Campi Flegrei: Was geschah am Monte Nuovo?

Die Geschehnisse in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei rücken in letzter Zeit immer mehr in den Fokus des medialen Interesses und damit werden auch zunehmend Menschen verunsichert. Viele fragen sich, ob ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht und ob er wohlmöglich in einer Supervulkan-Eruption gipfeln wird, dessen Folgen sich bis nach Deutschland auswirken können. Tatsächlich ist die Campi Flegrei eine bemerkenswerte Caldera, die vor ca. 39.000 Jahren so einen starken Ausbruch erzeugte und seit 2011 wieder von zahlreichen Erdbeben und Bodenhebungen heimgesucht wird. Ob das Anzeichen eines sich zusammenbrauenden Vulkanausbruchs sind, oder ob es sich um Symptome des -immer noch nicht ganz verstandenen- Phänomens Bradyseismos handelt, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Aber selbst wenn die beobachteten Phänomene mit einem Aufheizen des Vulkans in Zusammenhang stehen, muss es trotz starker Bodenhebung nicht zwangsläufig zu einer Supervulkaneruption kommen. In den letzten Jahrtausenden gab es immer wieder normalgroße Vulkanausbrüche, bei denen in der Caldera neue Schlackenkegel entstanden. Zuletzt geschah das im Jahr 1538, als bei dem jüngsten Vulkanausbruch in der Campi Flegrei der Monte Nuovo geboren wurde. Eine Geburt, die unter starken Wehen stattfand, die weit stärker waren, als das, was derzeit in der Campi Flegrei geschieht.

Vorzeichen der Eruption

Die Auswertung historischer Dokumente schufen ein recht genaues Bild der Geschehnisse in den Jahren vor dem Ausbruch. Man muss bedenken, dass es damals noch keinerlei Messinstrumente gab, um die Erdbeben zu detektieren oder die Bodenhebungen qualitativ zu erfassen. So stützen sich die Beschreibungen auf das, was der Mensch mit seinen Sinnen wahrnehmen konnte. Bereits im Jahr 1470, also 70 Jahre vor dem Ausbruch, kam es zu einer Erdbebenkrise, die einige Jahre andauerte und zu Schäden an Gebäuden führte. In der Solfatara steigt der Gasausstoß und es kam zu einem Pflanzensterben. Der Boden begann sich zu heben, und zwar so stark, dass man 1503 und 1511 zwei Edikte erlassen musste, die das neu entstandene Land zu Staatseigentum erklärten. Zwei Jahre vor der Eruption nahmen die Erdbeben weiter zu. Die Solfatara wurde immer aktiver und steigerte ihre Gasemissionen weiter.

Zehn Tage vor der Eruption waren im Großraum Neapel zwischen 5 und 10 Erdstöße pro Tag spürbar. Zwischen dem Averno-See und dem Monte Barbaro hob sich der Boden so stark, dass eine Landbrücke entstand. Die Küstenlinie zog sich weit zurück, und zwar so schnell, dass Fische auf dem neuen Küstenboden liegen blieben und verendeten. Wenige Stunden vor der Eruption senkte sich der Boden im Bereich der künftigen Eruptionsstelle um bis zu 4 Metern ab und neue Quellen entstanden. Kurz vor der Eruption bildete sich in der Senke eine große Kuppel und der Boden riss auf.

Der Monte Nuovo Ausbruch

Der Ausbruch begann am 29. September 1538 gegen 19.30 Uhr Ortszeit. Während eines starken Erdbebens öffnete sich am Meeresboden ein großer Schlot und Lavafontänen schossen in die Höhe. Es bildete sich eine hoch aufsteigende Aschewolke, in der es Blitzte. Innerhalb weniger Stunden wurde so viel Material gefördert, dass sich ein großer Schlackenkegel bildete. Bimssteine und andere Tephra regneten in 8 km Entfernung nieder. In Neapel kam es zu starkem Ascheniederschlag. Am 6. Oktober hatten die Eruptionen nachgelassen und eine Schar Neugieriger näherte sich dem Krater. Es kam, wie es kommen musste: eine überraschende Explosion erfolgte und 24 Menschen starben im Hagel großer Tephrabrocken. Anwohner kamen nicht zu Schaden, allerdings war die Region damals weitaus weniger dicht besiedelt als heute.

