer des Vulkanausbruchs, dessen Ascheablagerungen die Körper umschlossen und konservierten. Anders als bei anderen Versteinerungen von Trilobiten sind hier die Körper nicht als plattgedrückte Objekte in Steinplatten erhalten geblieben, sondern liegen den Forschern im körperlichen Zustand vor, was natürlich viel besseres Anschauungsmaterial liefert, das Einblicke in die Anatomie der marinen Urzeitlebewesen ermöglicht.

Die Wissenschaftler vergleichen ihren Fundort mit dem italienischen Pompeji, wo im Jahre 79 n. Chr. der katastrophale Ausbruch des Vesuvs die römische Stadt verschüttete und gleichzeitig für die Nachwelt konservierte. Pompeji wurde nicht nur unter Vulkanasche begraben, sondern durch pyroklastische Ströme zerstört, die als heiße Glutwolken die Hänge des Vesuvs hinunterströmten. Ähnliches geschah sehr wahrscheinlich auch bei dem Vulkanausbruch im heutigen Marokko. Die aus pyroklastischen Strömen entstandenen Ablagerungen nennt man Ignimbrite. Die Paläontologen vermuten nun, dass es in anderen Regionen der Erde ähnliche Fossilfundstätten in Ignimbriten geben könnte. Allerdings bedarf es sehr wahrscheinlich besonderer Umstände, damit man so gut erhaltene Fossilien in einem Ignimbrit finden kann. Normalerweise sind pyroklastische Ströme sehr heiß und verbrennen organische Substanzen stark. In den marokkanischen Tatelt-Formationen flossen pyroklastische Ströme offenbar aufs Meer hinaus, sodass sich das Material beim Absinken abkühlen konnte.

Trilobiten gehören zu den bekanntesten ausgestorbenen Lebewesen der Erdgeschichte: Vom Kambrium vor etwa 521 Millionen Jahren bis zum Ende des Perms vor etwa 251 Millionen Jahren bevölkerten sie die Meere. Ihre Fossilien sind zahlreich, und sie gelten als die am besten untersuchten Meerestiere der Entwicklungsgeschichte. Doch ihre Geheimnisse sind noch nicht vollständig enthüllt, da meist nur ihre harten Panzer gut erhalten sind. Feinstrukturen des Körperbaus sind bei der Fossilisation oft verloren gegangen. (Quelle: Pressemeldung Eurekalert)

Ätna: Erneute Aktivität in der veränderten Voragine

Strombolianische Eruption aus der Voragine. ©Emilio Messina Photography

Strombolianische Eruptionen aus der Voragine – Zugang zum Gipfel gesperrt

Der Ätna auf Sizilien steigerte in den letzten Tagen seine Aktivität, nachdem er nach dem Paroxysmus vom 7. Juli stiller geworden war. Wir wissen aber, dass diese Stille am Ätna in solchen Eruptionsphasen trügerisch sein kann und selten länger anhält. So setzten am 10. Juli wieder strombolianische Eruptionen in der Voragine ein, die sich am Folgetag deutlich steigerten. Zudem begann ein Intrakraterlavastrom zu fließen.

Der Tremor stieg schnell und man vermutete bereits den Start eines weiteren Paroxysmus, doch dieser blieb aus. Stattdessen erreichte der Tremor eine Plateauphase, die bis zum Folgetag anhielt. In dieser Zeit gab es starke strombolianische Eruptionen.
Drohnenaufnahmen zeigten einen sehr zähen Lavapool im Förderschlot, der im stark veränderten Krater brodelte und die Eruptionen hervorbrachte.

Der Tremor bewegte sich in dieser Zeit im roten Bereich. Am 12. Juli begann er in den gelben Bereich abzusinken und fluktuierte stark. Wie das INGV in einem Sonderbulletin mitteilte, verlagerte sich die Tremorquelle unter den Südostkrater. Magma bewegte sich auf einer Höhe zwischen 2400 und 2800 Höhenmetern und die Forscher begannen erneut, Infraschalltätigkeit zu registrieren. Diesmal nicht nur aus der Voragine, sondern auch vom Südostkrater. Es gab simultane Ascheeruptionen aus beiden Kratern.

Am 13. Juli verlagerte sich die Tremorquelle unter den Nordostkrater und tatsächlich setzten auch hier schwache Eruptionen ein, die Vulkanasche einige Hundert Meter hoch aufsteigen ließen.

