Sizilien: Schwere Unwetter am Ätna möglich

Unwetterwarnungen für Sizilien – Heftige Gewitter am Ätna möglich

Heute steht der Ätna mal nicht wegen vulkanischer Aktivität in den Schlagzeilen auf Vnet, sondern wegen einer Unwetterwarnung der höchsten Stufe, die von den italienischen Wetterdiensten ausgegeben wurde: Es drohen starke Gewitter mit starken Windböen und ergiebigen Regenfällen. Diese könnten Schlammlawinen und Erdrutsche auslösen und in den Gemeinden am Fuß des Vulkans Überflutungen verursachen, so wie es bereits im letzten Herbst häufiger vorkam.

Laut dem PRE TEMP-Institut deuten die aktuellen Modelle auf die Bildung eines intensiven Tiefdruckkerns hin, der sich westlich von Sizilien etabliert und sich im Verlauf der nächsten Stunden ostwärts in Richtung Ionisches Meer verlagern könnte. Besonders gefährdet sind die Provinzen Trapani, Palermo, Messina und Catania, wo lokale Überflutungen, Hangrutsche und Sturmfluten nicht ausgeschlossen werden. In den kommenden 12 bis 24 Stunden könnten sich Regenmengen von über 150 Litern pro Quadratmeter ansammeln – Werte, die bereits in der Vergangenheit zu erheblichen Schäden führten.

Meteorologen beobachten über dem Tyrrhenischen Meer die Entwicklung einer großräumigen Sturmstruktur, die sich zu einem Mesoskaligen Konvektiven Komplex (MCC) verdichten könnte – einem gewaltigen Cluster aus mehreren Gewittersystemen. Davon könnten auch die Liparischen Inseln betroffen werden, wo Starkregen in den letzten Jahren besonders häufig Überflutungen und Schlammlawinen verursachte. Von einer Besteigung der beiden Vulkane Ätna und Stromboli rate ich aktuell dringend ab!

Gewitter zogen bereits über Sardinien hinweg und sorgten für Chaos

Überflutungen

Während sich Sizilien auf die Auswirkungen der Sturmzelle vorbereitet, hat Sardinien die Unwetter bereits mit voller Wucht erlebt. Am Dienstag fegten heftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen über weite Teile der Insel hinweg. Besonders betroffen waren die Regionen Sulcis, Carbonia und Meilogu, wo Straßen und Unterführungen überflutet wurden. Zahlreiche Häuser standen unter Wasser, und die Feuerwehr musste dutzende Male ausrücken, um Keller leerzupumpen und blockierte Verkehrswege zu räumen.

In Carbonia traten kleinere Flüsse über die Ufer, Felder wurden verwüstet, und die örtliche Landwirtschaft meldet teils massive Ernteschäden. Die Behörden riefen zwischenzeitlich die gelbe Alarmstufe aus, mahnten die Bevölkerung zur Vorsicht und sperrten mehrere Straßenabschnitte.

Nach derzeitigem Stand könnte die Unwetterfront in den kommenden Stunden von Sardinien weiter über das Tyrrhenische Meer ziehen – mit Sizilien als nächstem Brennpunkt eines außergewöhnlich dynamischen Wetterereignisses.

Ätna: Seilbahnbesitzer nimmt Eintritt für Silvestri-Krater

Ätna-Seilbahnbesitzer Morosoli verlangt Eintritt für Spaziergang am Silvestri-Krater und schiebt Naturschutz vor

Der Ätna auf Sizilien ist immer wieder Schauplatz spektakulärer Vulkanausbrüche und zugleich ein beliebtes Touristenziel. Die Menschen kommen nicht nur wegen der Ausbrüche, sondern auch zum Wandern oder um Ruhe und Erholung in der Natur zu suchen. Die Landschaften am Ätna sind äußerst vielfältig: Während sein Fuß von meist unzugänglichen Zitrusplantagen geprägt ist, finden sich in mittleren Höhenlagen ausgedehnte Pinienwälder. In den höheren Zonen dominiert eine Aschewüste, in der nur wenige endemische Pflanzen überleben. Zudem bietet der Ätna auch Wintersportmöglichkeiten. Zwei Touristenstationen ermöglichen den Zugang zu den Pisten – eine im Norden und eine im Süden. Während die nördliche Station nur über Sessellifte verfügt, gibt es im Süden eine richtige Seilbahn, die rund 500 Höhenmeter überwindet und im Sommer von Wanderern genutzt wird, die in die Kraterregion vordringen möchten.