Vergleich mit der heutigen Situation in der Campi Flegrei

Die meisten Vulkanologen meinen, dass sich im Falle einer neuen Eruption in der Campi Flegrei so ein Ausbruch ereignen wird, wie es 1538 am Monte Nuovo der Fall war. Die Vorzeichen der Eruption zeigten sich viele Jahre zuvor, wobei es schwer zu differenzieren ist, ob die frühen Ereignisse nicht dem Bradyseismos geschuldet waren und ob sich der Ausbruch in eine dieser Phasen hineinentwickelte. Aktuell sehen wir eine Zunahme der spürbaren Erdbeben. Trotzdem könnten wir uns noch Jahre von einem möglichen Ausbruch entfernt befinden. Aber da sich Vulkane nicht unbedingt immer gleich verhalten, könnte ein neuer Ausbruch auch viel früher einsetzen oder halt ganz ausbleiben. (Quelle der Eruptionsbeschreibung INGV)

Überflutungen in China am 26.09.23

Chinesischer Katastrophenschutz fordert besser Vorbereitungen auf Herbstüberflutungen

In China macht man sich weiterhin große Sorgen um Hochwasserkatastrophen, die in diesem Jahr noch schlimmer auszufallen scheinen, als es in den letzten Jahren sowieso der Fall war. Nach einer langen Dürreperiode begann zum Monatsanfang die Monsunzeit. Es kam zu verheerenden Überflutungen im Westen und Süden Chinas. Besonders stark traf es die Metropole Hongkong, wo innerhalb weniger Stunden bis zu 200 mm Niederschlag fielen. Das Hochwasser überflutete nicht nur Straßen, sondern setzte auch einen wichtigen Tunnel unter Wasser. Im bergigen Umland kam es zu Erdrutschen. Nun fordern die chinesischen Hochwasserschutzbehörden Konsequenzen und mehr Geld vom Staat, damit man den Katastrophenschutz besser ausbauen kann, wobei man sich auf die Schlüsselregionen des Landes konzentrieren will. Man solle sich nicht nur auf den Hochwasserschutz konzentrieren, sondern auf allgemeine geologische Katastrophen wie Bergstürze, Hangrutschungen und Schlammlawinen, die von starken Niederschlägen ausgelöst werden können.

Angesichts der großen Risiken von Wildbächen und Überschwemmungen in mittelgroßen und kleinen Flüssen und Stauseen forderten die Staatsbehörden die örtlichen Behörden auf, in höchster Alarmbereitschaft zu bleiben und kontinuierlich gute Arbeit bei der Hochwasserprävention und zu leisten. Es sollte daran gearbeitet werden, die Notfallreaktion und die Risikoinspektion zu stärken und gleichzeitig Rettungskräfte und Notfallgüter im Voraus an wichtigen Deichen und wichtigen Standorten einzusetzen. Auch während der 19. Asienspiele, des Mittherbstfestes und des Nationalfeiertags sollten die örtlichen Behörden den Hochwasserschutz verstärken, sagten die Behörden.

Hochwasserkatastrophen ereignen sich derzeit aber nicht nur in China, sondern auch in anderen Erdteilen. So kam es gestern zu starken Überflutungen in Südafrika. Besonders betroffen war die Region Kapstadt, die von einem tropischen Sturm heimgesucht wurde. Flüsse schwollen an und rissen alles mit sich, was nicht Niet- und nagelfest war. Starker Wind entwurzelte Bäume und es wurden Gebäude beschädigt. Es kam zu Stromausfällen. Mindesten 3 Personen gelten als vermisst.

Auch in Südamerika kam es zu starken Unwettern. Hier ist es im brasilianischen Bagé-RS zu einem schweren Hagelsturm gekommen. Bilder zeigen golfballgroße Hagelkörner, die Schäden anrichteten.

Generell sollten die Staaten nicht nur mehr Geld in den Klimaschutz investieren, sondern auch in den Katastrophenschutz, denn nicht nur China kämpft gegen immer stärkere Folgen klimabedingter Naturkatastrophen. Bei uns fordern viele Versicherer die Einführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden. Obwohl so eine Versicherung für Hausbesitzer sinnvoll sein kann, bin ich gegen verpflichtende Maßnahmen für alle, denn nicht jeder trägt ein gleichgroßes Risiko, Opfer einer Naturkatatrophe zu werden. Flächendeckend treten überwiegend Stürme auf und besonders in Niederungen kann sich das Regenwasser ansammeln und Keller volllaufen lassen. Zu richtigen Überflutungen kommt es in erster Linie in der Nähe von fließenden Gewässern.

