Hurrikan richtet Schäden an – News vom 31.08.23

Hurrikan Idalia richtete Zerstörungen in Florida an

Wie erwartet, hatte Hurrikan Idalia gestern seinen Landfall in Florida und traf als Hurrikan der Kategorie 3 auf die Küste in der Region Big Bend. Sie gilt als relativ dünn besiedelt. Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 km/h richteten dennoch Schäden an. Dächer wurden abgedeckt, Bäume und Strommasten knickten um. Für fast 440.000 Menschen in Florida und dem benachbarten Bundesstaat Georgia fiel der Strom aus: der Preis für günstige Überlandleitungen, wie sie in den USA typisch sind. Der starke Wind verursachte auch eine Sturmflut, die Teile der Küste unter Wasser setzt. Außerdem sorgten heftige Regenfälle für Überflutungen. Straßen verwandelten sich in Bäche, Keller liefen voll und Autos blieben im Wasser stecken oder wurden weggeschwemmt.

Für eine Schadensbilanz ist es noch zu früh. In einigen Regionen war es heute Früh noch zu gefährlich, um hinauszugehen und die Schäden zu inspizieren. Es gibt Stimmen, die den Hurrikan als einen der schlimmsten Wirbelstürme der letzten hundert Jahre bezeichnen, die diesen Teil Floridas getroffen haben.

Der Hurrikan bedingte eine Reihe interessanter Phänomene, die sich in den sozialen Netzwerken verbreiten. Darunter gibt es ein Video, dass sogenanntes Elmsfeuer zeigt, das ein Flugzeug befiel. In den überfluteten Straßen von Tampa wurden Welse und Haie gesichtet. Ein anderes Video zeigt kristallklares Wasser in einer Garage, die sich in einen Swimmingpool verwandelt hatte.

Im Vorfeld des Hurrikans warnte Floridas Gouverneur DeSantis die Bevölkerung vor die herannahende Naturkatastrophe: „Setzen sie ihr Leben nicht aufs Spiel, indem sie jetzt etwas Dummes tun“, ließ er gegenüber der Presse verlauten. US Präsident Joe Biden ließ sich mehrfach von der Chefin der Bundesbehörde für Katastrophenhilfe, Deanne Criswell, über den Stand der Dinge informieren. Bestimmt wird er in den nächsten Tagen das Katastrophengebiet besuchen und den Betroffenen schnelle und unbürokratische Hilfe versprechen. Stellt sich nur die Frage, ob sie auch ankommt? Die USA wird in immer kürzeren Zeitabständen von Naturkatastrophen heimgesucht, bei denen man oft einen Zusammenhang zum Klimawandel herstellen kann. Genauso ist es bei uns in Deutschland. Hier kommen die versprochenen Hilfen meistens jedoch weder schnell, noch unbürokratisch bei den Opfern an. So fühlen sich noch 2 Jahre nach der Ahrtal-Katastrophe viele betroffene im Stich gelassen.

Idalia schwächte sich inzwischen zu einem tropischen Sturm ab. Dabei ist der Wirbelsturm nicht der einzige, der Küstenbewohner verunsichert: Typhoon Saola hält aktuell auf Hong Kong zu und wird us in den nächsten Tagen bestimmt beschäftigen.

Neues vom Gletscherlauf auf Island

Am Grimsvötn entwässert die östliche Kaverne

In den vergangenen beiden Tagen thematisierte ich bereits den Gletscherlauf im isländischen Fluss Skafta, der durch Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn verursacht wird. Zur Diskussion stand, dass das Schmelzwasser aus 2 Kavernen unter dem Gletscher Vatnajökull stammen könnte. Die Wissenschaftler vom IMO unternahmen gestern einen Observierungsflug und konnten Indizien dafür sammeln, dass die östliche Kaverne (Eystri Skaftárketill) entwässert. Sie entdeckten ein recht großes Gebiet auf dem Gletscher, in dem sich die Eisdecke deutlich abgesenkt hat. Konzentrisch verlaufende Risse durchziehen das Gletschereis. Über der westlichen Kaverne wurde keine Absenkung der Eisdecke beobachtet. Dafür fanden die Forscher dort eine Schmelzwasserlagune vor. Außerdem sammelte sich entlang einer Eisklippe am Rand der Lagune Tephra an. Woher diese stammt, geht aus den Beschreibungen vom IMO nicht hervor. Wahrscheinlich ist es Material von einer der letzten Eruptionen des Grimsvötn, das im Eis abgelagert wurde und nun frei liegt.

