Kilauea mit Anstieg der Seismizität – News vom 15.08.23

Zunahme von Seismizität und Bodendeformation am Kilauea auf Hawaii

Zwei Tage hintereinander war die Erdbebentätigkeit am Kilauea auf Hawaii deutlich erhöht. Pro Tag wurden mehr als 140 Erschütterungen registriert, und ein Ende des Trends ist nicht absehbar. In der letzten Woche wurden noch weniger als 40 Erschütterungen verzeichnet, bevor am 09. August die Werte langsam anzusteigen begannen. Die meisten Beben manifestieren sich südlich und östlich der Gipfelcaldera und weisen geringe Magnituden auf. Die Hypozentren liegen in geringen Tiefen von weniger als 2 km.

Die beschriebenen Beben stehen nicht direkt im Zusammenhang mit dem Erdbeben der Stärke 4,3, über das ich gestern geschrieben habe. Dieses Erdbeben wurde 5 km nördlich der Caldera lokalisiert. Daher kann das Schwarmbeben in der Nähe der Caldera als eigenständiges Ereignis betrachtet werden. Allerdings sehen die Wissenschaftler vom HVO dieses Erdbeben als Höhepunkt der Bebenserie an. Sollten diese Beben zusammenhängen, dann wahrscheinlich durch aufsteigendes Magma, das möglicherweise aus einer Tiefe von 25 km sehr schnell bis knapp unter die Erdoberfläche aufgestiegen ist. Warum dieser Aufstieg dann gestoppt wurde, bleibt rätselhaft.

Auffällig ist, dass die Erdbebentätigkeit am unteren Südwestrift bei Pahal in den letzten Wochen deutlich abgenommen hat. Es treten zwar weiterhin täglich einige Erschütterungen auf, aber bei weitem nicht mehr so viele wie in den Jahren seit der Leilani-Eruption. Als Grund für diese Bebentätigkeit wurde vermutet, dass sich der Hawaii-Hotspot direkt unterhalb des Erdbebengebiets befindet und die Erschütterungen durch massive Magmenintrusion in die untersten Magmenkörper des Vulkan-Systems von Mauna Loa und Kilauea verursacht wurden. Dennoch scheint sich genug Magma dort zu sammeln, um die höher gelegenen Magmenkörper aufzuladen. Dies wird auch durch die kontinuierliche Bodenhebung unter der Kilauea-Gipfelcaldera belegt. Im Verlauf eines Jahres beträgt diese Hebung etwa 60 cm, obwohl es Phasen mit starken Lavasee-Aktivitäten im Halema’uma’u-Krater gab, die zwischenzeitlich zu Bodensenkungen führten.

Zusammenfassend rechne ich nicht unbedingt kurzfristig mit einem neuen Ausbruch am Kilauea. Doch mittelfristig deutet viel darauf hin, dass es zu einer weiteren Eruption kommen wird. Vor den letzten Ausbrüchen konnten wir eine vergleichbar hohe Seismizität über mehrere Wochen beobachten, bevor es zur Eruption kam. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Eruption nach denselben Mustern verläuft.

Gerölllawine in Norditalien – News am 15.08.23

Eine Gerölllawine infolge eines Erdrutsches verwüstet Ort in Norditalien

Bereits am Sonntagabend rollte eine gewaltige Geröll- und Schlammlawine entlang des Baches Merdovine durch den Ort Bardonecchia und richtete enorme Verwüstungen an. Zahlreiche Häuser und Autos wurden von den Erdrutschmassen erfasst und zerstört oder stark beschädigt. Mehr als 120 Personen mussten evakuiert werden. Offenbar konnten sich alle Personen rechtzeitig in Sicherheit bringen, denn über Todesopfer oder Verletzte liegen keine Meldungen vor.

Die Gerölllawinen entstanden infolge eines Erdrutsches, der nach heftigen Unwettern in Piemont im Nordwesten Italiens ausgelöst wurde. Auch Turin wurde von den Unwettern heimgesucht. Die Alpenregion an der Grenze zu Frankreich ist bei Wintersporturlaubern sehr beliebt. Entsprechend schnell sollen die Aufräum- und Renovierungsarbeiten vonstattengehen.

In den Alpen kam es in den letzten Monaten immer wieder zu Erdrutschen. Diese wurden nicht nur durch starke Regenfälle bei Unwettern verursacht, sondern auch durch die Gletscherschmelze bzw. das Auftauen der Permafrostböden in den Hochlagen des Gebirges. Hierfür zeichnet sich der globale Klimawandel ebenso mitverantwortlich wie für die Unwetter. In diesem Jahr erscheinen mir die Regenfälle besonders ergiebig zu sein, was auch an natürlichen Klimaphänomenen liegen kann, die aber sehr wahrscheinlich in Wechselwirkung mit dem Klimawandel stehen. Stoppen lässt sich dieser nicht mehr. Das gilt insbesondere, da man die Klimaziele ja nur bis zum Ende des Jahrhunderts postuliert hat. Selbst wenn man widererwartend die Klimaerwärmung bis dahin auf 1,5 Grad begrenzen könnte, heißt es ja nicht, dass nach der Jahrhundertwende der Klimawandel stoppt. Man verzögert den Temperaturanstieg bestenfalls, was vielleicht im Sinne der Politiker ist, aber nicht im Sinne der Menschheit.