Von der oberen Seilbahnstation an der Montagnola auf etwa 2.500 m Höhe fahren geländegängige Busse weiter bis an den Fuß der Kraterkegel auf rund 2.900 m. Dafür wurden breite Pisten angelegt, die sich in zahlreichen Kehren durch die Schotter- und Aschewüste winden. Damit hier Pflanzen wachsen können, müssen die Ascheschichten unversehrt bleiben – jede Störung verhindert die Ansiedlung von Leben. Anders als auf Lanzarote, wo das Betreten der Feuerberge streng untersagt ist, gibt es am Ätna bislang keine stickten Verbote. Allerdings überzieht der Vulkan die Hänge durch häufige Ausbrüche regelmäßig mit neuer Asche, was Bodenbildung und Vegetationswachstum ohnehin erschwert. Dennoch stehen weite Teile des Ätna unter Naturschutz, wobei es 4 unterschiedlich streng bewertete Schutzzonen gibt – natürlich liegt der Bereich der Seilbahn Etna Sud in einer Zone mit geringem Schutzstatus und ist zudem im Privatbesitz des Unternehmers Francesco Russo Morosoli.

Die untere Seilbahnstation am Rifugio Sapienza ist Ausgangspunkt der meisten Touren in Höhenlagen des Ätnas. Hier gibt es Parkplätze für Hunderte Autos, und Reisebusse bringen täglich große Touristengruppen. In den Sommermonaten drängen Tausende auf den Vulkan. Viele nehmen die Seilbahn, sodass man oft lange warten muss. Eine Fahrt ist kein günstiges Vergnügen: 2024 kostete das Ticket 50 €, wobei keine Einfachfahrten mehr angeboten wurden – für mich, der gern die Ascherinnen bergab läuft, ein No-Go.

Wer nicht bis in die Gipfelregion will, unternimmt meist einen Spaziergang zu den Silvestri-Kratern, die sich ebenerdig am Ostrand von Sapienza befinden, direkt neben einem Restaurant. Auf gut ausgetretenen Wegen kann man den Kraterrand umrunden und in etwa 15 Minuten die gewaltigen Kräfte erahnen, die bei ihrer Entstehung wirkten. Jahrzehntelang war der Zugang kostenlos, doch seit dem 2. Oktober verlangt Morosoli 5 € Eintritt. Das sorgt für Unmut und teils heftige Kritik in den sozialen Medien. Der Unternehmer rechtfertigt die Maßnahme damit, dass ein kleiner Beitrag nötig sei, um die Stätte zu erhalten. Die Einnahmen sollen für Müllsammlung, Wartung und Informationsmaterial verwendet werden – wobei letzteres, sollte es in Papierform ausgegeben werden, wohl bald wieder aufgesammelt werden muss.

Morosoli argumentiert zudem, dass die Vielzahl an Besuchern Lavasteine lostrete und so zur Erosion beitrage – ein Phänomen, das allerdings den gesamten Vulkan betrifft. Jeder Schritt, besonders beim Hinablaufen der Aschehänge, verlagert Material nach unten. Hochgerechnet auf Millionen Füße pro Jahr ist das sicher nicht umweltfördernd.

Klar ist jedoch: Selbst wenn täglich nur 1.000 Touristen den Eintritt zahlen, ergibt das 5.000 € – viel Geld, um einen Müllarbeiter zu finanzieren, der den vom Wind verwehten Papierfetzen ohnehin nicht hinterherlaufen wird.

Trotz aller Kritik habe ich die Touristenstation stets geschätzt: Hier kann man sich Verpflegen und Kaffee trinken, während man auf besseres Wetter warten. Besonders wenn ich schweres Filmequipment den Berg hinauftragen musste, war die Seilbahn eine Erleichterung. Doch seit keine Einzelfahrten mehr möglich sind und die Preise stetig steigen, überlege ich es mir dreimal, bevor ich sie nutze. Schließlich überwindet sie keinen unzugänglichen Felsgrat, sondern nur einen vergleichsweise sanft geneigten Hang.

