Mount Rainier: Erdbebenschwarm am Kaskaden-Vulkan

Schwarmbeben mit mehreren Hundert Erschütterungen am Mount Rainier

Seattle, 08.07.2025Unter dem Mount Rainier ereigneten sich heute hunderte schwache Erdbeben geringer Magnituden, die zusammen einen beachtlichen Erdbebenschwarm ergeben. Obwohl es unter dem Vulkan nahe Seattle 1 bis 2 Mal im Jahr Schwarmbeben gibt, besorgen der aktuellen Beben aufgrund ihrer Anzahl.

Das Schwarmbeben wurde von den Geräten aufgezeichnet, die in einer Kooperation vom Cascades Volcano Observatory (CVO) und dem Pacific Northwest Seismic Network (PNSN) der University of Washington betrieben werden.  Das seismische Netzwerk begann am 8. Juli ab 1:29 Uhr PDT anzuschlagen und registrierte den Erdbebenschwarm, der sich in einer Tiefe zwischen 2 und 6 Kilometern unter dem Mount Rainier im US-Bundesstaat Washington manifestierte. Das stärkste Einzelbeben hatte Magnitude von 1,7.

Auf der Shakemap zeigt sich die aktuelle Aktivität in Orange, während blaue Markierungen alle Erdbeben seit dem Jahr 2020 darstellen. GPS-Messstationen rund um den Vulkan zeigen bislang keine Hinweise auf Bodenverformungen.

Erdbebenschwärme treten am Mount Rainier regelmäßig auf, meist ein- bis zweimal jährlich. Die aktuelle Aktivität ist jedoch intensiver als üblich. Der letzte vergleichbare Schwarm wurde 2009 verzeichnet, als innerhalb von drei Tagen mehrere hundert Beben auftraten, das stärkste mit einer Magnitude von 2,3.

Solche Schwärme werden in der Regel mit der Zirkulation hydrothermaler Fluide in Verbindung gebracht, die mit flachen, bereits bestehenden Störungszonen unterhalb des Vulkangipfels interagieren.

Bei den Fluiden kann es sich um Gas und Tiefenwässer handelt, oder aber auch direkt um Magma. Doch letzteres ist unwahrscheinlich da noch keine Bodendeformationen registriert wurden.

Der Mount Rainier ist ein 4.392 Meter hoher Stratovulkan im US-Bundesstaat Washington, der etwa 85 Kilometer südöstlich von Seattle liegt. Er ist der höchste Gipfel der Kaskadenkette und vollständig von Gletschern bedeckt – mehr als jeder andere Vulkan der USA außerhalb Alaskas.




Mount Rainier gilt als potenziell gefährlichster Vulkan der Vereinigten Staaten. Sein letzter bestätigter Ausbruch ereignete sich um das Jahr 1894. Die größte Bedrohung geht heute von Laharen (vulkanischen Schlammströmen) aus, die bei einem Ausbruch oder durch Gletscherkollaps ganze Täler bis in dicht besiedelte Gebiete wie das Puyallup Valley erreichen könnten.

Mount Rainier liegt in Sichtweite des Mount St. Helens, der 1980 erwachte und eine Vulkankatastrophe verursachte, in deren Folge 57 Menschen starben. Der Vulkan ruhte lange bevor er erwachte. Ein ähnliches Szenario befürchtet man für den Mount Rainier.

Der Mount Rainier wird durch ein engmaschiges Netz aus seismischen Sensoren, Infraschallmessungen, GPS-Stationen und Webcams kontinuierlich überwacht. Derzeit liegen keine weiteren Anzeichen für ungewöhnliche vulkanische Aktivität vor. CVO und PNSN beobachten die Lage weiterhin aufmerksam und werden bei neuen Entwicklungen entsprechende Informationen bereitstellen.

Pyroklastische Ströme vom Shinmoe-dake stellen Gefahr dar

Vulkanausbruch an Shinmoedake
Eruption kurz vor dem Abgang des pyroklastischem Stroms am Shinmoe-dake. © André Müller

Kirishima weiterhin aktiv – Vulkanausbruch mit Abgängen gefährlicher pyroklastischer Ströme vom Shinmoe-dake.