Die Entwässerung der östlichen Caldera ist weniger günstig in Bezug auf ein steigendes Eruptionsrisiko des Grimsvötn-Vulkans, denn dieser Prozess steht im Verdacht, durch Druckentlastung Eruptionen triggern zu können, was in den letzten Jahrzehnten offenbar zwei Mal der Fall war. Hierfür muss der Vulkan aber für eine Eruption bereits ein. Das Gewicht des Wassers lastet auf den Vulkan und erhöht den Druck auf den Magmenkörper, der seinerseits unter Druck steht. Fließt das Schmelzwasser ab, verringert sich der Druck auf den Magmenkörper, wodurch in diesem Gas dekomprimiert wird und der Gasdruck im Magmenkörper steigt. Durch diesen Druckanstieg kann der finale Magmenaufstieg ausgelöst werden, sodass es zu einem Vulkanausbruch kommen kann.

Davon abgesehen, stellt ein Gletscherlauf für sich genommen schon eine Naturgefahr dar, doch es sieht so aus, als würde der aktuelle Gletscherlauf nicht eskalieren. Der maximale Wasserfluss belief sich bis jetzt bei ca. 750 Kubikmeter pro Sekunde. Heute Morgen lag er bei 640 Kubikmeter. Bis jetzt ist keine Infrastruktur in Gefahr.

Vulkan Ebeko am 31.08.23

Ebeko eruptiert Aschewolken bis in 4000 m Höhe

Das VAAC Tokio brachte in den letzten beiden Tagen 3 VONA-Warnungen zum Vulkan Ebeko auf Paramushir heraus. Demnach erreichte Vulkanasche eine Höhe von bis zu 4000 m über dem Meeresspiegel. Die Asche driftete mit dem Wind in Richtung Südosten. Das zuständige Observatorium KVERT bestätigte die eruptive Aktivität des Vulkans und die Vulkanologen berichten in ihren Updates von schwachen thermischen Anomalien, die am Krater detektiert werden. Sie wiesen darauf hin, dass es jeder Zeit zu Eruptionen kommen kann, die Aschewolken bis auf 3500 m Höhe aufsteigen lassen und niedrig fliegende Flugzeuge gefährden könnten. Der Alarmstatus für den Flugverkehr steht auf „orange“.

Der Ebeko ist im Jahr 2016 in die aktuelle Eruptionsphase eingetreten und ist seitdem immer wieder explosiv aktiv. Oft erfolgen mehrere Eruptionen hintereinander. Bei stärkeren Explosionen können vulkanische Blitze entstehen, so wie wir es ansonsten vom japanischen Vulkan Sakurajima her kennen, der in den letzten Tagen ebenfalls gelegentlich eruptierte. Tatsächlich wurde gerade auf FB ein entsprechendes Blitzfoto vom Ebeko geteilt, das vor 2 Tagen aufgenommen worden sein soll.

Der Ebeko zählt zu den Kurilen-Vulkanen. Die Kurilen sind eine Inselkette vulkanischen Ursprungs, die sich zwischen der russischen Halbinsel Kamtschatka und der japanischen Insel Hokkaido erstreckt.

Auf der Insel Paramuschir gibt es neben dem Ebeko weitere aktive Vulkane. Mit einer Höhe von 1.816 m ist der Chikurachki der höchste Vulkan der Insel. Weniger bekannt ist der Fussa im Süden von Paramushir. Auf der benachbarten Insel Atlasow befindet sich der Alaid, über den ich hier auch bereits öfters berichten durfte, doch momentan erzeugen diese Feuerberge keine Schlagzeilen. Anders sieht es mit einigen Feuerbergen Kamtschatkas aus, die wie die Kurilen ebenfalls zum pazifischen Feuerring gehören und etwas weiter nördlich liegen. Einer dieser Vulkane ist der Shiveluch in Zentralkamtschatka.

Shiveluch mit aufgewirbelten Aschewolken

Vom Shiveluch gehen ebenfalls Aschewolken aus, die bis auf eine Höhe von 3700 m aufsteigen und ebenfalls in südöstlicher Richtung verfrachtet werden. Dabei entfernen sie sich bis zu 83 km vom Vulkan. Allerdings wird die Vulkanasche nicht aktiv eruptiert, sondern bereits abgelagerte Asche wird von starken Winden aufgewirbelt und in die Höhe getragen. Der Fachmann spricht auf Neudeutsch in diesem Fall von „re-suspended volcanic ash“. Der Shiveluch erzeugt also augenblicklich keine Explosionen oder pyroklastische Ströme, obwohl sein Lavadom effusiv aktiv ist und wächst. Es werden thermische Anomalien detektiert und starke Entgasungen beobachtet. Diese gibt es auch an einem zweiten Dom des Vulkankomplexes. Unklar ist aber, ob der Karan genannte Dom wächst.