Wenn es bei den Eintrittsgeldern an den Silvestri-Kratern tatsächlich um Naturschutz ginge, müsste man die Sinnhaftigkeit hinterfragen: Warum ein winziges Gebiet schützen, während der Rest frei zugänglich bleibt? Auch die Tatsache, dass die privat betriebene Touristenstation samt Seilbahn mitten in strenger bewerteten Zonen des Naturschutzgebiets liegt – deren Grenzen offenbar um die Seilbahn herumgezogen wurden, während anderswo Hotels und Häuser weichen mussten – wirft Fragen auf. Ging es hier um Steuereinnahmen der Gemeinden oder war sogar Korruption im Spiel? Wenn echter Naturschutz das Ziel wäre, müsste die Parkverwaltung selbst Eintritt erheben, wilde Müllkippen beseitigen und den Massentourismus durch Besucherlimits eindämmen. Meiner Meinung nach geht es hier einzig und alleine um die weitere Bereicherung eines Multimillionärs!

Ätna: Serie flacher Erdbeben

Mehrere schwache Erdbeben in geringer Tiefe verteilen sich über den Ätna

Nachdem die Erdbebentätigkeit am Ätna in der letzten Woche gering war, kam es in den letzten Tagen zu mehreren schwachen Erdbeben, die in Tiefen von weniger als 5 Kilometern lagen und sich über dem Vulkan verteilten. Dabei kam es zu einer Häufung der Beben im Gipfelbereich und dem angrenzenden Valle del Bove und unter der Südflanke. Im Nordwesten gab es hingegen einige Erschütterungen in größerer Tiefe. Dort liegt meiner Meinung nach der Magma-Hauptaufstiegsweg aus der Asthenosphäre.

Ätnabeben. © INGV

Die Erdbeben stehen vermutlich zum größten Teil mit Magmenbewegungen im Zusammenhang: Nach der Lavastrom-Eruption im August füllt sich der flache Magmenspeicher wieder und erzeugt dabei Spannungen, die auf lokale Störungszonen einwirken und die Beben verursachen.

Der Tremor wird von den INGV-Wissenschaftlern im gestern erschienenen Bulletin für die letzte Woche als mittelstark eingestuft. Er bewegt sich in der unteren Hälfte des grünen Bereichs. Die Tremorquellen liegen überwiegend in einem schmalen Band, das zwischen dem Nordostkrater und der Bocca Nuova verläuft und an einen Dyke erinnert.

Der Schwefeldioxidausstoß lag in der vergangenen Woche auf einem mittelhohen Niveau, während die Kohlendioxid-Emissionen niedrig waren. Zudem bewegten sich Infraschalltätigkeit und Wärmestrahlung auf geringem Niveau.

Wann es zur nächsten Eruption kommen wird, ist bis jetzt nicht vorhersagbar. Die Pause zwischen den letzten beiden Lavastromeruptionen betrug fast 7 Monate. Dennoch ist der Ätna ja immer für eine Überraschung gut.

An klaren Tagen kann man vom Ätna-Gipfel aus die Liparischen Inseln sehen, die nördlich von Sizilien liegen. Der aktive Vulkan des Archipels ist Stromboli, der nach wie vor seinem normalen Eruptionsgeschehen folgt und mehrmals stündlich strombolianische Eruptionen erzeugt. Mit Vulcano könnte sich mittel- bis langfristig betrachtet ein weiterer Vulkan des Archipels auf einen Ausbruch vorbereiten. Hier gab es am 28. September vor der Südküste einen Erdstoß Mb 1,8 in gut 9 Kilometern Tiefe. In den nächsten Tagen sollte der Monatsbericht erscheinen, dann wissen wir, wie es um Gasausstoß und Temperatur der Fumarolen steht.

Ätna emittiert bei moderatem Tremor Vulkanasche

Ascheemissionen vom Ätna – Tremor bleibt moderat

Seit gestern Morgen kommt es am Ätna auf Sizilien zu Ascheexhalationen aus dem Südostkrater. Kleine Aschewolken steigen einige Hundert Meter auf, bevor sie vom Westwind aufgelöst werden. Zudem stößt der Vulkan Dampfwolken aus.

Es sind die ersten dokumentierten Aschewolken seit dem Ende der Lavastromtätigkeit Anfang September. Allerdings registrierte das INGV immer wieder schwache bis mäßig starke Infraschallsignale, die auf starke Entgasungen oder schwache Explosionen hindeuteten.

