Wärmster September ever in Deutschland

Im September zeigte sich der Klimawandel von seiner angenehmen Seite

Thermometer und der KlimawandelDieser September war in Deutschland der wärmste seit Beginn der Klimaaufzeichnungen im Jahr 1881. Regional lagen die Temperaturen um fünfeinhalb Grad höher, als es sonst der Fall ist. In NRW lag das Temperaturmittel bei 17,8 Grad und damit um 0,6 Grad höher als im Rest der Republik. Rekordverdächtig ist auch die Anzahl von Sommertagen mit Temperaturen von mehr als 30 Grad. Davon gab es am Niederrhein sieben. Zum Glück ging die ungewöhnliche Wärme nicht mit einer Dürre einher. Im Gegenteil, in einigen Regionen gab es überdurchschnittlich viel Niederschlag. So gingen lokal bis zu 130 Liter Wasser pro Quadratmeter nieder. An der ungewöhnlichen Wetterlage soll sich auch Anfang Oktober nicht viel ändern. Nach einer kurzen Abkühlung am Wochenende steigen die Temperaturen wieder auf über 20 Grad.

Natürlich darf man sich fragen, ob das warme Wetter durch den anthropogenen Klimawandel hervorgerufen wird, oder ob es andere Ursachen hat. Hier könnten 2 natürliche Phänomene eine Rolle spielen. Zum einen El Nino und um anderen die Hunga-Tonga-Ha’apai-Eruption, über die ich hier schon hinlänglich oft geschrieben habe.

Die außergewöhnliche Situation in diesem Jahr zeigt aber auch, dass die Erde in mittleren Breiten noch bewohnbar bleiben kann, wenn die Temperaturen deutlich über langjährige Mittelwerte steigen. Wenn ich ehrlich bin, finde ich es dieses Jahr sehr angenehm mit den sommerlichen Herbsttemperaturen und es hilft auch beim Energiesparen! Insofern vielleicht mal eine gute Nachricht für uns und ein positives Signal an junge Menschen, die um ihre Zukunft bangen. Allerdings- und jetzt kommt die Einschränkung- spielt auch die Niederschlagsverteilung eine große Rolle. Dieses Jahr hatten wir Glück, dass wir keine Dürre hatten, aber wenn solche Temperaturen auf langfristige Wasserknappheit treffen, haben wir ein Problem! Daher halte ich es für unabdingbar, neue Konzepte für das Wassermanagement zu entwickeln, denn Klimaschutz alleine wird das Ruder nicht mehr rumreißen. Zudem kommt, dass wir in den letzten Monaten gesehen haben, wie schwer es tatsächlich ist, Klimaschutz sozialverträglich umzusetzen. Mit Blick auf das (ursprüngliche) „Heizungsgesetz“, geplanten (und wegen der Wirtschaftskrise zurückgesetzten) Zwangssanierungen für Bestandshäuser und sozial ungerechte Solar-E-Auto-Förderungen ein extrem schwieriges Unterfangen, mit enormen gesellschaftlicher Sprengkraft.

Entstehungsgeschichte der Solfatara

Die seismische Aktivität der Campi Flegrei ist auch heute erhöht und es gibt schwache Erdbeben, von denen sich viele im Bereich des Solfatara-Kraters ereignen. Grund genug, einmal die seine Entstehungsgeschichte genauer zu betrachten.

Der Calderavulkan Campi Flegrei bildete einen Großteil des süditalienischen Golfs von Pozzuoli, der in direkter Nachbarschaft zum bekannteren Golf von Neapel liegt. Vor den beiden Meeresbuchten liegen die bekannten Inseln Capri und Ischia. In der Caldera selbst befinden sich mehrere große und kleine Vulkankrater, die teilweise mit Schlackenkegeln assoziiert sind. Einige der größeren Krater sind mit Seen gefüllt und erinnern an Maare. In diese Kategorie wird seit einigen Jahren auch der Krater der Solfatara geführt, der wohl die bekannteste vulkanische Manifestation der Phlegräischen Felder -wie die Caldera bei uns häufig genannt wird- darstellt.

