Axial Seamount bereitet sich auf Eruption vor

Schöpfung und Zerstörung in der Tiefsee – Unterwasservulkan Axial Seamount droht auszubrechen

Tief unter der Oberfläche des Pazifiks, fernab von menschlicher Wahrnehmung und Einfluss, entfaltet sich ein dramatisches Schauspiel geologischer Kräfte. Am Axial Seamount, wo hydrothermale Quellen Wärme und Nährstoffe in das kalte Wasser der Tiefsee einbringen, gedeiht eine einzigartige Flora und Fauna. Manche Wissenschaftler sehen in diesem Environment die Wiege des Lebens auf der Erde.  Nun droht ein sich anbahnender Vulkanausbruch, die einzigartige Unterwasserwelt zu zerstören.

Der Unterwasservulkan Axial Seamount liegt auf dem Juan-de-Fuca-Rücken in rund 1400 Metern Tiefe, dort, wo vor der US-amerikanischen Nordwestküste die Pazifische Platte und die Juan-de-Fuca-Platte langsam auseinanderdriften. An dieser Nahtstelle der Erdkruste dringt heißes Magma aus dem Erdmantel empor, um neue ozeanische Kruste zu formen. Solche vulkanisch aktiven Zonen sind auf dem Meeresboden keine Seltenheit. Doch der Axial Seamount ist besonders gut erforscht – und derzeit besonders aktiv.

Einer, der den Vulkan besonders gut kennt, ist William Wilcock, Meeresgeophysiker und Professor an der Fakultät für Ozeanographie der University of Washington. Er und sein Wissenschaftlerteam des Ocean Observatories Initiative Regional Cabled Array beobachten seit Monaten eine wachsende Zahl schwacher Erdbeben, die von aufsteigendem Magma verursacht werden und auf zunehmenden Druck im sich aufblähenden Magmenkörper des Vulkans hindeuten. Ähnliche Signale gingen dem letzten Ausbruch im Jahr 2015 voraus. Damals registrierten die Messinstrumente innerhalb von 24 Stunden etwa 10 000 kleine Beben. Magma trat aus dem Inneren des Vulkans aus und hinterließ eine viele Kilometer lange Lavaspur auf dem Meeresgrund.

Was dort in völliger Dunkelheit und unter gewaltigem Druck geschieht, ist ein faszinierendes Wechselspiel aus Zerstörung und Erneuerung. Bei früheren Ausbrüchen wurden ganze Ökosysteme an den hydrothermalen Quellen der Black Smokers durch Lavaströme vernichtet. Doch nur wenige Monate später kehrten die ersten Lebensformen zurück. Mikroben, Röhrenwürmer und andere spezialisierte Organismen besiedeln die neu entstandenen Flächen und beweisen damit, wie widerstandsfähig das Leben selbst unter extremen Bedingungen sein kann.

Diese Quellen fördern nicht nur das Leben, sondern liefern den Forschenden auch wertvolle Informationen über die Dynamik des Planeten. Die Nähe des Magmas zur Oberfläche – am Axial Seamount liegt es nur etwa 1,5 Kilometer tief – und seine relativ niedrige Viskosität begünstigen regelmäßige, aber wenig explosive Eruptionen. Für Wissenschaftler bedeutet das: ideale Bedingungen, um Vulkanausbrüche aus nächster Nähe zu studieren, wobei es bei einem Unterwasservulkan, dessen Krater sich in 1400 m Tiefe befindet, besonderer Ausrüstung in Form von U-Booten und Unterwasserdrohnen bedarf, um das zu bewerkstelligen.




Beim nächsten Ausbruch ist sogar ein Livestream geplant – ein Meilenstein in der Vulkanforschung. Denn bislang war es extrem selten, einen Unterwasserausbruch direkt zu beobachten. Erst kürzlich gelang einem Forschungsteam der Woods Hole Oceanographic Institution ein solcher Glücksfall an einem submarinen Vulkan 2100 Kilometer westlich von Costa Rica: Bei einem Routinetauchgang am Ostpazifischen Rücken entdeckten sie frische Lava und verkohlte Überreste eines zuvor blühenden Schlotes – ein klarer Hinweis auf einen kürzlichen Ausbruch.

