Riftvalley: Studie liefert Indizien für Superplume-Theorie

Lavasee im Nyiragongo-Krater im Riftvalley. © Marc Szeglat

Ein Kontinent zerreißt – Das Ostafrikanische Rift und die Superplume-Theorie

Der Osten des afrikanischen Kontinents wird von einem tiefen Graben durchzogen, der von Mosambik bis zum Roten Meer reicht und seine Finger sogar bis in den Libanon ausstreckt. An diesem über 6.000 Kilometer langen Graben droht Afrika zu zerbrechen – und er könnte die Geburtsstätte eines neuen Ozeans sein, dessen Verlauf von einer Reihe von Sodaseen an seinem Boden markiert wird. Entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs, der kurz Riftvalley genannt wird, erstrecken sich nicht nur Seen, sondern auch Vulkane. Diese einzigartige Landschaft ist sichtbarer Ausdruck eines Prozesses, der tief im Erdinneren beginnt: der Plattentektonik.

Riftvalley- Karte. © WIKIPEDIA CC

Geografisch besteht das Rift aus zwei Hauptästen. Der östliche Riftarm verläuft durch Äthiopien, Kenia und Tansania, während der westliche Arm entlang der großen Seen Ostafrikas – wie dem Tanganjikasee oder dem Malawisee – verläuft. Gemeinsam bilden die beiden Arme eine Zone, in der sich die Afrikanische Kontinentalplatte langsam, aber unaufhaltsam in zwei Teile aufspaltet: die Nubische und die Somalische Platte. In einigen Millionen Jahren könnten sich die beiden Platten so weit voneinander entfernt haben, dass sich zwischen ihnen ein Ozean befindet und die Somalische Platte eine große Insel bildet.

Die Bewegung dieser Platten ist langsam und beträgt nur wenige Millimeter pro Jahr. Wo sich die Erdkruste dehnt und auseinanderzieht, entstehen tiefe Störungen und der Boden senkt sich ab. Magma steigt auf und formt Vulkane wie den Nyiragongo, den Erta Ale und den exotischen Ol Doinyo Lengai.

Plattentektonik oder Superplume als Motor der Erddynamik unter dem Riftvalley?

Brodelnde Lava. © Marc Szeglat

Doch was treibt diesen gewaltigen Prozess an? Neben den bekannten Spannungen durch Plattenbewegungen gerät seit Jahren eine andere Erklärung in den Fokus: die Superplume-Theorie. Diese besagt, dass unter Ostafrika ein riesiger, heißer Aufstrom von Magma aus dem tiefen Erdmantel – eine sogenannte Mantelplume – die Lithosphäre von unten aufwölbt, erwärmt und schwächt. In der Folge wird das Auseinanderbrechen der Kontinentalplatte erleichtert. Hinweise auf die Existenz eines Superplumes lieferten Modelle des Untergrunds, die mithilfe der seismischen Tomografie erstellt wurden. Die Modelle deuten auf ungewöhnlich hohe Temperaturen und eine geringere Dichte im unteren Mantel unter Ostafrika hin. Diese thermische Anomalie könnte erklären, warum genau hier ein vom Vulkanismus begleiteter Rifting-Prozess stattfindet.

Untersuchungen von Proben vulkanischer Gesteine, die von den Vulkanen des Rifts stammen, zeigten jedoch eine ungewöhnliche Heterogenität der Vulkanite, weswegen einige Forscher der Meinung sind, dass man es mit zwei einzelnen Mantelplumes zu tun hat, die nur an der Basis im tiefen Erdmantel miteinander verbunden sind. Einer dieser Plumes soll sein Zentrum unter Äthiopien haben, der andere unter Kenia und Tansania liegen.

Kritiker der Theorie sehen in der Superplume eine überflüssige Erklärung. Sie argumentieren, dass die beobachteten Phänomene auch durch oberflächennahe tektonische Prozesse erklärbar sind – etwa durch Spannungen im Zusammenhang mit der Bewegung der Afrikanischen Platte und benachbarten Mikroplatten.