Spätestens seit einer neuen Studie, die im Jahr 2015 veröffentlicht wurde, wird die Solfatara als Maar bezeichnet, dessen Krater einen Durchmesser von 610 bis 710 Metern hat und etwa 0,35 Quadratkilometer Fläche bedeckt. Die maximale Höhe des Kraterrands beträgt etwa 80 Meter über dem Kraterboden. Die geologische Struktur der Solfatara zeichnet sich durch ein Diatrem aus, das etwa 3 Kilometer tief ist und von Verwerfungen in verschiedenen Richtungen begrenzt wird. Ein Diatrem kann man als besondere Art eines verfüllten Vulkanschlots ansehen, der mit Gasexplosionen assoziiert ist und Ähnlichkeiten mit einer Kimberlit-Pipe aufweist.

Profil-Schnitt durch die Solfatara. © INGV Napoli nach Isaia et al., 2015
Profil-Schnitt durch die Solfatara. © INGV Napoli nach Isaia et al., 2015

Entstehung der Solfatara

Der Solfatara-Krater bildete sich während der dritten Aktivitätsphase der übergeordneten Struktur der Caldera Campi Flegrei. Bereits bevor sich die Solfatara vor 4280 Jahren bildete, gab es in dem Gebiet vulkanische Aktivität, darunter strombolianische Eruptionen in S.Maria delle Grazie und die explosiven Ausbrüche von Monte Olibano und Paleoastroni 3. Außerdem wurden Lavadom-Ablagerungen von Accademia und Monte Olibano gefunden. Auf der Innenseite des Kraters enthüllten petrografische Kartierungen pyroklastische Ablagerungen des großen plinianischen Ausbruchs von Agnano-Monte Spina. Dieser ereignete sich vor 4.550 Jahren. Als die Solfatara entstand, durchschlug die Eruption diese Ablagerungen.

Die stratigraphische Abfolge der Solfatara-Ablagerungen zeigt, dass der initiale Ausbruch durch pyroklastische Ströme und Ascheniederschlag gekennzeichnet war. Es muss also zu einer starken explosiven Eruption gekommen sein, die wahrscheinlich phreatomagmatischen Ursprungs war. Insofern gleicht die Entstehungsgeschichte der Solfatara der des Laacher-See-Vulkans in der Eifel, selbst wenn dieser Ausbruch stärker gewesen sein dürfte. Es gab auch eine weitere Interaktion zwischen Magma und dem hydrothermalen System, was zu unterschiedlichen Schichtungen in den Ablagerungen führte. Sollte es heute zu einem neuen Ausbruch im Gebiet der Solfatara kommen, müsste man ebenfalls mit einer solchen Interaktion rechnen und sich auf starke phreatomagmatische Explosionen einstellen.

Den phreatomagmatischen Eruptionen folgten oberflächennahe phreatischen Explosionen, die lithische Brekzienablagerungen erzeugten.

Infobox

Solfatara auf einen Blick

Entstehung während der 3. Eruptionsphase der Phlegräischen Felder

  • Große plinianische Eruption von Agnano-Monte Spina vor 4550 Jahren. Das Gebiet sackte ein.
  • Strombolianische Tätigkeit im Gebiet der heutigen Solfatara vor 4400 Jahren. Ein Schlackenkegel entstand.
  • Entstehung des Lavadoms vom Monte Olibano.
  • Die Geburt des Solfatara-Kraters erfolgte vor 4280 Jahren durch phreatomagmatische Eruptionen. Zeitgleich gab es eine plinianische Eruption aus dem Averno-Krater.
  • Phreatische Eruption im Jahr 1198.

 

Die bislang letzte Eruption der Solfatara ereignete sich im Jahr 1198. Über diesen Ausbruch ist recht wenig bekannt und es wird spekuliert, dass es sich um eine phreatische Eruption handelte, bei der es zu einer Dampfexplosion kam, ohne dass frische Lava eruptiert wäre. 1904 und 1921 bildeten sich 2 neue Fumarolen. Es kam ebenfalls zu starken Dampfentwicklungen und Explosionen, sodass man die Frage stellen kann, ob die Ereignisse nicht auch als phreatische Eruptionen durchgehen könnten.

