Guatemala: Aschewolken von Fuego und Santiaguito

Zwei Vulkane in Guatemala fördern Aschewolken – Ascheregen in mehreren Ortschaften

Im lateinamerikanischen Guatemala sind die Vulkane Fuego und Santiaguito aktiv und sie eruptierten heute mehrere Aschewolken, die laut VAAC Washington bis auf Höhen von 4900 und 4200 m aufgestiegen sind. Die Asche wurde vom Wind in Richtung Westen verfrachtet und über relativ große Areale verteilt.

Laut INSIVUMEH war die Eruption am Fuego mittelstark und förderte nicht nur Vulkanasche, sondern auch rotglühende Tephra, die bis zu 150 m über dem Krater aufstieg. Pro Stunde ereignen sich zwischen 5 und 8 Explosionen. Sie verursachen auch laute Geräusche. Gaseruptionen hören sich wie aufdrehende Düsentriebwerke an. Die in westliche Richtung driftende Vulkanasche verursacht Ascheregen in den Ortschaften Yepocapa, Acatenango und Pochuta.

Am Santiaguito sind die explosiven Eruptionen aus dem Lavadom oft mit Abgängen von Schuttlawinen assoziiert. Gelegentlich werden auch pyroklastische Ströme generiert. Selten fließen sie über die Basis des Domkomplexes hinaus, Wenn das der Fall ist, können sie das Farmland am Fuß des Vulkans erreichen und eine gewisse Gefahr darstellen. Vor diesen Gefahren warnt INSIVUMEH ausdrücklich und erinnert die Bewohner der Region daran, das Sperrgebiet zu respektieren.  Die heute eruptierte Asche kann sich 10 bis 30 km nach Südwesten und Westen ausbreiten und in San Marcos Palajunoj und dem Dorf Loma Linda zu feinem Aschefall führen. Mehrere Kilometer vom Vulkangebäude entfernt sind heftige Lawinen und hörbare Geräusche möglich.

Der Pacaya ist der dritte als aktiv eingestufte Vulkan in Guatemala, doch momentan dampft er bloß vor sich her. Zwar warnen die Vulkanologen vor Ort davor, dass es zu Ascheeruptionen kommen könnte, doch entsprechende Anzeichen für unmittelbar bevorstehende Eruptionen gibt es nicht.

Der Vulkanismus in Guatemala ist auf die tektonische Aktivität entlang der subduzierenden Plattengrenzen zurückzuführen, insbesondere auf die Wechselwirkung zwischen der Cocos-Platte und der Karibischen Platte. Guatemala liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einer Region mit intensiver vulkanischer und seismischer Aktivität, die sich rund um den Pazifik erstreckt.

Campi Flegrei: Höhepunkt der Katastrophenschutzübung

Katastrophenschutzübung mit Teilnahme der Bürger – Erdbeben Mb 2,5 erschütterte Campi Flegrei

Pünktlich zum Höhepunkt der dreitägigen Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024 gab es in der Caldera Campi Flegrei einen Erdstoß der Magnitude 2,5, der sich in einer Tiefe von 2900 Metern ereignete. Das Epizentrum lag offshore, im Süden des Golfs von Pozzuoli. Auch dieses Beben konnte von den Anwohnern der Caldera gespürt werden, was der geringen Tiefe des Erdbebenherdes und der beckenartigen Struktur der Caldera geschuldet ist. Diese verstärkt die oberflächennahen Erdbebenwellen, so dass man auch Erschütterungen wahrnehmen kann, die eigentlich unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze M 3,0 liegen. Das Beben lag ein wenig abseits der sonst üblichen Cluster. Ein Schwarm blieb bis jetzt aus. Bereits gestern hatte es einen Erdstoß M 2,3 gegeben, dessen Hypozentrum in 2400 m Tiefe lag. Dieses Beben manifestierte sich unter Land, zwischen der Solfatara und dem Monte Nuovo. Gestern gab es insgesamt 8 Erschütterungen. Während die Anzahl der Beben vergleichsweise gering war, wurden die Magnituden größer. Nicht ausgeschlossen, dass wir dort bald wieder Erdbeben sehen werden, die Magnituden über 3 haben.