Vulkane Italiens am 26.09.23

Campi Flegrei mit Erdbeben Mb 3,2

Datum 26.09.23 | Zeit: 07:10:29 UTC | Lokation: 40.8042 ; 14.1067 | Tiefe: 3 km | Mb 3,2

Die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera bleibt hoch und scheint sich in den letzten Tagen weiter gesteigert zu haben. Vielleicht ist die Caldera ein wenig verschnupft und reagiert so auf die anhaltenden Medienberichte, dass sich bald eine Eruption ereignen könnte. Die Magnituden der meisten Beben liegen im Bereich der Mikroseismizität. Von den Herdtiefen her sind die Beben im Hydrothermalsystem angesiedelt. Das stärkste Einzelbeben heute brachte es auf M 2,1 in 1,8 km Tiefe. Das Epizentrum lag in der Solfatara. Viele der Beben konzentrieren sich auf diesen jungen Krater in der Caldera, sie streuen aber auch zunehmend über ein größeres Areal, dass immer weiter unter Spannungen gerät, je größer die Bodenhebung wird.

Noch während ich die Zeilen oben schrieb, manifestierte sich ein Erdbeben m 3,2, das eine Herdtiefe von 3 km hatte. Das Epizentrum lag im Golf von Pozzuoli. Der Erdstoß konnte in der Gegen wahrgenommen werden und reiht sich ein in die weiter wachsende Liste beunruhigender Erdstöße. Beunruhigen deswegen, weil diese Erdbeben nicht nur im Hydrothermalsystem angesiedelt sind, sondern wahrscheinlich mit Rissbildung im Deckgestein des Magmenkörpers einhergehen.

Im wöchentlichen Bulletin des INGV heißt es, dass es in der letzten Woche insgesamt 191 Erdbeben gegeben hat. Sie verteilten sich auf 2 Erdbebenschwärme. Die maximale Bodenverformung betrug weiterhin 15 mm im Monat. Es gibt Hinweise, die auf eine Beschleunigung der Bodenhebung hindeuten, doch es dauert ca. 14 Tage bis man die neuen Werte bestätigen kann. Der an der RITE GNSS-Station aufgezeichnete Auftrieb beträgt ca. 25 cm ab Januar 2022. Es gab keine signifikanten Schwankungen der geochemischen Messwerte. An der Hauptfumarole von Pisciarelli wurde eine Temperatur-Durchschnittswert von ~95°C gemessen. Der Temperatursensor wurde in einer Dampffahne in 5 Metern Entfernung vom Mund der Fumarole installiert.


Weitere Meldungen von den italienischen Vulkanen

Ätna mit erhöhter Seismizität

Am Ätna auf Sizilien hat die Seismizität in den letzten Tagen leicht zugenommen. Erdbebenschwärme blieben zwar aus, dafür enthüllt ein Blick auf die Erdbebenkarte beim INGV, dass es mehrere Einzelbeben an unterschiedlichen Lokationen gegeben hat. Im Monatsverlauf gab es bislang 106 Erschütterungen, mehrere hatten Magnituden im 2er-Bereich. Der Tremor ist moderat und MIROVA detektiert sporadisch eine schwache Wärmestrahlung. Auf den Satellitenfotos sind im Infrarotbereich schwache thermische Anomalien zu sehen. Zwei markieren Schlote in der Bocca Nuova, eine strammt von einem Schlot im Neuen Südostkrater. In den letzten Tagen wurden nur noch wenige Dampfringe gesichtet. Der Vulkan heizt langsam weiter auf.

Stromboli mit größerer Explosion

Gestern berichtete ich von einer größeren Menge glühender Tephra, die man auf der Thermalcam des INGV beobachten konnte. Die Vulkanologen bestätigten, dass sich eine Eruption ereignet hatte, die größer als gewöhnlich war. Die Eruption ereignete sich um 08:28:40 UTC. Ein Teil der Tephra landete auf der Sciara del Fuoco und hinterließ dort auch eine Thermalsignatur. Einen lavaüberlauf hatte es wohl nicht gegeben. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt.

Auf der normalen LiveCam konnte man gestern ein beeindruckendes Feuerwerk beobachten. Der Vulkan zeigte sich recht munter.

Vulcano mit Erdbeben

Lange Zeit sah es so aus, als würde sich Vulcano wieder schlafen legen, doch in diesem Monat zog die Seismizität wieder etwas an. Es ereigneten sich 14 schwache Erschütterungen. Die höchste Magnitude belief sich auf 1,5 und somit gerade oberhalb des Bereichs der Mikroseismizität. Die Beben kündigen jetzt nicht gleich einen Vulkanausbruch an, zeigen aber, dass sich noch magmatische Fluide im Untergrund bewegen.