Edelgas-Isotopen-Analyse belegt eine gemeinsam Quelle im tiefen Erdmantel

Nun hat eine neue Studie Indizien gefunden, dass doch etwas an der Superplume-Theorie dran sein könnte: Die Forscher um Fin Stuart und Biying Chen von der University of Glasgow untersuchten magmatische Gase des neu erschlossenen Menengai-Geothermalfelds in Kenia. Sie konzentrierten sich in ihren Analysen auf Spuren der Edelgase Helium und Neon und schlossen auch Kohlendioxid-Analysen mit ein. Die Gase und Fluide aus den Bohrungen des Geothermalfelds sind bei ihrer Entnahme noch nicht der Atmosphäre ausgesetzt gewesen, weswegen sie reiner sind als etwa Gasproben, die man an Fumarolen gewonnen hat. Ihre Analyse zeigte, dass die Isotope der Edelgase aus dem tiefen Erdmantel stammen. Darüber hinaus wurden sie mit den Neon- und Helium-Isotopen verglichen, die aus Fluideinschlüssen in Vulkaniten unterschiedlicher Riftvulkane stammten. Die Analyse bestätigte, dass die Isotopen-Signaturen identisch sind – was als Beweis angesehen werden kann, dass sie von einer gemeinsamen Quelle stammen. Bei dieser Quelle könnte es sich um den Superplume handeln.

(Quelle: Forschungsarbeit „Neon Isotopes in Geothermal Gases From the Kenya Rift Reveal a Common Deep Mantle Source Beneath East Africa“ | AGU)

Indonesien: Erdbeben nahe Anak Krakatau

Erdbeben Mb 4,0 erschüttert Sunda-Strait bei Anak Krakatau – Vulkan noch ruhig

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 10:18:51 UTC | Koordinaten: -6.230 ; 105.350 | Tiefe: 74 km | Mb 4,0

Jakarta, 27.05.2025Heute Vormittag ereignete sich im indonesischen Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 4,0, dessen Erdbebenherd in 74 Kilometern Tiefe lag. Das Epizentrum wurde vom EMSC 56 km westlich von Labuan verortet.

Erdbeben nahe Krakatau. © EMSC

Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche kaum aus und hätte auch nicht Einzug in die News bei Vnet gehalten, wenn da nicht der Umstand wäre, dass sich der Erdstoß nur 15 Kilometer südwestlich des Vulkans Anak Krakatau ereignet hat. Der Vulkan selbst ist bislang ruhig und zeigt seit gut 3 Monaten nur eine geringe Seismizität und auch sonst keine Anzeichen für eine bevorstehende Aktivitätsphase. In der Vergangenheit gab es aber Korrelationen zwischen der Seismizität im Sunda-Strait, die oft einhergingen mit einer Verstärkung der Vulkantätigkeit. Allerdings gab es dann in einem kurzen Zeitraum mehrere mittelstarke Erdbeben hintereinander.

Es gibt 2 mögliche Ursachen für das Erdbeben: Die wahrscheinlichste ist, dass ein Stück subduzierte Platte Australiens, die entlang des Sunda-Grabens bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist, unter Spannungen geraten ist und das Erdbeben verursachte. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Erdstoß durch Prozesse ausgelöst wurde, die Magma entstehen lassen. In diesem Fall könnte das Erdbeben durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein, das sich seinen Weg von seinem Entstehungsort Richtung Erdkruste bahnt.

