Campi Flegrei am 16.08.23

Schwarmbeben unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei

Datum 17.08.23 | Zeit: 03:59:57 UTC | 40.820 ; 14.143 | Tiefe: 0,6 km | Mb 2,4

Update 17.08.23: Heute Nacht kam es zu einem Erdstoß Mb 2,4 in nur 0,6 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich südlich der Solfatara.

Originalmeldung: In den letzten Tagen ereigneten sich vermehrt Erdbeben im Bereich des Calderavulkans Campi Flegrei in Süditalien. Insgesamt wurden über 50 schwache Erschütterungen verzeichnet. Die drei stärksten Beben hatten eine Magnitude von 1,8 und traten in Tiefen von knapp unter 3 km auf. Diese Erdbeben waren über eine größere Fläche gestreut, wobei das Zentrum bei der Solfatara lag, einem vulkanischen Bereich, wo die schwächeren Beben konzentriert auftraten.

Nach einer relativ ruhigen Phase in den vergangenen zwei Monaten hat die seismische Aktivität um die Campi Flegrei seit Anfang dieses Monats wieder zugenommen. Dies wird auch im aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen des INGV (Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia) bestätigt, der den Zeitraum vom 7. bis 13. August 2023 abdeckt.

Das seismische Netzwerk des INGV verzeichnete insgesamt 78 Erdbeben im Gebiet der Campi Flegrei. Die stärkste Erschütterung erreichte eine Magnitude von 2,0±0,3. Die Bodenhebung, die zwischen Mai und Juli nur etwa 10 mm pro Monat betrug, hat sich wieder erhöht. Die vorläufigen Messungen zeigen eine Hebung von etwa 15 mm pro Monat. An der RITE-GNSS-Station wurde seit Januar 2022 eine Bodenhebung von etwa 22,5 cm gemessen. Die Bodenhebung in den Campi Flegrei wird intensiv überwacht, da sie auf eine mögliche Magmaansammlung unter der Oberfläche hinweisen kann. Wenn sich Magma im Untergrund ansammelt, kann es den Druck auf die darüber liegende Erdkruste erhöhen und somit zu einer Anhebung des Bodens führen. Dieser Prozess wird oft als „Inflation“ bezeichnet. In den letzten Monaten wuchs die mediale Besorgnis, dass der Druck bald ein kritisches Niveau erreichen könnte und es zu einem Vulkanausbruch kommt. Die Vulkanologen bleiben aber noch relativ gelassen.

Es wurden keine signifikanten Veränderungen in den überwachten geochemischen Parametern festgestellt.

Die Durchschnittstemperatur des Gases in der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug 95°C. Der Temperatursensor wurde etwa 5 Meter von der Öffnung der Fumarole entfernt in einer Gaswolke installiert. Im Becken von Pisciarelli fehlt weiterhin Flüssigkeit, da das Gas zu heiß ist, um Feuchtigkeit kondensieren zu lassen. Zudem gab es keinen Niederschlag. Die Pisciarelli-Fumarole befindet sich nicht in der Solfatara, sondern auf deren Kraterrand.

Bodenhebungen auf Island – News vom 16.08.23

Heute wurde von IMO bekanntgegeben, dass neue InSAR-Messungen an zwei Stellen auf Island Bodenhebungen anzeigten. Die Messergebnisse wurden gestern auf einer wissenschaftlichen Konferenz präsentiert und diskutiert. Die Bodenhebungen wurden in zwei großen Calderen festgestellt, von denen eine in den letzten Monaten immer wieder Thema war. Die Bodenhebung in der zweiten Caldera dürfte jedoch für viele überraschend sein. Deshalb beginne ich mit dieser.

In der Torfajökull-Caldera hebt sich der Boden

Bei dieser Caldera handelt es sich um die Torfajökull-Caldera, die jüngst Schauplatz eines Schwarmbebens war. Bereits während der Erdbeben wurde über ihre Ursache spekuliert. Jetzt wurde bestätigt, dass sie mit Bodenhebungen einhergingen. Die Hebung beträgt mehrere Zentimeter und ist sowohl in InSAR- als auch in GPS-Daten erkennbar. Die Bodenhebung begann offenbar bereits Mitte Juni. Die wahrscheinlichste Ursache für die Erdbeben und die Bodenhebung ist das Eindringen von Magma in den Untergrund der Caldera, die zuletzt im Jahr 1477 ausbrach.