Die tiefergehende Analyse legt nahe, dass neben den inneren Prozessen des Vulkans auch äußere Kräfte Einfluss auf den Zeitpunkt einer Eruption haben könnten. Nach Meinung Wilcocks ist auffällig, dass alle drei Ausbrüche der letzten Jahrzehnte des Axial Seamount – 1998, 2011 und 2015 – in den ersten vier Monaten des Jahres stattfanden. Forscher vermuten, dass gezeitenbedingte Druckveränderungen am Meeresboden, ausgelöst durch die Gravitation des Mondes, den letzten Anstoß zur Eruption geben könnten, wenn die Magmakammer voll geladen ist. Daher rechnet Wilcock und sein Team mit einem Ausbruch spätestens Anfang 2026.

Was unter dem Meer als Zerstörung erscheint, ist zugleich ein schöpferischer Akt. Neue Ozeankruste entsteht, Lebensräume regenerieren sich – und die Erde zeigt einmal mehr, wie eng ihre Prozesse miteinander verwoben sind. Der Axial Seamount ist damit nicht nur ein Vulkan, sondern ein Schlüssel zum Verständnis unseres Planeten und eine Quelle des Lebens.

Pompeji: Szenen des Überlebenskampfes

Neues Haus mit Szenen eines Rettungsversuches in Pompeji entdeckt – Bett als letzter Schutzschild

Bei den jüngsten Ausgrabungen in Pompeji haben Archäologen eine eindrucksvolle Momentaufnahme der letzten Minuten vor dem Untergang der antiken Stadt freigelegt, die den verzweifelten Überlebenskampf einer Familie dokumentiert. Im sogenannten Haus von Elle und Phrixus an der Via del Vesuvio wurde ein Schlafzimmer entdeckt, dessen Eingang offenbar mit einem Bett blockiert wurde – vermutlich ein letzter Versuch, sich vor den herabregnenden Lapilli zu schützen.

Die Szene erzählt von der Verzweiflung der Bewohner: In dem Raum fanden sich die Überreste von mindestens vier Personen, darunter ein Kind, das ein typisches Bronzemedaillon – eine sogenannte Bulla – trug. Die Ausgrabungen legen nahe, dass die Opfer in ihrem Schlafzimmer Zuflucht suchten, nachdem Vulkanmaterial durch eine Öffnung im Dach in ihr Haus eindrang. Das Bett, das als Barrikade diente, konnte mithilfe von Gipsabgüssen rekonstruiert werden. Das Holz, aus dem es bestand, war im Laufe der Jahrtausende verfault und hinterließ Hohlräume in der verfestigten Vulkanasche. Die Hohlräume dienten als Blaupause für die Gipsabdrücke. Auf diese Methode gehen auch die schaurigen Gipsfiguren toter Menschen zurück, für die Pompeji bekannt ist.

„Pompeji konfrontiert uns mit der Schönheit antiker Kunst – und der Zerbrechlichkeit des Lebens“, sagt Parkdirektor Gabriel Zuchtriegel. Der dramatische Fund sei ein seltenes Zeugnis für den Versuch, inmitten der Katastrophe zu überleben.

Das Haus wurde nach einem mythologischen Wandgemälde benannt, das im Speisesaal (Triclinium) entdeckt wurde. Es zeigt die Geschwister Helle und Phrixus auf dem Rücken eines goldenen Widders, kurz vor Helles tödlichem Sturz ins Meer. Hierbei handelt es sich um ein tragisches Motiv der griechischen Mythologie, das durch die Umstände des Hausfundes eine besondere Tiefe erhält.

Neben menschlichen Überresten wurden zahlreiche Alltagsgegenstände gefunden: Amphoren mit Fischsauce (Garum), ein bronzener Hausrat mit Krug, Schöpfkelle und Muscheltasse sowie Vorräte aus einer Speisekammer.