Ätna-Aufstieg bis auf 2500 Höhenmeter limitiert

Den Verantwortlichen wurde die Situation am 14. Juli zu unübersichtlich: Offenbar entwickelte sich eine schwer einzuschätzende Dynamik und man beschloss, den Zugang zum Gipfelbereich weiter zu limitieren: Nach dem Paroxysmus war es bereits verboten worden, den Kraterbereich oberhalb von 2900 m zu besteigen. Nun reduzierte man das Höhenniveau auf 2500 m. Eine Begrenzung, die wir von früheren Ereignissen kennen. Man darf noch den Krater von 2001 besteigen und evtl. bis zum Rand des Valle del Bove vordringen. Natürlich ist das ein weiterer Tiefschlag für den Ätna-Tourismus, und das zur Hauptsaison. Hier gibt es einige Parallelen zu den Vorgängen auf Stromboli, dessen Besteigung ganz verboten wurde. Dort hat sich infolge der Explosion vom 11. Juli am Krater einiges getan!

Kawah Ijen: Erhöhung der Alarmstufe

Erhöhte Aktivität am Kawah Ijen – Besteigung des Vulkans verboten

Bis auf Weiteres müssen alle touristischen Aktivitäten im Kraterbereich des indonesischen Vulkans Kawah Ijen ruhen, da der Aufstieg zum Gipfel verboten wurde. Das geht aus einer Pressemitteilung der Behörde PVMBG (Zentrum für Vulkanologie und geologische Katastrophenvorsorge) hervor.

Die Schließung erfolgte im Einklang mit der Erhöhung des Aktivitätsstatus des Mount Ijen von der Normalstufe I auf die Alarmstufe II. Diese Maßnahme gilt auf unbestimmte Zeit.

Der Leiter des Vulkanüberwachungspostens (PPGA) Ijen, Suparjan, erklärte, dass die Erhöhung des Status des Mount Ijen ab dem 12. Juli 2024 in Kraft trete. Diese Empfehlung basiere auf Beobachtungen und Analysen der neuesten potenziellen Gefahren.

„Optisch ist der Mount Ijen deutlich zu erkennen. Der Niederdruck-Kraterdampf ist weiß mit mittlerer Intensität und steigt 50–100 Meter über die Kraterspitze auf“, sagte Suparjan in einer kurzen Nachricht an KBR am Sonntag, dem 14. Juli 2024.
Am 12. Juli 2024 wurden laut Suparjan am PPGA Ijen sieben Entgasungsbeben mit einer Amplitude von 15–46 mm und einer Dauer von 19–78 Sekunden aufgezeichnet. Es wurden auch kontinuierliche Tremor mit einer Amplitude von 15–46 mm und einer Dauer von 19–78 Sekunden beobachtet. Zudem gab es drei entfernte tektonische Erdbeben mit einer Amplitude von 11–31 mm.

Suparjan betonte, dass es der Öffentlichkeit, Touristen und Schwefelabbauarbeitern verboten sei, sich dem Kraterrand zu nähern, auf den Grund des Kraters abzusteigen oder in einem Umkreis von 1.500 Metern um den Krater zu übernachten. Auch die Bewohner entlang des Flusses Kali Pait werden gebeten, auf die Möglichkeit gefährlicher vulkanischer Gasströme zu achten.

Der Kawah Ijen ist ein aktiver Stratovulkan in Ost-Java, der für seinen säurehaltigen Kratersee und die blauen Flammen bekannt ist, die durch brennende Schwefelgase entstehen.

Mars: Raureif im Vulkankrater nachgewiesen

Internationales Forscherteam entdeckt Raureif in mehreren Vulkankratern auf dem Mars

Eine wichtige Entdeckung machte jüngst ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Schweizers Adomas Valantinas vom Physikalischen Institut der Universität Bern: Mit Hilfe von Bildern und Daten der Raumsonden ExoMars Trace Gas Orbiter und Mars Express wiesen sie Raureif nach, der sich im Krater des größten Vulkans des Sonnensystems gebildet hatte. Die Rede ist vom Olympus Mons, der zur Tharsis-Vulkangruppe gehört. Auch in den Kratern anderer Vulkane dieser Gruppe konnte man eine hauchdünne Reifschicht aus Eiskristallen nachweisen. Diese ist nur wenige Mikrometer dick, zeigt aber, dass sich in den vor Sonnenlicht geschützten Bereichen der Vertiefungen Eis aus der Atmosphäre ablagern kann.