Klyuchevskoy mit strombolianischen Eruptionen und Lavastrom

Der dritte Vulkan der Region, den ich hier heute erwähnen will, ist der Klyuchevskoy. Er liegt in Sichtweite zum Shiveluch und ist explosiv und effusiv tätig. Die Vulkanologen von KVERT beobachteten in den letzten Wochen strombolianische Eruptionen aus dem Gipfelkrater, der sich in 4750 m Höhe befindet. Außerdem fließt ein Lavastrom durch die Rinne von Apakhonchich. Auch hier gibt es schwache bis moderate thermische Anomalien. Oft behindern Wolken das Wärmesignal, sodass die Werte stark fluktuieren können, obwohl die Aktivität konstant ist. Die Aktivität setzte im Juli ein.

Vulkan Ätna am 30.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Asche-Exhalationen

Dampfringe und Aschewolken am Ätna

Der Ätna auf Sizilien produziert dieser Tage wieder häufig Dampfringe, die von den lokalen Fotografen und Bergführern dokumentiert werden. Die Dampfringe kommen aus dem neuen Schlot in der Bocca Nuova, der sich im Frühsommer gebildet hatte. Außerdem werden sporadisch kleine Aschewolken aus dem neuen Südostkrater gesichtet. Der Vulkan könnte sich also auf eine weitere paroxysmale Eruption vorbereiten. Die Letzte manifestierte sich in der Nacht vom 13. auf den 14. August. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass das INGV Lavaproben der Eruption analysierte und feststellte, dass einige der untersuchten Tephra-Fragmente aus einem primitiveren Magma entstanden, als es bei den vorherigen Eruptionen  der Fall war. Neben der älteren Schmelze, die auch schon bei früheren Eruptionen gefördert wurde, gab es wohl eine Intrusion frischen Magmas aus größerer Tiefe. Diese Erkenntnis geht aus dem wöchentlichen Bulletin der INGV-Forscher hervor, das gestern Nachmittag veröffentlicht wurde.

In dem Bulletin wird auch die Eruption der kleinen Aschewolken aus dem NSEC bestätigt. Zudem meldeten die Forscher eine Zunahme der Infraschalltätigkeit. Diese wird von starken Entgasungen bzw. tief im Schlot sitzenden Explosionen verursacht und spielt sich überwiegend in der Bocca Nuova ab, aber auch aus Richtung Neuen Südostkrater wurden Infraschallsignale aufgezeichnet. Die Tremoramplitude blieb im Verlauf der vergangenen Woche stabil und bewegte sich im mittleren Bereich. Die Quelle des Tremors liegt zwischen 2000 und 2900 Höhenmeter unter dem nördlichen Bereich des Neuen Südostkraters. Der Tremor wird durch Magmenbewegungen verursacht und bildet gut den obersten Magmenkörper ab.

Die geochemischen Parameter zeigten in der letzten Woche keine nennenswerten Veränderungen. Das Gleiche gilt für die Bodenverformung. Der Schwefeldioxid-Ausstoß bewegte sich auf niedrigem bis mittelhohem Niveau. Außer den eingangs aufgeführten Anzeichen gibt es keine Anzeichen für eine baldige Eruption.

Hurrikan vor Landfall in Florida – News am 30.08.23

Hurrikan Idalia hält auf Floridas Küste zu – Evakuierungen angeordnet

Am Wochenende traf der Tropensturm „Idalia“ auf die Inseln der Karibik und richtete auf Kuba große Schäden an. Es kam zu Überflutungen, Zerstörungen durch umgestürzten Bäume, abgedeckte Dächer und Stromausfällen. 10.000 Menschen wurden in Notunterkünften untergebracht. Todesopfer wurden aber nicht gemeldet. Auch der Südosten Mexikos wurde vom Wirbelsturm tangiert. Über der See des Golfs von Mexiko tankte das Sturmsystem ordentlich Energie aus dem warmen Meerwasser und entwickelte sich schnell von einem Tropensturm zu einem gefährlichen Hurrikan der Kategorie 3. In wenigen Stunden wird mit dem Landfall des Hurrikans in Florida gerechnet. Extrem stark gefährdet sind die Bereiche entlang der Golfküste. Bereits jetzt wurde der Notstand ausgerufen und Evakuierungen angeordnet. Betroffen sind mehr als 21 Millionen Menschen, nicht nur im US-Bundesstaat Florida, sondern auch in den Nachbarstaaten Georgia und South Carolina.