EXE FLEGREI 2024 probt Evakuierung aufgrund von Vulkangefahren

Dass die Behörden vor Ort das Thema ernst nehmen, zeigt die aktuelle Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024. Sie ist bereits seit dem 9. Oktober im Gange. Während man sich bei der letzten Übung im Frühsommer auf die Simulation von Erdbebengefahren konzentrierte, liegt der Fokus der aktuellen Übung auf Vulkangefahren.

Gestern wurde das Cell-Broadcast-System getestet, und alle Smartphonebesitzer sollten eine Warnmeldung auf ihren Geräten erhalten haben, sobald sich ihre Systeme im Mobilfunknetz der Gefahrenregion eingeloggt haben. Offenbar hat es auch funktioniert, denn Vnet-Leser Thomas, der sich gerade im Großraum Neapel befindet, schickte mir einen Screenshot der Meldung. Auf Island funktioniert das System schon seit Jahren, während man es in Deutschland gerade erprobt.

Mit der Warnung wurde die Bevölkerung eingeladen, sich heute an den ausgewiesenen Evakuierungspunkten in der Roten Gefahrenzone einzufinden, um die Evakuierung in Sicherheitsgebiete zu proben. Tatsächlich sollen vom Bahnhof Neapel auch drei Züge zu den weiter entfernten Orten starten, an die die Evakuierten im Notfall gebracht werden sollen. Bis zu 1200 Teilnehmer werden erwartet, doch bis jetzt scheint die Resonanz moderat zu sein, wie Fotos der Evakuierungspunkte zeigen. Busse stehen zum Transport bereit und man hat Zelte und Pavillons aufgestellt. Die Übungsleiter sind vor Ort, doch noch haben sich nur einige teilnehmende Bürger eingefunden. Das Foto machte übrigens Anna Peluso, die auf FB eine Gruppe zur Roten Zone leitet.

Der Evakuierungsplan für den Notfall sieht vor, dass der Bevölkerung der roten Zone im Alarmfall 72 Stunden Zeit bleibt, um die geordnete Flucht anzutreten. Die ersten 12 Stunden sind zur Vorbereitung auf Verkehrsmaßnahmen vorgesehen, gefolgt von 48 Stunden für die geordnete Evakuierung der Bevölkerung, und die letzten 12 Stunden dienen als Puffer für kritische Probleme und den Abzug der Katastrophenhelfer.

Mount Spurr: Anstieg der Seismizität

Mount Spurr ist seismisch unruhig – AVO-Team bereitete Monitoring auf den Winter vor

Mount Spurr ist ein Vulkan im fernen Alaska, dessen Monitoringsystem monatelang ausgefallen war. Nach einer ersten Reparatur im Frühjahr zeigten Daten, dass es zu einer erhöhten Seismizität gekommen war. Außerdem wurde eine Bodendeformationen festgestellt. Nun war ein Team vom AVO vor Ort um das Messsystem wintertauglich zu machen und Daten auszulesen. Eine erste Analyse zeigt, dass die Unruhen am Vulkan weiter anhalten.

Im April 2024 wurde eine Zunahme der seismischen Aktivität am Mount Spurr festgestellt, nachdem die Überwachungsstationen nach monatelanger Störung repariert wurden. Das Alaska Volcano Observatory (AVO) registrierte über 900 Erdbeben, die sich in zwei Bereichen konzentrieren: in Tiefen von 0 bis 10 Kilometern unter dem Vulkan und 20 bis 35 Kilometern südöstlich des Crater Peak. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,3. Die Häufigkeit (~20 pro Woche) und Stärke der Erdbeben blieben seit April unverändert. Diese Aktivität ähnelt Episoden von 1991-1992 und 2004-2006, die mit erhöhten seismischen Unruhen am Vulkan verbunden waren.

