Weiter Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 16.09.23

Weiterer Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island

Unter dem Isländischen Vulkan Fagradalsfjall gab es gestern einen weiteren Erdbebenschwarm. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 78 Beben. Die meisten Erschütterungen konzentrieren sich im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans und waren von geringer Magnitude. Die Hypozentren streuten grob in Tiefen zwischen 4 und 8 km, wobei es auch einige Ausreißer gab, die entweder flacher oder tiefer lagen. Die Daten sprechen dafür, dass die Beben im Zusammenhang mit dem magmatischen Gang stehen, der die letzten 3 Eruptionen auf Island mit Schmelze versorgte.

Gestern erschien bei MBL auch wieder ein Artikel, in dem der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort kam. Er meinte, dass die Bodenhebung in der Region weiter anhält und rechnet in den nächsten Monaten mit einer weiteren Eruption auf Reykjanes. Der Forscher hält es für gut möglich, dass sich das Eruptionszentrum dann weiter Richtung Osten verlagern könnte. Statistisch gesehen rechnet er im Juni nächsten Jahres mit einem Ausbruch, da sich das Pausenintervall der letzten beiden Eruptionen jeweils um einige Tage verkürzte. Zwischen dem ersten und dem zweiten Ausbruch sind 321 Tage vergangen und dann 318 Tage zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbruch. „Wenn sich dieses Muster fortsetzt, stehen wir irgendwann im Juni nächsten Jahres vor einem Ausbruch“, äußert sich Þorvaldur Þórðarson gegenüber MBL.

Östlich des Keilirs wurde eine Aufheizung des Bodens detektiert, worüber ich im letzten Update zu diesem Thema schon berichtete. Gestern wurde auf Youtube auch ein neues Drohnenvideo veröffentlicht, das Thermalaufnahmen zeigt, die diese Bodenerwärmung zu bestätigen scheinen. Allerdings muss man auch klarstellen, dass es auf Reykjanes mehrere Thermalgebiete gibt und warme Bodenstellen sollten auch ohne oberflächennahe Magmenintrusion keine Seltenheit sein.

In dem erwähnten Zeitungsartikel sprach der Vulkanologe auch über den Vulkan Katla, der ebenfalls Zeichen der Unruhe von sich gibt. Þorvaldur meint, dass der Vulkan innerhalb von 30 Jahren zu einer Eruption bereit sein könnte, vorausgesetzt, das Tempo der Aufladung ändert sich nicht. Das ist dann wesentlich länger, als andere Vulkanologen bereits vor Jahren postulierten.

Tatsächlich sehe ich aktuell unter der Katla eine stärkere Bodenhebung aus den IMO-GPS-Daten, als es am Fagradalsfjall ablesbar ist. Während sich an der Katla-Messstation AUST der Boden in den letzten 3 Monaten um gut 50 mm hob, erkennt man an der Fagradalsfjall-Messstation FEFC seit April eine Bodenhebung von knapp 30 mm. Anzumerken ist hier, dass es schon vor der Eruption im Juli zu einer Deflation kam und die Bodenhebung jetzt wieder so groß ist wie drei Wochen vor dem Ausbruch.

Shishaldin mit Eruption – Bericht vom 16.09.23

Staat: USA | Lokation: 54.755 , -163.97 | Aktivität: Ascheeruption

Shishaldin in Alaska fördert Aschewolken 8200 m hoch

Der Aleutenvulkan Shishaldin ist wieder aktiver geworden und fördert Vulkanasche bis auf einer Höhe von 8,200 m. Das geht aus einem Bericht des AVO hervor. Demnach begann sich gestern die Seismizität zu steigern und es setzte Tremor ein. Sechs Stunden später kam es dann zum Ascheausstoß. Die Asche stieg aber nicht über die Wolkendecke auf. Dennoch wurde der Alarmstatus für den Flugverkehr au“rot“ erhöht. Das AVO warnte davor, dass bei der aktuellen Eruptionsphase Vulkanasche bis auf 12 km Höhe aufsteigen kann und dann Flugzeuge gefährden würde. Am Vortag wurde ein Satellitenfoto aufgenommen, das eine thermische Anomalie am Krater zeigt. Seit Wochen kommt es immer wieder zu paroxysmalen Phasen am Shishaldin.