Ähnliche tiefe Erdbeben unter dem Meeresboden kennen wir noch von einer anderen Lokation: dem Stromboli. Wenn es östlich des Inselvulkans vermehrt zu tiefen Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer kommt, so wie es in den letzten Tagen wieder der Fall ist, steigert der Vulkan mit einigen Wochen Verzögerung meistens seine Tätigkeit.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Seismizität im Sunda-Strait weiter steigert. Wenn ja, ist es sehr gut möglich, dass es in einigen Wochen Anak Krakatau dem gleichtun wird.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,0 bei Patras

Erdbeben Mw 5,0 erschütterte Region um Patras in Griechenland – Menschen aus dem Schlaf gerissen

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 00:06:32 UTC | Koordinaten: 38.290 ; 22.490 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Patras, 27.05.25In Griechenland ereignete sich ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km südlich von Itéa verortet, einem Ort mit rund 4700 Einwohnern. Das größere Patras liegt 66 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe.

Das Erdbeben manifestierte sich nachts um 00:06:32 UTC (03:06:32 Uhr Lokalzeit) und riss zahlreiche Bewohner der Gegend am Golf von Korinth aus dem Schlaf. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, dennoch meldeten sich zahlreiche besorgte Bürger bei den Erdbebendiensten und schilderten ihre Erfahrungen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass Möbel wackelten und Fenster und Türen schlugen. Ein Zeuge zeigte sich wegen Tiefenbohrungen auf Kreta und Zypern besorgt und fürchtet, dass diese Starkbeben im Mittelmeerraum auslösen könnten – eine eher unbegründete Angst.

Das Beben war in einem Umkreis von fast 500 Kilometern zu spüren gewesen, u.a. auch in der Landeshauptstadt Athen.

Tektonische Einordnung des Erdbebens bei Patras

Der Erdstoß ereignete sich im Golf von Korinth, jener Meerenge, die das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes trennt. Der Golf liegt in einem marinen Becken, das durch Divergenz entstand. Genaugenommen handelt es sich beim Golf von Korinth um ein Rift. Der Graben begann sich im späten Miozän zu öffnen und ist etwa 105 km lang und 30 km breit. Seine tiefste Stelle liegt 3 Kilometer unter der Meeresoberfläche. Die Öffnung des Grabens ist bis heute nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Das Rift öffnet sich mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 mm pro Jahr.

Der Graben bildete sich durch Dehnungstektonik im Backarc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone und den damit einhergehenden vulkanischen Inselbogen, zu dem auch Santorin gehört. Entlang der Längsterstreckung des Rifts verlaufen im Norden und Süden des Grabens Störungszonen, die als Abschiebungen angelegt sind. An einer dieser Störungen manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Entlang des Golfes von Korinth können auch durchaus starke Erdbeben auftreten. Einer der stärksten Erdstöße hier ereignete sich im Jahr 1981 und brachte es auf eine Magnitude von 6,7. Das Beben war Teil eines Starkbebenschwarms, in dessen Folge ca. 8000 Gebäude zerstört wurden. Über 20 Menschen starben infolge der Bebentätigkeit.

El Salvador: Gefährliche Brandung verletzte 50 Personen

Extrem starker Wellengang an El Salvadors Küste – Strand El Majahual vorübergehend geschlossen

El Majahual, 27. Mai 2025Am Sonntag kam es im lateinamerikanischen Staat El Salvador zu einem Naturereignis, bei dem fast 50 Personen verletzt wurden, weswegen der Vorfall in die Kategorie Naturkatastrophen passt: Am Strand El Majahual im Departement La Libertad brandeten ungewöhnlich starke Wellen gegen die Küste und drangen über Strand und Promenade hinaus in bewohntes Gebiet vor und sorgten für Überflutungen.

Gefährliche Brandung in El Salvador

Menschen, Möbel und Unrat wurden von den Wellen und der starken Rückströmung um- und mitgerissen, was zu zahlreichen Verletzungen führte. Fast 50 Menschen mussten medizinisch behandelt werden. Unter den Verletzten befanden sich auch mehrere Kinder, die zum Baden an den beliebten Strand gekommen waren. Die Polizei sperrte daraufhin den Zugang zur Küste, um weitere Vorfälle zu verhindern.