Das Gebäude liegt nahe dem bekannten Haus von Leda und dem Schwan, das 2018 ausgegraben wurde. Beide Domus befanden sich offenbar während des Ausbruchs im Umbau, wie Spuren entfernter Türschwellen und unverzierter Wände zeigen. Möglicherweise wurden noch die Spuren des starken Erdbebens beseitigt, das sich im Jahre 62 ereignet hatte und große Schäden in Pompeji hinterließ. Heute interpretiert man dieses Erdbeben oft als ein Warnzeichen, dass sich der Vesuv auf eine Eruption vorbereitet hat. Allerdings sind solch starke Erdbeben 17 Jahre vor einem Vulkanausbruch sehr ungewöhnlich.

Der Untergang Pompejis wurde im Jahre 79 n. Chr. durch einen Ausbruch des Vulkans Vesuv ausgelöst. Die Eruption hatte einen VEI von 6 und stieß enorme Aschemengen aus. Doch die stärksten Zerstörungen und letztendlich der Untergang von Pompeji wurden von pyroklastischen Strömen verursacht. Später gingen auch Lahare vom Vesuv ab, die überwiegend zur Zerstörung von Herculaneum beitrugen. (Quelle: Archäologischer Park Pompeji)

Poás förderte Vulkanasche auf 3400 m Höhe

Stärkere Explosion ließ Vulkanasche am Poás auf 3400 m Höhe steigen – Wasser im Schlot gesichtet

Der Vulkan Poás in Costa Rica eruptierte wieder eine Aschewolke, die bis auf 3400 m Höhe aufstieg und in Richtung Westen driftete. Dabei überquerte sie besiedeltes Gebiet, wo es zu leichtem Ascheniederschlag kam.

Die Trockenzeit in Costa Rica ist eindeutig vorbei und auf den Aufnahmen zur Eruption, die via Livecam erstellt wurden, sind nicht nur dichte Wolken zu erkennen, sondern auch starker Regen. Kein Wunder also, dass bei einem Drohnenüberflug eine Wasseransammlung in Schlot C entdeckt wurde. Schon vor einigen Tagen berichtete ich darüber, dass sich in einer Ecke des Kraters bereits wieder ein kleiner Kratersee bildet. Wasser im Förderschlot erhöht den Gegendruck auf das Magma darunter und dient zugleich als Filter, der bei schwachen Emissionen Vulkanasche zurückhält, so dass die emittierten Eruptionswolken mehr Dampf als Asche enthalten. Bei starken Explosionen spielt das allerdings eine untergeordnete Rolle. Hier könnte das Wasser sogar einen verstärkenden Effekt haben, indem es zu phreatomagmatischen Eruptionen kommt.

Durch den vermehrten Regen steigt auch das Lahar-Risiko am Poás, denn die im Laufe der letzten 4 Monate auf den Flanken abgelagerte Vulkanasche kann sich mit Regenwasser vermischen und Lahare auslösen. Da die Eruptionen aber keine größeren Blöcke bis auf die Außenflanke des Vulkans auswarfen, wären Lahare mehr mit normalen Schlammströmen vergleichbar und nicht ganz so zerstörerisch wie nach stärkeren Eruptionen.

Die Vulkanologen von OVISCOR UNA berichten zudem, dass die seismische Aktivität von einem Tremor mit stabiler Amplitude dominiert wird. Außerdem wurde eine Verstärkung der Infraschall-Aktivität festgestellt. Es werden häufige bis fast kontinuierliche Impulse mit zunehmender Amplitude aufgezeichnet.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß bleibt hoch und zeigte in den letzten Tagen eine leicht steigende Tendenz. Am Förderschlot A ist nachts immer noch ein rotes Glühen in der Rauchfahne zu beobachten, das auf Schwefelbrand zurückzuführen ist. Die Gastemperaturen liegen bei knapp unter 300 °C.

Obwohl die aufgeführten geophysikalischen und geochemischen Daten eher für eine Aktivitätssteigerung sprechen, haben die Häufigkeit starker Explosionen ebenso wie die kontinuierlichen Ascheemissionen abgenommen. Ein Grund hierfür könnte die zunehmende Präsenz von Wasser im Krater sein. Während der Trockenzeit sind die Eruptionen am Poás meistens am stärksten. Dennoch bleibt die Gefahr, dass stärkere Explosionen auftreten, hoch.