Bei den anderen Vulkanen der Gruppe handelt es sich um Arsia Mons, Ascraeus Mons und Ceraunius Tholus. Genau genommen müsste man die Krater als Calderen bezeichnen. In den riesigen Depressionen ist es hinreichend kalt, sodass sich in der dünnen Mars-Atmosphäre überhaupt Eis niederschlagen kann.

In der Caldera von Olympus Mons konnten die Forscher Raureif in einem nur 30 Minuten anhaltenden Zeitfenster beobachten, als es bei Sonnenaufgang -120 Grad Celsius kalt war und der Boden der Caldera noch im Schatten lag. Die Raureifmengen in allen Kratern zusammen beliefen sich auf ca. 150.000 Tonnen und entsprechen in etwa der Wassermenge, die benötigt wird, um 60 Schwimmbecken nach Olympia-Maßstäben zu füllen.

Raureif entsteht, wenn sich feinste Nebeltröpfchen an unterkühlten Oberflächen ablagern und dort sofort gefrieren. Indirekt beweist der marsianische Raureif, dass es trotz der widrigen Bedingungen auf dem Roten Planeten Luftfeuchtigkeit gibt.

In einer Pressemeldung meinte ein Ko-Autor der Studie, Nicolas Thomas, dass „Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu einigen zehn Metern pro Sekunde die Hänge der gewaltigen Berge hinaufsteigen und feuchte Luft von der umliegenden Ebene in höhere Lagen transportieren. Dort kondensiert sie in den schattigen Bereichen der Gipfel und setzt sich als Reif ab – ein ausgesprochen erdähnliches Phänomen.“ Diese Erkenntnisse sind wichtig, um die Dynamik der Mars-Atmosphäre besser zu verstehen. Vielleicht liefern sie auch neue Hinweise darauf, was mit der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten geschehen ist, denn sie muss in der Frühzeit des Planeten der Erde ähnlich gewesen sein.

Übrigens, auf dem Foto oben sieht man auch sehr schön die steilen Felsklippen entlang der Basis von Olympus Mons. Sie werden als Indizien dafür angesehen, dass der Vulkan ursprünglich ein Inselvulkan gewesen sein könnte, der sich aus einem flachen Meer erhob.

Stromboli mit sehr starker Explosion am 11. Juli

Stromboli generierte sehr starke Explosion – Pyroklastischer Strom floss zum Meer

  • Sehr starke Explosion ließ Aschewolke kilometerhoch aufsteigen
  • Ein pyroklastischer Strom floss bis zur Küste
  • Menschen am Strand bei Stromboli wurden evakuiert
  • Forscher veröffentlichten Messdaten
Pyroklastischer Strom am Stromboli. © LGS

Der Vulkan auf den Liparischen Inseln kommt – wie erwartet – nicht zur Ruhe und erzeugte am 11. Juli um 12:08 Uhr UTC eine besonders starke Explosion. Sie erzeugte eine Aschewolke, die mehreren Kilometern hoch aufstieg und weithin sichtbar war. Von Bildern her schätze ich, das sie mindestens eine Höhe von 4 Kilometern erreichte.

Neben der Aschewolke ging ein pyroklastischer Strom ab, der über die Sciara del Fuoco bis zum Meer floss. Ein Phänomen, das früher am Stromboli sehr selten war, mittlerweile aber vergleichsweise häufig in Phasen erhöhter Aktivität vorkommt. Pyroklastische Ströme zählen zu den gefährlichsten Manifestationen des Vulkanismus. Sie bewegen sich sehr schnell einen Vulkanhang abwärts und bestehen aus einem Gemisch aus extrem heißen Gasen, Vulkanasche und größeren Lavablöcken, die alles zerstören, was sich in ihrem Weg befindet. Am Stromboli gehen sie über die Sciara ab, auf der sich niemand befinden sollte, doch pyroklastische Ströme, die über das Meer hinaus laufen, könnten Boote gefährden. Darum gibt es eine mit Bojen markierte Sperrzone vor der Feuerrutsche.
In italienischen Medienberichten hieß es, dass Anwohner und Urlauber von den Sicherheitskräften vom Strand und der Küste evakuiert wurden. Zu Schaden kam aber niemand. Man befürchtete offensichtlich die Entstehung eines Tsunamis, doch dieser blieb aus. Durch die Massen vulkanischen Materials, das von dem pyroklastischen Strom ins Meer eingebracht wurde, gab es aber eine Welle von 50 Zentimetern Höhe. Laut LGS war sie zu niedrig, um das Tsunami-Frühwarnsystem zu aktivieren.