Wie so oft an Vulkanen stehen in der Solfatara auch Schöpfung und Zerstörung eng beieinander: Der Krater diente seit der Epoche der Renaissance als Rohstofflieferant. Es wurden verschiedene Mineralien gewonnen, darunter Alaun und Schwefel. Den heißen Schlammquellen und Fumarolen wurden heilende Kräfte zugesprochen und es gab einen regen Gesundheitstourismus, der vor allem im 18. und 19. Jahrhundert florierte. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man mit Führungen durch die Solfatara, die erst 2017 eingestellt wurden, als es zu einem tragischen Unfall kam, bei dem 3 Mitglieder einer Familie ums Leben kamen. Sie stürzten in einem abgesperrten Bereich des Kraters in ein Sinkloch, das sich vermutlich infolge starker Regenfälle am Vortag bildete.

Jüngste Aktivität der Solfatara

Die Solfatara ist stark vom Bradyseismos betroffen und bei einigen der Hebungsepisoden lag hier das Zentrum der Bodenhebung. Die jüngeren dieser Phasen dauerten von 1970-1972 und 1982-1984. Zum Höhepunkt der Phasen hob sich der Boden um bis zu 3 mm am Tag. Aktuell gibt es ebenfalls wieder eine Hebungsphase. Sie setzte im Jahr 2005 ein, beschleunigte sich im Jahr 2011 und hält aktuell noch an. Bis Ende September 2023 hob sich der Boden um 109 cm. Die Bodenhebungsphasen werden von zahlreichen Erdbeben begleitet und man spekuliert stets über einen neuen Vulkanausbruch. Aber kann es den in der Solfatara eigentlich geben? Nach allgemeiner Lehrmeinung sind Maare monogenetisch und entstehen in einer einzigen Eruptionsphase. Betrachtet man aber den geschichtlichen Verlauf der Solfatara, dann gab es in dem Areal über mehrere Jahrhunderte hinweg Eruptionen und ich wüsste keinen Grund, warum hier nicht neues Magma aufsteigen könnte, denn schließlich befindet sich die Solfatara innerhalb einer Caldera. (Quelle: Solfatara beim INGV-Neapel)

Merapi mit hoher Seismizität am 30.09.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Merapi: Weitere Erdbeben

Der Merapi zeigt weiterhin eine sehr hohe Seismizität. Wie das VSI berichtet, wurden in den letzten Tagen wieder mehr als 400 Hybriderdbeben am Tag registriert. Den Spitzenwert nimmt dabei der 26. September ein, an dem gut 800 dieser Erdbeben detektiert wurden. Hybriderdbeben werden aller Wahrscheinlichkeit nach durch Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst. Da sie in zwei unterschiedliche Frequenzbereiche schwingen, ist ihre Interpretation nicht eindeutig. Möglicherweise sind diese Erdbeben auch mit Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg assoziiert. Genaueres über Hybriderdbeben lest ihr unter dem Link. Da gestern auch 10 vulkanotektonische Erdbeben registriert wurden, gibt es definitiv Gesteinsbruch infolge von Magmenaufstieg. Die Erdbeben zeigen, dass der Dom mit frischem Magma versorgt wird. Dafür sprechen auch die zahlreichen Schuttlawinenabgänge. Gestern waren es 122.

Aktuelle Volumenmessungen der beiden Dom gibt es scheinbar immer noch nicht. Das BPPTKG veröffentlichte im Wochenbericht der 37. Kalenderwoche immer noch die Werte von Ende August. Der aktuelle Wochenbericht ist zwar angekündigt und verlinkt, doch leider bleibt die Website bei mir weiß und auch in den sozialen Medien finde ich ihn noch nicht, daher kann ich euch leider keine neuen Werte präsentieren.