Im März 2024 begannen GNSS-Messungen, eine kontinuierliche Bodenverformung mit einer horizontalen Bewegung von etwa 4 cm zu registrieren. Vorläufige Modellrechnungen deuten auf eine Druckzunahme in 3 bis 5 Kilometern Tiefe westlich des Mount Spurr hin. Satellitendaten von 2023 bis 2024 bestätigen diese Verformungen.

Im Sommer 2024 bildete sich ein kleiner Kratersee, der zwischen Mai und Juni erstmals entdeckt und bei einem Überflug am 23. Juni dokumentiert wurde. Der See wuchs auf etwa 85 Meter Durchmesser und ist blaugrün gefärbt. Dampfaustritte aus Fumarolen entlang des Sees blieben unverändert. Es wurden keine vulkanischen Schlammlawinen oder bedeutende Schmelzen in der Gipfelregion beobachtet. Ein ähnlicher See entstand zuletzt 2004 während seismischer Unruhen, die nicht zu einem Ausbruch führten.

Gasemissionen zeigen geringe Mengen Schwefeldioxid und Kohlendioxid, ohne Anzeichen anomaler Magmaintrusionen. Während der Feldsaison 2024 wurden wichtige Wartungen an den Überwachungsstationen abgeschlossen, um den Betrieb im Winter zu sichern und Echtzeit-Daten zu gewährleisten. Der Mount Spurr wird durch seismische Netzwerke, GNSS, Infraschallsensoren und Fernerkundung überwacht.

Der Mount Spurr ist ein 3.374 m hoher Stratovulkan im Süden Alaskas, etwa 130 Kilometer westlich von Anchorage gelegen. Er gehört zur Aleutenkette, einer Vulkankette entlang der pazifischen „Feuerring“-Plattengrenze, die für häufige seismische und vulkanische Aktivitäten bekannt ist.

Ätna: Thermische Anomalien im Zentral- und Nordostkrater

Ausgeprägte thermische Anomalien im Zentral- und Nordostkrater des Ätnas – Schwache Eruptionen möglich

Der Ätna auf Sizilien zeigte sich in den letzten Tagen von seiner eher ruhigen Seite, und insbesondere die Erdbebentätigkeit ist stark zurückgegangen und befindet sich auf einem historischen Tiefpunkt. In den vergangenen 10 Tagen gab es nur 4 schwache Erschütterungen unter dem Vulkan. Umso erstaunter war ich, als ich gerade ein paar Sentinel-Bilder studierte und auf einem Bild vom 8. Oktober mehrere thermische Anomalien in drei der vier Gipfelkrater entdeckte. Sie werden im Infrarotspektrum der Satellitenaufnahmen sichtbar und zeigen sich in Form von roten Spots in der Bocca Nuova, der Voragine und im Nordostkrater. Die Anomalien in der BN und im Nordostkrater sind am ausgeprägtesten, und es ist gut möglich, dass es dort schwache strombolianische Eruptionen gibt.

Die strombolianische Tätigkeit des Nordostkraters wurde zumindest für die letzte Woche vom INGV bestätigt. Im Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 30. September bis zum 6. Oktober attestierten die Vulkanologen dem Vulkan Entgasungsaktivität aus den Gipfelkratern, sowie schwache explosive Aktivität innerhalb des Nordostkraters. Nachts waren über dem Krater zeitweise rot illuminierte Wolken zu sehen. Von hier ging auch eine mäßige Infraschallaktivität aus, die von den Sensoren aufgefangen wurde.

In der letzten Woche war die Erdbebenaktivität noch etwas höher als jetzt. Die durchschnittliche Amplitude des Tremors lag auf einem mittleren Niveau. Auffällig ist, dass sich die Tremorquellen unter dem Gipfel wieder nur auf einen Bereich zwischen 2500 m und 3000 m konzentrierten. Tiefer Signale, die die Spur aufsteigenden Magmas wiedergeben, gab es nicht. Es wurden auch keine wesentlichen Veränderungen der Bodenverformungen festgestellt.