Kagoshima, 08.07.2025Der Krater Shinmoe-dake des Kirishima-Vulkankomplexes in Japan ist weiterhin aktiv und fördert Vulkanasche, die mehrere Tausend Meter hoch aufsteigt. Zudem wurden mehrfach Abgänge pyroklastischer Ströme beobachtet, von denen eine besondere Gefahr für Vulkanbeobachter ausgeht, die sich innerhalb des Sperrgebiets bewegen.

Pyroklastischer Strom am Shinmoe-dake

Bei pyroklastischen Strömen handelt es sich um Wolken aus einem Gemisch aus extrem heißen Gasen, Vulkanasche und gröberer Tephra, die auf einem Gaskissen zu Tal rasen und dabei fast keine Geräusche verursachen. Zudem werden sie in Abhängigkeit von der Neigung der Vulkanflanke und der Stärke der Eruption sehr schnell, so dass eine Flucht vor ihnen nur selten erfolgreich verläuft. Im Wesentlichen gibt es 3 Mechanismen, durch die pyroklastische Ströme entstehen: durch Kollaps einer großen plinianischen Eruptionswolke, den Zusammenbruch eines Lavadoms bzw. der Front eines zähen Lavastroms und durch seitwärts gerichtete Explosionen.

Pyroklastische Ströme können sich nicht nur sehr schnell fortbewegen, sondern auch sehr heiß sein. Wer in einen pyroklastischen Strom gerät, stirbt in der Regel infolge schwerster Verbrennungen, von denen nicht nur die Haut betroffen ist, sondern auch die Lungen, die sich bei Verbrennungen mit Gewebewasser füllen, was zum Erstickungstod führt. Kurzum: Pyroklastische Ströme sind so mit das Gefährlichste, was einem an einem Vulkan begegnen kann, und man sollte jeden Kontakt mit ihnen vermeiden. Darum gibt es eine Sperrzone mit einem Radius von 3 Kilometern um den Shinmoe-dake. Die JMA-Vulkanologen gehen davon aus, dass die Ströme bis zu 2 Kilometer weit gleiten, doch bei stärkeren Eruptionen kann ein Vielfaches dieser Strecke erreicht werden. Auf dem Bild vom Sonntag erkennt man, dass die Glutwolke bis zur Basis des Kraterkegels glitt.

Die Tätigkeit des Shinmoe-dake begann am 22. Juni und steigerte sich seitdem kontinuierlich. Am Samstag stiegen Eruptionswolken 5000 m über Kraterhöhe auf. Pyroklastische Ströme wurden zum ersten Mal am Sonntagnachmittag dokumentiert und auch gestern gab es welche. Heute ist das Wetter am Kirishima wieder schlechter, doch eine Livecamaufnahme von heute Morgen lässt erahnen, dass auch zu diesem Zeitpunkt eine weitere dieser gefürchteten Glutwolken abging. Vulkanbeobachter sollten also die Warnungen ernst nehmen und das Sperrgebiet nicht betreten. Eine gute Übersicht auf den Shinmoe-dake hat man vom 1700 m hoch gelegenen Karakuni-dake, dem höchsten Vulkan innerhalb des Kirishima-Komplexes. Er liegt gut 3 Kilometer nordöstlich des aktiven Kraters und somit noch in der Reichweite moderner Drohnen, was natürlich nur von akademischem Interesse ist, da man diese ja in Sichtweite fliegen muss.

Die aktuellen Daten der Vulkanologen zeigen eine leichte Kontraktion des Shinmoe-dake infolge des erhöhten Ascheausstoßes. Es scheint weniger Magma aus der Tiefe aufzusteigen, als am Vulkan in Form von Lava gefördert wird. Von daher könnte es gut sein, dass die eruptive Tätigkeit nicht mehr lange anhalten wird.