Lage Tremorquellen. &coy; INGV

Es werden schwache Wärmeanomalien detektiert, während sich der Tremor aus dem grünen Bereich wieder in das untere Drittel des gelben Bereichs hochgearbeitet hat. Die genauere Analyse des Tremors von Seiten der INGV-Vulkanologen zeigt, dass die Tremorquellen in Tiefen zwischen 2500 und 2900 m liegen und sich in einem schmalen (gangähnlichen) Band erstrecken, das im Nordwesten des Gipfelbereichs beginnt und in dem Bereich zwischen dem Nordostkrater und dem Südostkrater endet. Eine eher ungewöhnliche Lage für eine Magmenakkumulation. Vielleicht sehen wir hier bald eine Verlagerung der Aktivität auf einen der anderen Krater.

Die restliche Erdbebentätigkeit ist als vergleichsweise gering einzustufen, wobei sich die meisten Beben im Norden des Vulkans manifestieren. Interessant sind fünf schwache Erschütterungen, deren Tiefenangaben teilweise negative Vorzeichen haben und sich somit direkt im Vulkangebäude oberhalb des Meeresspiegels ereigneten. Ihre Epizentren lagen unter der Piano Pernicana, im Bereich der gleichnamigen Störungszone, und waren somit tektonischer Natur. Wie wir aber wissen, werden Störungszonen in Vulkanen aber häufig durch Fluidbewegungen aktiviert.

Während und nach der effusiven Eruption im August gab es praktisch keine Erdbeben mehr unter dem Ätna. Ein Indiz dafür, dass die durch vorherige Magmenakkumulation verursachten Spannungen infolge der Eruption weitestgehend abgebaut wurden.

Geochemische Parameter wie das Verhältnis der Heliumisotope und deren Konzentration zeigen, dass sich in der Tiefe weiter Magma akkumuliert und sich der Vulkan langsam auf eine weitere Eruptionsphase vorbereitet. Zwischen den letzten beiden effusiven Phasen lagen gut 6 Monate.

Ätna: Junge Frau stürzte in Lavatube

Frau stürzte am Ätna in Lavahöhle und verletzte sich schwer –  stundenlange Rettungsaktion

Der Ätna auf Sizilien ist nicht nur bei Vulkanspottern beliebt, sondern auch bei Wanderern und Spaziergängern aus der näheren Umgebung, die hier Erholung suchen. Dabei unterschätzen sie oft die Gefahren am Vulkan. Am Sonntag stürzte eine junge Frau, die mit ihrem Hund unterwegs war, 4 Meter tief in eine Lavahöhle und verletzte sich schwer. Sie riss ihren Hund mit in die Tiefe, der aber unversehrt blieb.

Rettungsaktion am Ätna. im Hintergrund erkennt man einen Zaun, die Höhle war wohl abgesichert. © CNSAS

Wie italienische Medien berichten, ging der Notruf der Verunglückten bei der Einsatzzentrale in Catania am späten Sonntagvormittag gegen 11.30 Uhr ein. Daraufhin wurden mehrere Teams des sizilianischen Regionaldienstes der Alpen- und Höhlenrettung (CNSAS) in das Gebiet „Casa del Vescovo“ entsandt, das südlich der Schiena dell’Asino liegt. Auch die Guardia di Finanza beteiligte sich an der Rettungsaktion.

Die Retter erreichten die Verunglückte nach schwierigen Kletter- und Sicherungsarbeiten. Gemeinsam mit dem eintreffenden Notarzt stabilisierten sie die Frau vor Ort, bevor sie in eine Vakuummatratze gebettet, auf eine Trage gelegt und schließlich an die Oberfläche gebracht wurde. Der Hund konnte ebenfalls geborgen werden.

Nach der Erstversorgung transportierte das Rettungsteam die Verletzte zum Hubschrauberlandeplatz bei der Sapienza-Hütte auf 1.910 Metern Höhe. Dort wartete bereits ein Rettungshubschrauber, der sie umgehend in ein Krankenhaus flog. Nach Angaben der Einsatzkräfte zog sich die Wanderin erhebliche Verletzungen und ein Trauma zu, ihr Zustand wurde jedoch nach der Stabilisierung als gesichert beschrieben.