Der SO2-Ausstoß lag auf einem mittleren bis hohen Niveau, während der CO2-Fluss aus dem Boden niedrig ist und weiter abgenommen hat.

Es könnte jederzeit zu intensiverer Gipfeltätigkeit und insbesondere strombolianischen Eruptionen kommen. Nach einer Flankeneruption sieht es derzeit allerdings weniger aus.

Kanlaon Hoher Schwefeldioxid-Ausstoß am 11. Oktober

Vulkan Kanlaon stößt große Mengen Schwefeldioxid aus – Gefahr von VOG besteht

Auf den Philippinen zeigen mehrere Vulkane Anzeichen erhöhter Unruhe und könnten in den nächsten Wochen ausbrechen. An der Spitze der Liste potenzieller Eruptionen steht der Vulkan Kanlaon, der in den vergangenen Wochen eine ungewöhnlich hohe Menge an Schwefeldioxid ausgestoßen hat. In den letzten 24 Stunden lag die Emissionsrate bei 5150 Tonnen pro Tag, was vergleichbar mit der Menge ist, die auch eruptierende Vulkane ausstoßen. Natürlich hängt dies von der Art und Stärke der Eruption ab, da es nach oben praktisch keine Grenzen gibt, während der dauerhaft aktive Stromboli nur einen Bruchteil dieser Menge freisetzt.

Schwefeldioxid ist nicht das einzige Gas, das der Vulkan ausstößt. Der größte Anteil besteht aus Wasserdampf, der bereits im Krater kondensiert und als sichtbare Wolke bis zu 750 Meter über die Kraterhöhe aufsteigt. Bei Inversionswetterlagen besteht die Gefahr der Bildung von VOG (vulkanischem Smog).

Darüber hinaus berichtete PHIVOLCS von 19 vulkanischen Erdbeben, die sich hauptsächlich im Norden und Osten des Vulkans manifestierten. Diese Beben werden durch aufsteigendes Magma verursacht, das sich in einem Reservoir unter dem Vulkan ansammelt und den Vulkan allmählich aufbläht, ähnlich wie ein Hefekloß.

Der Alarmstatus des Kanlaon steht auf Stufe 2, was auf zunehmende vulkanische Unruhen hinweist. Diese könnten zu eruptiven Ereignissen und einer Erhöhung der Alarmstufe führen. Der Bevölkerung wird dringend geraten, wachsam zu bleiben und die permanente Gefahrenzone (PDZ) von vier Kilometern um den Vulkan zu meiden, um sich vor vulkanischen Gefahren wie pyroklastischen Strömen, ballistischen Projektilen und Steinschlag zu schützen. PHIVOLCS empfiehlt den Bewohnern, bei Ascheregen in windabgewandten Gebieten Nase und Mund mit einem feuchten Tuch oder einer Maske zu bedecken. Bewohner an den Süd- und Westhängen des Vulkans, besonders in Flussnähe, sollten bei starkem Regen vorsichtig sein, da Lahare oder Schlammlawinen auftreten könnten.

Weitere phreatische Eruption am Taal

Eingangs erwähnte ich eine Liste von Vulkanen auf den Philippinen, die ein erhöhtes Eruptionsrisiko aufweisen. Neben Kanlaon nimmt der Taal-Vulkan einen Spitzenplatz ein. Dieser Vulkan erzeugt bereits Eruptionen, auch wenn es sich bisher nur um phreatische Eruptionen handelt. In den letzten 24 Stunden ereignete sich erneut ein phreatischer Ausbruch, der 6 Minuten andauerte.

Darüber hinaus besteht auch an den Vulkanen Bulusan und Mayon ein moderates Eruptionsrisiko. Beide Vulkane sind aufgebläht und zeigen geringe seismische Aktivität.

Schweden: Erdbebenserie bei Kiruna

Erdbebenserie beim schwedischen Kiruna – Was steckt dahinter?