Island: Starke Erdbebentätigkeit entlang der VZ

Zahlreiche Erdbeben entlang der Vulkanzonen auf Island – Norden und Südwesten besonders stark betroffen

Reykjavik, 08.07.2025Gestern Nachmittag manifestierten sich auf Island zahlreiche Erdbeben, von denen die Störungs- und Vulkanzonen entlang der divergenten Naht zwischen Europa und Nordamerika besonders betroffen waren. Am ausgeprägtesten war die Seismizität offshore, entlang der Fortsätze des Mittelatlantischen Rückens im Südwesten und im Norden der Insel. Insgesamt gab es unter Island innerhalb von 48 Stunden 224 Erdbeben, wobei Erschütterungen in einiger Entfernung zur Insel nicht mitgerechnet wurden.

Erdbeben Island. © vafri.is

Am anschaulichsten präsentieren sich die Beben auf der Vafri-Shakemap, wenn man den Zoomfaktor so weit verkleinert, dass ein möglichst großer Ausschnitt angezeigt wird. Man erkennt, dass es im Norden Erdbeben gab, die sich ausgehend von der Tjörnes-Fracture-Zone entlang des Kolbeinsey-Ridge erstrecken. Auf einer Strecke von gut 500 Kilometern reihen sich die Erdbeben wie auf einer Perlenkette auf, wobei das nördlichste Endglied von einem Erdbeben der Magnitude 3,4 gebildet wird.

Am südwestlichen Pendant -dem Reykjanes-Ridge- ereignete sich ein Erdbebenschwarm mit fast 100 Beben, rund 13 Kilometer von Eldey entfernt. Hier wurden sogar fünf Beben mit Magnituden im Dreierbereich festgestellt. Auf der Reykjanes-Halbinsel blieb die Seismizität mit 55 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden moderat. Die meisten Beben trugen sich bei Krýsuvík zu.

Ähnlich viele Beben gab es im Bereich des Mýrdalsjökull, wo sich Erdbeben unter der Katla, aber auch nahe der Hekla ereigneten, über die ich bereits gestern berichtet habe. Darüber hinaus ist der Erdbebenschwarm am Grjótárvatn (Snæfellsnes) weiter aktiv. Einige Erschütterungen zeigen sich auch im Bereich von Bárðarbunga.

Ob es zwischen diesen Erdbeben einen Zusammenhang gibt, ist ungewiss. Die Erdbebengebiete sind über den Mittelatlantischen Rücken gekoppelt, auf dem Island liegt. Die Insel entstand durch vulkanische Aktivität entlang des Rückens, wobei der Island-Mantelplume die Erdkruste zusätzlich aufwölbte. Entlang der Plattengrenze entfernen sich die beiden Teile Islands mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 30 Millimetern pro Jahr voneinander. Diese Bewegung erzeugt Zugspannungen, die ein Ausdünnen der Kruste und Erdbeben bewirken. Dieser Prozess kann schubweise erfolgen, sodass es möglich ist, dass einer dieser Schübe gestern die Erdbeben im Norden ausgelöst hat. Die Beben in Südisland hängen meiner Meinung nach eher mit magmatischen Prozessen zusammen, die aber ebenfalls ein Zeugnis der Divergenz entlang der kontinentalen Naht darstellen.

Lewotobi Laki-Laki eruptiert Vulkanasche 13 km hoch

Weitere Eruptionen am Lewotobi Laki-Laki – Vulkanasche in 13 km Höhe, Lavadom ausgeblasen

Maumere, 08.07.2025Nach der gewaltigen Eruption am Vormittag, kam der Lewotobi Laki-laki noch lange nicht zur Ruhe und erzeugte weitere starke Explosionen. Die stärkste manifestierte sich am frühen Abend, als um 19:32 Uhr WITA eine Aschewolke 13000 m über Kraterhöhe aufstieg, was einer Höhe von 14584 m über dem Meeresspiegel entspricht. Bei der Eruption zur Dämmerung wurde klar, dass nicht nur Vulkanasche ausgestoßen wurde, sondern auch glühende Tephra. Sie deckte einen Großteil des Vulkanhangs ein. Die Vulkanasche störte erneut den Flugverkehr zwischen Bali und Australien.