Präsentieren kann ich aber einige brandaktuelle Merapi-Fotos (inzwischen gelöscht) von unserem Vereinsmitglied Thomas Spinner, der seit einigen Tagen mit dem Vulkanführer Andy, der ebenfalls Vereinsmitglied ist, unterwegs ist. Die beiden erlebten einige spannende Nächte am Vulkan und hatten gestern Wetterglück: bei wolkenfreiem Himmel konnte Thomas die glühenden Schuttlawinen bestens einfangen und auch Bilder des glühenden Lavadoms gelangen ihm. Er sitzt am südwestlichen Kraterrand und hat meiner Meinung nach deutlich an Volumen zugelegt. Auf den Bildern erkennt man einige größere Lavablöcke, die praktisch auf der Vulkanflanke kleben. Die Gefahr ist groß, dass diese kollabieren und fragmentieren. Dabei wird das gespeicherte Gas freigesetzt und es könnten pyroklastische Ströme entstehen, die den Fuß des Feuerbergs erreichen oder sogar über ihn hinaus fließen.

Die Alarmstufe steht unverändert auf „gelb“ und es gilt eine asymmetrische Sperrzone, die sich bis zu 7 km um den Gipfel des Merapis ausdehnt.

Gletscherschmelze in den Alpen

Beschleunigung der Eisschmelze in den Alpen festgestellt

Die Gletscher in der Schweiz haben in den letzten 2 Jahren so viel Eis verloren wie in einem Vergleichszeitraum von 30 Jahren. Wissenschaftler warnen vor einer dramatischen Beschleunigung der Gletscherschmelze.

Die Schweizer Gletscher haben das zweite Extremjahr in Folge erlebt. 2022 und 2023 sei das Gletschervolumen insgesamt um zehn Prozent geschrumpft, berichtete die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften. Damit sei innerhalb von zwei Jahren so viel Eis verloren gegangen wie insgesamt zwischen 1960 und 1990.“Die Gletscher der Schweiz schmelzen immer schneller. Die Beschleunigung ist dramatisch“, teilte die Akademie mit. Ursachen seien der sehr schneearme Winter 2022/23 und die hohen Temperaturen im Sommer. Einige Gletscherzungen seien zerfallen und kleinere Gletscher sind bereits verschwunden.

Die Eisdicke sei im Durchschnitt aller Gletscher um rund drei Meter geschrumpft. Im Berner Oberland und Teilen des Wallis – etwa am Großen Aletschgletscher – waren es etwa zwei Meter. Dort habe im vergangenen Winter mehr Schnee gelegen. Besonders Alarmierend ist, dass der Schnees selbst in über 3000 Metern Höhe schmilzt.

Die Forscher sind besonders von der Tatsache beunruhigt, dass die Nullgradgrenze Ende August bei noch nie gemessenen 5300 m Höhe lag. Somit waren alle Alpengipfel frostfrei. Vereinzelte Sommerschneefälle seien deshalb meist rasch geschmolzen und hätten den Gletschern kaum dringend nötigen Schneenachschub geliefert. Außerdem schmilzt der Permafrostboden zusehends, so dass es vermehrt zu Bergstürzen kommt.

Gletscher sind unter anderem als Wasserspeicher von großer Bedeutung. Dies betrifft auch die Wasserkraftwerke in der Schweiz, aus denen rund 60 Prozent der in dem Alpenland erzeugten Energie stammt. Der Weltklimarat IPCC hatte 2019 in einem Sonderbericht über die Ozeane und die weltweiten Eis- und Schneevorkommen prognostiziert, dass niedrig gelegene Gletscher wie in den Alpen und in Skandinavien bis zum Ende dieses Jahrhunderts rund 80 Prozent ihrer Masse einbüßen. In seinem im Februar 2022 veröffentlichten Sachstandsbericht nannte der IPCC das weltweite Abschmelzen von Eis und Schnee als eine der zehn größten Bedrohungen durch den Klimawandel. Welche unmittelbare Gefahr die Gletscherschmelze darstellt, machte im Juli 2022 ein Gletscherbruch in den italienischen Alpen deutlich. Am Marmolata-Gletscher kamen damals elf Menschen ums Leben.