Geophysikalische Messdaten zur Explosion auf Stromboli

Quelle des Explosionssignals auf 650 m. © LGS

Das LGS veröffentlichte bereits kurz nach der Explosion einige geophysikalische Daten zum Geschehen: Die Explosion verursachte einen sehr starken akustischen Explosionsdruck von 472 Pa. Das gehört schon zur Spitzenklasse der Explosionen am Stromboli. Die Quelle der Explosion soll kurz unterhalb des Kraters auf 650 Höhenmeter gelegen haben.

Drei Minuten vor dem Ereignis sprach das Frühwarnsystem an, das vor Paroxysmen warnen soll. Bereits gut 50 Minuten vor dem Knall wurde eine ordentliche Versteilung des Hangs gemessen. Sie betrug an der Messstation OHO fast 10 Mikrorad. Die Bodendeformation entstand durch einen größeren Magmakörper, der schnell aufstieg. Sofort wurden die Wissenschaftsteams verständigt, die am Vulkan unterwegs waren, um Messstationen zu reparieren. Offenbar gelang ihnen die Evakuierung.

Die Erdbeben der letzten Tage kann man als Hinweise auf die außerordentlichen Vorgänge am Stromboli interpretieren. Es ist noch nicht gesagt, dass nun das Ende der Phase erhöhter Aktivität erreicht ist, weitere Ereignisse könnten folgen.

Übrigens hatte man erst zwei Tage vorher den Touristen wieder erlaubt, bis auf 100 Höhenmeter aufzusteigen, wo sich die Pizzeria Punta Labronzo befindet, damit der Tourismus nicht ganz abgewürgt wird und die Menschen die Lavaströme beobachten können. Diese „Freiheit“ dürfte jetzt wieder vorbei sein. (Bilder: LGS Laboratory of Experimental Geophysics)

Studie ergab: Rotation des Erdkerns verlangsamt sich

Studie bestätigte Verlangsamung der Erdkernrotation – Tageslänge verringerte sich minimal

Eine neue Studie von Forschern der University of Southern California hat gezeigt, dass sich der innere Kern der Erde seit 2010 langsamer dreht als der Erdmantel und die Erdkruste. Diese Entwicklung wurde durch die Auswertung von 143 seismischen Datensätzen von Erdbeben und Atombombentests, die zwischen 1991 und 2023 gesammelt wurden, bestätigt. Vor allem wurden Erdbeben analysiert, die vor der Südspitze Südamerikas ausgingen und den Erdkern durchliefen, wodurch wertvolle Daten zur Rotationsgeschwindigkeit geliefert wurden.

Der innere Erdkern ist eine feste Metallkugel aus Eisen und Nickel mit einem Durchmesser von etwa 1.220 Kilometern. er wird vom äußeren Erdkern umhüllt, der vermutlich aus flüssigem Eisen besteht. Die Rotation des inneren Kerns ist an die Erzeugung des Magnetfelds beteiligt. Während direkte Auswirkungen auf die Plattentektonik und den Vulkanismus schwer zu belegen sind, könnten langfristige geodynamische Prozesse durch Veränderungen in der Rotationsgeschwindigkeit des inneren Kerns beeinflusst werden.

Obwohl bereits frühere Studien Fluktuationen in der Rotationsgeschwindigkeit des inneren Kerns vermuten ließen, überrascht die Entdeckung Wissenschaftler und Laien gleichermaßen und gibt Anlass zu weiteren Untersuchungen.

Forschungsleiter John Vidale und sein Team entdeckten ein V-förmiges Muster in den Seismogrammen, das auf eine Veränderung der Rotationsgeschwindigkeit um das Jahr 2010 hindeutet. „Als ich die Seismogramme sah, war ich verblüfft“, sagte Vidale. „Doch als wir zwei Dutzend weitere Beobachtungen fanden, war das Ergebnis eindeutig.“

Vordergründig wirken sich die Variationen in der Rotationsgeschwindigkeit des Kerns auf die Tageslänge aus, die ebenfalls im Millisekundenbereich schwankt. Zuletzt wurde die Tageslänge um den Eintausendsten Teil einer Sekunde pro Jahr kürzer. Obwohl es Spekulationen darüber gibt, dass sich diese Rotationsverlangsamung auf die Stärke des Erdmagnetfelds auswirken oder zur Polwanderung beitragen könnte, gibt es hierfür bislang keine wissenschaftlichen Belege. Auch andere Änderungen der Erddynamik lassen sich nicht mit dem untersuchten Phänomen korrelieren. Betrachtet man geologische Zeiträume, lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass geodynamische Prozesse beeinflusst werden.