Vor dieser Eruption war die Seismizität nur minimal erhöht und das VSI meldete für den Zeitraum 18:00–24:00 Uhr WITA, dass 2 vulkanotektonische Erdbeben und 4 Niederfrequenzerdbeben aufgezeichnet wurden. Außerdem kam es vor der Eruption zu 7 starken Entgasungen. Kleine Variationen in der Seismizität müssen am Lewotobi Laki-Laki bereits die Alarmglocken schrillen lassen, wobei es auch Tage mit leicht erhöhter Seismizität gibt, ohne dass es zu einer starken Explosion kommen würde.

Lavadom verstopf den Krater. © Mbah Lurah

Tatsächlich ist der Vulkan praktisch daueraktiv, denn in Zeiten ohne stärkere Explosionen wächst in seinem Krater ein flacher Lavadom, der das Fördersystem verstopft. Dieser Umstand wird in den Berichten des VSI nicht hinreichend (wenn überhaupt) kommuniziert und wurde erst jetzt anhand von privat gefertigten Drohnenaufnahmen publik. Die Aufnahmen von Mbah Lurah zeigen diesen Pancake-Dom, ohne ihn beim Namen zu nennen. Der Drohnenpilot bezeichnete den Pfropf aus extrem zäher Lava als „gefrorene Lava“. Die jüngsten Aufnahmen stammen vom Nachmittag des 6. Juli und wurden wenige Stunden vor der ersten starken Explosion aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte bereits ein zäher Lavastrom damit begonnen, über eine Depression am Kraterrand zu fließen.

Interessant ist, dass bei älteren Aufnahmen im Juni starke Dampfentwicklungen den Blick auf den Kraterboden praktisch verhinderten. Nur auf einer Aufnahme erkennt man etwas Rotglut zwischen den Dampfschwaden, was auf Domwachstum hindeutet. Der Drohnenpilot macht mit seinen Aufnahmen eine wichtige Arbeit, die eigentlich Job der ortsansässigen Vulkanologen wäre. Mir ist es nicht bekannt, ob es da eine Zusammenarbeit gibt, doch konkrete Warnungen vor starken Eruptionen wurden von den VSI-Mitarbeitern des kleinen Observatoriums vor Ort meines Wissens nach nicht ausgesprochen.

Die immer wieder stattfindenden starken Explosionen kommen nicht völlig ohne Vorwarnung: Kurz vor einer Explosion steigt normalerweise die Seismizität signifikant an, mit Ausnahme der jüngsten Ausbrüche, bei denen es nur eine leichte Erhöhung der Erdbebentätigkeit gab. Der Dom im Krater verstopft mit zunehmender Größe den Förderschlot, wodurch der Gasdruck im Fördersystem zu wachsen beginnt. Offenbar ist eine kritische Größe des Doms erreicht, wenn er anfängt, in der Depression überzulaufen. Kurz vor der Explosion scheint das Fördersystem so blockiert zu sein, dass kaum noch Dampf austreten kann. Bei der Explosion wird zumindest ein Teil des Doms ausgeblasen, was zu pyroklastischen Strömen führt. Prinzipiell würden sich also Prognosemöglichkeiten ergeben, so dass man die Bevölkerung vor Ort und die Fluggesellschaften warnen könnte und sich auf Störungen einstellen könnte.

Kreta: Erdbeben Mb 5,0 am 7. Juli

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert den Osten von Kreta – Epizentrum lag offshore

Datum: 07.07.2025 | Zeit: 17:46:06 UTC | Koordinaten: 34.988 ; 26.689 | Tiefe: 09 km | Mb 5,0

Heraklion, 07.07.2025Heute Abend wurde die griechische Insel Kreta erneut von einem mittelstarken Erdbeben erschüttert. Der Erdstoß manifestierte sich um 17:46:06 Uhr UTC in einer Tiefe von 9 Kilometern. Das Epizentrum befand sich vor der Ostküste und wurde 46 km ost-südöstlich von Palekastro verortet. Die Daten stammen vom EMSC und sind erst wenige Minuten alt, daher könnten sie noch korrigiert werden. Das GFZ zeigt eine Magnitude von 4,3 an.