Besondere Sorge bereiten den Sicherheitskräften flach liegende Gebiete entlang der Küste, die sich zum Teil unter dem Meeresspiegel oder nur knapp darüber befinden. Hier könnten Deiche überspült werden oder brechen. Man rechnet mit Sturmfluten, die eine Höhe von 4,5 m haben könnten. In einigen Gemeinden gehen Polizisten von Haus zu Haus, um die Bewohner dazu aufzufordern, sich in Sicherheit zu bringen. Für Bewohner von Mobilheimen und Booten ist diese Aufforderung zwingend. Es wurden Notunterkünfte eingerichtet und die ansonsten mautpflichtigen Interstate-Autobahnen sind für alle offen. Geschlossen wurden dafür mehrere Flughäfen. Gut 5500 Nationalgardisten wurden mobilisiert und in das Krisengebiet geschickt. Man bereite sich also auf das Schlimmste vor.

Neben „Idalia“ braut sich weiter östlich bereits ein weiterer Hurrikan zusammen. Dieser Wirbelsturm wurde auf dem Namen „Franklin“ getauft.

Erstaunlicherweise ist „Idalia“ der erste Hurrikan vor Florida in der diesjährigen Saison, die von Juni bis November dauert. Dabei sind die Weltmeere dieses Jahr ungewöhnlich warm, was auch bei uns in Europa zu heftigen Unwettern führt. Ein Beispiel hierfür ist die Mittelmeerinsel Mallorca, die in den letzten Tagen von starken Unwettern heimgesucht wurde.

Aber auch abseits der Küstenregionen gab es starke Gewitter, die Überflutungen und Erdrutsche auslösten. Besonders stark traf es die Alpenregion. Auch die Slowakei wurde nicht verschont: ein Tornado wütete in der Stadt Podhájska.

Erdbeben und Gletscherlauf auf Island am 30.08.23

Erdbeben M 3,7 unter Vulkan Katla auf Island

Datum 29.08.23 | Zeit: 23:49:58 UTC | 63.621 ; -19.121 | Tiefe: 1,1 km | Md 3,7

Kurz vor Mitternacht ereignete sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ein Erdbeben der Magnitude 3,7. Das Hypozentrum lag in 1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,6 km nord-nordwestlich von Hábunga lokalisiert. Der Erdstoß war in der Region wahrnehmbar und konnte besonders im Ort Vik deutlich gespürt werden. Es folgten einige Nachbeben, von denen das stärkste eine Magnitude von 2,8 hatte. Seit Jahresbeginn wurde unter Katla ein Anstieg der seismischen Aktivität verzeichnet, doch das letzte Mal, dass ein Ereignis dieser Größenordnung festgestellt wurde, war am 23. Juli. Seit Anfang 2023 wurden achtzehn Erdbeben der Stärke M 3,0 oder höher registriert, die meisten davon in einem Schwarm am 30. Juni.

Die Katla-Caldera liegt unter dem Gletscher Myrdalsjökull und ist statistisch gesehen mit einem Ausbruch überfällig. In den letzten Jahren gab es häufig Anzeichen dafür, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet: Es gab Schwarmbeben, die mit Phasen der Bodenhebung einhergingen. Es kam sogar zu Schmelzwasser-Gletscherläufen, und es wurde spekuliert, ob es nicht eine kleine Eruption unter dem Eis gegeben hatte. Doch bislang kam es zu keinem größeren Ausbruch.

Gletscherlauf Skaftá

Aktuell gibt es einen Gletscherlauf, der sich am benachbarten Gletscher Vatnajökull ereignet. Der Vatna ist der größte Gletscher Islands und bedeckt gleich mehrere große Vulkane. Der Gletscherlauf lässt den Fluss Skaftá anschwellen und steht im Zusammenhang mit der Freisetzung geothermaler Energie des Vulkans Grimsvötn. Wie bereits gestern berichtet wurde, entwässert eine der beiden subglazialen Kavernen, in denen sich Schmelzwasser angesammelt hatte. Der Schmelzwasserzustrom in den Kavernen erfolgt relativ gleichmäßig. Die Entwässerung beginnt, wenn der Wasserdruck bzw. der Wasserstand in den Kavernen zu hoch wird und einen Schwellenwert überschreitet. Allem Anschein nach handelt es sich bisher um einen kleinen Gletscherlauf. Der Wasserfluss der Skaftá erhöhte sich auf 620 Kubikmeter pro Sekunde und beträgt nur etwas mehr als 1/10 der Wassermenge, die beim großen Gletscherlauf von 2015 transportiert wurde.