Erta Alé und das Riftvalley am 29.09.23

Neue Fotos der Erta Alé Eruption

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Am Sonntag begann eine Eruption am äthiopischen Vulkan Erta Alé, der in der Wüste Danakil liegt, die wiederum Teil des Afar Dreiecks ist. Inzwischen teilte der einheimische Reiseunternehmer Seifegebreil Shifferaw in den sozialen Medien mehrere Posts mit Fotos. Während zunächst genaue Beschreibungen des Geschehens fehlten, gibt es inzwischen im eingebetteten Post unten eine Beschreibung des Geschehens und auch ein Satellitenfoto, das im Infrarotbereich die Wärmesignatur der Lava anzeigt und somit eine genauere Lokalisierung der Magmaquelle zulässt: Die Lava wurde aus einem Hornito im Randbereich des Nordkraters eruptiert und überflutete diesen. Bei zahlreichen ähnlichen Ereignissen füllte sich der Krater in den letzten Jahren auf, sodass es nur noch einen kleinen Rand innerhalb der Caldera gibt, über den die Lava in einer kleinen Kaskade strömte. Die Schmelze floss scheinbar nicht nur in den Nordkrater, sondern auch in Richtung des Südkraters. Dieser Krater beherbergte früher den bekannten Lavasee, der in den letzten Jahren wahrscheinlich unter einem Deckel aus erstarrter Lava brodelt, wobei sich aus der Ferne nichts über den Grad seiner unterirdischen Aktivität aussagen lässt. Zwei kleine thermische Signaturen auf der Kruste des Südkraters deuten an, dass es 2 kleine Hornitos gibt, die entweder heiße Gase entströmen lassen oder sogar etwas Lava sprotzen.

Die beiden Erdbeben mit Magnituden im Bereich von 4, die sich gestern in Djibouti ereigneten, lagen ca. 400 km vom Vulkanrücken entfernt, zu dem der Erta Alé gehört. Sie standen in keinem direkten Zusammenhang mit dem Vulkan und waren auch zu schwach, um sich auf ihn auszuwirken, dennoch werden in den letzten Monaten vermehrt moderate Erdbeben entlang der Außengrenzen des Afar-Dreiecks registriert. Hierbei handelt es sich um einen abgesenkten Block, der mit der Öffnung des Riftvalleys einhergeht und von mehreren Störungszonen flankiert ist.

Schwefeldioxid-Wolke am Nyamuragira detektiert

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Gas-Emission

Das Riftvalley teilt sich in seinem mittleren Bereich auf Höhe des Victoriasees in 2 Arme. Im westlichen Teil, dem Albert-Rift, liegen die Virunga-Vulkane. Die beiden aktiven Vertreter der 7 Feuerberge sind hier gut bekannt und heißen Nyiragongo und Nyamuragira. Von Letzterem ging vor 2 Tagen eine Schwefeldioxid-Wolke aus, die auf eine kleinere Eruption im Krater des Vulkans hindeutet und vom GOMA-Observatorium gemeldet wurde. Visuelle Bestätigungen einer möglichen Eruption gibt es nicht, da sich der Vulkan in Wolken hüllt.

Ol Doinyo Lengai mit schwacher Wärmesignatur

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Aktivität: Effusiv

Fast auf gleicher Breite wie die Virunga Vulkane, aber nach Osten verlagert und im Gregory-Rift angesiedelt, liegt der Ol Doinyo Lengai. Vom Krater des tansanischen Vulkans geht eine schwache Wärmeanomalie aus, die von einem aktiven Hornito stammt, in dem die einzigartige Lava des Vulkans brodelt. Im Vergleich zum Frühsommer scheint die Aktivität aber relativ schwach zu sein.

Erdbeben in Vulkangebieten am 28.09.23

Nach wie vor gibt es zahlreiche Erdbeben in europäischen Vulkanregionen. Das Wichtigste fasse ich heute in einem Artikel zusammen. In Italien sind es die Vulkane Ätna, Campi-Flegrei mit der Solfatara und die Vulkaninsel Vulcano, die seismisch aktiv sind. Auf Island bebt es weiterhin auf der Reykjanes-Halbinsel. Außerdem gab es im Golf von Djibouti und in Eritrea Erdstöße in der Nähe aktiver Vulkane, aber der Reihe nach:

Ätna mit erhöhter Seismizität

Am Ätna auf Sizilien gibt es vermehrt einzelne Beben, die sich in unterschiedlichen Tiefen im Osten und Süden des Vulkans ereignen. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,2 und manifestierte sich 1,6 km südöstlich von Adrano. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei den meisten ebben um tektonische-bedingte Erschütterungen, die aber durch aufsteigendes Magma getriggert werden könnten. Gestern wurde auch wieder ein Dampfring fotografiert und von den Schloten in der Bocca Nuova geht Rotglut aus. Meiner Meinung nach hat der Ätna nun lange genug pausiert und hatte genug Zeit zum Aufladen, sodass bald mal wieder ein paar schöne Eruptionen fällig werden. Davor fürchtet man sich derzeit auch in Süditalien, wo die Campi Flegrei weiterhin Sorgen bereitet.