Erdbeben Kreta. © EMSC

Erdbeben dieser Magnitude können bereits leichte Schäden an der Infrastruktur hervorrufen. Doch aufgrund der Lage vor der Küste halte ich Schäden für wenig wahrscheinlich. Dafür konnte das Erdbeben selbst in 500 Kilometern Entfernung zum Epizentrum noch deutlich gespürt werden. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen bis aus dem Westen der Türkei vor.

Tektonisch betrachtet manifestierte sich der Erdstoß wahrscheinlich am Ptolemäus-Graben, der südöstlich der kretischen Küste verläuft und bis zur Nachbarinsel Karpathos reicht. Zusammen mit dem Plinius-Graben umschließt er einen kontinentalen Splitter im Randbereich der Ägäischen Platte. Hier übertragen sich Spannungen infolge der Subduktion am Hellenischen Bogen, die sich in den zahlreichen Beben der Region entladen.

Der hellenische Bogen war heute Schauplatz mehrerer Erdbeben. Hierzu zählt ein kleiner Erdbebenschwarm im Osten Griechenlands. sowie ein Erdbeben Mb 4,5 im Ionischen Meer.

Nördlich von Kreta gab es auch wieder schwache Erdbeben bei Santorin. Dort gab es direkt unter der Insel ein Beben Mb 2,0. Unruhige Zeiten für die Ägäische Platte.

Erhöhte Erdbebengefahr in der Ägäis?

Gerade zur Urlaubszeit stellen sich viele Ägäis-Reisende die Frage, ob es derzeit eine besonders große Erdbebengefahr in der beliebten Urlaubsregion gibt. Tatsächlich könnte man den Eindruck gewinnen, dass es dieses Jahr besonders viele Erdbeben im östlichen Mittelmeerraum gibt, doch mit Ausnahme des starken Schwarm bei Santorin, der im Frühjahr für Aufsehen sorgte, bewegt sich die Seismizität noch im üblichen Rahmen. Entlang der kontinentalen Nahtstellen im östlichen Mittelmeerraum kann es immer zu Starkbeben kommen, ohne dass es irgendeine Vorwarnung geben würde. Statistisch betrachtet setzt man sich aber keinem besonders hohen Risiko aus, wenn man sich mal 2 Wochen im Jahr dort aufhält.

In Bezug auf Santorin bin ich noch etwas skeptisch, ob die scheinbare Ruhe nicht jene vor dem Sturm sein könnte. Doch auch hier würde ich das Risiko ehr als gering einschätzen, dort während seines Urlaubs in Schwierigkeiten zu kommen. Ausgeschlossen ist es allerdings nicht.

Als Urlauber im Osten der Türkei würde ich mir generell gut den Zustand meines Hotels angucken und Fluchtwege einprägen, denn hier erwartet man innerhalb der nächsten Jahrzehnte ein Starkbeben, das ein großes Zerstörungspotenzial haben wird. Sorgen würde ich mich aber nur als Anwohner, nicht als Besucher der Region.

Neuseeland: Erdbeben Mw 6,3 vor der Südküste

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert Süden von Neuseeland

Datum: 07.07.2025 | Zeit: 12:53:43 UTC | Koordinaten:  -47.168 ; 165.522 | Tiefe: 33 km | Mw 6,3

Dunedin, 07.07.2025Neuseeland wurde heute Mittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert. Das Hypozentrum wurde in 33 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich vor der Südküste und wurde 211 km südwestlich von Riverton verortet. Diese Daten stammen vom GFZ Potsdam. Das USGS gab die Tiefe des Erdbebenherds mit 10 Kilometern an. Zudem gab es ein Nachbeben der Magnitude M 4,2.

