Weitere Erdbeben unter den Campi Flegrei – 23 Beben seit gestern
Pozzuoli, 04.05.2025 – Unter dem Calderavulkan Campi Flegrei hat es in den letzten Tagen weitere Erdbeben gegeben und ein Abflauen der bradyseismodalen Aktivität ist nicht in Sicht. So wurden alleine seit gestern 23 schwache Erschütterungen mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität festgestellt.
Die Beben fokussierten sich nicht auf ein bestimmtes Areal, sondern verteilten sich über das Gebiet der Phlegräischen Felder, wobei es sein kann, dass die Beben für eine genaue Lokalisierung zu schwach waren. Die Hypozentren lagen überwiegend in geringer Tiefe, was typisch für Beben im Bereich des Hydrothermalsystems ist. Neue Daten vom INGV
Die Vulkanologen vom INGV veröffentlichten auch ihr neues Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 26. Mai bis 1. Juni. In dieser Periode wurden 49 Beben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,9.
Die Bodenhebung setzte sich mit einer Geschwindigkeit von 15 mm pro Monat fort. Seit Januar 2024 hob sich der Boden um 280 mm. Die Hebung seit Beginn der Hebungsphase liegt bei gut 1480 mm.
Der Gasausstoß folgt generell den langjährigen Trends, doch in der letzten Woche stürzte der CO₂-Ausstoß deutlich ab und nahm Werte ein, wie sie vor der Phase signifikant erhöhter Aktivität seit August 2024 typisch waren. Ob das einen dauerhaften Rückgang des Gasausstoßes signalisiert, ist bis jetzt unklar. In einigen Gebieten gab es öfters größere Schwankungen. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag im Durchschnitt bei 96 Grad.
Die süditalienische Caldera befindet sich seit 2005 in einer Hebungsphase, die als Bradyseismos bekannt ist. Der Motor hinter diesem Phänomen ist Magma, das von einer tiefen Quelle ausgehend Fluide mobilisiert, die das Hydrothermalsystem unter Druck setzen. Ob auch Magma in geringe Tiefe aufgestiegen ist, konnte bis jetzt wissenschaftlich nicht eindeutig belegt werden, wird von einigen Autoren aber als wahrscheinlich angesehen.
Geringe Gasemissionen bei steigender Seismizität deuten auf Verstopfung des Taal-Fördersystem hin – phreatische Eruption möglich
Manila, 06.06.2025 – Auf den Philippinen zeigt nicht nur der Kanlaon Anzeichen steigender Aktivität, sondern auch der Taal. Dieser erzeugte bereits in der letzten Woche einen phreatischen Ausbruch und könnte nun vor der nächsten Eruption stehen, worauf steigende Seismizität bei rückenläufigem Gasausstoß hindeutet.
Taal mit Volcano Island (Archivbild)
Die von PHIVOLCS veröffentlichten Daten zeigen, dass der Schwefeldioxidausstoß in den vergangenen Tagen kontinuierlich zurückging. Parallel dazu nahm die Seismizität zu. Heute wurden 16 vulkanisch bedingte Erdbeben gemeldet, inklusive 8 Tremorphasen, die zwischen 2 und 32 Minuten dauerten. Am Vortag waren es 9 Erschütterungen. Der Schwefeldioxid-Ausstoß fiel von 1351 Tonnen am Tag, die noch am 2. Juni gemeldet wurden, auf nur noch 381 Tonnen in den letzten 24 Stunden vor Veröffentlichung des Berichts. Die Daten sprechen für eine Blockade des Fördersystems, wodurch Gase nicht mehr wie gewohnt entweichen können, wodurch sich ein zunehmend hoher Gasdruck aufbaut. Diese könnte letztendlich eine Eruption auslösen. In den letzten Monaten konnten wir ähnliches Verhalten am Taal öfter beobachten. Letztendlich löste sich das Problem durch dampfgetriggerte Explosionen, wobei es im letzten Jahr auch zu phreatomagmatischen Eruptionen kam, die frische Lava mit ausstießen.
Genaue Prognosen, wann eine Explosion eintreten wird, lassen sich nicht erstellen, doch meistens lösen sich solche Verstopfungen nach wenigen Tagen. Die Eruptionen manifestieren sich aus dem Krater auf Volcano Island, einer Insel im See der großen Taalcaldera. Diese liegt gut 50 Kilometer von Manila entfernt, der Hauptstadt der Philippinen.