Das Ereignis reiht sich in eine Serie vergleichbarer Naturphänomene ein, die in den vergangenen Jahren immer wieder Teile der pazifischen Küste El Salvadors heimsuchten. Bereits im Mai 2023 war der nahegelegene Strand El Tunco von einem ähnlichen Ereignis betroffen. Auch damals kam es zu Überschwemmungen und Schäden an der lokalen Infrastruktur. Ein Jahr zuvor mussten in mehreren Gemeinden entlang der Küste wegen gefährlicher Rückströmungen temporäre Zugangssperren verhängt werden. Insbesondere die Strände von El Obispo und Conchalío meldeten wiederholt Vorfälle dieser Art.

Verantwortlich für die aktuellen Flutwellen sind außertropische Sturmsysteme auf der Südhalbkugel, deren Energie sich in Form großräumiger Dünungen über tausende Kilometer hinweg aufbaut und schließlich mit hoher Wucht auf die Küste Mittelamerikas trifft. Diese sogenannten Mar-de-Fondo-Ereignisse führen zu einem plötzlichen Anstieg des Meeresspiegels, verstärkten Rückströmungen sowie Überschwemmungen bis in die oberen Strandzonen. Hinzu kommt der Umstand, dass die Wellen zusammen mit einem starken Tidenhub von 160 Zentimetern auftraten, was zu einer Springflut führte.

Natürlich habe ich auch kontrolliert, ob es vielleicht einen kleinen Tsunami gegeben haben könnte: Am Sonntag ereignete sich bei Tonga ein Erdbeben M 6,0, doch da das Hypozentrum in 50 Kilometern Tiefe lag, ist ein Zusammenhang mit den Wellen in El Salvador ausgeschlossen.

Wie das Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen prognostiziert, werden die Springfluten voraussichtlich bis zum 27. Mai anhalten. Besonders in den frühen Morgenstunden und am späten Nachmittag ist mit erhöhtem Flutrisiko zu rechnen. Die Behörden warnen vor gefährlichen Strömungen und raten, Strandbereiche bei Flut zu meiden.

Campi Flegrei: Neue Studie zur Ursache der Erdbeben

Blick entlang der Küste der Campi Flegrei. Links der Monte Nuovo. © Marc Szeglat

Studie attestiert den Campi Flegrei Erdbeben durch Druckentlastung im Gasspeicher

Eine weitere Studie eines Forscherteams aus Italien und Österreich befasste sich mit der Suche nach dem Auslöser der Erdbeben in den Campi Flegrei und erstellte mit einer hochauflösenden seismischen Tomografie ein verfeinertes Modell des Untergrunds der Caldera. Dabei wurden neue Einzelheiten über deren strukturellen Aufbau enthüllt.

Das Verfahren der seismischen Tomografie ist nicht neu und wurde im Rahmen der Berichterstattung auf Vnet schon hinlänglich beschrieben. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Auswertung tausender Erdbeben in einem Gebiet Rückschlüsse über dessen Untergrundstrukturen zulässt – unterschiedliche Gesteinsschichten, aber auch Störungen und Speicherreservoire von Fluiden können mit Hilfe von Bildgebungsverfahren sichtbar gemacht werden. Das Herzstück der seismischen Tomografie ist der Umstand, dass die Geschwindigkeit von Erdbebenwellen abhängig von dem Medium ist, das sie durchlaufen. Laufzeitunterschiede der Erdbebenwellen geben somit Informationen über den Untergrund preis. Damit das funktioniert, ist ein dichtes Geofon-Netzwerk erforderlich, wobei fest installierte Geräte durch mobile Einheiten ergänzt werden können.