Erdbeben Neuseeland. © GFZ

An der Erdoberfläche blieb das Beben ohne nennenswerte Folgen. Es wurden weder Schäden noch Wahrnehmungsmeldungen bekannt. Dennoch ist das Beben von akademischem Interesse, da es sich theoretisch auf die Aktivität der Vulkane auf der Nordinsel auswirken könnte.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben mit der Kollision der Pazifischen Platten mit der Indoaustralischen Platte im Zusammenhang: Die Plattengrenze ändert in ihrem Verlauf den Charakter von der konvergenten Subduktionszone des Kermadec-Grabens vor der Ostküste der Nordinsel zur dextralen Transformstörung des Alpine Fault im Westen der Südinsel. Diese Änderung des Charakters ist es zu verdanken, dass es auf der Südinsel keine aktiven Vulkane gibt, denn normalerweise entstehen die Subduktionszonen-Vulkane des pazifischen Feuerrings entlang der konvergenten Plattengrenzen. Das Erdbeben manifestierte sich in dem Bereich der Plattengrenze, wo sie südlich von Neuseeland ein weiteres Mal ihren Charakter ändert und zwar von der Transformstörung in die Subduktionszone entlang des Puysegur-Grabens.

Übrigens gab es auch nördlich von Neuseeland Erdbeben entlang des Kermadec-Grabens, der sich in seiner Verlängerung bis nach Fidschi zieht. Interessant ist ein Beben Mb 3,7 in der Nähe der Vulkaninsel White Island, die in der Bucht von Plenty liegt. Der Vulkan war im Frühjahr besonders aktiv, doch die Tätigkeit ist in den letzten Wochen zurückgegangen. Weitere mittelstarke Erschütterungen ereigneten sich bei Tonga (M 5,5) und Fidschi (M 4,7).

Italien: Heftige Unwetter im Norden verursachten ein Todesopfer

Unwetter in Norditalien und Österreich – eine Frau vom Baum erschlagen

Mailand, 07.07.2025Am Wochenende wurden durch starke Unwetter in Norditalien und Teilen Österreichs Schäden angerichtet. Besonders hart traf es Mailand, wo am Sonntagnachmittag eine 63-jährige Frau ums Leben kam, als sie von einem umstürzenden Baum getroffen wurde. Sie war mit zwei Freunden auf dem Heimweg, als das Unwetter über die Stadt hereinbrach. Die Begleiter erlitten Verletzungen.

Unwetter auf Procida

Das Unwetter in Form von starken Gewittern zog gegen 17 Uhr auf und brachte heftigen Wind, Starkregen und grobkörnigen Hagel mit sich. Italienischen Medien zufolge fielen am frühen Abend innerhalb kurzer Zeit bis zu 45 Millimeter Regen. Infolge des Unwetters kam es in Mailand zu Überschwemmungen, umgestürzten Bäumen und starken Sturmschäden. Die Feuerwehr verzeichnete über 150 Notrufe, vor allem wegen überfluteter Unterführungen, vollgelaufener Keller und beschädigter Infrastruktur. Ein Zug zwischen Mailand und Rom wurde von einem Blitz getroffen, die Strecke wurde vorübergehend gesperrt.

Auch andere Regionen in Norditalien waren betroffen: In Como trat der See über die Ufer und in Bergamo wurden Flüge umgeleitet. Der Zivilschutz rief für mehrere Provinzen die Alarmstufe Orange aus. Bürgermeister Giuseppe Sala warnte vor weiteren Unwettern und bat die Bevölkerung, Vorsicht walten zu lassen.

Die Unwetter zogen heute in Richtung Süden weiter und trafen auch den Großraum Neapel. Entlang der Amalfiküste gerieten kleinere Boote in Seenot. Auf der Insel Procida, die zwischen Pozzuoli und Ischia liegt, verwandelten sich Straßen in Bäche. Natürlich gingen auch starke Niederschläge im Bereich der Campi Flegrei nieder. Hier könnte das viele Wasser die hydrothermale Aktivität verstärken.

In Tarquinia manifestierte sich eine Wasserhose – ein kleiner Tornado, der über dem Meer tanzte, ohne Schäden anzurichten.