Im letzten Wochenbericht zum Vulkan ist die Rede davon, dass die vulkanische Aktivität geringer war, als es in den Vorwochen der Fall war. Explosive Eruptionen wurden nicht beobachtet, dafür aber erhöhte Oberflächentemperaturen, die darauf hindeuteten, dass Schmelze nahe der Oberfläche stand. Die stärkste Eruption im September manifestierte sich am 5. als es zu einem Paroxysmus kam, der neben einer hoch aufgestiegenen Aschewolke auch Lavafontänen erzeugte.

Die aktuelle Eruptionsphase am Shishaldin begann am 12. Juli. Seitdem wurden zehn Perioden explosiver Eruptionsaktivität registriert, die zu erheblichen Ascheemissionen führten.

Shishaldin ist momentan zwar der aktivste Vulkan der Region, aber nicht der einzige, der für Schlagzeilen sorgt. Der Great Sitkin ist seit 2 Jahren effusiv tätig und fördert einen hochviskosen Lavastrom aus Andesit, der im oberen Flankenbereich unterwegs ist. Explosionen gab es bisher nicht. Am Vulkan Trident wird weiterhin eine erhöhte Seismizität festgestellt. Hier sind es vor allem vulkanotektonische Erdbeben, die Grund zur Annahme liefern, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten könnte. Die Seismizität dauert nun schon über ein Jahr an und es könnten sich erhebliche Mengen Magma im Untergrund sammeln.

Vulkan Merapi mit hoher Seismizität am 16.09.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Erdbebentätigkeit am Merapi hat sich verdoppelt

Am Merapi steigerte sich die Seismizität weiterhin. Die bereits hohen Werte der letzten Wochen haben sich noch einem kurzweiligen Rückgang in der letzten Woche sprunghaft verdoppelt. Besonders betroffen sind die Hybriderdbeben, deren Zahl vorgestern auf 832 hochgeschnellt ist. Gestern wurden 551 dieser Erdbeben festgestellt. Den bisherigen Spitzenwert registrierte man am 7. September, als sich 427 Erschütterungen ereigneten. Zu den Hybriderdbeben gesellten sich täglich noch ca. 10 Erdbeben mit niedrigen Frequenzen. Die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben blieb gering. Die Ursache von Hybriderdbeben ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion, doch man nimmt an, dass sie mit Fluidbewegungen im Fördersystem eines Vulkans assoziiert sind. Mit dem sprunghaften Anstieg der Seismizität nahmen auch die seismischen Erschütterungen zu, die auf den Abgang von Schuttlawinen hindeuten. So wurden am 14. September 177 dieser Signale registriert. Sie dauerten bis zu 160 Sekunden und erzeugten Amplituden zwischen 3 und 28 mm. Auf der Seite vom VSI veröffentlichte man das Foto einer Thermal-Kamera, das den Abgang einer heißen Schuttlawine festhielt. Gestern gab es ein entsprechendes Foto im realen Lichtspektrum. Die Schuttlawinen rollen bis zu 2000 m weit. MIROVA registrierte eine moderate Wärmestrahlung mit 20 MW Leistung.

Im neuen Wochenbulletin des BPPTKG für den Beobachtungszeitraum 8.-14. September wird wieder von morphologischen Veränderungen am südwestlichen Dom gesprochen, während sich die mittlere Kuppel nicht signifikant veränderte. Neue Messungen der Volumina der Dome wurden nicht veröffentlicht. Stattdessen verwies man auf die alten Daten vom 30. August. Leider kann ich die restlichen Daten nicht auswerten, da man den Bericht nur noch in abfotografierter Form auf den sozialen Medienplattformen teilt, der sich nicht kopieren und übersetzen lässt. Auf der Homepage der Behörde ist der Bericht zwar verlinkt, aber er lädt nicht. Ja, nach dem Informationsboom der letzten Jahre scheint es in den meisten Instituten und Behörden Geld- und Personalmangel zu geben und der anfängliche Enthusiasmus des Internetzeitalters scheint verpufft zu sein. So sucht man auch englischsprachige Ausgaben der Informationen vergeblich. In einem Land, in dem viele Touristen unterwegs sind, ist das sicherlich bedauerlich. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass auch die Seite des italienischen LGS seit Tagen keine Daten zu den Vulkanen Stromboli und Ätna mehr überträgt.