Die Taal-Caldera formierte sich in einer Serie gewaltiger Eruptionen in der zweiten Hälfte des Pleistozäns. Nach der letzten Eiszeit gab es aber auch starke Eruptionen, die, sollten sie heute auftreten, große Zerstörungen verursachen würden, die auch Manila betreffen würden.
Dramatische Videos zeigen Flucht: Paroxysmale Eruption und pyroklastischer Strom werfen Frage nach der Sicherheit am Ätna auf
Nach dem starken paroxysmalen Vulkanausbruch am Ätna, in dessen Folge ein pyroklastischer Strom entstand, der erst ins Valle del Leone und dann ins Valle del Bove floss, sind nun Diskussionen um die Sicherheit am Vulkan entbrannt. Diese werden vor allem in den sozialen Netzwerken geführt, dürften hinter verschlossenen Türen aber auch in den zuständigen Behörden und bei Tourenanbietern geführt werden. Grund für diese Diskussionen ist nicht allein die Tatsache, dass es einen Vulkanausbruch gab, sondern dass bei schönstem Wetter viele Vulkanwanderer unterwegs waren, denen der pyroklastische Strom sehr nahe gekommen ist. Teils dramatisch wirkende Videos wurden veröffentlicht, die zahlreiche flüchtende Wanderer zeigen.
Ein Videoclip -den ich gestern schon zeigte- dokumentiert die panische Flucht einer großen Gruppe bzw. mehrere geführter Wandergruppen in unmittelbarer Nähe zum pyroklastischen Strom. In Anbetracht dieser Bilder grenzt es an ein Wunder, dass es keine Todesopfer oder ernsthaft verletzten Personen jenseits von verstauchten Knöcheln gab. Wenn ich es richtig interpretiere flüchteten die Menschen über die Ascherutsche unterhalb des Pizzo Deneri und waren nicht unmittelbar in Lebensgefahr, doch zum Zeitpunkt des Abganges des pyroklastischen Stroms konnte man das sicherlich nur schwer einschätzen und die Fluchtreaktion war gerechtfertigt.
Im Jahr 2006 bin ich am Ätna in eine ähnliche Situation geraten, mit dem Unterschied, dass ich direkt vor dem Südostkraterkegel stand. Zum Glück erkannte ich die Gefährlichkeit der Situation und habe ca. 10 Minuten vor dem Abgang eines größeren pyroklastischen Stroms -der aber deutlich kleiner war als der aktuelle- die Gefahrenzone rennend verlassen und war gerade außer Reichweite des Stroms, als er abging.
Das INGV veröffentlichte heute einen Artikel nebst ausführlicher Erklärung, nach der die Vulkanologen des Observatoriums durchaus in der Lage sind, Paroxysmen in einem sehr frühen Aufbaustadium zu erkennen und auch davor zu warnen. Nur leider werden diese Warnungen nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben, sondern versickern unbeachtet beim Zivilschutz. Ein System, diese Warnungen an Anwohner und Touristen auszugeben, fehlt.
Das Früherkennungssystem des INGV basiert auf einer KI, die Messdaten der 160 Überwachungsstationen auswertet, die am Ätna installiert sind. Damit zählt der Vulkan zu den am besten überwachten Feuerbergen der Welt. Es gibt auch ein teils automatisiertes Warnsystem, das die Informationen an den Zivilschutz weiterleitet, so dass die Öffentlichkeit bereits einige Stunden vor einem Paroxysmus vor dem Ausbruch gewarnt werden könnte.
KI-Basiertes Frührwarnsystem am Ätna.
Das schreibt das INGV zu den Vorgängen am 2. Juni (Zusammenfasung):
Bereits vor dem Ereignis schlug das Frühwarnsystem ETNAS (ETna iNtegrated Alert System) des INGV-Observatoriums Alarm. Es zählt zu den modernsten seiner Art weltweit und kombiniert Daten aus über 160 geophysikalischen und geochemischen Messstationen am Ätna. Das System basiert auf einem Machine-Learning-Algorithmus, der Veränderungen in Echtzeit erkennt und je nach Gefahrenlage verschiedene Warnstufen (F1, F2, I0, I1) ausgibt.