In Österreich sorgten heftige Regenfälle ebenfalls für Chaos. Im Tiroler Stubaital rissen Muren zwei Fußgängerbrücken mit sich und transportierten große Mengen Geröll und Treibholz. Besonders betroffen war die Gemeinde Fulpmes. Verletzt wurde niemand, doch die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

In der Steiermark hinterließ ein kurzes, aber intensives Hagelgewitter in Turnau winterliche Verhältnisse. Umgestürzte Bäume blockierten Straßen, Fahrzeuge blieben stecken. Auch in Thondorf bei Graz mussten Bäume entfernt werden.

Laut den Wetterdiensten bleibt die Lage angespannt. Es wird mit weiteren starken Regenfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen gerechnet – insbesondere entlang der Alpensüdseite, wo bis Mittwoch bis zu 360 Millimeter Niederschlag erwartet werden. Eine enorme Regenmenge, die in Abhängigkeit von dem Zeitraum, in dem sie niedergeht, großes Katastrophenpotenzial mit sich bringt. In Texas, wo es zur Katastrophe am Fluss Guadalupe kam, fielen innerhalb weniger Stunden bis zu 300 mm Niederschlag. In der Folge stieg der Flusspegel rasant an. Bis jetzt wurden 82 Todesopfer bestätigt.

Die Serie extremer Wetterereignisse scheint kein Ende mehr zu nehmen und ist Teil der neuen Realität, mit der wir uns aufgrund der immer schneller voranschreitenden Klimaerwärmung konfrontiert sehen. Dabei stehen wir noch ziemlich am Anfang des Disasters, dessen Folgen noch nicht wirklich absehbar sind.

Hekla: Erdbebenschwarm in der Nähe

Schwarmbeben nahe Vulkan Hekla auf Island – Stärkste Erschütterung Mb 3,4

Selfoss, 07.07.2025Südwestlich der Hekla ereignete sich ein Erdbebenschwarm, der sich aus 27 Einzelbeben zusammensetzt. Die stärkste Erschütterung war auch das erste der Beben und hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 7500 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 11 km ost-südöstlich von Árnes bei Selfoss verortet. Der Fuß der Hekla liegt ca. 10 Kilometer entfernt.

Genaugenommen müssten man von einem Hauptbeben und einem Nachbebenschwarm sprechen, da die meisten der folgenden Erschütterungen deutlich schwächer als Mb 3,4 waren. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Erdbeben und dem Vulkan gibt ist ungewiss. Wahrscheinlich waren es tektonische Beben an einer Störungszone, die mit dem Vulkan assoziiert ist. So könnte aufsteigendes Magma Spannungen verursacht haben, die auf die Störungszone wirkten und letztendlich die Beben auslöste. In den vergangenen Tagen ereigneten sich vereinzelte Erdbeben unter dem Kraterbereich des Vulkans. Die Hekla gilt statistisch als überfällig. Typisch für ihre Ausbrüche ist es, dass der Vulkan fast erschütterungsfrei auflädt. eine seismische Krise setzt oft nur Minuten vor Eruptionsbeginn ein, weswegen selbst vereinzelte Erschütterungen auffällig sind.

An der GNNS-Messtation FEDG, die nördlich der Hekla liegt, gibt es eine schwache Bodenhebung von 20 mm. Es ist aber noch kein wirklicher Trend zu erkennen und es könnte sich um eine Messungenauigkeit handeln. Nichtsdestotrotz kann es nicht schaden, ein Auge gen Hekla gerichtet zu halten.

Der 1.491 Meter hohe Stratovulkan liegt im Süden der Insel, etwa 120 Kilometer von Reykjavik entfernt. Hekla wird oft als „Tor zur Hölle“ bezeichne, eine Bezeichnung aus dem Mittelalter, als ihre häufigen Ausbrüche große Furcht auslösten. Im Schnitt brach Hekla alle 10 Jahre aus. Der letzte Ausbruch ist aber schon länger her und manifestierte sich im Jahr 2000.