— Vigili del Fuoco (@vigilidelfuoco) August 14, 2023

In den Sozialen Medien wurden Videoaufnahmen der Naturkatastrophe in den Nordwestitalienischen Alpen geteilt, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. In unserer FB-Gruppe „Naturkatastrophen und Naturphänomene“ gibt es weitere Medien zum Thema.

Askja mit Schwefelgeruch – News vom 15.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Pilot nahm Schwefelgeruch über der Askja wahr

Gestern berichtete ein Pilot, der mit einem Mýflug-Kleinflugzeug über die Askja flog, von einem starken Schwefelgeruch, der aus dem Vulkan ausströmte. Dies geht aus einem Artikel von ICELANDREVIEW hervor. Allerdings konnte diese Wahrnehmung nicht von Beobachtern bestätigt werden, die die Askja vom Land aus besuchten: Die Nationalpark-Rangerin Anna Þorsteinsdóttir hielt sich am Öskjuvatn auf und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Dennoch alarmierte die Meldung des Piloten die isländischen Vulkanologen. Sie planen heute zur Askja aufzubrechen und genauere Untersuchungen durchzuführen. Dabei ist geplant, Gasmesssensoren zu installieren, die bisher an der Askja fehlen.

Bereits vor einigen Wochen wies der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson darauf hin, dass die Askja jederzeit und ohne lange Vorwarnung ausbrechen könnte. Damals sagte er voraus, dass die nächste Eruption auf Island dort stattfinden würde, doch schließlich trat sie am Fagradalsfjall auf. Dennoch stimme ich mit Þorvaldur Þórðarson überein und glaube, dass das Eruptionspotenzial dieses großen Zentralvulkans enorm ist: Seit gut 2 Jahren gibt es eine starke Bodenhebung, die zu einem Anstieg von mehr als 60 cm geführt hat. Außerdem ist die Seismizität leicht erhöht. Im Winter kam es zu einer unerwarteten Eisschmelze auf dem Calderasee. Als Grund hierfür wurde der Eintrag von Thermalwasser genannt. Letzte Woche stellten Vulkanologen fest, dass die Wassertemperatur im Krater Viti 27 Grad beträgt und damit neun Grad höher ist als im vergangenen Sommer. Sollte sich jetzt ein erhöhter Ausstoß von Schwefeldioxid bestätigen, wäre dies ein weiteres Indiz für Magmenaufstieg. Magma sammelt sich höchstwahrscheinlich bereits in einem flach gelegenen Magmenkörper an. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson erklärte gegenüber MBL: „Wenn die Temperatur im Viti so stark ansteigt, bedeutet das, dass Magma dort einströmt, gemessen an den Veränderungen des Geländes in der Caldera“.

Ätna mit Explosion – News vom 15.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Stärkere Explosion am Ätna beobachtet

Gestern Abend meldete das INGV eine stärkere Explosion, die vom Neuen Südostkrater des Ätna ausging. Das impulsive Ereignis ereignete sich um 21:44 UTC und wurde vom Videoüberwachungsnetzwerke aufgenommen. Die Explosion wurde auch von den Infraschallsensoren registriert, zudem kam es zu einem Tremorpuls, der einige Dutzend Sekunden andauerte.

Seit dem Paroxysmus in der Nacht zum Montag fluktuiert die Tremoramplitude deutlich, bewegt sich allerdings die ganze Zeit über im unteren Drittel des moderaten (gelben) Bereichs. Bis jetzt lässt sich nur darüber spekulieren, ob endlich wieder eine Serie von Paroxysmen ansteht, oder ob es sich um einen einzelnen Ausbruch handelt. Je nach Definition könnte man die letzten beiden Paroxysmen auch als Serie mit sehr langem Pausenintervall bezeichnen. Vor dem Ausbruch gestern ist es am 21. Mai zum bis dahin jüngsten Paroxysmus gekommen. Generell gibt es von einigen INGV-Vulkanologen den Vorschlag, die Paroxysmen-Serien als einen einzigen Ausbruch anzusehen. Beim Ausbruch gestern wurde möglicherweise die Schmelze eruptiert, deren Aufstieg Ende Mai von einem Schwarmbeben begleitet wurde.

Die Seismizität ist ansonsten nicht auffällig erhöht. Weder jetzt, noch direkt vor dem Paroxysmus gab es ein Schwarmbeben. Da der Ätnagipfel in den Stunden vor der Eruption in den Wolken hing, ist es unklar, ob sich die Eruption einige Stunden vor der Hauptphase mit einer Zunahme strombolianischer Eruptionen ankündigte.

Übrigens wurde während der paroxysmalen Hauptphase gestern der Flughafen von Catania geschlossen, da auf dem Flughafen Vulkanasche niederging.

Zwischen den beiden paroxysmalen Eruptionen machten nicht weniger spektakuläre Dampfringe von sich Reden. Bis jetzt ist es mir nicht zu Ohren gekommen, dass gestern weitere Ringe beobachtet wurden. Dafür wurde in unserer FB-Gruppe ein spektakuläres Drohnenvideo geteilt, bei dem der Pilot seine Drohen um die Dampfringe kreisen ließ und auch durch sie hindurch steuerte. Tatsächlich mal eine neue Perspektive, die ich so noch nicht kannte. Hut ab!