Konkret entwickelten die Forscher um De Landro (Uni Neapel) und Muzellec (Uni Wien) eine Methode, ein besonders hochauflösendes Modell des Untergrunds der Campi Flegrei zu entwickeln, indem die Laufzeitunterschiede von P- und S‑Wellen analysiert wurden. Zudem bestätigten sie ihre Theorien durch geophysikalische Modellversuche an Gesteinsproben.
Im Wesentlichen wurde zunächst der bereits bekannte Aufbau des Untergrunds der Caldera bestätigt und mit genaueren Angaben verfeinert. Demnach gibt es drei große Einheiten im Untergrund der Caldera:

Modell des Untergrunds © Die Studienautoren
  • In 1 bis 2 Kilometern Tiefe liegt eine Deckgesteinsschicht, die ein Fluidreservoir nach oben abdichtet.
  • Das Reservoir befindet sich in einer Tief von 2 bis 3,5 Kilometern Tiefe unterhalb des Solfatara-Gebiets und Rione Terra nahe dem Hafen von Pozzuoli.
  • Unterhalb von 3,5 Kilometern Tiefe befindet sich ein Grundgebirge aus marinen Kalkgesteinen.

Zudem gibt es signifikante tektonische Störungszonen, die zum einen radial im Randbereich der Caldera verlaufen und im Zentralbereich des Solfatara-Kraters einen Aufstiegskanal für Fluide bilden. Spuren von Magmataschen, wie sie in mehreren anderen Studien jüngeren Datums postuliert wurden, konnten die Forscher in ihren seismisch erzeugten Bildern bis in einer Tiefe von 4 Kilometern nicht entdecken.

Die Studienautoren attestierten den Campi Flegrei ein weiterhin anhaltendes erhöhtes Risiko stärkerer Erdbeben und halten die Gefahr phreatischer Explosionen für real. Magmatisch bedingte Vulkanausbrüche halten sie hingegen kurz- und mittelfristig für wenig wahrscheinlich.

Diskussion der Studienergebnisse

Die Erdbeben in den Campi Flegrei sollen in erster Linie durch Druckentlastung entstehen, wenn sich der Druck im Fluidspeichersystem abbaut. Zunächst werden schwache Erdbeben in geringen Tiefen erzeugt, dann, bei einer Beschleunigung der Druckentlastung, werden nach Meinung der Forscher stärkere Erdbeben in größeren Tiefen unterhalb des Speichersystems generiert, wenn sich das Spannungsregime in Folge der Druckentlastung ändert und tiefer hinabreichende Störungszonen im Randbereich der Caldera aktiviert werden.

Die jüngsten seismischen Schwärme mit den beiden starken Erdbeben Md 4,6 und Md 4,4 finden in der Studie offenbar keine Berücksichtigung, denn diese Beben manifestierten sich nicht an den Störungszonen, die die Caldera begrenzen, sondern eher im Gebiet der westlichen Gasspeicher-Randzone. Doch auch hier könnten Störungszonen verlaufen.

Dass es vor den Phasen mit starken Erdbebenschwärmen tatsächlich zu vermehrter Entgasung kommen könnte, zeigte bereits eine im März veröffentlichte Entdeckung, dass es wenige Tage vor diesen Ereignissen zu einem erhöhten Wärmefluss im Bereich der Solfatara kommt. Dieser könnte mit einem verstärkten Gasfluss einhergehen, den man auch einfach nachweisen können sollte. Unerklärt bleibt, warum sich im Zuge mehrerer starker Erdbebenschwärme die Bodenhebung tatsächlich beschleunigte, denn wenn man von einer Druckentlastung als Trigger der Erdbeben ausgeht, sollte sich die Hebung ja entschleunigen, während eine Beschleunigung der Hebung eher ein Indiz für eine Druckerhöhung im System ist. (Quelle der Studie: nature.com)

Chile: Erdbeben Mw 5,7 in der Atacama

Chilenische Wüste Atacama von starkem Erdbeben Mw 5,7 erschüttert – Vulkane in der Nähe

Datum: 26.05.2025 | Zeit: 03:50:25 UTC | Koordinaten: -19.593 ; -69.314 | Tiefe: 99 km | Mw 5,7

Iquique, 26.05.2025Der Norden der chilenischen Wüste Atacama wurde heute Nacht um 03:50:25 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,7 erschüttert. Während das Hypozentrum in 99 Kilometern Tiefe nachgewiesen wurde, lag das Epizentrum 66 km nordöstlich von Huara. In dem kleinen Ort leben gut 1000 Menschen.