Die neuen Erkenntnisse werfen weitere Fragen auf und erfordern neue Modelle zur Erklärung der Rotationsdynamik des inneren Erdkerns. Forscher planen, ihre seismischen Untersuchungen auszuweiten, um die Mechanismen hinter den Variationen der Rotation des inneren Erdkerns besser zu verstehen und deren mögliche Auswirkungen auf die Erde genauer zu untersuchen.

Hunga-Tonga-Ha’apai-Eruption beeinflusst Klima

Vulkanausbruch in Tonga könnte globales Wetter bis mindestens 2030 beeinflussen

Dass der Vulkanausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai das globale Wetter beeinflussen könnte, ist keine neue Spekulation. Relativ neu sind jedoch die Erkenntnisse einer Studie, die Ende Mai im Bulletin der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft veröffentlicht wurde. Demnach kommen die Forscher Martin Jucker, Chris Lucas und Deepashree Dutta zu dem Schluss, dass der Vulkanausbruch das globale Klima bis mindestens zum Jahr 2030 beeinflussen könnte. Grund hierfür sind die enormen Mengen Wasserdampf, die infolge der submarinen Eruption im Januar 2022 bis in die Stratosphäre aufgestiegen sind. Es handelte sich um 146 Millionen Tonnen Wasserdampf, die mit der Eruptionswolke des Vulkans bis auf eine Höhe von 57 Kilometern aufgestiegen sind. Es war der stärkste Vulkanausbruch seit der Tambora-Eruption im Jahr 1815. Der Wasserdampf verteilt sich nur langsam in den hohen Luftschichten und beeinflusst dort die Höhenwinde.

Die Forscher erstellten verschiedene Simulationen von Klimamodellen, bei denen sie die Chemie der Atmosphäre variierten, um die Auswirkungen des stratosphärischen Wasserdampfs auf die Oberflächentemperaturen zu bewerten. Die Simulationen kamen zu dem Ergebnis, dass sich während des Winters auf der Nordhalbkugel der Erde, besonders in den borealen Zonen, die Landmassen erwärmen. In Skandinavien und Nordrussland, aber auch im Norden von Kanada, fallen dadurch die Winter deutlich milder aus und es kann mehr schneien. Aber auch in den gemäßigten Breiten kommt es zu einer Erwärmung. Während des Winters auf der Südhalbkugel kommt es zu einer zusätzlichen Abkühlung, von der besonders Australien betroffen ist. Auch hier können sich die Niederschlagsmengen vergrößern.

Die Forscher verwiesen darauf, dass die Effekte des Vulkanausbruchs komplexer sind als eine bloße Erwärmung infolge der Emission von Treibhausgasen. Die durch den Wasserdampfeintrag in die Stratosphäre ausgelösten Änderungen der Höhenwinde beeinflussen in Zusammenhang mit der Erwärmung der Oberfläche auch Faktoren wie regionale Zirkulationsmuster und Wolkenrückkopplungen. Letztendlich könnte es allein durch das zusätzliche Wasser in der Atmosphäre zu erhöhten Niederschlägen kommen.

Die Forscher schließen mit einem Plädoyer, dass es weitere Forschungen geben muss, um die Effekte der Anomalie auf Klimaphänomene wie El Niño besser zu verstehen.

Ich finde es sehr spannend, wie ein Vulkanausbruch im fernen Tonga das Leben aller Menschen auf diesem Planeten beeinflussen kann. Ein wenig verwunderlich finde ich, dass Mainstreammedien kaum darüber berichten und dass die Erkenntnisse offenbar auch nicht zu den normalen Meteorologen durchgedrungen zu sein scheinen. Denn die extremen Niederschläge der letzten Monate, die mit zahlreichen Flutkatastrophen einhergingen, könnten durch die Phänomene infolge des Vulkanausbruchs in Tonga verstärkt worden sein und nicht ausschließlich durch den anthropogenen Einfluss auf den Klimawandel herrühren. Insofern eine wichtige Erkenntnis, wenn es um Debatten und Maßnahmen zum Klimawandel geht. (Quelle: https://doi.org/10.1175/JCLI-D-23-0437.1)