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und wird auch heute von zahlreichen Erdbeben durchgeschüttelt. Das INGV registrierte bis heute Nachmittag 48 schwache Erschütterungen, deren Magnituden überwiegend im Bereich der Mikroseismizität lagen und flache Hypozentren hatten. Das sind fast soviel, wie man sonst in einer Woche feststellt. Auffällig ist, dass die Beben in einem immer weiteren Umkreis streuen und nun auch in der Bucht von Neapel stattfinden. Ein Indiz für die großen Spannungen des sich aufwölbenden Untergrunds. Da stellt sich einem die Frage, ob die Bodenhebung immer noch nur von Fluiden (Gas und Wasser) verursacht werden?

Vor der Westküste von Vulcano ereigneten sich drei schwache Erschütterungen mit geringen Magnituden. Interessanterweise hat die Seismizität dort wieder zugenommen, nachdem man einen recht ruhigen Sommer durchlebte. Trotzdem scheint der Katastrophenschutz und die Kommunalverwaltung die Lage entspannt zu sehen, denn heute wurde in unserer FB-Gruppe die Nachricht verbreitet, dass die Absperrungen am Strand von Porto di Levante im Bereich des Schlammbads wieder aufgehoben wurden und man das Areal wieder betreten darf. Ob das Baden wieder erlaubt ist, ist mir noch nicht bekannt. Der Aufstieg zur Fossa wurde bereits im Frühsommer wieder freigegeben.

Erdbeben unter Reykjanes

Auch das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist weiter aktiv. IMO registrierte in den letzten 2 Tagen gut 230 Erdbeben, wobei der Wert heute Morgen noch bei 280 lag, bevor die Messungen aus der Timeline gewandert sind. Aktuell gibt es die meisten Erschütterungen vor der Südwestspitze der Halbinsel, wo es bei Reykjanestá bebt. Die Region bei Grindavik und dem Thorbjörn-Vulkan wird ebenfalls weiter gerockt. Drei grüne Sternchen markieren Erschütterungen mit Magnituden ab 3.

Erdbeben Djibouti-Äthiopien

Im Grenzgebiet Djibouti-Äthiopien gab es heute Morgen 2 moderate Erschütterungen mit den Magnituden 4,8 und 4,7. die Hypozentren in ca. 10 km Tiefe hatten. Die Epizentren lagen an der Küste des Golfs von Djibouti, wo es mehrere kleine Vulkaninseln gibt. Auch die Vulkane der Erta-Alé-Range, die genaugenommen einen Mittelozeanischen Rücken markieren, liegen nicht fern. Der Erta Alé hatte Anfang der Woche ja eine ganz gute Performance hingelegt, nachdem es in der Region in den letzten Monaten häufiger bebte. Vielleicht kommt da ja bald noch mehr.

Was ich Euch noch schuldig geblieben bin, ist die Zusammenfassung des Wochenberichts von Vulcano. Die hänge ich hinten an, weil ich das Wichtigste zuerst erzählen wollte. Viel geändert hat sich an den geophysikalischen Parametern nicht, außer dass man bereits in der letzten Woche einige schwache Erdbeben detektierte. Die Temperaturen der Fumarolen am Kraterrand waren stabil und lagen zwischen 334 und 343 °C. Es wird weiterhin eine leicht bis mäßig erhöhte Kohlendioxid-Konzentration am Fuß des Kraterbereichs festgestellt. Der wöchentliche Durchschnitt lag bei 5370 g/m2/Tag. Die Wassertemperaturen in Bohrlöchern am Campingplatz sind weiterhin erhöht. Auch wenn die Sperrungen weitestgehend aufgehoben wurden, kann es immer noch zu plötzlichen Änderungen im Gasausstoß kommen und auch phreatische Eruptionen sind nicht völlig ausgeschlossen.