Erdbeben in der Atacama. © GFZ

Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds und der abgeschiedenen Lage des Epizentrums gab es keine größeren Schäden an Gebäuden oder anderer Infrastruktur. Dennoch wurde das Beben in einem großen Umkreis deutlich wahrgenommen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen bis aus dem Ort Cayma in Peru vor, der mehr als 420 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt.

Obwohl das Epizentrum des Bebens weit von der Küste Chiles entfernt lag, steht es tektonisch betrachtet mit der Subduktion entlang des Tiefseegrabens in Verbindung, der vor der Küste von Chile und Peru verläuft: Dort wird die Nazca-Platte unter die Platte Südamerikas subduziert und taucht schräg bis in den Erdmantel ab. Die große Tiefe des Hypozentrums deutet darauf hin, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Ozeankruste in der Asthenosphäre (der Grenzschicht zwischen Erdmantel und Erdkruste) manifestierte.

Starke Erdbeben können Vulkanausbrüche beeinflussen und Eruptionen triggern oder verhindern. In der unmittelbaren Nähe des Epizentrums befinden sich mehrere Vulkane, von denen aber nicht bekannt wäre, dass sie sich auf eine Eruption vorbereiten. Anders sieht es mit dem fast 500 Kilometer entfernten Lascar aus, der im Südosten der Atacama liegt. Wie erst am Freitag erneut bestätigt wurde, befindet sich der Lascar in einer Aufheizungsphase und von seinem Förderschlot geht eine erhöhte Wärmestrahlung aus. Zumindest theoretisch ist es möglich, dass der Vulkan auf das Erdbeben reagieren wird.

Zuletzt brach der Lascar im Dezember 2022 aus, nachdem sich in seiner Nähe ein Erdbeben Mw 5,6 ereignet hatte. Damals lag das Beben aber deutlich näher am Vulkan als jetzt.

Campi Flegrei: Sorge vor Einstellung des Fährbetriebs

Bodenerhebung der Campi Flegrei vergrößert Höhe der Kaianlagen – Fähren können bald nicht mehr anlegen

Pozzuoli, 26.05.2025In Pozzuoli wächst die Sorge davor, dass der anhaltende Bradyseismos die Küste so weit anhebt, dass Fähren bald nicht mehr anlegen können, was sich extrem negativ auf Versorgung und Tourismus der Region auswirken könnte.

Der anhaltende Bradyseismos, der für die zahlreichen Erdbeben der süditalienischen Caldera verantwortlich ist, die von der anhaltenden Bodenhebung verursacht werden, sorgte dafür, dass sich seit dem Jahr 2005 der Boden um gut 150 Zentimeter anhob. Entlang der Küste bedingt das, dass der Meeresspiegel relativ zum Boden um diese Höhe gefallen zu sein scheint, was sich negativ auf den Hafenbetrieb auswirkt. So hat die Kaimauer des Hafens eine kritische Höhe erreicht, bei der besonders bei Ebbe die Autofähren nicht mehr vernünftig anlegen können. Ihre Rampen ragen steil nach oben und können kaum noch den Kontakt zur Fahrbahn herstellen, so dass Fahrzeuge nicht oder nur noch eingeschränkt über die Rampen rollen können. Dieses Problem sollte durch die Installation von Schwimmpontons vor der Kaimauer gelöst werden, die mit dieser eine flexible Verbindung eingehen und an denen die Fähren anlegen sollen. Doch die für Ende Mai vorgesehene Installation der Pontons verschiebt sich sehr wahrscheinlich bis in den Sommer hinein – eine ziemlich schlechte Nachricht, nicht nur für Pozzuoli, sondern auch für die vorgelagerten Inseln Procida und Ischia, die von Pozzuoli aus angesteuert werden. Tatsächlich besteht auch gerade für LKW, mit denen die Inseln versorgt werden, ein großes Problem, noch auf die Fähren zu kommen, so dass auch die Versorgung der Inseln beeinträchtigt ist.