Der gesamte Einsatz dauerte mehr als zwei Stunden und endete kurz nach 13:30 Uhr.

Der Vorfall verdeutlicht einmal mehr die Gefahren der Vulkanlandschaft am Ätna, wo -teilweise ungesicherte- Öffnungen im Gelände eine ernsthafte Gefahr für Wanderer darstellen können. Mehr als einmal dachte ich mir bei meinen Ausflügen auf den Vulkan, dass man besonders nachts im Schein einer Taschenlampe schnell in eine dieser Lavahöhlen stürzen könnte. Kleinere Öffnungen können im Winter von Schnee verdeckt sein und stellen somit eine besondere Gefahr dar. Natürlich gibt es solche senkrecht abfallenden Lavahöhlen und Spalten nicht nur am Ätna, sondern sie sind typisch für Vulkane, die nicht nur explosiv, sondern auch effusiv tätig sind.

Lavahöhlen bzw. Tubes entstehen, wenn sich auf einem Lavastrom eine Erstarrungskruste bildet und die Lava darunter weiterfließt. Stoppt der Lavastrom, fließt die Schmelze ab und hinterlässt einen mehr oder weniger horizontal verlaufenden Lavatunnel. Bei senkrechten Lavahöhlen handelt es sich meistens um Einsturzlöcher im Dach einer Lavatube.

Ätna: Tremorabsturz und Aufhebung des F1-Alarms

Förderschlot auf 2980 m Höhe. © INGV

Tremor am Ätna stürzt ab – F1-Alarm bereits aufgehoben

Am Ätna stürzt der Tremor heute Morgen steil ab und deutet ein Ende der explosiven Aktivität an, die sich in den letzten Wochen am Südostkrater manifestierte. Auf der Thermalcam des INGV ist aber zu erkennen, dass der Förderschlot, der sich auf 3200 m auf der Flanke des Südostkraterkegels geöffnet hat, weiterhin aktiv ist und einen kleinen Lavastrom fördert.

INGV-Vulkanologe Boris Behncke schrieb heute auch darüber, dass der F1-Alarm nur einige Stunden aufrecht gehalten wurde und inzwischen aufgehoben wurde. Am Donnerstag deuteten die geophysikalischen Messwerte darauf hin, dass sich ein Paroxysmus zusammenbraut, doch die Werte stabilisierten sich bereits am Freitag wieder. Dennoch wurde der Bereich oberhalb von 2500 Höhenmetern für Besucher gesperrt. Boris schreibt über die Stille am Vulkan und darüber, dass man am Förderschlot auf 2980 m Höhe die Geräusche der fließenden Lava aufgrund der Ruhe sehr gut wahrnehmen konnte.

Die Rissbildung, die am Freitag erneut für Unruhe am Vulkan und in den sozialen Medien sorgte, wurde von den Vulkanologen bis jetzt nicht weiter kommentiert. Der Lavaausstoß war in den letzten Tagen vergleichsweise groß und es muss mehr Magma als üblich aufgestiegen sein, wodurch sich der Boden deformierte, was zu dem Riss geführt haben könnte. Der Riss selbst platzte nicht auf und brachte somit keinen weiteren Lavastrom hervor.

Die Lavafront des am weitesten fortgeschrittenen Lavastroms hatte am Freitag die 2350-m-Höhenlinie unterschritten und bewegte sich damit auf einem Höhenniveau, das am Ätna in den letzten Jahren nur selten unterschritten wurde. Der Lavastrom bewegte sich einige Kilometer westlich der Montagnola, so dass die Seilbahnstation und die Skipisten nicht gefährdet waren. Zuletzt war die touristische Infrastruktur bei den beiden großen Flankeneruptionen in den Jahren 2001 und 2002-03 gefährdet gewesen.

Ätna: Ungewöhnlicher Rückgang der Erdbebentätigkeit

Ungewöhnlich starker Rückgang der Seismizität am Ätna – Ruhe vor dem Sturm?

Am Ätna auf Sizilien ist es aus seismischer Sicht aktuell ungewöhnlich ruhig und die Shakemap des INGV zeigt kein einziges Erdbeben mehr an. Das letzte Erdbeben wurde am 20. August registriert. Da die Erdbeben immer 10 Tage lang auf der Shakemap eingetragen bleiben, ist es erst heute ersichtlich geworden, dass überhaupt keine Erschütterungen mehr stattfinden.