Erneut Überflutungen in Griechenland-Bericht vom 28.09.23

Unwetter mit Starkregen verursachen in zentralen Griechenland Überflutungen

Erneut wurde das Herz Griechenlands von starken Unwettern heimgesucht, bei denen Starkregen zu Überflutungen führten. Diesmal war es Sturmtief Elias, das die Unwetter brachte. Anfang des Monats war es Medicane Daniel gewesen, der die Region überschwemmte und dann weiter in den Südosten zog, um in Libyen die Flutkatastrophe zu verursachen, bei der Tausende Menschen infolge eines Dammbruchs starben. Diesmal waren die Folgen noch nicht ganz so schlimm, dennoch standen mehrere Gemeinden nahe Athen unter Wasser und Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse. Es kam zu starken Gewittern mit Blitzschlag. Bäume wurden entwurzelt und blockierten Straßen und Bahnstrecken. Es kam zu Stromausfällen und Verkehrsbeeinträchtigungen, von denen auch die Zugverbindungen zum Athener Flughafen betroffen waren. In einigen Athener Stadteilen blieben die Schulen geschlossen.

Grund für das Sturmtief, das sich in den letzten Tagen über dem Mittelmeer zusammenbraute, ist einmal mehr das viel zu warme Meerwasser. Aktuell hat es vor Mallorca noch 25 Grad, was einer Temperatur entspricht, wie sie früher für den Hochsommer typisch war. Ziehen Kaltluftfronten über das warme Wasser, laden sie sich mit Energie auf und gewinnen an Stärke. Normalerweise heißt es, dass für die Bildung eines Mediacanes nicht so warmes Wasser benötigt wird, wie für die Entstehung eines Hurrikans. Entscheidend sei ein großer Temperaturunterschied zwischen Wassertemperatur und den Temperaturen der Troposphäre. Momentan sieht es also ehr danach aus, als würden die Sturmtiefs über dem Mittelmeer wie klassische Hurrikane entstehen.

Heute zieht die Sturmfront weiter in Richtung Nordosten und wütet über türkisches Hoheitsgebiet. In den nächsten Tagen soll sich das Wetter erst einmal beruhigen, doch nach dem Sturm ist vor dem Sturm, wenigstens solange sich das Meerwasser nicht deutlich abkühlt!

Heftige Unwetter und Überflutungen werden auch aus anderen Erdteilen gemeldet, etwa aus Mexiko und Guatemala. Dort löste Starkregen einen Sturzflut nahe Guatemala City aus. 19 Personen werden vermisst. Am Vulkan Fuego kam es zu Lahars.

Erdbeben in Polen am 27.09.23

Erdbeben Mb 4,5 erschüttert Polen

Datum 26.09.23 | Zeit: 15:54:13 UTC | Lokation: 51.476 ; 16.099 | Tiefe: 5 km | Mb 4,5

Gestern Mittag erschütterte ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,5 die Region um das polnische Lubin. Das Hypozentrum wurde in 5 km Tiefe lokalisiert, wobei ich vermute, dass diese Lokalisierung nicht korrekt ist. Grund für meine Annahme liefert der Umstand, dass die Erdbeben dort im Zusammenhang mit dem Kupferbergbau stehen und menschengemacht sind. Schon seit mehreren Tagen gibt es eine Erdbeben-Serie dort und die meisten Hypozentren wurden in 1 km Tiefe festgestellt. Bei einigen Erschütterungen kam man auf 10 km Tiefe. Dieser Wert wird häufig dann angegeben, wenn die genaue Tiefe nicht angegeben werden kann.