Weiteres Schwarmbeben in den Campi Flegrei

Ein Ende der Hebungsphase ist nicht in Sicht und erst gestern gab es einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich überwiegend auf die Solfatara-Gegend konzentrierte. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0 und einen Erdbebenherd in 2200 m Tiefe. Das Epizentrum lag am Ostrand des Kraters und südlich der Pisciarelli-Fumarole. Seit gestern wurden 19 Erschütterungen detektiert. Das INGV brachte 2 Meldungen zu Schwarmbeben heraus, die vom Bürgermeister der Kommune Pozzuoli aufgegriffen wurden, um die Bevölkerung zu informieren und zu warnen, dass stärkere Beben stattfinden könnten. Diese blieben diesmal aber aus.

Erdbeben Md 2,2 am Vesuv

Erdbeben gibt es nicht nur in den Campi Flegrei, sondern auch am in Sichtweite liegenden Vesuv. Hier ereignete sich heute Morgen ein Beben der Magnitude 2,2. Das Hypozentrum befand sich wieder in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf der Südostflanke des Gran Cono. Es folgten 2 schwächere Beben.

Shiveulch eruptierte am 26. Mai Vulkanasche

Shiveluch stieß Vulkanasche bis auf 3700 m Höhe aus

Kljutschi, 26.05.2025Gestern Abend veröffentlichte das VAAC eine VONA-Meldung bezüglich einer Aschewolke, die vom russischen Vulkan Shiveluch in Kamtschatka ausging und in 3700 m Höhe in Richtung Westen driftete. Im Laufe der Nacht folgten 2 weitere Warnungen vor der Asche. Die letzte Meldung wurde heute Morgen um 06:00 UTC veröffentlicht.

Die Vulkanologen von KVERT brachten noch keine Meldung zum Geschehen heraus, warnten in ihrem letzten Update aber vor der Möglichkeit, dass es zu Ascheemissionen kommen könnte.

Der Dom des Jungen Shiveluch . © KVERT

Der Shiveluch baut weiterhin an seinen beiden Lavadomen und ist somit extrusiv tätig. Bei den Domen handelt es sich um eine Staukuppe im Jungen Shiveluch, die mittlerweile ziemlich groß geworden ist, wie man heute Morgen auf der Livecam erkennen kann. Hier drohen Schuttlawinenabgänge und pyroklastische Ströme, die eine große Gefahr für alle darstellen, die sich dem Vulkan nähern. Der zweite Lavadom mit dem Namen „300-Jahre-RAS“ befindet sich im alten Teil des Vulkans und wurde erst nach einer großen Eruption am Dom im Jungen Shiveluch vor 2 Jahren wieder aktiv. Bei der Eruption kam es zu einem kombinierten Ereignis aus Kollaps und starker Explosion, bei der ein Großteil des Doms zerstört wurde. Wenige Wochen nach der Eruption wurde beobachtet, dass der 300-Jahre-RAS-Dom im Bereich der Karan-Gruppe aktiv wurde. Hier wuchs zuletzt 1938 ein Lavadom. Seitdem gab es bis zum Einsetzen des neuen Domwachstums nur fumarolische Aktivität.