Gletscherlauf auf Island am 29.08.23

Gletscherlauf im isländischen Fluss Skaftá hat begonnen

Heute Nacht begannen im isländischen Fluss Skaftá Wasserpegel und elektrische Leitfähigkeit zu steigen. Die Wissenschaflter vom IMO nehmen das als Indiz, dass ein Gletscherlauf begonnen hat. Die Skaftá entwässert den Gletscher Vatnajökull und das zusätzliche Wasser stammt aus zwei subglazialen Kavernen, in denen sich Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn sammelt. Durch die Erdwärme, die unter Grimsvötn überwiegend an Fumarolen entweicht, wird das Eis geschmolzen. Ob beide Kavernen entwässern, oder ob nur eine den Gletscherlauf verursacht, ist bis jetzt unklar und Gegenstand weiterer IMO-Untersuchungen. Die Frage ist nicht nur von akademischer Bedeutung, denn durch Druckentlastung des abfließenden Schmelzwassers könnte ein Ausbruch des Vulkans Grimsvötn getriggert werden. Dabei ist das Ausbruchsrisiko größer, wenn die östlich gelegene Kaverne Eystri-Skaftárkatl entwässert, da sie näher am Vulkan als die westliche Kaverne Vestari liegt.

Der Wasserdurchfluss betrug gestern Abend 600 Kubikmeter pro Sekunde und zeigte eine steigende Tendenz. Bei großen Gletscherläufen geht nicht nur eine Gefahr von einem drohenden Vulkanausbruch aus, sondern das Wasser selbst kann Zerstörungen anrichten. Neben Überflutung der Ringstraße könnten im Extremfall auch Dämme und Brücken zerstört werden.

Der letzte große Gletschelauf, bei dem beide Kavernen entwässerten, war vor gut 2 Jahren. Damals hielt ich mich wegen der ersten Fagradalsfjall-Eruption auf Island auf und konnte den Gletscherlauf fotografieren. Ein Ausbruch des Grimsvötn blieb aber aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas jetzt passiert, halte ich für vergleichsweise gering: Eine Eruption des Vulkans ist zwar genauso überfällig wie Eruptionen von Katla und Hekla, allerdings war Grimsvötn in den letzten Monaten vergleichsweise ruhig. Dennoch könnte sich Magma im Untergrund befinden, denn in den letzten Jahren gab es vor der aktuellen Ruhephase inflationsbedingte Bodenhebung.

Vulkan-News am 29.08.23: Popocatepetl

Popocatepetl: Aschewolke und Tremor

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Am mexikanischen Vulkan Popocatepetl bleibt der Tremor weiterhin erhöht. Gestern berichtete CENAPRED von einem insgesamt 349 Minuten lang anhaltenden Tremor. Es wurden jedoch nur 9 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet. Dafür wurde heute eine Aschewolke gemeldet, die laut VAAC eine Höhe von 7600 m erreichte und in nordwestliche Richtung getragen wurde. Auf nächtlichen Live-Webcam-Bildern ist eine beleuchtete Dampfwolke sichtbar, was darauf hinweist, dass sich glühende Lava im Schlot befindet oder sogar ein Lavakuppel wächst.


Phreatische Eruptionen am Rincon de la Vieja

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.83, -85.32 | Aktivität: Phreatisch

Am Rincon de la Vieja in Costa Rica ereigneten sich gestern Abend 2 phreatische Eruptionen, die im Kratersee des Vulkans stattfanden. Diese Eruptionen führten zur Freisetzung von Dampfwolken, die eine Höhe von bis zu 3000 m über der Kraterhöhe erreichten. Normalerweise steigen die Dampfwolken phreatischer Eruptionen nicht in solch große Höhen auf. Jedoch herrschte gestern Windstille, wodurch die Eruptionswolken senkrecht aufstiegen, ohne vom Wind verweht zu werden. Berichten des zuständigen Observatoriums OVISCORI-UNA zufolge lösten die Eruptionen einen kleinen Lahar aus. Dies geschah höchstwahrscheinlich durch die Explosionskraft, die Wasser aus dem Kratersee herausgeschleudert und über den Kraterrand geschwappt hat. Die Explosionen verursachten lediglich schwache seismische Signale. Obwohl es keine Vorwarnungen gab, besteht an aktiven Vulkanen mit Kraterseen immer eine latente Gefahr von phreatischen Ausbrüchen. Ähnliche Eruptionen fanden zuletzt im Mai statt.