Das EMSC zeigt derzeit 10 Beben für die Region an, die sich diesen Monat ereigneten. Es gab mehrere Erschütterungen im Magnitudenbereich von 4. Die Erdstöße werden von den Anwohnern wahrgenommen und in den Kommentaren gibt es teilweise abfällige Bemerkungen darüber, dass der Bergbau noch nie für so viel Unruhe sorgte wie jetzt. Auf Dauer betrachten müssen die Hauseigentümer vor Ort mit Bergschäden rechnen, denn die Erdstöße werden nicht von ungefähr kommen. Ich vermute, dass die Beben mit Zusammenbrüchen alter Stollen zusammenstehen, die möglicherweise absichtlich zum Einsturz gebracht werden. Der Boden oberhalb der Stollen könnte sich absenken und so Schäden an der Infrastruktur verursachen.

Ich selbst wohne im Ruhrgebiet, wo sich der Boden im Schnitt um 12 Meter infolge des Kohlebergbaus absenkte. Damit sich die Region nicht in eine Seenlandschaft verwandelt, sind jetzt noch 200 Pumpen am Werk und das aufsteigende Grubenwasser abzupumpen. Sollte durch einen langfristigen Blackout der Strom ausfallen, habe ich ein Seegrundstück. Allerdings sind die Risse im Haus weniger erfreulich!

Der Bergbau ist mit zahlreichen Gefahren verbunden und besonders in Polen kommen dabei viele Bergleute ums Leben. Bei Lubin gab es im Jahr 2016 ein schweres Unglück, bei dem 19 Bergleute in einem eingestürzten Stollen eingeschlossen wurden. Nach einer dramatischen Rettungsaktion konnten Neun Männer lebend geborgen werden. Der Stolleneinsturz verursachte ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Bei einem weiteren Stolleneinsturz im letzten Jahr kam ein Bergmann ums Leben.

Stromboli mit Lavastrom am 27.09.23

Aktuelles Bild vom Stromboli. © Skylinewebcam

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Neuer Lavaüberlauf am Stromboli hat begonnen

Heute Mittag begann am liparischen Inselvulkan Stromboli ein weiterer Lavaüberlauf. Der Lavastrom quillt aus einem der nördlichsten Schlote. Derzeit ist dieser Überlauf auf den oberen Teil der Sciara del Fuoco beschränkt. Die Aktivität wird von Spattering begleitet. Außerdem verstärkten sich die explosive Eruptionen im zentralen Kraterbereich.

Das INGV informiert über die aktuellen Ereignisse. Demnach begann der Überlauf um 12:28 UTC. Um die Lokalzeit zu erhalten müsst ihr 2 Stunden hinzu zählen, also begann der Ausbruch um 15:28 MESZ.

In Bezug auf seismische Aktivitäten zeigt sich in den letzten 24 Stunden eine durchschnittliche Amplitude des vulkanischen Bebens, die zwischen mittleren und hohen Werten schwankt und derzeit auf einem hohen Niveau liegt. Es wurden auch Veränderungen in der Häufigkeit und dem Ausmaß von Explosionsbeben festgestellt, die öfter auftreten als gewöhnlich.

Die verfügbaren GNSS- und klinometrischen Daten zeigen keine signifikanten Bodenverformungen an. Dies bedeutet, dass trotz der erhöhten seismischen Aktivität keine auffälligen Veränderungen in der Bodenstruktur festgestellt wurden. Die Situation wird weiterhin beobachtet und analysiert, um eventuelle Entwicklungen am Stromboli genau zu verfolgen.

Gestern kam auch der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 18.-24. September heraus. Bereits in dieser Woche zeichnete sich eine Aktivitätssteigerung ab, von der besonders der zentrale Kraterbereich betroffen war. Dort ereignete sich am Montag ja auch eine Explosion, die deutlich stärker als normal war. Aber auch in anderen Bereichen des Kraters gab es überdurchschnittlich viele Explosionen. Die Anzahl der VLP-Erdbeben hatte ebenfalls zugenommen und war überdurchschnittlich hoch gewesen.

Eine signifikante Änderung Der Bodendeformation wurde nicht beobachtet. Sowas tritt am Stromboli auch selten auf, wenn, dann meistens kurz vor Paroxysmen oder größeren Spalteneruptionen.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß nahm mittelhohe Werte an und zeige eine leicht steigende Tendenz. Offenbar war bereits die Schmelze unterwegs, die jetzt aus dem Schlot ausläuft.

Die aktuelle Eruption kann man sich im Livestream von Skyline angucken.