Erdbeben-News am 11.07.23: Karibik

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert die Karibik

Datum 10.07.23 | Zeit: 20:28:26 UTC |  20.031 ; -61.134 | Tiefe: 8 km | Mw 6,6

Gestern ereignete sich ein starkes Erdbeben im Nordatlantik. Die Magnitude lag bei 6,5. Die Tiefe des Hypozentrums wurde vom EMSC mit 8 km angegeben. Das GFZ kam auf einen Erdbebenherd in 22 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 286 km nordöstlich von The Valley auf Anguilla in der Karibik. Der Erdstoß wurde praktisch im ganzen karibischen Archipel von den Bewohnern wahrgenommen, daher nehme ich an, dass das flacher gelegene Hypozentrum richtig verortet wurde.

Das Beben manifestierte sich auf dem ozeanischen Teil der Nordamerikanischen Platte, die im Norden der Karibischen Platte eine Transformstörung bildet, die im Osten in eine Subduktionszone übergeht. Das Erdbeben ereignete sich nahe der Übergangszone zwischen der Transformstörung und der Subduktionszone. In der Region mündet auch die Plattengrenze zwischen Nordamerika und Südamerika in das Gefüge der beiden zuvor genannten Störungszonen ein, also eine komplexe tektonische Situation.

Hinter der Subduktionszone liegt der vulkanische Inselbogen der kleinen Antillen mit den bekannten Vulkanen Soufrière Hills, La Soufrière und Montagne Pelée. Während die beiden erstgenannten Vulkane in den letzten 10 Jahren aktiv waren, wartet Montagne Pelée noch auf sein Debüt im 21. Jahrhundert. Tatsächlich ist der Vulkan sporadisch seismisch aktiv, und er könnte dabei sein, sich aufzuladen. Doch ob er schon soweit ist, mit einer Eruption zu beginnen, ist fraglich. Im Allgemeinen können jedoch starke Erdbeben Vulkanausbrüche auslösen.

Neben den drei genannten Vulkanen gibt es mindestens noch zwei weitere aktive Vulkane in der Karibik: einen weiteren Soufrière auf der Insel St. Lucia und den Unterwasservulkan Kick ‚em Jenny bei Grenada. Dieser Vulkan stand in den letzten Jahren öfter im Verdacht, für neue Unterwassereruptionen verantwortlich gewesen zu sein.

Vulkan Fagradalsfjall-Eruption – Status am 11.07.23

Eruptionsspalte gestern Abend. © Isak Finnbogason

Der Vulkanausbruch bei Litli Hrútur am Vulkan Fagradalsfjall geht weiter

Der Vulkanausbruch, der gestern um 16:40 Uhr in der Nähe von Litli Hrútur auf Island begann, geht weiter. Während des Initialstadiums der Eruption öffnete sich eine ca. 200 m lange Eruptionsspalte, die sich innerhalb von ca. 2 Stunden auf 900 m verlängerte. Zahlreiche kleine Lavafontänen schossen aus der Spalte hoch und förderten einen Lavastrom, der in Richtung des südwestlich gelegenen Vulkans Fagradalsfjall strömte. Die erste Schätzung der Ausstoßmenge zu Beginn des Ausbruchs ist im Vergleich zu früheren Ausbrüchen in diesem Gebiet deutlich höher. Die Wissenschaftler vom IMO betonen, dass die Gasverschmutzung im Umfeld des Ausbruchs hoch und gefährlich ist. Das Gas wird in Richtung Reykjanes geweht und verbreitet sich auch in der Hauptstadtregion. Reisenden wird geraten, sich nicht in das Gebiet zu begeben, bis die Einsatzkräfte die Möglichkeit hatten, die Lage zu beurteilen. Gasverschmutzung in der Nähe des Ausbruchs kann gefährlich sein. Auch an steilen Hängen ist Vorsicht geboten, denn nach den starken Erdbeben kann es zu Steinschlag kommen.

Die starke Seismizität ließ bereits in den Stunden vor dem Vulkanausbruch nach und ist bis heute Morgen immer noch erhöht. Neben den Erdbeben, die schwächere Erschütterungen zum Teil überlagerten, wurde ein vergleichsweise schwacher Tremor registriert.

Aktuell sieht man auf einer neu positionierten Livecam, dass der größte Teil der Eruptionsspalte seine Aktivität bereits eingestellt hat. Die Eruption konzentriert sich auf einen Teil der Spalte im zuerst gebildeten Spaltenbereich. Hier wird eine langgestreckte Lavafontäne ausgestoßen. Der Lavastrom fließt entlang der Spalte und könnte die weiter unten liegenden Teile des Risses verkleben.

Wie lange der Ausbruch anhalten wird, ist ungewiss. Nach dem starken Magmenaufstieg der letzten Tage wird er wohl nicht ganz so schnell enden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich neue Spalten entlang des magmatischen Gangs öffnen werden, besonders, wenn es zu einer Pause an der aktuellen Eruptionsstelle kommen sollte.