Japan gedenkt Erdbebenkatastrophe

Kantō-Erdbeben vor 100 Jahren forderte 145.000 Todesopfer

Heute gedenkt Japan den Tag, an dem die Erde bebte. Am 1. September 1923 zerstörte das sogenannte Kantō-Erdbeben große Teile der japanischen Hauptstadtregion Tokio und kostete ca. 145.000 Menschen das Leben. Unzählige Personen erlitten Verletzungen und wurden obdachlos. Das Hauptbeben hatte eine geschätzte Magnitude von 7,9 bis 8,4. Zwar war der Seismograf damals bereits erfunden, doch offenbar gab es im Erdbebengefährdeten Tokio noch kein Observatorium. Das änderte sich aber nach der Erdbebenkatastrophe, denn sie bewirkte einige wichtige Veränderungen in dem Land und man beschloss, den Katastrophenschutz auszubauen und Observatorien einzurichten, um Frühwarnsysteme zu entwickeln. Ein Vorhaben, das bis heute nicht abgeschlossen ist, denn Erdbeben lassen sich noch immer nicht präzise vorhersagen. Außerdem wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um Gebäude widerstandsfähiger gegen Erdbeben und Brände zu machen. Es wurden moderne Baustandards eingeführt und der Brandschutz erlangte einen höheren Stellenwert, denn es starben nicht nur Menschen in eingestürzten Gebäuden, sondern es brachen auch Großbrände aus. Außerdem entstand an der Küste ein Tsunami, der im Küstengebiet von Kanagawa große Zerstörungen anrichtete.

Das Kantō-Erdbeben manifestierte sich an der Schnittstelle zwischen zwei bedeutenden Verwerfungen am Sagami-Graben vor der Bucht von Tokio. Genaugenommen grenzt Tokio an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen entlang des Sagami-Grabens zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird.

Heute, 100 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe, fürchtet man, dass sich ein weiteres verheerendes Erdbeben in der Region zusammenbraut. Doch viele Experten sind sich sicher, dass die neuen Baustandards die Katastrophe kleiner halten werden, als es etwa in diesem Frühjahr in der Türkei der Fall war. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es sich um die Region Kantō um eines der größten Ballungsgebiete der Erde handelt, in dem etwa 37 Millionen Menschen leben. Auch wenn nach der zweifachen Zerstörung Tokios- einmal durch das Kantō-Erdebben und ein zweites Mal durch die Bomben des 2. Weltkriegs- die meisten Gebäude relativ neu sind, so gibt es auch viele einfache Häuser, die einem Megabeben nicht standhalten werden.

Vulkan Merapi am 01.09.23

Seismizität am Merapi weiter erhöht

Am indonesischen Vulkan Merapi ist die Seismizität weiterhin signifikant erhöht. Das seismische Netzwerk des VSI zeichnete gestern 228 Hybriderdbeben auf. Dieser Erdbebentyp ändert im Zeitverlauf seine Frequenz und kann vulkanotektonische aber auch rein tektonische Prozesse abbilden. Sie treten häufig an dombildenden Vulkanen während einer Domwachstumsphase auf. Am Merapi trifft das sehr gut zu. Die aktuelle Phase begann bereits am 9. August. Seitdem wurden an 5 Tagen mehr als 200 Hybriderdbeben festgestellt. Darüber hinaus gab es gestern 18 vulkanotektonische Erschütterungen. Im genannten Zeitraum ist auch bei diesem Erdbebentyp eine Häufung festzustellen. Darüber hinaus wurden gestern 145 Signale detektiert, die von Steinschlägen und Schuttlawinen erzeugt wurden.

Im Wochenbericht des BPPTKG, der den Zeitraum18.-24. August betrachtet,  heißt es, dass die Vulkanologen morphologische Veränderungen am südwestlichen Lavadom beobachten konnten, während es am zentral gelegenen Lavadom keine sichtbaren Veränderungen gab. Die Veränderungen am Südwestdom werden durch Domwachstum und dem Abgang der Schuttlawinen verursacht. Zuletzt wurde das Volumen der beiden Dome am 10. August bestimmt und man kam auf ein Volumen der südwestlichen Kuppel von 2.764.300 Kubikmetern. Das Volumen der mittleren Kuppel betrug 2.369.800 Kubikmeter. Bestimmt wurden die Volumina mittels Luftbildanalyse.