Das Vulkansystem Torfajökull umfasst einen Zentralvulkan und einen Spaltenschwarm, der sich in nordöstlich-südwestlicher Richtung erstreckt und etwa 40 km lang und 30 km breit ist. Die Caldera im Zentralvulkan hat Ausmaße von 18×12 km. In ihr befindet sich das größte geothermische Gebiet Islands mit einer Fläche von ungefähr 150 Quadratkilometern. Die bekanntesten geothermischen Erscheinungen in der Torfajökull-Caldera sind in Landmannalaugar und bei Hraftinusker zu finden. Letzteres Thermalgebiet hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt, denn hier sprudeln heiße Quellen nicht nur am Rand eines kleinen Gletschers, sondern auch darunter, was – zumindest bei meinem Besuch vor fast 20 Jahren – zu beeindruckenden Eishöhlen führte, in denen es mächtig dampfte.

In den kommenden Wochen werden die Forscher daran arbeiten, die Daten weiter zu analysieren und Modelle zu erstellen, um die Tiefe und das Ausmaß des neuen Magmakörpers zu bestimmen.

Möglicherweise phreatische Eruption in der Askja-Caldera

Der zweite Vulkan in einer Caldera, bei dem eine Bodenhebung festgestellt wurde, ist die Askja. Darüber habe ich gestern erst geschrieben, und die neuen Auswertungen der InSAR-Daten durch die IMO bestätigen eine kontinuierliche Bodenhebung. Neu ist die Information, dass es vor einigen Tagen offenbar zu einer kleinen phreatischen Eruption gekommen sein könnte. Diese ereignete sich östlich des Víti-Kraters, nahe dem Lavafeld Bátshraun. Die Berichterstatter schließen aber nicht aus, dass es sich bei der vermeidlichen Dampfwolke um eine Staubwolke gehandelt haben könnte, die von einem Erdrutsch oder Staubteufel aufgewirbelt wurde.

Überflutungen in Japan – News vom 16.08.23

Tropensturm Lan verursacht schwere Überschwemmungen in Japan

Gestern wurde berichtet, dass der Tropensturm Lan über Japan hinweggezogen ist und auf der Hauptinsel Honshū zu schweren Überschwemmungen geführt hat. Besonders stark betroffen war die Präfektur Tottori im Nordwesten der Insel. Aber auch der südwestliche Teil von Honshū wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund von intensivem Regen traten mehrere Flüsse über die Ufer, überfluteten ganze Stadtteile, spülten Autos fort und ließen Keller volllaufen. Zudem lösten die starken Regenfälle Erdrutsche aus. Es kam zu Stromausfällen, Verkehrschaos und der Annullierung von Hunderten von Flügen. Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 144 km/h entwurzelten Bäume, knickten Strommasten um und rissen Dächer ab.
Der Tropensturm wurde kurz vor seinem Landfall von Taifunstärke herabgestuft, da er in Küstennähe etwas an Kraft verloren hatte. Er traf um 5 Uhr morgens (20:00 UTC) in der Präfektur Wakayama auf Land. Wakayama liegt etwa 600 Kilometer westlich von Tokio. Die Behörden gaben in mehreren Regionen Unwetterwarnungen heraus. Die Wetterbehörde äußerte sich auf Twitter wie folgt: „Bitte seien Sie äußerst vorsichtig vor Erdrutschen, steigenden Wasserpegeln in tiefer gelegenen Gebieten, anschwellenden Flüssen und heftigen Winden.“

Ein örtlicher Energieversorger berichtete, dass bis Dienstagmorgen mindestens 50.000 Haushalte in sieben Regionen ohne Strom waren, während örtliche Nahverkehrszüge aufgrund umherfliegender Trümmer gestoppt wurden. Fast 900 Flüge wurden gestrichen, ebenso der Expresszugverkehr. Über 180.000 Einwohner, insbesondere in Wakayama, Kyoto und der alten Hauptstadt Nara, erhielten nicht verpflichtende Evakuierungshinweise. Der Sturm wird voraussichtlich den gesamten Dienstag über die Region hinwegziehen, bevor er sich Richtung Japanisches Meer bewegt.

Tropensturm Lan ist nur einer von mehreren Stürmen, die Japan in den letzten Wochen heimgesucht haben. Vor einem Monat verursachten extreme Niederschläge erhebliche Schäden auf der südlichen Insel Kyushu, bei denen sechs Menschen ums Leben kamen. Diese Regenfälle wurden als die heftigsten jemals auf Kyushu gemessenen Niederschläge bezeichnet.