Datum 10.10.24 | Zeit: 17:01:33 UTC |  67.044 ; 20.889 | Tiefe: 0 km | Mb 2,1

Dem einen oder anderen Vnet-Leser ist in den letzten Tagen vielleicht die erhöhte Erdbebenaktivität in Schweden aufgefallen, einem Land, in dem es normalerweise nur weniger Erdbeben gibt. Die Beben konzentrieren sich in zwei Clustern in der Region Kiruna und haben überwiegend geringe Magnituden und flach liegende Hypozentren, wobei einige der Erschütterungen auf 10 Kilometer fixierte Tiefenangaben haben. Das stärkste Beben der letzten Tage brachte es gestern auf eine Magnitude von 2,1 in 0 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 14 km ostsüdöstlich von Gällivare verortet, einem Ort in Lappland, der gut 100 Kilometer südlich von Kiruna entfernt liegt.

Der zweite Erdbebencluster bildete sich direkt in der Gegend von Kiruna. Der jüngste Erdstoß hier manifestierte sich heute Morgen und hatte eine Magnitude von 1,7. Die Tiefe des Hypozentrums wurde ebenfalls mit 0 Kilometern angegeben und befand sich somit nahe der Erdoberfläche auf Niveau des Meeresspiegels. Das Epizentrum befand sich 42 Kilometer ostsüdöstlich von Kiruna und liegt damit im Randbereich des nördlichen Erdbebenclusters.

Tektonisch betrachtet ist Skandinavien relativ stabil. Besonders in den Landmassen, dessen Grundgebirge vielerorts aus stabilem Granit besteht, gibt es nur wenige Störungszone. Im Erdbebengebiet erstreckt sich die Kautokeino–Muonio–Tornio-Störungszone, die allerdings selbst in geologischem Sinne bereits sehr alt ist und kaum noch aktiv sein dürfte. Als weitere Ursache für Erdbeben werden oft isostatische Prozesse erwähnt, die als Folgen der Eiszeit heute noch wirksam sind: So hebt sich der Untergrund von Skandinavien und insbesondere auch der Norden Schwedens an, weil die Auflast der Eismassen der Eiszeit den gesamten skandinavischen Krustenblock absinken ließ. Nach dem Verschwinden des Eises begann eine Hebungsphase, die auch heute noch Erschütterungen auslösen kann.

Doch stecken tatsächlich tektonische oder isostatische Prozesse hinter den Erdbeben? Die Frage muss mit Nein beantwortet werden. Die wahrscheinlichste Ursache für die genannten Erdbeben sind menschliche Aktivitäten infolge des Bergbaus. Bei Kiruna selbst liegt das weltgrößte Eisenbergwerk und bei Gällivare wird in großem Stil Kupfer abgebaut. Wahrscheinlich lösen diese Bergbauaktivitäten die Erdbeben aus.

Tatsächlich wurde erst im letzten Jahr bekannt, dass in der Gegend auch große Vorkommen Seltener Erden entdeckt wurden, die zukünftig eine wichtige Rolle bei der angestrebten Energie- und Verkehrswende spielen könnten.

Island: Schwarmbeben am Eyjafjallajökull?

Möglicherweise gab es unter dem Eyjafjallajökull ein Schwarmbeben – Unterschiedliche Anzeigen auf Erdbebenseiten