Das Ende jeglicher seismischer Aktivität könnte mit der anhaltenden Eruption im Gipfelbereich des Vulkans im Zusammenhang stehen, die den Druck im Vulkaninneren so weit reduzierte, dass es auch nicht mehr zu tektonischen Erdbeben kommt. Indirekt hat man damit einen Beweis dafür, dass am Ätna auch tektonische Erdbeben entlang von Störungszonen von aufsteigendem Magma ausgelöst werden. Die Spannungen im Gestein reduzierten sich seit Eruptionsbeginn um –55 Nanostrain. Andererseits konnte man vor den letzten Paroxysmen ebenfalls einen Rückgang der Seismizität erkennen, so dass die ausbleibenden Beben die Ruhe vor dem Sturm markieren könnten.
Der Tremor bewegt sich weiter im roten Bereich und zeigt in den letzten Stunden eine leicht rückläufige Tendenz. MIROVA registriert eine hohe Thermalstrahlung mit 1265 MW Leistung, die von den Lavaströmen zeugt.

Das INGV berichtet indes über den Fortgang der Eruption. Am aktivsten ist der Förderschlot auf 2980 m Höhe, der sich am Fuß der Bocca Nuova befindet und einen Lavastrom fördert, der in südwestlicher Richtung fließt. Er teilt sich in mehrere Arme. Die am weitesten fortgeschrittene Lavafront befand sich gestern auf einem Höhenniveau von 2.350 m, unmittelbar oberhalb der Schlote von 1610 und dem Mt. Pecoraro. Damit liegt die Lavafront bereits ein gutes Stück unterhalb der Seilbahnstation an der Montagnola, die sich auf ca. 2500 m Höhe befindet. Allerdings ist der Lavastrom von dort aus nicht zu erreichen, da er sich weiter westlich befindet. Am besten gelangt man zu ihr, wenn man vom Astronomischen Observatorium aus aufsteigt.

Auch der Südostkrater bleibt aktiv und eruptiert strombolianisch. Die Explosionen verstärken sich phasenweise und schmeißen glühende Tephra bis über den Kraterrand hinaus aus. Der Förderschlot auf 3200 m Höhe bleibt aktiv. Sein Lavastrom erreicht die Basis des Kraterkegels. Der Schlot auf 3100 m Höhe ist inaktiv geworden.

Rissbildung am Ätna könnte stärkeren Vulkanausbruch ankündigen

Rissbildung im Subterminal-Bereich: Droht ein größerer Flankenausbruch am Ätna?

Am Ätna auf Sizilien hat sich im subterminalen Bereich vor den Gipfelkraterkegeln mindestens ein größerer Riss gebildet, der unter dem aktuellen Lavastrom aus der Bocca auf 2980 m herläuft. Das zeigen Aufnahmen des Digital-Creators Pio Andrea Peri, die bei Sicilia Live geteilt wurden. Außerdem ist die Erdbebentätigkeit in den letzten Tagen spürbar zurückgegangen, ein Phänomen, das wir in der letzten Zeit vor Paroxysmen gesehen haben.

Erst gestern berichtete ich darüber, dass der italienische Zivilschutz die Ätna-Warnstufe auf F1 gesetzt hat, was Anwohner und Besucher des Vulkans dazu auffordert, im Gipfelbereich besonders achtsam zu sein. Zuletzt wurde eine F-Warnung vor Lavafontänen ausgegeben, kurz bevor es zum starken Paroxysmus Anfang Juni kam, in dessen Folge ein pyroklastischer Strom entstand, der durch das Valle del Bove floss und etliche Wanderer gefährdete. Damals wurde allerdings die Warnstufe F2 ausgegeben.