ETNAS unterscheidet dabei zwischen zwei Eruptionsszenarien: Lavafontänen (F-Warnungen) und magmatische Intrusionen (I-Warnungen). Bei letzterem wird ein möglicher Bruch an der Oberfläche durch aufsteigendes Magma angezeigt. So konnte etwa 2018 ein Eruptionsspalt 20 Minuten vor dem tatsächlichen Aufbrechen korrekt vorhergesagt werden.
Im aktuellen Fall wurde frühzeitig die höchste Warnstufe F2 aktiviert, was auf eine unmittelbar bevorstehende oder bereits laufende paroxysmale Eruption hinweist. Die automatische Alarmierung erfolgte über E-Mail und SMS an Katastrophenschutz und regionale Behörden – ein entscheidender Zeitvorsprung, um Schutzmaßnahmen einzuleiten.
Allerdings gibt es auch jenseits des KI-basierten Warnsystems Hinweise auf einen Paroxysmus, die selbst von ambitionierten Vulkanspottern und Hobbyvulkanologen erkannt werden: In der Regel gehen Paroxysmen mit strombolianischen Explosionen einher, die oft Stunden oder sogar Tage im Voraus beginnen. Jedoch gipfelt nicht jede strombolianische Aktivität in einem Paroxysmus mit Lavafontänen, Aschewolken und Lavaströmen. Ein relativ verlässlicher Indikator ist ein rapider Anstieg des seismischen Tremors. Um Fehldeutungen zu vermeiden, wurde ein Schwellenwert definiert, der den „Point of no Return“ markiert – jenen Bereich, ab dem fast sicher mit einem größeren Ausbruch zu rechnen ist. Diese Erkenntnisse sind in der Szene seit etwa 2014 bekannt, werden nun aber durch die KI automatisch erkannt und verarbeitet.
Das trügerische an dem Paroxysmus vom 2. Juni bestand darin, dass sich der Ausbruch drei Wochen nach einer vergleichsweise mild verlaufenden Eruptionsserie manifestierte. So dachten auch erfahrene Vulkanbeobachter, es würde sich um eine Fortsetzung dieser Aktivität handeln. Wäre ich selbst am Vulkan gewesen, wäre ich auch ziemlich nahe herangegangen um gute Fotos zu schießen. Unklar bleibt bis jetzt, ob das Früherkennungssystem des INGV es besser wusste und die Gefahr erkannte: der pyroklastische Strom ging ziemlich unvermittelt ab ohne dass es zuvor eine paroxysmale Hauptphase gegeben hätte. Diese baute sich erst im Zuge des Abgangs auf.
Wichtig wäre es nun, die Informationen über den Vulkanzustand an die Öffentlichkeit zu transportieren, am besten mit den Systemen, die ich schon in meinem letzten Artikel beschrieb. Cellbroadcast ist da meiner Meinung nach das zeitgemäße System der ersten Wahl. Darüber hinaus müssten besonders gefährdete Regionen deutlich markiert werden, damit Vulkanwanderer wissen auf was sie sich einlassen. Tatsächlich wurden jüngst vor dem Gipfelbereich neue Warnschilder aufgestellt, doch anderorts fehlen diese. Nach wie vor bin ich gegen generelle Besteigungsverbote und allumfassende Sperrungen, aber für mehr Information und Aufklärung.
Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,0 erschütterte die beliebte Ferieninsel – zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen
Datum: 03.06.2025 | Zeit: 11:26:31 UTC | Koordinaten: 34.974 ; 25.841 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0
Heraklion, 04.06.2025 – Im Südosten der bei deutschen Urlaubern beliebten griechischen Insel Kreta hat sich erneut ein mittelstarkes Erdbeben ereignet. Die Magnitude wird vom GFZ mit 5,0 angegeben, während das EMSC eine Stärke von 4,9 meldet. Die Tiefe des Hypozentrums wurde von beiden Erdbebendiensten mit 10 Kilometern angegeben. Das Epizentrum lag kurz vor der Küste, etwa 10 Kilometer ost-südöstlich von Ierápetra.
Der Erdstoß ereignete sich am gestrigen Mittag um 11:26:31 UTC und war in einem Umkreis von über 500 Kilometern spürbar. Augenzeugen in der Nähe des Epizentrums beschrieben das Beben als stark und langanhaltend. Gegenstände fielen aus Regalen, Lampen schwankten – größere Schäden wurden jedoch nicht gemeldet.