Am Merapi wird auch eine Bodendeformation in Form einer Absenkung festgestellt. Wenn ich die Übersetzung aus dem indonesischen richtig interpretiere, beträgt die Absenkung 2 cm am Tag und hat sich gegenüber dem Vortag erhöht. Wörtlich heißt es im Bericht „Die Verformung des Mount Merapi, die diese Woche mit EDM überwacht wurde, zeigt eine durchschnittliche Verkürzung der Schrägstrecke um 2 cm pro Tag, was im Vergleich zur Vorwoche eine Zunahme darstellt.“ Das würde bedeuten, dass man Dom mehr Schmelze austritt, als aus der Tiefe aufsteigt und das es eine Subsidenz des Vulkans gibt.

Das BPPTKG weist weiterhin auf die unterschiedlichen Vulkangefahren hin und hebt das Risiko hervor, dass von potenziellen pyroklastischen Strömen und Laharen ausgeht. Die asymmetrische Sperrzone mit einem maximalen Radius von 7 km gilt weiterhin. Die Alarmstufe steht auf „orange“.

Ätna mit Erdbeben – News vom 01.09.23

Schwarmbeben im Nordwesten des Vulkans Ätna

Datum 30.08.23 | Zeit: 16:28:00 UTC | 37,765 ; 14,939 | Tiefe: 21 km | Md 2,9

Heute wird auf der Erdbebenkarte des INGV ein Schwarmbeben angezeigt, das sich bereits am 30. August am Ätna ereignet hat. Die Erdbebensequenz bestand aus 13 Erschütterungen mit Magnituden größer 1. Das stärkste Beben ereignete sich um 16:28 UTC und brachte es auf eine Magnitude von Md 2,9. Das Hypozentrum manifestierte sich in einer Tiefe von 21 km. Das Epizentrum wurde 1,4 km südwestlich vom Monte Scavo verortet. Hierbei handelt es sich um einen bereits bewaldeten Schlackenkegel im Nordwesten des Ätnas. Nächst größerer Ort ist Bronte. Das schwächste Beben hatte eine Magnitude von 1,4 und hatte einen ähnlich tiefen Erdbebenherd wie das starke Beben. Die Vermutung liegt nahe, dass das Schwarmbeben durch Magma ausgelöst wurde, das im oberen Bereich der Asthenosphäre unterwegs ist und dabei ist, in die Erdkruste einzudringen. Erdbeben an Störungszonen sind in dieser Tiefe eher die Ausnahme als die Regel. Es lässt sich allerdings von mir nicht ausschließen, dass es sich um rein tektonisch-bedingte Erdbeben gehandelt haben könnte.

Das Schwarmbeben war das stärkste Event im August. In diesem Monat wurden vom seismischen Netzwerk des INGV 128 Erschütterungen detektiert, wobei es in den letzten Tagen auch einzelne Erdbeben in geringeren Tiefen gab, die sich auf verschiedene Regionen des Vulkans verteilten. Die Gipfelzone wurde von den Erdbeben ausgespart.

Generell lässt sich am Ätna eine leichte Aktivitätszunahme feststellen. Das neueste Sentinel-Satellitenfoto zeigt 3 thermische Anomalien. Zwei befinden sich in den Schloten des Zentralkraters Bocca Nuova. Eine weitere zeigt sich im Gipfelbereich des Neuen Südostkraters. In den letzten Tagen wurden sporadisch kleine Aschewolken gesichtet, die aus dem Neuen Südostkrater aufgestiegen sind. Dampfringe wurden aus dem neuen Pit der Bocca Nuova ausgestoßen. Der Vulkan bleibt aktiv und brütet die nächste Eruption aus. In welcher Form und an welcher Lokalität des Vulkans sie auftreten wird, lässt sich bis jetzt nicht prognostizieren.