Ausmaß der Schäden durch die Brände auf Maui wird deutlicher

Während im Westen des Pazifiks starke Niederschläge herrschen, gab es in der Mitte des Pazifiks anhaltende Trockenheit. Die verheerenden Waldbrände auf der hawaiianischen Insel Maui sind größtenteils unter Kontrolle, doch erst nach und nach wird das Ausmaß der Opfer des Großbrands in Lāhainā deutlich. Offiziellen Angaben zufolge wurden bisher knapp 100 Todesopfer bestätigt. Allerdings werden noch über zehnmal so viele Menschen vermisst. Viele von ihnen könnten den Flammen zum Opfer gefallen sein und möglicherweise wurden ihre sterblichen Überreste eingeäschert, wodurch sie möglicherweise nie gefunden werden.

Vulkan Shishaldin am 16.08.23

Vulkan Shishaldin in Alaska erzeugt 11 km hohe Aschewolke

Gestern kam es zu einer größeren Eruption des entlegenen Aleuten-Vulkans Shishaldin. Bei den Aleuten  handelt es sich um einen Vulkanischen Inselbogen, der im Westen des US-Bundesstaat Alaska liegt. Der Vulkanausbruch ereignete sich gegen 02:00 AKDT (10:00 UTC) und förderte Vulkanasche bis auf einer Höhe von 11.000 m. Auf Satellitenaufnahmen konnten Wissenschaftler eine große Aschewolke ausmachen, die sich über 100 km in nordöstlicher Richtung ausbreitete und über das südliche Beringmeer driftete. Es wurde auch eine große Schwefeldioxidwolke detektiert.

Die Auswertung von seismischen- und Infraschalldaten ergaben, dass die Eruption starke vulkanische Erschütterungen und Explosionen erzeugten. In der Eruptionswolke entstand ein vulkanisches Gewitter, denn es wurden mehrere Blitze registriert.

Die Seismizität war während des Ausbruchs deutlich erhöht, ist jedoch seitdem auf ein Niveau gesunken, das auf eine anhaltende Eruptionsaktivität auf niedrigem Niveau hinweist. Jüngste Pilotberichte deuten darauf hin, dass die Ascheemissionen bis zu 4800 m über dem Meeresspiegel anhalten.

Auf Satellitenbildern wurden erhöhte Oberflächentemperaturen beobachtet, aber Wolken verdeckten den Vulkan und auf den Webcam-Ansichten war nichts zu sehen. Der VONA-Alarmstatus des Vulkans steht auf „orange“.

Einschließlich dieses Ereignisses gab es am Shishaldin sieben Perioden erhöhter Eruptionsaktivität, die zu erheblichen Ascheemissionen führte. Die anhaltende Eruptionsperiode begann am 12. Juli. Wie lange diese Eruptionsepisode andauern wird, lässt sich nicht prognostizieren. Frühere Ausbrüche des Shishaldin-Vulkans dauerten jedoch Wochen bis Monate und es gab wiederholte Aktivitätszyklen, die denen des letzten Monats ähnelten.

Vulkan Shishaldin wird von lokalen seismischen und Infraschallsensoren, Webcams und einem geodätischen Netzwerk überwacht. Zusätzlich zum lokalen Überwachungsnetzwerk nutzt das zuständige Observatorium in Alaska (AVO) nahegelegene geophysikalische Netzwerke, regionale Infraschall- und Beleuchtungsdaten sowie Satellitenbilder, um Ausbrüche zu erkennen.

Andere Vulkane in Alaska die vulkanische Unruhe zeigen

Der Shishaldin ist nicht der einige Vulkan in Alaska, dessen Alarmstufe auf „orange“ steht, denn der Great Sitkin Vulkan tut es ihm gleich. Hier wird eine langsame Lava-Extrusion registriert. Sie beschränkt sich auf den Gipfelkrater.

Drei weitere Vulkane stehen auf Alarmstufe „gelb“. Hierbei handelt es sich um die Feuerberge Aniakchak, Cleveland, Trident. Letzterer Vulkan wird mit der Nova-Rupta-Eruption von 1912 in Verbindung gebracht und zeigt seit fast einem Jahr erhöhte Seismizität.