Obwohl die Bevölkerung Kretas zunehmend besorgt über die Erdbeben ist, reagiert man dort insgesamt noch vergleichsweise gelassen – im Gegensatz zur Türkei, wo es bei ähnlich starken Beben regelmäßig zu Panikreaktionen kommt und Menschen teils sogar aus Fenstern springen, wie es zuletzt vorgestern der Fall war. In Bezug auf die Türkei könnte gezielte Aufklärung helfen: Nicht jede Störungszone ist groß genug, um katastrophale Starkbeben hervorzurufen, so dass Schäden meistens gering ausfallen und ein vergleichbare geringes Sterberisiko besteht. Fluchtreaktionen sind in erster Linie entlang der beiden großen Störungszonen im Norden und Osten Anatoliens angebracht.
Auffällig ist, dass es in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich häufig zu vergleichbaren Erdstößen im Raum Kreta gekommen ist. Offenbar drückt die Afrikanische Platte verstärkt gegen die Eurasische Platte und verursacht Spannungen im Untergrund, die sich in zahlreichen Erdbeben in der Ägäis und angrenzenden Gebieten wie der Türkei entladen. Auf der Shakemap sind auch Erdbeben im Gebiet nordöstlich von Santorin erkennbar.
Die Kräfte der Plattenkollision, an der nicht nur die beiden großen Kontinente beteiligt sind, sondern auch mehrere kleinere Platten wie die Ägäische, Ionische, Anatolische und Arabische Platte, erzeugen Krustenbewegungen in unterschiedliche Richtungen. So kommt es im Back-Arc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone auch zu Krustendehnungen, von denen Kreta besonders betroffen ist. Deshalb weist die Insel eine Längsausdehnung in Ost-West-Richtung auf. Diese bedingt eine Reihe parallel verlaufender Störungszonen, die senkrecht zur Subduktionszone ausgerichtet sind. Eine dieser Störungszonen im Osten Kretas ist die Ierapetra-Fault-Zone, die für den aktuellen Erdstoß verantwortlich gemacht wird. Zuletzt ereignete sich hier im vergangenen Jahr ein ähnliches Beben.
Langanhaltende Ascheemission am Kanlaon beobachtet – Seismizität erhöht
Manila, 04.06.2025 – Nachdem der Kanlaon in der letzten Woche recht ruhig war, gibt es diese Woche erneut Anzeichen erhöhter Unruhen. So eruptierte der Vulkan am Montag fast eine halbe Stunde lang Vulkanasche. Sie erreichte laut VAAC Tokio eine Höhe von 3300 m und driftete in Richtung Westen. In den Orten unter der Eruptionswolke kam es zu leichtem Ascheniederschlag.
Die Vulkanologen von PHILVOLCS veröffentlichten eine Schautafel zum Geschehen, der man die wesentlichen Daten entnehmen kann. Demnach erreichte die Aschewolke eine Höhe von 1200 m über dem Krater und 29 Minuten an. Die Emission wurde von vulkanischem Tremor begleitet. Zudem stieg auch die Seismizität an und es wurden 37 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Der Schwefeldioxidausstoß belief sich auf 1460 Tonnen am Tag. Am Tag zuvor wurden gut 400 Tonnen SO₂ mehr ausgestoßen. Der Vulkan gilt weiter als aufgebläht. Diese Aufblähung zeugt von einer größeren Magmenakkumulation unter dem Feuerberg. Weitere Ascheeruptionen, die auch durchaus stärker werden können, gelten als wahrscheinlich.
Der Kanlaon ist seit gut einem Jahr sehr aktiv. Eine größere Eruption gab es zuletzt am 13. Mai, als sogar ein pyroklastischer Strom entstand. Am 25. Mai ereignete sich dann ein Lahar, als sich auf dem Vulkanhang Regenwasser mit der abgelagerten Asche mischte. Dabei wurde 1 Haus zerstört und 7 weitere beschädigt.
Kanlaon ist ein 2435 m hoher Stratovulkan auf der philippinischen Insel Negros. Er liegt zwischen den Provinzen Negros Occidental und Negros Oriental. Obwohl der Kanlaon in den letzten Monaten oft eruptierte, werden seine Ausbrüche selten so stark, dass sie große Landstriche verwüsten. Doch auch von den schwächeren Eruptionen mit einem VEI2 geht ein gewisses Zerstörungspotenzial aus. Besonders gefährlich sind dabei die pyroklastischen Ströme.