Die heute dokumentierte Fraktur ist untypisch für einen möglicherweise bevorstehenden Paroxysmus und deutet eher auf starke Bodendeformationen hin, die durch die Intrusion eines Magmenkörpers entstehen. Generell ist es auch nicht auszuschließen, dass sich Risse infolge starker Subsidenz (Bodenabsenkung) bilden. Schließlich ist der Ätna weiter in Eruption begriffen und stößt Lava aus. Die deutlich fallenden Spannungen im Gestein legen nahe, dass auch der Boden absinkt und weniger Magma aus der Tiefe aufsteigt, als an Lava eruptiert wird. Dennoch halte ich es für möglich, dass der vorherige Trend des Spannungsabbaus schnell ins Gegenteil umschlagen kann, wenn sich der Magmanachschub aus der Tiefe verstärkt. Schließlich finden an Vulkanen äußerst dynamische Prozesse statt, die sich so schnell ändern können wie in kaum einem anderen geologischen Environment unseres Planeten.

Das INGV hat sich heute noch nicht mit einem Update zu Wort gemeldet. Den Livedaten ist zu entnehmen, dass sich der vulkanische Tremor weiterhin im roten Bereich bewegt und die bekannte Tätigkeit der letzten Tage anhält.

Meiner Meinung nach deutet der Riss eher auf eine signifikante Verstärkung der Aktivität hin als auf ihr baldiges Ende. Ein Paroxysmus könnte allerdings zum Ende der aktuellen Tätigkeitsphase führen.

Ätna: Zivilschutz gibt F1-Alarm heraus

Zivilschutz verhängt F1-Alarm über Ätna-Gipfelregion – Erhöhte Achtsamkeit gefordert

Der italienische Zivilschutz hat heute Vormittag die Alarmstufe F1 für die Ätna-Gipfelregion ausgerufen. Der Zivilschutz hat sein eigenes Alarmsystem und teilt seine Stufen von F0 bis F3 ein, wobei F3 die höchste Alarmstufe ist. Im Grunde genommen reagiert der Zivilschutz hiermit auf die anhaltende Tätigkeit, wie wir sie bereits seit über 2 Wochen am Ätna sehen. Der Vulkan ist effusiv und explosiv tätig, wobei die Aktivität in ihrer Intensität fluktuiert, aber bis jetzt insgesamt als moderat eingestuft werden kann. Nach wie vor ist es gut möglich, dass die Aktivität in einen Paroxysmus gipfelt.

Dementsprechend fordert die Alarmstufe F1 Besucher und Bewohner des Vulkans zur erhöhten Wachsamkeit auf. Die Bürgermeister der Kommunen, in deren Bereich sich die Aktivität abspielt, haben bereits in der vergangenen Woche Dekrete verhängt, nach denen sich Touristen der Lava nur noch bis auf 50 m annähern dürfen. Das Besteigen der Gipfelregion ist verboten.

Paradoxerweise ist der Ätna in kommunale Tortenstücke unterteilt, die sich zum Gipfel hin verjüngen. Daher haben verschiedene Bürgermeister etwas mitzureden, wenn es um Zugangsberechtigungen in der Ätna-Gipfelregion geht. Das bedingt, dass man mit einem Bein bereits in einem Sperrgebiet steht, während das andere noch in einer grünen Zone fußt.

Mit der Warnung wurde allerdings ein Foto veröffentlicht, das eine beginnende Fraktur in der Lava zeigt. Wahrscheinlich handelt es sich nur um ein Symbolbild, doch es könnte auch so interpretiert werden, dass sich eine Flankeneruption anbahnen könnte, was in den sozialen Medien für Aufregung sorgt.

Das INGV berichtet, dass die Tätigkeit bei variabler Intensität anhält und sowohl strombolianische Eruptionen erzeugt werden als auch Lavaströme unterwegs sind. Der Tremor bewegt sich weiter im roten Bereich. Die Tremorquellen liegen in Höhen zwischen 2900 und 3000 m unter dem Südostkrater, wo sich offenbar Magma angesammelt hat. Die anhaltende Eruption führt zu einer Entspannung von -50 Nanostrain, gemessen an der DRUV-Dilatometerstation.

MIROVA verzeichnete heute Morgen um 09.00 UTC eine starke thermische Anomalie mit einer Leistung von mehr als 1200 MW. Das deutet darauf hin, dass der Hauptlavastrom aus dem Förderschlot auf 2980 m Höhe weiterhin aktiv ist. Bilder von gestern zeigen, dass seine Front ziemlich weit hinunter reicht und sich geschätzt dem Höhenniveau der oberen Seilbahnstation annähern könnte. Allerdings verläuft der Lavastrom weiter westlich, so dass für die Infrastruktur derzeit keine Gefahr besteht.