Starke Seismizität am Kilauea

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Seismik

Am Kilauea auf Hawaii bleibt die seismische Aktivität auf einem hohen Niveau. Gestern wurden erneut mehr als 200 Erdstöße erfasst. In den meisten Tagen der letzten Woche waren es etwa 150 schwache Erdbeben. Die meisten dieser Beben treten entlang einer Linie südlich der Gipfelcaldera auf und haben Hypozentren in Tiefen von 2-3 km. Zudem wird eine Anhebung des Bodens festgestellt. Die Ausstoßmenge von Schwefeldioxid hat sich leicht auf 75 Tonnen pro Tag erhöht. Die Vulkanologen des HVO geben an, dass ähnliche Ereignisse vor den letzten Ausbrüchen auftraten. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Tagen oder Wochen ein neuer Ausbruch im Gipfelbereich des Vulkans erfolgt. Vor dem letzten Ausbruch dauerten die Erdbebentätigkeiten mehrere Wochen an, bevor die Lava schließlich den Weg an die Erdoberfläche fand.

Erdbeben M 7,0 vor Bali – News vom 29.08.23

Starkes Erdbeben Mw 7,0 in der indonesischen Bali-See

Datum 28.08.23 | Zeit: 19:55:32 UTC | -6.810 ; 116.563 | Tiefe: 516 km | Mw 7,0

Die indonesische Bali-see wurde gestern Abend von einem starken Erdbeben der Magnitude 7,0 erschüttert. Zuerst wurde die Magnitude mit 7,1 angegeben, dann später aber etwas herabgestuft. Der Erdstoß ereignete sich um 19:55:32 UTC (03:55:32 Ortszeit) und hatte ein Epizentrum, das 188 km nord-nordwestlich von Labuan auf der Insel Lombok verortet wurde. Die Urlaubsinsel Bali liegt etwa 220 km vom Epizentrum entfernt. Näher lag die Küste der kleinen Insel Soemoerboengkar, die sich nur ca. 30 km vom Epizentrum befindet. Dennoch blieb der starke Erdstoß ohne katastrophale Folgen und es wurden keine schweren Schäden gemeldet. Auch ein Tsunami blieb aus. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Insel aber deutlich wahrgenommen. Ein Bebenzeuge auf Bali schilderte mir, dass Fenster und Türen geklappert hätten. Dass das Beben so glimpflich verlief, ist dem Umstand zu verdanken, dass sich das Hypozentrum in 516 km Tiefe befand und damit im oberen Erdmantel. Mantelbeben manifestieren sich normalerweise an einem Stück alte Erdkruste, das an einer Subduktionszone bis in den Erdmantel abtaucht ohne zu schmelzen. Es ist wahrscheinlich, dass hier ein Stück der Indo-Australischen Platte, die am Javagraben südlich von Bali subduziert wird bis in den Erdmantel abtauchte. Auf der anderen Seite gibt es im Bereich der Bali-See zahlreiche lokale Störungszonen. Doch diese beschränken sich auf die Erdkruste und reichen nicht bis in den Erdmantel hinab, so dass es sich nicht um ein tektonisches Erdbeben gehandelt haben kann. Übrigens gab es zwei Nachbeben mit Magnituden im 5er-Bereich.

Vulkane gibt es in der Region genug. Mir fallen da die Vulkane Batur und Agung auf Bali ein, oder der Rinjani auf Lombok. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass das Beben eine Eruption triggern wird, wenn es sich aufgrund der Tiefe auch an der Oberfläche kaum auswirkte.


Erdbeben Mw 6,0 in der Bandasee

Datum 29.08.23 | Zeit: 04:34:44 UTC | -5.540 ; 129.987 | Tiefe: 215 km | Mw 6,0

Wenige Stunden nach dem o.g. Erdbeben gab es im Osten des indonesischen Archipels ein weiteres starkes Mantelbeben. Es hatte eine Magnitude von 6,0 und einen Erdbebenherd in 215 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 272 km südöstlich von Amahai verortet.