Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 07.09.23

Schwarmbeben und Deformation am Fagradalsfjall auf Island

Heute Morgen ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Die Beben waren von geringen Magnituden und manifestierten sich im Bereich des magmatischen Gangs, der den Vulkan bei Eruptionen mit Magma versorgt. Die Hypozentren schwankten zwischen 5 und 7 km Tiefe. Unklar ist, ob die Beben durch Magmenaufstieg verursacht wurden, oder ob es sich eher um Abkühlungs- und Schrumpfungsprozesse handelte. Da sich in der Gegend auch tektonische Störungen befinden, lässt sich eine entsprechende Herkunft der Erschütterungen nicht ausschließen. Für die erste Theorie spricht, dass es weiterhin eine Bodenhebung infolge von Inflation gibt. Leider ist die GPS-Messstation direkt am Vulkan seit der letzten Eruption im Juni offline, doch die benachbarte Station Festarfjall und Krisuvik zeigt eine Bodenhebung von 20 mm seit Eruptionsende an. In der letzten Woche lag die Bodenhebung noch bei 18 mm. Es handelt sich allerdings um Rohdaten, die noch korrigiert werden könnten. An der Festarfjall-Messstation wurde vor der letzten Eruption eine ähnliche Bodenhebung angezeigt, wie es jetzt der Fall ist. Isländische Vulkanologen zeigten sich bereits erstaunt, dass es so kurz nach der Eruption wieder Bodenhebungen gibt. Erstaunlicher Weise zeigten die GPS-Messungen vor der letzten Eruption nur geringe Bodenhebungen direkt am Fagradalsfjall an. Aktuell sind keine Werte aus dem direkten Umfeld von Vulkan und Magmatischen Gang online bzw. öffentlich zugänglich. Bis sich Genaueres sagen lässt, müssen wir wohl auf neue InSAR-Karten warten.

Unter Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 59 Erschütterungen detektiert. Bei weitem nicht alle Erdbeben gehörten zum Schwarmbeben am Fagradalsfjall, so kann man in der Tat nur von einem kleinen Schwarmbebens sprechen. In der letzten Woche ereigneten sich unter Island „nur“ gut 500 Beben und damit halb so viel, wie in den Wochen zuvor. IMO schreibt dazu, dass es den ersten Herbstrum gegeben hat, und der Wind könnte die Detektion schwache Erdbeben vereitelt haben. So könnte die tatsächliche Erdbebentätigkeit stärker gewesen sein.

Bodenhebung gibt es aktuell auch am subglazialen Vulkan Katla. Die Messstation AUST zeigt eine Bodenhebung von 40 mm seit Juli 2023. Auch die Askja bläht sich weiter auf. Hier liegt der Maximalwert bei 680 mm.

Erdbeben Mw 6,3 in Chile

Erdbeben Mw 6,3 erschüttert chilenische Küstenregion bei Coquimbo

Datum 06.09.23 | Zeit: 23:48:05 UTC | -30.284 ; -71.365 | Tiefe: 35 km | Mw 6,3

Gestern Abend erschütterte um 23:48:05 UTC ein starkes Erdbeben die chilenische Küste bei Coquimbo. Das Beben hatte eine Moment-Magnitude von 6,3 und ein Epizentrum, das 37 km südlich von Coquimbo verortet wurde. Das Hypozentrum befand sich in 35 km Tiefe. Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis wahrgenommen. Beim EMSC gibt es Wahrnehmungsmeldungen von Personen, die sich in fast 400 km Entfernung zum Epizentrum aufhielten. Ein Bebenzeuge, der in 34 km Entfernung zum Epizentrum wohnt, schrieb, dass der Erdstoß sehr stark war. Viele Dinge fielen herunter und das Haus bewegte sich, als wäre man in einem Boot auf dem Wasser. Meldungen über große Zerstörungen liegen allerdings nicht vor. Dass das Beben glimpflich verlief, ist auch der relativ großen Tiefe des Epizentrums zu verdanken. Außerdem ereigneten sich in der Region bereits viele starke Erdbeben, bei denen instabile Gebäude bereits zerstört wurden.

Das Erdbeben stand mit der Subduktion entlang des pazifischen Peru-Chile-Grabens in Verbindung. Hier taucht die Nazca-Platte unter die Südamerikaplatte ab, wobei es zu Verhakungen kommen kann. Es entstehen große Spannungen, die sich explosionsartig in Erdbeben entladen können. Wenn die Erdbebenherde in geringen Tiefen liegen, können bei solchen Erdbeben Tsunamis entstehen, was hier aber nicht der Fall war, da sich das Hypozentrum zu tief befand und sich das Beben hinter der Subduktionszone an der Küste manifestierte. Bei früheren Erdbeben entlang der chilenischen Küste entstanden allerdings bereits verheerende Tsunamis. So geschehen bei einem der stärksten Erdbeben der Welt, das sich 1960 bei Valdivia ereignete. Es hatte eine Magnitude von 9,5. Damals starben 1655 Menschen.

Obwohl es in Chile viele aktive Vulkane gibt, befinden sich in der näheren Umgebung von Coquimbo nur inaktive Feuerberge. Der Villarrica, der zuletzt hier in den Schlagzeilen stand, liegt mehr als 1000 km entfernt und ich rechen nicht mit Auswirkungen auf den Vulkan. Anders könnte es mit einem weiteren interessanten Erdbeben sein, das sich gestern am indonesischen Sunda-Strait manifestierte.