Der subglaziale Vulkan Eyjafjallajökull liegt in Nachbarschaft zur größeren Katla und dürfte vielen Vnet-Lesern noch ein Begriff sein, weil er im Jahr 2010 Schauplatz einer starken Eruption war, die in zwei Phasen ablief und zu tagelangen Störungen im Flugbetrieb über Europa führte. Heute gibt es dort auf zwei Erdbebenseiten uneinheitliche Anzeigen in Bezug auf die Seismizität im Bereich des Vulkans. Während auf der Erdbebenseite vom IMO 11 Erschütterungen angezeigt werden, ist auf der Seite von vafri.is ein Schwarmbeben auszumachen, das aus gut 40 Einzelbeben besteht. Demnach hat sich die Mehrzahl der Beben zwischen 21 und 5 Uhr UTC ereignet. Sie waren von geringen Magnituden und hatten überwiegend Hypozentren in 5 Kilometern Tiefe. Normalerweise greift vafri.is die Daten vom IMO ab. Da dort nur ein Teil der Beben angezeigt wird, kann es gut sein, dass es sich bei den Beben auf vafri.is um automatisch detektierte Beben handelt, die beim IMO nach manueller Kontrolle bereits als falsch verworfen wurden. Andererseits werden nachts registrierte Daten oft erst nach einer Kontrolle am Morgen nachgereicht. Die nächsten Stunden werden zeigen, ob es sich um Geisterbeben gehandelt hat oder nicht.

Fest steht, dass es in der letzten Zeit vermehrt zu Erdbeben im Bereich des Eyjafjallajökulls gekommen ist und dass der Vulkan langsam wieder aufladen könnte, selbst wenn der heutige Erdbebenschwarm schwächer ausgefallen ist, als es bei vafri.is angezeigt wird. Ein sicheres Indiz hierfür würde eine Bodenhebung liefern, doch das GPS-Netzwerk ist am Eyjafjallajökull sehr ausgedünnt, so dass kaum Daten vorliegen. An einer Messstation am Fimmvörduhals-Pass kann man mit viel Wohlwollen eine leichte Bodenhebung von knapp 20 mm ablesen – aber diese Messung ist mit Vorsicht zu interpretieren, denn manchmal kommt es zu einem vermeintlichen Anstieg, der sich dann nach einigen Wochen in Wohlgefallen auflöst.

Situation auf Reykjanes

Auf der Reykjanes-Halbinsel werden momentan nur wenige Erschütterungen angezeigt, es kann aber sein, dass die Daten erst später aktualisiert werden. Die Bodenhebung hält aber weiterhin an und beläuft sich seit Ende der letzten Eruption auf fast 160 mm.

Inzwischen wurden die Arbeiten an den Schutzwällen um Svartsengi und Grindavik abgeschlossen und für beendet erklärt. Stellt sich die Frage, ob man nun beginnt, wichtige Infrastruktur bei Vogar im Norden von Reykjanes mit Bollwerken gegen die Lava zu sichern.

Update 13:00 Uhr: Die Erdbeben am Eyjafjallajökull werden auch bei vafri.is nicht länger angezeigt. Es gibt Spekulationen, nach denen der starke Geomagnetische Sturm gestern die Instrumente gestört haben könnte. Es gab also kein Schwarmbeben am subglazialen Vulkan.

Vulkaneifel: Zwei Mikrobeben nahe Laacher-See-Vulkan

Zwei sehr schwache Erdbeben 10 Kilometer südlich vom Laacher-See-Vulkan in der Vulkaneifel

Heute Mittag ereigneten sich in der Vulkaneifel zwei Mikrobeben mit den Magnituden 0,7 und 0,6. Sie wurden 15 km südsüdwestlich von Andernach verortet. Tatsächlich lagen sie östlich von Mayen und gut 10 Kilometer südlich vom Laacher See-Vulkan. Die Hypozentren wurden in 4 Kilometer Tiefe verortet. In Mayen wird Schiefer abgebaut, daher kann ein Zusammenhang mit dem Bergbau nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Doch die Stollen reichen nur wenige Hundert Meter in die Tiefe. Wenn die Verortung der Beben stimmt, lagen sie deutlich unterhalb eventueller Stollen. Die wahrscheinlichste Ursache für die Beben sind tektonische Prozesse an einer Störung. Fluidbewegungen können auch nicht ausgeschlossen werden.

Die Erschütterungen bedeuten nicht, dass der Laacher-See-Vulkan dabei ist zu erwachen. Ich war selbst im September mal wieder vor Ort an den Mofetten unterwegs gewesen und konnte keine signifikanten Veränderungen gegenüber früheren Besuchen feststellen, obgleich es schon am Ufer munter blubberte.