Natürlich gab es in den letzten 48 Stunden auch an anderen Lokationen auf Island Erdbeben. Insgesamt registrierte das seismische Netzwerk 200 Beben im Inselgebiet. Während 81 Beben im Bereich von Myrdalsjökull festgestellt wurden, zu dem auch die Hekla gehört, wurden im Bereich von Reykjanes gut 90 Beben festgestellt. Dazu zählt ein Schwarmbeben vor der Südwestküste, gut 20 Kilometer von Eldey entfernt. Diese Beben auf dem Reykjanes-Rücken traten in den letzten Monaten immer dann auf, wenn der Vulkanausbruch bei Svartsengi näher rückte. Tatsächlich wurden auch 4 Beben in und um Grindavik herum registriert. Die Bodenhebung geht indes weiter.

Lewotobi Laki-Laki: Flugausfälle durch starken Vulkanausbruch

Starker Vulkanausbruch am Lewotobi Laki-Laki – Vulkanasche in fast 20 Kilometern Höhe verursacht Flugausfälle

Maumere, 07.07.2025Auf Flores in Indonesien kam es heute um 11:05 Uhr (WITA) erneut zu einer sehr starken Explosion am Vulkan Lewotobi Laki-Laki, bei der Vulkanasche bis auf eine Höhe von fast 20 Kilometern gefördert wurde. Außerdem entstand ein breiter pyroklastischer Strom, der über die Südflanke des Vulkans floss. Aufgrund der hoch aufgestiegenen Aschewolke kam es zu Störungen im Flugverkehr. Der VONA-Alarmstatus steht auf „Rot“.

Eruption am Lewotobi Laki-Laki- © Netaa Ndun

Die Angabe zur Höhe der Aschewolke stammt vom VSI und wurde aufgrund von Einschätzungen von Beobachtern am Boden vorgenommen. Sie betrug 19.584 m über dem Meeresspiegel. Die Nettohöhe der Eruptionswolke belief sich demnach auf 18.000 m über Kraterhöhe. Das VAAC Darwin meldete hingegen, dass die Satelliten Vulkanasche in knapp 15.000 m Höhe detektiert hätten.

Zum zweiten Mal innerhalb von 4 Wochen kam es zu Flugausfällen, von denen nicht nur tief fliegende Regionalflieger betroffen waren, sondern vor allem auch der internationale Flugverkehr zwischen Bali und Australien. So berichtete etwa die Fluggesellschaft Virgin Australia, dass drei Flüge von Bali Richtung Australien gestrichen wurden. Einzelheiten über das Ausmaß der Flugausfälle anderer Airlines liegen noch nicht vor.

Obwohl bei der Eruption auch ein großer pyroklastischer Strom entstand, kamen offenbar keine Menschen zu Schaden. Der Zugang zum Vulkan ist verboten und es gibt eine Sperrzone mit einem Radius von 6 Kilometern um den Krater des Leweotobi Laki-Laki.

Der Lewotobi Laki-Laki bildet zusammen mit dem Lewotobi Permubutan ein Doppelvulkansystem. Der Laki-Laki ist seit fast 2 Jahren wieder aktiv und erzeugt neben vielen kleinen Eruptionen auch gelegentlich starke Explosionen, wie es heute der Fall gewesen ist. Doch nicht jede Eruption verläuft glimpflich: Eine Eruption am 4. November 2024 tötete mindestens 10 Menschen, als infolge der Eruption mehrere Häuser in einem Dorf am Fuß des Vulkans Feuer fingen.




Der aktuelle Ausbruch kam diesmal vergleichsweise überraschend, da die Seismizität nur unmittelbar vor der Explosion leicht anstieg. Das VSI registrierte nur 13 vulkanotektonische Erdbeben, 4 Erschütterungen mit niedrigen Frequenzen und 8 Phasen nicht-harmonischen Tremors. Eine seismische Krise wie vor den anderen Eruptionen blieb aus. Das macht die Situation für Anwohner und Vulkanspotter unberechenbar und gefährlich.

Die letzte starke Eruption ereignete sich erst am 17. Juni. Auch damals kam es zu Flugausfällen.