Sunda-Strait mit Erdbeben Mb 5,0

Datum 06.09.23 | Zeit: 01:30:51 UTC | -6.481 ; 104.465 | Tiefe: 50 km | Mb 5,0

Gestern ereignete sich laut GFZ an der Einfahrt zum Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde 146 km süd-südwestlich von Bandar Lampung verortet. Der Erdbebenherd lag 50 km tief. Der Erdstoß befand sich in relativer Nähe zum Inselvulkan Anak Krakatau, der gerne kurzfristig aktiv wird, wenn sich in der Region stärkere Erdbeben ereignen.

Vulkane der Philippinen am 07.09.23

Kanlaon mit Anstieg der Seismizität

Staat: Philippinen | Koordinaten: 10.41, 123.13 | Eruption: Fumarolisch

Die Vulkanologen von PHILVOLCS zeigen sich aufgrund einer deutlich ansteigenden Seismizität besorgt und veröffentlichten gestern ein Sonderbulletin zum Kanlaon: Am 5. und 6. September wurden 36 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Darunter waren 34 vulkanotektonische Erdbeben. Diese Beben hatten Magnituden, die zwischen ML 0,8 und ML 3,4 lagen, und sie traten in Tiefen von 0 bis 9 Kilometern unter der Nordostseite des Kanlaon-Vulkans auf. Die Epizentren der meisten Beben befanden sich nordwestlich des Vulkans. In den letzten 24 Stunden gab es 23 weitere Erdbeben, die im Bericht noch nicht berücksichtigt waren.

Seit März 2023 gab es Bodendeformationsmessungen mittels GPS und elektronischer Neigungsmessungen, die eine kurzfristige Ausdehnung der mittleren Hänge zeigten. Seit März 2022 wird eine längerfristige Ausdehnung des gesamten Vulkanbaus festgestellt.

Der Ausstoß von vulkanischem Schwefeldioxid-Gas aus dem Gipfelkrater betrug am 20. August 2023 durchschnittlich 412 Tonnen pro Tag, was unter dem Durchschnitt von 623 Tonnen pro Tag im Juli 2023 lag. Obwohl die Überwachungsparameter in den letzten Monaten auf eine flache hydrothermale Aktivität hindeuteten, verursacht durch die Entgasung von tiefer liegendem Magma, deutet die anhaltende Erdbebenaktivität darauf hin, dass es Brüche in tieferen Schichten geben könnte, die möglicherweise mit Magmenaufstieg zusammenhängen und zu weiteren Unruhen führen könnten.

Derzeit gilt am Kanlaon die Alarmstufe „1“. Wenn die oben beschriebenen Trends in den geophysikalischen Parametern weiter anhalten, könnte der Vulkanstatus auf Alarmstufe 2 erhöht werden, um vor zunehmenden Unruhen zu warnen. Die Öffentlichkeit und lokale Behörden werden dringend darauf hingewiesen, wachsam zu sein und die permanente Gefahrenzone (PDZ) im Umkreis von vier Kilometern um den Vulkan nicht zu betreten. Die Wahrscheinlichkeit plötzlicher und gefährlicher phreatischer Ausbrüche ohne Vorwarnung steigt.

Zudem sollten die Zivilluftfahrtbehörden Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkan-Gipfels zu vermeiden, da ein plötzlicher phreatischer Ausbruch für Flugzeuge gefährlich sein kann. Das DOST-PHIVOLCS überwacht die Vulkanaktivitäten des Kanlaon-Vulkans genau, und jede neue Entwicklung wird zeitnah an alle Beteiligten kommuniziert.


Mayon mit langsamen Domwachstum

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Am Mayon auf Luzon wird der Lavadom im Gipfelkrater weiterhin mit frischer Lava versorgt. Vom Dom gehen 3 Lavaströme ab. Sie fließen durch die Rinnen Bonga, Mi-isi und Basud und haben Längen von 3,4 km, 2,8 km bzw. 1,1 km. Von den Lavaströmen und vom Dom gehen Schuttlawinen und pyroklastische Dichteströme ab, die bis zu 4 km weit kommen. Gestern wurden 185 Schuttlawinen/Steinschläge und 2 Dichteströme registriert. Zudem gab es 18 vulkanotektonische Erdbeben, die durch Fraktur von Gestein infolge von Magmenaufstieg ausgelöst wurden. Die Inflation verursacht eine Bodenhebung und Versteilung der Vulkanflanken. Gestern wurden 2252 Tonnen Schwefeldioxid-Gas emittiert. Eine Wolke aus Gas-Dampf und Vulkanasche steigt bis zu 1000 m über Kraterhöhe auf. Es gilt weiterhin die Alarmstufe „3“.


Taal-Caldera dampft

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Aktivität: Fumarolisch

In den letzten Wochen ist es um die große Taal-Caldera vergleichsweise ruhig geworden, doch noch immer entgast Magma im Untergrund und Fluidbewegungen lösen vulkanisch-bedingte Erdbeben aus. Gestern wurden 6 Erschütterungen und 2 Tremorphasen detektiert. Die Schwefeldioxid-Emission lag bei 1141 Tonen am Tag. Eine Dampfwolke stieg bis zu 1800 m hoch auf.