Die aktuelle Aschewolke ist vom Dom des Jungen Shiveluch (Molodoy Shiveluch) ausgegangen, der seit 1980 aktiv ist. Von ihm geht eine latente Gefahr aus, denn es kam bereits öfter zu starken Eruptionen, bei denen weitreichende pyroklastische Ströme Pisten am Rand des vulkanischen Gebiets erreichten. Im 50 Kilometer entfernten Ort Kjyutschi kommt es bei solchen Gelegenheiten oft zu starkem Ascheregen. Kurz nach der jüngsten Zerstörung des Doms bei der paroxysmalen Eruption zwischen 10. und 13. April 2023 begann er wieder zu wachsen.

Kilauea: Eruptive Episode No 23 fördert Lavafontäne

Eruptive Episode No 23 fördert am Kilauea bis zu 300 m hohe Lavafontäne – Eruption begann mit Verzögerung

Hilo, 26.05.2025 – Heute Nacht europäischer Sommerzeit startete die 23. eruptive Episode des Weihnachtsausbruchs vom Kilauea auf Hawaii durch und förderte zu ihrem Höhepunkt eine bis zu 300 m hohe Lavafontäne. Sie speist einen starken Lavastrom, der über den Boden des Halema’uma’u-Kraters fließt und diesen zum großen Teil bedeckt.

Kilauea aus Sicht von Kamera V3. © HVO

Nach einem ungewöhnlich langen Vorspiel begann die Eruption am Sonntagnachmittag gegen 16:15 Uhr Hawaii-Zeit (Montagnacht 04:15 MESZ) durchzustarten. Aus dem zuvor stattfindenden Lavaspattering entwickelte sich innerhalb von 20 Minuten eine bis zu 30 m hohe Lavafontäne, die dann um 17:15 Uhr HST gut 300 m hoch war. Zu diesem Zeitpunkt stimmte der Südschlot in den Ausbruch mit ein. Hier schoss die Lava 150 m hoch in die Luft. Dort, wo die Lava auf den Kraterboden krachte, stieg eine sekundär erzeugte Aschewolke auf. Außerdem entstand Peles-Haar.

Die eruptive Episode begann mit 5 Tagen Verzögerung, wodurch ein langes Pausenintervall zustand kam. Bereits am Mittwoch betrug die Versteilung der Flanke 9 µrad und hatte damit wieder das erforderliche Niveau für den Beginn einer neuen Episode erreicht. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte man rot illuminierten Dampf aus den beiden Schloten aufsteigen sehen und es kam zu gelegentlichem Lavaspattering. Doch anstatt mit einer Eruption zu beginnen, kam es zu Fluktuationen der Bodenhebung und es passierte ansonsten tagelang nichts. Spekulativ ist, dass das Erdbeben vom 20. Mai Einfluss auf die magmatische Aktivität genommen hatte und den Start der Eruption störte. Erst am Samstag kam es noch einmal zu einem beschleunigten Magmenaufstieg und eine Flankenversteilung auf insgesamt 11 µrad, bevor die Eruption dann einsetzte.

In den ersten zweieinhalb Stunden der Eruption senkte sich der Boden um 7 µrad ab, so wie wir es von den vorherigen Episoden her kennen. Die Schwefeldioxid-Emissionen lagen zu diesem Zeitpunkt bei geschätzten 50.000 bis 75.000 Tonnen pro Tag. Eine Aschewolke mit hoher Konzentration an Schwebeasche stieg über den Krater auf.

Gegen 19:15 HST zeigte sich eine beginnende Abschwächung der Tätigkeit und die Fontäne des Südschlots erreichte nur noch eine Höhe von bis zu 250 Metern, während die nördliche Fontäne auf etwa 150 Meter zurückging.

Das HVO warnt weiterhin von Vulkangefahren und insbesondere vor dem starken Gasausstoß: Die Gase können mit dem Wind in bewohnte Gegenden am Kilauea ziehen und dort eine Gesundheitsgefährdung darstellen. Außerdem kann Peles-Haar Hautirritationen und Augenreizungen verursachen. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.