Dass diese extrem schwachen Erdbeben überhaupt detektiert werden konnten, dürfte dem Ausbau des seismischen Netzwerkes in der Vulkaneifel geschuldet sein. Noch vor einigen Jahren wären die Beben nicht registriert worden.

Neben dem regulär betriebenen Ausbau des seismischen Netzwerkes wurde 2023 eine einjährige Messkampagne gestartet, die mittlerweile zu Ende gegangen sein dürfte und auf deren Forschungsergebnisse wir gespannt sein dürfen. Im Rahmen des Projektes unter Federführung vom GFZ wurden 350 Geofone in der Vulkaneifel ausgebracht, die den Vulkanen den Puls fühlten. Ein Ziel der Kampagne ist es, dem Magmatismus genauer auf die Spur zu kommen. Noch besteht eine gewisse Unsicherheit darüber, wie tief der Schlaf der Eifelvulkane ist und ob sie noch einmal ausbrechen werden, wobei es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie noch zu unseren Lebzeiten aktiv werden.

Erde: Starker Sonnensturm erreicht uns

Nordlicht über Bayern. © Thorsten Böckel

Geomagnetischer Sturm der Stärke G4 erwartet – Nordlichter über Deutschland möglich

In den vergangenen Tagen und Wochen ist es bereits öfter zu starken Nordlichtern gekommen, die in Teilen von Deutschland sichtbar waren. Heute Nacht könnte es wieder der Fall sein, denn uns erreicht in diesen Stunden ein starker Sonnensturm der Stärke G4. Doch um die Nordlichter Beobachten zu können bedarf es einen wolkenfreien Himmel und das sieht in vielen Teilen Deutschlands heute Nacht nicht gut aus.

Sonnenstürme entstehen infolge von Sonneneruptionen, die geladene Teilchen bis weit in den Weltraum hinauswerfen. Die Sonneneruptionen gehen meistens von schwarzen Flecken auf der Sonne aus. Doch nicht alle Sonneneruptionen sind in Richtung Erde gerichtet, so dass uns die Wolke aus geladenen Teilchen erreicht. Das ist eher die Ausnahme als die Regel. Doch kürzlich kam es sogar zu zwei sich überlagernden koronalen Massenauswürfen infolge von Sonneneruptionen direkt hintereinander, die in Richtung Erde zeigten, und der Sonnenwind des Doppelwumms erreicht uns jetzt. Sobald die geladenen Teilchen auf das Magnetfeld der Erde treffen, entsteht der Geomagnetische Sturm.

Die Geomagnetischen Stürme sind ähnlich der Hurrikanskala in 5 Klassen eingeteilt. Sie reichen von G1 bis G5, wobei höhere Zahlen für zunehmende Stärke der Stürme stehen. Ein Geomagnetischer Sturm der Klasse G4 ist als ein Ereignis der zwietstärksten Kategorie.

Die NOAA warnt vor einem intensiven Sonnensturm am 10. und 11. Oktober. Diese Ereignisse könnten Polarlichter verursachen und sogar Störungen im Strom- und Mobilfunknetz und in der Satellitennavigation hervorrufen.

Sonnenstürme entstehen durch Flares und koronale Masseauswürfe (CMEs), bei denen große Mengen Plasma von der Sonne ins All geschleudert werden. Flares sind plötzliche Energieausbrüche auf der Sonnenoberfläche, während CMEs massereiche Plasmawolken sind, die mit Geschwindigkeiten von über 1.000 km/s ins All schießen. Treffen diese Wolken auf das Magnetfeld der Erde, können sie geomagnetische Stürme auslösen. Diese Stürme stören nicht nur technische Systeme, sondern erzeugen auch die faszinierenden Polarlichter.

Aktuell befinden wir uns im 25. Sonnenzyklus seit 1755, der 2019 begann und bis 2030 andauern wird. Die höchste Aktivität wird in den Jahren 2024 und 2025 erwartet.